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Die Lotto-Oma

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05.09.2020
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Die Lotto-Oma

Noch ahnte Tjark nichts. Gegen den Türrahmen gelehnt beobachtete er seine Oma, wie sie in der winzigen dunklen Kochnische herumwuselte. Der duftende Dunst, der wie jeden Sonntag aus unzähligen Töpfen und Schüsseln aufstieg und die Nische in ein Dampfbad verwandelte, ließ ihn die Köstlichkeiten erahnen: Rinderrouladen mit Kartoffeln und Rotkohl, dazu diverse andere Kleinigkeiten. Während der tägliche Mensafraß Tjark zu einem Vegetarier gemacht hatte, aß er bei Oma beinahe alles. In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet-Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen – so wie Omas Pudel Derrick die Katze des Nachbarn.
Schon wieder schlich ihm Derrick um die Beine, wo er doch sonst immer in seinem Sessel schlummerte. Oma war auch irgendwie anders. Als sie endlich am Tisch saßen, ging er der Sache auf den Grund.
»Oma. Was ist los? Irgendwas stimmt nicht, oder?«
»Du hast dir ja gar keinen Rosenkohl genommen.«
»Oma, ich mag keinen Rosenkohl – immer noch nicht.«
»Na, dann aber wenigstens ein paar Kroketten!«
»Ist jemand gestorben?«
»Und Bohnensalat, den magst du doch so gern! Ich hab im Lotto gewonnen!«
»Was?«
»Na der gelbe Bohnensalat! Dein Lieblingssalat!« Sie hielt ihm die Schüssel hin.
»Nee, Oma. Das andere, was war das?«
»Ich hab im Lotto gewonnen, Tjark!«, sagte sie und hielt beide Hände vor den Mund.
Alles verschwand vor seinen Augen, die Kroketten, der Bohnensalat, zum Glück auch der Rosenkohl. Mit offenem Mund starrte er sie an.
»Bist du dir sicher?«
»Tjark, mein Junge. Ich bin zwar alt, aber mein Kopf funktioniert noch ganz wunderbar!«
Das stimmte allerdings. Oma war trotz ihrer neunzig Jahre geistig topfit. Körperlich hatte sie abgebaut, ging jedoch immer noch regelmäßig zum Seniorentreff, um zu singen und zu tanzen, und unternahm gelegentlich einwöchige Trips mit den anderen Alten.
»Im Lotto gewonnen? Das glaub ich jetzt nicht! Das ist ja supergeil, Oma, echt unfassbar! Wie viel ist es denn?«
»Viel.«
»Viel?«
»Genug. Tjark? Ich möchte, dass das unter uns bleibt. Mir ist Geld nicht wichtig. Weder ich noch deine Eltern hatten viel davon und trotzdem sind wir zufrieden. Deinen Eltern geht es gut und mir ebenso. Außerdem bin ich nun auch nicht mehr lange da. Und im Gegensatz zu mir hast du dein ganzes Leben noch vor dir! Du bist ja erst zwanzig!«
»Einundzwanzig, Oma!«
»Mein ich ja! Jedenfalls bist du jung und ich will, dass du das machst, was du wirklich machen willst, was dich glücklich macht und nicht so’n ollen Quatsch, BWR oder wie das heißt …«
»BWL, Oma.«

Die drei Buchstaben schleuderten ihn knappe achtundvierzig Stunden zurück.
»… wir brauchen auch eine zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit. Wenn Konzern A bilanziert, sollte das idealerweise vergleichbar sein mit der Bilanzierung von Konzern B, sonst können Adressaten keine Investitionsentscheidungen treffen …«
Tjark saß auf einem der Stühle in der obersten Reihe des Hörsaals. Vor ihm auf dem Klapptisch lag ein Notizblock ohne Notizen. Wie die meisten Blätter in dem Block war aber auch das oberste Blatt nicht blank: Es war übersät mit Zeichnungen. Das Profil einer Kommilitonin, die nicht weit von ihm in der nächsten Reihe saß, der Kastanienbaum draußen vor einem der Fenster, diverse imaginäre Figuren und abstrakte Gebilde. Es war schon öfter vorgekommen, dass Sitznachbarn verblüfft waren über seine kleinen Kunstwerke. Heute tippte sein Sitznachbar eifrig auf seinem Laptop herum, neben dem Geschriebenen die Folien der Vorlesung: »Internationale Konzernrechnungslegung, 2. Vorlesung, 3. Semester«.
Tjark schaute aus den Fenstern, vernahm die Stimme der Professorin wie Hintergrundmusik. Die warmen Sonnenstrahlen, die diese Professorin glücklicherweise nicht aussperrte, wie die meisten anderen, fielen schräg in den Hörsaal. Der große Platz vor dem Hauptgebäude der Uni wimmelte von Studenten und Studentinnen, deren Wochenende bereits begonnen hatte, und im Geiste war Tjark schon einer von ihnen.
Dann begann das Wimmeln endlich auch im Hörsaal und schon stand Andy neben ihm.
»Die Party in der Alice-Neel-Straße ist erst morgen.«
»Och nee, echt? Bis dahin halt ich’s nicht aus, ey.«
»Ach komm, das passt schon. Wir machen heut einfach was anderes. Erst mal bei mir oder dir treffen, dann sehen wir weiter.«
»Okay. Ich bring Bier mit!«
»Abgemacht!«

Spät am nächsten Nachmittag hatte sich Tjark grade von seinem Kater erholt, da stand Andy schon wieder vor der Tür.
»Moin! Fit?«
»Puh, nicht wirklich.«
»Heute geht’s ab, Junge! Und ich hab Reste von gestern dabei«, sagte Andy grinsend und wedelte mit einer Vodka-Flasche vor Tjarks Gesicht herum.
Einige Stunden später kamen sie in bester Stimmung in der Alice-Neel-Straße an. Die WG war berühmt für ihre ausgelassenen Feiern. Sobald er die Altbauwohnung mit ihren hohen Decken betrat, fühlte sich Tjark wohl. Einige Leute standen mit Bierflaschen im Flur und unterhielten sich. Sein Vater hätte sie wohl als Hippies bezeichnet. Aus dem ersten Zimmer dröhnte Live-Musik. Ein paar der Musiker kannte er, unter ihnen Studenten der Musikhochschule, auch wenn sie dort höchstwahrscheinlich weniger schrammelig spielten. Durch die nächste Tür gelangten sie in die Küche, in der Fela Kuti Ungleichheit und Gewalt anprangerte.
»Endlich normale Leute!«, flüsterte Tjark in Andys Ohr, der den beiden gerade einen Rum-Cola mixte und genau wusste, was Tjark meinte: endlich interessantere Leute als die BWLer.
Dass die beiden selbst BWL-Studenten waren und Andy, im Gegensatz zu Tjark, das Studium gefiel und er auch nichts gegen seine Kommilitonen hatte, sogar mit einigen anderen befreundet war, spielte in diesem Moment keine Rolle. Schlagartig begann Tjarks Puls zu rasen und wie hypnotisiert stieß er Andy mit dem Ellenbogen.
»Scheiße Tjark, was soll das? Jetzt hab ich hier kostbaren Rum verschüttet!«
Nachdem Tjark ihm keine Beachtung schenkte, folgte Andy seinem Blick und sah sie: Lina. Wow, dachte Tjark, und bewunderte ihr kurzes krauses Haar, die große Nase, den eigenwilligen Kleidungsstil. Sie kam genau auf ihn zu und ließ ihn erröten. Einen Moment lang dachte er, sie würde sich zu ihm beugen, um ihn zu küssen, wie er es sich schon auf vergangenen Partys vorgestellt hatte. Doch sie griff nur nach einer Flasche Sekt, die hinter ihm neben dem Kühlschrank stand. Er fühlte, wie ein Rinnsal von Schweiß aus seinen Achselhöhlen an den Oberarmen hinunterfloss und hoffte, dass er nicht stank.
»Na ihr beiden! Gab’s heut keine BWLer Party, auf die ihr gehen konntet? Oder sind nur eure Anzüge in der Reinigung?«, sagte sie und lachte, bevor sie mit ihrer Sektflasche davonstolzierte.
Das idiotische Grinsen, welches er selbst nicht bemerkt hatte, verschwand von Tjarks Gesicht.
»Ey, lass die Alte labern. Nicht alle Kunststudentinnen sind cool, das sollte selbst dir klar sein!«
»Andy. Es geht hier nicht um Lina oder sonst irgendjemand anderen und das weißt du.« Er leerte sein Glas in einem Zug und lief Richtung Ausgang.
»Hey, Tjark, was’n los? Ist doch nicht so wild, wir sind ja grade erst gekommen.«
Andy folgte ihm raus auf die Straße, wo er ihn vergeblich zur Umkehr zu überreden versuchte.
»Scheiß BWL Kack! Ich hab da keinen Bock mehr drauf, Andy! Ich hab echt die Schnauze voll!«
»Ja, ich weiß. Tut mir leid, Mann. Aber hey: Wenn du es so scheiße findest und so gerne Kunst studieren willst, dann mach’s doch einfach!«
»Einfach, Andy, du bist witzig! So easy ist das nicht ...«
Unterstützt von einem Kiosk-Bier schaffte Andy es, seinen Kumpel aufzumuntern. Sie gingen ins »Roxy«, ihre Lieblingskneipe, und tranken, quatschten und tanzten bis spät in die Nacht.

Jetzt saß er mit einem Rest Rinderroulade im Mund seiner Oma gegenüber. Der Oma, die ein bescheidenes, aber glückliches Leben führte, allein mit einem Pudel in einem alten Bauernhaus nicht weit von der Stadt. Und jetzt war sie plötzlich reich! Was hatte sie da gesagt? Sie wolle, dass er das macht, was er wirklich will, was ihn glücklich macht und nicht irgendeinen Quatsch – BWR …
»BWL«, murmelte Tjark vor sich hin.
»Wie bitte?«
»Ach nichts, Oma.«
»Also. Was sagst du dazu?«
»Was sag ich wozu?«
»Na zu dem, was ich grade gesagt hab. Ich werde das ganze Geld auf ein geeignetes Konto überweisen, da habe ich mich schon von einer netten Dame bei der Sparkasse beraten lassen. Ich werde dir deine Miete zahlen und dir ein monatliches Taschengeld geben, unter zwei Bedingungen: Erstens bleibt das alles unter uns und zweitens bekommst du den Rest, wenn du es mal brauchen solltest – oder ich nicht mehr da bin.«
»Du wirst noch lange leben Oma, sehr lange!«
»Du lenkst ab, Tjark.«
Sie hatte recht. Er traute sich nicht, das Gefühl der Freude zuzulassen, welches bereits seinen Körper erfüllte, seit sie die Worte »Lotto« und »gewonnen« erwähnt hatte. Gleichzeitig war ihm klar, dass das Unsinn war. Warum konnte Tjark es nicht zulassen? Seine Oma hatte schließlich keine Bank ausgeraubt oder Steuern hinterzogen. Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren – trotz seiner Zweifel? Es klang zu schön, um wahr zu sein.
Tjarks Gesichtsausdruck schien seine Gedanken preiszugeben.
»Mein Junge, wir beide wissen, warum du dieses BWR studierst. Deine Eltern sind in der Nachkriegszeit aufgewachsen, hatten nicht viel Geld. Bei euch wurde immer gespart, jede Ausgabe musste gut überlegt sein.«
Als müsste sie ihm sein Leben erklären, fuhr sie fort, während er ihr aufmerksam zuhörte wie ein Schulkind voller Angst, es könnte etwas Essenzielles verpassen. Sie hatte sich damals nicht zu sehr einmischen wollen, als es um die Studienwahl ging. Seine Eltern hätten ihm mit Sicherheit ein kreatives Studium nicht verboten, aber natürlich waren sie froh, dass er etwas lernte, was ihm eine finanziell sichere Zukunft ermöglichte.
Tjark ging noch mit ihr und Derrick spazieren, bevor er zurück in die Stadt fuhr.
»Schlaf ein paar Nächte drüber und nächsten Sonntag sehen wir uns wieder«, hatte sie zum Abschied gesagt. »Und nix vertelln, versprichst mi dat?«
»Jau, Oma.«

