Was ist neu

Die Nacht der Monster

Seniors
Beitritt
29.11.2005
Beiträge
885
Zuletzt bearbeitet:

Die Nacht der Monster

Ein Migräneanfall hatte Grabowski am frühen Nachmittag im Büro attackiert, gerade als er noch ein paar Rechnungen kontrollieren wollte. Der Weg nach Hause wurde für ihn zur Qual. Wie eine entfesselte Bestie tobte der Schmerz durch seinen Kopf. Der Drang, sich übergeben zu müssen, trieb ihn zur Eile an.

Das Baugerüst vor dem Haus aber ließ ihn erstarren und seine Qual für einen Moment verdrängen. Es rankte an der äußeren Fassade hinauf bis zum Dach. Abgeschirmt von Plastikplanen, die sich im Wind blähten, war das Gebäude kaum noch zu sehen. Das musste tagsüber in nur wenigen Stunden entstanden sein, denn morgens war noch alles in Ordnung gewesen. Obwohl Grabowski schon den Haustürschlüssel in der Hand hielt und sich nach einem abgedunkelten Raum und Schlaf sehnte, trat er noch einmal auf die Straße hinaus und blickte aus zusammengekniffenen Augen nach oben. Er konnte sich nicht erklären, warum ausgerechnet in dieser stürmischen Jahreszeit ein Baugerüst aufgestellt worden war und fragte sich, warum man ihn als Mieter davon nicht in Kenntnis gesetzt hatte. Die Sache beunruhigte ihn. Das stählerne Ungeheuer stand direkt vor seinem Leben. Er hasste Veränderungen.

Im Treppenhaus begegnete Grabowski dem massigen Hausmeister Lorenz, der seinen Pflichten ähnlich schlampig nachzukommen pflegte, wie er sich kleidete. Grabowski sprach ihn auf das Baugerüst an, beschwerte sich darüber, dass die Mieter von den bevorstehenden Renovierungsarbeiten nichts erfahren hätten. In seiner selbstgefälligen Art musterte Lorenz den kleinen Mann aus seinen Schweinsäuglein und machte aus der Verachtung, die er für ihn empfand, keinen Hehl. „Das ist allein Sache der Hausverwaltung“, brummte er und nuckelte geräuschvoll auf einem erloschen Zigarrenstummel herum, was seine unappetitliche Erscheinung um eine weitere unerfreuliche Facette ergänzte.
„Aber Sie sind der Hausmeister“, beharrte Grabowski ärgerlich. „Sie müssen uns Mieter darüber informieren, was hier vor sich geht!“
Lorenz ließ den Zigarrenstummel von einem Mundwinkel in den anderen wandern. „Das Letzte, was ich brauche ist jemand, der mir sagt, was ich zu tun habe“, knurrte er. „Wenn Sie es so eilig haben, rufen Sie meinetwegen selbst bei der Hausverwaltung an. Ich kläre das, wenn ich Zeit dafür habe. Und dann sagen Sie mal gleich bei Ihrer Versicherung Bescheid, dass wir hier ein Baugerüst haben. Die müssen nämlich auf jeden Fall informiert sein. Sonst zahlen die nix, wenn bei Ihnen eingebrochen und geklaut wird. Das ist schon mal sicher.“
Einen Moment lang weidete sich Lorenz noch an Grabowskis Verunsicherung, dann steuerte er zufrieden grinsend die Kellertreppe an. „Schönen Tag noch!“

Bei der Hausverwaltung rief Grabowski erst am nächsten Tag an, nachdem sich seine Migräne wieder etwas beruhigt hatte. Dort wurde er hin- und herverbunden, ohne am Ende eine Begründung für das Baugerüst bekommen zu haben. Keiner schien Genaueres zu wissen, jeder versicherte, die Angelegenheit prüfen zu wollen, niemand aber zeigte besonderes Interesse. „Hinterlassen Sie Ihre Telefonnummer, wir rufen Sie dann zurück.“

Warum lauerte dieses verfluchte Stahlgebilde direkt vor seinem Fenster, versperrte ihm von einem Tag auf den anderen den Ausblick auf die Umgebung? Die Plastikplanen ließen kaum Licht durch, und die Sturmböen, die seit einiger Zeit die Stadt beherrschten, hatten Bretter, Stangen, Leitern und Planen als willkommenes Spielzeug entdeckt. Sie variierten die unheimlichsten Geräusche und erzeugten ständig neue hässliche Töne: Holz klapperte, Stahl klirrte, Verstrebungen quietschten, Plastik schabte - ein zermürbendes Konzert! Grabowskis Leidenschaft, seine geliebten Klassik CDs zu genießen, war fortan empfindlich gestört. Und schlafen konnte er bei diesem Lärm auch nicht. Wie aber sollte er solchen Banausen wie Lorenz oder den Sachbearbeitern der Hausverwaltung klar machen, in welch unerträglicher Weise sein Leben plötzlich beeinträchtigt wurde?

Abgesehen davon beunruhigte ihn die Vorstellung, dass es auf diese Weise möglich geworden war, von außen zu seiner Wohnung zu gelangen. Man brauchte ja nur nach oben zu klettern. Eine weithin sichtbare Einladung an das Gesindel der Stadt: Schaut her, hier gibt einen direkten Weg in Grabowskis Leben.

Das Baugerüst war einfach da. Keiner wusste Bescheid. Keiner gab Auskunft. Und keinen schien es zu beunruhigen, dass es sich wie ein Krebsgeschwür an der Fassade eines Hauses gebildet hatte. Außer Grabowski. Gelegentlich gaukelte der Sturm ihm Geräusche vor, die wie das hektische Heraufklettern nächtlicher Eindringlinge klangen. Gewaltverbrecher, die Wohnungen stürmten, Blutbäder anrichteten, Räume verwüsteten und alles stahlen, was ihnen in die Finger kam. Sie vergewaltigten Frauen, schändeten Kinder und töteten Männer. Das Baugerüst schützte sie, begünstigte ihr grausiges Treiben und übertönte mit seinem Klappern und Quietschen die Todesschreie der Mieter. Besorgt presste Grabowski sein blasses Gesicht gegen das Fenster und lauschte mit angehaltenem Atem. ES kam näher. Immer näher!

