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Die Verführung der Plakatwand

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03.06.2005
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Die Verführung der Plakatwand

Manfred Winters Blut pulsierte wie von einer Pumpe getrieben. In seinem Magen kribbelte es aufgebracht, und seine Gedanken schwebten davon wie von Engelshänden getragen.
Er stand mit seinem Auto an der roten Ampel, wie eigentlich jeden Abend, wenn er Feierabend hatte. Bisher war ihm die riesige Plakatwand niemals aufgefallen. Doch seit drei Tagen war das anders. Hatte er früher die rote Ampel gehasst, weil sie ihm die Weiterfahrt verweigerte, so freute er sich nun schon morgens darauf, an ihr stehen zu bleiben. Und das alles nur wegen dieser neuen Werbung auf der Plakatwand.
Dunkle, wallende Haare fielen wie Wasserfälle über nackte Schultern. Große, braune Augen schienen ihn anzuschmunzeln. Dann folgte der perfekteste Körper, den er jemals bei einer Frau gesehen hatte. Sehr weiblich, sehr erotisch, sehr sinnlich. Der Busen war in einen weißen Spitzen-BH gehüllt, und passend dazu trug das Modell einen knappen Slip.
Mann o Mann, wer mochte sie sein? Manfred Winter hatte solche intensiven Gefühle noch nie verspürt. Nicht einmal bei seiner Frau Erika. Diese Frau auf dem Werbeplakat machte ihn ganz verrückt. Er konnte seit Tagen an nichts anderes mehr denken. Auf der Arbeit machte er Fehler, sein Chef rüffelte ihn mehrmals täglich, und seine Erika fragte ihn abends, warum er immer so abwesend sei. Und alles nur wegen dieser Frau mit den schimmernden, roten Lippen und den langen, schwarzen Wimpern.
Winter stand Schweiß auf der Stirn, und erst das wilde Hupen der Autos hinter ihm machte ihn darauf aufmerksam, dass die Ampel auf Grün stand. Er ruckelte mit dem Wagen an und würgte den Motor ab. Beim zweiten Versuch sprang der Wagen an, und Manfred Winter raste mit quietschenden Reifen davon.

Die Nacht war hereingebrochen. Nur Manfred Winter fuhr unauffällig mit dem Auto durch die einsamen Straßen. Niemand durfte ihn sehen, niemand durfte davon erfahren. Es war eine Geheimmission. Dann gelangte er an die Plakatwand. Himmel, die Süße sah noch viel verführerischer aus in dem fahlen Licht des Mondes. Ihr Busen schien praller und ihre Augen schienen zu sagen: „Komm Winter. Ich brauche nur dich.“
Schluss jetzt, Manfred, ermahnte er sich.
Winter parkte das Auto und nahm die lange Leiter vom Dachgepäckträger. Sein Entschluss stand fest: er musste die feurige Frau nach Hause bringen. Sofort. Sie sollte ihm gehören, und kein anderer Mann sollte mehr auf ihren wohl geformten Busen und die zarte Spitzenunterwäsche starren. Nein, dazu hatte nur er das Recht.
Er lehnte die Leiter gegen die Wand und kletterte die ersten Sprossen hinauf. Hektisch schaute er sich um, während seine Gefühle loderten wie Feuer. Es war ein mächtiges Plakat, und noch wusste er nicht, wo er es vor Erika verstecken sollte. Aus der Nähe betrachtete er die Grübchen des Modells auf den Wangen, das Muttermal zwischen ihren Brüsten. Sein Herz raste und schlug von innen gegen den Brustkasten als forderte es Zuflucht in das Dekolletee der Unbekannten.
„Ich brauche dich“, sagte Winter und kletterte entschlossen weiter. Dann kleisterte er das Plakat mit Seifenlauge ein, ähnlich der Vorgehensweise beim Tapetenabziehen. Er kletterte schnell die Leiter hinab, als ein Auto näher kam und schließlich vorbei fuhr. Dann beendete er sein Werk. Nach einer halben Stunde löste er das riesige Plakat ab und verstaute es in seinem Kofferraum.
Winter stieg aufgeregt in seinen Wagen und ließ den Motor zitternd und voller Vorfreude an. Dann rauschte er durch die Nacht nach Hause. Hier versteckte er das Plakat unter der Arbeitsplatte in der Garage. Zufrieden zwinkerte er dem großen Auge zu, welches ihn verführerisch von dem Plakat ansah.

