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Die Tür

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29.11.2006
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Die Tür

Ich musste die Stahltür in dem Augenblick, wenn er sie öffnete, gegen seinen Schädel schmettern! Das müsste ihn wenigstens für einige Augenblicke betäuben und... aber ich dachte nicht weiter.
Wenn ich erst über seinen leblosen Körper hinweg diesen schrecklichen, lichtlosen Raum verlassen könnte!
Dieser Gedanke beherrschte mich und jede Sekunde vom ersten Schlüsselrasseln bis zu dem Augenblick, in dem ich ihm die Tür mit grausamer Härte gegen den Kopf schlagen konnte, stellte ich mir genau vor. Immer und immer wieder.
Der sich seit Tagen in mir aufgestaute Hass würde sich dann explosionsartig entladen; aber es durfte keinen Bruchteil einer Sekunde zu früh oder zu spät passieren, sonst wäre alles umsonst. Einen kräftezehrenden Kampf konnte ich nicht gewinnen, dazu war ich durch drei Tage und zwei Nächte ohne Nahrung zu sehr geschwächt. Nur Wasser stand hier ausreichend in stinkenden Pfützen. Ich schmeckte darin den schmierigen Dreck.

Ich tastete mich zur Tür, die durch eine feinen Zeichnung aus Tageslicht, das durch die Ritzen drang, erkennbar war: Ein Rechteck und in der Mitte ein Kreis.
Was wäre, wenn Mario, bevor er die Tür öffnen würde, hier drin Licht anmachen könnte und mich durch den Türgucker beobachtend, befehlen würde, mich in eine Ecke des Raumes zu begeben, während er jede meiner Bewegungen kontrollierte.
Verzweiflung beschlich mich; doch der Gedanke an Gesellschaft, auch wenn es nur die Stimme von Mario oder die des anderen sein sollte, ließ eine feige Hoffnung auf menschliche Gegenwart in mir aufkommen. Angst und der Hunger griffen meinen Verstand an.

Ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren: die Überwältigung des Schließers und die Flucht. Ich musste in jedem Augenblick reaktionsbereit sein. Ich durfte nicht einschlafen und die Chance meiner Flucht versäumen.

Wie eine asiatische Meditationsübung vollführte ich diesen gespenstischen Tanz in völliger Dunkelheit unzählige Male. Er schien mir durch seine gleichförmigen, immer perfekter werdenden Bewegungen Sicherheit und eine seltsame Kraft zu geben: Ich positionierte mich in Ausgangsstellung hinter die geschlossene Tür, glitt dann hinter die in meiner Vorstellung sich nun öffnende Tür, um dann in einer Position zu verharren, von der aus ich dann gegen die Tür springen könnte, um sie Mario an den Schädel zu schmettern. Es kostete mich einige Male große Kraft, nicht wirklich ins Leere loszuspringen.
Die Konzentration auf meine Bewegungen und die Arbeit meiner Muskeln rissen mich aus der bisherigen Starre und machten meinen Körper geschmeidig.

Und wieder marterten mich Zweifel: Der Schließer, wenn er nur halbwegs bei Verstand war, setzte natürlich zuerst den Fuß in die Tür, bevor er sich in mein Gefängnis begeben würde.Ich würde dann gegen eine nicht nachgebende Stahltür prallen.

Ich sehnte mich nach Katrin, meiner Freundin. Ich brauchte sie hier in der Finsternis mit meinen verzweifelten, wunden Gedanken und der Angst.
Vor allem der Gedanke, was mit ihr geschehen war, machte mich krank. Es ergaben sich zwei Möglichkeiten, deren jeweiligen Konsequenzen für mich schwer zu ertragen waren: die erste Möglichkeit war, dass Katrin gefangen gehalten wurde, hier in diesem Haus oder woanders.
Die zweite, für mich noch viel schrecklichere Möglichkeit waberte erst nur als formloses, unartikuliertes Etwas in meinem Kopf.
Der Gedanke der Absurdität war es, der meinen Verstand in trügerischer Sicherheit wiegte, und ihn dazu verführte, dem Grauen, wie ich diese formlose Etwas jetzt nennen würde, zu gestatten, sich in meinem Kopf zu formulieren.

Wie Blitzlichter leuchteten verdrängte Situationen in meinem Verstand auf und ließen ihn sich wie irre in Schmerzen winden und drohten ihn wahnsinnig zu machen.
Unsere neueste Bekanntschaft, zwei Anhalter, Mario und ein weiterer Mann, der sich nicht vorstellte, saßen mit uns im Auto.
Ohne ein bestimmtes Ziel; Katrin wollte sich einfach mal überraschen lassen, wie sie es ausgedrückte, waren wir an diesem Sommermorgen ins Grüne gefahren. Sie hatte gesagt, dass es ihr schon als Kind immer als Verschwendung so vieler schöner Momente vorgekommen wäre, wenn sie mit ihrer Familie auf dem Weg zu einem bestimmten Ausflugsziel, das sich in aller Regel als enttäuschend herausstellte, auf der Landstraße an so vielen verlockenden, abenteuerlichen Gelegenheiten: leer stehenden Häusern; plötzlich auftauchenden und ebenso schnell wieder verschwindenden malerischen Landschaftsperspektiven; geheimnisvollen durch tiefen Wald fern durchschimmernden Seen und anderen, ihre kindliche Phantasie entzündenden Verlockungen ohne Halt vorbeichauffiert wurde.
Aber wieso hatte sie mir niemals zuvor von ihrer heimlichen Leidenschaft erzählt, stundenlang ohne Ziel durch die Gegend zu fahren?
Wieso bestand Katrin darauf, diese beiden Anhalter mitzunehmen, wo wir doch ungestört einen Nachmittag im Grünen verbringen wollten und warum ging Katrin ohne zu Zögern auf den Vorschlag der beiden Männer ein, dass wir mit ihnen zu ihrem kleinen Wochenendhäuschen mitkommen sollten um etwas zu trinken.
Schien Katrin diese Situation nur als eine der vielen imaginären abenteuerlichen und spannenden Momente, die ihr der Vater durch unbeirrtes Beibehalten des Ausflugszieles in ihrer Kindheit vor enthielt und den sie jetzt auskosten wollte, um endlich Abenteuer zu erleben? Wurden wir nur Opfer ihres Übermuts?

Meine Finger glitten über die Stahltür. Jede Berührung mit der Außenwelt, auch wenn es nur die kalte, zu ertastende metallene Fläche des Türblattes war, lenkten den Fokus meines unerbittlich, krankhaft, forschenden Verstandes von meinem Inneren ab.

Der Gedanke, dass Katrin diese beiden Männer gekannt haben könnte, traf mich wie Messerstiche. War alles ihr Plan gewesen?
Aber die Vorstellung, dass diese beiden Männer heimliche Verbündete von Katrin sein könnten, kam mir absurd vor. Doch wenn „absurd“ etwas so Abartiges war, dass es sich kein Mensch vorstellen konnte, musste es dann nicht real sein?

An dieser Stelle stoppte mein Denken. Meine Finger hatten im Putz neben der stählernen Türzarge einen Riss ertastet und mein Unterbewusstsein hatte meinen krankhaft arbeitenden Verstand in seinem Gedankenfluss unterbrochen. Ich befingerte in zunehmender Erregung den Putz neben der Zarge in Höhe des Türschlosses. Konstruktive Denkansätze überschlugen sich nun in meinem Hirn. Ich musste das Mauerwerk neben dem Türschloss freilegen, um dann, nachdem ich die Mauersteine herausgekratzt hätte, das Türschloss aufzubrechen.
Alles hing davon ab, ein geeignetes Werkzeug zu finden. Ich musste den Kellerboden systematisch nach alten Nägeln oder ähnlichem absuchen.