Manchmal schreckte er nachts hoch, weil er plötzlich ein dumpfes Pochen am Fenster zu hören glaubte. Als würde eine knochige Geisterhand Einlass fordern. Seine Nerven reagierten auf jedes Geräusch. Und es gab niemand, mit dem er über seine Ängste hätte reden können. Seit dem Tod seiner Mutter vor ein paar Jahren, hatte er nicht einmal mehr eine Familie. Sie fehlte ihm sehr. Und sie ließ sich auch nicht durch die Prostituierte ersetzen, die er sich gelegentlich ins Haus holte, damit sie Mutters Kleider anzog. Er konnte in ihren Armen liegen, in Mutters vertraute Bluse weinen, aber reden wollte er nie mit ihr. Jetzt hätte er sie gern bei sich gehabt, einfach nur, um sich an sie klammern zu können. Aber niemand war da und er fühlte sich plötzlich einsamer als jemals zuvor.

In Grabowskis düstersten Fantasien durchbrach das Baugerüst eines Nachts das Fenster, stieß wie das geöffnete Maul eines Monstrums in sein Leben und spuckte Ausgeburten der Hölle ins Schlafzimmer. Vorneweg marschierte Lorenz und lachte diabolisch. Sein Zigarrenstummel glühte.
Dann griff er Grabowski an. Finstere Kreaturen machten sich irre lachend über Grabowskis Schätze her. Sie zerfetzen seine Briefmarkensammlung, zerstörten seine CDs, zerschlugen seine kostbaren Rotweinflaschen und warfen die Fotoalben aus den Fenstern, die letzte Erinnerung daran, dass er früher mal glücklicher gewesen sein musste. Grabowski hielt sich die Ohren zu und weinte.

Ein weiterer Migräneanfall zwang ihn dazu, die folgenden Tage wieder das Bett zu hüten. Er war übernächtigt und von tiefen Depressionen erfüllt. Zu seiner großen Überraschung stellte er fest, dass tagsüber nicht auf dem Baugerüst gearbeitet wurde, obwohl sich der Sturm vorübergehend gelegt hatte. Auch als die Sonne sich zwischendurch kurz einmal zeigte, blieb es verwaist.

Mit pochendem Schädel schleppte er sich zur Wohnung des Hausmeisters hinunter, um dort von dessen Frau erfahren zu müssen, dass ihr Mann nicht da sei und sie auch nicht genau sagen könne, wann er wiederkäme. Nein, zum Baugerüst könne sie keine Auskunft geben.
„Rufen Sie doch mal bei der Hausverwaltung an“, empfahl sie Grabowski, wünschte ihm noch einen guten Tag und knallte die Tür zu. „Wer war das denn?“, vernahm er Lorenz' Stimme hinter der geschlossenen Tür. Der machte sich nicht mal die Mühe zu flüstern. „Das kleine blasse Arschloch aus dem vierten Stock“, antwortete seine Frau. „Macht immer noch so ein Affentheater wegen der Einrüstung. Typen gibt's!“
Benommen wankte Grabowski wieder benommen nach oben.

Klappern. Klirren. Scheppern. Durchdringendes Heulen. Schritte auf den Laufplanken, huschender Wahnsinn, oder etwa nicht? Zaghaft öffnete Grabowski das Fenster, auf alles gefasst. Ein eisiger Windstoß biss ihm ins Gesicht. Der Lärm schien von weiter unten zu kommen. Keine Chance, irgendwas zu sehen. Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit und versuchte die Geräusche irgendwie zu deuten. Seine Fantasie quälte ihn mit grässlichen Bildern. Betont langsam kletterte das Grauen zu ihm herauf. Hastig schloss Grabowski das Fenster und zog die Vorhänge zu, als böten sie einen zusätzlichen Schutz. Ruhelos wanderte der schmächtige Mann durch seine Wohnung, sah sich suchend um, ohne zu wissen, wonach er eigentlich suchte. In der Küche durchwühlte er die Schubladen, griff sich ein Messer und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Die Geräusche vor dem Fenster verstärkten sich. ES war wieder da. Und es kam näher, um ihn zu holen. Es lachte schrill, warf sich immer wieder wuchtig gegen die Scheibe. Das Glas ächzte unter dem Druck.

Grabowski beschloss, sich mit Beethovens 5. Sinfonie gegen die Mächte der Finsternis zur Wehr zu setzen. Vielleicht beruhigten ihn die vertrauten Klänge, vielleicht vertrieb die Genialität dieser Musik das Böse. Er hatte Mühe, die CD aus der Hülle zu bekommen und einzulegen, dann zog er den Lautstärkeregler bis zum Anschlag hoch und sogleich erbebte seine Wohnung. Grabowskis Sinne saugten sich begierig voll mit der kraftvollen Anfangssequenz, sein kleiner Körper zuckte freudig unter den gewaltigen Tönen. Unterdessen tobte draußen ein wild gewordener Drache und bäumte sich fauchend auf. Für diesen dramatischen Augenblick schien Beethoven die 5. Sinfonie extra komponiert zu haben. Grabowski stand mitten im Zimmer, im Zentrum der Hölle, fuchtelte mit dem Messer herum und brüllte die eigene Angst an.
„Wir haben dich!“, riefen die Stimmen. „Wir sind da, um dich zu holen! Du elendes Muttersöhnchen!“
Da warf sich Grabowski auf den Boden und verkroch sich wimmernd in einer Ecke. Trotz der lauten Musik hörte er sie. Sie waren schon in sein Schlafzimmer eingedrungen. Sie gaben sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Klauen packten ihn und zerrten ihn aus seiner Ecke hervor. Er wurde auf das Bett geschleudert. Das war also das Ende. So war es, wenn der Teufel sich ein vergeudetes Leben holte, eines, das nie richtig gelebt worden war. Dann erstarb die Musik.

