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Die Nachtigall

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26.08.2019
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Die Nachtigall

Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren. Neben ihr auf der Bühne stand der Erfinder, lächelnd, mit erhobenen Händen, wie ein Zirkusdirektor vor seinem Publikum.

Als er sie im Wald aufgesucht hatte, sah er schon einmal in dieses dunkel glänzende Auge. Lange Zeit versuchte er, das Glück mit seinem Reichtum zu kaufen. Zuletzt suchte er die Nachtigall, von der es hieß, sie könne die Krankheiten der Menschen heilen.
Auch ihm hatte sie einen Moment des Glücks geschenkt: Sie sang von den wärmenden Strahlen der Sonne und den tosenden Wellen des endlosen Meeres, sie nahm ihn mit in die Tiefen der dunklen Wälder und auf die Höhen der entlegensten Gletscher. Kälte und Hitze, Regen und Dürre erfuhr er.
Überwältigt war er lange bei ihr im Wald geblieben, um ihrem Gesang zu lauschen und das Glück festzuhalten.
Seine Bitte, ihn in die Stadt zu begleiten, hatte sie jedoch abgelehnt. Den Wald wollte sie nicht verlassen. Daraufhin hatte er sie eingefangen und mitgenommen.

Nach seiner Rückkehr baute er eine große Voliere und lauschte ihr jeden Tag. Er lud Menschen ein, an ihrem Gesang teilzuhaben. Aber mit jedem Tag in der Voliere sang sie weniger, ihre Melodien veränderten sich. Ihre Töne fielen herab wie die Blätter eines Baumes.
Da überlegte er, wie er ihren Gesang dauerhaft festhalten könnte.

Jetzt, wo er sich am Ziel wähnte, stand er auf der Bühne und zeigte auf die Nachtigall, die in einem Käfig saß:
„Ihr alle kennt die Nachtigall, die ich herbeigerufen habe, um unsere Leiden zu lindern und unsere Seelen zu erheben. Wir alle sind ihr dankbar für das Glück, das sie uns gespendet hat.“
Seine Stimme wurde lauter, die Augen verengten sich. „Aber sie will nicht bei uns bleiben, sie will uns verlassen!“
Unmut und Bestürzung rollten herauf zu ihm.
„Da ihr mir aber am Herzen liegt, werde nun ich für euer Glück sorgen! Daher gebe ich euch diesen Vogel!“ Eine weitere Nachtigall, frei auf einer Stange sitzend, wurde auf die Bühne getragen. „Ich selbst habe diese Nachtigall konstruiert. Dieser Vogel wird uns niemals verlassen. Mit ihr schenke ich euch Freude, ich gebe euch Glück, ich gebe euch die Musik des Lebens!“
Sogleich begann seine Nachtigall zu singen. Sie erzählte von der wärmenden Sonne, die ihre Strahlen bis in die Herzen der Menschen sendet. Von einem weißen Strand, der fortwährende Freude und Glückseligkeit verheißt.
Der Erfinder blickte in die Masse der jubelnden Menschen unter sich, die mit ihren geöffneten Mündern und aufgerissenen Augen das Glück begehrten, das sein Automat ihnen versprach. Ihm versprachen sie Reichtum.
„Lass uns gleichzeitig die Nachtigall und ihre Nachbildung hören!“
„Wir wollen hören, wer schöner singen kann."
Als die Rufe in der Masse aufgenommen wurden und zwischen den Mündern umhersprangen, drehte sich der Erfinder zu der Nachtigall um. Ihr Blick lag auf ihm, das Auge dunkel wie das Innere eines Brunnens. Er zwang seine Mundwinkel zu einem Lächeln, als er sich zu der Menge umdrehte und die Arme hob. In die Stille hinein tönte lange nur das Glücksversprechen seines Automaten.
Leise, tastend erklang dann das Lied der Nachtigall: Zitternde Blätter, kahle Äste und kalte Tropfen aus grauen Wolken. Wind, der über Hügel jagt und sich heulend in kahlen Bäumen fängt. Fahler Mond über braunen Feldern.