In der Bahn stadteinwärts ging er alles noch einmal im Kopf durch. Oma. Lotto. Geld. Wie viel mochte es sein, eine Million? Mehrere Millionen? Einfach unglaublich! Der Gedanke machte ihn nervös, allerdings war es eine positive, kindlich verrückte Nervosität. Absurde Bilder von großen Villen und Swimmingpools, Palmen und Meer und Partys à la Great Gatsby schwebten durch seinen Kopf, bevor er sich zwang, zur Realität zurückzukehren. Was war die Konsequenz von so viel Geld? Glück? Nicht unbedingt – seine Eltern und seine Oma waren glücklich. Keine Sorgen? Wahrscheinlich nicht, denn nicht alles ist käuflich. Weniger Sorgen? Definitiv! Er arbeitete mehrere Nachmittage die Woche, um sich Miete und Studium zu finanzieren. BAföG hatte er nicht gewollt. Bei dem Gedanken, Schulden zu haben, bekam er einen unangenehmen Druck auf der Brust und ein flaues Gefühl im Magen. Vielleicht war er wirklich geschädigt durch seine Eltern, nur empfand er es nicht so – für ihn war es das Normalste der Welt, sparsam zu leben, bescheiden zu sein. Und auch wenn es anstrengend war, neben dem Studium zu arbeiten, so war er es gewohnt. Schon immer hatte er gearbeitet, Zeitungen ausgetragen, in der Nachbarschaft Rasen gemäht, in einer Firma im Büro Aufträge ins System eingepflegt. Dass er neben dem Studium arbeiten musste, war nicht das Problem, sondern das Studium selbst. Er arbeitete, um ein Studium zu finanzieren, das er eigentlich nicht wollte. Finanzbuchhaltung, Statistik, Unternehmensberichterstattung, Marketing, Finanzmathematik, Kosten- und Leistungsrechnung. Bei diesen Begriffen lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Es fiel ihm verdammt schwer, sich auf den Stoff zu konzentrieren und er war jedes Mal verwundert, wenn er eine Klausur bestand. Das plötzliche Angebot der Oma erfüllte ihn mit einem wohligen, warmen Gefühl und löste ein Kribbeln in ihm aus, welches er sonst nur vom Verliebtsein kannte. Das zu studieren, was Tjark schon immer hatte studieren wollen, und nicht nebenbei arbeiten zu müssen, das war eine Wunschvorstellung. Sich zusätzlich keine Sorgen machen zu müssen, wie er nach dem Kunststudium genug Geld zum Leben verdienen konnte, war unvorstellbar. Aber vielleicht konnte man sich ja daran gewöhnen! Bei der nächsten Party in der Alice-Neel-Straße müsste Tjark nicht länger neidisch den Gesprächen der Kunststudentinnen und -studenten lauschen, sondern könnte mitreden. Sein Schmunzeln bei diesem Gedanken infizierte eine Frau schräg gegenüber in der Bahn, wodurch ihm erst so richtig klar wurde: Er fühlte sich großartig!

Mehrere Monate später hatte Tjark seine Oma am Telefon.
»Ich hab’s geschafft! Die haben mich genommen!«, schrie er ins Handy.
Eine ganze Weile jubelte sie auf der anderen Seite der Leitung und auch Derrick bellte ganz aufgeregt. Am Ende des Telefonats versprach sie, am kommenden Sonntag etwas ganz Besonderes für ihn zu kochen.
Die ersten Wochen des Wintersemesters an der Kunsthochschule vergingen und Tjark liebte es, liebte die Kurse, Kunstgeschichte und Designtheorie, die praktischen Arbeiten in Malerei und Zeichnen und fand auch die plastischen und digitalen Projekte spannend. Unter den anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen in seinem Jahrgang fühlte er sich wohl und wusste, dass er endlich seinen Platz gefunden hatte.

An einem warmen Mittwochnachmittag lag er neben Andy im Park bei der Uni. Während Andy von der spannenden Vorlesung über Wirtschaftsethik von gerade eben erzählte, zeichnete Tjark die feinen Wolken im blauen Himmel. Dann vibrierte sein Handy, seine Mutter war dran.
»Hey Mama!«
»Hallo Tjark.« Ihre Stimme klang dünn und zerbrechlich.
»Ist alles okay?«
»Oma ist gestorben«, sagte sie und begann zu weinen. »Ihr Herz hat einfach aufgehört zu schlagen.«
Nach dem Telefonat fuhr Tjark direkt zu seinen Eltern. In der Straßenbahn dachte er an Oma, wie fröhlich und lebendig sie noch vor drei Tagen gewesen war. Die Vorstellung, dass sie nicht mehr lebte, er am kommenden Sonntag nicht zu ihr zum Mittag fahren würde, kam ihm surreal vor. Anfangs kämpfte er mit den Tränen, dann waren ihm die Blicke anderer Leute egal und er ließ sie zu.
Als Mutter ihm die Tür öffnete, fing sie zu weinen an. Tjark nahm sie in den Arm und sah im Flur seinen Vater stehen, der ihn mit glasigen Augen und dem Zusammenpressen seiner Lippen begrüßte. Derrick jaulte im Hintergrund.
Im Wohnzimmer saß Tjark seinem Vater stumm gegenüber und streichelte den Pudel auf seinem Schoß. Mutter kam mit einer Kanne Tee und fragte, wie es ihm gehe.
»Ganz okay.« Das war gelogen. Omas Tod war wie eine dicke graue Decke, die alles andere erdrückte. »Was passiert jetzt?«
»Die Beerdigung ist morgen Nachmittag.«
»Und Derrick?«
»Tja, der bleibt dann wohl bei uns.«

Sonntag fuhr er zu seinen Eltern statt zur Oma. Mittlerweile war ihm das Lottogeld nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Anstelle des Kribbelns in seinem Bauch bescherte es ihm nun ein flaues Gefühl. Nachdem sie sich zum Tee ins Wohnzimmer gesetzt hatten, entschuldigte sich Tjark innerlich bei Oma und brachte das Thema zur Sprache. Seine Eltern sahen einander mit großen Augen an. Offenbar hatten tatsächlich nur er und die Dame bei der Sparkasse von dem Geld gewusst.
Gleich am Tag darauf rief er bei Omas Sparkassenfiliale an. Am Telefon auf den nächsten freien Mitarbeiter wartend fühlte er sich ein bisschen schlecht, so kurz nach ihrem Tod nach dem Geld zu suchen. Aber früher oder später musste er es ja machen. Eine Frau meldete sich in der Leitung. Seine Oma kenne sie, ja; dass sie verstorben ist, tue ihr aufrichtig leid. Von einer großen Menge Geld wisse sie nichts. Sie schaute im System nach: Da sei kein Vermögen auf dem Konto seiner Oma, sagte sie, lediglich einige Tausend Euro, die sie scheinbar von den Rentenzahlungen angespart habe.
Hatte sie das Geld doch einer anderen Bank anvertraut? Oder es abgehoben und zu Hause versteckt? Wurde es von einem Bankangestellten gestohlen? Banken hatten schließlich nicht unbedingt einen engelhaften Ruf.

Eine halbe Stunde später war Tjark in Omas Haus. Ohne sie fühlte es sich anders an, fremd, obwohl er noch vor ein paar Tagen zum Essen hier gewesen war. Sein Kopf war voller Erinnerungen aus der Zeit, die er hier früher in den Ferien verbracht hatte. Die gruselige Diele, deren Boden sich immer weiter absenkte und durch die er immer so schnell gegangen war, wie er nur konnte, selbst tagsüber. Im kleinen Wohn- und Esszimmer, in dem Oma die meiste Zeit verbracht hatte, oft Sturm der Liebe und Tennis guckend, konnte sich Tjark genau an den vergangenen Sonntag erinnern – es hatte Grünkohl mit Kartoffeln und Mettwurst gegeben. Jetzt hätte er keinen Bissen runterbekommen. Eine Weile stand er so da und schaute sich Fotos an: Von ihr und seinem Opa, von seinen Eltern, von sich und von Derrick und früheren Hunden. Nach einer Weile kehrte er in die Gegenwart zurück und begann, Schränke und Schubladen nach irgendwelchen Hinweisen auf das Lottogeld zu durchsuchen. Tief unter einem Stapel Rechnungen fand er einen weißen Brief mit seinem Namen drauf. Tjark setzte sich auf den Stuhl der Oma, holte den handgeschriebenen Zettel raus und las:

Lieber Tjark,

wenn du das hier liest, bin ich wahrscheinlich wirklich nicht mehr da. Vielleicht hast du auch schon herausgefunden, dass ich gar nicht im Lotto gewonnen habe. Tatsächlich haben wir nur vor vielen Jahren mal gespielt, als dein Opa noch lebte. Wir haben schnell damit aufgehört, weil man ja sowieso nichts gewinnt und sein Geld besser sparen kann. Es tut mir unendlich leid, wenn du jetzt enttäuscht bist. Bitte verzeih mir. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, wie du deine Zeit vergeudest mit diesem BWR Quatsch (oder wie das heißt). Es tat mir weh, dich so unglücklich zu sehen. Da ich dich damals nicht überreden konnte, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Wir Menschen überschätzen den Wert des Geldes, sind aber dennoch davon abhängig und lassen uns davon beeinflussen. Du kennst meine Einstellung, meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man zwar ein wenig Geld zum Leben braucht. Wenn man jedoch seine Träume und Wünsche vom Geld abhängig macht, bin ich der Meinung, dass das ein Fehler ist! Dich so glücklich zu sehen, nach deinem Wechsel zum Kunststudium, hat das für mich noch einmal bestätigt und mir mit meinem schlechten Gewissen geholfen. Denn du bist nicht glücklich des Geldes wegen, welches du niemals gesehen hast (außer dem kleinen monatlichen Taschengeld, das du übrigens solange weiter bekommst, bis mein Erspartes aufgebraucht ist), sondern wegen dem, was du machst! Hab ich recht? Ich glaube, du bist endlich gewechselt, weil es das ist, was du willst und nicht wegen imaginärem Geld. Ich würde dir jedenfalls vom Lottospielen abraten. Stattdessen nutze mein Restgeld sinnvoll. Wenn es aufgebraucht ist, fällt dir schon etwas ein, da bin ich mir sicher. Dieses Barföck (oder wie das heißt) kann ja so schlimm auch nicht sein, oder? Ich glaube an dich und bin mir sicher, dass du ein glücklicher Künstler wirst!

Fühle dich gedrückt,
Deine Oma Anni

Tjark lief eine Träne nach der anderen das Gesicht herunter. Für eine Weile dachte er nicht an Geld, sondern an Oma. Wie sie für ihn alles getan hatte, sich so oft seine Ängste und Sorgen anhörte und stets einen weisen Rat und eine Aufmunterung für ihn parat hatte. Wie sie ihm jedes Jahr zu Weihnachten die Pralinen mit Weinbrand schenkte, obwohl er sie hasste. Doch selbst dafür hatte Tjark sie geliebt. Dann las er den Brief erneut, freute sich über die etwas wackelige, markante Handschrift, die er von Geburtstags- und Postkarten so gut kannte.
War Tjark enttäuscht? Klar, wie konnte er es nicht sein? Millionen zu haben oder nicht zu haben, dazwischen gab es einen signifikanten Unterschied, den er wohl nie selbst erfahren sollte.
Wieder und wieder las Tjark den Brief und mit jedem Mal wurde sein Grinsen größer und die Tränen trockneten. Irgendwann legte er seine Hände mit dem Zettel in den Schoß und schaute nach draußen, auf die riesige Kastanie auf der anderen Seite des Kanals, deren Blätter sich bereits zu verfärben begannen. Der Baum erinnerte ihn an die schrecklichen BWR Vorlesungen – »BWL, Oma!« –, an die er lange nicht gedacht hatte. Durch Andy konnte Tjark seinen Frieden mit dem alten Studiengang schließen. Jedes Mal, wenn Andy ihm von den aktuellen Themen und neuen Erkenntnissen berichtete, hörte er interessiert zu, denn das Wissen, dass es ihn nicht mehr betraf und er sich stattdessen ganz der Kunst widmen konnte, machte ihn glücklich.
Tjark sah zum Schrank, wo ein eingerahmtes Foto von Oma mit Derrick stand. Er musste schmunzeln.
»Oma, du altes Schlitzohr!«, sagte er, steckte den Brief ein und machte sich auf den Heimweg.

 

Lieber @rainsen

ich habe Deine Geschichte sehr gerne gelesen, sie hat mich berührt. Die Charaktere sind toll beschrieben, die weise Oma hat mich oft zum Schmunzeln gebracht. Die enge Beziehung zu ihrem Enkel hast Du schön beschrieben. Der Text ist flüssig, ich bin die ganze Zeit voll dabei und fühle mit.