„Was soll das hier werden, Sie Vollidiot?“, schnauzte Lorenz ihn an. „Sind Sie total übergeschnappt, die Musik hier derart laut zu stellen, und das weit nach Mitternacht? Und dann nicht mal aufmachen, wenn ich klingle und klopfe? Ich musste Ihre verdammte Tür aufbrechen, weil ich dachte, bei Ihnen wäre was passiert!“
Vorsichtig öffnete Grabowski die Augen. Lorenz packte ihn und riss ihn hoch. Seine Füße verloren den Kontakt zum Boden. Der Hausmeister stank nach Schweiß, Bier, Tabak und Sex. Ohne den Zigarrenstummel sah sein Gesicht fremd aus, fast so, als würde ihm die Nase fehlen.
„Helfen Sie mir“, flüsterte Grabowski verzweifelt. „Die Monster sind draußen auf dem Baugerüst. Sie versuchen, in meine Wohnung einzudringen!“
Lorenz ließ ihn wie einen Wäschesack fallen und stampfte zum Fenster. Er riss die Vorhänge auseinander und drückte das Fenster auf. Wild lachend lehnte er sich nach draußen. „Aber sicher!“, rief er aus. „Jetzt sehe ich es auch. Dracula ist da. Der ist mal kurz hierher geflattert, um sich so ein dämliches Arschloch wie Sie zu holen. Draußen ist gar nix, verstehen Sie? Nur ein scheiß Baugerüst, und sonst nix. Absolut nix. Sie gehören in eine Anstalt, das habe ich grad gestern zu meiner Frau gesagt. Und Sie haben sich heute einen verdammten Haufen Ärger eingebrockt, das ist schon mal sicher. Die Tür bezahlen Sie, und das wird teuer!“

Er stand vor dem offenen Fenster und starrte Grabowski an. „Und jetzt verpasse ich dir endlich die Abreibung, die schon lange fällig war. Meiner Frau immer ungeniert auf die Titten glotzen, denkst du, das hat sie nicht bemerkt, du kleiner Wichser?“ Wie ein wütender Bulle ging Lorenz auf Grabowski los, packte ihn und erstarrte in der Bewegung. Seine Augen weiteten sich. Schritt für Schritt wich er zurück. Ungläubig glotzte er erst Grabowski an und dann an sich herab. Das Messer steckte tief in seiner Wampe. Zunächst schien er nicht zu bluten. Nur ganz langsam begann sich sein Unterhemd rot zu färben. Lorenz knickte ein, ging wie ein angeschlagener Boxer auf die Knie. Er streckte die Arme hilflos nach vorn. Sein Mund öffnete sich, ohne dass er etwas sagte. Der Wind hatte sich wieder gelegt, das stählerne Monstrum draußen kam zu Ruhe. Nur die Vorhänge bewegten sich noch leicht, wie ermattete Flügel eines sterbenden Drachen.

Lorenz riss sich stöhnend das Messer aus dem Bauch und warf es zur Seite. Jetzt schoss das Blut aus der Wunde. Er versuchte es zu stoppen, indem er seine großen Hände auf den Einstich presste, aber es quoll ihm durch die Finger. Von seinem Bett aus betrachtete Grabowski fasziniert den verzweifelten Todeskampf des dicken Haumeisters.
„Rufen Sie doch einen Krankenwagen“, flehte Lorenz mit erstickter Stimme. „Bitte …“
Grabowski schüttelte leicht den Kopf. „Das Letzte was ich brauche ist jemand, der mir sagt, was ich zu tun habe“, sagte er störrisch.

Die Blutlache um Lorenz herum vergrößerte schnell.
„Es gibt keine Monster“, presste er mit letzter Kraft hervor. „Sie verdammter Idiot ...“
„Doch, es gib sie!“ Grabowski war ruhig und gefasst wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er erhob sich vom Bett und griff sich das blutverschmierte Messer vom Boden. Er warf einen letzten Blick auf den Hausmeister, dessen Augen schon glasig wurden. Im Flur lag der Vorschlaghammer, mit dem Lorenz die Wohnungstür aufgebrochen hatte. Grabowski nahm ihn an sich. Im Treppenhaus hörte er wieder die Stimmen, heimtückisches Flüstern und höhnisches Gelächter. Aber er hatte keine Angst mehr davor. Jetzt wusste er endlich, was zu tun war.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rick,

ich war mir sicher, dass irgendwann eine Wendung im Verlauf eintreten muss. Aber bis die kam (!) habe ich leider im mittleren Teil viel quergelesen, weil es mich gelangweilt hat. Die Geschichte spricht mich so wenig an, dass ich dir auch im Detail keine Verbesserungsvorschläge machen möchte.

Ich beziehe mich in meinem undifferenzierten Urteil nur auf den Inhalt (und nicht auf die textliche Gestaltung), weil ich den Plot so langweilig finde - mit mehr habe ich mich nicht beschäftigt.

Liebe Grüße
bernadette

Wieso du diese Rubrik gewählt hast, würde mich jedoch noch interessieren.

 

Hallo bernadette,

tut mir leid, dass dich dieser Plot langweilte. Ich war mir der Risiken beim Schreiben bewusst - das ist sicher ein sehr grenzwertig Text. Aber so war das Konzept und ich will nach einer Reihe von sehr kurzen Geschichten mal wieder etwas tiefer gehen. Blöd natürlich, wenn es mir nicht gelingt, den Leser mitzunehmen, wie in deinem Fall.

Die Frage nach der Wahl der Rubrik möchte ich wie folgt beantworten. Es geht um totale menschliche Vereinsamung, und darum, dass sich aus der üblichen Passivität des Prots wegen einer banalen äußerlichen Veränderung seiner Umgebung plötzlich Angstzustände entwickeln, die dann zu der Eskalation am Ende führen. Tja, im Moment scheine ich einen echten Lauf zu haben.

Grüße von Rick

 

hallo,

Die Geschichte fängt gut an. Und dann zieht sie sich immer länger und länger, ohne interessanter zu werden. Ich glaube, eine radikale Kürzung würde dem Leser - mir auf alle Fälle - helfen, bei der Sache zu bleiben. Das mit dem Baugerüst ist wirklich gut, auch, dass niemand etwas darüber weiß, wer es aufgestellt hat, warum und wie lange, erzeugt eine hübsche

Spannung. Das hat Potenzial und gibt was her, ist in dieser Länge aber fast nicht zu ertragen. Als dann der Typ mit dem Dreizack daherkam, war es allerdings für mich vorbei. Das hat mich sehr gestört und mich aus der Geschichte geschmissen. Ich habe dann nur noch fertig gelesen, weil ich irgendwie auf eine umwerfende Auflösung gewartet habe, doch die kam nicht.

