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Die ovidische Ratte

Beitritt
22.11.2005
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Die ovidische Ratte

Es ist ein Traum. Das alte Rom. Brutal und ästhetisch, intellektuell und bestialisch. Die Brücke zur Antike, in meinen Träumen kann ich sie gehen, wenn der innere Projektor läuft, und Neonröhren zu Fackeln, Betonbauten zu Marmorpalästen und Kritzeleien auf Papier zu Kunstwerken auf Papyrus werden. Heute Nacht habe ich in einer Legion gekämpft, gegen Germanen, Menschen wie Berserker. Bewaffnet mit einem Buch, mit den Metamorphosen des Ovid. Die Streitäxte schlugen auf mich ein, es hielt stand. Fäuste und Krallen gegen mich, es hielt stand. Dann mein Cäsar, auf dem Ross neben mir thronend. „Die Vergangenheit schützt uns nicht mehr lange, mein junger Krieger!“ Kaiser Augustus hat den Glauben verloren, flüstern die Mauern von Rom. Und sie werden es bald schreien, dass selbst Seneca es hört. Wer in einem Tier wie dem Nashorn, ausgezeichnet durch Stärke und Überlegenheit, die Trägheit zu schätzen weiß, der sollte kein Weltreich regieren. Reicht mir den Federkiel!

Ich breche neben das Bett, neben den Ovid, zerhackt, zerfleddert, antik. Mir ist unwohl. Als hätte ich nicht gegessen, als würde ich verhungern, verdursten, austrocknen, mich von der Welt entfernen oder von ihr verschluckt werden. Letzteres empfände ich als fürchterlicher, Teil dieser Welt sein zu müssen. Feuchtgebiete statt De brevitate vitae, Bayern gegen Gladbach statt Gladiatoren um Leben und Tod, McDonalds statt Brot und Fisch, Internetviren statt Pest. Unter Bauchkrämpfen krieche ich aus dem Bett. Ein paar Sätze aus den Metamorphosen bis ins Bad. Es geht, ich kann aufrecht stehen, mich frisch machen. Ich muss in die Bibliothek. Nichts Lesbares ist mehr da. In einem animalischen Rausch habe ich die Bücher der Antike zerlesen, verspeist, dann geschlafen und geträumt, gereist und genossen. Mehrere Tage muss ich geschlafen, im alten Rom gelebt haben, als Dichter, als Fischer, als Krieger und als Leprakranker, Gladiator und Aristokrat. Ich habe ihn gesehen, den Mann mit dem Kreuz, den Tischler, er ist einer unter vielen. Kleopatra hat mir die Liebe des Leibes gezeigt, ich war Kratylos und habe mit Aristoteles, meinem Meister diskutiert, mit Alexander dem Großen Welten erobert und okkupiert. Viel weiter zurück träumte ich, in die tiefste Antike, bis hin zu Nebukadnezar, aber nie, niemals hab ich es geschafft, mein Geschichtsbewusstsein zu verlieren. Immer war und blieb ich zu Gast, verhielt mich anders, sprach anders, reagierte anders, so wie ich es auch in der Gegenwart gewohnt bin. Ich muss in die Bibliothek, ich muss alles wissen, es dürfen keine Lücken bleiben. Die Sprache, die Sprachen, ich muss sie beherrschen und die meine vergessen. Nicht die Natur soll mich beschreiben, nicht der Zufall mein Leben erzählen, Ovid soll es sein, der mich dichtet! Wie elendig und widerlich ist es, zu verwesen, zu verhässlichen, wie Recht hast du, Publius Ovidius Naso. Lieber will ich versteinern. Die Art meines Todes soll meine Eigenschaften, meine Passion beleuchten, noch Jahrzehnte nach mir, noch für Psychologen in der Zukunft. Genauso widerlich ist es, Fleisch zu essen, denn man verspeist sich nur selbst. Danke, Pythagoras. Wenn ich an dich denke, denke ich nicht an Dreiecke. Viel höhere Weisheiten hast du uns gegeben. Fahr mit mir über die Meere und halte die Wellen ruhig, wie du selbst es bist, also auch alles, was du siehst, denn du bist alles und ich bin du, bald bin ich bei dir.

