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Die Versuchung

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25.06.2008
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Die Versuchung

Sie stand am Straßenrand und hob die Hand. Als er anhielt und sie einstieg, bemerkte er, wie erleichtert sie war. Es war kein Vergnügen in der Mittagshitze an der Straße zu stehen und auf sporadisch vorbeikommende Autos zu warten. Sie sah jedenfalls ziemlich mitgenommen aus und sagte, wie gut es sei, endlich im Schatten zu sein. Der Charme der Jugend machte sie attraktiv, mit ihrer hellbraunen Haut und dem schwarzen, zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden Haar. Ihre spärliche Garderobe bestand aus einem sehr kurzen, rosa Rock und einem dunkelblauem Top mit Spaghettiträgern, darunter sah man das Oberteil eines bunt bedruckten Bikinis. Auffällig und für ihn überraschend war ein kleiner Diamant in einem Schneidezahn, der aufblitzte, wenn ihn ein Sonnenstrahl traf.

Er fragte sie, ob sie Durst habe und als sie bejahte, hielt er an einer Tankstelle und bestellte in dem Kiosk zwei Softdrinks. Sie trank ihre Cola schnell und gierig aus und als er ihren sehnsüchtigen Blick in Richtung Glastheke bemerkte, hinter der ein paar Snacks lagen, holte er, ohne sie zu fragen, eine Pizza und ein weiteres Getränk. Während sie aß, hörte er Musik mit seinem neuen, sündhaft teuren Player. Dieses kleine Wunderding war ihm unentbehrlich geworden, weil man nicht nur Musik hören sondern auch Bilder und Videos speichern und sogar im Internet surfen konnte. Alle Fotos seiner Reise waren auf dieser kleinen Festplatte. Sie hatte so etwas noch nie gesehen und wollte unbedingt die Kopfhörer in die Ohren stecken. Als sie den perfekten Klang der Musik hörte, war sie begeistert und gab das Gerät nicht mehr ab.

Als sie weiterfuhren, hockte sie sich auf den Vordersitz, die Füße auf der Sitzfläche, die angewinkelten Knie ragten weit über das Armaturenbrett hinaus. Sie hatte sich ihm voll zugewandt und den Rücken gegen die Beifahrertür gelehnt. Ihr knapper Rock war hochgerutscht und wenn er sie von Zeit zu Zeit anschaute, sah er nicht nur den leichten, hellen Flaum auf ihren schlanken Beinen, sondern auch ihren rosa Slip. Obwohl sie konzentriert der Musik lauschte, bemerkte sie sehr wohl, wie er sie anstarrte und wohin er sah, aber sie war keineswegs verlegen. Ihr Blick, anfangs noch schüchtern und neugierig, war zunehmend herausfordernder und provokativer geworden. Im Takt der für ihn unhörbaren Musik beugte sie ihren Oberkörper immer wieder weit vor und er sah ihre hüpfenden, kleinen Brüste. Und auch das schien sie sehr wohl zu wissen. Wie sie da saß, jung und verführerisch, verspürte er immer stärker den Wunsch, sie zu streicheln, zu küssen, ihren Körper anzufassen und sie zu besitzen.