Katrin war mit Mario fröhlich schwatzend ein Stück vor mir her gelaufen.
Der Weg zum Grundstück der beiden Anhalter verlief erst quer durch einen Waldstreifen und stieß dann auf eine große Wiese, auf der landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge abgestellt waren. Dahinter stand das leuchtend gelbe Getreide. Der Waldstreifen ging nun rechts in einen tiefen Forst über und säumte das Feld auf leicht ansteigendem Gelände bis zum Horizont.
Der andere war schweigend neben mir hergelaufen und erklärte mir den weiteren Weg. Wir würden uns rechts am Wald halten und dann begänne schon bald das Grundstück, an dessen Ende das Häuschen stünde. Für gekühlte Getränke und Grillgut wären gesorgt. Seine Gastfreundschaft beschämte mich und ich konnte mir gut vorstellen, dass diese beiden Männer gerne Gesellschaft hatten hier draußen, nur dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, wozu.

Die zweite Möglichkeit drängte sich mir immer stärker in den Vordergrund.
Warum hatte sie während unserer Irrfahrt so konzentriert nach rechts und links Ausschau gehalten? Sonst genoss Katrin während unserer Ausflüge das Autofahren, indem sie sich tief in den Sitz zurück sinken ließ und nach einiger Zeit für gewöhnlich wegdöste. Sie musste nach den beiden gesucht haben, weil sie sich mit ihnen verabredet hatte.
Und aus welchem Grund hätten diese beiden Männer mich, einen ihnen völlig Unbekannten, in ein Kellerloch sperren sollen?

Der Freund Marios erzählte mir gelangweilt von den Vorzügen ihres Anwesens, einem ungefähr fünfhundert Meter weiter im Wald versteckten kühlen See mit außergewöhnlich klarem Wasser und der absoluten Stille, der man hier begegnete.
Er blickte, während er zu mir sprach, nach vorn zu Katrin und Mario. Er sah mich nur manchmal kurz prüfend an, als wenn er sehen wollte, wie ich darauf reagierte, dass meine Freundin sich von mir abgewandt hatte und sich leidenschaftlich mit einem Unbekannten unterhielt. Jedenfalls musste es mir ja so vorkommen, dass Mario für Katrin ein bis vor kurzem völlig Unbekannter war und der Freund schien sich davon überzeugen zu wollen, dass ich es auch weiterhin glaubte.
Wir erreichten das Grundstück. Es war ein schadhaft eingezäunter Bereich inmitten einer großen Brachfläche zwischen Wald und Feld, der sich als breiter Streifen bis zum ungefähr zweihundert Meter entfernt scheinenden Horizont hinzog wegen des ansteigenden Geländes. Dort konnte ich schon das graue, kleine, flache Häuschen sehen. Es war anscheinend Bestandteil dieses verlassenen, landwirtschaftlichen Betriebsgeländes.

Obwohl das Tor zum Grundstück offen stand, blieben Katrin und Mario davor stehen und warteten, dass ich und der andere sie einholten.
Katrin schaute mich peinlich berührt an, als wenn mein Unbehagen darüber, dass Katrin nicht mit mir, sondern mit Mario den langen Weg von der Straße bis hierher gegangen war, auf meinem Gesicht abzulesen gewesen wären. Dabei blickte ich ihr bewusst unbefangen und offen in die Augen. Den Hinweis für den idyllischen und leicht erreichbaren Waldsee mit dem klarem Wasser repetierend, schlug ich vor, dass wir jetzt ein erfrischendes Bad nehmen würden, um dann, mit Nachdruck in der Stimme, festzulegen; ich fühlte, dass ich jetzt, wo ich das Heft in die Hand genommen hatte, keinesfalls nachlassen durfte, dass Katrin und ich dann wieder zurück zum Auto gingen. Ich bedankte mich herzlich bei den beiden Männern für die Einladung, bedauernd, dass wir sie nicht annehmen konnten, da wir schon seit langem für heute einen gemeinsamen, ungestörten Ausflug geplant hatten und streckte Mario die Hand entgegen.
Mario ignorierte sie und schaute Katrin in die Augen, die auf den Boden blickte.
Ich trat zu Katrin und legte meinen Arm um ihre Schultern. Wir würden natürlich gerne ein anderes Mal vorbeischauen, log ich, als Katrin sich plötzlich von mir los riss und auf das Grundstück lief.
„Na, dann geh' doch!“ rief sie und ging aufs Grundstück. Mario und sein Freund folgten ihr und taten so, als wenn nichts geschehen wäre.
Was war mit Katrin plötzlich los? Wieso demütigte sie mich so? Wäre ich doch einfach davongerannt!
Natürlich wusste Katrin, dass ich das nicht tun würde. In den Augen der Männer war ich nun ein Mann ohne Ehre. Keinen Funken Respekt konnte ich mehr von ihnen erwarten. War es das, was Katrin erreichen wollte?

Ich stieß an der hinteren Stirnwand meines Verlieses gegen einen leicht nachgebenden Widerstand. In einem Haufen Dreck war ich gegen einen flachen, harten Gegenstand gestoßen. Zitternd griff ich nach diesem Ding. Es war ein länglicher, robuster Metallriegel. Sofort umklammerte ich das Metallstück wie den Griff eines Messers und fuchtelte damit triumphierend in der Finsternis herum. Ein heißes Glücksgefühl durchströmte mich. Ich stolperte blind zurück zur Tür. Es musste Nacht geworden sein; die schwache Zeichnung aus Licht war verschwunden.
Zitternd setze ich das Gerät auf den Putz neben dem Türschloss und begann vorsichtig zu schaben. Was wäre, wenn Mario und der andere, auch Katrin?, abends in das Häuschen zurückgekehrt, auf mich lauschten, ob ich noch Lebenszeichen von mir gäbe?

Plötzlich nahm mich eine lähmende Angst gefangen, dass mein Plan misslingen könnte. Hatten sie diesen Metallriegel mit Absicht hier deponiert und bereits eine Wette darüber abgeschlossen, ob ich es schaffen würde, mich zu befreien?
Unbeirrt schabte ich leise weiter. Ich zwang meinen Verstand, sich auf die technischen Probleme zu konzentrieren. Die Putzschicht begann bereits zu brechen. Ein daumengroßes Stück zwischen der eingeritzten Kerbe und der Zarge löste sich und ich legte es vorsichtig auf den Boden. In kürzester Zeit hatte ich den Putz an der Wand in Höhe des Türschlosses entfernt und ich setzte den Metallriegel in die Mörtelfugen und begann zwischen den Steinen zu schaben.
Die Arbeit begann sich mühselig hinzuziehen. Der Mörtel in den Fugen brach nicht ab wie der oberflächlich aufliegende Putz, sondern musste in den schmalen, immer tiefer werdenden Fugen zu Staub zermahlen und herausgekratzt werden.
Immer tiefer versank der stetig hin- und herschabende Metallriegel zwischen den Ziegeln. Die Arbeit ging immer schneller voran. Bald hatte ich es geschafft einen Stein freizulegen. Fieberhaft setzte ich den Metallriegel als Brecheisen in eine Fuge und versuchte, den Stein herauszuhebeln. Es splitterten nur unwesentlich die steinernen Hebelkanten. Der freigeschabte Stein blieb fest. Zitternd vor Ungeduld und in Wut über den unbeweglichen Stein vergaß ich jede Vorsicht, setzte den Riegel erneut an und stemmte mich mit meinem ganzen Körpergewicht auf den Hebel. Ich spürte erst das langsame Nachgeben des Metalls und dann rutschte der Riegel aus der Fuge. Ich stürzte hinterher und mein Kopf traf mit dem linken Jochbein hart auf die raue, putzlose Wand und schleifte an ihr entlang.
Mein linker Wangenknochen war erst wie betäubt, dann spürte ich das viele warme Blut, das mir über die Wangen und Kinn den Hals entlang floss. Ich schrie auf vor Schmerzen, als ich die kleine hautlose Stelle meines Jochbeins berührte.
Mit zitternden Händen versuchte ich den Stein herauszuschlagen. Doch das durch das viele Blut glitschig gewordene Werkzeug glitt mir aus den Händen und schlug gegen die Tür. Der Schlag des Metalls gegen die Blechtür gab einen dröhnenden Knall, der mich erschrocken innehalten ließ. Erstarrt stand ich in halbgebückter Stellung an der Tür und lauschte dem Knall hinterher.