Weiß auch nicht, machs doch mal halb so lang. Das könnte helfen.

Sein Chef erlaubte ihm vorzeitiges Gehen
vorzeitiges Gehen? Kann man das essen?

die letzte Erinnerung daran, dass er früher mal glücklicher gewesen sein musste

Das Baugerüst schützte sie,

Er wollte ja nur so lange zuzudrücken, bis

Lorenz ließ ihn wie einen Wäschesack fallen und stampfte zum Fenster.

das Blut quoll ihm durch die Finger. Grabowski setzte sich auf sein Bett und betrachtete fasziniert den verzweifelten Todeskampf des dicken Haumeisters.
„Rufen Sie doch einen Krankenwagen“, flehte

Herzliche Grüße,
Georg

 

Hallo Rick,

ich muss bernadette Recht geben. Nach einem Drittel des Textes ließ bei mir das Interesse nach. Schon zuvor fiel Unkonzentriertheit und daraus resultierend Flüchtigkeit auf ( wie:

„Keiner wusste bescheid.“ „Bescheid“

„Psychopaten“ Paten der Psycho? Nein: tea-aitsch)

und umständliche Formulierungen, überflüssige Adjektive, wie schon zuvor in „Nein, ich werde dir keinen verdammten Brief schreiben!“:

„Es versperrte ihm den sonst sehr reizvollen Ausblick …“
„Die Plastikplanen, mit denen es verkleidet worden war, ließen …“
„ …, das Abspielen seiner geliebten Klassik CDs, fortan empfindlich gestört.“
„ …, dass es für finstere Kriminelle ab sofort bequem …“ „Hellere“ Kriminelle sind besser?

Hab nix gegen anstrengende Texte, aber wenn man vordem „verwöhnt“ wurde, ist es schwierig, sich hier durchzubeißen.

Tut mir leid!

Dennoch: Schöne Tage diese Tage wünscht

Friedel

 

Hi Rick,

zum Glück habe ich bevor ich meine Kritik losgeschickt habe, noch einmal geschaut, was andere geschrieben habe.
Ich fürchte, gerade, wenn ich deine formulierte Intention betrachte, die Gewichtung innerhalb der Geschichte stimmt nicht. Es geht weniger um die Länge, als um die Verteilung dessen, was du über diese Länge erzählst.
Im ersten Absatz zum Beispiel hatte ich sogar eher das Gefühl, du ließest dir zu wenig Zeit, auch den Chef als Figur vor uns entstehen zu lassen.
Die Einsamkeit kommt nicht an, obwohl der Prot allein lebt. Eher hat man von Beginn an das Gefühl, eine verbiesterten Pedanten vor sich zu haben. Deshalb wird wahrscheinlich von den Lesern auch keine Steigerung bis zur Eskalation empfunden. So ging es mir jedenfalls. Die Geschichte baut hier zu sehr auf Prinzipienreiterei, dadurch vermittelt sich die Angst des Prots nicht, sondern man denkt immer nur "mein Gott, wieso kann der sich über das Gerüst so aufregen". Das spricht dafür, das ich deinen Prot noch nicht richtig verstehe.
Ich persönlich würde bei dieser Geschichte ja zur Ichperspektive raten, vielleicht kommt dann automatisch das Innenleben des Prot besser heraus.
Was mir an dieser Geschichte gefällt, ist der Versuch, mal in einem ganz neuen Stil zu schreiben, auf deine geschliffenen Sätze zu verzichten, so gern ich sie auch lese, eine andere Erzählstimme zu finden, die nicht auf Metaphern setzt.
Darauf, Details zu notieren habe ich verzichtet, nur am Anfang hatte ich eines:

Sein Chef erlaubte ihm vorzeitiges Gehen, musterte ihn dabei aber mit vorwurfsvoller Miene.
Der Infinitiv mit zu scheint immer mehr aus der Mode zu kommen, zugunsten schleichender Substantivierung der Verben. Irgendwie fast schon ein gesellschaftlicher Aspekt.

Lieben Gruß
sim

 

Lieber Rick,

ein ganz anderer Rick als sonst - und endlich mal die Gelegenheit, konstruktiv-kritisch zu kommentieren. ;)

Ich finde den Plot an sich sehr spannend, weil es viele Menschen gibt, die mit Veränderungen nicht umgehen können, die so sehr nach Sicherheit und Gleichförmigkeit in ihrem Leben streben, dass sie irgendwann völlig darin erstarren. Und als Folge der verlorenen Sicherheit Ängste und Phobien entwickeln, die sie zu einem wehrlosen Opfer werden lässt, zur Lachnummer, zum Prügelknaben für Chef oder Hausmeister.

Allerdings vermisse ich Deine sonstige Fähigkeit, uns den Prot emotional näherzubringen. Als Leser bleibe ich unberührt, kann weder mit ihm mitfühlen, noch ihn verachten, noch mich über ihn lustig machen. Du bleibst zu sehr beim Erzählen, gehst gerade nicht in die Tiefe - besser gesagt, berührst mich nicht in der Tiefe. Hier fehlt die Klarheit der Figur.

Die Geschichte hat gerade am Anfang ihre größte Schwäche. Die Szene mit dem Chef zieht mich nicht rein, könnte auch als kurze Rückblende in seiner Wohnung erzählt werden. Ebenso wie andere Kritiker verstehe ich diese Geschichte als einen Versuch, uns nicht mit Deinen sonst so wunderbaren Sätzen zu blenden, sondern mit einer reduzierten, distanzierten Sprache zu erzählen.

Ja, was wären meine konstruktiven Ideen? Vielleicht Sims Anregung mit der Ich-Perspektive? Ich denke, Du könntest die Figur klarer und tiefer zeichnen, wenn Du uns mehr Hintergrundinfo geben würdest, was ihn zu diesem einsamen Menschen hat werden lassen. Was steckt hinter seinen Ängsten? Was fühlt er? Was liebt er? Was hasst er? Auch die Hinweise auf Beethoven, seine Mutter und guten Rotwein sind nur angerissen und lassen mich deinen Prot nicht verstehen.