Das Ende des Liedes war Stille. Die Menschen hatten sich an den Händen gefasst oder die Arme umeinandergeschlungen, ihre Mäntel zugeknöpft.
Nur das Duplikat verkündete unverdrossen Sonne und Glück. Der Erfinder griff nach ihm, aber es breitete seine Flügel aus und flog empor.
Der Blick des Erfinders glitt über die Menge.
Er hob wieder die Hände:
„Meine Schöpfung hat die Natur übertroffen! Wir wollen keine Erzählungen von Untergang und Verderben! Wir sehnen uns danach, das Glück zu finden, das uns zusteht!“
Die Menschen richteten sich an diesen Worten auf und jubelten ihm zu.
„Und damit jeder von euch diese Vollkommenheit genießen kann, kann auch jeder von euch eine meiner Nachtigallen erwerben! Kauft euer Glück!“
Unter ekstatischem Beifall wurde ein Vorhang aufgezogen, hinter dem tausende weitere Automaten sichtbar wurden.

Als jeder Mensch sein persönliches Glück mit sich genommen hatte und der Erfinder wieder allein war, sang die Nachtigall erneut.
Aus ihrem Schnabel tropfte schwarzer Tod. Ölig verbreitete er sich über den Boden und fiel zäh über den Rand der Bühne. Ihr schwarz wirbelndes Auge verfolgte, wie er auf die Knie fiel, sich krümmte. Zu ihrem Käfig kroch, ihn mit flackernden Augen herunterstieß.
In die Stille flüsterte er: „Nein, du stehst meinem Glück nicht im Weg.“
Er brachte die Nachtigall mit ihrem Käfig in einen fensterlosen Keller. „Hier ist der Ort für deine Lieder. Ich erlaube nicht, dass du meine Schöpfung bedrohst!“

Sein Vogel hatte unterdessen weitergesungen. Er saß auf dem Dach des Hauses. Auch andere Nachtigallen waren ihren Besitzern entkommen und sangen nun gemeinsam Tag und Nacht ihr Lied. Sie vereinigten sich zu einem wirbelnden, dunklen Schwarm über den Dächern der Stadt. Sie kreischten das Glück der Menschen heraus. Sonne und Meer tosten über den Köpfen der Menschen. Unablässig kreisten sie, tönten, hämmerten ihre Botschaft des Glücks. Die Sonnenstrahlen dörrten die Menschen, trockneten ihre Münder. Knochenbleicher Sand tropfte als Trank aus den Wolken.
Schwarz platzte die Haut des Erfinders unter den Flammen der Sonne. Die Menschen taumelten, fielen unter der rasenden Wolke der Vögel.

Der Erfinder wusste, dass nur die Nachtigall die Flamme, die er den Menschen gebracht hatte, löschen konnte. Er stieg hinab in den Keller. Stille empfing ihn, Dunkelheit und Kälte.
Im Licht der Taschenlampe sah er den braunen Körper der Nachtigall auf dem Boden des Käfigs liegen. Der Strahl glitt über das stumpfe, leblose Auge.

 

Hola @Daeron,

ein philosophisches Märchen hast Du eingestellt, mit dem tag ‚Gesellschaft’ – und ja, das hat mir sehr gefallen. Handwerklich bist Du gut aufgestellt, da brauchst Du keine Energie abzuzweigen, um iwelche Fehler zu korrigieren. Und mit Phantasie bist Du ebenfalls gut ausgestattet.
Die Aussage Deines Textes ist hochaktuell; ich fände es unpassend, an bestimmten Formulierungen herumzumäkeln, obwohl man das höchstwahrscheinlich könnte. Da aber vieles eh Geschmackssache ist, kann Deine Geschichte von mir aus gerne so bleiben wie sie ist.
Ich hatte mein Lesevergnügen, und die allgemein zunehmende Nachdenklichkeit hat auch mich erwischt. In früheren Jahren klebten ein Dutzend Schwalbennester im Stall, die Spatzen hausten unter den Dachrinnen, im Schilf flirteten die Libellen, Bienen in den Kirschblüten, fast exotisch bunte Schmetterlinge – davon ist beinahe nichts mehr übrig.

Ich sage, nicht nur mit einem Blick auf die Uhr, gute Nacht!
Nimm Dir Zeit mit der nächsten Geschichte, als Leser bleibe ich Dir gewogen.
José

 

Guten Morgen @josefelipe ,
vielen Dank für dein großes Lob! Ich bin froh, dass dir mein kleines Märchen gefallen hat - gerade weil es ja gar keine "richtige" Kurzgeschichte ist: Zu viel erzählt, keine richtige Figurengestaltung.
Habe ich zu viele tags benutzt? Es kam mir passend vor.