Es war unwahrscheinlich, dass jemand die Nacht im muffigen Haus ohne entsprechende Einrichtung verbringen würde und mich deshalb hier unten hören konnte. Die Luft war mit einer unnatürlichen und unangenehmen Luftfeuchtigkeit gesättigt.
Katrin hatte das offensichtlich nicht gestört. Auf eine einladende Geste Marios hin ging sie ihm voraus in das niedrige, kaum mehr als zwanzig Quadratmeter Grundfläche einnehmende Haus.
Als ich eintrat, sah Katrin mir nicht in die Augen und unterdrückte ein albernes Kichern. Mario trat auf mich zu, bezeichnete mich launig als seinen „Freund“ und bot sich an, mir den Weinkeller zu zeigen. Katrin fing wieder etwas an zu kichern.
Ich hörte mich ungläubig das Wort „Weinkeller“ gedehnt und merkwürdig betont wiederholen. Doch Mario lachte nur und versicherte mir, dass ich begeistert sein würde. Der mich noch betäubende Schock durch Katrins abweisendes und mich unverhohlen demütigenden Verhaltens nahm mir die Kraft zu widersprechen. Mein Einwand, dass Katrin und ich garnicht so lange bleiben wollten und ich keinen Alkohol trinken konnte, da ich, wie er ja wissen musste, mit dem Auto gekommen war, blieb unausgesprochen und widerwillig folgte ich Mario. Er öffnete im hinteren Teil des einzigen Raumes in diesem Haus eine Falltür. Mario stützte sich an der aufgeklappten, an der Wand lehnenden Falltür und der Fußbodenkante ab und schwang sich polternd in einem Satz eine Treppe hinunter. Jede Stufe einzeln nehmend, folgte ich Mario in einen kleinen Vorraum mit einer Stahltür, die er aufschloss und knirschend aufschob.
Mit einer einladenden Geste, mit der er auch Katrin in das Haus gebeten hatte, lud er nun mich ein, ihm voran, den Weinkeller zu betreten. Mechanisch trat ich in die Dunkelheit des Kellers. Dann knallte die Tür hinter mir zu und ich befand mich in vollkommener Finsternis. Ich hörte das hastige Gekratze des Schlüssels an der Tür und das metallische Schnappen des einrastenden Türriegels.
Mario hätte sich nicht zu beeilen brauchen. Ich stand wie gelähmt in der mich wie Tinte umgebenden Schwärze. Mit dem plötzlichen Verschwinden der Sinneseindrücke schwand auch mein Gefühl für die Realität. Ich verharrte scheinbar eine Ewigkeit, bis ich zurückstolperte und begann, wie wahnsinnig gegen die dröhnende Stahltür zu schlagen. Als Echo erklang von oben höhnisches Lachen.

Ich hatte mein Hemd in Streifen gerissen, um meine linke Gesichtshälfte zu verbinden. Ich schlug nun ungehemmt den Stahlriegel in den Ziegel, so dass ich meine Augen schließen musste wegen der umherfliegenden kleinen Gesteinssplitter. Meine starken und zerstörerischen Schläge mussten oben deutlich als dumpfes Wummern zu hören sein. Rücksichtslos, wie ein Raubtier, das sich in sein Opfer verbissen hatte, konnte ich nicht ablassen, auch wenn es mein Leben kosten sollte. Mit jedem Schlag wuchs mein Mut und ich zertrümmerte den Stein mit der Kraft der Verzweiflung.
Ich begann nun den nächsten, darüber sitzenden Stein von oben herauszukeilen. Spritzend schlug ich den Mörtel aus den Fugen, um darin den Hebel ansetzen zu können.
Mit derselben Kraft, stellte ich mir vor, würde ich auf den verdutzten Mario einschlagen, wenn er angelockt durch den Lärm, die Tür öffnen würde.
Die feine Lichtzeichnung der Tür war wie ein siegesverheißendes Zeichen erschienen und kündigte den neuen Tag an.
Meine Angst war verschwunden. Ich machte mir nichts mehr vor: Katrin hatte mich verraten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie reagieren würde, wenn ich bald vor ihr stehen und sie zur Rechenschaft ziehen würde. Dieser Gedanke verdoppelte meine Kräfte und ich schlug auch den nächsten Ziegel in Stücke. Ein weiterer lockerte sich und ich konnte mehrere Steine aus dem Gefüge mit den Händen herausziehen. Ich fühlte mich meinem Ziel unfassbar nahe. Der Weg in die Freiheit war freigeräumt. Ich musste nur noch das Türschloss herausbrechen. Ein Glücksgefühl und unfassbare Erleichterung durchströmten mich und löste meine innere, krampfhafte Spannung. Damit schien auch meine eben noch unbezwingbare Kraft zu schwinden. Erschöpft ließ ich mich an Ort und Stelle nieder, um meinen schmerzenden Rücken, Arme und Hände für einige Augenblicke ausruhen zu lassen. In einem todesähnlichen Zustand lag ich nun ausgestreckt auf dem Rücken in einer der schlammigen Pfützen und kühlte darin meine heißen und zerschundenen Handflächen.
Unwillkürlich blickte ich zur Tür. Ich hörte das Türschloss aufschnappen. Die Tür öffnete sich und obwohl nur indirektes Tageslicht in die Dunkelheit fiel, blendete es meine Augen. Ich konnte eine menschliche Silhouette in der Tür erkennen. Unter Schmerzen richtete ich mich auf und sah, dass es Mario war.

„Was machst du hier für einen Lärm?“ fragte Mario. Ich kroch, ohne zu antworten, dem Licht entgegen, so lange der Ausgang noch offen stand. Mario wich zurück und ging rückwärts die Treppe hoch. Er achtete auf einen respektvollen Abstand zu mir, während ich ihm folgte.
Es war wie vor drei oder vier Tagen, nur umgekehrt. Mario würde sich an die Haustür stellen und mich mit der einladenden Geste bitten, vor ihm das Häuschen zu verlassen. Ich musste kichern bei diesem Gedanken. Auf der Treppe schaffte ich es, mich aufzurichten. Unendlich viel Licht strahlte durch die milchig-verdreckten Fensterscheiben. Ich spürte schon hier drin, in diesem muffigen Haus, die Wärme des heißen Sommertages. Ich eilte wankend zum Ausgang und stürzte hinaus ins Freie. Das Licht blendete mich so stark, dass ich erst nur gleißende Helle und Schatten unterscheiden konnte; die Landschaft glich einem expressionistischem Holzschnitt, in dem unablässig Farbflecken explodierten.
Ich fühlte, wie das Licht durch mich hindurch schien, jede Faser in mir erwärmte und liebkoste.
Meine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht und ich begann Einzelheiten meiner Umgebung wahrzunehmen.
Neben mir stand das Häuschen. In seinem Schatten, einem etwa einen Meter breiten dunklen Streifen, erkannte ich Konturen, die meine Blicke gefangen hielten. Sie beschrieben liegende Beine und die perfekt gerundeten Umrisse eines weiblichen Hinterteils. Der daran ansetzende Oberkörper zerstörte etwas den Eindruck eines schönen, entspannt auf dem Bauch liegenden Frauenkörpers, den ich als den Katrins erkannte.
Der Rücken setzte nicht, wie gewohnt, am reizenden Abschwung des wohlgeformten Hinterns an, sondern wölbte sich unnatürlich, wie gekrümmt nach oben, als wenn sich unter Katrins Bauch irgendein Gegenstand befinden würde, der die untere Wirbelsäule nach oben drückte. Um so flacher pressten sich Schultern und Arme an die Erde und der Kopf lag in einer ungewöhnlichen, verrenkten Seitenlage. Die Haare wirkten wie eine kompakte ausgehärtete und verkrustete, dunkle Masse, die noch flüssig, über ihren Kopf ausgegossen worden war. Nur eine einzige Haarsträhne trudelte etwas im Wind.
Ich sah lange zu ihr hin und wagte nicht, mich zu bewegen, als fürchtete ich, sie könnte plötzlich ihren Oberkörper unter entsetzlichem Knirschen, ohne dass sich ihre Beine auch nur einen Millimeter bewegten, senkrecht aufrichten, mit einem knorpeligen Geräusch mir ihr verzerrtes, von Fliegen umwimmeltes Gesicht zuwenden und mich höhnisch fragen: „Na, da bist du mir also doch noch auf die Schliche gekommen, was?“

