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Die Geschichte vom Jungen...

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16.12.2001
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Die Geschichte vom Jungen...

Die Geschichte vom Jungen, dem das Leben zu viel wurde…

Ich kannte einen Jungen, der lebte in einer Welt, die mit der unseren, der „realen“, nur wenig Gemeinsames hatte. Eine Welt, wie sie nur in Büchern überleben kann. Und in der Phantasie kleiner Jungen.
Weil ihm das Leben in unserer „Realität“ zu viel wurde, dachte er sich seine eigene Stadt aus, mit Häusern und Straßen, mit Menschen, die es in unserer Welt nie geben wird, geben kann.
Ihm war es aber schon bald zu wenig, nur in seinen Tagträumen die Stadt besuchen und mit seinen neuen Freunden spielen zu können. Er wollte mehr.
An einem Sommertag ging er morgens auf eine Wiese, legte sich ins taunasse Gras und starrte minutenlang, stundenlang in die Sonne, bis diese farbenprächtig hinter einem Wäldchen unterging. Der Junge sah die Abendröte nicht mehr, nur die Gesichter “seiner“ Menschen. Für unsere Welt war er geblendet, blind.
Dem Jungen war es, als würde er in einem Stummfilmkino sitzen, sein eigenes Werk betrachtend. So, als würden alle anderen im Saal mit Popcorntüten rascheln, nur um ihn zu stören und zu ärgern.
Eines Tages ging er wieder aus dem Haus hinaus und zu der Wiese, mit einem Stück Draht. Er stach sich damit so lange in die Ohren, bis er seine eigenen Schmerzensschreie nicht mehr hören konnte, nur noch fühlte, wie das Blut aus seinen zerstoßenen Gehörgängen drang.
Endlich hatte er Musik, Freudenschreie und Kinderlachen in seinem ganz privaten Kino, seiner wahren Welt. Seine „realen“ Freunde, seine „reale“ Familie, sie trafen mit ihren Geschichten und ihren Gesprächen nur noch auf taube Ohren.
Bald wurde es ihm zu wenig.
Eines Tages kletterte er, blind und taub, auf die Fensterbank und ließ sich fallen. Vier Stockwerke tief.
Als er gelähmt in seinem Krankenbett aufwachte, war der Junge glücklicher als je zuvor. Endlich konnte er mit seinen Freunden aus der anderen Welt spielen, mit ihnen herumlaufen, tanzen. Für unsere Welt hatte er keine Gefühle, keinen Schmerz mehr übrig.
Doch da bemerkte er das dumpfe Schlagen seines kleinen Herzens, bemerkte, dass er manchmal an die „Realität“ dachte und er erkannte, dass er noch nicht zu seiner eigenen Welt gehörte, nicht vollständig.
Dann beschloss er zu sterben.
Ich weiß nicht, ob der Junge glücklich war, oder ob es ihm bald schon zu wenig wurde. Er konnte es mir nicht mehr erzählen.

…und der Tod zu wenig

 
Zuletzt bearbeitet:

Eine wirklich seltsame Geschichte! Die Idee hinter dem Text fasziniert mich. Ein kleiner Junge, der alle Sinnesorgane ausschaltet um ohne Störfaktoren in seiner Phantasiewelt leben zu können. Da kann man viel draus machen! Schade finde ich nur, dass du den Text so kurz gehalten hast, man hätte viel detailgetreuer die Situation und den Hergang schildern können um den Leser in seinen Bann zu ziehen.

Überarbeite den Text noch einmal, es wäre schade, die Geschichte so heruntergeschludert hier stehen zu lassen.

Neben einigen kleineren Ausdrucksfehlern solltest du diese beiden Mängel dringend beseitigen:

- Verwende anstatt von "dem das Leben zu viel wurde" einen anderen Ausdruck, "zu viel" klingt zu sehr nach schlampigen Konversationsdialekt an der Wurstbude.

-"Bald wurde es ihm zu wenig." = selbes Spiel, wähle doch einen anderen Ausdruck

Ciao und weiter so!
Jingles

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi kampfengerl!

Meinem Vorredner schliess ich mich sofort an und dräller dir auch fröhlich entgegen: Spitzenmäßiger Stoff für eine Kg! :thumbsup:

Wenn ich den Faden von Jingles aufnehmen darf, so gibt die Vorstellung, einen solchen Stoff (subtil verpackt) in der Rubrik Horror/ Grusel oder dramatisch inszeniert in Spannung/ Krimi ausführlicher dargestellt zu bekommen durchaus Anlass zur Vorfreude, doch bleibt eines Fakt: Du hast dich für Seltsam entschieden und das sollte auch respektiert werden. In den genannten Rubriken wären deine Ausführungen sicherlich zu kurz gewesen, doch lässt dein Name vermuten (wie oberflächlich... uiuiui) dass du Spass an dieser Rubrik hast und das steht der Geschichte gut.
Ich halte es generell für SEHR schwierig, eine längere Geschichte in dieser Rubrik zu verfassen, da man immer Gefahr läuft, entweder in Blödsinnigkeit abzugleiten oder den Leser vorzeitig zu verkraulen...