Hier ein paar Anmerkungen:

Gegen den Türrahmen gelehnt beobachtete er seine Oma, wie sie in der kleinen dunklen Kochnische herumwuselte. Die heißen Düfte, die wie jeden Sonntag aus unzähligen Töpfen und Schüsseln aufstiegen und die kleine Nische in ein Dampfbad verwandelten, ließen ihn die Köstlichkeiten erahnen: Rinderrouladen mit Kartoffeln und Rotkohl, dazu diverse andere Kleinigkeiten.

Wortwiederholung.
Davon abgesehen sehr schön beschrieben. Ich kann das leckere Essen förmlich riechen.

In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen, so wie Omas Pudel Derrick Nachbars Katze.

Gourmetessen oder Gourmet-Essen

»Du hast dir ja noch gar keinen Rosenkohl genommen.«
»Oma, ich mag keinen Rosenkohl – immer noch nicht.«
»Na, dann aber wenigstens noch ein paar Kroketten!«

Wortwiederholung

»Mein ich ja! Jedenfalls bist du jung und ich will, dass du das machst, was du wirklich machen willst, was dich glücklich macht und nicht so’n ollen Quatsch, BWR oder wie das heißt …«

Da musste ich lachen. Herrlich!

Tjark saß auf einem der Klappstühle in der obersten Reihe des Hörsaals. Vor ihm auf dem Klapptisch lag ein Notizblock ohne Notizen.

Ist das wichtig mit dem "Klapp"?

Tjark schaute verträumt aus den Fenstern, die Stimme der Professorin wie angenehme Hintergrundmusik.

... war wie angenehme Hintergrundmusik / oder: klang wie angenehme Hintergrundmusik

Der große Platz vor dem Hauptgebäude der Uni wimmelte von Studenten und im Geiste war Tjark schon einer von ihnen.

Das verstehe ich nicht. Er ist doch schon Student.

»Puh, geht so.«
»Heut geht’s ab Junge!

Wortwiederholung.

Die nächste Tür brachte sie in die große Küche, in der Fela Kuti Ungleichheiten und Gewalt anprangerte.

Klingt holprig.
Vorschlag: Durch die nächste Tür betraten sie die Küche, in der ...

Dass die beiden selbst BWL Studenten waren und Andy, im Gegensatz zu Tjark, das Studium gefiel und er auch nichts gegen seine Kommilitonen hatte, sogar mit einigen anderen befreundet war, spielte in diesem Moment keine Rolle.

BWL-Studenten

Wow, dachte Tjark, und bewunderte ihr kurzes krauses Haar, ihre große Nase und ihren eigenwilligen Kleidungsstil.

Vorschlag: Wow!, dachte Tjark, während er ihr kurzes krauses Haar bewunderte, die große Nase, den eigenwilligen Kleidungsstil

Da musste ich schmunzeln. Ich wusste nicht, dass es Männer gibt, die auf große Nasen stehen :D

Einen Moment lang dachte er, sie würde sich zu ihm beugen, um ihn zu küssen, wie er es sich schon ein paarmal vorgestellt hatte.

Komma nach beugen

»Na ihr beiden! Gab’s heut keine BWLer Party, auf die ihr gehen konntet? Oder sind nur eure Anzüge in der Reinigung?«, sagte sie plötzlich und lachte, bevor sie mit ihrer Sektflasche davon stolzierte.

davonstolzierte

Das idiotische Grinsen, welches er selbst nicht bemerkt hatte, verschwand von Tjarks Gesicht.

Wenn er es selbst nicht bemerkt hat, wie kann er dann spüren, dass es verschwindet?

Unterstützt von einem Kiosk-Bier schaffte es Andy, seinen Kumpel aufzumuntern:

Satzbau
Unterstützt von einem Kiosk-Bier schaffte Andy es, seinen Kumpel aufzumuntern.

Sie wolle, dass er das macht, was er wirklich machen will, was ihn glücklich macht und nicht irgendeinen Quatsch – BWR …

Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren – wovor er sich die ganze Zeit gesträubt hatte?

wogegen er sich

Weil sie wolle, dass er sich auf sein Studium konzentriert und sie in Ruhe gelassen wird – Geld sei in der Lage, seltsame Gefühle und Verhaltensweisen in Menschen zu wecken.

Uff, da bin ich kein Experte, aber irgendwie klingt das nicht stimmig.

Schon immer hatte er gearbeitet, Zeitungen ausgetragen, in der Nachbarschaft Rasen gemäht, in einer Firma im Büro Aufträge ins System eingepflegt. Dass er neben dem Studium arbeiten musste war nicht das Problem, sondern das Studium selbst

Das finde ich charakterstark. Macht in sympathisch.

Zwar dachte er nicht mehr bewusst an das Geld seiner Oma, doch wurde er jeden Tag aufs Neue – und besonders jeden Sonntag – an sein neues Glück erinnert.

Wortwiederholung

Anfangs kämpfte er mit den Tränen, dann waren ihm die Blicke anderer Leute egal und er ließ sie zu.

Auch das macht ihn für mich sehr sympathisch

»Ganz okay.« Es war, als gäbe es kein anderes Thema außer den Tod seiner Oma.

dem

»Ganz okay.« Es war, als gäbe es kein anderes Thema außer den Tod seiner Oma. Von seinem Leben oder dem neuen Studium zu erzählen, für das ihm seine Eltern zwar ihren Segen gegeben hatten, von dem sie jedoch nicht begeistert waren, schien abwegig und falsch. Vom Lottogeld ganz zu schweigen. »Was passiert jetzt?«

Auch das spricht ganz für ihn.

Eine halbe Stunde später war Tjark im alten Haus seiner Oma.

Kann man streichen

Seine Schritte verlangsamten sich und sein Kopf war voller Erinnerungen aus der Zeit, die er hier früher in den Ferien verbracht hatte.

Klingt passiv
Vorschlag: Er verlangsamte die Schritte. Sein Kopf war voller Erinnerungen aus der Zeit, die er hier früher in den Ferien verbracht hatte.

Ich glaube, du bist endlich gewechselt, weil es das ist, was du willst und nicht wegen imaginärem Geld. Ich würde dir jedenfalls vom Lottospielen abraten. Stattdessen nutze mein Restgeld sinnvoll.

Die Oma ist so süß. Der Brief hat mich sehr berührt. Und Du beschreibst auch gut die Gefühle, die der Brief in ihm auslöst.

Tjark sah zum Schrank, wo ein eingerahmtes Foto von seiner Oma mit Derrick stand. Er musste grinsen.
»Oma, du altes Schlitzohr!«, sagte er, steckte den Brief ein und machte sich auf den Heimweg.

Ein tolles Ende!

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Liebe @Silvita,

wieder einmal bin ich von deiner Antwortgeschwindigkeit schwer beeindruckt! :D

Wortwiederholung.
Davon abgesehen sehr schön beschrieben. Ich kann das leckere Essen förmlich riechen.
Besten Dank an deine Adleraugen :) Hehe, so soll es sein!
Ist das wichtig mit dem "Klapp"?
Nee, nicht wirklich. Sind zwar beides "Klapp" aber ist natürlich nebensächlich.
Das verstehe ich nicht. Er ist doch schon Student.
Ha! Ja, isser auch. Er wünschte, er wäre einer der Studenten, die schon Wochenende haben ;) Habe ich geändert - danke für den Hinweis!
Vorschlag: Durch die nächste Tür betraten sie die Küche, in der ...
Nehm ich gerne an!
Da musste ich schmunzeln. Ich wusste nicht, dass es Männer gibt, die auf große Nasen stehen
Ich glaube es gibt so ziemlich alles...und oft sind doch die Gesichter, die nicht "perfekt" (was auch immer das sein mag - wer auch immer das definiert hat) sind, die interessantesten und attraktivsten! :)
Wenn er es selbst nicht bemerkt hat, wie kann er dann spüren, dass es verschwindet?
Tatsächlich finde ich, dass man manchmal etwas erst bemerkt, wenn man damit aufhört - zB eine Muskelanspannung (was ja beim Lachen nichts anderes ist). Allerdings sagt der Satz ja auch nicht, dass er es bemerkt - es verschwindet einfach.
Uff, da bin ich kein Experte, aber irgendwie klingt das nicht stimmig.
Jo, dito. Ich hab mal den Konjunktiv durchgängig benutzt und warte drauf, dass mir Friedel damit um die Ohren haut :sick:
Das finde ich charakterstark. Macht in sympathisch.
Das ist schön :)
Die Oma ist so süß. Der Brief hat mich sehr berührt. Und Du beschreibst auch gut die Gefühle, die der Brief in ihm auslöst.
Finde ich gut, dass du die Oma auch süß findest! Und dass auch der Brief gut bei dir angekommen ist.

Vielen Dank für deine netten und hilfreichen Kommentare! Habe alle anderen Anmerkungen auch umgesetzt. Schön zu hören, dass dir die Geschichte und das Ende gefallen :)

Liebe Grüße,
rainsen

 

Hallo @rainsen ,

eine wirklich sehr schöne Geschichte, auch wenn sie überhaupt nicht das ist was ich vom Titel erwartet hatte. Ich hatte eher mit einer humorvollen Erzählung gerechnet in der es um eine Oma geht die mit einem plötzlichen Lottogewinn überfordert ist ;)
Ich war mir zu Beginn nicht ganz sicher worauf du mit deiner Geschichte hinauswillst, die Wendung am Ende hat mich dafür dann umso mehr berührt.

Beide Charaktere sind auch sehr sympathisch. Die Schwierigkeiten der Oma mit den Studienbegriffen haben mich mehrmals schmunzeln lassen und an meine eigenen Großeltern erinnert. Das macht es sehr leicht sich mit deinen Protagonisten zu identifizieren.

Ein paar wenige Anmerkungen habe ich:

In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen, so wie Omas Pudel Derrick Nachbars Katze.
Die Idee hinter diesem Vergleich finde ich super, aber diese Aneinanderreihung von so vielen Substantiven ließt sich etwas holprig. Vor allem da auch sehr viele Informationen darin stecken, die verarbeitet werden müssen.

Alles verschwand, die Kroketten, der Bohnensalat, zum Glück auch der Rosenkohl.
Ich nehme an, du willst damit sagen, dass alles vor seinen Augen verschwand? In deiner Formulierung klingt es beinahe so als hätte sich das Essen tatsächlich in Luft aufgelöst.

Dann begann schlagartig Tjarks Puls zu rasen und wie hypnotisiert stieß er Andy mit dem Ellenbogen.
Der Übergang liest sich hier nicht so flüssig. Ich würde den Satz vielleicht umstellen: "Schlagartig begann Tjarks Puls zu rasen..."

»Na ihr beiden! Gab’s heut keine BWLer Party, auf die ihr gehen konntet? Oder sind nur eure Anzüge in der Reinigung?«, sagte sie plötzlich und lachte
Ich würde das plötzlich streichen. Es ist nicht so als würde sie die beiden mit ihrer Aussage erschrecken oder überrumpeln.

Am Ende des Gesprächs versprach sie, am kommenden Sonntag etwas ganz Besonderes für ihn zu kochen.
Die Formulierung klingt nicht so schön, weil es sich um 2 Variationen von 'sprechen' handelt. Vielleicht fällt dir für eines der beiden Worte noch ein Synonym ein.

all seine Sorgen waren verschwunden.
Weiter oben hattest du geschrieben, dass durch Geld nicht alle Sorgen verschwinden. Dieser Satz steht etwas im Widerspruch dazu. Vielleicht schreibst du besser: Seine größten Sorgen waren verschwunden?

In seinem Jahrgang gab es glücklicherweise keine Linas,
Basiert seine Abneigung gegen Lina nur auf dieser einen Aussage? Da hat er seine Meinung doch sehr drastisch geändert. Glaubhafter wäre es vielleicht, wenn er sie vorher schon weniger interessant finden würde. Oder wenn du am Ende kurz erklärst, dass seine Faszination von Weitem verblasst ist sobald er ihr nach seinem Studienwechsel häufiger begegnet ist? Oder du lässt den Satz einfach weg und gehst nicht weiter darauf ein was aus Lina geworden ist.

»Oma, du altes Schlitzohr!«, sagte er, steckte den Brief ein und machte sich auf den Heimweg.
Ein wirklich sehr schöner letzter Satz. Trotz der eher traurigen Wandlung in der Geschichte, lässt du deine Leser mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht zurück.


LG Nele

 

Hallo @rainsen

Der Titel der Geschichte hatte mir vorgegaukelt, dass hier ein kleiner Schwank auf mich wartete. Einen ansprechenden und zugleich passenden Titel zu finden, kann sehr schwierig sein, aber es lohnt den Aufwand, denn er dient als Eingang in die fiktive Welt, die Du geschaffen hast.