Aber Katrin bewegte sich nicht.
Mario war aus dem Haus getreten. Er stand seitlich hinter mir und ich erkannte im Augenwinkel, wie er stumm mit den Händen Zeichen machte. Unwillkürlich wandte ich mich in die Richtung, in die er gestikulierte und sah nicht weit neben mir Marios Freund stehen. Er sah mich ausdruckslos an. Unschlüssig standen er und Mario um mich herum.
Dann verschwand Mario im Haus. Mit irgendetwas länglichem in der Hand kam Mario wieder heraus, lief dann in einem Bogen, mein Blickfeld verlassend, hinter mich und blieb stehen.
Ich rührte mich nicht.
Wenn ich versuchen würde, gegen Mario vorzugehen, würden er und sein Freund mir wahrscheinlich sehr schmerzhafte Verletzungen zufügen, deren Zweck nicht mein schneller Tod, sondern zuerst meine Kampfunfähigkeit wäre.
Schwankend wartete ich auf den Schlag. Schritte knirschten hinter mir und es kostete mich übermenschliche Kräfte, dem Verlangen zu widerstehen, mich umzudrehen. Zu groß war die Angst, dass mich genau in diesem Moment das Stahlrohr, oder was es auch sein mochte, ins Gesicht treffen könnte.
Meinen Schädel schien plötzlich zu explodieren und ich stürzte kopfüber auf den Boden. Ich verspürte seltsame, nie gekannte Schmerzen in meinem Hinterkopf, als wenn spitze Gegenstände, Schädelsplitter!, tief in meine Gehirnmasse eingedrungen wären. Ich musste tot sein. Nur mein wahnsinnig gewordener Verstand war es nicht. Ich fühlte, dass er jeden Einfluss auf den Körper verloren hatte.
Durch meine Augen, zufällig im Augenblick des Todes offen geblieben, sah ich den Boden an mir vorüber gleiten. Ich wurde fortgeschleift. Schwach spürte ich das Reiben des Bodens an meiner Haut und das müde Brechen des Grundstückszauns unter mir.
Es ging hinaus in Richtung des Waldes zu einem riesigen Schüttkegel aus dunkelgrauer Erde.
Wenn mein Verstand, anscheinend nicht gebunden an einen bestimmten Körper, arbeiten konnte, denn ein toter Körper war zweifellos wie ein anderer toter Körper, gab es keinen Grund, dass es Katrin nicht auch konnte.
Ich konzentrierte mich darauf, das von Katrin in mir verbliebene Abbild ihrer Persönlichkeit vor mir erstehen zu lassen und es anzurufen. Aber ich konnte sie nicht spüren. Ihr inzwischen neben mir abgelegter, bestialisch stinkender, verwesender Körper schien meinen Versuchen hohnzusprechen und doch war ich selbst auch nur eine Leiche, die in Kürze verwesen würde.

Mit dem Kopf voran, auf dem Rücken liegend, wurde ich über den Grubenrand geschoben. Mein Hinterkopf klappte an die Grubenwand. Der sich mir nun eröffnende Blick in die Tiefe ließ kein Ende erkennen. Die Grube war sehr schmal und musste sehr tief sein.

Ich wurde weiter geschoben und stürzte in die Grube.
Mein Kopf knickte beim Aufprall auf die Grabsohle nach vorn und mein Körper stürzte auf ihn herab, so dass er auf seiner Nasenspitze zu Ruhe kam.
Ich musste aus der Perspektive Marios und seines Freundes eine sehr komisch wirkende Position eingenommen haben und lauschte auf ihr Gekicher. Ab ich konnte nichts bemerken.
Dann spürte ich den gewichtigen Aufprall von Katrins Körper auf mich und fühlte, wie meine Brust nun mit doppeltem Gewicht meinen Kopf unter finalem Geknirsche zur Seite drehte und in den Sand presste. Dann vernahm ich nur noch in weiter Ferne das dumpfe Geprassel der Erdbrocken auf unseren Körpern und es trat eine absolute Ruhe ein, wie ich sie selbst aus meinem Verlies in dem unweit stehenden Häuschen nicht kannte.
Tief in der Erde, wie ein einsames Tier, wohnte nun mein Verstand, allein sich selbst und seinem Wahnsinn überlassen.
Dann tauchte ein tiefgoldenes, wogendes Meer vor meinen Augen auf in einem nie gesehenen, phantastischem Licht, dass sich bald in ein sich im Wind wellenförmig bewegendes Weizenfeld verwandelte. Der Blick schwenkte weiter zu einer leichten Anhöhe und einem sich daran anschließenden Wald. Zwischen den knorrigen Stämmen seiner Bäume glitzerte unruhig eine spiegelnde Fläche das Sonnenlicht, der Waldsee!, und weiter hinten am Horizont stand das kleine, ebenerdige Häuschen.
Aus der sich geänderten Perspektive sah ich nun seitwärts neben mir einen wohlgestalteten Mann mit sympathischem Gesicht, dass mich interessiert anblickte und freundlich, oft unterbrochen durch ein einnehmendes Lächeln, auf mich einzureden schien. Seine gebräunten, muskulösen Unterarme und die schönen, feingliedrigen Hände begleiteten seine Rede ausdrucksstark mit geschmeidigen Gesten. Doch der Vision fehlte der Ton. In völliger Lautlosigkeit schritt diese Person, die unzweifelhaft Mario war, mit federnden Schritten neben mir her. Es mussten Katrins Augen sein, durch die ich das alles sah und nun beobachten konnte, wie sich ihr Blick nach hinten wandte und zwei Männer in ihr Blickfeld nahm, die in einigem Abstand hinter ihr herliefen. Der eine blickte gelangweilt ohne ein bestimmtes Ziel an ihr vorbei und der andere Mann blickte zu Boden. Dann hob er seinen Kopf und zeigte ihr sein blasses, hassverzerrtes und vorwurfsvolles Gesicht. Stolpernd, schmollend und widerwillig sah ich mich selbst aus Katrins Augen hinter ihr herlaufen!
Mein Verstand wurde schwächer und die Vision schien sich zu verflüchtigen, doch ich durfte sie nicht verlieren. Sie kam von Katrin, meiner Katrin, die ich so sehr liebte. Ich liebte sie jetzt so stark, wie ich es nie vorher getan hatte.
Langsam kehrten die wunderschönen Bilder in ihren berauschenden, wenn auch etwas dunklen Farben zurück. Die Szene hatte gewechselt und ich sah mich, den blassen, schlaksigen Mann im hinteren Teil des Häuschens langsam, Stufe für Stufe in den Boden versinkend, Mario zur Kellertür folgen. Katrins Blick wandte sich nun dem Ausgang zu. Dort stand der andere. Er näherte sich schnell mit weit geöffnetem Gebiss und blitzartig schlossen sich seine Kiefer über meinem Nasenbein. Trotz der bisher nur optischen Vision konnte ich fühlen, wie er seine Zähne tief in mein Fleisch grub, mit ihnen an meinem Nasenknochen entlang bis zum weichen Nasenknorpel glitt, mit tierischen Kräften zubiss und begann, wie verrückt seinen Kopf hin- und herzuwerfen. Ich konnte einen unerträglichen Schmerz erahnen, doch die Vision entglitt mir wie ein morgendlicher Albtraum und mein Verstand dämmerte weg und schien einzuschlafen. Ich hoffte für immer.

 
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Hallo Schmidt,

hab die Geschichte gelesen, war an für sich spannend.
Was wolltest du mit deiner Geschichte bezwecken? Vielleicht auf unzumutbaren Zustände in Gefängnissen, wie z. Bsp. das unrühmliche (zum Glück vergangene) amerikanische Kapitel Guatanamogefangenen, hinweisen?