In der Straßenbahn schlagen Gespräche auf mich ein, Gesten und Parfüm gegen mich. Doch ich habe dieses Meisterwerk, die Metamorphosen. Die Leute reden als würde es schmerzen, quaken als würde es ihnen weh tun, kurz und knapp wie das Leben, das aus ihnen gähnt und in ihnen schwer, wie ein Sack voll Sand getragen werden will. So sitzen sie auf ihrem Blatt, leben von dem, was vorbeifliegt, bequemen sich nur ab und an einmal dazu, einen Sprung zu tätigen, um sich dann wieder ausruhen zu können, auf ihrem Blatt, in ihrem Tümpel, den sie nicht verlassen. Wir rattern in einen Tunnel. Es wird dunkel, das Licht fällt aus.
Hört ihr die Frösche quaken?

Mein Leib, dieses wertlose Stück Gegenwart, will gefüttert, genährt werden, ähnlich wie mein Geist. Also nage ich an einem Baguette mit Oliven und Tomaten, dem Gemüse meiner Heimat. Dann verschwinde ich in den zahllosen Reihen der Bibliothek. Ein Gruß an Kafka und die Verwandlung, vorbei an der Klassik, ich spucke auf Goethe, vorbei an der Literatur, die einen Krieg nötig hat, um eine zu sein, hin zu der Welt, in die ich gehöre. Die Zeit ist vergessen in den Katakomben. Ich denke lateinisch, nage an der Geschichte, inhaliere den Gestank Roms, krieche durch die Gänge auf der Suche nach Informationen. Die Bücher werden immer älter, immer größer. Die Finger reichen nicht mehr zum Blättern, ich benötige die ganze Hand, unbeholfen, auch die Füße, kürzer, genauso kurz wie die Ärmchen. Ich laufe über die Seiten, stupse gegen Buchrücken, beiße in Goldränder. Ich kann die Decke nicht mehr sehen, die Regale ragen bis ins Unendliche, der Abstand zwischen ihnen wächst, das nächste Regal scheint zahllose Schritte entfernt. Ich drücke mich an die Wand, die unterste Kante wie mir scheint, und krieche an ihr entlang, immer dem fauligen, modrigen Geruch nach. Mit der Seite die Wand berühren, so behalte ich die Orientierung. Doch jetzt muss ich über ein freies Feld. Ganz schnell durch einen Bruch in der Wand, ein Rohr, der Boden wird glatter, dann bin ich außerhalb des Gebäudes, keine Wand zur Orientierung mehr.

„Naso, da ist diese Ratte wieder!“, höre ich jemanden sagen.

 

Hallo Sabine,

Danke für den Hinweis. Input hat mich auch schon immer gestört. Ich hab jetzt mal Informationen geschrieben, aber das gefällt mir auch noch nicht.

Ich selbst hatte nie Latein. Habe lieber Französich gelernt, weil es da ein Austauschprogramm gab. Jetzt im Studium und durch die von mir angegebene aktuelle Lektüre (Ransmayr ist wirklich großartig) habe ich die Brücke zur Antike betreten. Bereue es sehr, kein Latein zu können, aber es lässt sich auch so lesen.

Es gibt gute Übersetzungen, natürlich. Ich kann die Art der freien Übersetzung mit Neuer Mythologie, wie es Ransmayr oder auch Durs Grünbein (Der Misantrop auf Capri) sehr gut machen, empfehlen. Ansonsten gibt es die Übersetzungen von Johan Heinrich Voß, die genau im Versmaß (Hexameter) bleiben, oder andere, die ich mir auch noch besorgen werde, die lieber veruschen, den Inhalt zu transportieren.

lieben Gruß

 

Soso, die Leseratte! :D

Hi Aris!