In dem Moment, als ich anfing, mir zusammenzureimen, dass die Oma nicht wirklich im Lotto gewonnen hatte, wird es mir per Abschiedsbrief erklärt. Sowohl die Motivation als auch die Durchführung bis ins Detail. Das ist die Stelle, an der erwachsene Leser entmündigt werden. Es ist Teil der Interaktion zwischen Leser und Text, dass die Leser sich Zusammenhänge selbst erschließen. Wenn die zu offensichtlich daliegen oder erklärt werden, verdirbt das die Freude am Lesen.
Den Brief würde ich demzufolge entweder stark kürzen und die moralische Botschaft weglassen, da sie aus der Geschichte selbst deutlich werden sollte, [was hier das nächste Problem darstellt] oder noch besser: komplett weglassen.

Der Inhalt ist nicht ganz schlüssig. Zum einen wird mir nicht klar, inwiefern die finanzielle Unterstützung und die Illusion des Lottogewinns der Oma überhaupt nötig war, um den Studiengang zu wechseln. Meines Wissens nach ist das Leben als Kunststudent nicht teurer, als das eines BWLers. Außerdem hat er doch vermögende Eltern.
Hinzu kommt, dass durch die finanzielle Unterstützung der Oma ja deutlich wird, dass es eben doch vom Gelde abhängt, ob und was er studieren kann.

Außerdem hatten der Betrag, der monatlich auf seinem Konto landete und das Wissen, dass er sich keine finanziellen Sorgen machen musste, sein Leben verändert: all seine Sorgen waren verschwunden.

Denn du bist nicht glücklich des Geldes wegen, welches du niemals gesehen hast (außer dem kleinen monatlichen Taschengeld, das du übrigens solange weiter bekommst, bis mein Erspartes aufgebraucht ist), sondern wegen dem, was du machst!

Spätestens bei der Durchsicht sollte auffallen, wenn der Text in Teilen der intendierten Moral deutlich widerspricht. Zumal es in der Realität ja auch so ist, dass die Erfüllung der meisten Wünsche stark vom Geldsäckel abhängt. Ohne finanzielle Unterstützung durch Verwandte oder Sugar-Daddys, ist das Studieren nahezu unmöglich.

Zum Schluss noch:

»ICH HAB’S GESCHAFFT! DIE HABEN MICH GENOMMEN!«, schrie er ins Handy.
Ganz schlechter Stil. Durchgängige Großschrift ist albern. Außerdem wird durch das Ausrufezeichen und den Begleitsatz deutlich, was Du ausdrücken möchtest.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Lieber @rainsen

wieder einmal bin ich von deiner Antwortgeschwindigkeit schwer beeindruckt!

Vielen Dank :) Ich gebe mir Mühe!

Besten Dank an deine Adleraugen

Gern geschehen. Wenn ich das bei meinen eigenen Texten auch so hinkriegen würde, wäre das klasse :D

Nee, nicht wirklich. Sind zwar beides "Klapp" aber ist natürlich nebensächlich.

:thumbsup:

Ha! Ja, isser auch. Er wünschte, er wäre einer der Studenten, die schon Wochenende haben ;) Habe ich geändert - danke für den Hinweis!

Gerne. Das ist jetzt besser.

Ich glaube es gibt so ziemlich alles...und oft sind doch die Gesichter, die nicht "perfekt" (was auch immer das sein mag - wer auch immer das definiert hat) sind, die interessantesten und attraktivsten!

Kicher ... Okay :)

Tatsächlich finde ich, dass man manchmal etwas erst bemerkt, wenn man damit aufhört - zB eine Muskelanspannung (was ja beim Lachen nichts anderes ist). Allerdings sagt der Satz ja auch nicht, dass er es bemerkt - es verschwindet einfach.

Ja, da hast Du recht. Ist akzeptiert :)

o, dito. Ich hab mal den Konjunktiv durchgängig benutzt und warte drauf, dass mir Friedel damit um die Ohren haut

Ich bin gespannt :bounce:

Vielen Dank für deine netten und hilfreichen Kommentare! Habe alle anderen Anmerkungen auch umgesetzt. Schön zu hören, dass dir die Geschichte und das Ende gefallen

Gern geschehen.
Das freut mich

Der große Platz vor dem Hauptgebäude der Uni wimmelte von Studenten, deren Wochenende bereits begonnen hatte und im Geiste war Tjark schon einer von ihnen.

Jetzt ist es glasklar :)

Ich wünsche Dir ein wundervolles Wochenende.

Liebe Grüße,
Silvita

 

Hallo @rainsen,

ich finde, dass du gut anfängst. Konnte mir die Szenerie gut vorstellen, habe mich an meine eigenen Oma erinnert gefühlt. Aber zum Ende hin baut die Geschichte meiner Meinung nach ab, ich gehe in meinem subjektiven Leseeindruck darauf ein, weshalb ich dieses Gefühl nach dem Lesen hatte:

Noch ahnte Tjark nichts. Gegen den Türrahmen gelehnt beobachtete er seine Oma, wie sie in der winzigen dunklen Kochnische herumwuselte. Die heißen Düfte, die wie jeden Sonntag aus unzähligen Töpfen und Schüsseln aufstiegen und die Nische in ein Dampfbad verwandelten, ließen ihn die Köstlichkeiten erahnen:
Den Einstieg fand ich gut. Ich habe als Leser einen klaren Duft in der Nase, fühle mich an Sonntage mit Oma erinnert.

In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmetessen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen, so wie Omas Pudel Derrick Nachbars Katze.
Ich fand den Vergleich erst nicht optimal, allerdings finde ich die Überleitung dann doch gut gemacht. Du gehst auf den Kater ein und führst es hier bereits ein. Konnte mich als Leser dann doch darauf einlassen.

hätte er bei der liebsten Oma der Welt beinahe alles gegessen.
Ich finde du kannst hier bei "Oma" bleiben, die liebste Oma der Welt wird durch die Geschichte deutlich und liest sich für mich etwas konstruiert.

»Na, dann aber wenigstens ein paar Kroketten!«
Musste bei dem Dialog schmunzeln, das passt richtig gut.

Die drei Buchstaben schleuderten ihn knappe achtundvierzig Stunden zurück.
Das hat für mich richtig gut funktioniert, sehr schön, wie du den Flashback einleitest.

Tjark schaute verträumt aus den Fenstern, vernahm die Stimme der Professorin wie angenehme Hintergrundmusik.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Stimme einer Professorin, bei der ich überhaupt nicht zuhöre, noch nie als "angenehme Hintergrundmusik" wahrgenommen habe. Bei mir ist das dann eher so ein Rauschen, was an mir vorbeizieht.

»Die Party in der Alice-Neel-Straße ist erst morgen.«
»Och nee, echt? Bis dahin halt ich’s nicht aus ey.«
»Ach komm, das passt schon. Wir machen heut einfach was anderes. Erstmal bei mir oder dir treffen, dann sehen wir weiter.«
»Okay. Ich bring Bier mit!«
»Abgemacht!«
Diesen Dialog möchte ich hervorheben. Das liest sich für mich ausgesprochen authentisch, gut geschrieben.

Er traute sich nicht, weil er es nicht glauben konnte. Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren
Ich finde, dass das etwas plötzlich kommt. Vielleicht kannst du bereits am Anfang das künstlerische Interesse von Tjark darstellen (ich mag übrigens den Namen "Tjark" total gerne). Als Leser hatte ich erst gedacht, dass er Kunst wegen Lina studieren will

Bei dem Gedanken, Schulden zu haben, bekam er einen unangenehmen Druck auf der Brust und ein flaues Gefühl im Magen.
Das spricht dafür, dass er BWL angefangen hat und ich mag, dass du dieses Gefühl auch in den Körper bringst. Letztendlich hat dein Protagonist in meinen Augen den inneren Konflikt, dass er BWL wegen der Sicherheit studiert, aber eigentlich von etwas ganz anderem träumt. Und dieses Problem löst seine Oma.

Und auch wenn es anstrengend war, neben dem Studium zu arbeiten, so war er es gewohnt. Schon immer hatte er gearbeitet, Zeitungen ausgetragen, in der Nachbarschaft Rasen gemäht, in einer Firma im Büro Aufträge ins System eingepflegt.
Ich finde, dass es hier etwas zu langatmig wird. Mein Interesse hat hier doch stark abgenommen. Mein Vorschlag wäre, dass du eine konkrete Situation schilderst. Vielleicht ist da etwas spannendes passiert oder er hat ein interessantes Problem während des Arbeitens gelöst?

In seinem Jahrgang gab es glücklicherweise keine Linas, und auch wenn er nicht mit allen etwas anfangen konnte, so fühlte er sich hier fast wie zu Hause.
Das hat sich für mich nicht stimmig angefühlt. Hatte bis dahin gedacht, dass er insgeheim auch Kunst studiert, wegen den "Linas".

wenn du das hier liest, bin ich wahrscheinlich wirklich nicht mehr da. Vielleicht hast du auch schon herausgefunden, dass ich gar nicht im Lotto gewonnen habe.
Der Brief am Ende hat mir nicht gefallen. Das ist zu direktiv für mich als Leser. Deine Botschaft finde ich klasse, die Umsetzung hier hätte ich mir jedoch subtiler gewünscht. Vielleicht findet er etwas, auf dessen Grundlage er es sich selbst erklären kann.


Insgesamt habe ich deine Geschichte vor allem am Anfang sehr gerne gelesen, das Ende hat meiner Meinung nach noch Verbesserungspotential. Ich finde, dass du gut schreiben kannst.


Beste Grüße
MRG

 

Wer nichts wird,
wird Wirt.
Und wer gar nix wird,
wird Betriebswirt,

heißt es jenseits der Sozialwissenschaften irrtümlich für die jüngste Disziplin unter ihnen und auf wundersame - bis auf eine Oma als Hauptperson - erinnert sie mich an mein Leben, das mit dem Wunsch, Grafik zu studiere begann, die Eltern es als brotlose Kunst ansahen und zuerst nach Brotberufen verlangten (die tatsächlich im Plural erfüllt wurden: Industriekaufmann und Chemielaborant, Kaufmannsgehilfen- und Facharbeiterbrief) und ich zur Abgabe einer Bewerbungsmappe in der Akadamie zu D'dorf Beuys nebst Korona erlebte (womit der Mythos Kunst verflog, erlebte ich doch zwei Studien später desgleichen wenige Jahre später mit der Korona um Halbgötter in Weiß). Aber wir wollen ja Deinen Text verhandeln, nicht mein Leben.

Gegen den Türrahmen gelehnt beobachtete er seine Oma, wie sie in der winzigen dunklen Kochnische herumwuselte.​
Was zuerst auffällt,

lieber rainsen,

ist die ausschweifende Verwendung des Possessivpronomens, als müsste ein BWL-Student Sorge um familiäre Bindungen und Besitzstände haben, dabei reicht es doch, einmal auf die Familienbande hinzuweisen und ggfs. „Oma“ oder „Mutter“ ohne Possessivpronomen als Anrede stellvertretend für die Namen zu setzen. Solltestu noch mal durchsehen ...

Aber der Reihe nach – hier wird bei mir ein Monster gekringelt und die kulinarische Widsau fragt sich beim Anblick des oder der

Gourmetessen​
ob diese (Mark Twain schüttelt sich und fragt nach der Vewandtschaft zu „Politessen“) ob dieser deutschen Sucht nach "Hochklang" und Wortzusammensetzungen (Leckermaul wäre ja auch eine, wenn auch nicht so gefährlich wie die Polizei), die sogar amtlich beglaubigt sein können wie auch die amtliche Wechsellichtanlage [Volksmund: Ampel!]

Mir ist Geld nicht wichtig. Ich hatte nie viel Geld, so wie deine Eltern[,] und trotzdem sind wir zufrieden.​
Wenn Du das erste Komma setzt, wahrscheinlich um eine Atempause anzudeuten, musstu auch die Ellipse – nix anderes ist in dem Fall die eingeschlossen, vergleichende Atempause (aus dem Kontakt zu Theaterleuten weiß ich, dass Kleist, eher ein Theatermann denn Novellist, die Kommata als Atempause einsetzte - vor der additiven Konjunktion enden lassen.
Dass es keines Kommas bedarf, beweist an sich ein bisschen Möbelrücken: „ Ich sowie [oder und] deine Eltern [ersatzweise „Wir“] hatten nie viel Geld und trotzdem …!

»Och nee, echt? Bis dahin halt ich’s nicht aus ey.«
Mit dem „ey“ (Augenstörung?) kann ich nix anfangen. Aber dem geht ein vollständiger, grammatisch korrekter voraus, dass ich ein Komma vorm verletzten Auge meine, empfehlen zu können.

