Die Schlüsselkettenuhr
Manni hatte noch nie etwas Glitzerndes besessen.
Er hatte schon glitzernde Dinge gesehen, ohja.
Immer wenn Mama und er ins Kalte gingen, an den Menschen vorbei, dann sah er sie hinter dickem Glas,
das dumpfe Geräusche machte, wenn Manni dagegen klopfte.
Manni verstand das nicht. Er konnte die glitzernden Dinge sehen, aber fühlen konnte er sie nicht.
Das machte Manni traurig.
Sein Gesicht fühlte sich dann immer ganz nass an, und Mama stand dann da, wie als wolle sie Manni auf den Arm nehmen.
Aber Manni war schon groß. Ein Meter und 90 Zentimeter. Das hatte Manni sich gemerkt, da war Manni stolz drauf.
Als Manni die Schlüsselkettenuhr fand, war Manni glücklich.
Manni hängte sie sich um den Hals.
Die schwarzen Striche zeigten die Uhrzeit, das hatte Mama ihm gesagt.
Manni lief dann durchs Haus und erzählte den Nachbarn, wie viel Uhr es war.
Wenn Manni ins Bett ging, legte er sich die Schlüsselkettenuhr auf seine Wange.
Er konnte das kalte Metall fühlen.
Dann fuhr er mit seinen Fingern an dem Schlüssel entlang.
Manni hatte schöne Finger, das hatte Mama ihm gesagt.
Manni war stolz auf seine Finger.
Eines Tages sollte Manni alleine ins Kalte, Mama hatte gesagt, er solle Milch bei dem großen Laden kaufen.
Vor dem Laden standen zwei alte Männer.
Sie hatten gar keine Haare, und ihre Haut war schrumpelig.
Das fand Manni lustig. Manni lachte.
Da wurden die Männer zornig.
Sie nahmen seine Schlüsselkettenuhr, warfen sie ganz weit weg und riefen: „Verpiss dich, Spasti!“
Manni lächelte sie an, freute sich, dass sie mit ihm redeten.
Da gingen die alten Männer.
Als Manni abends einschlafen wollte, war die Schlüsselkettenuhr nicht mehr da.
Er konnte nicht mehr das kalte Metall fühlen, nicht mehr den Schlüssel mit den Fingern abtasten.
Manni war traurig.
Manni weinte.
Am nächsten Morgen gingen sie wieder ins Kalte.