Die Idee dieser Verwandlung finde ich nicht schlecht. Wobei der Text an sich, nämlich bis dahin, wo sie tatsächlich geschieht, mich doch eher kalt gelassen hat. Mir ist da die Dramatik zu philologisch, wenn du verstehst, was ich meine. ;) Das sieht man zum Beispiel schon daran, dass zwar Fischer und Leprakranke Erwähnung finden, aber erleben kann der Erzähler anscheinend nur an Seite großer Persönlichkeiten... Da nehm ich's ihm nicht ab und verbuche seine Überdrehtheit unter intellektuellen Narzissmus der einfachsten Sorte. - Gäbe es da ein wenig Ironie zwischen den Zeilen (über die Verwandlung in Ratte hinaus :)), ließest du den Erzähler sich ein klein wenig lächerlich machen, würde das die Geschichte, zumindest für mich, sympathischer machen.

Und dann ein paar Ungereimtheiten noch für mich:

Ich hab zwar die Metamorphosen nie ganz gelesen (und schon gar nicht auf Latein :D), weil das Buch, das wir zuhause hatten, mitten in der Pigmaliongeschichte zerrissen war - ihr Ende hab ich erst Jahre später erfahren *abschweif - aber: Ich frage mich, wo die Verbindung zwischen dem Buch und den Kämpfen gegen die Germanen ist, wovon sich also die lebhafte Phantasie deines Protagonisten nährt, denn wenn die Germanen überhaupt darin vorkommen (?), dann nur äußerst indirekt. Das ist vielleicht Kleinkrämerei, aber bei'nem so wissensdurstigen Philologen, erwart ich dann schon Kleinkrämertum.

So, und dann kommt mir der Gruß an die Verwandlung mehr als Zaunpfahl vor.

Statt "Input" und "Informationen" schlage ich "Wissen" vor.

„Naso, da ist diese Ratte wieder!“, höre ich jemanden sagen.
Ratten sind keine Individualisten, wo eine ist, gibt es meist mehr, und am Schnurrbart kann man auch keine wiedererkennen - also warum "diese"? Oder ist das wieder Narzissmus? ;)

Zusammengefasst: Eine gute Geschichte vom Inhalt, von der Idee her. Mir fehlt Flair.

Gruß
Kasimir

 

Salve Aris,

die Grundidee der Geschichte finde ich nett, in "Seltsam" hätte sie sich sicher auch gut gemacht.

Womit ich hadere, ist die sprachliche Überblähung der ersten zwei Drittel. Vielleicht versucht Deine Erzählerratte, antike Bandwurmrhetoriker nachzuahmen; von diesem Genuss hat allerdings nur der Leser etwas, der sich durchs große Latinum schlagen durfte, alle anderen dürften dahinter selbstgefällige Logorrhöe des Autoren vermuten.
Wenn Du es schon sprachlich der Antike gleich tun willst: dann darfst Du Dich ruhig mehr in grammatikalisch möglichen Absurditäten ergehen, worin die alten Meister eben selbiges waren.

Und einen Verdacht hege ich noch: die Ratte liebt ihren Ovid nicht etwa wegen der Metamorphosen, sondern wegen des Rumgepoppes :D.

LG an die HHU, Pater Rhenus und die Kö,
Pardus

 

Hallo Kasimir,

Danke für die Kritik.

Der Prot kann Emotionen nur empfinden, wenn er sie liest. Da von Leprakranken und Fischern nicht viel überliefert ist ...
Das ist ja Teil seines psychischen Problems. Da spielt auch intellektueller Narzissmus eine Roller, sicher.
Ironie findest du doch in dem Wink mit dem Zaunpfahl und in der Art, wie der Prot Pythagoras vergöttert, indem der letzte Teil des zweiten Abschnitts schon fast zur Gebetsform wird.

Die Germanen kommen nicht in den Metamorphosen vor, soviel ich weiß.
Aber Römer haben, auch zur Zeit Augustus, immer wieder mal gegen Germanen gekämpft. Ob es zu seiner Zeit auch Teutonen waren, bin ich mir nicht sicher, das streiche ich wohl besser. Aber der Prot träumt ja auch. Damit mache ich es mir einfach, vielleicht, aber träume sind nicht chronologisch oder kausal, wie du weißt. Wichtig ist, dass der Prot auf der Seite der Römer steht und die GErmanen hasst, sowie er die Leute (Deutsche) in seinem realen Leben hasst. Und die Metamorphosen sind eben das Buch, an das er sich klammert, und welches ihm ja später in der Bahn auch vor den stumpfsinnigen Leuten schützt, indem er darin liest.
Der Prot flüchtet ja in die Antike, die er zu einer WElt macht, wie sie ihm gefällt.

