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Die Versuchung
Die Versuchung
Da liegt es, fein säuberlich ausgepackt und einen appetitanregenden Geruch verbreitend.
Die Zunge gleitet vor Verlangen über die Lippen, der Blick lüsternd darauf gerichtet.
Die Gedanken kämpfen zwischen Schwäche und Stärke, es jetzt zu lassen, da der Tag doch noch so lang ist… und der nächste Hunger dann umso größer wird, in der Gewissheit nichts mehr Essbares zu besitzen.
Trotzdem wird die Hand schwach und bewegt sich langsam darauf zu. Eine Hälfte jetzt,
die Andere später, versucht das Gewissen zu trösten.
Blitzschnell ergreifen die Finger eine Brothälfte und führen diese genussvoll, den Wurstduft tief einatmend zum Mund, um herzhaft hinein zu beißen.
Gleich einer Erlösung kaut man freudig die Bissen, die ein Wohlgefühl dem Magen bringen und eine seelische Entspannung verbreitet Zufriedenheit.
Doch die Geschmacksnerven wollen mehr. Automatisch richtet sich das Augenpaar dem noch daliegenden zweiten leckeren Happen zu.
Nein! - versucht das Innere zu protestieren, der ist für später. Doch wie einem Teufel gleich wächst der Appetit auf das noch übrig gebliebene Brotstück. Die Augen verengen sich, Speichel füllt den Mund, Restbestände des Wurstgeschmackes machen sich bemerkbar. Letzte Widerstände regen sich, doch die Versuchung ist zu groß und schon sieht man sich wieder genüsslich kauend dasitzen.
Das Brotpapier liegt verloren, ein wenig anklagend auf dem Tisch.
Schlechten Gewissen wird es weggeworfen, da man weiß, dass der Kampf zuwiederstehen, erneut fehlgeschlagen ist.
Doch Morgen ist ein neuer Tag, neue Brote und ein Wille, es dann besser zu machen.