Zunächst ließ er einige Tage Gras über die Sache wachsen. Er wollte Erika keinen Anlass geben, um neugierig zu werden. Er betrat die Garage nur zum Abstellen und Holen des Autos. Doch sein ganzer Körper und Geist wurden von unstillbarem Hunger nach dem hübschen, anziehenden Modell von dem Plakat unter der Arbeitsplatte durchdrungen. Und als am Abend in den Nachrichten Bilder von einer Außenkamera des Wetterdienstes gezeigt wurden, auf denen ein älterer Mann bei Nacht ein Werbeplakat mit einem Unterwäschemodell klaute, da sank er in seinem Sessel zusammen und gab Erika Recht, dass es viel zu viel Sünde auf dieser Welt gab.
Mist, ich bin in den Hauptnachrichten des Tages, dachte er. Schwach stand er auf, seine Beine wackelten wie Pudding. Er konnte nur hoffen, dass Erika ihn nicht erkannte.
„Sieht wie unser Auto aus“, sagte Erika grübelnd.
„Davon gibt es viele“, sagte Winter abwesend und schlenderte aus dem Wohnzimmer.

Am nächsten Tag konnte er sich bei der Arbeit auf nichts konzentrieren. Er musste seine Süße wieder sehen. Und heute wollte er sie unter der Arbeitsplatte hervor holen. Beinahe hätte Erika ihn erkannt. Die Situation spitzte sich zu.
Am Abend parkte er das Auto in der Garage. Dann eilte er zur Arbeitsplatte und zog das große Plakat hervor. Das Auge sah ihn immer noch an, doch irgendetwas hatte sich verändert. Es fehlte das sinnliche Feuer in dem Blick, der Funke, der Winters Gefühle zum Schmelzen brachte. Er faltete es auseinander, und mit jedem Stück mehr von dem Bild runzelte er die Stirn. Das konnte nicht wahr sein. Nein! Nein! Nein!
Dann lag das Plakat in seiner vollen Größe quer über der Arbeitsplatte und der Motorhaube des Autos. Und Manfred Winter trocknete der Mund aus. Sein Herz hämmerte, doch dieses Mal nicht vor Lust. Dieses Mal war es Überraschung.
Auf dem Plakat war seine Frau Erika in voller Größe abgebildet. Sie lächelte, und ihr Körper war in eine ihm bekannte Unterwäsche gekleidet.
„Hast du wirklich gedacht, dass ich dich gestern im Fernsehen nicht erkannt habe“, sagte Erika hinter ihm, und er schreckte herum. „Dazu kenne ich dich zu gut, mein lieber Walter. Ich habe mich fotografieren und vergrößern lassen, um dir diese Überraschung zu zeigen.“
Er zitterte, und sein Gesicht wurde aschfahl.
„Erika, ich . . .“
„Nein, Walter“, sagte sie ruhig und drückte ihn rücklings auf die Motorhaube. „Du hast dich also in dieses junge Ding verliebt. Aber jetzt zeige ich dir, was deine Ehefrau dir für Lust bereiten kann.“
Sie küsste ihn, und dann sanken sie auf den Boden der Garage und liebten sich wie seit Jahren nicht mehr.

 
Zuletzt bearbeitet:

Fette Geschichte

Mein Gott wie krass ist da mal mein erstes Kommentar. Eine sehr witzige und humorvolle Story mit ihren Lachern. Zum Beispiel als er das Plakat holte, da musste ich richtig lachen.
Noch ein Löbchen bekommst du wegen der guten Frau Erika. Clevere Idee von ihr. Und natürlich dass Walter sich dann doch umentschieden hat. Aber ich fragte mich wirklich erst, was denn jetzt anders an dem Plakat ist, ich dachte nur es hätte seine Wirkung verloren.
An Rechschreibfehlern kann ich wohl nur schreiben, dass du zuviele Kommata vor dem kleinen Wörtchen "und" hast. Schau nochmal drüber, ein paar sind unnötig.
Also toll, TOP, :thumbsup:

Lg
Lea

 

Hallo Sascha F.

als Anekdote eine hübsche kleine Geschichte. Leider aber funktioniert sie so nicht, auch wenn es schön wäre. Aber so große Plakate werden nicht in einem einzigen Tei an die Plakatwände geklebt, sondern in acht Teilen, die Manfred dann unter der Arbeitsplatte verstecken und üer der Motorhaube wieder betrachten müsste.