Gruß
Leia4e

 

Hi Leia4e,
danke fürs feedback und dass Du die Geschichte spannend findest ist eigentlich auch schon der Zweck.
Ein bestimmter politischer Hintergrund bestand in keiner Weise als ich das schrieb.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi rueganerin,

danke für das feedback,
ja, der Zusammenbruch und Schluss kommen etwas plötzlich.
Ich wollte gestern nacht einfach fertig werden. Allerdings bei 3 Tage ohne Nahrung plus Schlammwasser und vor allem der Ungewissheit sind Magenkrämpfe, die den Prot außer Gefecht setzen nicht unwahrscheinlich. Besonders nach körperlichen Anstrengungen.
Tatsächlich unklar ist woher der Prot in einem dunklen Raum ohne menschlichen Kontakt überhaupt weiß, dass es drei Tage sind. Es müsste ihm wie 1Woche vorkommen.
Ja, die Ich-Form bis zum Ende beizubehalten ist bestimmt eleganter.

__________________________________________
PS Wohnst Du auf Rügen? Glückliche.

 

Hallo Schmidt!

"Ich wollte gestern nacht einfach fertig werden." => Du hast den Text also in einem Ruck geschrieben und sofort veröffentlicht? Davon ist immer abzuraten. Lass deinen Text liegen, nimm Abstand von ihm, überarbeite ihn! Veröffentlichen solltest du erst, wenn du wirklich damit zufrieden bist, nicht, weil du fertig werden wolltest.

Okay, dann mal ran an den Speck:

Ein paar Fehlerchen sind drin, die liste ich aber nicht auf. Such selbst.

"Ich tastete mich zur Tür, durch deren Ritzen"
"schwere Stahltür" => Eine schwere Stahltür mit Ritzen?

"natürlich erst den Fuß in die Tür stellte" => Die Verliestür geht nach innen auf? Die Frage ist auch, warum der Wärter überhaupt in die Zelle treten sollte.

"Dann öffnet sich die Tür ganz und ein Mann geht in den Raum zu einer am Boden liegenden Person." => Das ist nun etwas, was ein Autor niemals machen sollte. Du springst von der Ich-Perspektive in die dritte Person? Da wusstest du wohl nicht, wie du deinen Text zu Ende bringen solltest, was? Himmel, lass dir doch Zeit beim Schreiben!

Insgesamt gefällt mir dein Text ganz und gar nicht, sorry. Das liegt daran, dass du zwar Spannung aufbaust (warum ist er in dem Verlies, kommt er da wieder raus?), du dann aber den Text abbrichst, und die Spannung in keiner Weise auflöst. Der Text hat keinen Inhalt, keine Prämisse. Warum habe ich den Text denn jetzt gelesen? Für nichts? Sorry, das ist total unbefriedigend.

Du solltest dringend nachlegen und aus deinem Text eine Geschichte machen.
Und wenn's ums Thema geht, empfehle ich dir, Papillon von Henri Charriére zu lesen. Das Buch ist autobiografisch. Der Mann hat Jahre in solchen Zellen zugebracht und kann von allen Effekten des Nahrungs-, Wasser-, Licht-, und Gesellschaftsentzugs berichten.

Grüße
Chris

 

Hallo Schmidt,

ich sehe das auch wie meine Vorredner. Am Anfang hat mich der Text total mitgerissen, ich habe mitgefiebert, ob er es schafft seinen Plan auszuführen, ich habe ebenfalls auf eine Auflösung gewartet, die mich darüber informiert, warum er da drin ist und dann hat mich das Ende total entäuscht. Vielleicht hast du ja irgendwann mal Lust, die Geschichte noch etwas auszubauen.

Viele Grüße

 

Hallo Schmidt,

ich sehe das auch wie meine Vorredner. Am Anfang hat mich der Text total mitgerissen, ich habe mitgefiebert, ob er es schafft seinen Plan auszuführen, ich habe ebenfalls auf eine Auflösung gewartet, die mich darüber informiert, warum er da drin ist und dann hat mich das Ende total entäuscht. Vielleicht hast du ja irgendwann mal Lust, die Geschichte noch etwas auszubauen.

Viele Grüße


Danke für die Kritik, da Du sie spannend findest, macht es auch Spaß, sie um/weiterzuschreiben! Ich bleibe in der 1.P. bis zum Schluss
ist aber noch nicht fertig...
dann mit Infos, wieso er drin ist und ob/wie er wieder rauskommt

Gruß Schmidt

 

PS: Die Geschichte hab ich jetzt vervollständigt, nur ist sie leider etwas lang geworden....

 

Hallo Schmidt,

Sehr richtig, deine Geschichte ist zu lang geworden! Ich empfehle folgendes: Überarbeiten und dann überarbeiten!
Da kann noch jede Menge abgespeckt werden.
Vorschläge:
1."Ich tastete mich zur Tür, durch deren Ritzen schwaches, kaum wahrnehmbares Licht sickerte," => Entweder "schwach" oder "kaum wahrnehmbar" streichen. Ist doppelt gemoppelt.
2."Natürlich, sie würden mit größter Vorsicht die Tür öffnen, da sie einen Angriff, genau so einen, wie ich ihn plante, befürchten mussten und auch bestimmt längst eingeplant hatten und entsprechend abwehren würden."
=>Wenn sie die Tür mit größter Vorsicht öffnen, befürchten sie auch einen Angriff, warum sollten sie es sonst tun?, und von wem sollte der geplant sein, außer vom Prot??
Also kurz und treffend: "Da sie einen Angriff vom mir befürchten, würden sie die Tür vorsichtig öffnen"

Ich schätze, du kannst deine Geschichte um mindestens 25% kürzen ohne das wirklich etwas verloren geht.
Usw, usw... Ach ja, da ich gerade usw. schreibe, Kürzel wie "z.B." und "usw." haben im Text nichts zu suchen. Entweder ausschreiben, oder besser ganz auf solche Redewendungen verzichten.

So, nun noch eines: Hatte ich schon erwähnt, dass du deine Geschicht mal überarbeiten solltest? Dabei kann man nämlich auch Ungereimtheiten aufdecken und entfernen.
Ein Beispiel:
"Sie hatte gesagt, dass ihr es schon als Kind immer als Verschwendung so vieler schöner Momente vorgekommen wäre, wenn sie mit ihrer Familie auf dem Weg zu einem bestimmten Ausflugsziel, das sich in aller Regel als enttäuschend herausstellte, auf der Landstraße an so vielen verlockenden, abenteuerlichen Gelegenheiten: leer stehenden Häusern; plötzlich auftauchenden und ebenso schnell wieder verschwindenden malerischen Landschaftsperspektiven; kleinen, geheimnisvollen durch tiefen Wald fern durchschimmernden Seen usw. ohne Halt vorbeichauffiert wurde."

Später im Text schreibst du:
"Sonst genoss Katrin das Autofahren, indem sie sich tief in den Sitz zurück sinken ließ und nach einiger Zeit für gewöhnlich wegdöste."

Das passt nicht zusammen.

Deine Geschichte ist spannend, doch zugleich, aufgrund der erwähnten Textmängel, auch ermüdend. Ich habe beim Lesen das Ende herbeigesehnt.

Gruß
Asterix

 

Hi Asterix, danke erstmal dass Du meine etwas zu lange Geschichte durchgelesen hast.
Ich bin froh dass Du sie trotzdem spannend fandest und zu Ende gelesen hast!

Klar, Dopplungen und umständliche Formulierungen muss ich rausnehmen und sowieso insgesamt kürzen.
Überhaupt habe ich Probleme mit den Zeitformen, die stimmen noch nicht.

Das was Du als Besipiel für eine der Dir aufgefallenen Ungereimtheiten siehst ist keine.
Der erste von Dir zitierte Absatz ist eine Aussage von Katrin über ihre Kindheit.
Der Satz, der dazu im Widerspruch stehen soll ist eine Beobachtung des Prots über sie als junge, erwachsene Frau in seiner Gegenwart.
Da sehe ich keinen Widerspruch, zumal die Tatsache, dass sie in seiner Gegenwart beim Autofahren für gewöhnlich wegdöst, ja auch etwas über ihre Beziehung aussagt. Deswegen steht der Satz überhaupt in der “Kurz“geschichte.
Welche sind die anderen Ungereimtheiten die Dir noch aufgefallen sind?