Erstmal bei mir oder dir treffen, dann sehen wir weiter.«
„Erst mal“ …, weil eigentlich ein verkürztes „erst einmal“ lt. Duden. Tatsächlich ist er da inkonsequent; „Sowas“, an sich ein verkürztes „so etwas“, lässt er zu.

»Heut geht’s ab[,] Junge! Und …​

Durch die nächste Tür gelangten sie in die Küche, in der Fela Kuti Ungleichheiten und Gewalt anprangerte.​
Warum der Plural? Er oder sie wird doch nicht groß und klein von Wuchs meinen, sondern eher gesellschaftliche Probleme, Ungleichheit schlechthin, die sich auch ändern lässt ohne snobbistische Schönheits-OP. Aber man wird auch Gewaltlosigkeit als Gewalt klassifizieren. Ohne massenhafte Weigerung wäre Indien heute noch Kolonie ... Lisbeth Kaiserin

Sie kam genau auf ihn zu, brachte sein Gesicht zum Erröten.​
Ein Satz wie ein Übungsfeld. Warum so umständlich und mit drei Pronomen (incl. des eh schon bemängelten „sein“. Statt der splitternden kommatischen Lösung empfehl ich eine zusammenführnde additive verbale statt substantivierte, etwa so: „Sie kam genau auf ihn zu und ließ ihn errröten."

Er fühlte, wie ein Rinnsal von Schweiß aus seinen Achselhöhlen an seinen Oberarmen hinunterfloss und hoffte, dass er nicht roch.​
Pronomen lassen sich hier zumindest halbieren, aber mal grundsätzlich: Riechen wir nicht alle? Und nach einem eingemummelten Stahlarbeiter am Hochofen wird er doch nicht „riechen“. Du meinst, er fürchtet, keinem der industriell vorgefertigten Duftmarken zu entsprechen, also der modernen Deologie zu folgen ...

»Hey[,] Tjark, was’n los? Ist doch nicht so wild, wir sind ja grade erst gekommen.«​

Jetzt saß er mit einem Rest Rinderroulade im Mund seiner Oma gegenüber. Seiner Oma, die ein bescheidenes, aber glückliches Leben führte[...]allein mit einem Pudel in einem alten Bauernhaus nicht weit von der Stadt.​

Wie[...]viel mochte es sein, eine Million?​

Das zu studieren, was er schon immer hatte studieren wollen[,] und nicht nebenbei arbeiten zu müssen, das war eine Wunschvorstellung.​
Der erste Relativsatz ist zu Ende „und“ der eingeleitete Hauptsatz wird bis zum zwoten Relativsatz weitergeführt

Bei dem Gedanken musste er grinsen, was eine Frau schräg gegenüber in der Bahn infizierte: er fühlte sich großartig, verspürte einen starken Drang Andy anzurufen und es ihm zu erzählen, wollte jedoch das Versprechen an seine Oma halten.​
Vllt. hab ich es hier zuvor mal übersehen, aber es hat sich nach Doppelpunkt eingebürgert, hinter ihm, sofern ein vollständiger Satz folgt, mit Majuskel zu beginnen

In seinem Jahrgang gab es glücklicherweise keine Linas[...] und auch[,] wenn er nicht mit allen etwas anfangen konnte, so fühlte er sich hier fast wie zu Hause.​

Zwar dachte er nicht mehr bewusst an das Geld seiner Oma, doch wurde er jeden Tag aufs Neue – und besonders jeden Sonntag – an sein Glück erinnert. Außerdem hatten der Betrag, der monatlich auf seinem Konto landete[,] und das Wissen, dass er sich keine finanziellen Sorgen machen musste, sein Leben verändert: [A]ll seine Sorgen waren verschwunden.​

a) Komma, weil Relativsatz zu Ende und die Konjunktion den Hauptsatz fortsetzt
Sonntag fuhr er zu seinen Eltern[...] statt zu seiner Oma.
b) Majuskel, weil … gerade erst begründet wurde

Sonntag fuhr er zu seinen Eltern[...] statt zu seiner Oma.​
Kein Komma. Weil bloßer Vergleich statt eines vollständigen Satzes zur Oma

Er setzte sich auf den Stuhl seiner Oma, holte den handbeschriebenen Zettel raus und las:​
nicht falsch, aber originell, üblich eigentlich „handgeschrieben“

Wie auch immer, gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Restwochenende wünscht!

 

Jo Rainsen,
der Lottogewinn hat mich aufhorchen lassen...aber danach verlierst du dich in belanglosen Fantasien..alles in allem fehlt die Spannung...es scheint, als würdest du mehr über dein Leben erzählen als über das des Protagonisten, der leider nichts explizit will...auch Lotto-Oma könnte ja ruhig mal ein paar Bedingungen knüpfen an ihr Erbe und ihren Lieblingsenkel...doch du vergeudest das wenige Pulver...da fehlt dramaturgisch noch viel. Sprachlich ganz okay, ohne zu glänzen,...
BG
N

 
Zuletzt bearbeitet:

Zuerst mal vielen Dank an euch alle!

Liebe @Nele Marie Scambalo,

eine wirklich sehr schöne Geschichte, auch wenn sie überhaupt nicht das ist was ich vom Titel erwartet hatte. Ich hatte eher mit einer humorvollen Erzählung gerechnet in der es um eine Oma geht die mit einem plötzlichen Lottogewinn überfordert ist ;)
Ich war mir zu Beginn nicht ganz sicher worauf du mit deiner Geschichte hinauswillst, die Wendung am Ende hat mich dafür dann umso mehr berührt.
Das freut mich, dass sie dir gefallen hat.
Klar, der Titel lässt einige Vermutungen zu - ich hatte zwischendurch mal an den Titel "Placebo" gedacht, fand dann aber, dass Lotto-Oma irgendwie besser passt (außerdem hätte es Kritik gehagelt, da es nicht ein purer Placebo-Effekt sein mag...) - allerdings muss ein Titel ja auch nicht immer direkt auf die gesamte Handlung schließen lassen... Dass du nicht wusstest, worum es geht, empfinde ich deshalb eher als positiv!
Beide Charaktere sind auch sehr sympathisch. Die Schwierigkeiten der Oma mit den Studienbegriffen haben mich mehrmals schmunzeln lassen und an meine eigenen Großeltern erinnert. Das macht es sehr leicht sich mit deinen Protagonisten zu identifizieren.
Hehe, das ist schön!
Die Idee hinter diesem Vergleich finde ich super, aber diese Aneinanderreihung von so vielen Substantiven ließt sich etwas holprig. Vor allem da auch sehr viele Informationen darin stecken, die verarbeitet werden müssen.
Ich weiß natürlich was du meinst und habe überlegt, es umzuschreiben. Nach einem weiteren Kommentar, der zuerst so empfand wie du, es dann aber doch gutfand, werde ich es so lassen. Ich finde der Leser kann ja auch ruhig mal ein wenig nachdenken müssen, und finde es selbst manchmal auch nett, wenn ich etwas erst nach kurzem Überlegen verstehe.
Ich nehme an, du willst damit sagen, dass alles vor seinen Augen verschwand? In deiner Formulierung klingt es beinahe so als hätte sich das Essen tatsächlich in Luft aufgelöst.
Genau das - habe die Formulierung entsprechend geändert, danke für den Hinweis!
Der Übergang liest sich hier nicht so flüssig. Ich würde den Satz vielleicht umstellen: "Schlagartig begann Tjarks Puls zu rasen..."
Stimme überein und habe es umgeschrieben.
Ich würde das plötzlich streichen.
Ist gestrichen!
Die Formulierung klingt nicht so schön, weil es sich um 2 Variationen von 'sprechen' handelt. Vielleicht fällt dir für eines der beiden Worte noch ein Synonym ein.
Hast du vollkommen recht - aus Gespräch wurde nun Telefonat ;)
Weiter oben hattest du geschrieben, dass durch Geld nicht alle Sorgen verschwinden. Dieser Satz steht etwas im Widerspruch dazu.
Stimmt auch...den letzten Teil des Satzes habe ich gestrichen.
Oder du lässt den Satz einfach weg und gehst nicht weiter darauf ein was aus Lina geworden ist.
Da das mit Lina eher nebensächlich ist, habe ich es gestrichen.
Ein wirklich sehr schöner letzter Satz. Trotz der eher traurigen Wandlung in der Geschichte, lässt du deine Leser mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht zurück.
Vielen Dank für deinen netten Kommentar :)


Liebes @Kellerkind,

Der Titel der Geschichte hatte mir vorgegaukelt, dass hier ein kleiner Schwank auf mich wartete. Einen ansprechenden und zugleich passenden Titel zu finden, kann sehr schwierig sein, aber es lohnt den Aufwand, denn er dient als Eingang in die fiktive Welt, die Du geschaffen hast.
Mit Schwank (musste ich nachgucken) scheinst du wohl einen gewissen Humor zu meinen, den ich in dem Falle mit dem Tag "Humor" gekennzeichnet hätte.
Tut mir leid, wenn deine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Andererseits bin ich der Meinung, der Titel muss nicht immer direkt alles verraten. Dennoch werde ich mir über einen alternativen Titel Gedanken machen!
Den Brief würde ich demzufolge entweder stark kürzen und die moralische Botschaft weglassen, da sie aus der Geschichte selbst deutlich werden sollte, [was hier das nächste Problem darstellt] oder noch besser: komplett weglassen.
Dass der Leser entmündigt wird, würde ich nicht sagen. Klar hätte ich die Auflösung anders gestalten können, allerdings finde ich persönlich den Abschiedsbrief sehr passend (der Brief gehört ja auch "zur Geschichte selbst" und ist nicht eine Art Anhang, der zur Erklärung herangezogen wird).
Der Inhalt ist nicht ganz schlüssig. Zum einen wird mir nicht klar, inwiefern die finanzielle Unterstützung und die Illusion des Lottogewinns der Oma überhaupt nötig war, um den Studiengang zu wechseln. Meines Wissens nach ist das Leben als Kunststudent nicht teurer, als das eines BWLers. Außerdem hat er doch vermögende Eltern.
Hinzu kommt, dass durch die finanzielle Unterstützung der Oma ja deutlich wird, dass es eben doch vom Gelde abhängt, ob und was er studieren kann.
Was aus der Geschichte hervorgehen sollte:
- Der Protagonist ist von Eltern erzogen worden, die mit wenig Geld auskommen (nicht von vermögenden), was klar und deutlich mehrmals erzählt wird
- Es geht nicht darum, was ein Studium kostet (er hätte ja auch Bafög beantragen können), sondern was man mit dem fertigen Studium jobtechnisch machen kann, i.e. ob man davon leben kann (was nach BWL Studium offensichtlicherweise eher der Fall ist, als nach einem Kunststudium) - das ist der Grund, warum er BWL studiert und nicht Kunst
- Der zentrale Punkt ist, dass er sich aufgrund der angeblichen finanziellen Sicherheit durch das Lotto-Geld genau die Sorgen nicht machen muss. Und, noch viel wichtiger: dass diese Abwesenheit von Sorgen duch imaginäres Geld zustande gekommen ist (das bisschen, was er von seiner Oma bekommen hat, hätte er sich auch selbst erarbeiten oder durch Bafög bekommen können)
- Somit hätte er natürlich auch mit seinem Nebenjob (oder Bafög) Kunst studieren können, nur hatte er zu große Angst davor, später nicht davon leben zu können - in dem Sinne hängt es schon davon ab, zumindest theoretisch
Spätestens bei der Durchsicht sollte auffallen, wenn der Text in Teilen der intendierten Moral deutlich widerspricht. Zumal es in der Realität ja auch so ist, dass die Erfüllung der meisten Wünsche stark vom Geldsäckel abhängt. Ohne finanzielle Unterstützung durch Verwandte oder Sugar-Daddys, ist das Studieren nahezu unmöglich.
Siehe oben. Außerdem stimme ich mit der letzten Aussage nicht überein - genau dafür gibt es ja Bafög, damit man eben keine Sugar-Daddys braucht.
Durchgängige Großschrift ist albern. Außerdem wird durch das Ausrufezeichen und den Begleitsatz deutlich, was Du ausdrücken möchtest.
Albern finde ich sie nicht, allerdings gebe ich dir in dem Punkt recht, dass das Ausrufezeichen und der Begleitsatz den Effekt genügend hervorheben - habe ich geändert!

Besten Dank für deine kritischen Kommentare - ich weiß das sehr zu schätzen!