Auf der Arbeit machte er Fehler
Mag als regionaler Slang durchgehen, heißt aber "bei der Arbeit"

Penible und liebe Grüße, sim

 

Hallo Sascha F.,

deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist flüssig geschrieben und besonders der Schluss ist sehr einfallsreich und ist dir gut gelungen.

Mal etwas zum Schmunzeln. Vielleicht sollte man sich öfters mal seinem Partner auf einem Plakat präsentieren. *smile*

Viele Grüße
bambu

 

Hallo, allerseits!

Vielen Dank für die Kritik und auch lobende Worte. Bei uns sagt man tatsächlich "Auf der Arbeit", wobei das natürlich das gleiche bedeutet wie "Bei der Arbeit".

Was die Größe des Plakats angeht: vielleicht hat unser vor Liebe blinder Manfred Winter einfach Glück, dass er ein solch großes Plakat an einem Stück erwischt. ;)

Schönen Sommertag noch,

Sascha F.

 

Hi Sascha,

etwas mehr auf die Spitze getrieben könnte ich mir (dann ohne das Ende) diese Geschichte auch in Satire vorstellen :).

Manfred Winters Blut pulsierte wie von einer Pumpe getrieben.

So ist es ja auch: Das Herz ist eine Pumpe ;)

Hatte er früher die rote Ampel gehasst, weil sie ihm die Weiterfahrt verweigerte, so freute er sich nun schon morgens darauf, an ihr stehen zu bleiben.

besser fände ich: stehen bleiben zu müssen

Und das alles nur wegen dieser neuen Werbung auf der Plakatwand.
Dunkle, wallende Haare fielen wie Wasserfälle über nackte Schultern.

Ein Wasserfall reicht ;)

Er ruckelte mit dem Wagen an und würgte den Motor ab. Beim zweiten Versuch sprang der Wagen an, und Manfred Winter raste mit quietschenden Reifen davon.

vielleicht einmal Auto statt zweimal Wagen?


Ihr Busen schien praller und ihre Augen schienen zu sagen: „Komm Winter. Ich brauche nur dich.“

"Komm, Winter. Ich brauche nur dich!"

Sein Herz raste und schlug von innen gegen den Brustkasten als forderte es Zuflucht in das Dekolletee der Unbekannten.

Komma nach Brustkasten / Dekolleté


Zunächst ließ er einige Tage Gras über die Sache wachsen.[....] Und als am Abend in den Nachrichten Bilder von einer Außenkamera des Wetterdienstes gezeigt wurden,

Das paßt zeitlich nicht zusammen. Erst vergehen einige Tage und dann sieht man ihn am Abend nach der Tat im TV...

Liebe Grüße
bernadette

 

hallo sascha,

die idee ist vorzüglich. gerne hätte ich eine gute umsetzung dieser idee gelesen, dann kann man auch locker über den fehler des plakatbildes an einem stück hinwegsehen. aber leider mangelt es am erzählerischem, wodurch auch der humor verletzt wird. eigentlich sind es sogar nur kleinigkeiten, aber sie treffen zuhauf auf, so das sie das gesamtbild der geschichte zerstören. manche beschreibung fallen zu subtil aus. er macht fehler auf der arbeit und wird vom chef gerüffelt. du bringst in diesem beispiel einen ganz neuen ort und eine neue person ins spiel und handelst es als one-shot ab.
trotzdem, wenn du an der geschichte noch feilst, kann sie durchaus lesbar werden. wahrscheinlich musst du merhrmals überarbeiten, umd die wirkung des abgeänderten zu überblicken.

folgende textbezüge sollen dich dabei unterstützen:

Bisher war ihm die riesige Plakatwand niemals aufgefallen. Doch seit drei Tagen war das anders. Hatte er früher die rote Ampel gehasst, weil sie ihm die Weiterfahrt verweigerte, so freute er sich nun schon morgens darauf, an ihr stehen zu bleiben. Und das alles nur wegen dieser neuen Werbung auf der Plakatwand.
"Plakatwand" ist doppelt, das 2. "auf der Plakatwand" könntest du weglassen, das weiss der leser schon

Nicht einmal bei seiner Frau Erika. Diese Frau auf dem Werbeplakat machte ihn ganz verrückt.

"Frau" ist doppelt. es gibt viele möglichkeit, das zu verhindern. das 2. "Frau" könnte ein "Lady" werden, die erste "Frau" könnte eine "liebste" sein, etc

Winter stand Schweiß auf der Stirn,

vor "Schweiß" ein "der"

Er ruckelte mit dem Wagen an und würgte den Motor ab. Beim zweiten Versuch sprang der Wagen an, und Manfred Winter raste mit quietschenden Reifen davon.
"anruckeln" das kenne ich nicht.
besser klassisch. Aufgeschreckt ließ er die Kupplung zu schnell kommen und würgte den Wagen ab. Erst mit dem zweiten Versuch brachte er den Motor wieder zum Laufen und raste mit quietschenden Reifen los.

Himmel, die Süße sah noch viel verführerischer aus in dem fahlen Licht des Mondes.

der erzähler steht jetzt auch auf die kleine? er fand, dass...
Er kletterte schnell die Leiter hinab,

du hast vorab schon 2 mal "Leiter" geschrieben, hier reicht es, wenn du schreibst: er stieg schnell herab

Nach einer halben Stunde löste er das riesige Plakat ab und verstaute es in seinem Kofferraum.

knickte er es?
gib dem leser mal eine pause mit dem wort "Plakat", schreibe hier "Bild"
schön wäre es, wenn du das dahinterliegende Plakat noch erwähnst, zum beispiel kommt die werbung einer sicherheitsfirma zum vorschein...

welches ihn verführerisch von dem Plakat ansah.

zu viel "Plakat", lass es doch einfach mal weg. der leser weiss, wo das grosse auge ist

„Dazu kenne ich dich zu gut, mein lieber Walter. Ich habe mich fotografieren und vergrößern lassen, um dir diese Überraschung zu zeigen.“

"Walter"? ich denke "Manfred"!
"Ich habe mich fotografieren lassen..." warum erklärst du das noch? willst du dem leser die freude nehmen, dass er es selbst kombinieren kann?
besser wäre es, wenn genau dann die geschichte endet.

fazit: tolle idee, die aber den anspruch mit sich bringt, eine in sich runde und stilistische schöne geschichte zu verfassen

bis dann

barde

 

Hallo, barde!

Viele Dinge, die du erläuterst, sind durchaus Geschmackssache des einzelnen Lesers. So mögen dir diese vielen Kleinigkeiten vielleicht nicht gefallen, doch anderen geht es halt nicht so. Genau so ist es mit dem Ende. Einigen gefällt es nicht, doch andere finden die Erläuterungen durchaus passend. Bei keiner Geschichte ist es anders. Leser mögen den Schluß, oder sie mögen ihn nicht.

Bei anderen Stellen der Geschichte hast du selbstverständlich Recht ( z. B. "Walter" und "Manfred", doppelte Wörter in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen ). Diese werde ich überarbeiten.

Trotzdem nehme ich deine konstruktive Kritik gerne an, denn so sehe ich, wo noch Fehler ausgemerzt werden können, woran ich noch arbeiten muss.

Schönen Tag,

Sascha F.

 

Hallo Sascha,

eigentlich eine nette Geschichte, die jedoch stark an Logikfehlern kränkelt. Ein großes Plakat abzulösen dürfte sich als enorm schwierig gestalten. Ein großes Plakat in so kurzer Zeit anfertigen zu lassen, ist wohl noch unwahrscheinlicher. Und eine Ehefrau, die eine solche Aktion mit einem erotischen Abenteuer beantwortet....na ja...
Streiche den gesamten letzten Teil. Zeig uns ein wenig mehr von deinem Prot, warum er eigentlich so vernarrt in die große schöne ist und entwickle ein neues Ende, das nicht ganz so kitschig ist, dann würde deine Geschichte funktionieren. So habe ich leider nicht allzu viel gutes zu sagen, wobei die kg im allgemeinen eigentlich gut geschrieben ist; also doch noch ein Lob ;), ach ja und die eigentliche Idee, des Verliebens in ein Plakat ist auch noch gut...

Einen lieben Gruß...
morti

 

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