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Die Versuchung
Sie stand am Straßenrand und hob die Hand. Als er anhielt und sie einstieg, bemerkte er, wie erleichtert sie war. Es war kein Vergnügen in der Mittagshitze an der Straße zu stehen und auf sporadisch vorbeikommende Autos zu warten. Sie sah jedenfalls ziemlich mitgenommen aus und sagte, wie gut es sei, endlich im Schatten zu sein. Der Charme der Jugend machte sie attraktiv, mit ihrer hellbraunen Haut und dem schwarzen, zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden Haar. Ihre spärliche Garderobe bestand aus einem sehr kurzen, rosa Rock und einem dunkelblauem Top mit Spaghettiträgern, darunter sah man das Oberteil eines bunt bedruckten Bikinis. Auffällig und für ihn überraschend war ein kleiner Diamant in einem Schneidezahn, der aufblitzte, wenn ihn ein Sonnenstrahl traf.
Er fragte sie, ob sie Durst habe und als sie bejahte, hielt er an einer Tankstelle und bestellte in dem Kiosk zwei Softdrinks. Sie trank ihre Cola schnell und gierig aus und als er ihren sehnsüchtigen Blick in Richtung Glastheke bemerkte, hinter der ein paar Snacks lagen, holte er, ohne sie zu fragen, eine Pizza und ein weiteres Getränk. Während sie aß, hörte er Musik mit seinem neuen, sündhaft teuren Player. Dieses kleine Wunderding war ihm unentbehrlich geworden, weil man nicht nur Musik hören sondern auch Bilder und Videos speichern und sogar im Internet surfen konnte. Alle Fotos seiner Reise waren auf dieser kleinen Festplatte. Sie hatte so etwas noch nie gesehen und wollte unbedingt die Kopfhörer in die Ohren stecken. Als sie den perfekten Klang der Musik hörte, war sie begeistert und gab das Gerät nicht mehr ab.
Als sie weiterfuhren, hockte sie sich auf den Vordersitz, die Füße auf der Sitzfläche, die angewinkelten Knie ragten weit über das Armaturenbrett hinaus. Sie hatte sich ihm voll zugewandt und den Rücken gegen die Beifahrertür gelehnt. Ihr knapper Rock war hochgerutscht und wenn er sie von Zeit zu Zeit anschaute, sah er nicht nur den leichten, hellen Flaum auf ihren schlanken Beinen, sondern auch ihren rosa Slip. Obwohl sie konzentriert der Musik lauschte, bemerkte sie sehr wohl, wie er sie anstarrte und wohin er sah, aber sie war keineswegs verlegen. Ihr Blick, anfangs noch schüchtern und neugierig, war zunehmend herausfordernder und provokativer geworden. Im Takt der für ihn unhörbaren Musik beugte sie ihren Oberkörper immer wieder weit vor und er sah ihre hüpfenden, kleinen Brüste. Und auch das schien sie sehr wohl zu wissen. Wie sie da saß, jung und verführerisch, verspürte er immer stärker den Wunsch, sie zu streicheln, zu küssen, ihren Körper anzufassen und sie zu besitzen.
Sie waren eine ganze Weile gefahren, als ihn nicht nur die aufkommende Begierde sondern auch das dringende Bedürfnis zu pinkeln, veranlasste auf eine Art Rastplatz abzubiegen, der durch dichte Büsche von der Straße abgetrennt war. Auf dem Platz stand ein altes, weißes Auto mit offenen Türen. Zwei junge Männer saßen auf dem Kühler und hörten laute Musik aus dem Autoradio. Er fuhr an ihnen vorbei, an das andere Ende des Rastplatzes und beide stiegen aus. Sie hatte noch immer die Kopfhörer im Ohr und tänzelte aufgeregt umher. Er ging zu einem Baum, der in einiger Entfernung stand, um sich zu erleichtern. Beim Pinkeln blickte er über seine Schulter zurück und sah, dass das Mädchen zu den beiden jungen Männern gegangen war. Einer redete auf sie ein, der zweite hatte sich die Kopfhörer aufgesetzt. Als er mit seinem Geschäft fertig war, sich umgedreht hatte und zu seinem Auto zurückgehen wollte, ereigneten sich einige Dinge fast gleichzeitig. Das Mädchen lachte laut, kletterte auf den Rücksitz des weißen Autos und schlug die Tür zu. Einer der Männer setzte sich auf den Fahrersitz, startete den Motor und fuhr, mit geöffneter Beifahrertür, in Richtung seines Autos, während der zweite in dieselbe Richtung gerannt war. Beide kamen fast gleichzeitig an und der, der gerannt war, bückte sich kurz, ohne dass zu erkennen war, was er machte, sprang dann auf den Beifahrersitz des langsam fahrenden Autos und schlug die Tür zu. Der Motor heulte auf, der Wagen machte einen Satz und raste auf die Straße.
Dies alles spielte sich so rasch ab, dass er in das Geschehen nicht mehr eingreifen konnte. Er rief zwar noch laut hinter dem Wagen her und rannte auf die Straße, aber das alte Auto war schon zu weit weg und eine Verfolgung sinnlos. Ihm war natürlich sofort klar, dass mit seiner Schönen auch sein teures Spielzeug verschwunden war, aber er brauchte ein Weile, um zu registrieren, dass ein Reifen seines Autos zerstochen war. Fluchend montierte er das Ersatzrad und dachte grimmig, wie blöd er und wie gemein das Luder gewesen war, das er schließlich ja mitgenommen und dem er auch noch eine Cola und eine Pizza spendiert hatte und was für Banditen und Wegelagerer sich hier herumtrieben. Am meisten ärgerte ihn aber der Verlust seines Players und damit auch all seiner Fotos.
Dann fuhr er weiter. Nach ein paar Kilometern sah er das Mädchen wieder am Straßenrand stehen. Sie winkte, senkte aber den Arm, als sie seinen Wagen erkannte. Langsam fuhr er an ihr vorbei und starrte sie wütend an. Beschämt und traurig erwiderte sie seinen Blick. Als er sie nur noch im rechten Außenspiegel sehen konnte, gab er Gas, aber als ihre Gestalt immer kleiner wurde, bremste er plötzlich ab, hielt an, stieg aus und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu kommen. Langsam und zögernd setzte sie sich in Bewegung und stieg wieder ein. Als sie neben ihm saß, hatte sie Tränen in den Augen und begann schluchzend und wortreich etwas zu erzählen, das er nicht verstand und auch gar nicht verstehen wollte. Sie setzten ihre unterbrochene Fahrt fort und er hielt nach einem geeigneten Parkplatz Ausschau.