Ich habe "diese Ratte" geschrieben, und es ist auch etwas ironisch, wenn du so willst. Denn es ist ja der Prot, der sich in die Ratte verwandelt. Der SAtz wird von Pythagoras geäußert, der eine Art Helfer von Ovid war. Und es ist genau DER Prot, der sich immer wieder in DIESE Ratte verwandelt.

Ich schau mal, was ich noch fürs Flair tun kann. Vielen Dank erstmal.

Salve Pardus,

Danke auch dir.

ich habe bei der Sprache versucht, eine Mischsprache zwischen "normaler" (vielleicht gehobener) Sprache und antiker Satzstellung zu schaffen. Denn ´genau da bewegt sich mein Prot doch: zwischen hier und der Antike. Das erstere will er abwerfen, das andere kann er nicht erreichen. Ein Zwiespalt, den die SPrache auch deutlich machen soll. Latein brauch man wohl kaum, nur weil der Titel eines Buchen von Seneca erwähnt ist.

Ich grüß die Uni. Auf der Kö sitze ich gerade, aber zum arbeiten :)
Wer dieser Pater noch mal war, muss ich grad mal googeln.

Danke euch und lieben Gruß

 

Ein Zwiespalt, den die SPrache auch deutlich machen soll. Latein brauch man wohl kaum
Die antike Satzstellung, die Du in Dein Mischmasch einbeziehen wolltest, erkennt aber nur ein Leser, der antike Texte kennt - da Übersetzungen die Syntax der deutschen Grammatik anpassen müssen, mus es schon das Original sein. Und das kennt nur der Lateiner.
Solltest Du bei Deiner Nachahmung keinen Wert auf die Originalsyntax legen, sondern quasi eine Idee von dem, was Du Dir unter Latein vorstellst, imitieren, dann ist das, als würde ein Kulissenbauer beim Film nicht das Cockpit eines Flugzeugs nachahmen, sondern eine Pappschachtel mit vielen Glühbirnen hinstellen und sagen: "So isses".

Natürlich kannst Du noch behaupten, das seist alles gar nicht Du gewesen, sondern der Prot ... :D.

PS: Pater Rhenus ist das, was zwischen der Altstadt und Oberkassel rumschwappt.

LG und viel Spaß beim Arbeiten,
Pardus

 

Hi Aris!

OK, deine Erklärungen machen Sinn - gerade die mit der Ratte zum Schluss.

Das mit dem Traum, naja, sicher sind Träume nicht logisch, der Text sollte es dennoch sein: "Die Brücke zur Antike, in meinen Träumen kann ich sie gehen" und "bewaffnet mit einem Buch" suggerieren eben, dass die Metamorphosen diese Brücke sind. Dann wird aber von den Kämpfen gesprochen ...

(Und die ironische Relativierung fehlt mir immer noch.)

Gruß
Kasimir

 
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Hallo Pardus und Kasimir,

ich habe hier ganz vergessen, zu antworten. Nicht das ihr denkt, ich wäre beleidigt oder was weiß ich. :)
bin ich nicht, und eure Anmerkungen sind sehr gut. Und jetzt weiß ich auch endlich, wie man den Rhein nennt.
Ich habe gar nicht versucht, irgendeine Syntax nachzuamen oder gar zu übernehmen. Da mutest du mir viel zu viel zu. Ich denke nur, dass die Sätze schon etwas dem Prot entsprechen sollten. Damit sage ich nicht, dass sie der Prot schreibt, aber sie sollten klingen wie von ihm . Das heißt auch nicht, dass ich da absichtlich Fehler reingebaut habe oder so. Falls du Fehler findest, her damit, sie werden umgehend verbessert. (was keine Herausforderung sein soll :) aber ich wäre dankbar)

Der Satz am Anfang "Es ist ein Traum" heißt nicht unbedingt, dass er sich in einem Traum befindet. Er träumt ja ständig vom alten Rom, er lebt ja in einem Tagtraum, er ist ein freak. Im Traum, der dann tatsächlich getraäumt wird, habe mich mal die TEutonen gestrichen. Die Germanen sind synonym für seine Mitmenschen, gegen die er alltäglich und wie in einem Traum kämpft.

lieben Gruß

 
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Hallo Aris,

Hatt mir gut gefallen, die Antikesucht Deiner Bücherratte. Vor allem die Verwandlung fand ich sehr gelungen. Wahrscheinlich gewinnt die Geschichte noch, wenn man die Metamorphosen auch kennt.