Moin @MRG, schön, dass du hierher gefunden hast :)

Ich fand den Vergleich erst nicht optimal, allerdings finde ich die Überleitung dann doch gut gemacht. Du gehst auf den Kater ein und führst es hier bereits ein. Konnte mich als Leser dann doch darauf einlassen.
Der Hinweis ist sehr hilfreich, ich hatte zwischendurch in Erwägung gezogen, es umzuschreiben.
Ich finde du kannst hier bei "Oma" bleiben, die liebste Oma der Welt wird durch die Geschichte deutlich und liest sich für mich etwas konstruiert.
Hast du recht - ist geändert!
Das hat für mich richtig gut funktioniert, sehr schön, wie du den Flashback einleitest.
Cool :)
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Stimme einer Professorin, bei der ich überhaupt nicht zuhöre, noch nie als "angenehme Hintergrundmusik" wahrgenommen habe. Bei mir ist das dann eher so ein Rauschen, was an mir vorbeizieht.
Ich habe das "angenehme" rausgenommen, denn ich weiß was du meinst!
Diesen Dialog möchte ich hervorheben. Das liest sich für mich ausgesprochen authentisch, gut geschrieben.
Freut mich sehr zu hören :)
Ich finde, dass das etwas plötzlich kommt. Vielleicht kannst du bereits am Anfang das künstlerische Interesse von Tjark darstellen (ich mag übrigens den Namen "Tjark" total gerne). Als Leser hatte ich erst gedacht, dass er Kunst wegen Lina studieren will
Das künstlerische Interesse sollte eigentlich durch die Hörsaal-Szene deutlich werden, dadurch dass er nicht zuhört und keine Notizen macht, sondern seinen Block stattdessen vollzeichnet... Muss ich nochmal gucken. Das mit Lina und der Party (Musiker, Künstler...) sollte dann weiter darauf hinweisen, dass er eigentlich nicht BWL studieren will, sondern sich zur Kunst (nicht nur zu Lina..) hingezogen fühlt.
Das spricht dafür, dass er BWL angefangen hat und ich mag, dass du dieses Gefühl auch in den Körper bringst.
Schön :)
Ich finde, dass es hier etwas zu langatmig wird. Mein Interesse hat hier doch stark abgenommen. Mein Vorschlag wäre, dass du eine konkrete Situation schilderst. Vielleicht ist da etwas spannendes passiert oder er hat ein interessantes Problem während des Arbeitens gelöst?
Es ist ja eigentlich nur ein Absatz, wenn auch ein etwas längerer, der aber die Gedanken und Motivationen von Tjark klarmachen soll. Ich vestehe, was du meinst, allerdings würde eine Passage über einen Job nicht wirklich zum Thema der Geschichte passen, sondern eher davon ablenken...
Das hat sich für mich nicht stimmig angefühlt. Hatte bis dahin gedacht, dass er insgeheim auch Kunst studiert, wegen den "Linas".
Okay, danke für den Hinweis - habe das mit Lina relativiert, davon etwas gelöscht.
Der Brief am Ende hat mir nicht gefallen. Das ist zu direktiv für mich als Leser. Deine Botschaft finde ich klasse, die Umsetzung hier hätte ich mir jedoch subtiler gewünscht. Vielleicht findet er etwas, auf dessen Grundlage er es sich selbst erklären kann.
Alles klar...wie ich auch oben schrieb, mag ich eigentlich die Idee mit dem Brief sehr gern. Dass es moralisch zu direktiv ist, darüber werde ich mir nochmal Gedanken machen!
Insgesamt habe ich deine Geschichte vor allem am Anfang sehr gerne gelesen, das Ende hat meiner Meinung nach noch Verbesserungspotential. Ich finde, dass du gut schreiben kannst.
Das freut mich - das Ende lass ich mir nochmal duch den Kopf gehen! Vielen Dank :)


Lieber @Friedrichard,
unabhängig von deinem Leseeindruck ist es immer schön (und unglaublich hilfreich), deine Kommentare zu lesen!

Wer nichts wird,
wird Wirt.
Und wer gar nix wird,
wird Betriebswirt,
Lange nicht gehört, gefällt mir aber richtig gut - genauso wie der kleine Einblick in die künstlerischen Bestrebungen in deiner Vergangenheit :)
ist die ausschweifende Verwendung des Possessivpronomens
Guter Punkt, du hast mir die Augen geöffnet (ich habe ein paar Änderungen vorgenommen) - danke!
Mark Twain schüttelt sich und fragt nach der Vewandtschaft zu „Politessen“
:D
Augenstörung?
:D
Tatsächlich ist er da inkonsequent; „Sowas“, an sich ein verkürztes „so etwas“, lässt er zu.
Das hätte ich vom Duden nicht gedacht, tss!
Er oder sie wird doch nicht groß und klein von Wuchs meinen, sondern eher gesellschaftliche Probleme
Niemand kann auf Fehler so elegant und weise aufmerksam machen wie du!
eine zusammenführnde additive verbale statt substantivierte
Dankend angenommen!
Pronomen lassen sich hier zumindest halbieren, aber mal grundsätzlich: Riechen wir nicht alle? Und nach einem eingemummelten Stahlarbeiter am Hochofen wird er doch nicht „riechen“. Du meinst, er fürchtet, keinem der industriell vorgefertigten Duftmarken zu entsprechen, also der modernen Deologie zu folgen ...
Tja, nicht alles in dieser heutigen Zivilisation macht Sinn, aber was der Pavlov da über Konditionierung herausgefunden hat, ist nicht nur auf den Hund anwendbar (immerhin sind Menschen ja auch Tiere, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen)!
Der erste Relativsatz ist zu Ende „und“ der eingeleitete Hauptsatz wird bis zum zwoten Relativsatz weitergeführt
Jawohl, Herr Lehrer :) (Ich habe seit Beitreten ins Forum so viel über Grammatik gelernt, bzw. reaktviert!)
Vllt. hab ich es hier zuvor mal übersehen, aber es hat sich nach Doppelpunkt eingebürgert, hinter ihm, sofern ein vollständiger Satz folgt, mit Majuskel zu beginnen
Hat sich durch eine nachträgliche Änderung eingeschlichen! (Das ist ne faule Ausrede... Nie wieder wird mir dieser Fehler passieren!)
„handgeschrieben“
Angenommen!

Ganz herzlichen Dank für diese Hilfe!


Moin @Nicolaijewitsch,

okay, dass man durch den Titel fälschlicherweise eine mögliche Komödie über die spaßigen Vorteile des vielen Geldes erwarten könnte, gebe ich zumindest teilweise zu.
Belanglose Fantasien sind es für mich nicht - und tatsächlich hat die Geschichte mit meinem Leben sehr wenig zu tun, außer, dass ich sogar zwei liebe Omas hatte, die fantastisch kochen konnten! Ich finde es immer wieder bezeichnend, wie sehr sich Leute von Geld leiten lassen und darauf basierend ihr Leben gestalten. Genau das Thema wollte ich damit anreißen, denn ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen Berufe erlernen und ausüben, die sie eigentlich gar nicht ausüben wollen, und zwar des Geldes wegen. Die Erfahrung, dass man zum Leben (und Glücklichsein!) nicht viel Geld braucht habe ich machen dürfen, und sie hat mich auch bezüglich der Arbeitswelt nachhaltig geprägt.
Auch der Protagonist will explizit etwas: Er will Kunst studieren.
Die Oma knüpft Bedingungen an ihren Enkel.
Dass die Geschichte kein Thriller ist - okay, war auch nie meine Absicht.
Es ist halt auch keine Geschichte darüber, was man tolles mit einem Millionen-Gewinn machen kann - auch wenn das sicherlich seinen Reiz hätte - aber das gibt es schon genügend und mir ging es eben genau ums Gegenteil...
Ich freue mich über deinen ehrlichen Kommentar - hat mich zum Denken angeregt! Besten Dank!

Nochmals lieben Dank an euch alle für eure hilfreichen Rückmeldungen!

Einen schönen Sonntag,
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen
die finanziellen Verhältnisse der Eltern habe ich missverstanden. Das war mir teilweise zu durcheinander, da lässt die Konzentration bei mir nach.

Zum Kern, dem Motiv:

Es geht nicht darum, was ein Studium kostet (er hätte ja auch Bafög beantragen können), sondern was man mit dem fertigen Studium jobtechnisch machen kann, i.e. ob man davon leben kann (was nach BWL Studium offensichtlicherweise eher der Fall ist, als nach einem Kunststudium) - das ist der Grund, warum er BWL studiert und nicht Kunst

Jetzt habe ich den Text noch einmal gelesen und nach diesem Motiv gesucht. Und tatsächlich finde ich das:
Seine Eltern hätten ihm mit Sicherheit ein kreatives Studium nicht verboten, aber natürlich waren sie froh, dass er etwas lernte, was ihm eine finanziell sichere Zukunft ermöglichte.

Sich zusätzlich keine Sorgen machen zu müssen, wie er nach dem Kunststudium genug Geld zum Leben verdienen konnte, war unvorstellbar.
Es ist durchaus möglich, dass zwei knappe Sätze zum Kernmotiv der Geschichte ausreichen.
Das Problem ist aber, dass dieses Motiv zwischen den vielen anderen Aussagen in der Geschichte verschwimmt. Zuerst wird gar nicht klar, warum er etwas studiert, das ihn nervt. Er verzichtet auf BaföG und finanziert sein Studium, das er nicht will, durch Arbeit. Dann verknallt er sich in Lina, dann gewinnt die Oma im Lotto und dann kommt ein Halbsatz, der den Grund für sein Problem erklärt.
Ja, das habe ich überlesen oder vermutlich die Bedeutung nicht erkannt.

Wenn das der zentrale Konflikt der Geschichte ist, dann sollte er früher und deutlicher erkennbar sein, da ja die ganze Moral darauf aufbaut. Er studiert BWL aus Angst vor einer unsicheren Zukunft und der angebliche Lottogewinn befreit ihn von diesem Druck. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Die Pointe ist natürlich ziemlich bitter.
Die Oma verspricht ihm Millionen und er wechselt von einem Studiengang mit guten Zukunftsaussichten zu einer Studium, das ihm eine Karriere zwischen Mindestlohn und Hartz IV bescheren wird. Und dann dreht ihm die Oma aus dem Grab ne lange Nase.
Böser Humor. Gefällt mir.

Nachtrag:
"Andererseits bin ich der Meinung, der Titel muss nicht immer direkt alles verraten."
Das hat ja niemand gesagt. Er sollte zum Thema und Stimmung passen.

"Außerdem stimme ich mit der letzten Aussage nicht überein - genau dafür gibt es ja Bafög"
Ja, aber nicht für jeden. Es gibt sehr viele Bürger, die gerne studieren würden, aber älter als dreißig sind, oder denen aus anderen Gründen die Stütze abgelehnt wird. Aber die lernt man nicht an den Unis kennen. Was denkst Du, wie es dem Kunststudenten gehen wird, wenn er nach ein paar Jahren Praktikum und Arbeitslosigkeit doch noch etwas Sinvolles studieren möchte? Aus die Maus! ;-)


Schönen Gruß!
Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Kellerkind,

besten Dank fürs erneute Lesen!

Es ist durchaus möglich, dass zwei knappe Sätze zum Kernmotiv der Geschichte ausreichen.
Es sind tatsächlich nicht nur zwei knappe Sätze...

Hier wird schonmal angedeutet, dass er nicht wirklich BWL studieren will:

Jedenfalls bist du jung und ich will, dass du das machst, was du wirklich machen willst, was dich glücklich macht und nicht so’n ollen Quatsch, BWR oder wie das heißt …«
»BWL, Oma.«

Dann kommt die Rückblende in den Hörsaal, in der ich versuche durch show don't tell recht subtil zu zeigen, dass er sich null für BWL interessiert, stattdessen seinen Block mit Zeichnungen übersät - und wären es nur einfache Kritzeleien, dann hätten sie nicht bereits öfter Kommiliton*innen verblüfft:
Vor ihm auf dem Klapptisch lag ein Notizblock ohne Notizen. Wie die meisten Blätter in dem Block war aber auch das oberste Blatt nicht blank: es war übersät mit Zeichnungen. Das Profil einer Kommilitonin, die nicht weit von ihm in der nächsten Reihe saß, der Kastanienbaum draußen vor einem der Fenster, diverse imaginäre Figuren und abstrakte Gebilde. Es war schon öfter vorgekommen, dass Sitznachbarn verblüfft waren über seine kleinen Kunstwerke.