In allen anderen Punkten gebe ich Dir Recht.
Ich hoffe ich komme dazu die geschichte zu kürzen.

Gruß Schmidt

 

Hmmm, also ich habe die Geschichte ja bereits in ihrer ersten Fassung gelesen und da fand ich sie wirklich sehr spannend. Die neue Version gefällt mir irgendwie nicht so gut aber ich kann nicht sagen, wieso. Ich habe immernoch ein Problem damit, dass ich nicht weiß, warum Katrin ihn verraten hat oder bin ich einfach im Moment nur zu beschränkt, das rauszulesen? Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist er doch am Ende tot. Meiner Meinung nach kann ein Krimi nicht in der Ich-Perspektive geschrieben werden, wenn der Protagonist am Ende stirbt. Das gehört für mich dann eher in die Kategorie Horror oder?

 

Hallo Schmidt!

So, jetzt habe ich mich auch durch deine erst verlängerte, dann wieder gekürzte Version deines Textes gelesen. (Übrigens, meinen Kommentar zu Version Nummer eins hast du übersehen, oder?)

Es sind einige Dinge im Text, die nicht passen. Ich führe Beispiele an.

"des Schließers" => Es ist doch Mario, oder? Warum sollte dein Protagonist auf einmal in ein derartig unpersönliches Vokabular wechseln?

"in völliger Dunkelheit unzählige" => Wie kann völlige Dunkelheit herrschen, wenn doch Tageslicht durch die Ritzen der Tür hereinkommt? Übrigens, siehe meinen ersten Kommentar: Stahltür mit Ritzen?

"Der Gedanke der Absurdität war es, der meinen Verstand in trügerischer Sicherheit wiegte, und ihn dazu verführte, dem Grauen, wie ich diese formlose Etwas jetzt nennen würde, zu gestatten, sich in meinem Kopf zu formulieren." => Solche Satzungetüme sind scheußlich und werfen Leser wie mich immer aus dem Text, und sind in Puncto Spannungsaufbau absolut kontraproduktiv. Leider hast du einige dieser Ungetüme im Text.

Ein weiteres Beispiel: "Sie hatte gesagt, dass es ihr schon als Kind immer als Verschwendung so vieler schöner Momente vorgekommen wäre, wenn sie mit ihrer Familie auf dem Weg zu einem bestimmten Ausflugsziel, das sich in aller Regel als enttäuschend herausstellte, auf der Landstraße an so vielen verlockenden, abenteuerlichen Gelegenheiten: leer stehenden Häusern; plötzlich auftauchenden und ebenso schnell wieder verschwindenden malerischen Landschaftsperspektiven; geheimnisvollen durch tiefen Wald fern durchschimmernden Seen und anderen, ihre kindliche Phantasie entzündenden Verlockungen ohne Halt vorbeichauffiert wurde." => Ein Satz! Wie soll der Leser denn da am Ende noch wissen, wie der Anfang war?

"Meine Finger hatten im Putz neben der stählernen Türzarge einen Riss ertastet" => Also, das Gefängnis hat einen Erdboden, so nass, dass darin Pfützen stehen, aber die Wände sind bis auf diesem Riss makellos? Das ist unglaubwürdig. Der Putz müsste durch die Nässe quellen, abblättern ...

"Ich musste das Mauerwerk neben dem Türschloss freilegen, um dann, nachdem ich die Mauersteine herausgekratzt hätte, das Türschloss aufzubrechen." => Häh?

"Ich musste den Kellerboden systematisch nach alten Nägeln oder ähnlichem absuchen." => Der ist da schon tagelang gefangen, ist aber vorher nicht auf die Idee gekommen, die Zelle zu durchsuchen?

"Obwohl das Tor zum Grundstück offen stand, blieben Katrin und Mario davor stehen und warteten, dass ich und der andere sie einholten." => Warum gehen die da eigentlich zu Fuß hin?

"repetierend," => Was?

"Metalls gegen die Blechtür" => Du solltest dich wirklich mal entscheiden, wie das Verlies eingerichtet ist. (Übrigens, mir ist da zu viel Text für zu wenig Inhalt.)

"die Nacht im muffigen Haus ohne entsprechende Einrichtung verbringen würde" => Häh?

„Was machst du hier für einen Lärm?" fragte Mario. => Immer ein Komma hinter die wörtliche Rede, wenn die Redebegleitung folgt.

"Wenn mein Verstand, anscheinend nicht gebunden an einen bestimmten Körper, arbeiten konnte, denn ein toter Körper war zweifellos wie ein anderer toter Körper, gab es keinen Grund, dass es Katrin nicht auch konnte." => Ich versteh echt nur Bahnhof.

Und den Plot verstehe ich auch nicht. Warum hatte Katrin denn unbedingt zu diesen Mördergesellen nach Hause wollen?
Und das Motiv der Mördergesellen?

Okay, inzwischen ist es eine Geschichte, aber sorry, ich schlage weitere Überarbeitungen vor. Ich verstehe zu viel von dem, was du da geschrieben hast, einfach nicht.

Grüße
Chris

 

Hi Seramona,
danke fürs Lesen und Kopmmentieren!
stimmt, die lange version ist nicht so spannend.
Katrin hat den Prot nicht verraten. Das nimmt er nur an. Er weiß es nicht. Deswegen denkt er doch immer darüber nach.
Und als er dann draußen sieht, dass Katrin einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist, müsste eigentlich klar sein, dass Katrin nichtzu ihnen gehörte.

Hi Chris,
danke, dass Du erst die kurze, dann die lange uind jetzt nochmal die gekürzte Fassung gelesen hast. Irgendwie muss sie Dir die Geschichte ja doch gefallen haben.

-Die Stahltür mit Ritzen. Wo ist das Problem?

-völlige Dunkelheit trotz Ritzen. Naja, das Licht ist eben sehr schwach.

-Stimmt, manche Sätze sind lang...

-o.k. Ein Riss im Putz wäre in so einem Keller bestimmt nicht ungewöhnlich, es muss aber auch
nicht so sein, dass der Putz überall im Keller abblättern müsste, nur weil der Boden feucht ist.

- "Ich musste das Mauerwerk neben dem Türschloss freilegen, um dann, nachdem ich die Mauersteine herausgekratzt hätte, das Türschloss aufzubrechen." => Häh?
Der Prot versucht, von der Wand her an das Schloss ranzukommen, bzw. an den Türriegel, der in der Türzarge steckt und die Tür verschließt. Dazu muss er die Ziegelsteine in der Kellerwand beiseite räumen.
*
"Ich musste den Kellerboden systematisch nach alten Nägeln oder ähnlichem absuchen." => Der ist da schon tagelang gefangen, ist aber vorher nicht auf die Idee gekommen, die Zelle zu durchsuchen?
In der langen Fassung habe ich noch beschrieben, wie er genau vorgeht und dass er die Zelle schon einmal durchsucht hatte, aber eben nur mit Fokus auf die Wände und den Boden nur flüchtig.
Das habe ich gekürzt, weil ich dachte, es ist plausibel, dass man nicht erst mal anfängt, wenn man in einem dunklen Raum eingesperrt ist, den dreckigen und feuchten Boden Quadratzentimeter für Quadratzentimeter kriechend abzusuchen. Wozu sollte man das auch tun, wenn man keinen speziellen Grund dafür hat?

"Obwohl das Tor zum Grundstück offen stand, blieben Katrin und Mario davor stehen und warteten, dass ich und der andere sie einholten." => Warum gehen die da eigentlich zu Fuß hin?
In meiner Geschichte steht nicht, dass durch den Waldstreifen eine Straße oder ein für normale PKW befahrbarer Weg führt.

"repetierend," => Was?
Das steht im selben Satz, gleich am Anfang: „Den Hinweis für den idyllischen und leicht erreichbaren Waldsee mit dem klarem Wasser repetierend, ....“
Einige Sätze davor steht, wer den Hinweis gegeben hatte.