Ich wünsche uns noch viele schöne Morgen und viele Geschichten, die wir von einander lesen können.
Daeron

 

Hallo @Daeron,

ich möchte mich dem Lob von @josefelipe anschließen. Es ist verdammt schwer, das Entsetzen über das, was gerade mit unserer Welt passiert, in Worte zu fassen, Bilder dafür zu finden, ohne moralisierend rüberzukommen. Und ich finde, dass dir das mit diesem Märchen gelingt. Das Motiv der Nachtigall und der künstlichen Nachtigall gibt es ja auch bei Andersen. Du hast hier eine aktuelle Form mit einem traurigen Ende gefunden. Es stecken viele Themen drin in deinem Märchen. Die Ausbeutung der Natur, das Recht des Stärkeren, die Gier, der Mensch, der Gott spielt, der sein Glück kaufen will, der schließlich die traurige Botschaft nicht hören will, dem sein persönliches, gekauftes Glück zum Fluch wird. Und die Erkenntnis, dass es zu spät sein wird, wenn der Mensch endlich begriffen hat.

Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren. Vor ihnen stand der Erfinder auf der Bühne, lächelnd, mit erhobenen Händen, wie ein Zirkusdirektor vor seinem Publikum.
Den ersten Abschnitt fand ich etwas verwirrend. Vielleicht wäre es klarer, wenn du hier schon die Information einfügst, dass die Nachtigall neben dem Erfinder auf der Bühne steht.

Seine Bitte, ihn in die Stadt zu begleiten, hatte sie jedoch abgelehnt. Den Wald wollte sie nicht verlassen. Daraufhin hatte er sie eingefangen und mitgenommen.
So lapidar und so bitter.

Das Ende des Liedes war Stille. Die Menschen hatten sich an den Händen gefasst oder die Arme umeinandergeschlungen, ihre Mäntel zugeknöpft.
Hier wäre so ein Moment der Hoffnung gewesen. Schön, dass das Erkennen und Erschrecken zu mehr Nähe unter den Menschen führt.

Unablässig kreisten sie, tönten, hämmerten ihre Botschaft des Glücks. Die Sonnenstrahlen dörrten die Menschen, trockneten ihre Münder.
Stark, wie du diese Elemente von Hitze, auch von tropfendem Öl, von Trockenheit mit dem Gekreische der Glücksversprechungen verbindest.

Ich finde deine Geschichte sehr gelungen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @Chutney,

deine Worte freuen mich sehr! Meine größte Angst war tatsächlich, moralisierend zu wirken.

Mit dem ersten Abschnitt habe ich viel gekämpft und gehadert. Ich gebe dir vollkommen recht. Weiß aber immer noch nicht, wie ich ihn ändern kann. Den ersten Satz möchte ich gerne so lassen. Der nächste Satz wird dann so verschachtelt. Ich arbeite noch daran und werde dich bei Vollzug um deine Meinung bitten, ok?

Liebe Grüße und ein schönes Sonnenwochenende
Daeron

 

„Wat dem einen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall“,​

sagt der Volksmund und Du bringst es schön auf den Punkt, wenn durch Erfindergeist und Ingenieurskunst eine künstliche Welt entsteht, die Natürliches immer mehr verdrängt,
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,

lieber Daeron!

Du klebst sehr an der Schulgrammatik, was den Anfang des schönen Märchens in Partizipienreiterei und der Vorherrschaft des „haben“ als Hilfsverb stranden lässt.

Schon einmal hatte er in dieses dunkel glänzende Auge gesehen, als er sie im Wald aufgesucht hatte. Lange Zeit hatte er versucht, das Glück mit seinem Reichtum zu kaufen. Zuletzt hatte er die Nachtigall gesucht, von der es hieß, sie könne die Krankheiten der Menschen heilen.
Auch ihm hatte sie einen Moment des Glücks geschenkt:
was mal grundsätzlich nicht falsch ist und sich auch nicht immer vermeiden lassen wird. Aber die andauernde Zwostelligkeit ist alles andere als schön.
Wir haben im Deutschen nur zwo einstellige Zeitformen (Gegenwart + Vergangenheit), selbst die einfache Zukunft ist zwostellig, liefert aber als „historisches Futur“ das Modell, wie man die Zwostelligkeit wenn schon nicht umgehen, so doch begrenzen kann, wenn etwa statt „ich werde kommen“ der Zeitraum/-punkt näher bestimmt wird, etwa der Form „ich komme morgen“. Eine solche Funktion kann im ersten Satz durch das vergleichende „als“ ausgelöst werden, denn „als“ er die Nachtigall aufgesucht hatte, sah er schon einmal in deren Auge – und „lange Zeit“ und „zuletzt“ liefern diese Möglichkeit auch – Versuch mal selbst.

Eine winzige Flusenlese

„Wir wollen hören, wer schöner singen kann".
Besser „… kann.“

Bis bald

Friedel

 

Hallo @Daeron,
hat mir gefallen. Die Idee, das Märchenhafte, die Ebene darunter.
Manchmal klingt es mir ein wenig sperrig und zu Beginn war ich verwirrt, weil der Mann Glück sucht, dann eine Nachtigall erwähnt wird, die heilen kann und dann wieder ein Tier, dass Glück verspricht. Ich dachte in meiner anfänglichen Unwissenheit, das "heilende" und das "glückspendene" seien zwei unterschiedliche Kreaturen, die der Mann gesucht hat.

Gute Nacht
huxley

 

Hallo @Chutney,
ich habe endlich deine Anregungen aufnehmen und ändern können. Gefällt es dir jetzt besser?

Das ist genau das, was ich mir hier erhoffe, lieber @Friedrichard, nämlich schöner, geschliffener schreiben zu lernen! Vielen Dank für deine wertvollen Hinweise! Diese "Zwostelligkeit" war mir beim Schreiben überhaupt nicht aufgefallen, erst nach deinem Kommentar hat es richtig weh getan.
Außerhalb meiner bodenständigen Schulgrammatik lauern halt böse Fallstricke, die ich erst überwinden muss, um fliegen zu lernen. Danke dir für die Hilfe!

Auch dir @Huxley vielen Dank! Wenn du mir die sperrigen Konstruktionen nennst, kann ich versuchen sie etwas zu entflechten.
Ich verstehe dein Problem mit dem heilenden und glückspendenden Tier. Hier nutze ich es aber für das gleiche, da unsere Gesellschaft ja oft genug die seelische Heilung in immer neuen Glücksversprechen sucht...

Viele Grüße vom Rhein
Daeron

 

Hallo Daeron,
ich behaupte mal, dass du einige von den Sätzen, die ich als sperrig empfunden habe, verändert hast. Vielleicht war ich beim Lesen auch nur zu müde ... :Pfeif:
Was mir aufgefallen ist, sprich, ich musste den Satz mehrmals lesen, bevor ich ihn verstanden habe:

Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren.
Ich kann es schwer erklären, ich bin beim Subjekt "Im Auge" und muss dann hinten den Nebensatz verstehen, der sich auf die Menschen bezieht.

Schon einmal sah er in dieses dunkel glänzende Auge, als er sie im Wald aufgesucht hatte.
Ich habe den Wortwechsel zwischen dir und Fridel gelesen, aber der Satz kommt mir jetzt grammatikalisch falsch vor. Leider erahne ich hier auch wieder nur, statt fundiert erklären zu können ...

Ein paar mal sind mir Doppelungen augefallen, die ich vermeidbar finde.

und lauschte ihr jeden Tag. Er lud Menschen ein, ihrem Gesang zu lauschen.
vielleicht: "Er lud Menschen ein, daran teilzuhaben."
Da mir aber euer Glück am Herzen liegt, werde nun ich für euer Glück sorgen!
vielleicht: "... werde ich nun für euch sorgen!"

Sie erzählte von der wärmenden Sonne, die ihre Strahlen bis in die Herzen der Menschen sendet. Von einem weißen Strand, der fortwährende Freude und Glückseligkeit verhieß.
müsste "sendet" und "verhieß" nicht die selbe Zeitform haben?

Ich werde nicht erlauben, dass meine Schöpfung durch dich bedroht wird!“
Das fand ich gestelzt, ist vielleicht aber auch nur der Ton, den du in diesem Märchen haben willst. Ich würds kürzer machen. Entweder "Ich erlaube nicht, dass meine Schöpfung ..." oder "Ich werde nicht erlauben, dass du meine Schöpfung bedrohst." Einfach um eines der "werden" zu eliminieren.

Sie vereinigten sich in einer wirbelnden, dunklen Wolke über den Dächern der Stadt.
Die "Wolke" ist ja ein tolles Bild, dass du mehrmals nutzt und ich sehe auch die Steigerung in der Masse der Vögel, aber hier am "Beginn" würde ich sie noch Schwarm nennen, um die Wolke als Steigerung für später zu haben. So kannst du die "Wolke" nur noch durch Adjektive eskalieren lassen. Da verschenkst du diese eine Stufe.

man liest sich
huxley

 

Hallo @Daeron ,

Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren. Neben ihr auf der Bühne stand der Erfinder, lächelnd, mit erhobenen Händen, wie ein Zirkusdirektor vor seinem Publikum.

Ja, ich finde es klarer. Für mein Gefühl könnte es sogar noch reduzierter sein:
"Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen. Neben ihr auf der Bühne stand der Erfinder, lächelnd, mit erhobenen Händen, wie ein Zirkusdirektor."
wobei "Erfinder" und "Zirkusdirektor" hier als poetische Figuren auch sehr in Konkurrenz stehen. Ich glaube, ich würde den Zirkusdirektor auch noch weglassen. Die erhobenen Hände sollten dieses Bild schon im Kopf der Leser erzeugen.


Schon einmal sah er in dieses dunkel glänzende Auge, als er sie im Wald aufgesucht hatte.
Ich verstehe die Problematik mit der Zweistelligkeit, aber irgendwie irriitert mich das Präteritum hier doch. Eine Idee, von der ich auch nicht sicher bin, ob sie funktioniert: Vielleicht den ersten Abschnitt und alles was daraus folgt in Präsens setzen? Ich glaube, da gehen die Geschmäcker auseinander, aber ich mag das Unmittelbare dieser Zeitform und du hättest eine klarere Unterscheidung der Zeiten.

Nur so Ideen von mir.:)

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Daeron

Sehr spannende Geschichte. Gefällt mir, finde ich kunstvoll dargeboten. Geht es nur mir so, oder kann man mit der Geschichte interpretieren: Wir Menschen machen aus Raffgier gemäss der wirtschaftsphilosophischen Fragestellung „Homo Oeconomicus“ die Schönheit der Natur kaputt?

Beste Grüsse

JazzpianistIN

 

Hallo @Daeron,
grüß Dich, @Huxley,

zu dem Satz

Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren.
merkstu an
Ich kann es schwer erklären, ich bin beim Subjekt "Im Auge" und muss dann hinten den Nebensatz verstehen, der sich auf die Menschen bezieht.
Könnte es sein, dass Du am SPO-Schema „Subjekt – Prädikat – Objekt“ hängst? Nun, selbst wenn ich aus einer ganz anderen Grammatik (Wirtschafts- und Steuerrecht) komme, wage ich zu behaupten, dass hier das Schema umgekehrt wird, denn „wer“ (Frage nach dem Subjekt) spiegelt sich „worin“ oder „in wem“ (frage nach dem Satzobjekt)? Die Nachtigall würde m. E. im Passiv („im Auge der Nachtigall wurden die Menschen gespiegelt, die ...“). Entscheidend will mir am Prädikat das Refelxivpronomen erscheinen. Und @Chutney hat ja auch einen feinen Vorschlag gemacht.
Um es ganz kurz zu machen: SPO ist flexibler als man glauben mag

Aber dann beim

Schon einmal sah er in dieses dunkel glänzende Auge, als er sie im Wald aufgesucht hatte.
geb ich Dir näherungsweise Recht, und mein Vorschlag
Eine solche Funktion kann im ersten Satz durch das vergleichende „als“ ausgelöst werden, denn „als“ er die Nachtigall aufgesucht hatte, sah er schon einmal in deren Auge – und „lange Zeit“ und „zuletzt“ liefern diese Möglichkeit auch

Bis bald und einen angenehmen Restsonntag wünscht der

Friedel

 

Könnte es sein, dass Du am SPO-Schema „Subjekt – Prädikat – Objekt“ hängst?
Offenbar.
Ich werde mich in Zukunft mehr zurückhalten, wenn ich es nicht vernünftigt begründen kann. Hilft ja auch keinem, wenn ich Verwirrung stifte.

Gruß
huxley

 

Auch im Irrtum hastu weniger zur "Verwirrung" beigetragen als zur Klärung,

@Huxley.
Bedenk einfach, dass andere sich nicht getraut haben könnten, Zweifel - fast hätt ich 2fel geschrieben - zu äußern (mein J, wat red ich wieder jeschwollen - aber gerade bei "Hart aber fair" beim Pilsken Hölderlin gelesen).
Du siehst, ich muss bekloppt sein. Kurz & gut:
Es gibt keine dumme Frage!,

Friedel

 

Hallo @Huxley, vielen Dank für deine guten Ideen!

"Er lud Menschen ein, daran teilzuhaben."
vielleicht: "... werde ich nun für euch sorgen!"
müsste "sendet" und "verhieß" nicht die selbe Zeitform haben?
Das fand ich gestelzt, ist vielleicht aber auch nur der Ton, den du in diesem Märchen haben willst. Ich würds kürzer machen. Entweder "Ich erlaube nicht, dass meine Schöpfung ..." oder "Ich werde nicht erlauben, dass du meine Schöpfung bedrohst." Einfach um eines der "werden" zu eliminieren.
Ich habe all diese Anmerkungen so oder ähnlich umgesetzt.
Am besten fand ich diese Idee von dir:
Die "Wolke" ist ja ein tolles Bild, dass du mehrmals nutzt und ich sehe auch die Steigerung in der Masse der Vögel, aber hier am "Beginn" würde ich sie noch Schwarm nennen, um die Wolke als Steigerung für später zu haben. So kannst du die "Wolke" nur noch durch Adjektive eskalieren lassen. Da verschenkst du diese eine Stufe.
Das ist wirklich ein guter Punkt. Habe ich geändert. Vielen Dank!

Der erste Satz wird ja nicht so begeistert aufgenommen. Auch @Chutney hat hier ja Kritik geübt. Ich weiß noch nicht ob und wie ich das ändere, da ich das "Auge" am Anfang unbedingt drin haben möchte, weil es einen Rahmen zum Ende bildet und die Glücksthematik eigentlich schon gerne ansprechen möchte. Ich wollte, dass sich hier eine Verbindung zwischen Nachtigall und Glück herstellt. Aber scheinbar stelle ich mehr Verwirrung her...
Um dies zu ändern muss ich nochmal grundsätzlich an den Text drangehen. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass ich durch viele kleine Änderungen alles durcheinander bringe.
Leider bleibt mir im Moment nicht so viel Zeit. Ich melde mich bei euch, wenn ich eine bessere Idee gefunden habe.
Vielen Dank auch dir, @Chutney !
Ich habe versucht, diesen Vorschlag von dir umzusetzen:

wobei "Erfinder" und "Zirkusdirektor" hier als poetische Figuren auch sehr in Konkurrenz stehen. Ich glaube, ich würde den Zirkusdirektor auch noch weglassen. Die erhobenen Hände sollten dieses Bild schon im Kopf der Leser erzeugen.
Aber wenn ich den Zirkusdirektor weglasse, fragt sich der Leser, wer den Erfinder bedroht, dass er mit erhobenen Händen da steht! ;)

An der Tempusfrage werde ich mich auch noch einmal abarbeiten, wenn ich mehr Zeit habe. Das bingt mich ganz schön ins Schwitzen, lieber @Friedrichard :)
Danke euch allen!

Liebe @Jazzpianist99,
auch dir ein Dankeschön für dein Lob! Ich möchte dir gar nicht vorschreiben, was du in der Geschichte sehen sollst. Aber in diese Richtung ging jedoch auch ein Gedanke von mir.
Die Natur führt uns ja gerade vor, was die Folge der menschlichen Hybris ist. Die Nachtigallen sind ja schon über uns.

Ich habe deine Geschichte auch schon gelesen, mir fehlt leider im Moment etwas die Zeit, um mich qualifizierter dazu zu äußern. Werde aber auf jeden Fall zu einem Gegenbesuch hereinschneien!

Beste Grüße von Daeron

 

An der Tempusfrage werde ich mich auch noch einmal abarbeiten, wenn ich mehr Zeit habe. Das bingt mich ganz schön ins Schwitzen, lieber Friedrichard
https://www.wortkrieger.de/index.php?members/17185/
Vorm Tempus muss man doch keine Angst haben, sich nicht fürchten,

lieber Daeron,

oder hastu die Heizung schon an? Da hilft Lüften, aber mit

Aber wenn ich den Zirkusdirektor weglasse, fragt sich der Leser, wer den Erfinder bedroht, dass er mit erhobenen Händen da steht!
hastu aufgrund der Schlagfertigkeit einen Stein in meinem Brett und zudem haben wir gerade das gleiche Thema auf der Agenda, die ich heute mal als moderne Gretchenfrage (Greta Th.) bezeichnen will.

Bei mir brennt übrigens die Welt schon ...

Ich geh mal einige der Sätze in der Reihenfolge ihres Auftritts durch, wenn ich darf – bei einer überschaubaren Länge kann man‘s mal versuchen:

Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren.
In der Umkehrung des ewigen SPO spiegelt sich m. E. zugleich der Vorrang der Schöpfung vor dem vermeintlichen göttlichen Gebot an den Menschen, sich die Erde „untertan“ zu machen.
Es hat ja auch noch was für den da unten, dass noch was „unter“ ihm ist in der Hierarchie, von der und dem der folgende Satz noch kündet
Der Erfinder blickte in die Masse der jubelnden Menschen unter sich,

Neben ihr auf der Bühne stand der Erfinder, lächelnd, mit erhobenen Händen, wie ein Zirkusdirektor vor seinem Publikum.
Aber hat der Zirkusdirektor (war schon lang nicht mehr im Zirkus) nicht i. d. R. was in der Hand? Peitsche oder so? (Bei Roncalli nicht, da kann ich mich noch dran erinnern.) Wer hebt die Hände zum Himmel – Schlagerfans und – Priester und Volks(ver)führer. Warum nicht … Gottesanbeter? Selbst wenn die namensgleiche Heuschrecke nur in gtamm. Form nur in weibl. Form genannt wird.

Schon einmal sah er in dieses dunkel glänzende Auge, als er sie im Wald aufgesucht hatte.
Mein Vorschlag nochmals, Reihenfolge ändern „Als er …, sah er schon einmal ...“

Zuletzt suchte er die Nachtigall, von der es hieß, sie könne die Krankheiten der Menschen heilen.
M. E. Konjunktiv korrekt – die vermeintliche Fähigkeit ist aber allemal unwirklich, also Konjunkti irrealis, II, „sie könnte ...“

Nach seiner Rückkehr baute er eine große Voliere für sie und lauschte ihr jeden Tag.
Für wen sonst?

Ihre Töne fielen herab wie die Blätter eines Baumes.
Gewagter bis unmöglicher Vergleich für Schallwellen … mit dem Alter können die hohen Töne schlecht bis gar nicht mehr gehört werden. lass die Stimme mehr und mehr verstummen, da passt auch der Folgesatz
Da überlegte er, wie er ihren Gesang dauerhaft festhalten könnte.


Sie erzählte von der wärmenden Sonne, die ihre Strahlen bis in die Herzen der Menschen sendet. Von einem weißen Strand, der fortwährende Freude und Glückseligkeit verheißt.
Besser indirekte Rede, Konj. Il sende, verheiße

„Meine Schöpfung hat die Natur übertroffen! …
weißtu, dass Silicon Valley an so was wie ein ewiges Leben bastelt? Natürlich für die Eliten. Schau mal nach dem Namen Jaron Lanier, dessen Engagement ich seit der Verleihung des Friedenspreis‘ des deutschen Buchhandels kenne (sein Friedenspreisrede steht im Netz).

Sonne und Meer tosten über die Köpfe der Menschen.
Akkusativ, kennzeichnet die Bewegung in Richtung einer höher als jemand, etwas gelegenen Stelle, das Meer tobt also über die Köpfe hinweg, ersäuft die Menschen . oder meinstu eher "Sonne und Meer tosten über den Köpfen der Menschen", Dativ - kennzeichnet die Lage in der Höhe und in bestimmtem Abstand von der oberen Seite von jemandem, etwas, die Sintflut droht.

So, nun ist genug vom Friedel!

Tchüss und schönen Abend noch!

 

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