Dann kommt noch dieser ziemlich eindeutige Hinweis:
Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren – wogegen er sich die ganze Zeit gesträubt hatte? Einfach so? Es klang zu schön, um wahr zu sein.

Dass du wegen der Lina-Geschichte so "abgelenkt" wurdest, hat mir zu Denken gegeben. Ich habe, um es zu relativieren, eine (wenn auch eher subtile) Aussage Tjarks hinzugefügt (in fett):
»Ey, lass die Alte labern. Nicht alle Kunststudentinnen sind cool, das sollte selbst dir klar sein!«
»Andy. Es geht hier nicht um Lina und das weißt du.«
Vielleicht hilft das, die Motivation von Kunststudentinnen auf das Kunststudium selbst zu fokussieren?! :) (Außerdem hatte ich bereits die letzte Referenz zu Lina gelöscht, da sie natürlich nebensächlich ist.)

Die Oma verspricht ihm Millionen und er wechselt von einem Studiengang mit guten Zukunftsaussichten zu einer Studium, das ihm eine Karriere zwischen Mindestlohn und Hartz IV bescheren wird. Und dann dreht ihm die Oma aus dem Grab ne lange Nase.
Es geht der Oma natürlich nicht darum, ihn in Mindestlohn und Hartz IV zu schicken - das zumindest sollte mehr als deutlich durch die Geschichte rüberkommen: Sie will, dass er sich nicht davon leiten lässt, was ihm "gute Zukunftsaussichten" in deinem Sinne beschert. Eine gute Zukunft ist offenbar sehr subjektiv, einige freuen sich, zwei Autos in der Garage ihres eigenen Hauses stehen zu haben. Andere lieben es, kreativ zu sein, und wollen weder Autos, noch Garage oder Haus. (Wiederum andere mögen beides lieben...)

Er sollte zum Thema und Stimmung passen.
Bisher ist mir kein besserer Titel eingefallen :sleep:
Ja, aber nicht für jeden.
Okay, da magst du sicherlich recht haben. Tatsächlich hatte ich im Studium einen älteren Kommilitonen, der kein Bafög bekommen hat und sich Studium und Leben durch Arbeit finanziert hat. Ist defnitiv hart, aber man kann es schaffen. Ein Kumpel von mir hat auch mit über 35 nochmal studiert und nebenbei 50% gearbeitet - auch kein Zuckerschlecken, aber wenn man es will, geht es. Aber dein Punkt sei dir anerkannt :D

Besten Dank nochmal für dein Nachhaken, das weiß ich zu schätzen!

Nen guten Start in die Woche,
rainsen

PS:
"Böser Humor. Gefällt mir."
So hab ich das übrigens noch gar nicht gesehen, find ich interessant :)
Ich muss dir nochmal kurz sagen, dass ich deine Einwände verstehe. Klar ist das Ideologische in der Geschichte etwas überzogen und nicht alle Vor- und Nachteile der Entscheidung Tjarks beleuchtet.

 
Zuletzt bearbeitet:

Während der tägliche Mensafraß Tjark zu einem Vegetarier gemacht hatte, hätte er bei Oma beinahe alles gegessen.​

Nicht erschrecken, ich bins nun auch noch mal,

lieber rainsen,

und zwar hauptsächlich in Sachen Konjunktiv, der hier im Wechsel Indikativ mit Konjunktiv irrealis durchaus korrekt auftritt, obwohl der Satz auch ohne Konj. zu verstehen wäre, pardon, ist - dank des stark relativierenden Adverbs „beinahe“

"Während der tägliche Mensafraß Tjark zu einem Vegetarier gemacht hatte, aß er bei Oma beinahe alles."

Warum tut der so was, wirstu dich fragen.

Ganz einfache: Der Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge zu tun und der Konjunktiv zwo ist eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung (die der BWLer in Verbindung mit statistischen Größen kennenlernt) zwischen wahr und falsch, wirklich, möglich und unmöglich (auf der Skala von 0 [unmöglich/-wirklich] bis 1 [wirklich/wahr] mit allen Abstufungen dazwischen) und Dir geschieht besonders in der Verwendung „indirekter“ Rede in den Phasen des Konjunktiv I der Patzer Konjunktiv II.

Beim Ich-Erzähler brauchte ich kein Wort drüber verlieren (schon gar nicht im Falle wörtlicher Rede, für die es eben keine Grammatik gibt) – aber hier im Text spricht der Autor damit seine Zweifel aus, gebärdet sich als Vormund des Prot - wenn man so will.

In Kombination mit ihrer selbstgemachten Limonade würde dieses Gourmet-Essen seinen Kater in Nullkommanichts verjagen, so wie Omas Pudel Derrick Nachbars Katze.​
Komma weg. Das füllselartige „so“ verstellt da bei purem Vergleich die Sicht. Wenn Dir nach Atempause ist, ist der Gedankenstrich als Unterbrechung geeignet. -

Du siehst, nebenbei wird gelegentlich noch anderes geräumt ...

Wie die meisten Blätter in dem Block war aber auch das oberste Blatt nicht blank: [E]s war übersät mit Zeichnungen.​

Kleine Flüchtigkeit
Er leerte er sein Glas in einem Zug und lief Richtung Ausgang.​

Weil sie wolle, dass er sich auf sein Studium konzentriere und man sie in Ruhe ließe – Geld sei in der Lage, seltsame Gefühle und Verhaltensweisen in Menschen zu wecken.​
Statt „ließe“ also besser „lasse“.
Wie absurd wäre es, wenn der Erzähler, nicht der Prot Zweifel an Omas Aussage äußerte?

Dass er neben dem Studium arbeiten musste[,] war nicht das Problem, sondern das Studium selbst.​

Und wo ich gerade dabei bin, eine eher zufällige Anhäufung
Nachdem sie sich zum Tee ins Wohnzimmer gesetzt hatten, entschuldigte er sich innerlich bei Oma und sprach das Thema an. Seine Eltern sahen einander mit großen Augen an. Anscheinend hatten tatsächlich nur er und die Dame bei der Sparkasse von dem Geld gewusst.​

Eine Frau meldete sich in der Leitung. Seine Oma kenne sie, ja; dass sie verstorben war, tue ihr aufrichtig leid. Von einer großen Menge Geld wisse sie nichts. Sie schaute im System nach: Da wäre kein Vermögen auf dem Konto seiner Oma, sagte sie, lediglich einige Tausend Euro, die sie scheinbar von den Rentenzahlungen angespart habe.​

Wie sie für ihn alles getan hätte, sich so oft seine Ängste und Sorgen anhörte und stets einen weisen Rat und eine Aufmunterung für ihn parat hatte.​
s. o., geht auch ohne hätte, nämlich tatsächlich Indikativ "hatte"

Klar war er enttäuscht, wie konnte er es nicht sein?​
soll mein Schlusssatz sein für die gesamte Betriebswirtschaftslehre, die ja in der Tat vom alleszerfressenden neoliberalen Kapitalismus befeuert wird und am liebsten den einen, den maximalen Gewinn versprechenden Cournotschen-Punkt wieder ausgrübe und nur enttäuscht werden könnte, denn das Verb zum Tausch (immer noch Grundlage jeden Handels), tauschen, geht zurück aufs mhd. tuschen, dem „unwahr reden, lügnerisch versichern, anführen“, was seine Nähe zum tiuschen (nhd.: täuschen) nicht verleugnet. „Die heute allein übliche Bedeutung ‚Waren oder dergleichen auswechseln, gegen etwas anderes geben’, in der das Verb zuerst im 15. Jh. bezeugt ist, hat sich demnach aus ‚unwahr reden, in betrügerischer Absicht aufschwatzen’ entwickelt“ (so der Herkunftsduden), was mit der „Präfixbildung vertauschen“ zum „‚irrtümlich oder unabsichtlich auswechseln’“ führt und von dort zurück zum mhd. vertuschen.

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Friedrichard,

Nicht erschrecken
In der Tat war ich kurz erschrocken, aber zu Unrecht, wie ich schnell bemerkt habe, denn ...
Der Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge zu tun und der Konjunktiv zwo ist eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung (die der BWLer in Verbindung mit statistischen Größen kennenlernt)
... eine Lektion über den Konjunktiv werde ich niemals ungenutzt lassen! Auch als nicht-BWLer habe ich es mit der Statistik zu tun bekommen, sodass ich deine Erklärung nachvollziehen kann - macht alles Sinn! Beim nächsten Mal werde ich doppelt und dreifach nachdenken, und hoffen, dass es hilft :)
aber hier im Text spricht der Autor damit seine Zweifel aus, gebärdet sich als Vormund des Prot
Auch das macht Sinn, das war mir vorher nicht klar. Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, auf die werde ich in der Zukunft zurückgreifen!
Wenn Dir nach Atempause ist, ist der Gedankenstrich als Unterbrechung geeignet.
Den nehme ich!
Und wo ich gerade dabei bin, eine eher zufällige Anhäufung
Ups...das war ja gar nicht mal so schön :sealed: Bedankt!
und am liebsten den einen, den maximalen Gewinn versprechenden Cournotschen-Punkt wieder ausgrübe und nur enttäuscht werden könnte,
Hehe, also den Cournotschen-Punkt musste ich nachgucken, danach hat es auch für mich Sinn gemacht! Schon spannend, was ein einzelnes Wort alles erzählen kann. Aus dem kleinen Absatz könntest du (da bin ich mir sicher) eine ganze Geschichte spinnen :)

Tausend Dank für deine Hilfe (auch die weiteren Komma-bezogenen und andere Hinweise)!
rainsen

 

Hallo lieber @raisen

ich mag deine Oma. Du hast dir da etwas fantasievolles einfallen lassen damit die alte Dame ihrem Enkel helfen kann.
Auch dein Thema die Wahl des Studiengangs finde ich enorm wichtig. Ich konnte die Zerrissenheit deines Prot gut nachfühlen und auch die Erleichterung als er den Studiengang wechselte. Leider fand ich es stellenweise etwas langatmig.

Liebe Grüße von der schwäbischen Alb
CoK

Super, dass @Friedrichhard Deinen Text korrigiert hat. Ich lese seine Korrekturen wirklich zu gerne.

 

Liebe @CoK,

freut mich sehr, dass du hier warst und meinen Text gelesen hast!
Schön, dass dir die Oma gefällt. Würde mich interessieren, welche Stellen du langatmig fandest (den Rückblick mit der Party? die Phase zwischen Sonntagsessen und dem Tod der Oma?).

Ich lese seine Korrekturen wirklich zu gerne.
Ich auch :)

Schwäbische Alb klingt schön - gibt's da etwa schon Schnee?

Liebe Grüße vom Dörnberg bei Kassel,
rainsen

PS: Bin schon gespannt auf deine nächste Geschichte!

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @rainsen

. Sich zusätzlich keine Sorgen machen zu müssen, wie er nach dem Kunststudium genug Geld zum Leben verdienen konnte, war unvorstellbar. Aber vielleicht konnte er sich ja daran gewöhnen!
Fast das gleiche oder?
Zwar dachte er nicht mehr an Omas Geld, doch wurde er jeden Tag aufs Neue – und besonders jeden Sonntag – an sein Glück erinnert. Es war ungewohnt, nicht mehr nebenbei arbeiten zu müssen. Noch ungewohnter war das Wissen, dass er sich keine finanziellen Sorgen machen musste, und wenn er mal daran dachte, kam es ihm surreal vor.
Sie hatte recht, er lenkte ab. Er traute sich nicht ,das Gefühl der Freude zuzulassen, welches bereits seinen Körper erfüllte seit sie die Worte »Lotto« und »gewonnen« erwähnt hatte. Gleichzeitig wusste er, dass das Unsinn war. Warum konnte er es nicht zulassen? Seine Oma hatte schließlich keine Bank ausgeraubt oder Steuern hinterzogen. Er traute sich nicht, weil er es nicht glauben konnte. Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren – wogegen er sich die ganze Zeit gesträubt hatte?
8 x er
Sie hatte recht. Er traute sich nicht, das Gefühl der Freude zuzulassen, welches bereits seinen Körper erfüllte seit sie die Worte Lotto und gewonnen erwähnt hatte. Gleichzeitig war ihm klar, dass das Unsinn war. Warum konnte er es nicht zulassen? Seine Oma hatte schließlich keine Bank ausgeraubt oder Steuern hinterzogen. Konnte er wirklich das BWL Studium schmeißen und Kunst studieren – trotz seiner Zweifel?

Nur ein Vorschlag um die vielen „er" zu vermeiden.

… wir brauchen auch eine zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit. Wenn Konzern A bilanziert, sollte das idealerweise vergleichbar sein mit der Bilanzierung von Konzern B, sonst können Adressaten keine Investitionsentscheidungen treffen …«
Tjark saß auf einem der Stühle in der obersten Reihe des Hörsaals. Vor ihm auf dem Klapptisch lag ein Notizblock ohne Notizen. Wie die meisten Blätter in dem Block war aber auch das oberste Blatt nicht blank: Es war übersät mit Zeichnungen. Das Profil einer Kommilitonin, die nicht weit von ihm in der nächsten Reihe saß, der Kastanienbaum draußen vor einem der Fenster, diverse imaginäre Figuren und abstrakte Gebilde. Es war schon öfter vorgekommen, dass Sitznachbarn verblüfft waren über seine kleinen Kunstwerke. Heute tippte sein Sitznachbar eifrig auf seinem Laptop herum, neben dem Geschriebenen die Folien der Vorlesung: »Internationale Konzernrechnungslegung, 2. Vorlesung, 3. Semester«.
Diese Stelle fand ich langweilig.
Möglich das es aber auch nur an mir und mein Interessen liegt.

Die schwäbische Alb klingt nicht nur schön, sie ist auch wunderschön. Nein, Schnee haben wir noch keinen aber es ist schon knackig kalt.

Liebe Grüße CoK

PS. Kann noch dauern!

 

Moin,

@CoK

Super, dass @Friedrichhard Deinen Text korrigiert hat. Ich lese seine Korrekturen wirklich zu gerne.
Ihr schmeichelt mir, rainsen,

darüber nicht vergessen, dass der Friedel auch feine Geshichten schreibt und manchmal gar Fliegen totschlägt ...

Tschüss, voraussichtlich bis nächste Woche

Friedel

 

Hallo @rainsen

dann rainsen Vergnügen, haha.

Die heißen Düfte, die wie jeden Sonntag aus unzähligen Töpfen und Schüsseln aufstiegen und die Nische in ein Dampfbad verwandelten,

Die Kombination, bzw. das Bild mag mich nicht überzeugen. Du spielst auf die Düfte an, ein Dampfbad aber hat eigentlich keinen Geruch, und wenn doch, dann riecht es nicht nach Lebensmitteln.

Schon wieder schlich ihm Derrick um die Beine, wo er doch sonst immer in seinem Sessel schlummerte.

Sehr wortlastig. Alternative: Derrick, der häufig im Sessel schlummerte, schlich ihm um die Beine.

Da sind noch mehr wortlastige Sätze. Ich gehe aber nicht auf jeden ein.

»Oma, ich mag keinen Rosenkohl – immer noch nicht.«

Erst wird erwähnt, dass er bei Oma fast alles ist und dann beginnt der Dialog mit Nahrungsverweigerung. Möglich, aber mE befremdlich.

Das ist ja super geil, Oma

supergeil

Trotz ihrer neunzig Jahre war sie geistig topfit und hatte zwar körperlich etwas abgebaut, ging jedoch immer noch regelmäßig zum Seniorentreffen, um zu singen, zu tanzen oder sogar einwöchige Trips mit den anderen Alten zu unternehmen.

Hier ist wieder so ein Satz, der haufenweise Füllwörter enthält (zwar, jedoch, noch, sogar) und mE in mehreren Sätzen insgesamt kürzer gefasst werden könnte: Oma war trotz ihrer neunzig Jahre geistig fit. Körperlich hatte sie abgebaut, aber sie ging regelmäßig zum Seniorentreff um zu singen und zu tanzen. Gelegentlich unternahm sie einwöchige Trips mit den anderen Alten.

»Endlich normale Leute!«, sagte Tjark Andy ins Ohr,

flüsterte Tjark in Andys Ohr

Bei dem Gedanken musste er schmunzeln, was eine Frau schräg gegenüber in der Bahn infizierte:

Der Teil nach dem Komma kann weg.

So, danach habe ich nicht mehr so genau hingeschaut und mich auf die Handlung konzentriert. Insgesamt finde ich aber, dass du reduzierter schreiben könntest, sowohl im Hinblick auf den Satzbau ala auch Textlänge insgesamt. Du bringst eine Partyszene ein, die sehr ausführlich erzählt wird, im Kontext der Pointe aber eher bedeutungslos ist. Lina, die Angebetete, spielt
keine wirkliche Rolle (oder wolltest du insinuieren, dass Tjark, wenn er erst einmal Kunststudent ist, auch Erfolg bei Frauen haben wird - was ich als fragwürdige Pointe empfände). Hinzu kommt, dass du seine künstlerische Ader mE nicht ausreichend darstellst. Das einzige, was darauf hindeutet, sind Zeichnungen in einem Notizblock. Bisschen dürftig, wie ich finde.

Das klingt jetzt nach viel Kritik. Aber insgesamt mag ich deine Art zu erzählen, und die Idee zur Geschichte hate mir auch sehr gefallen. Erst im letzten Drittel ahnte ich, dass die Oma den Lottogewinn nur vorgetäuscht hat und ihr Brief ist ein guter Anreiz, um über die Bedeutung von Geld fürs eigene Leben nachzudenken.

Liebe Grüße,

HL

 

Liebe CoK, lieber HerrLehrer!

Ihr habt mich nochmal gefordert und das finde ich richtig gut!

@CoK, danke für deine kritisches Feedback und fürs Leihen deiner Augen:

Fast das gleiche oder?
Kann ich nur zustimmen - habe ich geändert bzw. gestrichen!

Nur ein Vorschlag um die vielen „er" zu vermeiden.
Der Vorschlag ist sehr gut. Habe ich geändert und nochmal den gesamten Text nach solchen Stellen durchgearbeitet - muss ich mir merken!

Diese Stelle fand ich langweilig.
Möglich das es aber auch nur an mir und mein Interessen liegt.
Tja, das ist schade. Für mich ist diese Stelle eine Schlüsselszene, die mir persönlich auch gefällt. Sie zeigt dem Leser sein Leben als (BWL-)Student und sein Desinteresse daran. Gibt es sicherlich noch tausend andere Weisen, dies zu erzählen, doch momentan fällt mir keine bessere ein.

Dank dir für dein erneutes Lesen und deine Rückmeldung - hat wie immer geholfen!


Lieber @HerrLehrer,

Du spielst auf die Düfte an, ein Dampfbad aber hat eigentlich keinen Geruch, und wenn doch, dann riecht es nicht nach Lebensmitteln.
Klar, hast du recht, bist ja auch der Herr Lehrer ;P Erst wollte ich mich wehren, muss aber eingestehen, dass ich übereinstimme. Habe jetzt eine alternative Formulierung gewählt (der Satz ist mir gerade zu lieb, als dass ich ihn komplett umschreiben würde): "Der duftende Dunst, der wie jeden Sonntag ..." Finde ich glaub ich gar nicht so schlecht, klingt fast lyrisch ;)

Sehr wortlastig. Alternative: Derrick, der häufig im Sessel schlummerte, schlich ihm um die Beine.
Ich neige teilweise zu längeren Formulierungen, das gebe ich zu und ich finde manchmal (siehe dein Beispiel unten) die kürzere Alternative besser, besonders wenn ich Füllwörter vermeiden kann. Allerdings besitzt mein Satz hier noch die Info, dass er nicht das erste Mal um Tjarks Beine schleicht (klar könnte man noch ein "wiederholt" oÄ einfügen, finde ich aber nicht so elegant); außerdem will ich jetzt nicht jeden Text in so wenig Worten wie möglich verfassen - in diesem Fall finde ich meine Formulierung besser (und nehme die sechs zusätzlichen Wörter in Kauf). Du bringst mich aber dazu, das zukünftig zu sehen.

Erst wird erwähnt, dass er bei Oma fast alles ist und dann beginnt der Dialog mit Nahrungsverweigerung. Möglich, aber mE befremdlich.
Aber ja auch eben nur "fast" alles ;) Es lag ja bei der Aussage weiter oben auch das Gewicht auf dem Vegetarier- vs Fleischesser-Dasein, also dass er bei der Oma (im Gegensatz zur Mensa) auch Fleisch isst.

supergeil
Stimmt, danke.

Hier ist wieder so ein Satz, der haufenweise Füllwörter enthält (zwar, jedoch, noch, sogar) und mE in mehreren Sätzen insgesamt kürzer gefasst werden könnte
Danke für den Hinweis, stimme ich dir in diesem Fall zu und habe ich umgeschrieben.

flüsterte Tjark in Andys Ohr
Auch angenommen.

Der Teil nach dem Komma kann weg.
Habe diesen Nebensatz aus zwei Gründen geschrieben: 1. um nochmal zur Handlung zurückzukehren, dh in die Bahn und 2. weil ich das Bild mag, dass das Lächeln einer Person es auch bei einer anderen auslöst. Kann aber nachvollziehen, warum du es überflüssig fandest, daher habe ich es umgeschrieben:
Sein Schmunzeln bei diesem Gedanken infizierte eine Frau schräg gegenüber in der Bahn, wodurch ihm erst so richtig klar wurde: Er fühlte sich großartig!

Du bringst eine Partyszene ein, die sehr ausführlich erzählt wird, im Kontext der Pointe aber eher bedeutungslos ist.
Stimmt zumindest teilweise: die Pointe würde auch ohne funktionieren. Allerdings ist dies, in Kombination mit der Hörsaalszene davor, der Einblick in Tjarks (Studenten)Leben, durch den gezeigt wird, dass er mit BWL (und auch nicht mit denen, die es mit ihm studieren - ausgenommen Andy) eigentlich nicht viel am Hut hat. Stattdessen umgibt er sich (wieder mit Ausnahme von Andy) lieber mit Künstlern oder solchen, die es werden wollen, in diesem Fall auf der Party. Könnt ich natürlich knapper schreiben, guck ich mal.

Lina, die Angebetete, spielt
keine wirkliche Rolle
Wirklich interessant, das mit der Lina. Scheint bei weiblichen Lesern selbst vor meinen vereinzelten Änderungen nicht überinterpretiert worden zu sein, bei den männlichen dafür umso mehr (vorausgesetzt du bist nicht ohne Grund keine FrauLehrerin), wenn auch nicht bei allen. Aber da ich selbst unter den männlichen bin, möchte ich das weiter verbessern!

Ich habe die gute Lina nochmals relativiert, indem ich den gedanklichen Satz in der Bahn ("Außerdem könnte er es Lina ... unter die Nase reiben.") umgeschrieben hab. Muss auch zugeben, dass er wirklich fehlleitend war, da er mit der Lina (außer, dass er sie ein paarmal auf Partys gesehen hat und sie heiß findet) ja auch gar nichts zu tun hat. Hier der neue Satz:

Bei der nächsten Party in der Alice-Neel-Straße müsste Tjark nicht länger neidisch den Gesprächen der Kunsthochschüler lauschen, sondern könnte mitreden.
Danke dir jedenfalls für den Hinweis, denn das wird mich beim nächsten Text besser nachdenken lassen :)

Hinzu kommt, dass du seine künstlerische Ader mE nicht ausreichend darstellst.
Hm. Habe ihn jetzt im Park die Wolken zeichnen lassen, bevor er den Anruf seiner Mutter erhält. Außerdem noch diese Ergänzung (in fett) geschrieben:
»Scheiß BWL Kack! Ich hab da keinen Bock mehr drauf, Andy! Ich hab echt die Schnauze voll!«
»Ja, ich weiß. Tut mir leid, Mann. Aber hey: Wenn du es so scheiße findest und so gerne Kunst studieren willst, dann mach’s doch einfach!«
»Einfach, Andy, du bist witzig! So easy ist das nicht ...«
Meintest du mit künstlerische Ader darstellen, dass er show-mäßig noch mehr künstlerisch aktiv ist?

Das klingt jetzt nach viel Kritik. Aber insgesamt mag ich deine Art zu erzählen, und die Idee zur Geschichte hate mir auch sehr gefallen. Erst im letzten Drittel ahnte ich, dass die Oma den Lottogewinn nur vorgetäuscht hat und ihr Brief ist ein guter Anreiz, um über die Bedeutung von Geld fürs eigene Leben nachzudenken.
Alles gut - deine Kritik ist ja sehr konstruktiv, was mir wiederum hilft, nicht nur diesen Text zu verbessern, sondern für nächste Texte zu lernen.
Besten Dank für dein Lob, und schön, dass du die Geschichte bzw. Idee mochtest! Dass du die Pointe erst später geahnt hast, freut mich zu hören - und ja, die Moral ist sicher nicht zu überschätzen...

Lieben Dank nochmals an euch fürs Lesen und Kommentieren!
Gruß,
rainsen

 

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