Liebe Grüße
melisane

 

Hallo Rick

Interessant, hier versucht du dich mal an einem neuen Schreibstil. Vielleicht kam ich deswegen nicht so schnell wie gewohnt in die Geschichte hinein?
In jedem Fall erscheint mir der Anfang der schwächste Teil deiner kg zu sein. Das wirkte auf mich etwas zäh, zudem verwirrte mich der Einstieg, da die Angelegenheit mit der Arbeit ja gar keinen Belang für den Verlauf des Plots hat (,oder?).
Ein bisschen zu spät streust du mir das Thema der Isloation ein. Würdest du das früher erwähnen, bekäme die Handlung des Prots einen anderen Charkter, einen treffenderen, wie ich finde, der gleich in die richtige Richtung führt. Dass er Veränderungen hasst, finde ich für den Anfang zu zahm. Erst als du erwähnst, dass er zurückgezogen lebt etc., hat sich mir das wahre Wesen des Herrn erschlossen und damit sein Verhalten einen in sich stimmigeren Ton angenommen.

Das dringende Bedürfnis, sich übergeben zu müssen
ist das nicht doppelt gemoppelt?
Natürlich sprach Grabowski ihn auf das Baugerüst an, beschwerte sich darüber, dass die Mieter nicht über anstehende Renovierungsarbeiten informiert worden waren
diese Natürlichkeit will nicht so recht passen, wenn man bedenkt, wie schwer sich Herr G mit sozialen Kontakten tut

So, das war jetzt ungewohnt viel Kritik. Hängt womöglich mit der ungewohnten Schreibe zusammen?
Dennoch, das will ich auf keinen Fall unerwähnt lassen, habe ich die Geshcichte gerne gelesen. Wie gesagt kam der Einstieg etwas schwer, aber den angeprangerten Spannungsabfall in der Mitte des Textes habe ich nicht verspürt. Ich habe keinen Drang zum Überflliegen verspürt und die Geschichte erwartungsvoll zuende gelesen. Und das Ende hat mir auch zugesagt. Den sich anschleichenden und sich entfaltenden Wahnsinn hast du gut rübergebracht. An einer Stelle vergleichst du das Baugerüst mit einem Geschwür, analog dazu kann man auch den Wahn des Prots sehen.
Überhaupt finde ich die Idee mit dem Gerüst eine sehr gute Idee. Allein deswegen passt schon die Kategorie Gesellschaft ;)

So, noch ein bisschen Kleinvieh:

Und [] steht da ein Baugerüst
ein jetzt oder nun nach und?!
musste sie ihn in den Kleider seiner Mutter oral oder mit der Hand befriedigen
machmal sogar in den KLeidern der Mutter
spuckte schreckliche Kreaturen ins Schlafzimmer
Und finstere Kreaturen machten sich irre lachend über Grabowskis
da kam mir die Kreaturen zu rasch hinereinander ;)
Seine nervösen Hände hatten Mühe, die CD aus der Hülle zu bekommen und sie einzulegen
das sie vor einzulegen vielleicht streichen ...

Ach ja, der Titel klingt nach Schulaufsatz ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Vielen Dank für all die hilfreichen und nützlichen Kritiken zu meiner KG. Ich habe den Text auf Basis der Tipps, Hinweise und Anmerkungen einer ersten Radikalkur unterzogen und ihn erheblich eingedampft. Die meisten Kritikpunkte haben zu Änderungen geführt.

Im zweiten Schritt werde ich versuchen, meinen Prot etwas nachvollziehbarer werden zu lassen.

Auf die einzelnen Meinung werde ich später noch konkreter eingehen, dazu fehlt mir gerade die Zeit. Ich muss da jetzt erst mal dringend etwas mit meinem Hausmeister besprechen.

Grüße von Rick

 

Hey Rick

Ich schließe mich dann mal weltenläufer an, denn auch ich konnte Gefallen an dieser Geschichte finden.

Was mir besonders gefiel, waren die Horror-Elemente, die du in deiner Gesellschaftsgeschichte eingearbeitet hast.
Ich weiß nicht, ob du den Prot. uns wirklich noch näher bringen solltest, für mich war es eigentlich genug. Will ich wirklich noch mehr über Grabowski wissen und was er noch für Geheimnisse hat? Denn es war mir eigentlich schon viel, als er sich Prostituierte ins Haus bestellt hat und sie die Kleider seiner Mutter anziehen ließ.
Das kam mir auch ein bisschen sehr gewollt und plump rüber, als ob du unbedingt dem Leser noch zu verstehen geben willst: Hier, dieser Mann hatte eine schwere Kindheit, er ist pervers, und hat sich von der Gesellschaft isoliert oder er wurde von der Gesellschaft verstoßen. Das könnte man sicher subtiler einbringen.

Mir gefielen auch diese kindlichen Vergleiche: Monster vor dem Fenster, die Vergleiche mit den Drachen und Dracula und überhaupt das Kindliche an deinem Prot, dass er noch zu sehr in seiner Kindheit gefangen ist, auch körperlich scheint er nicht ein "ganzer" Mann zu sein. Er ist klein, blass, und keiner scheint auf ihn zu hören, er wird nicht ernst genommen.

Und es gab niemand, mit dem er über seine Ängste hätte reden können. Die Kollegen in der Firma hielten ihn für einen Sonderling. Mit den anderen Mietern im Haus wechselte er höchstens kurze Begrüßungsfloskeln und ging ihnen ansonsten aus dem Weg. Der Gedanke, ein längeres Gespräch führen zu müssen, jemand anderen in seine Welt zu lassen, war ihm zuwider. Seit dem Tod seiner Mutter vor ein paar Jahren, hatte er auch keine Familie mehr. Freunde hatte der verschlossene Mann seit seiner Kindheit nicht mehr gehabt. Und Frauen hatten ihm nur unerfreuliche Erfahrungen beschert. Gelegentlich bestellte er sich eine Prostituierte ins Haus. Zur Hebriden Ouvertüre von Mendelssohn musste sie ihn in den Kleidern seiner Mutter oral oder mit der Hand befriedigen. Nein, es gab niemanden in seinem Leben, dem er sich hätte anvertrauen können.
Zu viele Infos! Die könntest du in der Geschichte verteilen. Für diesen Absatz gilt aber auch: Show, don't tell! :p


JoBlack

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schrei Bär,

ich habe ein paar Längen im Mittelteil rausgenommen und den Text verdichtet. Dein Hinweis war berechtigt. Sogar den Dreizack habe ich aufgrund deiner Kritik gekillt. Ich hatte selbst ein nicht ganz so gutes Gefühl bei diesem etwas absurden Bild, auch wenn es ja nur eine Fantasie des Prots war. Jetzt ist alles vielleicht etwas stimmiger. Die Fehler sind korrigiert. Danke für den Kommentar, er hat mich entscheidend vorangebracht und mir Mut zur Kürzung gemacht.