Sie waren eine ganze Weile gefahren, als ihn nicht nur die aufkommende Begierde sondern auch das dringende Bedürfnis zu pinkeln, veranlasste auf eine Art Rastplatz abzubiegen, der durch dichte Büsche von der Straße abgetrennt war. Auf dem Platz stand ein altes, weißes Auto mit offenen Türen. Zwei junge Männer saßen auf dem Kühler und hörten laute Musik aus dem Autoradio. Er fuhr an ihnen vorbei, an das andere Ende des Rastplatzes und beide stiegen aus. Sie hatte noch immer die Kopfhörer im Ohr und tänzelte aufgeregt umher. Er ging zu einem Baum, der in einiger Entfernung stand, um sich zu erleichtern. Beim Pinkeln blickte er über seine Schulter zurück und sah, dass das Mädchen zu den beiden jungen Männern gegangen war. Einer redete auf sie ein, der zweite hatte sich die Kopfhörer aufgesetzt. Als er mit seinem Geschäft fertig war, sich umgedreht hatte und zu seinem Auto zurückgehen wollte, ereigneten sich einige Dinge fast gleichzeitig. Das Mädchen lachte laut, kletterte auf den Rücksitz des weißen Autos und schlug die Tür zu. Einer der Männer setzte sich auf den Fahrersitz, startete den Motor und fuhr, mit geöffneter Beifahrertür, in Richtung seines Autos, während der zweite in dieselbe Richtung gerannt war. Beide kamen fast gleichzeitig an und der, der gerannt war, bückte sich kurz, ohne dass zu erkennen war, was er machte, sprang dann auf den Beifahrersitz des langsam fahrenden Autos und schlug die Tür zu. Der Motor heulte auf, der Wagen machte einen Satz und raste auf die Straße.

Dies alles spielte sich so rasch ab, dass er in das Geschehen nicht mehr eingreifen konnte. Er rief zwar noch laut hinter dem Wagen her und rannte auf die Straße, aber das alte Auto war schon zu weit weg und eine Verfolgung sinnlos. Ihm war natürlich sofort klar, dass mit seiner Schönen auch sein teures Spielzeug verschwunden war, aber er brauchte ein Weile, um zu registrieren, dass ein Reifen seines Autos zerstochen war. Fluchend montierte er das Ersatzrad und dachte grimmig, wie blöd er und wie gemein das Luder gewesen war, das er schließlich ja mitgenommen und dem er auch noch eine Cola und eine Pizza spendiert hatte und was für Banditen und Wegelagerer sich hier herumtrieben. Am meisten ärgerte ihn aber der Verlust seines Players und damit auch all seiner Fotos.

Dann fuhr er weiter. Nach ein paar Kilometern sah er das Mädchen wieder am Straßenrand stehen. Sie winkte, senkte aber den Arm, als sie seinen Wagen erkannte. Langsam fuhr er an ihr vorbei und starrte sie wütend an. Beschämt und traurig erwiderte sie seinen Blick. Als er sie nur noch im rechten Außenspiegel sehen konnte, gab er Gas, aber als ihre Gestalt immer kleiner wurde, bremste er plötzlich ab, hielt an, stieg aus und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu kommen. Langsam und zögernd setzte sie sich in Bewegung und stieg wieder ein. Als sie neben ihm saß, hatte sie Tränen in den Augen und begann schluchzend und wortreich etwas zu erzählen, das er nicht verstand und auch gar nicht verstehen wollte. Sie setzten ihre unterbrochene Fahrt fort und er hielt nach einem geeigneten Parkplatz Ausschau.

 

Hallo yupac und willkommen auf kg.de :)

Leider muss ich dir zu deiner Geschichte sagen, dass sie mir nicht gefallen hat. Sie lässt genau das vermissen, was die von dir gewählte Rubrik fordert: Spannung. Das liegt zum Großteil an dem schrecklich narrativen Tonfall, der in seiner Monotonie einschläfernd wirkt.
Hier gilt einmal mehr die Regel show don´t tell

Auch an deinen Satzbauten solltest du unbedingt feilen. Die laufen zumeist nach dem gleichen S-P-O-Schema, was die Monotonie verstärkt. Insbesondere die Satzanfänge gilt es kritisch zu beleuchten. Ich nehme mal den ersten Absatz exemplarisch raus und zeige dir auf, was ich meine:

Sie stand am Straßenrand und hob die Hand. Er hielt an und sie stieg ein. Es war heiß und schwül und sie schien schon eine ganze Weile vergeblich gewartet zu haben. Sie blickte jedenfalls etwas gehetzt und war offensichtlich froh, dass er angehalten hatte. Sie war jung und der Charme der Jugend machte sie attraktiv. Ihre Haut war hellbraun und das schwarze Haar war mit einem Stoffring zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden. Ihre Garderobe bestand aus einem sehr kurzen, rosa Rock und einem dunkelblauen Top mit Spagettiträgern, darunter das Oberteil eines bunt bedruckten Bikinis. Das auffälligste an ihr war ein kleiner Diamant in einem Schneidezahn, der aufblitzte, wenn ihn ein Sonnenstrahl traf.
Fällt dir was auf ;)