"Metalls gegen die Blechtür" => Du solltest dich wirklich mal entscheiden, wie das Verlies eingerichtet ist. (Übrigens, mir ist da zu viel Text für zu wenig Inhalt.)
o.k. Stahltür statt Blechtür. Es gibt aber normalerweise sowieso keine Türen, die massiv aus Stahl wären. Stahltüren bestehen in der Regel aus starkem Stahlblech.
Aber Du hast Recht. Vielleicht sollte man den selben Begriffen bleiben.
-„zu viel Text“ insgesamt, oder wegen der Blech/Stahltür?

"die Nacht im muffigen Haus ohne entsprechende Einrichtung verbringen würde" => Häh?
-die entsprechende Einrichtung, die Nacht dort zu verbringen, wäre z.B. ein Bett, eine Dusche etc.


"Wenn mein Verstand, anscheinend nicht gebunden an einen bestimmten Körper, arbeiten konnte, denn ein toter Körper war zweifellos wie ein anderer toter Körper, gab es keinen Grund, dass es Katrin nicht auch konnte." => Ich versteh echt nur Bahnhof.
Die Sätze davor erklären es eindeutig. Der Prot denkt er sei gestorben.

Und den Plot verstehe ich auch nicht. Warum hatte Katrin denn unbedingt zu diesen Mördergesellen nach Hause wollen?
Und das Motiv der Mördergesellen?

Nun, Katrin war der Einladung gefolgt, weil sie eben Abenteuer erleben wollte, den Mario spannend fand, etc. Steht ja auch im Text.
Motiv Lustmord.

Vielen Dank fürs Kommentieren!, mal sehen wann ich zu komme, etwas zu ändern...

Grüße Schmidt

 

Meiner Meinung nach wird nicht deutlich, dass Katrin ihn nicht verraten hat, nur weil sie dann ermordet wurde, denn sie ist ja erst mal mitgegangen und hat auch nichts gesagt, als sie den Prot dann eingesperrt hatten. Ich meine, man geht doch nicht einfach so mit irgendwelchen Leuten mit. Da geht es mir wie Chris, ich steige durch die Handlung nicht durch. Wäre es nicht sinniger, wenn die zwei Spießgesellen die beiden bedroht hätten und der Prot dann versucht, aus dem Keller zu entkommen, weil er Katrin retten will? :hmm:

 

Nochmals hallo Schmidt!

"Irgendwie muss sie Dir die Geschichte ja doch gefallen haben." => Ich teile Texte nicht nach "Schulnoten" ein. Ich versuche immer nur, dem Autor klarzumachen, was ich an seinem Text nicht verstehe, was ich nicht gut finde ... oder was ich wirklich toll finde.

"-Die Stahltür mit Ritzen. Wo ist das Problem?" => Eine schwere Stahltür ist für mich etwas glattes, massives, eine Tür mit Ritzen könnte hingegen eine Tür sein, die aus Brettern zusammengezimmert ist. Beides zusammen ergibt für mich kein Bild.

"-völlige Dunkelheit trotz Ritzen. Naja, das Licht ist eben sehr schwach." => Wenn schwaches Licht da ist, herrscht keine "völlige" Dunkelheit. Völlig ist etwas Ultimatives, mehr geht nicht.

"-o.k. Ein Riss im Putz wäre in so einem Keller bestimmt nicht ungewöhnlich, es muss aber auch nicht so sein, dass der Putz überall im Keller abblättern müsste, nur weil der Boden feucht ist." => Sicher, aber du bringst deine Bilder nicht rüber. Wenn da so eine abgewrackte Hütte ist, in die dein Protagonist verschleppt wird, ist da kein Kellerraum mit makellosen Wänden zu erwarten (schon gar nicht bei den schon erwähnten Defiziten).
Und wenn der Leser nicht das sieht, was du siehst und beschreiben willst, hast du den Leser verloren.

"das Türschloss aufzubrechen." => Häh?
Der Prot versucht, von der Wand her an das Schloss ranzukommen, bzw. an den Türriegel, der in der Türzarge steckt und die Tür verschließt." => Unter "Türschloss aufbrechen" stelle ich mir aber etwas anderes vor. Wieder ein Bild, das bei mir nicht ankommt, sorry.

"dass man nicht erst mal anfängt, wenn man in einem dunklen Raum eingesperrt ist, den dreckigen und feuchten Boden Quadratzentimeter für Quadratzentimeter kriechend abzusuchen. Wozu sollte man das auch tun, wenn man keinen speziellen Grund dafür hat?" => Speziellen Grund? Hey, der will da raus, will nicht in dem Loch verrecken! Also müsste er alles tun, um einen Ausweg zu finden, jede Ecke sogar mehrfach absuchen, den Boden umgraben ...

"In meiner Geschichte steht nicht, dass durch den Waldstreifen eine Straße oder ein für normale PKW befahrbarer Weg führt." => Es steht aber auch nicht das Gegenteil drin. (Irgendwer muss das Haus ja mal gebaut haben. Haben die da sämtliche Steine auf dem Buckel hingeschleppt?)

"repetierend," => Was?
=> Sorry, hier meinte ich, was das Wort bedeutet. Ich habe nämlich keine Ahnung. Das gehört nämlich nicht zum Wortschatz eines Durchschnittsbürgers und passt auch nicht zum Stil des restlichen Textes.

"-„zu viel Text" insgesamt," => Ja, insgesamt. Zu viel Text für den Inhalt des Textes, zuviel Worte, Umschreibungen, die den Text nicht weiterbringen.

"die Nacht im muffigen Haus ohne entsprechende Einrichtung verbringen würde" => Häh?
-die entsprechende Einrichtung, die Nacht dort zu verbringen, wäre z.B. ein Bett, eine Dusche etc.
=> Echt, darauf wäre ich auch nach tagelangen Überlegen nicht gekommen. Für mich sind solche Umschreibungen nur Fragezeichen.

"Nun, Katrin war der Einladung gefolgt, weil sie eben Abenteuer erleben wollte, den Mario spannend fand, etc. Steht ja auch im Text." => Das sehe ich da aber nicht wirklich, sorry. Das liegt auch daran, weil dein Protagonist seine Katrin ganz anders beschreibt, nicht verrückt abenteuerlustig, eher ruhig, lieb und nett.

So, alle Missverständnisse ausgeräumt? Falls nicht, können wir gerne weiterdiskutieren.

Grüße
Chris

 

Ja, Seramona, vielleict bin ich da nicht deutlich genug.
Ich dachte, es reicht, wenn ich deutlich mache, dass der Prot selbst nicht weiß was Sache ist.
Der Verdacht gegen Katrin kommt ihm ja erst nach drei Tagen im Keller.
Das muss ja nicht heißen, dass es wirjklich so war.