Hallo Friedrichard,

Die meisten Flüchtigkeiten sind jetzt hoffentlich ausgebügelt. Möglicherweise ist es mir sogar gelungen, den Eindruck der Längen zu mildern.

Auch ein paar Adjektive habe ich erlegt, aber einige haben schon noch ihre Berechtigung. Ich bin auch kein erklärter Feind von Ihnen, weil es durchaus Möglichkeiten gibt, sie wirkungsvoll einzusetzen. Man muss sie halt nur erkennen, und das ist nicht immer einfach.

Schade, dass der Text dir nicht so richtig bissgerecht erschien. Danke für die guten Wünsche und das Kommentieren!

Hallo sim,

danke für deine Meinung. Ja, ich hatte bei dieser Geschichte vorab zwei selbst gesteckte Regeln einzuhalten. Weg von meiner übliche Art zu schreiben und keinen Ich-Erzähler zu verwenden. Ob die zweite Regel wirklich gut war? Ich weiß es nicht. Als Ich-Prot komme ich leichter in die Tiefe, aber ich weiß genau, dass es dann wieder mit mir durchginge und ich kurze Zeit später auch wieder Regel Nummer eins gebrochen hätte.

Ich werde trotzdem darüber nachdenken, wie mein Prot etwas nachvollziehbarer werden könnte, aber so ganz öffnen wollte ich ihn sowieso nicht.

Es entspricht tatsächlich meinen Beobachtungen, dass sich einsame Menschen häufig zu verbiesterten Pedanten entwicklen, sich an gewohnte Abläufe klammern, mit beharrlicher Penetranz auf Veränderungen reagieren und erbittert ihre Prinzipien verteidigen. Das war ein Ansatz der Geschichte. Ich hatte gehofft, dass sich aus diesem Verhalten gleichzeitig die Einsamkeit des Prots erschließt, natürlich nur im Zusammenspiel mit den anderen Hinweisen.

Andere Anmerkungen von dir haben auf die eine oder andere Weise zu Änderungen/Streichungen geführt (der Chef ist weg und es stört rein gar nicht!).

Ich danke dir für deine Anerkennung dafür, dass du meinen Versuch, wider meinen üblichen Stil zu schreiben, als nicht gänzlich misslungen erachtest. Das war mal fällig, auf Metaphern gänzlich zu verzichten, sonst nutzt sich das ab.

Hallo melisane,

was du anfangs schreibst, entspricht meiner Intention, die siehst es auch an der Antwort, die ich sim gab.

Wie es mir gelingt, den Prot emotional ein wenig mehr aufzuknacken, weiß ich noch nicht, das muss sehr behutsam und akzentuiert in den Text einfließen. Da grüble ich noch.

Den Einstieg habe ich jetzt hoffentlich verbessert.

Und ja, die Reduzierung der Sprache war hier eine Selbstverpflichtung.

Auf die Ich-Perspektive habe ich bewusst verzichtet, es muss auch mal anders gehen.

Danke für deinen Kommentar.

Hallo weltenläufer,

auch du hast den Anfang kritisiert, und auch deine Meinung hat dazu beigetragen, dass ich den ziemlich verkürzt habe. Hoffentlich liest es sich jetzt geschmeidiger.

Da ich auch im Mittelteil gestrichen habe, erschließen sich die Hinweise auf die Isolation des Prots vielleicht etwas schneller/früher. Ich hoffe es jedenfalls.

Deine Anregungen und Anmerkungen sind alle berücksichtigt worden, auch dafür herzlichen Dank.

Freut mich, dass dir die Story ansonsten zusagte.

Der Titel, tja, was soll ich sagen. Der Arbeitstitel war "Das Baugerüst". Mit einer solchen Innovation hätte ich hier wahrscheinlich wahre Begeisterungsstürme ausgelöst und in Scharen hätten alle nur wegen des Titels die Story angeklickt *g*. Nee, ich bin ein Titel-Versager. Glücklicherweise arbeite ich nicht im Marketing.


Hallo JoBlack,

dass du Gefallen an der KG finden konntest, freut mich sehr. Die Vermischung von Horrorelementen mit gesellschaftlichen Ansätzen lag nahe. Auch das Baugerüst an sich hielt ich für ein gutes Bild für die Bedrohung des Prots.

Die Idee für die KG habe ich in einer etwas anders gearteten Storry mal als Jugendlicher festgehalten und über Jahre hinweg immer wieder variiert. Kürzlich habe ich das dann zu einer völlig neuen Geschichte umgeschrieben, aber die "Monster-Bilder" blieben immer drin.

Die Hinweise auf die Beziehung des Prots zu seiner Mutter halte ich schon für wichtig. Es steht ja auch nirgendwo, dass er ihretwegen eine schwere Kindheit hatte - im Gegenteil.

Der von dir zitierte Absatz ist zu Recht von dir kritisiert, da spricht ausschließlich "Wilhelm Tell". Ein sehr quietschendes Scharnier in der Geschichte, da muss kräftig nachgeölt werden.

Schön, dass dir auch diese Story einen Kommentar wert war, deine Meinung hilft mir sehr.

Grüße von Rick

 

gleich eine kurze Rückmeldung: Ich muss sagen, die Geschichte liest sich jetzt viel besser! Ich finde sie zwar immer noch ein wenig lang, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache.

 

Hallo Rick nochmal,

macht mir jetzt auch einen runderen Eindruck.