Die ersten zwei Absätze fand ich etwas anstrengend zu lesen. Vielleicht war es mir etwas zu viel historisches Herumgehopse und ich konnte mich an keinem Ort so richtig einleben. Wenn Du Lust hast, was längeres aus der Geschichte zu machen, glaube ich, dass Du die Ausflüge in die Vergangenheit noch sehr interessant und lebendig gestalten könntest.

Sprachlich fand ich die Geschichte ausgezeichnet, nur über folgenden Satz bin ich gestolpert:
Mir ist unwohl, schlecht, gar nicht gut.
meines Erachtens zu viel des selben.

Weitere Vorschläge für "Input" oder "Informationen"

"...auf der Suche nach mehr/mehr davon/Nahrung/Nahrung für meine Sinne/Futter/Futter für meine Sinne/neuem Futter/frischer Nahrung/weiterer Nahrung/seinen (Roms) Hintertüren/seinen Eingeweiden/seinen Geheimnissen/seinem Vermächtnis/verborgenen Schätzen/tieferen Einblicken/verborgen Türen/verborgenen Hintertüren/verborgenen Hinterhöfen/verborgenen Schlupflöchern/tieferen Einsichten/Futter für meine Seele/Nahrung für meine Seele"

Vielleicht ist ja was für Dich dabei.

Übrigens hatte ich mal eine Ratte als Mitbewohner, zumindest hoffe ich, es war nur eine und bezog mich auf sie mit diese Ratte.;)

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Aris!
deine Geschichte ist wie eine rasante Achterbahnfahrt: Sehr schnell und man kann eigentlich nix sehen! Will sagen, die Intention bleibt unklar. Einerseits bietest Du eine Fülle von Möglichkeiten: Mythologie, beginnendes Christentum, Philosophie, doch es wird mir nicht klar, ob darüber hinaus eine Absicht besteht. Die Ironie wäre mir nie aufgefallen, wenn Du nicht darauf hingewiesen hättest und deine Ratte überzeugt mich nicht mit ihrer Gegenwartsverdrossenheit. Lehnt sie aus selbsthass das Fleischessen ab? Warum spuckt sie auf Goethe und was hat sie gegen die Nachkriegsliteratur? Vielleicht verstehe ich es nicht richtig, doch vielleicht fehlt auch eine konsequentere Pointierung, denn gerne gelesen habe ich die Geschichte schon.
LG,
Jutta

 
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Hallo Elisabeth,

schön, von dir zu hören. Und noch schöner, dass dir meine Geschichte gefällt. Danke für die vielen vielen Vorschläge zu input. Me gustan! Da ist bestimmt was für mich dabei. Nur die Auswahl wird etwas dauern.
Das etwas manchmal drei Mal wiederholt wird, ist ein kleines Stilmittel. Du wirst es öfter im Text finden.

Ich glaube aber nicht, dass ich da etwas längeres draus machen werde. Ich kenne mich nicht so gut in Geschichte aus. Vobei ich Vertreter der Geschichtesphilosophie von Wilhelm Dilthey bin, die besagt, dass Geschichtswissen wie "Stille Post" funktioniert und sowieso niemand weiß, was wann wie genau passiert ist. Das klingt wie eine Ausrede für Philostudenten, die keine Lust haben, Geschichtsdaten zu lernen, aber ich finde, da steht mehr dahinter. Außerdem hat schon jemand ein längeres Buch über die MEtamorphosen geschrieben, mit eben dieser Geschichtsphilosophie. Ich spreche von Christoph Ransmayr, der zwar echt einen blöden Namen hat, dir aber sicher sehr gut gefallen würde, da er sehr viel Reiseliteratur vermischt mit Philosophie geschrieben hat. "Die letzte Welt" ist eben seine "Übersetzung" der Metamorphosen.

