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Die grüne Sackgasse
Die tragische Geschichte von einem cannabisabhängigen Jungen
Es regnet sehr stark. Da zu dem Regen der Föhn wütet, werden die Regentropfen mit einem monotonen „plop plop“ gegen die Scheiben geworfen. Ein ganz und gar unangenehmer Herbsttag also. In Gedanken verloren starrt Jonas aus dem geschlossenen Fenster, hinaus auf die endlosen Wiesen des Kollegiums Karl Borromäus. Er ist wieder einmal völlig teilnahmslos und verspätet zum Unterricht erschienen. Er ist bekifft wie schon so oft in letzter Zeit.
Da der Lehrer kurz vor der Rente ist und sich nicht mehr mit solchen Junkies auseinander setzen will, hatte er Jonas gleich in die hinterste Reihe versetzt, wo er nun ungestört abwesend vom Unterricht sein konnte. Er denkt über vieles nach, er weiss aber nicht genau über was er nachdenkt. Die grüne Droge (Cannabis) hat in seinem Gehirn schon einen zu grossen Schaden angerichtet.
Während dem die Stimme des Lehrers und die eifrigen Antworten der Streber von den Visionen seiner Droge langsam verdängt werden, denkt Jonas das letzte Mal noch einmal daran, wieso er eigentlich vor 3 Jahren angefangen hatte zu kiffen und sein Leben somit in den Mülleimer geworfen hatte. Er sieht es vor sich, wie ihm seine erste wirklich grosse Liebe den Laufpass gegeben hatte. Wie er auf den Knien flehend um ihre Einsicht gebettelt hatte und alle seine damaligen Freunde ihn auslachten und Witze rissen. Sie hatte ihm noch versucht zu erklären, dass es nicht wegen ihm sei, sondern wegen diesem schleimigen Idioten aus der sechsten Klasse, den sie anschliessend als Freund hatte. In diesem Augenblick als seine Freundin ihn verliess und seine damaligen Freunde ihn auslachten, verstand er, dass ihn nun alles verlassen hatte, wofür es sich gelohnt hätte weiterzuleben, ohne sich stündlich mit Gras voll zudröhnen
Er hatte sie doch so geliebt. Sie waren fast ein ganzes Jahr zusammen. Eine halbe Woche fehlte noch bis zu seiner grossen Überraschung, welche er in wochenlangen Vorbereitungen für sie vorbereitet hatte. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Was nun? Sollte er etwa …? Nein, dazu hatte er keinen Mut. Mut war noch nie seine Stärke gewesen.
Durch sein schändliches, drogenabhängiges Dasein wurde jedoch anschliessend alles nur noch schlimmer. Er flüchtete vor seinen Problemen, vor seinen Ängsten und letztlich vor sich Selbst. Jetzt befindet er sich in einer Sackgasse. Er weiss keinen Weg weiter und zurückschauen traut er sich nicht, da er befürchtet, wieder verletzt zu werden.
In diesem besagten Klassenzimmer an dem kargen Herbsttag in der hintersten Reihe ist er jetzt bereit loszulassen. Loszulassen von dem qualvollen sinnlosen Leben, an jenes er gebunden ist. Mit dem letzten „plop“, welches der stark nachlassende Regen an der Scheibe macht, fliegt Jonas vom Stuhl. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits jegliche Ansprech- und Wiederbelebungsversuche zwecklos.