Die einzige Stelle, die mir nicht so recht passt ist diese:

Grabowski sprach ihn auf das Baugerüst an, beschwerte sich darüber, dass die Mieter nicht über anstehende Renovierungsarbeiten informiert worden waren.
Das natürlich ist raus, aber irgendwie kommt mir das so seltsam palavert daher. Kann ich nicht besser erklären, aber es will einfach nicht passen.

Ansonsten noch ein paar Kleinigkeiten:

Schweinsäuglein und machte aus der Verachtung, die [] für ihn empfand, keinen Hehl
->er

„Es gibt keine Monster“, presste der Haumeister mit letzter Kraft hervor
Er warf einen letzten Blick auf den Haumeister, dessen Augen schon glasig wurden

Da zweimal hintereinander die Frage - Absicht?
Ist aus dem Hausmeister ein Haumeiser geworden? :D

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Schrei Bär,

danke für deine Rückmeldung. Freut mich sehr.

Hallo weltenläufer,

ich habe mir die von dir angemerken Stellen noch mal vorgenommen. Dank dir für die erneute Hilfe.

Haumeister? A un u spint mene Tatatur, un dnn stzt hir ud d ml en Bucstabe us, obwol ic di Tste gedrükt hbe. *g*. Ich muss dann immer viel nacharbeiten.

So, ich glaube die Geschichte hat heute ordentlich gewonnen. Danke noch mal an alle für die hilfreichen Kommentare.

Grüße von Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rick,

mir fiel beim nochmaligen Durchlesen des Threads auf, wie hart man (ich?:D) mit Dir ins Gericht geht und nur kritisiert, bei einem Standard, den man bei einem anderen Autor in wohlgesetzten Worten loben und anerkennen würde. Nimm es als Kompliment an einen, der die Maßstäbe selbst so hoch gesetzt hat, dass man es nicht für nötig hält, aufmunternde Höflichkeitsfloskeln zu schreiben. ;)

Die Überarbeitung ist wirklich gelungen. Du gibst Grabowskis Monstern jetzt mehr Raum, um sich einzuschleichen, die Streichungen an anderer Stelle haben nur gut getan.

Ein bisschen Kleinvieh:

Das Baugerüst vor dem Haus aber ließ ihn erstarren und seine Schmerzen für einen Moment verdrängen. Es rankte an der äußeren Fassade des Gebäudes hinauf bis zum Dach. Abgeschirmt von Plastikplanen, die sich im Wind blähten, war das Gebäude kaum noch zu sehen.
WW

Im Treppenhaus, begegnete Grabowski den massigen Hausmeister Lorenz, der
Komma weg
dem
Bei der Hausverwaltung rief Grabowski erst am nächsten Tag an, nachdem sich seine Migräne wieder etwas beruhigt hatte. Dort wurde er hin- und her verbunden,
herverbunden

Warum lauerte dieses verfluchte Stahlgebilde direkt vor seinem Fenster, versperrte ihm von einen Tag auf den anderen den reizvollen Ausblick auf die Umgebung?
einem

Abgesehen davon beunruhigte ihn die Vorstellung, dass es für finstere Gestalten auf diese Weise möglich geworden war, von außen zu seiner Wohnung zu gelangen. Sie brauchten ja nur nach oben zu klettern. Eine weit hin sichtbare
weithin

Gewaltverbrecher, die sich von Wohnung zu Wohnung herauf arbeiteten, Blutbäder anrichteten, Räume verwüsteten und alles stahlen, was ihnen in die Finger kam.
heraufarbeiteten

Grabowskis Sinne saugten sich begierig voll mit der kraftvollen Anfangssequenz, sein kleiner Körper zuckte freudig unter den gewaltigen Tönen. Unterdessen tobte draußen wie ein wild gewordener Drache und bäumte sich fauchend auf. Für diesen dramatischen Augenblick in Grabowskis Leben schien Beethoven die 5. Sinfonie extra komponiert zu haben. Dieser stand mitten im Zimmer, im Zentrum der Hölle, fuchtelte mit dem Messer herum und brüllte die eigene Angst an.
Ich vermute, da tobt der Sturm
Beethoven möchte ich auch mal im Zimmer haben :D

Und sie haben sich heute einen verdammten Haufen Ärger eingebrockt, das ist schon mal sicher. Die Tür bezahlen Sie, und das wird teuer!“
Sie

Lorenz riss sich stöhnend das Messer aus dem Bauch und warf es zur Seite. Jetzt schoss das Blut aus der Wunde. Der Hausmeister versuchte es zu stoppen, indem er seine großen Hände auf den Einstich presste, aber das Blut quoll ihm durch die Finger. Von seinem Bett aus betrachtete Grabowski fasziniert den verzweifelten Todeskampf des dicken Haumeisters.
„Rufen Sie doch einen Krankenwagen“, flehte Lorenz mit erstickter Stimme. „Bitte …“
Grabowski schüttelte leicht den Kopf. „Das letzte was ich brauche ist jemand, der mir sagt, was ich zu tun habe“, sagte er sanft.
Den dicken Haumeister *g* würde ich wegen der WW streichen
Das Letzte

Liebe Grüße
melisane

 

Hallo melisane,

ich habe deine Feinjustierungen dankend auf den Text übertragen. Was die Kritiken betrifft, so habe ich sie gerade bei dieser Geschichte mit offenen Armen angenommen.

Ich weiß nicht, wie es anderen geht, wenn sie ihre Texte posten, aber ich kann vorab (fast) immer ganz gut einschätzen, was da auf mich zukommt bzw. zukommen könnte. Bei dieser Story habe ich die durchweg hilfreichen Kritiken und Meinungen aufgesogen und lobende Worte (die es ja trotz allem gab) nicht zwingend erwartet. Irgendwie ergab sich dieser äußerst kreative Prozess, durch die Hilfe anderer die Schwächen in der eigenen Geschichte zu erkennen und so gut wie möglich auszumerzen. Eigentlich genau das, was ein solches Forum ausmacht und was ich mir erhoffe.

Mach dir also keine Sorgen, ich habe (meistens) ein dickes Fell.

Es gibt natürlich auch die Herzblut-Texte, da reagiert man um einiges empfindlicher und dünnhäutiger.