lieben Gruß


Hallo Jutta,

Ich mag Achterbahnen. Es gibt im Grunde kein besseres Kompliment, als meine KG mit einer zu vergleichen. :)
Ich denke, da der Text so kurz ist, kann eine gewisse Fülle schon vorhanden sein. Die Ironie muss dir auch nicht auffallen, die wollte Kasimir unbedingt haben, und ich denke, man kann die KG ironisch lesen, wenn man mag. Du solltest Geschichten nicht nach der Intention des Autors lesen, das funktioniert selten. Hass hat selten rationale Gründe. Der Prot hasst die Gegenwart, weil er sein Dasein hasst, und er flüchtet in eine Zeit, die ihm als eine bessere erscheint. Ich denke, Motive aufzulisten, die diese Welt verachtenswürdig machen, wäre langweilig und, vor allem und deswegen, unnötig gewesen. Die Ratte lehnt Fleisch ab, weil dies zur Philosophie von Pythagoras gehört, um den es hier, wenn auch durch Fülle versteckt, geht. Denn dieser glaubte, ähnlich wie der Buddhismus, an eine Wiedergeburt von Seelen in Mensch und Tier. Daher isst man sich nur selbst, wenn man Fleisch isst, so P.
Die Pointe besteht darin, dass sich die Leseratte in eine echte Ratte verwandelt und im letzten Satz tatsächlich bei Ovid und P. landet, allerdings als Ratte. Ob er (oder sie) nun glücklich ist oder nicht, kann ich dir nicht sagen.
Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter, die Geschichte doch noch zu mögen, wenn du sie schon gern gelesen hast, sind wir da ja auf einem guten Weg. Danke jedenfalls fürs Kommentieren.

lieben Gruß

 

hallo Aris, bravo, eine kompakte story, deren ende mich trotz der titelei überraschte. Ich dachte an eine metapher, aber nein, diese ratte ist zumindest am ende eine vierfüßige. sie frisst sich sprichwörtlich in die bücher hinein, will in den geschichten leben, ist weltabgewandt, sieht und bejaht es. schlussendlich scheint es ihr zu gelingen: die lücken zu schließen, das geschichtsbewusstsein zu verlieren und siehe da: sie taucht im alten rom auf, bei dem mir leider unbekannten Naso.
als ratte? verblüffend und amüsant, wie ein wunsch, der vom bösen dschinn erfüllt wird. der letzte absatz davor zog sich etwas in die länge, unwillkürlich stützte ich das kinn beim lesen auf, da fehlte mir der draht zum text.
wobei es hier nicht so düster zugeht wie zum beispiel beim samsa, da die ovidische Ratte sich zurückzuverwandeln vermag, was der kurzen geschichte zum ende einen spritzer leichtigkeit gibt.
eine seltsame geschichte, die mich gerade zweifeln lässt, ob sie in die gattung kurzgeschichte passt. aber natürlich tut sie es, bestimmt ist es nur das gefühl, etwas anderes, neues zu lesen.
Mir ist unwohl, schlecht, gar nicht gut.: okay, der dreier. ein bisschen viel. mein sprachgefühl sagt: gar nicht gut am anfang, die anderen empfinde ich als steigerung.
grüße

 

Hallo Kubus,

entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. War im Urlaub, mal ohne Internet und so. :)

Toll, dass dir die Geschichte gefällt. Warum sollte es keine Kurzgeschichte sein? Ich denke, dass es da auch kaum Grenzen gibt, was eine KG ist.

Die von dir angesprochene Stelle wurde ja schon einmal angesprochen. Die dreifache Wiederholung ist in dieser KG ein Stilmittel, aber ich werde das jetzt mal ändern. Danke.

Naso und Ovid, ein und die selbe Person, kannst du ja mal googeln. Aber dein Kommentar beweist, dass man diese Geschichte mögen und verstehen kann, obwohl man Ovid nicht kennt. Das freut mich. Denn die Motive der Geschichte, die Pointe hast du verstanden.

lieben Gruß

 

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