Das schreit nach Überarbeitung.
Noch eine Notiz am Rande: Anstatt gleich die nöchste kg zu posten, würde ich an deiner Stelle selbst lieber ein bisschen aktiver werden und Geschichten anderer user kommentieren. Zum einen erhöht das die Wahrscheinlichkeit selbst mehr Antworten abzugreifen, zum anderen lernt man dabei unter Garantie am meisten.

So oder so noch viel Spaß weiterhin hier :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo yupag!

Auch von mir ein "Willkommen auf kg.de"!

Leider muss ich mich weltenläufer anschließen. In der Art, wie du deinen Text geschrieben hast, ist er langweilig. Du ratterst nur passiv einige Dinge runter, anstatt den Leser aktiv am Geschehen teilnehmen zu lassen. Himmel, lass deine Protagonisten miteinander reden, baue interessante Dialoge ein!
Dazu kommt, dass deine Protagonisten nicht mal Namen haben. Niemand interessiert sich für anonyme "er" und "sie".

Details:

"Surfen im Internet ermöglichte, obwohl das in diesem Land nicht ging." => In diesem Land? Ja, in was für einem Land spielt deine Geschichte denn?

"und fragte, ob sie die Kopfhörer auch einmal anlegen dürfe. Er gab ihr das Gerät und sie war begeistert und wollte es nicht mehr abgeben." => Ja, z.B. hier: Lass sie doch fragen: "Darf ich auch mal?" Lass sie sich begeistern und sagen: "Mann, ist das geil! So ein Ding hätte ich auch gerne." (Natürlich in einer Sprache/Sprechweise, die zu ihr passt.)

"ihr Blick war nicht mehr schüchtern und verlegen wie am Anfang," => Am Anfang steht aber nirgends, dass sie schüchtern oder verlegen wäre.

"Nicht nur die aufkommende Begierde, auch das dringende Bedürfnis zu pinkeln, ließ ihn auf einen Rastplatz abbiegen," => Es ist doch gerade mal sechs Sätze her, dass sie bei einer Raststätte waren. Wenn viel Zeit vergangen ist, solltest du das deutlicher machen.
Übrigens, warum sind da an einer normalen Straße eigentlich andauernd Rastplätze, Raststätten? (Oder meinst du eine Autobahn? Dann würden aber andere Details nicht passen.)

"der zweite hatte sich die Kopfhörer aufgesetzt. Er war fertig und war im Begriff zu seinem Auto zurück zu gehen" => Hier sieht man ganz deutlich das Problem, wenn die Leute keine Namen haben. Der Bezug stimmt nicht. Das "Er war fertig" bezieht sich grammatikalisch auf "der zweite", gehört also zu ein und derselben Person. So meinst du das aber nicht, also musst du das umformulieren. Von diesen Stellen gibt es einige im Text.
Hier, ganz schlimm: "Der andere Mann rannte zu seinem Auto und bückte sich kurz, ohne dass er sehen konnte, was er machte." => Wer sah was, wer machte was, wessen Auto? (Grammatikalisch gehört das alles zu einer einzigen Person.) Da hat der Leser keine Chance zu folgen.

"Sie setzte sich neben ihn und begann wortreich und schluchzend etwas zu erzählen, das er nicht verstand und auch gar nicht verstehen wollte." => Aber der Leser will es verstehen! Gib dem Leser eine Auflösung! Warum nimmt er sie wieder mit? Was ist mit ihr passiert? U.s.w.