Danke jedenfalls für deine weiteren Optimierungsvorschläge.

Grüße von Rick

 

Hey Rick,

Selbst die im November früh einsetzende Dämmerung empfand er als unerträglich grell.
Das klingt so, als ginge er raus ins „Helle“; dann setzt die Dämmerung ein, es wird also dunkler, und das empfindet er als unerträglich grell.
Die Dämmerung hat ja in der Satzlogik schon lange eingesetzt, aber das „einsetzende“ suggeriert das Gegenteil.

Sie variierten die unheimlichsten Geräusche und erzeugten ständig neue hässliche Töne: Klapperndes Holz, klirrender Stahl, quietschende Verstrebungen, schabendes Plastik, ein zermürbendes Konzert.
Der Satz verdient eine „Vorsicht! Adjektiv-Lawine“-Warnung. ;)

Trotz geschlossener Fenster war Grabowskis einziger wahrer Genuss, das Abspielen seiner geliebten Klassik CDs, fortan empfindlich gestört.
Würd ich umformulieren, weil erst der nachgestellte Halbsatz zeigt, worauf der Satz hinaus will. Davon ab: Kopfhörer? Man könnte ne kleine Szene schreiben, in der er sich Kopfhörer aufsetzt, davon aber sofort Migräne kriegt. Druckstellen und so.

zerkratzten mit ihren Krallen seine wertvollen CDs
Schallplatten; und dieses Motto des Hausmeisters „Ich weiß von nix“ … das wird nur einmal geschrieben und sonst behauptet, sollte er in seiner Szene noch öfter sagen vielleicht, greifst du ja auch später nicht mehr auf

Grabowski beschloss, sich mit Beethovens 5. Sinfonie gegen die Mächte der Finsternis zur Wehr zu setzen. Vielleicht beruhigten ihn die vertrauten Klänge, vielleicht vertrieb die Genialität dieser Musik das Böse. Seine nervösen Hände hatten Mühe, die CD aus der Hülle zu bekommen und einzulegen. Den Lautstärkeregler zog er bis zum Anschlag hoch. Sogleich erbebte seine Wohnung. Grabowskis Sinne saugten sich begierig voll mit der kraftvollen Anfangssequenz, sein kleiner Körper zuckte freudig unter den gewaltigen Tönen. Unterdessen tobte draußen ein wild gewordener Drache und bäumte sich fauchend auf. Für diesen dramatischen Augenblick schien Beethoven die 5. Sinfonie extra komponiert zu haben. Grabowski stand mitten im Zimmer, im Zentrum der Hölle, fuchtelte mit dem Messer herum und brüllte die eigene Angst an.
Das ist ein toller Absatz. Aber warum pflasterst du das denn alles so mit Adjektiven und Adverben zu? Ich versteh’s echt nicht.
Vertrauten Klänge – klar, sind sie ihm Vertraut
Nervösen Hände – sonst hätte er kaum Probleme, sie aus der Hülle zu kriegen
Kraftvolle Anfangssequenz – okay, aber auch nicht unbedingt nötig
Kleiner Körper – kam schon ein paar mal
Saugten sich begierig voll – natürlich begierig, das leistet „saugt sich voll schon“
Gewaltigen Tönen – okay, aber dasselbe wie „kraftvoll“
Wild gewordener Drache – auch kein sehr starkes Attribut, rasend, geifern, blutrünstig
Dramatischen Augenblick – urks, einfach nur Augenblick

Ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl, du traust dem Text gar nicht, du traust seiner Wirkung nicht. Dabei kann der Text wirklich ohne Krücken stehen. Jemand erlebt die Welt als feindselig und er hat nur sein kleines Refugium, seine vier Wände, in denen er sich sicher fühlt. Und dann wird ihm das auch noch genommen.

Er stand vor dem offenen Fenster und starrte Grabowski an. „Und jetzt verpasse ich dir endlich die Abreibung, die schon lange fällig war. Meiner Frau immer ungeniert auf die Titten glotzen, denkst du, das hat sie nicht bemerkt, du kleiner Wichser?“
Moah, also der Stimmungswechsel beim Hausmeister kommt derart plötzlich, dass ich dachte, es ist eine Traumsequenz. Und weil dieser Stimmungswechsel so unmotiviert kommt, wirkt das ganze Ende wie angeklatscht.

Hm, ich fände die Geschichte hervorragend, wenn 2 Sachen anders wäre: Die Adjektive und Adverben raus, das Ganze schlichter und grauer und das Ende.
So finde ich die Geschichte seltsam verformt, es gibt starke Passagen, es gibt gute Sätze, aber die flackern immer mal wieder so hoch, erwecken Erwartungshaltungen, die dann wieder durch schwächere Passagen enttäuscht werden.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

vielen Dank für deine aufmerksame und ausführliche Textarbeit. Ich habe deine Anmerkungen zum Anlass genommen, die Geschichte noch einmal zu überarbeiten.

Zitat: Ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl, du traust dem Text gar nicht, du traust seiner Wirkung nicht.

Exakt das ist der Punkt. Ich muss zugeben, dass dieser Text eigentlich fast nur mühsame Arbeit war/ist. Ich habe versucht, gegen meinen üblichen Stil anzuschreiben. Und das ist nachträglich betrachtet sch...!

Man lernt zwar für sich selbst Einiges dabei, findet aber keine wirkliche Bindung zur eigenen Arbeit und bleibt am Ende unsicher dabei und unzufrieden damit. Kann ich als Fazit also niemanden empfehlen, so was auszuprobieren.

Ich glaube, da könnte ich noch so radikal überarbeiten und streichen, so richtig warm werde ich selbst nicht mit der Geschichte. Und vielleicht ist es genau das, was man mehr oder weniger deutlich herausliest.

Nun, trotzdem ich habe ein paar lästige Adjektive gekillt, hier und da was gestrichen und ein paar Sachen umformuliert. Auch die ungeliebten "Kinder" brauchen Zuwendung.

Es war halt ein Versuch, mal etwas gänzlich anderes zu machen. Kein besonders guter.

Auf jeden Fall konnte ich deine Kritik an vielen Punkten nachvollziehen.

Grüße von Rick

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom