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Copywrite Die verschlossene Kammer

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07.09.2014
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Die verschlossene Kammer

Mama sagt, wir sollen Frau Bienzle lieber nicht mehr besuchen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen. Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt. Zwei Tage später ruft Mamas Freundin Inke an und als ich sage, dass wir mal kurz zu Frau Bienzle gehen, wedelt sie vom Sofa nur schlaff mit der Hand.
Neuerdings können wir uns jedes Mal auf eine Überraschung gefasst machen, wenn wir hoch gehen. Einmal stand die Wohnungstür sperrangelweit offen. Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen die Tür zuzumachen. Backen kann sie auch nicht mehr. Ich hatte am Sonntag Durchfall und Basti hat es voll erwischt, oben und unten kam es raus. Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist. Aber richtig pampig.

Als sie uns sieht, strahlt sie mit ihren schiefen Zähnen. „Hanna! Basti! Da freu ich mich aber, dass ihr mich besuchen kommt.“ Sie sieht aus wie eine liebe Hexe und ihre Stimme klingt kratzig, weil sie früher geraucht hat. Heute lutscht sie stattdessen Lakritze.
„Kniffel?“, fragt sie und wir nicken. „Es ist auch noch Kuchen da.“ Wir schütteln den Kopf.
„Ich würde eine Nudelsuppe nehmen“, sage ich, denn da kann man nicht viel verkehrt machen, heißes Wasser drauf und fertig. Basti will Lakritze. Frau Bienzle schüttet ihm aus der Tüte welche auf den Küchentisch. Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen Lakritz hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen. Er schafft es nie. Also muss er unter den Tisch kriechen und den Lakritz am Pullover abreiben. Frau Bienzle kichert jedes Mal und deshalb macht er natürlich weiter mit dem Quatsch. Ich schlürfe meine Suppe und schmeiße einen Vierer-Pasch.
„Ach“, sage ich dann, „ich habe eine Idee. Wir können ja machen, dass der Sieger sich was wünschen darf.“
„Soso.“ Frau Bienzle kneift ein Auge zusammen. „Und woran hast du da gedacht?“
Ich tue so, als würde mir das gerade erst einfallen: „Vielleicht könnte ich mal einen Blick in deine Rumpelkammer werfen.“
„Ha, ganz schlechte Idee. Basti du bist dran.“
„Wieso, ist doch ne gute Idee“, sagt Basti.
„Vergiss es. Und jetzt Schluss mit dem Thema. Sonst könnt ihr eine Etage tiefer gehen und euch euer Zimmer angucken. Da habt ihr eure Rumpelkammer.“
Als ich aufs Klo gehe, komme ich an der Kammer vorbei. Ich drücke vorsichtig auf die Klinke, aber die Tür ist wieder abgeschlossen.
Im Bad steht das Fenster offen, es ist saukalt und ich kann mir nicht mal die Hände waschen, weil das Waschbecken voll mit Wasser ist. Da schwimmt was Beiges drin, ich glaube Unterhosen, igitt. Über dem Badewannenrand hängen tropfende Klamotten, man weiß gar nicht, wo man hintreten soll. Frau Bienzle will nämlich ihre Waschmaschine nicht reparieren lassen, weil sie denkt, dass die Handwerker sie betrügen. Deshalb wäscht sie alles mit der Hand. Sie sagt, früher hätten die Leute auch keine Waschmaschine gehabt. Basti hat gestaunt: „Ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt.“
Auf dem Rückweg bleibe ich wieder bei der Kammer stehen. In der Küche knallt der Würfelbecher auf den Tisch. „Straße!“, schreit mein Bruder und Frau Bienzle sagt: „Jetzt müssen wir aber auf die Hanna warten.“ Ich bücke mich schnell und gucke durchs Schlüsselloch. Ein Stück Fenster. Der Vorhang ist zugezogen, das haben wir schon vom Hof aus gesehen. Letzte Woche, als Papa auf Montage war, haben wir heimlich sein Fernglas ausgeliehen und versucht vom Hof aus was zu erkennen, aber nichts zu machen. Dafür haben wir fremde Leute hinter den Fenstern ausspioniert. Die meisten waren langweilig, nur eine Frau mit Lockenwicklern und weißem Zeug im Gesicht hat uns mit dem Finger gedroht.
Durchs Schlüsselloch sieht man nicht viel. Nur noch die Wand neben dem Fenster. Die Tapete hat ein Muster, schwer zu erkennen.
„Hanna!“ Ich zucke zusammen. Frau Bienzle sieht jetzt aus wie eine böse Hexe, ihre Augen funkeln und sie macht einen Schritt auf mich zu. „Was soll das denn?“
Mir wird ganz heiß. Da erscheint hinter ihr Basti. „Du hast ja nasse Socken. Hast du daneben gepullert?“ Manchmal ist mein kleiner Bruder doch zu was nütze.
„Du liebe Güte. Kind!“ Ich muss meinen Fuß hochhalten, damit Frau Bienzle fühlen kann.
Dann hängt sie meine Socken über die Heizung und will mir welche leihen. Sie verschwindet lange im Schlafzimmer. Irgendwann ruft sie: „Was suche ich hier eigentlich?“ Basti und ich schreien im Chor: „Socken!“
„Stell dir mal vor, sie hätte uns vergessen und sich ins Bett gelegt und wäre eingeschlafen“, flüstert Basti.
„Dann könnten wir wenigstens in Ruhe nach dem Schlüssel suchen“, antworte ich leise. Wir entdecken es fast gleichzeitig, das Schlüsselbrett neben der Tür. Über jedem Schlüssel steht etwas geschrieben. „Fahrradk.“, „Dachbd.“, „Ersatzschl.“, lese ich. Nur über einem Schlüssel steht nichts. Auf einmal scheppert es und Frau Bienzle schreit. Es klingt wie „Scheiße“, aber das kann ja wohl nicht sein. Wir rennen zu ihr. Sie steht schwankend vor dem Kleiderschrank. Eine Spieleschachtel liegt neben ihr auf dem Boden und alle Figuren und Würfel kullern durch die Gegend.
„Ich dachte, ich hol euch mal das Spiel vom Schrank und dann ist es mir auf den Kopf gefallen. So was Blödes, ich glaube, ich bin geschrumpft.“ Sie reibt sich die Stirn und zittert. Dann setzt sie sich ganz langsam auf das Bett. Jetzt sieht sie nicht mehr aus wie eine Hexe, sondern wie eine sehr, sehr alte Frau. Immerhin blutet es nicht.
„Soll ich Mama holen?“, frage ich, während Basti sich hinhockt und die Figuren zurück in die Kiste wirft.
„Ach, nee, eure Mutter soll sich keine Sorgen machen. Die tut schon so viel für mich. Lasst mich nur mal einen Moment verschnaufen.“ Wir warten und sie schnauft. Bis sie meine nackigen Füße entdeckt. Sie greift hinter sich.
„Aber guck mal, was ich für dich gefunden habe.“
Ich sehe sofort, dass das die kratzigsten Socken der Welt sind. So was ziehe ich nicht an.
„Sag mal, Frau Bienzle.“ Verzweifelt gucke ich mich um. „Was ist denn das für ein Bild da, neben dem Kleiderschrank?“
Volltreffer. Frau Bienzle strahlt. “Jahaa! Guck dir das mal genau an. Was siehst du da?“
„Ein Auto und eine Frau mit einem dicken Mantel.“
„Jetzt geh mal ran und guck ordentlich!“
Die Frau auf dem Foto lacht. Sie hat dunkle Locken. Und ziemlich schiefe Zähne.
„Das bist du!“, schreit Basti.
„Na bitte, geht doch! Auf diesem Bild seht ihr den ersten weiblichen Taxifahrer von Schönberg!“
„Ich dachte, du hattest einen Kiosk“, rufe ich.
„Das mit dem Kiosk war später. Und, seht ihr, was das für ein Wagen ist?“
„Ferrari?“, fragt Basti.
„Quatsch, ich bin doch keine Rennen gefahren. Das ist ein Mercedes. In der Schublade habe ich noch mehr Fotos. Greif da mal rein, Hanna, und hol den ganzen Packen raus.“
„Ich geh mal aufs Klo.“ Basti hat für alte Fotos keine Geduld.
Wir verteilen die Bilder auf dem Bett. So jung habe ich Frau Bienzle noch nie gesehen. Sie ist ziemlich herumgekommen und sie hat berühmte Leute mit ihrem Taxi mitgenommen, zum Beispiel den Bürgermeister von Schönberg. Die Fotos sind total vermischt, sie hatte ganz verschiedene Frisuren, am schönsten finde ich eine Hochsteckfrisur mit Locken und sie hatte mehrere sehr gute Freunde. Und dann steht sie mit ihrem Mann vor dem Kiosk. „Pfefferkörnchen“ steht auf einem Schild darüber. Ihr Mann ist jetzt schon lange tot. Auf einem Bild ist sie so alt wie ich, hat eine Schleife auf dem Kopf und guckt grimmig, auf dem nächsten ist sie schon eine Braut. Und dann lacht sie wieder aus dem Fenster von ihrem Taxi. Mir ist ganz schwindelig von dem hin und her.
„Wo ist denn dein Auto jetzt?“, frage ich.
„Verschrottet wahrscheinlich. Kind, ich geh auf die neunzig zu, meine Augen tun's nicht mehr so richtig. Ich hab das Fahren schon vor zwanzig Jahren drangegeben. Ich bin froh, wenn ich geradeaus gehen kann, ohne zu fallen.“
„Mama meint, du brauchst jemanden, der dir hilft, mit dem Haushalt und so.“
„Nee, mir kommt kein Fremder in die Wohnung. Am Ende soll ich noch hier raus. Ich geh in kein Heim. Lieber sterbe ich.“
„Ups“, sage ich.
Basti sitzt plötzlich hinter uns. „Ich will nach Hause.“
Eigentlich hätte ich gerne noch weiter Bilder geguckt, aber er sieht so blass aus. Ob ihm schon wieder schlecht ist? Von den paar Lakritzen? Frau Bienzle räumt die Fotos zusammen und sagt, dass sie sich jetzt mal eine Runde hinlegen will. Meine Socken sind zwar noch nicht ganz trocken, aber warm. Basti nimmt meine Hand, das macht er sonst nie.
„Tschüss, Frau Bienzle“, sagt er und zieht mich zur Tür.
„Was hast du denn?“, frage ich im Treppenhaus.
„Psst. Gleich.“ Seine Hand in meiner ist kalt und er hält mich fest, bis wir zurück sind. Zu Hause hängt Mama immer noch am Handy. Wir machen vorsichtshalber die Tür zum Kinderzimmer zu und setzen uns auf mein Bett. Basti flüstert mir ins Ohr.
„Ich war in der Kammer.“
„Ach!“
Einen Moment lang bin ich sauer, weil er ohne mich drin war, aber es sieht nicht so aus, als ob es ihm gut bekommen wäre.
„Und?“
„Da ist was drin. Da wohnt was.“
„Ja was denn?“
„Ein Gespenst.“
„Ein Gespenst!?“ Ich reiße mich zusammen. „Es gibt keine Gespenster.“
„Gibt es doch.“
Automatisch flüstere ich auch.
„Wie sah es aus? Hat es was gesagt?“
„Ja, nix hat es gesagt ... es hockte da in der Ecke und hat auf mich gelauert. Ich hätte fast geschrien!“
„Es heißt: Mir aufgelauert.“
„Kapierst du nicht? Es hat mich gesehen. Und die Arme nach mir ausgestreckt … “
Er reißt die Augen auf, macht die Hände wie Krallen und auf einmal ist mir kalt. Ich schüttle ihn.
„Basti! Guck wieder normal. Bitte!“
„Bestimmt kann es durch Wände gehen und sucht mich.“ Er fängt an zu heulen.
„Das macht keinen Sinn. Dann könnte man es ja wohl nicht einsperren, wenn es durch Wände gehen könnte. Hast du wieder abgeschlossen?“
Basti schnieft. „Klar.“ Doch auf einmal erstarrt er und greift in seine Tasche. Dann hält er den Schlüssel in der Hand.

Basti will auf keinen Fall hochgehen, wegen Frau Bienzle und wegen dem Gespenst. Ich trau mich auch nicht alleine. Mama und Papa können wir nichts sagen. Die wären sauer, dass Basti den Schlüssel genommen hat. Vielleicht hat Frau Bienzle auch schon gemerkt, dass der Schlüssel fehlt und die Polizei verständigt, meint Basti, aber ich denke, dann würde sie uns doch als erstes verdächtigen. Und wenn sie es nicht merkt, brauchen wir es ihr ja gar nicht zu sagen. Aber wohl ist uns nicht dabei. Mama wundert sich, dass Basti jetzt wieder mit Licht schlafen will.

Am dritten Morgen krabbelt Basti in mein Bett. „Ich habe heute Nacht von dem Gespenst geträumt.“
„Oje“, sage ich, aber er schüttelt den Kopf.
„Es war gar nicht böse und es hat gesagt, es gruselt sich in dem Zimmer und Frau Bienzle kann es jetzt gar nicht mehr füttern, weil abgeschlossen ist.“
„Echt?“
„Echt. Es hat Hunger.“ Er zupft an der Bettdecke rum. Dann sagt er: „Wenn du mitkommst, geh ich hoch und geb den Schlüssel zurück.“
Ich bin mir nicht sicher, ob man sich auf Gespenster in Träumen verlassen kann. Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder. Und die Frau Bienzle könnte ja trotzdem sauer sein.

In der Schule kann ich gar nicht aufpassen. Ich trödel auf dem Nachhauseweg und wir stochern beide in unserem Mittagessen herum. Aber als Basti die Treppe hochsteigt, geh ich mit.
Die Klingel kommt mir heute schrecklich laut vor. Und dann macht Frau Bienzle gar nicht auf. Wir klingeln nochmal. Nichts. Keine Schritte. Ich flüstere: „Gut wir haben es probiert, mehr können wir nicht machen.“ Basti nickt und trotzdem drücke ich nochmal auf den Knopf. Nichts. Wir wollen schon wieder gehen, da hören wir eine heisere Stimme. „Hanna? Basti?“
„Ja!“ schreien wir und Frau Bienzle ruft, dass wir Mama holen sollen.

Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat. Den hat Frau Bienzle sich gebrochen, als sie die Fenster putzen wollte und von der Leiter gefallen ist. Der Krankenwagen war da, mit Sirene und hat sie in eine Klinik gefahren. Wir sind Helden, weil wir sie gerettet haben und wir haben sehr viel Eis bekommen.
Aber wir machen uns immer noch Sorgen um das Gespenst. Als Mama für Frau Bienzle Nachthemden aus der Wohnung holt, fragen wir, ob sie was gehört hat, ein Wimmern zum Beispiel. Sie guckt ganz komisch und sagt: „Was soll denn da wimmern?“
Wir besuchen Frau Bienzle im Krankenhaus. Basti hat als geheime Botschaft ein Gespenst gemalt, dass hungrig guckt. Aber weil Papa meinte, das sei so traurig, habe ich ein paar Herzen aus meinem Stickeralbum drumherum geklebt und Basti hat den Gespenstermund an den Seiten ein bisschen nach oben gebogen. Frau Bienzle guckt das Bild lange an, aber sie sagt nur „Ach, liebes Kind!“ Dann schläft sie ein.

Es waren Leute vom Amt da, mit einem Zettel. Mama ist fast umgefallen, als sie ihn gelesen hat, denn darauf hat Frau Bienzle früher mal geschrieben, dass Mama sich notfalls um sie kümmern soll. Und jetzt ist es so weit, weil sie so tüdelig geworden ist, dass sie vom Krankenhaus direkt in ein Heim umziehen muss. Ich sage, dass das nicht geht, weil Frau Bienzle nicht in ein Heim will, aber Mama sagt, zu Hause geht es auch nicht mehr.
Wir dürfen mit, als Mama und Papa einen Gang durch ihre Wohnung machen, um Sachen zu sortieren.
„Nanu“, sagt Mama. „Hier ist ja abgeschlossen.“
Basti kommt aus der Küche und hält den Schlüssel hoch: „Das könnte der richtige sein.“
„Mensch, ihr kennt euch ja hier aus“, sagt Mama. Wir bleiben etwas hinter ihr, als sie aufschließt und ich rufe, „Papa, willst du nicht auch mal gucken?“
Doch da steht Mama schon im Zimmer, macht zwei Schritte zum Fenster und reißt die Vorhänge auf. „Dieser Raum ist ja seit Ewigkeiten nicht betreten worden, guckt euch mal die Staubschicht an.“
Aber wir gucken nur in die Ecke.
Da ist kein Gespenst.
Da ist was mit einem weißen Bettlaken zugedeckt.
Es bewegt sich nicht.
Mama redet weiter, während sie das Fenster aufmacht: „Das ist ja ein Jammer, so ein schöner Raum - den nur als Rumpelkammer zu nutzen. Gut, der Blick in den Innenhof ist so mittelprächtig, aber hier hätte man doch ein gemütliches kleines Zimmer draus machen können.“
„Lauter Äffchen“, sagt Basti und Mama dreht sich um. Sie sind gerade noch zu erkennen, Äffchen, die durch Bäume turnen, mit dem Kopf nach unten hängen, Bananen fressen. Was für eine merkwürdige Tapete. Mama wird ganz still, während sie im Raum umherschaut. Dann geht sie zu dem Gespenst und zieht das Laken herunter. Ein blauer Kinderwagen.
„Oje“, sagt Mama. Wir gehen näher ran und ich erwarte schon, dass da ein kleines verstaubtes Baby drin liegt, aber da ist nur ein Aktenordner drin. Mama öffnet ihn, schaut hinein, liest, blättert, liest, blättert und klappt ihn zu.
„Was ist?“, fragt Basti.
Mama guckt uns so an, als wolle sie sagen, dass das nichts für uns ist. Aber dann seufzt sie.
„Frau Bienzle hat wohl mal ein Baby gehabt. Aber das ist leider gestorben.“
„Frau Bienzle?“, sagt Basti. „Aber Frau Bienzle ist doch keine Mutter. Sie ist doch ganz alt.“
„Kapierst du's nicht?“, sage ich. „Als die Frau Bienzle das Baby hatte, war sie doch noch ganz jung.“
„Das ist über fünfzig Jahre her“, sagt Mama.
„Fünfzig Jahre!“, ruft Basti. „Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
„Weil sie immer noch traurig ist, wenn sie das hier sieht. Aber trennen kann sie sich auch nicht.“
Basti schüttelt den Kopf.
„Glaub ich nicht. Frau Bienzle war mal Taxifahrerin.“
Mama lächelt. „Ach, Basti.“
Dann kommt Papa. Er sieht sich um und dann zu Mama.

In dieser Nacht dürfen wir ausnahmsweise bei Mama und Papa mit im Bett schlafen. Und Mama verrät uns, dass wir beinahe drei Geschwister gewesen wären. Aber das Baby ist schon in ihrem Bauch gestorben. Ich war noch ganz klein und mein Bruder noch gar nicht da. Und manchmal ist sie auch traurig deswegen. Sie holt eine zugeklebte Tüte aus dem Kleiderschrank, da ist noch ein Mützchen drin, das sie für das Baby gestrickt hat, als sie schwanger war.
Frau Bienzle ist doch nicht gestorben, als sie ins Heim gekommen ist. Sie humpelt da mit ihrem Rollator durch die Gänge und Basti schreit: „Taxi, Taxi!“ Dann darf er sich vorne auf das Brett setzen und sie schiebt ihn zwei Meter, bis sie verschnaufen muss. Sie ist ganz schön tüdelig geworden. Bei Kniffel müssen wir ein bisschen mithelfen.
Ich frage mich, ob es wohl noch mehr Menschen gibt, die ein abgeschlossenes Zimmer haben oder eine zugeklebte Tüte. Das würde mich interessieren. Papa meint, ich kann ja Psychologin werden und den Leuten helfen, ein bisschen Luft an ihre Geheimnisse zu lassen.

 

Liebe @wieselmaus ,

ich habe mich vor allem von deinem wunderbaren Schönbergzimmer inspirieren lassen und versucht, eine Kindergeschichte daraus zu machen. Bin sehr gespannt, ob es geklappt hat.

Herzliche Grüße von Chutney


Das Schönbergzimmer

 

Liebe @Chutney,
was für ein wundervoller Text! Und irre, dass es so viele Geschichten beim CW gibt, die ähnliche Themen anschneiden (Alter, Demenz, Heim oder nicht Heim), und alle (logischerweise) auf total verschiedene Art.
Ich habe jetzt auch die tolle Originalgeschichte von @wieselmaus gelesen, und ich finde einfach schön, wie du dich daraus bedient hast, kleine Details einfach auf den Kopf gestellt hast (die ehemalige Taxifahrerin z.B.), und das Grundgerüst und den Kern der Geschichte beibehalten hast. Beide Texte schaffen es, einen zum Lachen und zum Weinen zu bringen und eigene Kindheitserinnerungen, vor allem den damaligen Blick auf alte Menschen) echt greifbar werden zu lassen.
Du hast es wirklich drauf, Tragisches mit Humorvollem so herrlich zu verweben, dass man beim Lesen ein Wechselbad von Klosshinterschlucken und Breitgegrinse durchlebt. Das ist mir auch bei vielen deiner anderen Geschichten aufgefallen und ich mag das total.
So, na toll, alles nur Honigumsmaulgeschmiere, was ich hier schreibe, und wenn ich mir jetzt noch die Zitate ansehe, die ich rausgesucht habe, merke ich: Das sind alles nur Stellen, die ich schön finde. Na, sei‘s drum … :)

Mama sagt, wir sollen lieber nicht mehr zu Frau Bienzle hochgehen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen. Aber wir gehen auf jeden Fall hoch
Was für ein Beginn! Sofort bin ich wieder Kind und weiß genau, bei wem wir damals so alles geklingelt haben, um vielleicht paar verklebte Bonbons abzusahnen ...
Das Radio war volle Pulle an
Herrliche Formulierung
Backen kann sie auch nicht mehr.
Also, ich merke schon, dass es ein Text wird, der vielleicht nicht nur witzig ist. Aber noch muss ich einfach lachen. Dieser herrliche altkluge Blick der Prota. Aber wahrscheinlich hat das mit dem Backen die Mama vorher gesagt.
Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist. Aber richtig pampig.
Habe ich schon gesagt, dass ich das mag?
„Kniffel?“, fragt sie und wir nicken. „Es ist auch noch Kuchen da.“ Wir schütteln den Kopf.
Oh je, ich muss jetzt wirklich an eine alte, zwar nette, aber schmuddelige Nachbarin denken, die uns immer ihren ollen, übriggebliebenen Kuchen aufgedrängt hat, Gott hab sie selig … Wir haben ihn immer ein paar Mülltonnen weiter entsorgt. :sealed:
Im Bad steht das Fenster offen, es ist saukalt und ich kann mir nicht mal die Hände waschen, weil das Waschbecken voll mit Wasser ist. Da schwimmt was Beiges drin
Warst du bei meiner Oma?
Basti hat gestaunt: „Ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt.“
Das finde ich dann doch zu übertrieben. Könnte mir hier eher so eine Art allgemeine Fassungslosigkeit vorstellen: Waaaaas – keine Waschmaschinen ….?
ber jedem Schlüssel steht etwas geschrieben. „Fahrradk.“, „Dachbd.“, „Ersatzschl.“, lese ich.
So ein herrliches Detail! :thumbsup:
Auf einmal scheppert es und Frau Bienzle schreit. Es klingt wie „Scheiße“, aber das kann ja wohl nicht sein.
Kann es eigentlich nicht. Die haben sich verhört.
Jetzt sieht sie nicht mehr aus wie eine Hexe, sondern wie eine sehr, sehr alte Frau.
Schön, dass deine junge Prota so einen genauen Blick hat.
Die Fotos sind total vermischt, sie hatte ganz verschiedene Frisuren, am schönsten finde ich eine Hochsteckfrisur mit Locken und sie hatte mehrere sehr gute Freunde.
Dieses nebensächliche Registrieren der verschiedenen Männer – super!
Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat.
Denkt man ja auch erstmal nicht.
Ich sage, dass das nicht geht, weil Frau Bienzle nicht in ein Heim will, aber Mama sagt, zu Hause geht es auch nicht mehr.
So rührend ...
„Nanu“, sagt Mama. „Hier ist ja abgeschlossen.“
Basti kommt aus der Küche und hält den Schlüssel hoch: „Das könnte der Richtige sein.“
Auch eine herrliche Stelle, Basti, das Schlitzohr.
Frau Bienzle ist doch nicht gestorben, als sie ins Heim gekommen ist. Sie humpelt da mit ihrem Rollator durch die Gänge und Basti schreit „Taxi, Taxi!“
Hier schaffst du es wieder mit dem Kloß/Grins Wechselbad.
Ich frage mich, ob es wohl noch mehr Menschen gibt, die ein abgeschlossenes Zimmer haben oder eine zugeklebte Tüte. Das würde mich interessieren. Papa meint, ich kann ja Psychologin werden und den Leuten helfen, ein bisschen Luft an ihre Geheimnisse zu lassen.
Ich denke, da hat Papa gar keinen schlechten Gedanken geäußert, die Prota eignet sich mit Sicherheit für diesen Job, bei ihrem Blick, den sie jetzt schon auf die Dinge hat.
Mich würde noch interessieren, ob du dir die Geschichte eigentlich als eine für Kinder vorstellst?
Vom Tonfall passt das schon, finde ich. Aber sie funktioniert eben hundertpro auch für alle andern.
Sorry, dass ich so wenig zu meckern hatte.
Liebe Grüße von Raindog

 

Ein Gegenbesuch!
Was für ein liebevoller und sympathischer Text. Voller Farben und netter Details. Es ist nicht nur ein gutes Copy, weil es die Nähe zum Original erkennen lässt, aber trotzdem was ganz Eigens ist, sondern es ist für sich genommen eine wunderschöne Geschichte von einem altklugen kleinen Mädchen, dem man gerne bei seiner Entdeckung eines geheimnisvollen Zimmers folgt. Man ist dabei, wie sie nicht nur das Geheimnis des Zimmers entdeckt, sondern man erlebt, wie sich Tragik in das Leben der Menschen und in die Sicht eines kleinen Mädchens eingraben kann.
Diese kindliche Sicht, die finde ich total schön geschrieben. Und, das hat auch Raindog schon geschrieben, das finde ich auch, du kriegst das verdammt gut hin, schräge humorvolle Dinge zu schildern und im nächsten Satz kriegt man feuchte Augen. Ja, wirklich gut.

Ein paar Lieblingsstellen:

Mama sagt, wir sollen lieber nicht mehr zu Frau Bienzle hochgehen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen
.
Oh weh
Guter Anfang

Sie sieht aus wie eine liebe Hexe und ihre Stimme klingt kratzig, weil sie früher geraucht hat. Heute lutscht sie stattdessen Lakritze.
Ja, so geht das mit den Rauchern. :)

Sie sagt, früher hätten die Leute auch keine Waschmaschine gehabt. Basti hat gestaunt: „Ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt.“
Raindog fands nicht so gut. Ich musste total lachen. Ich entnehme der Stelle, dass Basti noch sehr jung ist.

Mir wird ganz heiß. Da erscheint hinter ihr Basti. „Du hast ja nasse Socken. Hast du daneben gepullert?“ Manchmal ist mein kleiner Bruder doch zu was nütze.
Schön

„Ich dachte, ich hol euch mal das Spiel vom Schrank und dann ist es mir auf den Kopf gefallen. So was Blödes, ich glaube, ich bin geschrumpft.“
Och je, das hat meine Mutter auch immer gesagt.

Jetzt sieht sie nicht mehr aus wie eine Hexe, sondern wie eine sehr, sehr alte Frau. Immerhin blutet es nicht.
Ein sehr gut und im Grunde mitfühlend beobachtendes Mädchen. Herrlich, dass sie dann gleich wieder so schön pragmatisch wird.

„Na bitte, geht doch! Auf diesem Bild seht ihr den ersten weiblichen Taxifahrer von Schönberg!“
„Ich dachte, du hattest einen Kiosk“, rufe ich.
Basti ist klasse.

„Das mit dem Kiosk war später. Und, seht ihr, was das für ein Wagen ist?“
„Ferrari?“, fragt Basti.
Sag ich doch

Und dann steht sie mit ihrem Mann vor dem Kiosk. „Pfefferkörnchen“ steht auf einem Schild darüber.
Ich liebe es. das meine ich mit den Details. man ist halt richtig drin in diesem alten Fotoalbum.

Einen Moment lang bin ich sauer, weil er ohne mich drin war, aber es sieht nicht so aus, als ob es ihm gut bekommen wäre.
Ich sag ja, die ist pragmatisch.

„Da ist was drin. Da wohnt was.“
da hab ich vorsichtshalber nachgeguckt, ob du am Ende gar eine Horrorstory geschrieben hast.

Es ist ganz weiß und es hat mich angestarrt und die Arme nach mir ausgestreckt. Ich habe Angst. Es hat mich gesehen. Vielleicht ist es jetzt sauer und kommt zu mir. Vielleicht kann es durch Wände gehen
.“
Ja, so ein Problem hatte ich auch mal, als ich sehr klein war. War wahrscheinlich der beginn meiner Affinität zum Horror.

„Das macht keinen Sinn. Dann könnte man es ja wohl nicht einsperren, wenn es durch Wände gehen könnte. Hast du wieder abgeschlossen?“
Die Kleine ist super. Die Antwort könnt ich küssen.


„Echt. Es hat Hunger.“ Er zupft an der Bettdecke rum.
Was für ein goldiger mitfühlender Fratz. hat ein Faible für arme hungrige Gespenster.

Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder.
Ja, das muss gut überlegt sein.

Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat.
Schön

„Lauter Äffchen“, sagt Basti und Mama dreht sich um. Sie sind gerade noch zu erkennen, Äffchen, die durch Bäume turnen, mit dem Kopf nach unten hängen, Bananen fressen. Was für eine merkwürdige Tapete. Mama wird ganz still, während sie im Raum umherschaut. Dann geht sie zu dem Gespenst und zieht das Laken herunter. Ein blauer Kinderwagen.
Schöne Stelle, da merkt man eigentlich schon, dass auch die Mama eine traurige Erinnerung hat.

„Weil sie immer noch traurig ist, wenn sie das hier sieht. Aber trennen kann sie sich auch nicht.“
Basti schüttelt den Kopf.
„Glaub ich nicht. Frau Bienzle war mal Taxifahrerin.“
In Bastis Welt stehen die Taxifahrer glaube ich gleich hinter Gott.

Frau Bienzle ist doch nicht gestorben, als sie ins Heim gekommen ist. Sie humpelt da mit ihrem Rollator durch die Gänge und Basti schreit „Taxi, Taxi!“ Dann darf er sich vorne auf das Brett setzen und sie schiebt ihn zwei Meter, bis sie verschnaufen muss.
Ich glaube, ich wünsche mir auch so einen Bast, wenn ich mal ins Heim muss.

Schönes Ende.
Ja besonders hilfreich ist mein Feedback nicht, ich weiß, aber ich muss ja auch nicht krampfhaft was suchen, wenn ich es einfach nur süß finde und ein bisschen traurig gleichzeitig. Ich glaube eh, wenn mir was gut gefällt, finde ich nicht mehr so leicht konstruktive Details, da genieße ich, da bin ich einfach zu sehr Leserin.
Hat mir sehr sehr gut gefallen dein Copy.
Viele Grüße von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chutney ,

was für eine wundervolle Geschichte. Ich habe auch nur Kleinkram. Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Ich mag sehr gern, wie du die Dinge beschreibst. Du triffst den Ton der beiden so wunderbar und charakterisierst die alte Frau Bienzle so lebhaft. Die vielen Überraschungen haben mich wirklich umgehauen. Es ist selten, dass ich einer Geschichte auf eine Art folge, dass ich ganz vergesse, dass es eine Geschichte ist.

Hier der Kleinkram. @wieselmaus Geschichte will ich heute noch lesen. Oder morgen :-) Und dann schreibe ich was zu beiden Geschichten ins Edit.

Ein paar herausgepickte (weil so schöne) Stellen

Sie sieht aus wie eine liebe Hexe und ihre Stimme klingt kratzig, weil sie früher geraucht hat. Heute lutscht sie stattdessen Lakritze.

„Ich würde eine Nudelsuppe nehmen“, sage ich, denn da kann man nicht viel verkehrt machen,

Süß, dass sie sagt "ich würde eine nehmen", irgendwie herzig, wie Kinder halt sein können.

wirft er einen hoch und versucht, ihn mit dem Mund zu fangen. Er schafft es nie.

hehhe. Sehr schöne Stelle. Da klingt was an.

Wir können ja machen, dass der Sieger sich was wünschen darf.

und du triffst den Ton wirklich wunderbar. So könnte ich auch geredet haben mit acht, neun

Ich tue so, als würde mir das gerade erst einfallen: „Vielleicht könnte ich mal einen Blick in deine Rumpelkammer werfen.“
„Ha, ganz schlechte Idee. Basti du bist dran.“

Süß. Auch wie sie reagiert. So wie: schöner Versuch, jetzt weiter im Text.

„Vergiss es. Und jetzt Schluss mit dem Thema. Sonst könnt ihr eine Etage tiefer gehen und euch euer Zimmer angucken. Da habt ihr eure Rumpelkammer.“

haha, sehr schlagfertig.

was Beiges

das kaufe ich nicht. In dem Alter 'beige' und dann noch substantiviert – ich weiß nicht. Schon möglich, dass man das Wort kennt, aber da würde ich eher hellbraun schreiben. Oder wie Kaffee mit Milch.

Frau Bienzle will nämlich ihre Waschmaschine nicht reparieren lassen, weil sie denkt, dass die Handwerker sie betrügen.

Das befeuert die ohnehin reichlich gesäte Spannung in deinem Text. Ich dachte mir förmlich hinzu: das ist nur, was sie euch erzählt hat. In Wirklichkeit ist es wegen der verbotenen Kammer.

ch dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt

gewagt, weil da die Autorenhand sichtbar wird. Aber sehr gut!

„Straße!“, schreit mein Bruder und Frau Bienzle sagt, “Jetzt müssen wir aber auf die Hanna warten.“

hehe, cooler Dialog.

Es war ziemlich dunkel im Zimmer und da war nur ein bisschen Gerümpel und sonst nichts. Es hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, wahrscheinlich als es mich gehört hat. Es ist ganz weiß und es hat mich angestarrt und die Arme nach mir ausgestreckt. Ich habe Angst. Es hat mich gesehen. Vielleicht ist es jetzt sauer und kommt zu mir. Vielleicht kann es durch Wände gehen.“ Er fängt an zu heulen.
„Das macht keinen Sinn. Dann könnte man es ja wohl nicht einsperren, wenn es durch Wände gehen könnte. Hast du wieder abgeschlossen?“
Basti schnieft.„Klar.“ Doch auf einmal erstarrt er und greift in seine Tasche. Dann hält er den Schlüssel in der Hand.

super gemacht. Eine tolle Wendung, auch auf der Symbolebene der Geschichte. Der Geist und später als Übersetzung: Das verstorbene Kind.

„Es war gar nicht böse und es hat gesagt, es gruselt sich in dem Zimmer und Frau Bienzle kann es jetzt gar nicht mehr füttern, weil abgeschlossen ist.“
„Echt?“

fand ich auch wieder eine tolle Wendung. Wie der Traum das Gespenst vom Horror in etwas verwandelt, dem geholfen werden muss.

„Echt. Es hat Hunger.“ Er zupft an der Bettdecke rum. Dann sagt er: „Wenn du mitkommst, geh ich hoch und geb den Schlüssel zurück.“ Ich bin mir nicht sicher, ob man sich auf Gespenster in Träumen verlassen kann. Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder. Und die Frau Bienzle könnte ja trotzdem sauer sein. In der Schule kann ich gar nicht aufpassen.

Dieser Wechsel kam mir völlig abrupt vor. Da ist nicht mal ein Absatz und du gehst aus dem Dialog in eine Art Zeitraffung.

Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat. Den hat Frau Bienzle sich gebrochen, als sie die Fenster putzen wollte und von der Leiter gefallen ist. Der Krankenwagen war da, mit Sirene und hat sie in eine Klinik gefahren. Wir sind Helden, weil wir sie gerettet haben und wir haben sehr viel Eis bekommen.

Das war mir auch viel zu gerafft. Da fehlt die Szene für mich. Das ist nicht auserzählt.

„Lauter Äffchen“, sagt Basti und Mama dreht sich um. Sie sind gerade noch zu erkennen, Äffchen, die durch Bäume turnen, mit dem Kopf nach unten hängen, Bananen fressen. Was für eine merkwürdige Tapete. Mama wird ganz still, während sie im Raum umherschaut. Dann geht sie zu dem Gespenst und zieht das Laken herunter. Ein blauer Kinderwagen.
„Oje“, sagt Mama. Wir gehen näher ran und ich erwarte schon, dass da ein kleines verstaubtes Baby drin liegt, aber da ist nur ein Aktenordner drin. Mama öffnet ihn, schaut hinein, liest, blättert, liest, blättert und klappt ihn zu.

Enorm! Sehr sehr gute Szene. Vor allem der Aktenordner im blauen Kinderwagen. Sehr sehr schönes Detail.

„Frau Bienzle hat wohl mal ein Baby gehabt. Aber das ist leider gestorben.“

hm. Etwas an dem Satz gefällt mir nicht. vielleicht ist es das 'wohl', was eine Unsicherheit ausdrückt, auch wenn im Nachsatz die Gewissheit darüber kommt, dass dieses potenzielle Baby auf jeden Fall gestorben ist. Außerdem habe ich mich gefragt, ob sie das nicht etwas sanfter zum Ausdruck bringen würde.

Sie holt eine zugeklebte Tüte aus dem Kleiderschrank, da ist noch ein Mützchen drin, das sie für das Baby gestrickt hat, als sie schwanger war.

Das ist richtig rührend :crying:

Ich frage mich, ob es wohl noch mehr Menschen gibt, die ein abgeschlossenes Zimmer haben oder eine zugeklebte Tüte. Das würde mich interessieren. Papa meint, ich kann ja Psychologin werden und den Leuten helfen, ein bisschen Luft an ihre Geheimnisse zu lassen.

Ein süßes Ende.

Habs sehr gern gelesen, Chutney. Ich mag deine Geschichten!
Lieben Gruß
Carlo


Edit: Ich finde es spannend, was du aus der Vorlage von Wieselmaus gemacht hast. Eben vor allem eine Kindergeschichte. In dem Thread zur Anleitung zum CW hatte ich gelesen, dass solche Verschiebungen im Genre gern gesehen sind. Jetzt verstehe ich besser, weshalb. Es gibt dem einfach nochmal einen ganz ganz anderen Drive. Ich mag beide Versionen gerne. Eine Gemeinsamkeit sehe ich in der Ängstlichkeit der Kinder und der Coolness der Oma. Bei dir @wieselmaus gefällt mir der Horror, der mit dem Skelett aufblitzt und die psychologischen Familienverstrickungen, wo es nicht immer nur um das Wohl der Omi geht, sondern vielleicht auch bereits ums Erbe. Hier in deiner Geschichte, @Chutney, sind es eben genau dieses Kindgerechte, was mich als erwachsenen Leser aber auch abholt. Dieser Spagat, den du durch diese feingesetzten Doppeldeutigkeiten bewältigst (plakatives Beispiel: ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt).

 

Liebe @Raindog ,

du kannst dir denken, dass ich hochentzückt über deinen Kommentar bin. Und es macht mir überhaupt nichts aus, dass du "nur" Lob im Gepäck hattest. ;)

Und irre, dass es so viele Geschichten beim CW gibt, die ähnliche Themen anschneiden (Alter, Demenz, Heim oder nicht Heim), und alle (logischerweise) auf total verschiedene Art.
Ja, das ist mir auch aufgefallen, es sind diesmal einige, ich dachte schon, jetzt komm ich auch noch damit an. Aber sie sind doch wirklich sehr verschieden.

Ich habe jetzt auch die tolle Originalgeschichte von @wieselmaus gelesen, und ich finde einfach schön, wie du dich daraus bedient hast, kleine Details einfach auf den Kopf gestellt hast (die ehemalige Taxifahrerin z.B.), und das Grundgerüst und den Kern der Geschichte beibehalten hast. Beide Texte schaffen es, einen zum Lachen und zum Weinen zu bringen und eigene Kindheitserinnerungen, vor allem den damaligen Blick auf alte Menschen) echt greifbar werden zu lassen.
Es war auch die Art, wie @wieselmaus erzählt, die mich verlockt hat. Dramatisches durch Kinderaugen betrachtet. Diese Großfamilie, diese Beziehungen, wie fremd uns da manches heute ist. Und der Gedanke ähnliche Themen eine Generation später zu behandeln, wo die Wohn- und Lebenssituation eine ganz andere ist.


Du hast es wirklich drauf, Tragisches mit Humorvollem so herrlich zu verweben, dass man beim Lesen ein Wechselbad von Klosshinterschlucken und Breitgegrinse durchlebt.
Das ist ein tolles Kompliment, dankeschön!


Was für ein Beginn! Sofort bin ich wieder Kind und weiß genau, bei wem wir damals so alles geklingelt haben, um vielleicht paar verklebte Bonbons abzusahnen ...
:D Genau.

Warst du bei meiner Oma?
:lol:

Oh je, ich muss jetzt wirklich an eine alte, zwar nette, aber schmuddelige Nachbarin denken, die uns immer ihren ollen, übriggebliebenen Kuchen aufgedrängt hat, Gott hab sie selig … Wir haben ihn immer ein paar Mülltonnen weiter entsorgt. :sealed:
Ich glaube, wir beide müssen mal Kindheitserinnerungen austauschen. Hachja!

Das finde ich dann doch zu übertrieben. Könnte mir hier eher so eine Art allgemeine Fassungslosigkeit vorstellen: Waaaaas – keine Waschmaschinen ….?
Diese Stelle ist ein, Überraschung: Darling. Ich habe mal mit einem sechsjährigen Jungen gefilzt, mit einem Waschbrett und habe ihn belehrt, dass die Leute das früher genommen haben, als sie noch keine Waschmaschine hatten. Und da kam genau diese Reaktion von ihm. Und jetzt war die Chance! Könnte sein, dass es deswegen ein bisschen aufgesetzt wirkt. Da es von den Novak und Carlo Zwei aber eher gelobt wurde, werde ich es wohl behalten.

Kann es eigentlich nicht. Die haben sich verhört.
Bestimmt!

Dieses nebensächliche Registrieren der verschiedenen Männer – super!
Und schön, dass du das registrierst.

Ich denke, da hat Papa gar keinen schlechten Gedanken geäußert, die Prota eignet sich mit Sicherheit für diesen Job, bei ihrem Blick, den sie jetzt schon auf die Dinge hat.
Mich würde noch interessieren, ob du dir die Geschichte eigentlich als eine für Kinder vorstellst?
Ich hatte sie tatsächlich als Kindergeschichte gedacht und das hat mein Schreiben auch sehr geprägt. Allerdings bin ich gar nicht so sicher. Meinen Neffen (11 und 13) hat sie gefallen, aber die lesen sonst schon Thriller "Boy in a white room" z.B. Sie meinten, dass ist so eine Art Geschichte, um Kinder behutsam mit einem schlimmen Thema zu konfrontieren, also was aus der Kategorie "Opa wohnt jetzt im Himmel" Vielleicht ist das Alter gar nicht so entscheidend.

Vielen, vielen Dank, liebe Raindog, dein Kommentar hat mich riesig gefreut und natürlich auch die vielen Stellen, die du noch hervorgehoben hast.

Liebe Grüße von Chutney


Liebe @Novak,

Was für ein liebevoller und sympathischer Text.
Und wie schön, dich unter meiner Geschichte zu sehen. Ich freu mich total, dass du sie magst.

Voller Farben und netter Details. Es ist nicht nur ein gutes Copy, weil es die Nähe zum Original erkennen lässt, aber trotzdem was ganz Eigens ist, sondern es ist für sich genommen eine wunderschöne Geschichte von einem altklugen kleinen Mädchen, dem man gerne bei seiner Entdeckung eines geheimnisvollen Zimmers folgt. Man ist dabei, wie sie nicht nur das Geheimnis des Zimmers entdeckt, sondern man erlebt, wie sich Tragik in das Leben der Menschen und in die Sicht eines kleinen Mädchens eingraben kann.
Wow, das hast du wunderbar formuliert. Mir ist das erst beim Schreiben so richtig klargeworden, dass da ja echt eine heftige Geschichte drinsteckt und hatte damit zu tun, das kindgerecht zu verpacken.

Raindog fands nicht so gut. Ich musste total lachen. Ich entnehme der Stelle, dass Basti noch sehr jung ist.
Freut mich, dass es dir gefällt. Ich kopiere grad mal aus meiner Antwort an Raindog:
"Diese Stelle ist ein, Überraschung: Darling. Ich habe mal mit einem sechsjährigen Jungen gefilzt, mit einem Waschbrett und habe ihn belehrt, dass die Leute das früher genommen haben, als sie noch keine Waschmaschine hatten. Und da kam genau diese Reaktion von ihm. Und jetzt war die Chance! Könnte sein, dass es deswegen ein bisschen aufgesetzt wirkt. Da es von den Novak und Carlo Zwei aber eher gelobt wurde, werde ich es wohl behalten."

Och je, das hat meine Mutter auch immer gesagt.
Das sagen alte Leute. Muss ja auch irgendwie verblüffend sein.

da hab ich vorsichtshalber nachgeguckt, ob du am Ende gar eine Horrorstory geschrieben hast.
Ich doch nicht! :shy:

Ja, so ein Problem hatte ich auch mal, als ich sehr klein war. War wahrscheinlich der beginn meiner Affinität zum Horror.
Woran man sieht, wie Krise zu großer Kreativität führen kann. :teach:

Schöne Stelle, da merkt man eigentlich schon, dass auch die Mama eine traurige Erinnerung hat.
Da bin ich gar nicht drauf gekommen, aber stimmt.

In Bastis Welt stehen die Taxifahrer glaube ich gleich hinter Gott.
:lol:

Ich glaube, ich wünsche mir auch so einen Bast, wenn ich mal ins Heim muss.
Es gab doch mal so ein Projekt "Ihr seid alt und wir sind klein", oder so ähnlich, wo Kindergartenkinder ins Altenheim gegangen sind. Ich habe das nie gesehen, aber es muss gut funktioniert haben. Das sowas jetzt alles nicht möglich ist ...

Ja besonders hilfreich ist mein Feedback nicht, ich weiß, aber ich muss ja auch nicht krampfhaft was suchen, wenn ich es einfach nur süß finde und ein bisschen traurig gleichzeitig.
Nee, finde ich auch nicht. Du hast mich sehr glücklich gemacht mit deinem Kommentar, liebe Novak. :herz:

Liebe Grüße von Chutney


Lieber @Carlo Zwei ,

auch dir ein herzliches Dankeschön. Ich bin echt platt über soviel Zuspruch.

Es ist selten, dass ich einer Geschichte auf eine Art folge, dass ich ganz vergesse, dass es eine Geschichte ist.
Wow. :shy:

Hier der Kleinkram. @wieselmaus Geschichte will ich heute noch lesen. Oder morgen :-) Und dann schreibe ich was zu beiden Geschichten ins Edit.
Ich bin gespannt.

Süß, dass sie sagt "ich würde eine nehmen", irgendwie herzig, wie Kinder halt sein können.
ja

und du triffst den Ton wirklich wunderbar. So könnte ich auch geredet haben mit acht, neun
ach, schön!

das kaufe ich nicht. In dem Alter 'beige' und dann noch substantiviert – ich weiß nicht. Schon möglich, dass man das Wort kennt, aber da würde ich eher hellbraun schreiben. Oder wie Kaffee mit Milch.
"beige" war jetzt schon der Kompromiss zu "hautfarben", wo ich dachte, das kennt sie echt nicht. Irgendwas sträubt sich gegen hellbraun. Vielleicht mache ich mal eine Umfrage unter 8-9-Jährigen.

Das befeuert die ohnehin reichlich gesäte Spannung in deinem Text. Ich dachte mir förmlich hinzu: das ist nur, was sie euch erzählt hat. In Wirklichkeit ist es wegen der verbotenen Kammer.
Ups, das hatte ich gar nicht bedacht, aber es passt. Ich glaube, das ist reingerutscht, weil ich noch einen anderen Text von @wieselmaus ins Auge gefasst hatte "Im Ehrenamt", wo eine demenzkranke Frau Kienzle vorkommt, die so mißtrauisch ist. Die hat hier die Oma-Figur etwas gefärbt.

gewagt, weil da die Autorenhand sichtbar wird. Aber sehr gut!
Auch dir kopiere ich einmal meine Antwort an raindog:
"Ich habe mal mit einem sechsjährigen Jungen gefilzt, mit einem Waschbrett und habe ihn belehrt, dass die Leute das früher genommen haben, als sie noch keine Waschmaschine hatten. Und da kam genau diese Reaktion von ihm. Und jetzt war die Chance! Könnte sein, dass es deswegen ein bisschen aufgesetzt wirkt. Da es von den Novak und Carlo Zwei aber eher gelobt wurde, werde ich es wohl behalten." Deshalb bin ich froh, dass du es gelten lässt!

super gemacht. Eine tolle Wendung, auch auf der Symbolebene der Geschichte. Der Geist und später als Übersetzung: Das verstorbene Kind.
fand ich auch wieder eine tolle Wendung. Wie der Traum das Gespenst vom Horror in etwas verwandelt, dem geholfen werden muss.
Ja, das hatte ich so auch im Hinterkopf. Auch den Gedanken, dass die meisten "Monster" sich als "hungrige Gespenster" entpuppen, wenn man sie umarmt.


Dieser Wechsel kam mir völlig abrupt vor. Da ist nicht mal ein Absatz und du gehst aus dem Dialog in eine Art Zeitraffung.
Du hast Recht, da habe ich jetzt zumindest erstmal einen Absatz gemacht. Danke.

Das war mir auch viel zu gerafft. Da fehlt die Szene für mich. Das ist nicht auserzählt.
Ich wollte diese Rettung nicht ganz so hoch hängen, weil ich da keinen fetten erlösenden Höhepunkt haben wollte, um danach nochmal Anlauf für die Geistergeschichte nehmen zu müssen. Aber vielleicht baue ich da noch einen Satz mehr ein.

Enorm! Sehr sehr gute Szene. Vor allem der Aktenordner im blauen Kinderwagen. Sehr sehr schönes Detail.
Danke! Im Original ist es ein bisschen gruseliger ...

hm. Etwas an dem Satz gefällt mir nicht. vielleicht ist es das 'wohl', was eine Unsicherheit ausdrückt, auch wenn im Nachsatz die Gewissheit darüber kommt, dass dieses potenzielle Baby auf jeden Fall gestorben ist. Außerdem habe ich mich gefragt, ob sie das nicht etwas sanfter zum Ausdruck bringen würde.
Ich glaube, mit dem "wohl" wollte ich tatsächlich die Unsicherheit der Mutter ausdrücken, wie ein bisschen gestammelt, entschuldigend, aufschiebend. Ich denke da nochmal drüber nach, aber ich will die Mutter da auch nicht zu pädagogisch werden lassen. Sie ist ja selbst auch überrumpelt.

Habs sehr gern gelesen, Chutney. Ich mag deine Geschichten!

Das freut mich sehr, lieber Carlo und umgekehrt geht mir das auch so. :)

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney,

ich hab's gewusst! Ich habe gewusst, dass du was Geniales aus einer meiner Geschichten zaubern würdest. Und war gespannt, welche du wählen würdest. Das "Schönbergzimmer" gehört zu meinen Lieblingsgeschichten (wie letztes Jahr @greenwitch mit "Himmel und Hölle").

Ich habe mal versucht, die Parallelen nebeneinanderzustellen. Es sind so viele, dass ich damit wieder aufgehört habe. Sie sind bei dir zu so absolut Eigenem geworden, ganz organisch in die Story eingebaut, dass ich bei der Wiederbegnung mit dem Original selber erstaunt war.
Deine Kinderchen sind ein paar Jährchen jünger, deshalb unschuldiger und unbekümmerter in der Diktion, eben Kindermund. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Die Story hast du dezent gestutzt, den zeitgeschichtlichen Kram in die Fotos gesteckt, eine pfiffige Strategie.
Eine Kindergeschichte ist es auf jeden Fall, wobei ich denke, die Altersbeschränkung ist nicht so wichtig. Kinder nehmen beim Zuhören sowieso nur das mit, was sie hören wollen. Nur wenn blöde Deutschlehrer ... aber lassen wir das.:teach:

Von den vielen Textstellen, die mir gefallen, habe ich die eine oder andere herausgenommen. Ich hätte ja sonst deinen ganzen Text zitieren müssen, also pars pro toto.

Mama sagt, wir sollen lieber nicht mehr zu Frau Bienzle hochgehen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen. Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt.

Ha, schon klar, hier kommt was mit Grusel.

„Ich würde eine Nudelsuppe nehmen“, sage ich, denn da kann man nicht viel verkehrt machen, heißes Wasser drauf und fertig.

die Nudelsuppe als Tütensuppe, schön modernisiert

Durchs Schlüsselloch sieht man nicht viel. Nur noch die Wand neben dem Fenster. Die Tapete hat ein Muster, schwer zu erkennen.

schöne Antizipation, später werden Äffchen daraus. Na klar, ein Kinderzimmer. Hast du noch andere Geschichten von mir gelesen?

„Hanna!“ Ich zucke zusammen. Frau Bienzle sieht jetzt aus wie eine böse Hexe, ihre Augen funkeln und sie macht einen Schritt auf mich zu. „Was soll das denn?“

Ja, Geheimnisse wollen bewahrt bleiben. Alte Menschen haben es nicht gern, wenn daran gerührt wird.

Wir entdecken es fast gleichzeitig, das Schlüsselbrett neben der Tür. Über jedem Schlüssel steht etwas geschrieben. „Fahrradk.“, „Dachbd.“, „Ersatzschl.“, lese ich. Nur über einem Schlüssel steht nichts.

Kompliment, das Schlüsselbrett! Deine Version ist großartig.
Auf einem Bild ist sie so alt wie ich, hat eine Schleife auf dem Kopf und guckt grimmig,

für kleine Kinder meistens langweilig, für ältere oft Gelegenheit zum Staunen und Lachen, besonders bei Frisuren und Klamotten.

„Es war ziemlich dunkel im Zimmer und da war nur ein bisschen Gerümpel und sonst nichts
Ja, da hast du eben eine Kindergeschichte etabliert. Die Verwicklungen wie im Original sind doch starker Tobak für so Kleine.

Mama guckt uns so an, als wolle sie sagen, dass das nichts für uns ist. Aber dann seufzt sie.
„Frau Bienzle hat wohl mal ein Baby gehabt. Aber das ist leider gestorben.“
„Frau Bienzle?“, sagt Basti. „Aber Frau Bienzle ist doch keine Mutter. Sie ist doch ganz alt.“
„Kapierst du's nicht?“, sage ich. „Als die Frau Bienzle das Baby hatte, war sie doch noch ganz jung.“
„Das ist über fünfzig Jahre her.“, sagt Mama.
„Fünfzig Jahre!“, ruft Basti. „Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
„Weil sie immer noch traurig ist, wenn sie das hier sieht. Aber trennen kann sie sich auch nicht.“

Sehr gut abgerundet. Die Kinder im kuschligen Bett zusammen mit den Eltern. Das gibt Sicherheit. Obwohl, die Große wird bei Gelegenheit doch noch ein wenig weiterbohren.;)

Gratulation, du hast mir eine große Freude gemacht.:kuss:

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Basti hat gestaunt: „Ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt.“

Diese magische Denken gibt es tatsächlich und ich weiß, dass selbst „Zebrastreifen“ gewachsen, also natürlichen Ursprungs sein sollen wie irgendwann auch Ampelanlagen - hab halt selbst so'n "Ullifurz" von Enkel (dem genauso wie seinem Opa das Glück oder Unglück widerfahren wird, dass er einer der jüngsten während der Einschulung ist, sofern daraus im Sommer etwas wird ... 1967 wurde der Einschulungstermin von nach den Osterferien in die Sommerzeit verlegt, ohne dass ich bisher gemerkt hätte, dass der Sommer irgendwie einen höheren IQ erzeugte.

Ja, das gefällt mir, „volle Pulle“, „geklaut“, „pampig“ und ohne Süßholz zu raspeln Lakritze – hoffentlich nicht die Pampe vom Harry aus Bonn, die weniger „Kinder und Erwachsene“ denn später Zahnärzte "froh macht" – und ist nicht einem alles Verschlossene Ort der Begierde (aber auch der Metaphysik, Entdeckungshunger und Wissenschaft) und erst recht verschlossene Zimmer (nicht nur) für Kinder Orte des Geheimnisses, das es zu „lüften“ gilt? Ist doch in jedem von uns ein bisschen Abenteuerlust, Entdeckergeist,

liebe Hanna,

toll, wie du von euren Abenteuern bei Frau Bienzle erzählst, aber sag mal der lieben Chutney, dass da ein paar Flusen sind. Oder – wart mal, ich schreib‘s besser auf

Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen, die Tür zuzumachen.
Hier meine ich, dass das letzte Komma nicht nur weg kann, sondern muss. Warum? Dass es kein Relativsatz ist, erschließt sich sofort. Es ist aber auch kein Infinitivsatz, denn die Verben „vergessen“ und „zumachen“ bilden ein komplexes Prädikat und

ähnliches geschieht hier

Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen hoch und versucht[...] ihn mit dem Mund zu fangen.
(„zu fangen versuchen“)
dadurch wird die durchaus noch gültige Regel der Kommasetzung bei Abhängigkeit des Infnitivs von Substantiven situationsabhängig ausgehabelt.

Und - so ganz nebenbei, wenn ich mal vorbeikomm, sollten wir auch Kniffeln – okay? Oder Mau-Mau oder Uno spielen oder ne Trixexpress aufbauen und Eisenbahnunglücke simulieren ...
Aber vorher lass ich mal was zu komplexen Prädikaten hier
Komplexe Prädikate
die können das besser erklären als ich und ich kann auch was übersehen ...

„Straße!“, schreit mein Bruder und Frau Bienzle sagt, „[j]etzt müssen wir aber auf die Hanna warten.“
Gut, dass der Redeverlauf nicht mit Namen oder Substantiv fortgesetzt wird. So wird deutlich: Das Komma vorm Redebegleitsatz hat die gleiche Wirkung wie ein Komma nach dem Redebegleitsatz für die Fortsetzung der wörtl. Rede ...

Ha, da muss Chutney noch mal gucken – am besten zuerst beim ids ...

Letzte Woche, als Papa auf Montage war, haben wir heimlich sein Fernglas ausgeliehen und versucht, vom Hof aus was zu erkennen, aber nichts zu machen.

Greif da mal rein, Hanna[,] und hol den ganzen Packen raus.“
das „und“ verbindet beide Imperative

„Ein Gespenst[. /alternativ „!“/“...“]“

Und jetzt ist es so[...]weit, weil sie so tüdelig geworden ist, dass sie vom Krankenhaus direkt in ein Heim umziehen muss.
(nur als Konjunktion zusammen! Im Zweifel immer auseinander, senkt die Fehlerquote, weil die Konjunktion selten genug vorkommt)

Basti kommt aus der Küche und hält den Schlüssel hoch: „Das könnte der [r]ichtige sein.“
Eigentlich „der richtige Schlüssel“

„Das ist über fünfzig Jahre her[...] “, sagt Mama.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Liebe @Chutney,

ach, das hat mir gefallen. Ich fand die Kombi Schönbergzimmer und Kindertag ja spannend. Schwieriges Thema für eine Kindergeschichte, finde ich und war gespannt, wie Du das angehst.

Mama sagt, wir sollen lieber nicht mehr zu Frau Bienzle hochgehen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen.
Das mit dem Essen ist ab irgendwann tatsächlich so ein Ding.

Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, ...
Hehe

Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist. Aber richtig pampig.
Ich mag deine Erzählerin. Die wirkt sehr echt auf mich.

Also muss er unter den Tisch kriechen und den Lakritz am Pullover abreiben.
:)

Da schwimmt was Beiges drin, ich glaube Unterhosen, igitt. Über dem Badewannenrand hängen tropfende Klamotten, man weiß gar nicht, wo man hintreten soll.
Ach herr je!

Dafür haben wir fremde Leute hinter den Fenstern ausspioniert. Die meisten waren langweilig,
Ich mag die beiden!

Irgendwann ruft sie: „Was suche ich hier eigentlich?“ Basti und ich schreien im Chor: „Socken!“
Ich finde es ja großartig, dass die Kinder die Frau Bienzle besuchen.

„Dann könnten wir wenigstens in Ruhe nach dem Schlüssel suchen“, antworte ich leise.
Klingt für mich nicht nach Kindermund. Dann hätten wir nach dem Schlüssel suchen können! - schon eher.

„Da ist was drin. Da wohnt was.“
„Ja was denn?“
„Ein Gespenst“
da fehlt ein Satzzeichen hinter Gespenst.
Und: Schöne Entdeckung!

„Es war gar nicht böse und es hat gesagt, es gruselt sich in dem Zimmer und Frau Bienzle kann es jetzt gar nicht mehr füttern, weil abgeschlossen ist.“
Das ist aber auch nicht schön für das Gespenst. Armes Ding.

Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder.
Der Gedanke ist zwar niedlich, kauf ich der Erzählerin aber nicht ab. Die erscheint mir zu alt schon für solche Gedanken.

Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat.
Herrlich!

Basti hat als geheime Botschaft ein Gespenst gemalt, dass hungrig guckt. Aber weil Papa meinte, das sei so traurig, habe ich ein paar Herzen aus meinem Stickeralbum drumherum geklebt und Basti hat den Gespenstermund an den Seiten ein bisschen nach oben gebogen.
So schön!

Ich sage, dass das nicht geht, weil Frau Bienzle nicht in ein Heim will, aber Mama sagt, zu Hause geht es auch nicht mehr.
Gutes Kind!

„Lauter Äffchen“, sagt Basti und Mama dreht sich um. Sie sind gerade noch zu erkennen, Äffchen, die durch Bäume turnen, mit dem Kopf nach unten hängen, Bananen fressen.
Was wohl mal ein Kinderzimmer war ... so traurig.

„Das ist über fünfzig Jahre her(.)“, sagt Mama.

Ich habe das echt gern gelesen. Aber ich bin kein Kind mehr. Und was die Geschichte als Kindergeschichte betrifft, bin ich unentschlossen. Nicht des Themas wegen, auch sprachlich finde ich das gut. Ich frage mich eher zu welchem Alter sie passt. Du schreibst neun und ich denke, von der Thematik her sollte es auch schon dieses Alter sein. Nur geht es ja echt viel um die alte Frau und ihr Leben (Copy geschuldet), die beiden Kids erleben selbst ja relativ wenig spannendes, ab von dem Gespenst, aber das ist für 9jährige wahrscheinlich schon Pipikram. Und es kommt auch zu keinem richtigen Konflikt für die Kids. Klar, die Sache mit der Kammer und dem Schlüssel - aber ich weiß nicht, ist doch recht flach die Kurve.
Ich finde es gut, auch solche Themen (Alter und leerer Kinderwagen) in Kindergeschichten aufzunehmen. Ich finde die Erzählerin Klasse und altersgerecht. Ich finde, dass der Fokus zu sehr auf Frau Bienzle liegt und über sie erzählt wird, die Kinder zu Beobachtern werden und damit eigentlich nicht selbst im Mittelpunkt stehen. Ich kann aber auch null einschätzen, wie der Text auf die Zielgruppe wirkt. Vielleicht sind sie ja doch schon empathisch genug, sich hier an die alte Frau zu hängen. Keine Ahnung, wirklich nicht. Hab mich das nur so beim Lesen gefragt.
Ist auch erstaunlich, wie sehr Kinderbücher so irgendwo in der Zeit hängengeblieben sind. Ich habe einen Freund, der sucht nach Büchern, wo auch mal ein alleinerziehender Vater vorkommt, oder wenigsten Patchwork. Ist ja Alltag für viele Kinder und trotzdem liest man immer wieder Bücher mit Mama und Papa vor. Klar fragt da eine Dreijährige irgendwann, warum das so gar nicht mit ihrer Welt übereinstimmt. Oder die Illustrationen mit all den europäschischen Gesichtern. Wie soll sich ein asiatisches oder afrikanisches Kind da jemals mit identifizieren können? Also, ich bin sehr dafür, dass sich die Kinderliteratur öffnet, auch was die Themen betrifft. Und ein solches Schönbergzimmer, das Alter - daran kommen auch Kinder nicht vorbei. Die Frage ist halt, wie man es kindgerecht aufarbeitet und ich hätte gar kein Problem, deine Geschichte einem Kind vorzulesen. Glaub nicht, dass es danach ein Trauma hat. Nur weiß ich halt nicht, wie spannend sie es am Ende finden, wegen dem Fokus und so.

Aber Klasse, dass Du es gewagt hast. Und mich hast Du auf jeden Fall abgeholt. Ich habe mich ganz prächtig unterhalten.

Liebe Grüße, Fliege

 

Lieber @Carlo Zwei ,
danke, dass du dich nochmal gemeldet hast. Du bist ja wirklich gründlich im Vergleichen und Rückmelden, das ist echt toll. (Über deine Worte, das "Feuerwehrfest" betreffend, habe ich mich übrigens auch riesig gefreut. ;))

Ich finde es spannend, was du aus der Vorlage von Wieselmaus gemacht hast. Eben vor allem eine Kindergeschichte. In dem Thread zur Anleitung zum CW hatte ich gelesen, dass solche Verschiebungen im Genre gern gesehen sind. Jetzt verstehe ich besser, weshalb. Es gibt dem einfach nochmal einen ganz ganz anderen Drive.
Ich hatte mir tatsächlich schon vorher vorgenommen, egal was kommt, ich mache eine Kindergeschichte draus, ich hatte einfach Lust darauf. Zwischendurch bin ich mit der Thematik ins Schlingern geraten, habe aber irgendwie die Kurve gekriegt und der Ausdruck "vor allem eine Kindergeschichte" trifft es jetzt wohl ganz gut. Ich glaube, ein Genrewechse hilft auch, seinen eigenen Ton zu finden. Unmittelbar an eine Geschichte anzudocken, finde ich schwerer.

Herzlichen Dank, Carlo und einen schönen Restsonntag
wünscht Chutney

Liebe @wieselmaus ,
ach, da freu ich mich, dass mein copy so gut bei dir ankommt. Es hat auch wirklich sehr viel Spaß gemacht.

Und war gespannt, welche du wählen würdest. Das "Schönbergzimmer" gehört zu meinen Lieblingsgeschichten (wie letztes Jahr @greenwitch mit "Himmel und Hölle")
Die verschlossene Kammer im Schönbergzimmer war tatsächlich das, was mich gepackt hat und dazu hat es mich gereizt, dieses ganze großbürgerliche Ambiente in ein Hochhaus der neueren Zeit zu verlegen.

Ich habe mal versucht, die Parallelen nebeneinanderzustellen. Es sind so viele, dass ich damit wieder aufgehört habe. Sie sind bei dir zu so absolut Eigenem geworden, ganz organisch in die Story eingebaut, dass ich bei der Wiederbegnung mit dem Original selber erstaunt war.
Ja, das Schönbergzimmer ist auch eine Fundgrube für schöne Details. Da stecken so viele liebevolle Ideen drin, das hat abgefärbt und mir dennoch genug Freiraum für meine eigene Variante gelassen.

Die Story hast du dezent gestutzt, den zeitgeschichtlichen Kram in die Fotos gesteckt, eine pfiffige Strategie.
Danke. Für mich war es an der Stelle auch spannend, zwei Frauenschicksale gegenüberzustellen, die Familienmatriarchin und die Taxifahrerin/Kioskbesitzerin, beide tüchtig und resolut in ihrer Art.

Eine Kindergeschichte ist es auf jeden Fall, wobei ich denke, die Altersbeschränkung ist nicht so wichtig. Kinder nehmen beim Zuhören sowieso nur das mit, was sie hören wollen. Nur wenn blöde Deutschlehrer ... aber lassen wir das.:teach:
Ich glaube auch inzwischen tatsächlich, dass die Geschichte nicht so altersgebunden ist. @Fliege hatte dazu auch noch einige interessante Gedanken geschrieben. Möglicherweise gibt es eben nur einen bestimmten Kreis von Kindern für die die Geschichte interessant ist. Aber auch bei Erwachsenen sind die Geschmäcker ja verschieden.

die Nudelsuppe als Tütensuppe, schön modernisiert
Ha, ich hatte so gehofft, dass du es entdeckst!

schöne Antizipation, später werden Äffchen daraus. Na klar, ein Kinderzimmer. Hast du noch andere Geschichten von mir gelesen?
Ja, ich habe einige nochmal gelesen. In enger Auswahl war lange die Geschichte "Auf der Treppe" und dann noch "Im Ehrenamt" (dadurch hat die Figur der Frau Bienzle zunächst eine leichte Färbung von Frau Kienzle erhalten, wobei ich sie am Ende charakterlich doch näher an "Oma" fand.) Deinen Roman lese ich jetzt gerade mit großem Vergnügen und war völlig verblüfft, da auch wieder auf ein unbenutztes Kinderzimmer zu treffen.

Ja, Geheimnisse wollen bewahrt bleiben. Alte Menschen haben es nicht gern, wenn daran gerührt wird.
Ja, die einen Fotos werden immer wieder gezeigt, die anderen nie ...

Kompliment, das Schlüsselbrett! Deine Version ist großartig.
Danke. Ich habe lange überlegt, wie ich deine pfiffige Idee mit dem Sinnspruch übertragen könnte und habe dann die schmale Version genommen, ähnlich wie bei der Nudelsuppe.

Sehr gut abgerundet. Die Kinder im kuschligen Bett zusammen mit den Eltern. Das gibt Sicherheit. Obwohl, die Große wird bei Gelegenheit doch noch ein wenig weiterbohren.;)
Bestimmt. Die kuschelige Situation im Bett habe ich mir auch nur gegönnt, weil es eine Kindergeschichte sein sollte, das ist das Schöne daran.

Gratulation, du hast mir eine große Freude gemacht.:kuss:
Und du mir erst. Nochmal ganz herzlichen Dank, liebe Wieselmaus, dass ich mich von deinen Geschichten inspirieren lassen durfte. Eine schöne Woche dir und bleib gesund!

Liebe Grüße von Chutney


Lieber @Friedrichard ,

nachdem Hanna das Wort "Funktionsverbfügungen" gelesen hat, ist sie spielen gegangen, ich soll aber schön grüßen und "Eisenbahnunglücke simulieren" klingt interessant, sagt sie, was du wohl für einer bist.

Ich bin ja doch recht erfreut, dass es, abgesehen von ein paar Flüchtigkeitsfehlern, nicht ganz so dämliche Fehler sind. Von komplexen Verben habe ich noch nie was gehört, ich schwöre. Aber ich behalte die Dinger mal im Auge.

Diese magische Denken gibt es tatsächlich und ich weiß, dass selbst „Zebrastreifen“ gewachsen, also natürlichen Ursprungs sein sollen wie irgendwann auch Ampelanlagen - hab halt selbst so'n "Ullifurz" von Enkel
Das ist sehr, sehr hübsch mit den gewachsenen Zebrastreifen und Ampeln. :lol:

Was Lakritze betrifft, da habe ich wieder was gelernt, "Harry aus Bonn", klasse. Wir hatten eine recht alte, sehr geliebte Tante, da durfte ich immer mit dem Füßen auf dem Couchtisch sitzen, Lakritze essen und dabei "Neue Revue" lesen, während die Erwachsenen in der Küche Kaffee getrunken haben. Frühe Bildung sozusagen.

Ich danke dir sehr, lieber Friedel, für die Fehlersuche. Bleib auch gesund und eine schöne Woche!

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @Chutney,

ich mag dein Copywrite auch sehr gerne. Auch ohne Wieselmauses Geschichte zu kennen, macht es viel Spaß. :)

Backen kann sie auch nicht mehr. Ich hatte am Sonntag Durchfall und Basti hat es voll erwischt, oben und unten kam es raus.
Echt super gemacht, das alles mit kindlicher Stimme unterzubringen, aber doch so, dass man als erwachsener Leser die Hintergründe sofort erkennt.

Basti will Lakritze. Frau Bienzle schüttet ihm aus der Tüte welche auf den Küchentisch. Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen.
Beim ersten Lesen habe ich den Bezug von „einen“ und Lakritze nicht sofort gerafft und dachte er schmeißt nen Würfel hoch oder so. Ich finde "einen Lakritz" hört sich merkwürdig an. Vllt kannst du den Bezug noch irgendwie deutlich machen. Vllt hab aber nur ich das Problem.

versucht vom Hof aus was zu erkennen
Komma nach versucht.

nur eine Frau mit Lockenwicklern und weißer Farbe im Gesicht hat uns mit dem Finger gedroht.
Das mit der Farbe wirkt mir zu albern. Hanna ist doch bestimmt stolz, dass sie weiß, dass das keine Farbe ist!

Jetzt sieht sie nicht mehr aus wie eine Hexe, sondern wie eine sehr, sehr alte Frau.
:herz: :cry:

„Krass“, sage ich.
Irgendwie gefällt mir das „Krass“ nicht. Da hätte ich von Hanna mehr Mitgefühl erwartet. So was wie: „Das lassen wir nicht zu!“ oder „Niemals!“.

Basti schnieft.„Klar.“
Da fehlt ein Leerzeichen.

Doch auf einmal erstarrt er und greift in seine Tasche. Dann hält er den Schlüssel in der Hand.
Ich habe das Bild perfekt vor Augen, wie die beiden auf dem Bett hocken und auf diesen Schlüssel starren. :eek:

Am dritten Morgen krabbelt Basti in mein Bett.
„Ich habe heute Nacht von dem Gespenst geträumt.“
„Echt. Es hat Hunger.“ Er zupft an der Bettdecke rum. Dann sagt er: „Wenn du mitkommst, geh ich hoch und geb den Schlüssel zurück.“ Ich bin mir nicht sicher, ob man sich auf Gespenster in Träumen verlassen kann.
Irgendwie setzt du die Zeilenumbrüche bei wörtlicher Rede und Handlung merkwürdig. Ich würde sie immer so setzen, dass wörtliche Rede und Handlung zusammenbleibt, wenn es von der gleichen Person kommt, aber einen Zeilenumbruch setzen, wenn die Person wechsel. Also:
Am dritten Morgen krabbelt Basti in mein Bett. „Ich habe heute Nacht von dem Gespenst geträumt.“
und
„Echt. Es hat Hunger.“ Er zupft an der Bettdecke rum. Dann sagt er: „Wenn du mitkommst, geh ich hoch und geb den Schlüssel zurück.“
Ich bin mir nicht sicher, ob man sich auf Gespenster in Träumen verlassen kann.

Finde ich irgendwie fließender so.

„Ja“ schreien wir und Frau Bienzle ruft,
Da fehlt ein Komma.

Den hat Frau Bienzle sich gebrochen, als sie die Fenster putzen wollte und von der Leiter gefallen ist. Der Krankenwagen war da, mit Sirene und hat sie in eine Klinik gefahren. Wir sind Helden, weil wir sie gerettet haben und wir haben sehr viel Eis bekommen.
Hier hast du drei Sätze mit fast der gleichen Satzstruktur.

„Fünfzig Jahre!“, ruft Basti. „Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob Basti direkt versteht, dass da ein Zusammenhang besteht.

Und manchmal ist sie auch traurig deswegen. Sie holt eine zugeklebte Tüte aus dem Kleiderschrank, da ist noch ein Mützchen drin, das sie für das Baby gestrickt hat, als sie schwanger war.
Das ist wirklich super süß und traurig.

Ich finde, du hast Hannas Sprache hier nahezu perfekt getroffen. Das ist so herrlich naiv und trotzdem merkt man, wie wichtig Hanna ihre Mitmenschen sind, wie viel Mitgefühl in ihr steckt. Da hast du eine sehr sympathische kleine Person zusammengebastelt.

Liebe Grüße,
NGK

 

Liebe @Chutney,

mit dem Original, was ich gerade gelesen habe, gehe ich mit Neugierde in deine Kopie rein und bin gespannt, was du daraus machst.

Mama sagt, wir sollen lieber nicht mehr zu Frau Bienzle hochgehen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen. Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt. Zwei Tage später ruft Mamas Freundin Inke an und als ich sage, dass wir mal kurz zu Frau Bienzle gehen, wedelt sie vom Sofa nur schlaff mit der Hand.
Neuerdings können wir uns jedes Mal auf eine Überraschung gefasst machen, wenn wir hoch gehen.
Ich denke, da könntest du ohne Probleme ein oder zwei gehen anders formulieren.
sie besuchen / bei ihr vorbeisehen zb

Einmal stand die Wohnungstür sperrangelweit offen. Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen die Tür zuzumachen.
..., dass vielleicht jemand die Frau Bienzle geklaut hätte, aber ...
Backen kann sie auch nicht mehr. Ich hatte am Sonntag Durchfall und Basti hat es voll erwischt, oben und unten kam es raus. Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist.
Ich hatte das Backen kann sie auch nicht mehr nicht gleich auf den Dünnpfiff bezogen, weil in dem Abschnitt soviel verschiedenes angesprochen wird. Ich dachte eher, dass Frau Bienzle nicht mehr körperlich fähig ist, zu backen, weil zu anstrengend. Dann kam für mich die Darmgrippe irgendwie aus dem heiteren HImmel. Da das aber der Anfang des Textes ist, war ich ja noch nicht warmgelesen und wusste nicht, wie die Erzählerin tickt.

Mir ist dieser Abschnitt mit den Infos etwas zu unruhig, gerade auch, weil es der erste ist.

Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt.
Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist.

Das wiederholt sich für mich für einen Teil.

Vielleicht könntest du das in den ersten Satz zusammenbringen, Vorschlag:

Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir endlich herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt. Sie wird ganz pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist.

Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen.
einen Lakritze?

Da schwimmt was Beiges drin, ich glaube Unterhosen, igitt.
:lol:

Letzte Woche, als Papa auf Montage war, haben wir heimlich sein Fernglas ausgeliehen und versucht vom Hof aus was zu erkennen, aber nichts zu machen.
... aber da war nichts zu machen.
Irgendwann ruft sie: „Was suche ich hier eigentlich?“ Basti und ich schreien im Chor: „Socken!“
Herrlich, so kleine Details.

„Dann könnten wir wenigstens in Ruhe nach dem Schlüssel suchen“, antworte ich leise. Wir entdecken es fast gleichzeitig, das Schlüsselbrett neben der Tür. Über jedem Schlüssel steht etwas geschrieben. „Fahrradk.“, „Dachbd.“, „Ersatzschl.“, lese ich. Nur über einem Schlüssel steht nichts.
Ich denke doch, dass die Kinder schon sehr oft bei Frau Bienzle waren und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie erst jetzt das Schlüsselbrett entdecken :shy:. Das würde ich umformulieren.
Da reicht dann ja, aus dem Schlüssel suchen den Schlüssel ohne Schild ausprobieren zu machen.

„Ich dachte, ich hol euch mal das Spiel vom Schrank und dann ist es mir auf den Kopf gefallen. So was Blödes, ich glaube, ich bin geschrumpft.“
Zuviele Leerzeichen zwischen den Sätzen.

Ich sehe sofort, dass das die kratzigsten Socken der Welt sind. So was ziehe ich nicht an.
Schön.
„Sag mal, Frau Bienzle.“
Mir gefällt auch sehr gut die Kombination von Frau Bienzle und du.

Sie ist ziemlich herumgekommen und sie hat berühmte Leute mit ihrem Taxi mitgenommen, zum Beispiel den Bürgermeister von Schönberg.
Auch witzig.

und sie hatte mehrere sehr gute Freunde.
Ich amüsiere mich wirklich gut in der Geschichte.

„Nee, mir kommt kein Fremder in die Wohnung. Am Ende soll ich noch hier raus. Ich geh in kein Heim. Lieber sterbe ich.“
„Krass“, sage ich.
Die Reaktion von Hanna passt hier für mich nicht.

Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder.
:D

„Hanna? Basti!“
„Ja“ schreien wir und Frau Bienzle ruft, dass wir Mama holen sollen.

Wieso hast du hinter Hanna ein Frage- bei Basti ein Ausrufezeichen genommen?
Ich würde auch bei Basti ein Fragezeichen setzen und dafür hinter das Ja ein Ausrufezeichen.

Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat.
Herrlich.

Es waren Leute vom Amt da, mit einem Zettel. Mama ist fast umgefallen, als sie ihn gelesen hat, denn darauf hat Frau Bienzle früher mal geschrieben, dass Mama sich notfalls um sie kümmern soll.
Naja, so einfach geht das ja nicht ;) Die Mutter müsste ja schon davon wissen, wenn Frau Bienzle sie als Betreuerin/Bevollmächtigte einsetzt. Aber die hat das wohl einfach so gemacht :D

Während in @wieselmaus Geschichte die Tragik, das Konservative, die Härte und die Hierarchie der Familie deutlich wird, bekommt das in deiner Kopie eine kindergerechte Leichtigkeit.
Ich mag die Geschichte sehr mit all den Figuren und finde, das Copywrite ist dir sehr gelungen.

Meine Anmerkungen bzw. Verbesserungsvorschläge sind größtenteils Geschmackssache, aber ich finde es auch immer wieder spannend, wie andere mit meinen Texten zurechtkommen und so habe ich dir nun meinen Eindruck teilweise detailliert beschrieben.

Es hat Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Vielen Dank.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe @Fliege,

vielen Dank für dein sorgfältiges Lesen, deine Begeisterung und die Gedanken, die du dir zum Thema Kindertauglichkeit gemacht hast. Das war spannend für mich.

Ich fand die Kombi Schönbergzimmer und Kindertag ja spannend. Schwieriges Thema für eine Kindergeschichte, finde ich und war gespannt, wie Du das angehst.
Ja, ich bin da etwas naiv rangegangen und solange sie noch das Gespenst in der Kammer wähnten war alles gut, aber dann wurde mir klar, dass das Thema ziemlich ernst ist und auch nicht so unmittelbar interessant für Kinder. Der Vorteil beim CW ist, dass man dann da durch muss. Für Erwachsene hätte ich versucht, mehr die Tragik zu zeigen, für Kinder, das eher abzumildern.

Das mit dem Essen ist ab irgendwann tatsächlich so ein Ding.
Oh, das klingt nach eigenen Erfahrungen

Ich finde es ja großartig, dass die Kinder die Frau Bienzle besuchen.
Ja, es sind schon zwei sehr liebe Kinder. Andere hätten vielleicht gesagt, die ist komisch, da gehen wir nicht mehr hin. Aber sie ist ja auch ein bisschen Oma-Ersatz vielleicht.

„Dann könnten wir wenigstens in Ruhe nach dem Schlüssel suchen“, antworte ich leise.
Klingt für mich nicht nach Kindermund. Dann hätten wir nach dem Schlüssel suchen können! - schon eher.
Seltsam, das klingt für mich kindermundmäßig eigentlich gleich. Dein Vorschlag sogar noch etwas korrekter.


„Es war gar nicht böse und es hat gesagt, es gruselt sich in dem Zimmer und Frau Bienzle kann es jetzt gar nicht mehr füttern, weil abgeschlossen ist.“
Das ist aber auch nicht schön für das Gespenst. Armes Ding.
Nee, isses auch nicht. :sad:

Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder.
Der Gedanke ist zwar niedlich, kauf ich der Erzählerin aber nicht ab. Die erscheint mir zu alt schon für solche Gedanken.
Ja, die "Nachbarskinder" waren auch schon mal auf der Kippe, kommen bisher in den Kommentaren aber ganz gut an. Ich sehe Hanna so in dem Alter, wo man nicht mehr wirklich an den Weihnachtsmann glaubt, aber, wenn dann das Glöckchen klingelt, kommen die Zweifel. Behalte ich erstmal im Auge.

Nur geht es ja echt viel um die alte Frau und ihr Leben (Copy geschuldet), die beiden Kids erleben selbst ja relativ wenig spannendes, ab von dem Gespenst, aber das ist für 9jährige wahrscheinlich schon Pipikram. Und es kommt auch zu keinem richtigen Konflikt für die Kids. Klar, die Sache mit der Kammer und dem Schlüssel - aber ich weiß nicht, ist doch recht flach die Kurve.
Ich denke, das war z.B. bei meinen Neffen der Punkt, die mit zehn und dreizehn eher schon so Thriller lesen. Die haben sich zwar soweit gut unterhalten gefühlt, hatten sich aber was Aufregenderes in der Kammer vorgestellt. Richtig gut gefallen hat die Geschichte unserem Nachbarsmädchen, 16 Jahre alt, die das Ende toll fand, mit der Aussicht Richtung Beruf und der die zweite Ebene, mit der verschlossenen Kammer, die auch "im eigenen Herzen sein könnte" (ihre Formulierung) sehr gefallen hat.

Ich finde, dass der Fokus zu sehr auf Frau Bienzle liegt und über sie erzählt wird, die Kinder zu Beobachtern werden und damit eigentlich nicht selbst im Mittelpunkt stehen.
Das ist bestimmt so, dass die Hauptfigur eigentlich Frau Bienzle ist. Ich hatte tatsächlich überlegt, den Aspekt, dass da in der eigenen Familie noch ein drittes Kind gewesen wäre und was das bedeutet, noch weiter auszubauen. Aber damit wäre das Ganze noch ernster geworden und wahrscheinlich auch überfrachtet worden. Ich denke, für diese Geschichte ist das jetzt okay so, aber ich merke mir fürs nächste Mal.

Vielleicht sind sie ja doch schon empathisch genug, sich hier an die alte Frau zu hängen.
Schön formuliert.

Also, ich bin sehr dafür, dass sich die Kinderliteratur öffnet, auch was die Themen betrifft. Und ein solches Schönbergzimmer, das Alter - daran kommen auch Kinder nicht vorbei. Die Frage ist halt, wie man es kindgerecht aufarbeitet und ich hätte gar kein Problem, deine Geschichte einem Kind vorzulesen. Glaub nicht, dass es danach ein Trauma hat. Nur weiß ich halt nicht, wie spannend sie es am Ende finden, wegen dem Fokus und so.
Ich habe auf jeden Fall wieder gemerkt, wie anspruchsvoll das ist, für Kinder zu schreiben, wie sehr man da in Sprache und Thematik verrutschen kann. Auch in der Art des Humors. Das ging mir auch schon bei den "Chicks on speed" so.

Aber Klasse, dass Du es gewagt hast. Und mich hast Du auf jeden Fall abgeholt. Ich habe mich ganz prächtig unterhalten.
Herzlichen Dank, liebe Fliege, das war superinteressant für mich, die Fehler habe ich auch ausgebessert und über die ganzen Stellen, die du gefeiert hast, habe ich mich riesig gefreut. Und wenn es denn doch eher Erwachsene als Kinder unterhält, dann ist das auch okay.

Liebe Grüße von Chutney


Hallo @Nichtgeburtstagskind ,

ganz herzlichen Dank für diesen tollen Kommentar, da waren viele wichtige Punkte drin und ich habe einiges übernommen.

ich mag dein Copywrite auch sehr gerne. Auch ohne Wieselmauses Geschichte zu kennen, macht es viel Spaß. :)
Das freut mich.:)

Echt super gemacht, das alles mit kindlicher Stimme unterzubringen, aber doch so, dass man als erwachsener Leser die Hintergründe sofort erkennt.
Danke!

Beim ersten Lesen habe ich den Bezug von „einen“ und Lakritze nicht sofort gerafft und dachte er schmeißt nen Würfel hoch oder so. Ich finde "einen Lakritz" hört sich merkwürdig an. Vllt kannst du den Bezug noch irgendwie deutlich machen. Vllt hab aber nur ich das Problem.
Nee, du bist nicht die einzige. Jetzt habe ich es deutlicher gemacht, auch wenn jetzt ziemlich oft Lakritz vorkommt.

Komma nach versucht.
Ja, hier hatte ich jetzt @Friedrichard so verstanden, dass das ein komplexes Verb ist und dass dann da kein Komma kommt.

Das mit der Farbe wirkt mir zu albern. Hanna ist doch bestimmt stolz, dass sie weiß, dass das keine Farbe ist!
Farbe ist jetzt durch "Zeug" ersetzt.

Irgendwie gefällt mir das „Krass“ nicht. Da hätte ich von Hanna mehr Mitgefühl erwartet. So was wie: „Das lassen wir nicht zu!“ oder „Niemals!“.
"Krass" sollte ursprünglich der Basti sagen, aber der kommt ja erst später dazu. Jetzt habe ich es durch "Ups" ersetzt, was mehr Erschrecken ausdrückt, während "krass" irgendwie begeistert klingt. Ich finde es besser.

Irgendwie setzt du die Zeilenumbrüche bei wörtlicher Rede und Handlung merkwürdig.
Hier habe ich deinen Vorschlag komplett übernommen und werde in Zukunft mal darauf achten. Danke!

Hier hast du drei Sätze mit fast der gleichen Satzstruktur.
Wow, du hast einen Blick! Die Stelle muss ich mir nochmal vornehmen, alles was ich da im Moment probiere, hört sich genauso langweilig an.

Ich habe das Bild perfekt vor Augen, wie die beiden auf dem Bett hocken und auf diesen Schlüssel starren. :eek:
Schön! :D

„Fünfzig Jahre!“, ruft Basti. „Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob Basti direkt versteht, dass da ein Zusammenhang besteht.
Interessante Frage. Zumindest denke ich, dass er anhand der Reaktion der Mutter den Zusammenhang spürt.

Da hast du eine sehr sympathische kleine Person zusammengebastelt.
Das hast du süß formuliert. :herz: Und dankeschön für die Stellen, die du gelobt hast, liebe NGK, ich bin ein bisschen beschämt. Als ich deine tolle Geschichte kommentiert habe, war ich CW-mäßig gerade sehr gestresst, das war nicht so ausführlich. Aber es kommen ja noch weitere Chancen.

Herzliche Grüße von Chutney

Liebe @bernadette ,

herzlichen Dank für deinen Besuch und für die Genauigkeit mit der du durch den Text gegangen bist.

mit dem Original, was ich gerade gelesen habe, gehe ich mit Neugierde in deine Kopie rein und bin gespannt, was du daraus machst.
Und ich bin gespannt, wie du es findest.

Ich denke, da könntest du ohne Probleme ein oder zwei gehen anders formulieren.
sie besuchen / bei ihr vorbeisehen zb
guter Punkt, ist geändert in "besuchen". Danke.

..., dass vielleicht jemand die Frau Bienzle geklaut hätte, aber ...
Hier würde ich gerne die Sprache so lassen. Das ist für mich so ein bisschen schlampig, kindlich gesprochen, das erlaube ich mir hier im Text ein paarmal um die Erzählstimme lebendiger zu machen.


Ich hatte das Backen kann sie auch nicht mehr nicht gleich auf den Dünnpfiff bezogen, weil in dem Abschnitt soviel verschiedenes angesprochen wird.
Da das aber der Anfang des Textes ist, war ich ja noch nicht warmgelesen und wusste nicht, wie die Erzählerin tickt.
Okay, das beobachte ich mal weiter, ob es da noch Beschwerden gibt.

Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt.
Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist.
Das wiederholt sich für mich für einen Teil.

Vielleicht könntest du das in den ersten Satz zusammenbringen, Vorschlag:

Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir endlich herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt. Sie wird ganz pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist.

Das würde ich auch gerne so belassen. Beim ersten Mal, soll es dazu dienen, Spannung zu erzeugen, beim zweiten Mal drückt sie hier nochmal nach, mit kleiner Steigerung, was die Frau Bienzle charakterisiert.


Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen.
einen Lakritze?
Da habe ich jetzt noch einmal Lakritz eingebaut. Danke.

Letzte Woche, als Papa auf Montage war, haben wir heimlich sein Fernglas ausgeliehen und versucht vom Hof aus was zu erkennen, aber nichts zu machen.
... aber da war nichts zu machen.
Würde ich wieder gerne lassen, wg. Erzählstimme

Ich denke doch, dass die Kinder schon sehr oft bei Frau Bienzle waren und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie erst jetzt das Schlüsselbrett entdecken :shy:. Das würde ich umformulieren.
Da reicht dann ja, aus dem Schlüssel suchen den Schlüssel ohne Schild ausprobieren zu machen.
Ich glaube, da unterscheiden wir beide uns, liebe bernadette. Du hättest bestimmt das Schlüsselbrett schon zehnmal gesehen, ich wäre als Zeugin schlecht zu gebrauchen.

„Nee, mir kommt kein Fremder in die Wohnung. Am Ende soll ich noch hier raus. Ich geh in kein Heim. Lieber sterbe ich.“
„Krass“, sage ich.
Die Reaktion von Hanna passt hier für mich nicht.
Ist geändert: "Ups", sagte ich.


„Hanna? Basti!“
„Ja“ schreien wir und Frau Bienzle ruft, dass wir Mama holen sollen.
Wieso hast du hinter Hanna ein Frage- bei Basti ein Ausrufezeichen genommen?
Ich würde auch bei Basti ein Fragezeichen setzen und dafür hinter das Ja ein Ausrufezeichen.
Stimmt, das war ein Versehen, habe ich jetzt geändert, danke!

Naja, so einfach geht das ja nicht ;) Die Mutter müsste ja schon davon wissen, wenn Frau Bienzle sie als Betreuerin/Bevollmächtigte einsetzt. Aber die hat das wohl einfach so gemacht :D
Mir ist neulich mal genau so eine Situation zu Ohren gekommen, dass eine Frau ihre Nachbarin eingesetzt hatte, ohne, dass die das wusste. Sie hätte natürlich ablehnen können, aber sowas kann schon vorkommen.

Während in @wieselmaus Geschichte die Tragik, das Konservative, die Härte und die Hierarchie der Familie deutlich wird, bekommt das in deiner Kopie eine kindergerechte Leichtigkeit.
Ich mag die Geschichte sehr mit all den Figuren und finde, das Copywrite ist dir sehr gelungen.
Meine Anmerkungen bzw. Verbesserungsvorschläge sind größtenteils Geschmackssache, aber ich finde es auch immer wieder spannend, wie andere mit meinen Texten zurechtkommen und so habe ich dir nun meinen Eindruck teilweise detailliert beschrieben.
Oh, vielen Dank, bernadette. Das hat mich riesig gefreut und mir sehr weiter geholfen.

Herzliche Grüße von Chutney

 

Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen Lakritz hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen.

Moin Chutney,

grüß dich, @Nichtgeburtstagskind,

im Nachgang zur "Rechtschreibreform" ist eine übergeordnete, durchaus logische Korrektur vorgenommen worden, die andere Regeln bzgl. der Kommasetzung zu Infinitiven außer Kraft setzt, wie hier bei der Abhängigkeit des Infinitivs "zu fangen" von einem Substantiv (auf die NGK sicherlich anspielt). Tatsächlich ist das Prädikat "zu fangen versuchen" zwoteilig und damit komplex.

Schaut euch ruhig die entsprechende Seite beim IdS an.

Tschüss

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebes @Chutney, weil es in der runden Geschichte um ein trauriges Thema geht, hast du gut daran getan, es in Kinderhände abzugeben. Zudem ist es eine gelungene Kopie, denn du hast das ganze Zeit-und Lokalkolorit aus der @wieselmaus Geschichte kurzerhand verbannt.
Umso leichter fiel es mir beim Lesen, auf mein Gefühl zu achten und da bin ich auf einige Stellen gestoßen, die mir etwas hakelig durchs Hirn gingen. Ich zeig sie Dir einmal.

Mama sagt, wir sollen Frau Bienzle lieber nicht mehr besuchen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen.
Backen kann sie auch nicht mehr. Ich hatte am Sonntag Durchfall und Basti hat es voll erwischt, oben und unten kam es raus.

Ich habe mich gefragt, ob es da einen Zusammenhang geben soll, denn eine Diarrhoe von Backwaren ist mir gar nicht geläufig. :confused:

Als sie uns sieht, strahlt sie mit ihren schiefen Zähnen.

Frau Bienzle strahlt ja nur und dabei sieht man ihre schiefen Zähne. Oder sind die schiefen Zähne strahlend?

Heute lutscht sie stattdessen Lakritze.

Ich denke nicht, dass Hanna Lakritz als Ersatz für Zigaretten sieht und deswegen habe ich stattdessen nicht gelesen.

Ich würde eine Nudelsuppe nehmen“, sage ich, denn da kann man nicht viel verkehrt machen, heißes Wasser drauf und fertig.

Es kommt mir merkwürdig vor, dass ein Kind Nudelsuppe zum Kniffeln wählt, vor allem der Zubereitung wegen. Selbst wenn sie schon manchmal recht reif und vernünftig ist, würd sie doch am ehesten ein Glas Wasser wählen.

Wir warten und sie schnauft.

:herz:

Was Hohes.
Dann geht sie zu dem Gespenst und zieht das Laken herunter. Ein blauer Kinderwagen.

Hier zweifelte ich, denn ein Kinderwagen ist nicht sonderlich hoch, denn Basti ist ja kein Kleinkind mehr. Sicher, es sollte einen Bezug zu einem Kind haben ... na ja, war halt nur ein Innehalten während des Lesens.

Vielen Dank für die feinfühlige und humorvolle Geschichte,

Kanji

 

Großartiger Text, liebe @Chutney,
das ist die vierte KG, die ich von Dir kommentiere und was mir auch hier wieder auffällt, ist der enorme Flow, der mich wie eine Unterströmung durch den Text zieht, dass ich gar nicht aufhören kann zu lesen. Da deine Themen meistens unspektakulär sind, muss es die Sprache sein und die vielen schönen Ideen, die Du damit einwickelst. Es kommt auch ein Unterton aus deinem Text, wie soll ich sagen, die Welt ist bei Dir nicht konfliktfrei aber ganz, im Sinne von gesund. Erinnert mich an Marianna Leky - Was man von hier aus sehen kann. Hast du mal einen längeren Text versucht?

Paar Texterbsen:

Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt
Sollte da ein Komma vor weil?

Neuerdings können wir uns jedes Mal auf eine Überraschung gefasst machen, wenn wir hoch gehen. Einmal stand die Wohnungstür sperrangelweit offen. Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen die Tür zuzumachen.
Da fände ich Satz zwei und drei im Präsens besser, weil du mit "Neuerdings können" einleitest, da passt das Perfekt nicht so recht.

Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist. Aber richtig pampig.
Geschicktes zeitiges Aufgreifen des Themas. Ab da ist das Geheimnis um die Kammer wie ein leichtes Zahnweh, das latent vorhanden ist, das ich Leser nicht vergesse, aber es stört auch nicht.

Sie sieht aus wie eine liebe Hexe und ihre Stimme klingt kratzig, weil sie früher geraucht hat. Heute lutscht sie stattdessen Lakritze.
Saugut.

„Ich würde eine Nudelsuppe nehmen“, sage ich, denn da kann man nicht viel verkehrt machen,
Hehe, schlaues Mädchen.

Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen Lakritz hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen. Er schafft es nie. Also muss er unter den Tisch kriechen und den Lakritz am Pullover abreiben. Frau Bienzle kichert jedes Mal und deshalb macht er natürlich weiter mit dem Quatsch.
Genial.

Im Bad steht das Fenster offen, es ist saukalt und ich kann mir nicht mal die Hände waschen, weil das Waschbecken voll mit Wasser ist. Da schwimmt was Beiges drin, ich glaube Unterhosen, igitt.
Ich werd grün im Gesicht.

Sie sagt, früher hätten die Leute auch keine Waschmaschine gehabt. Basti hat gestaunt: „Ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt.“
Haha, der Basti ist wirklich jung.

In der Küche knallt der Würfelbecher auf den Tisch. „Straße!“, schreit mein Bruder und Frau Bienzle sagt, “jetzt müssen wir aber auf die Hanna warten.“
Muss da statt des zweiten Kommas (vor jetzt) kein Doppelpunkt hin?

Letzte Woche, als Papa auf Montage war, haben wir heimlich sein Fernglas ausgeliehen und versucht(Komma?) vom Hof aus was zu erkennen, aber nichts zu machen.

Sie verschwindet lange im Schlafzimmer. Irgendwann ruft sie: „Was suche ich hier eigentlich?“ Basti und ich schreien im Chor: „Socken!“
„Stell dir mal vor, sie hätte uns vergessen und sich ins Bett gelegt und wäre eingeschlafen“, flüstert Basti.
Spielerischer Umgang mit der Altersvergesslichkeit, schön.

„Fahrradk.“, „Dachbd.“, „Ersatzschl.“, lese ich.
Feines Auge.

Bis sie meine nackigen Füße entdeckt.
nackten? Andererseits passt das nackig zum Duktus, weiß nicht, bin unentschlossen.

„Das mit dem Kiosk war später. Und, seht ihr, was das für ein Wagen ist?“
„Ferrari?“, fragt Basti.
:lol:

Meine Socken sind zwar noch nicht ganz trocken, aber warm.
Gehen die eigentlich auf Socken durchs Treppenhaus?

Es war ziemlich dunkel im Zimmer und da war nur ein bisschen Gerümpel und sonst nichts. Es hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, wahrscheinlich als es mich gehört hat. Es ist ganz weiß und es hat mich angestarrt und die Arme nach mir ausgestreckt. Ich habe Angst. Es hat mich gesehen. Vielleicht ist es jetzt sauer und kommt zu mir. Vielleicht kann es durch Wände gehen.
Da der Basti jung ist, so geschätzt frühes Grundschulalter, würde ich die Sprache hier etwas einfacher halten, weniger abgeklärt, besonders das zurückgezogen. Mir fehlt auch ein wenig atemloses Gestammel, denn Basti ist schließlich mega aufgeregt.
"Da war nur Gerümpel und dann hat sich was bewegt und ... und dann hat es seine weißen Arme nach mir ausgestreckt und wollte mich fangen und ich bin nur noch raus. Und jetzt hab ich echt Schiss, weil Gespenster können ja durch Wände gehen und vielleicht ist es jetzt richtig sauer?"
Nur zum verdeutlichen, was ich meine. Schönes Detail übrigens, der versehentliche Schlüsselklau.

Mir war nicht klar, dass ein Oberschenkel einen Hals hat.
Kann man nicht besser machen.

Basti hat als geheime Botschaft ein Gespenst gemalt, dass hungrig guckt. Aber weil Papa meinte, das sei so traurig, habe ich ein paar Herzen aus meinem Stickeralbum drumherum geklebt und Basti hat den Gespenstermund an den Seiten ein bisschen nach oben gebogen.
Herzallerliebst.

Mama redet weiter, während sie das Fenster aufmacht: „Das ist ja ein Jammer, so ein schöner Raum, den nur als Rumpelkammer zu nutzen.
Da ist mMn ein Knoten in der Grammatik. Könntest du auflösen:
Das ist ja ein Jammer, so ein schöner Raum - den nur als Rumpelkammer zu nutzen ...
Das ist ja ein Jammer, so einen schönen Raum nur als Rumpelkammer zu nutzen.

Wir gehen näher ran und ich erwarte schon, dass da ein kleines verstaubtes Baby drin liegt, aber da ist nur ein Aktenordner drin. Mama öffnet ihn, schaut hinein, liest, blättert, liest, blättert und klappt ihn zu
traurige Auflösung und dass da ein Ordner im Bettchen liegt, ist eine feine Idee.

„Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
Könnte weg.

Sie holt eine zugeklebte Tüte aus dem Kleiderschrank, da ist noch ein Mützchen drin, das sie für das Baby gestrickt hat, als sie schwanger war.
eine kleine, sehr menschliche Stelle, die viel sagt.

Sie humpelt da mit ihrem Rollator durch die Gänge und Basti schreit „Taxi, Taxi!“
Doppelpunkt hinter schreit?

Papa meint, ich kann ja Psychologin werden und den Leuten helfen, ein bisschen Luft an ihre Geheimnisse zu lassen.
Runder Abschluss.

So, ich muss mal in die Sonne ...
Peace, linktofink

 

Lieber @Friedrichard ,

"Immer, wenn er gewürfelt hat, wirft er einen Lakritz hoch und versucht ihn mit dem Mund zu fangen."

Vielen Dank, dass du nochmal reingeschaut hast. Ist aber schon eine komische Regelung, oder? @linktofink ist auch darüber gestolpert. Ich zitiere dich also nochmal:

Friedel schreibt: " ... im Nachgang zur "Rechtschreibreform" ist eine übergeordnete, durchaus logische Korrektur vorgenommen worden, die andere Regeln bzgl. der Kommasetzung zu Infinitiven außer Kraft setzt, wie hier bei der Abhängigkeit des Infinitivs "zu fangen" von einem Substantiv (auf die NGK sicherlich anspielt). Tatsächlich ist das Prädikat "zu fangen versuchen" zwoteilig und damit komplex.
Schaut euch ruhig die entsprechende Seite beim IdS an."

Dankeschön!

Liebe Grüße von Chutney

Liebe @Kanji,

auch dir vielen Dank für deinen Zuspruch und das genaue Hingucken. Den Text in Kinderhände abzugeben, erwies sich als durchaus tricky und ich freue mich, dass es für dich funktioniert.

Ich habe mich gefragt, ob es da einen Zusammenhang geben soll, denn eine Diarrhoe von Backwaren ist mir gar nicht geläufig. :confused:
Vielleicht hat der Kuchen länger in der Sonne gestanden, oder es ist eine Zutat hineingekommen, die nicht reingehört?

Frau Bienzle strahlt ja nur und dabei sieht man ihre schiefen Zähne. Oder sind die schiefen Zähne strahlend?
Ja, das ist nicht so korrekt. Trotzdem würde ich es erst mal so belassen, weil es für mich dieser kindliche Sprachduktus ist.

Ich denke nicht, dass Hanna Lakritz als Ersatz für Zigaretten sieht und deswegen habe ich stattdessen nicht gelesen.
Mein Gedanke dabei war, dass Frau Bienzle das Hanna mal irgendwann erzählt hat.

Es kommt mir merkwürdig vor, dass ein Kind Nudelsuppe zum Kniffeln wählt, vor allem der Zubereitung wegen. Selbst wenn sie schon manchmal recht reif und vernünftig ist, würd sie doch am ehesten ein Glas Wasser wählen.
Meiner Kenntnis nach lieben Kinder durchaus diese Tütensuppen und ich denke, sie sind so ein bisschen daran gewöhnt, von Frau Bienzle verwöhnt zu werden.

Hier zweifelte ich, denn ein Kinderwagen ist nicht sonderlich hoch, denn Basti ist ja kein Kleinkind mehr. Sicher, es sollte einen Bezug zu einem Kind haben ... na ja, war halt nur ein Innehalten während des Lesens.
Das ist irreführend, das stimmt. Ich hatte tatsächlich eher ein Kinderbettchen vor Augen, mit Betthimmel, aber dann passt natürlich der blaue Kinderwagen nicht. Ich habe das "Hohe" jetzt einfach erstmal weggelassen. Danke!

Liebe Kanji, wie schön, dass du jetzt auch wieder mehr dabei bist und herzlichen Dank!

Liebe Grüße von Chutney


Lieber @linktofink ,

das ist die vierte KG, die ich von Dir kommentiere und was mir auch hier wieder auffällt, ist der enorme Flow, der mich wie eine Unterströmung durch den Text zieht, dass ich gar nicht aufhören kann zu lesen. Da deine Themen meistens unspektakulär sind, muss es die Sprache sein und die vielen schönen Ideen, die Du damit einwickelst.
Das ist ja ein tolles Kompliment. Dankeschön!:shy:

Es kommt auch ein Unterton aus deinem Text, wie soll ich sagen, die Welt ist bei Dir nicht konfliktfrei aber ganz, im Sinne von gesund. Erinnert mich an Marianna Leky - Was man von hier aus sehen kann. Hast du mal einen längeren Text versucht?
Das Buch habe ich tatsächlich sehr gerne gelesen und verstehe, was du mit "gesund" meinst. Eindrücklich, wie da ein trauerndes Kind tagelang durch die Gegend geschleppt wird. Einen längeren Text habe ich noch nie versucht. Momentan bin ich froh, wenn ich mit Wortkrieger-Unterstützung ab und zu eine Kurzgeschichte schaffe.

Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt
Sollte da ein Komma vor weil?
Ich glaube, nicht.

Neuerdings können wir uns jedes Mal auf eine Überraschung gefasst machen, wenn wir hoch gehen. Einmal stand die Wohnungstür sperrangelweit offen. Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen die Tür zuzumachen.
Da fände ich Satz zwei und drei im Präsens besser, weil du mit "Neuerdings können" einleitest, da passt das Perfekt nicht so recht.
Der Satz nach "Einmal" bezieht sich aber schon auf Vergangenes.

Im Bad steht das Fenster offen, es ist saukalt und ich kann mir nicht mal die Hände waschen, weil das Waschbecken voll mit Wasser ist. Da schwimmt was Beiges drin, ich glaube Unterhosen, igitt.
Ich werd grün im Gesicht.
Jetzt hoffe ich, dass du in dem Waschbecken auch nur das siehst, was ich darin sehe, nämlich hautfarbene Unterwäsche, mehr nicht.:hmm:

In der Küche knallt der Würfelbecher auf den Tisch. „Straße!“, schreit mein Bruder und Frau Bienzle sagt, “jetzt müssen wir aber auf die Hanna warten.“
Muss da statt des zweiten Kommas (vor jetzt) kein Doppelpunkt hin?
Ja, das ist besser, danke!

Bis sie meine nackigen Füße entdeckt.
nackten? Andererseits passt das nackig zum Duktus, weiß nicht, bin unentschlossen.
Das lass ich wegen dem Duktus

Meine Socken sind zwar noch nicht ganz trocken, aber warm.
Gehen die eigentlich auf Socken durchs Treppenhaus?
Zum Beispiel. Oder in Hausschuhen, die sie dann oben unterm Küchentisch lassen. Oder in Schuhen, die sie oben ausziehen. Falls da noch mehrere drüber stolpern, muss ich das vielleicht noch mal genauer machen.

Es war ziemlich dunkel im Zimmer und da war nur ein bisschen Gerümpel und sonst nichts. Es hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, wahrscheinlich als es mich gehört hat. Es ist ganz weiß und es hat mich angestarrt und die Arme nach mir ausgestreckt. Ich habe Angst. Es hat mich gesehen. Vielleicht ist es jetzt sauer und kommt zu mir. Vielleicht kann es durch Wände gehen.
Da der Basti jung ist, so geschätzt frühes Grundschulalter, würde ich die Sprache hier etwas einfacher halten, weniger abgeklärt, besonders das zurückgezogen. Mir fehlt auch ein wenig atemloses Gestammel, denn Basti ist schließlich mega aufgeregt.
"Da war nur Gerümpel und dann hat sich was bewegt und ... und dann hat es seine weißen Arme nach mir ausgestreckt und wollte mich fangen und ich bin nur noch raus. Und jetzt hab ich echt Schiss, weil Gespenster können ja durch Wände gehen und vielleicht ist es jetzt richtig sauer?"
Nur zum verdeutlichen, was ich meine. Schönes Detail übrigens, der versehentliche Schlüsselklau.
Ui, da hattest du mich. Da habe ich jetzt eine Zeitlang überlegt und die Stelle folgendermaßen verändert:
„Wie sah es aus? Hat es was gesagt?“
„Ja, nix hat es gesagt ... es hockte da in der Ecke und hat auf mich gelauert. Ich hätte fast geschrien!“
„Es heißt: Mir aufgelauert.“
„Kapierst du nicht? Es hat mich gesehen. Und die Arme nach mir ausgestreckt … “
Er reißt die Augen auf, macht die Hände wie Krallen und auf einmal ist mir kalt. Ich schüttle ihn.
„Basti! Guck wieder normal. Bitte!“
„Bestimmt kann es durch Wände gehen und sucht mich.“ Er fängt an zu heulen.
„Das macht keinen Sinn. Dann könnte man es ja wohl nicht einsperren, wenn es durch Wände gehen könnte. Hast du wieder abgeschlossen?“

Mama redet weiter, während sie das Fenster aufmacht: „Das ist ja ein Jammer, so ein schöner Raum, den nur als Rumpelkammer zu nutzen.
Da ist mMn ein Knoten in der Grammatik. Könntest du auflösen:
Das ist ja ein Jammer, so ein schöner Raum - den nur als Rumpelkammer zu nutzen ...
Das ist ja ein Jammer, so einen schönen Raum nur als Rumpelkammer zu nutzen.
Da habe ich jetzt deine Variante 1 übernommen. Danke!

„Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
Könnte weg.
Ja, aber bei wörtlicher Rede, da darf auch so ein Füllwort mal sein, finde ich.

Sie humpelt da mit ihrem Rollator durch die Gänge und Basti schreit „Taxi, Taxi!“
Doppelpunkt hinter schreit?
Ist gemacht!

Lieber linktofink, herzlichen Dank, auch für die vielen Stellen, die du noch hervorgehoben hast. Dein Kommentar hat mir sehr weiter geholfen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney

süße Geschichte. Jetzt bin ich nicht die richtige Zielgruppe, lese Kinder- oder Jugendgeschichten selten, aber ich fühlte mich schmetterlingsleicht durch den Text geführt. Ein paar kritische Anmerkungen habe ich dennoch, bin mir aber nicht in jedem Fall sicher, ob ich damit richtig liege, weil - siehe oben :D
Tja und zur Sprache: klingt altersgemäß, die Stimme funktioniert.
Die Schönberggeschichte von @wieselmaus eignet sich natürlich ganz hervorragend für eine Adaption.

Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen die Tür zuzumachen. Backen kann sie auch nicht mehr. Ich hatte am Sonntag Durchfall und Basti hat es voll erwischt, oben und unten kam es raus. Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist. Aber richtig pampig.
bäh, Durchfall, warum muss ich davon lesen? Und pampig: sagt man das heutzutage noch?

Ich schlürfe meine Suppe und schmeiße einen Vierer-Pasch.
schmeiße: eigentlich grenzwertig, aber in dem Kontext passt es

„Ich dachte, Waschmaschinen gibt es schon, seit es Gott gibt.“
was'n Witz, na ja :D

Ich bin mir nicht sicher, ob man sich auf Gespenster in Träumen verlassen kann. Außerdem, was fressen Gespenster? Womöglich Nachbarskinder. Und die Frau Bienzle könnte ja trotzdem sauer sein.
schöne Stelle, hat was, wenn man sich auf Gespenster verlassen kann


„Fünfzig Jahre!“, ruft Basti. „Warum sperrt sie denn dann immer noch das Zimmer ab?“
„Weil sie immer noch traurig ist, wenn sie das hier sieht. Aber trennen kann sie sich auch nicht.“
Basti schüttelt den Kopf.
„Glaub ich nicht. Frau Bienzle war mal Taxifahrerin.“
Mama lächelt. „Ach, Basti.“
auch eine hübsche Stelle, obwohl die Erzählerin reichlich allzuklug daherredet


Ich frage mich, ob es wohl noch mehr Menschen gibt, die ein abgeschlossenes Zimmer haben oder eine zugeklebte Tüte. Das würde mich interessieren. Papa meint, ich kann ja Psychologin werden und den Leuten helfen, ein bisschen Luft an ihre Geheimnisse zu lassen.
mm, den letzten Satz könntest du auch weglassen, würdest die Wirkung dadurch evtl. verstärken.

So, das war der Ausflug ins Schönbergzimmer und jetzt höre ich Fünftonmusik
Einen guten Start in die Woche und liebe Grüße
Isegrims

 

Lieber @Isegrims,

vielen Dank, dass du reingeschaut hast. Ich freu mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat, obwohl du nicht die Zielgruppe bist.

bäh, Durchfall, warum muss ich davon lesen? Und pampig: sagt man das heutzutage noch?
Bisschen empfindlich? ;) "Pampig", ja stimmt, das ist eher retro, trotzdem gefällt es mir und ich denke, Kinder kennen das auch noch.

schöne Stelle, hat was, wenn man sich auf Gespenster verlassen kann
Finde ich auch. Wenn schon Gespenst, dann wenigstens zuverlässig. :D

mm, den letzten Satz könntest du auch weglassen, würdest die Wirkung dadurch evtl. verstärken.
Stimmt, das würde auch funktionieren. Aber ich mag den letzten Satz und lasse ihn erstmal.

Vielen Dank, Isegrims, auch für die Hinweise auf die Stellen, die dir gefallen haben und, wenn alles klappt, bis Sonntag!

Liebe Grüße von Chutney

 

Moin, moin liebe @Chutney,

ich gebe zu, eigentlich ist zu Deiner schönen Geschichte nichts mehr zu sagen, sie ist rund und ein prima Copy zu Wieselmaus ´s Schönbergzimmer. Aber nur ein "gern gelesen" will ich nicht da lassen, also hangle ich mich einmal noch an Zitaten durch den Text, nimm es einfach als zusätzlichen Leseeindruck.

Die verschlossene Kammer
Uh - spannend, schnell noch ein Blick auf die Tags, ne, kein Horror

Mama sagt, wir sollen Frau Bienzle lieber nicht mehr besuchen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen.
Okay, wo führt das hin ... Und ich habe schon eine Vorstellung, das da nicht mehr alles stimmt, früher aber anders war ...

Das Radio war volle Pulle an und Basti meinte, vielleicht hat jemand die Frau Bienzle geklaut, aber sie hatte nur vergessen die Tür zuzumachen.
zu süß, ich mag solche Vorstellungen von Kindern sehr, die sind so herrlich logisch, aber knapp dran vorbei. Hast Du schön eingefangen.

Backen kann sie auch nicht mehr. Ich hatte am Sonntag Durchfall und
hier gehe ich mit ... ups, vergessen. Aber es wurde schon angemerkt, vom Backen den Magen verdorben ist wirklich sehr ungewöhnlich. Mach ne Sahneschnitte oder Obstkuchen draus, dann passt es. Aber so ist mein erster Gedanke - Topfkuchen.

Außerdem hat Frau Bienzle eine abgeschlossene Kammer und sie wird pampig, wenn wir wissen wollen, was da drin ist. Aber richtig pampig.
Der Nachsatz, also die Dopplung ist super an dieser Stelle. Muss ich mir für solche Verwendung mal merken.

Sie sieht aus wie eine liebe Hexe und ihre Stimme klingt kratzig, weil sie früher geraucht hat. Heute lutscht sie stattdessen Lakritze.
Schöne Beschreibung, wobei ich schon kurz im Kopf habe - Wie sieht eine liebe Hexe aus? - ich aber wahrscheinlich nur Wortkriegererziehung, ein Bild gibt es auf alle Fälle.

„Kniffel?“, fragt sie und wir nicken. „Es ist auch noch Kuchen da.“ Wir schütteln den Kopf.
Auch hier finde ich die "Wiederholung", diese Unisono-Reaktion herrlich

„Soso.“ Frau Bienzle kneift ein Auge zusammen. „Und woran hast du da gedacht?“
Na, so tüddelig ist sie also gar nicht

„Was soll das denn?“
Mir wird ganz heiß. Da erscheint hinter ihr Basti. „Du hast ja nasse Socken. Hast du daneben gepullert?“ Manchmal ist mein kleiner Bruder doch zu was nütze.
Ich mag die Wendungen, gerade noch bange ich mit ihr, weil erwischt, und schwubs, rettet der Basti sie

Irgendwann ruft sie: „Was suche ich hier eigentlich?“ Basti und ich schreien im Chor: „Socken!“
Kopfkino pur, herrlich

Ich geh in kein Heim. Lieber sterbe ich.“
„Ups“, sage ich.
das Ups passt für mich nicht, aber das ist Kleinkram. Entweder verschlägt es ihr die Sprache, weil über sowas spricht man nicht oder es kommt ein trockener Kommentar

Basti nimmt meine Hand, das macht er sonst nie.
Wunderbar, wie du das Verhältnis der beiden zeigst

„Bestimmt kann es durch Wände gehen und sucht mich.“ Er fängt an zu heulen.
Oh man, der arme Kerl

„Oje“, sage ich, aber er schüttelt den Kopf.
„Es war gar nicht böse und es hat gesagt, es gruselt sich in dem Zimmer und Frau Bienzle kann es jetzt gar nicht mehr füttern, weil abgeschlossen ist.“
und wieder eine ungewöhnliche Wendung, das ist wirklich eine feine Kindergeschichte

Wir wollen schon wieder gehen, da hören wir eine heisere Stimme. „Hanna? Basti?“
„Ja!“ schreien wir und Frau Bienzle ruft, dass wir Mama holen sollen.
ohweiha, was ist nur schon wieder los?

Aber wir gucken nur in die Ecke.
Da ist kein Gespenst.
Da ist was mit einem weißen Bettlaken zugedeckt.
Na, Glück gehabt!

Ich frage mich, ob es wohl noch mehr Menschen gibt, die ein abgeschlossenes Zimmer haben oder eine zugeklebte Tüte. Das würde mich interessieren. Papa meint, ich kann ja Psychologin werden und den Leuten helfen, ein bisschen Luft an ihre Geheimnisse zu lassen.
Schöner Schluss, aber ich gebe Isegrim recht, der letzte könnte gut weg, ist so nachgeschubst, das kapiere ich gerne alleine.

Liebe Chutney, das war ein schönes Leseerlebnis, so unbefangene Kinderwelt mit Spannungseinsprenkeln. Und natürlich mit dem Zusatzbonus, nochmal das "Schönbergzimmer" zu lesen, ist ja schon ein bisschen hergewesen.
Viel Spaß weiterhin, vielleicht bis Sonntag, sonst irgendwann wieder im Schatten eines Baumes mit Kaffee und Torte ...
Beste Wünsche
witch

 

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