Hi Chris

"Irgendwie muss sie Dir die Geschichte ja doch gefallen haben." => Ich teile Texte nicht nach "Schulnoten" ein. Ich versuche immer nur, dem Autor klarzumachen, was ich an seinem Text nicht verstehe, was ich nicht gut finde ... oder was ich wirklich toll finde.
Die Formulierung etwas “irgendwie gut zu finden“ hat nichts mit „Schulnoten“ zu tun, also einer nach bestimmten Kriterien abgestuften Erfüllung einer Vorgabe oder Norm.
Du wolltest wahrscheinlcih sagen, dass Du nicht wertend sein möchtest. Das nehme ich Dir aber nicht ab, dass Du Dich von Gefallen/Nichtgefallen einer story völlig freimachen kannst.
Wozu würdest Du Dir dann überhaupt die Mühe machen, die Geschichte zu lesen und zu kommentieren.
"-Die Stahltür mit Ritzen. Wo ist das Problem?" => Eine schwere Stahltür ist für mich etwas glattes, massives, eine Tür mit Ritzen könnte hingegen eine Tür sein, die aus Brettern zusammengezimmert ist. Beides zusammen ergibt für mich kein Bild.
In meiner Geschichte steht, dass die Lichtzeichnung ein Rechteck bildet. Das heißt, dass hier die Ritzen zwischen Tür und Rahmen gemeint sind. Eigentlich verständlich für jedermann.
"-völlige Dunkelheit trotz Ritzen. Naja, das Licht ist eben sehr schwach." => Wenn schwaches Licht da ist, herrscht keine "völlige" Dunkelheit. Völlig ist etwas Ultimatives, mehr geht nicht.
o.k. „völlige Dunkelheit“ schließt auch schwaches Licht aus. Hier gebe ich Dir recht, aber die völlige Dunkelheit bezieht sich natürlich auf das Kellerinnere , nicht auf die Ritzen.
"-o.k. Ein Riss im Putz wäre in so einem Keller bestimmt nicht ungewöhnlich, es muss aber auch nicht so sein, dass der Putz überall im Keller abblättern müsste, nur weil der Boden feucht ist." => Sicher, aber du bringst deine Bilder nicht rüber. Wenn da so eine abgewrackte Hütte ist, in die dein Protagonist verschleppt wird, ist da kein Kellerraum mit makellosen Wänden zu erwarten (schon gar nicht bei den schon erwähnten Defiziten).
Und wenn der Leser nicht das sieht, was du siehst und beschreiben willst, hast du den Leser verloren.
Von einer „abgewrackten Hütte„ steht nichts im Text, sondern nur Haus.
Als „Defizit“ stehen in meinem Text nur der feuchte Boden und die Muffigkeit im Innern.
"das Türschloss aufzubrechen." => Häh?
Der Prot versucht, von der Wand her an das Schloss ranzukommen, bzw. an den Türriegel, der in der Türzarge steckt und die Tür verschließt." => Unter "Türschloss aufbrechen" stelle ich mir aber etwas anderes vor. Wieder ein Bild, das bei mir nicht ankommt, sorry.
Naja, das nennt man eben so: aufbrechen....
"dass man nicht erst mal anfängt, wenn man in einem dunklen Raum eingesperrt ist, den dreckigen und feuchten Boden Quadratzentimeter für Quadratzentimeter kriechend abzusuchen. Wozu sollte man das auch tun, wenn man keinen speziellen Grund dafür hat?" => Speziellen Grund? Hey, der will da raus, will nicht in dem Loch verrecken! Also müsste er alles tun, um einen Ausweg zu finden, jede Ecke sogar mehrfach absuchen, den Boden umgraben ...
Das ist unwahrscheinlich. Den Boden grob zu untersuchen, ok; die Wände hingegen genauer, auf jeden Fall; aber jeden Qudratzentimeter eines feuchten Bodens akribisch nach kleinsten Gegenständen, in der Dunkelheit ohne speziellen Grund abzusuchen ist einfach nicht plausibel, besonders wenn man es als selbstverständlich voraussetzen möchte.
Welchen Grund sollte es denn geben ohne einen genauen Grund, kannst Du einen nennen?
"In meiner Geschichte steht nicht, dass durch den Waldstreifen eine Straße oder ein für normale PKW befahrbarer Weg führt." => Es steht aber auch nicht das Gegenteil drin. (Irgendwer muss das Haus ja mal gebaut haben. Haben die da sämtliche Steine auf dem Buckel hingeschleppt?)
In meiner Geschichte steht auch nicht, dass das Grundstück NUR durch den Waldstreifen erreichbar wäre. Ich schreibe sogar von einem landwirtschaftlichen Betriebsgelände. Man kann also voraussetzen, dass es Forstwege, Zufahrten etc. geben wird.
Nun gut, icj könnte schreiben, dass sie einem kleinen Pfad, der NICHT für Pkws geeignet ist, durch den Waldstreifen gefolgt wären, aber ich finde, das ist nicht notwendig.
"repetierend," => Was?
=> Sorry, hier meinte ich, was das Wort bedeutet. Ich habe nämlich keine Ahnung. Das gehört nämlich nicht zum Wortschatz eines Durchschnittsbürgers und passt auch nicht zum Stil des restlichen Textes.
„Repetieren“ kann man glaube ich zum normalen Wortschatz zählen. Außerdem erklärt sich das Wort im Satz beinahe von selbst.
(Wenn ICH in einer Geschichte ein Wort nicht kenne, schaue ich nach und stell mich nicht hin und behaupte, dass das Wort nicht zum Wortschatz gehöre. Gibts da Definitionen, welche Wörter der umfasssen darf, was ein „Durchschnittsbürger“ alles wissen darf? ...sorry)
"die Nacht im muffigen Haus ohne entsprechende Einrichtung verbringen würde" => Häh?
-die entsprechende Einrichtung, die Nacht dort zu verbringen, wäre z.B. ein Bett, eine Dusche etc.
=> Echt, darauf wäre ich auch nach tagelangen Überlegen nicht gekommen. Für mich sind solche Umschreibungen nur Fragezeichen.
..“auch nach tagelangen Überlegungen nicht“ .. mhm...
"Nun, Katrin war der Einladung gefolgt, weil sie eben Abenteuer erleben wollte, den Mario spannend fand, etc. Steht ja auch im Text." => Das sehe ich da aber nicht wirklich, sorry. Das liegt auch daran, weil dein Protagonist seine Katrin ganz anders beschreibt, nicht verrückt abenteuerlustig, eher ruhig, lieb und nett.
In meiner Geschichte steht nirgends eine Beschreibung von Katrin als „ruhig, lieb und nett.“ und auch indirekt gibts da keine Hinweise in dieser Art. Wie kommst Du zu dieser Aussage?

Vielen Dank für Deine akribische Fehlersuche, die nachvollziehbaren hatte ich ja schon bestätigt, zum ändern habe ich im Moment sehr wenig Zeit...

Gruß Schmidt

 

Hallo Schmidt,
deine neue Version liest sich wesentlich angenehmer! Weil kurzweiliger!

Das Ende, also der Wechsel ins Gefielde einer Fantasy-Story, ist für einen Krimi nach wie vor etwas befremdlich. Oder positiv gesagt: Sehr überraschend. Es ist doch ziemlich ungewöhnlich, dass ein Prot, der in der 1P dargestellt wird, am Ende stirbt. Wer hat denn da die Story aufgeschrieben?
Hat sein Geist dazu vielleicht Marios Körper übernommen, und ihn als "Schreibkraft" missbraucht? Wäre ja eine Möglichkeit.

Gruß
Asterix

 

Hallo Schmidt!

Ich sehe, wir denken wohl grundsätzlich in verschiedenen Bahnen, so dass sich weitere Diskusssionen nicht auszahlen würden.
(Ich will Geschichten lesen, nicht in Wörterbüchern stöbern, ich will mich von einem Text entführen und nicht verwirren lassen. - Velleicht bin ich eben kein "Jedermann", und kann daher mit deiner Schreibweise nichts anfangen.)

Übrigens, das "gefallen/nicht gefallen" mag ich nicht, weil ich auch auf anderen kg-Seiten lese, wo das als Wertungsystem gebraucht und missbraucht wird.
Und ich lese/kommentiere Geschichten nicht, weil sie mir gefallen oder nicht gefallen, sondern einfach, weil ich etwas übers Schreiben lernen möchte. Das geht bei guten und bei schlechten Texte. Ich finde eben Dinge, die ich auch so machen würde, oder Dinge, die ich niemals so machen würde.

Grüße
Chris

 

Hi Asterix,
Ja, stimmt, wer soll das aufgeschrieben haben.
Aber das heißt ja dann auch, dass ein in Ichform geschriebener Prot nie sterben darf? (mal abgesehen von Erklärungen wie: „Ich habe jetzt alles für die Nachwelt aufgeschrieben ...“)
Außerdem wurde mir ja in der ersten Version schwer angekreidet, dass ich die Erzählperspektive gewechselt habe und jetzt das....

Hi Chris, da hast Du recht, es macht nicht viel Sinn, Kritikpunkte argumentativ, also außerhalb der Geschichte klären zu wollen. Fakt ist, dass sie Dir, dem Kritiker aufgefallen sind und ich muss abwägen ob ich drauf eingehen möchte. Manche Punkte finde ich eben nicht relevant, aber trotzdem sehr interessant, was Leser da so reinlesen und sehen, auf das ich niemals gekommen wäre (und das z.T. auch garnicht im Text steht)
Deswegen vielen Dank nochmal für die Kritik!

Gruß Schmidt

 

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