Also: Schönes Ding!

Gruss
BH

 

Show don't tell

Hallo kampfengerl

Ich kannte einen Jungen, der lebte in einer Welt, die mit der unseren, der „realen“, nur wenig Gemeinsames hatte.
Würde ich weglassen - zu geschwollen.
Weil ihm das Leben in unserer „Realität“ zu viel wurde, dachte er sich seine eigene Stadt aus, mit Häusern und Straßen, mit Menschen, die es in unserer Welt nie geben wird, geben kann.
Show don't tell. :teach: Wieso Anführungsstriche :confused:
Dem Jungen war es, als würde er in einem Stummfilmkino sitzen, sein eigenes Werk betrachtend
Ohne Partizip klingt es besser.

Sorry, aber dieser Text ist nicht mehr als die Aneinanderreihung von ein paar Sätzen. Du erzählst nicht, du beschreibst nicht. Das einzige was du tust ist berichten und feststellen und damit ist dies keine Kurzgeschichte. Du lässt deinem Lesern überhaupt keine Chance am Geschehen teil zu haben, sondern knallst ihm nur die Informationen vor die Füße. Mal ganz davon abgesehen, das dein Prot (:confused: ) nur Junge heißt und überhaupt keinen Charakter hat und man auch nicht weis wo und wann die Geschichte spielt.

Grüße
Phoenix

 

Hallo Kampfengel,

auch, wenn ich die Detailanmerkungen von Phoenix ebenfalls hatte, empfinde ich die Geschichte in ihrer Ganzheit doch als solche. In diesem Falle funktioniert das eher parabelhafte Erzählen für mich.
Ich kann mir den Jungen in seiner Welt vorstellen und finde es konsequent, wie er dem realen Leben immer weiter entsagt. Das Urteil, ob dies nun gut ist, überlässt du dabei dem Leser.
Trotzdem möchte ich den Detailanmerkungen noch etwas hinzufügen.

Dann beschloss er zu sterben.
Den Satz halte ich für überflüssig. Er ist ja die Konsequenz aus dem vorherigen. Das gilt genau so für diesen:
…und der Tod zu wenig
Für deine Überschrift
Die Geschichte vom Jungen...
gilt, dass ein Leerzeichen zwischen das Wort und die Auslassungszeichen gehört.

Mir hat der Text gefallen.

Lieben Gruß, sim

 

Hi kampfengerl

Die Idee gefällt mir gut. Du könntest nur noch mehr draus machen. Der junge braucht definitiv Charakter und einen Namen, die Geschehnisse einen Ort, er braucht Eltern und er braucht Gründe. (obwohl du hier wahrscheinlich niemandem die Gründe zum Flüchten in andere Welten zu liefern brauchst)
Wenn du dich noch mal drannsetzt, wird da bestimmt was geiles draus. Aus deiner Sprache, so trocken und lapidar, würde ich einzelne Szenen intensiever beschreiben.
...

Gruß

 

Diese Schilderung beschränkt sich auf das Wesentliche und verschwendet kaum ein Wort und keine Zeit, um zu ihrem Kern bzw. Ziel vorzudringen. Was im Antikriegsroman "Johnny zieht in den Krieg" der Krieg aus einem Menschen macht (und schockiert!), wird hier zu einem selbst gewählten und selbst erzwungenen Schicksal. Der totale Rückzug aus dem Leben, und die totale Verweigerung jeglicher Kontaktmöglichkeit mit der Realtät. Der Verzicht auf das, was das Leben lebenswert macht. Ich finde die Idee radikal und den Ansatz für eine Geschichte höchst interessant. Der Text kommt aber relativ nackt daher, kühl beschreibend und sich nicht der Gefahr aussetztend, eine Position oder Bewertung vorzunehmen. Es gibt ja das krankhafte Bedürfnis mancher Menschen zur Selbstverstümmelung. In diesem Text wird das praktisch auf die Spitze getrieben. Ich habe mich gefragt, ob das nicht intensiver geschehen müsste, um wirklich zu packen. Es ist ja wirklich keine Geschichte. Keine Erzählung. Eine Parabel? Ein Märchen? Nun, ich glaube aber letztendlich, die Form ist richtig gewählt worden. Es wirkt. Und es wirkt nach.

Grüße von Rick

 

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