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Die Welt
Die Welt
Die Welt ist böse, dachte Gockel. Einfach nur böse nichts weiter.
Der Traum nahm kein Ende. Er war nicht alleine er dachte er wäre alleine, aber er war es nicht. Er wusste es genau. Niemand ist alleine. Es ist immer jemand da. Jemand der einen beobachtet. Der nur auf ein Zeichen der Schwäche wartet. Und was dann.
Gockel schloss die Augen. Es war egal ob er sie öffnete oder geschlossen hielt. Er konnte nichts sehen. Nicht einmal den hellen senkrechten Streifen den er so vermisste, wenn ihn die absolute Dunkelheit umhüllte. Wie konnte das passieren, wie war er hier hingekommen. Warum war er hier. Er wollte nicht hier sein. Jeder Faser seines Körpers schrie nach Befreiung. Niemand würde ihn befreien. Er würde den Rest seines Lebens im Dunklen verbringen. Aber nicht alleine. Wer war bei ihm? Wer schaute ihn mit dunklen Augen an. Es war die Welt, die ihre kalten Arme nach Gockel ausstreckte um ihn so zu formen wie sie es für richtig erachtete. Gockel atmete tief. Lass es über dich ergehen. Lass den Augenblick vorbeihuschen. Erdulde es. Es wird schon nicht so schlimm werden.
Aber es wurde schlimm. Der Augenblick verweilte. Er musste verweilen um Gockel die Welt zu zeigen. Die Welt die Gockel verfluchte und die ihn verfluchte. Kein Ausweg für ihn. Kein heller Streifen mehr.
Die Welt veränderte Gockel.
Gockel wurde kleiner, viel kleiner. Die Dunkelheit wuchs an zu einen schwarzen Dom. Wieder schloss Gockel die Augen. Lichtblitzen sprangen unter seinen Lidern wie böse Wasserspeier auf und ab. Warum half ihn niemand diesen Augenblick zu überstehen. Tränen rannen an seinen runden Wangen runter. Verzweifelung kroch in ihm hoch. Niemand würde ihm helfen. Alle hatten ihn verlassen auch die, die ihm Halt gegeben hatten. Die Welt ließ ab von Gockel. Sie hatte ihre Arbeit verrichtet. Die Saat war gesät. Gockel sackte ihn sich zusammen. Die Knie gegen die Brust gedrückt. Die Arme um selbige geschlungen. Erst jetzt merkte er, das er geschrieen hatte. Hatte ihn denn niemand gehört. Wollte ihn niemand hören. Wollte man ihn bestrafen oder war es der normale Lebensweg eines jeden. Er wusste es nicht. Er konnte nur abwarten was die Welt noch mit ihm vorhatte. Er hatte Angst davor. Vor der Ungewissheit. Und vor der Dunkelheit. Die Dunkelheit die das Böse verbarg. Das Böse der Welt gelangte in Gockel. Wie ein reißender Bergfluss im Frühling riss es alles Vertraute mit. Alles was Gockel ausmachte. Zurück blieb nur eine leere dunkle Hülle. Die Welt lachte, „so habe ich dich gerne“, rief sie, „ich zeige dir was wichtig ist im Leben“. Wieder bäumte sich Gockel auf. Er schlug und trat um sich. Er schrie um sich seine kleine Seele zu erhalten. Er konnte den unbarmherzigen Eroberer nicht zurückhalten. Hätte er nur den hellen Spalt gehabt. Ein bisschen Hoffnung in der Dunkelheit. Aber so war der Kampf schnell entschieden. Gockel weinte. Er wusste, er hatte verloren. Er weinte nicht aufgrund seiner Niederlage. Er hatte kapituliert vor der Welt. Er weinte, weil er die Welt nie wieder mit seinen Augen sehen konnte, sondern mit den Augen die ihm die Welt gegeben hatte. Dies war tote Augen. Keine hellen und offenen Augen mehr. Sondern angsterfüllte und furchtsame. „Dies ist mein Geschenk an dich“, sprach die Welt zu Gockel, „bedank dich schön artig dafür“, und Gockel tat wie ihm geheißen. Ein Lächeln umspielte ihre Fratze. Sie hatte es geschafft. Den Rest würde die Zeit erledigen. Sie zog sich zurück und beobachtete, so wie sie es seit Anfang an getan hatte. Sie hockte im Dunkel und wartete.
Gockel saß immer noch in der Dunkelheit und harrte den Dingen die da kommen sollten. Er tastet um sich und traf die Zeit. „Wir werden gut miteinander auskommen, sagte sie, aber trotzdem schade was dir die Welt angetan hat“. „Wieso, was hat die Welt mir angetan, ich atme noch, mein Herz schlägt, ich lebe“, sprach Gockel. „Ja schon“ sprach die Zeit, „aber es wird nicht lange dauern, dann wirst du dir wünschen du wärst tot“.