Um aus diesem Text einen interessanten zu machen (was er inhaltlich ja hergeben würde), müsstest du ihn gründlich überarbeiten.
Tipp am Rande: Sieh dir Kurzkrimis an, die dir gefallen und nimm dir ein Beispiel an ihnen. Und/oder: Lies dich hier in der Krimirubrik ein und kommentiere Geschichten von anderen. Erkläre, was dir an denjenigen Geschichten gefällt und was nicht. Dabei lernt man eine Menge.

Grüße
Chris

 

Hallo weltenläufer und Chris Stone!
Vielen Dank für eure ausführlichen und sehr hilfreichen Bemerkungen. Ich habe die meisten eurer berechtigten Hinweise aufgegriffen und den Text überarbeitet. Einige Anregungen werde ich aber aus folgenden Gründen nicht aufnehmen.
Ich habe mir vorgenommen, sehr kurze Geschichten zu schreiben, die zum Teil durch eigene Erlebnisse angeregt wurden, meistens aber Produkte meiner Phantasie sind. Der Gedanke selbst zu schreiben, kommt eigentlich von meiner Fotografie. Viele Geschichten, die ich im Kopf habe, wurden durch eigene Fotos iniziiert und sollen deren Aussage ergänzen oder auch umgekehrt, ich habe ein interessantes Foto und versuche eine Geschichte dazu zu schreiben. (Fotos und Texte sind auf meiner Homepage www.yupag-fotoart.de zu sehen).
Die Geschichten sollen bewußt anonym und in Ort und Zeit eher unbestimmt bleiben, weil dies meist nicht so wichtig ist und ich dem Leser Spielraum für eigene Gedanken lassen will. Ich möchte Namen und direkte Rede vermeiden, weil dies nicht zu solch kurzen Geschichten passt. Ich werde auch in dieser Geschichte meinen Personen keine Namen geben, obwohl es manchmal für den Handlungsablauf einfacher und eindeutiger wäre. Ich werde auch nicht sagen, in welchem Land die Geschichte spielt, auch hier Spielraum für die eigene Phantasie. Und vorallem möchte ich keine Interpretetionen und Erklärungen zu Ereignissen geben, die nicht direkt im Handlungsverlauf beschrieben sind und auch keine Auflösungen zu Fragen, die sich die Leser möglicherweise stellen.

Ich habe schon viele Geschichten gelesen und ziemlich klare Vorstellungen, was und wie ich schreiben will, habe aber jetzt erst angefangen, meine Geschichten zu Papier (?, kann man das heute noch sagen, vielleicht besser zu Monitor) zu bringen und an die Öffentlichkeit zu gehen. Es ist mir klar, dass ich die Technik und den Stil und was auch immer weiter verbessern und verfeinern muß. Ich werde auch andere Geschichten im Forum lesen und mich anregen lassen, aber mein Ziel ist eine eigene Form und ein eigener Erzählstil, die sich von anderen Kurzgeschichten unterscheiden. Nochmals vielen Dank für eure Kritik, sie war mir sehr wichtig.
Gruß yupag

 

Hallo yupag!

Nur kurz:
"Die Geschichten sollen bewußt anonym und in Ort und Zeit eher unbestimmt bleiben," => Du solltest bedenken, dass, wenn du nicht genügend Beschreibungen deiner "Phantasiewelt" lieferst, der Leser nur verwirrt wird, weil er von seiner eigenen Welt ausgeht. Da du Fotos magst: Bilde im Text ab, was der Leser sehen soll, gib dem Leser genügend Anstöße, damit die Phantasie beflügelt wird. (Der Leser kennt die Fotos, zu denen du Geschichten schreibst, schließlich nicht.)

"Ich werde auch in dieser Geschichte meinen Personen keine Namen geben," => Wenn du das nicht willst, ist das deine Sache, aber in dieser Form stimmt handwerklich einiges nicht. Wenn du deinen Protagonisten keine Namen gibst, musst du dich sehr mit der korrekten Anwendung der Personal- und Possessivpronomen beschäftigen. Daran hapert es in deinem Text (immer noch) erheblich.

Grüße
Chris

 

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