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Die Zeit rennt
2.Nov.2001
Die Zeit rennt
Wenn du am Morgen aus dem Bett steigst ist es noch dunkel. Deine Augenlider sind geschwollen und deine Haut zieht sich erschrocken zusammen, wenn du sie mit kaltem Wasser bespritzt. Deine Ohren fangen an zu surren, wenn das Lied, das aus dem Radio tönt sie erreicht. Dein Herz überschlägt sich fast, wenn du die Treppen herunterstürzt, weil die Zeit rennt.
Du schüttest lustlos Müsli in die Schale, die du mit klammen Fingern aus dem Schrank geholt hast - unter der Decke war es viel wärmer. Deine Kiefer sind noch ganz verschlafen und es will dir nicht recht schmecken. Dein Magen rebelliert weil du viel zu schnell isst, aber die Zeit rennt.
Als du aus dem Haus stürzt und die Tür hinter dir zuschlägst, klemmst du deine Jacke darin ein. Du mußt sie noch einmal aufschließen, um dich zu befreien und dein Kopf dröhnt, wenn du daran denkst zu spät zu kommen. Die Zeit rennt.
Du fällst hin, noch bevor du die halbe Strecke hinter dir hast, weil du in der Eile vergessen hast, deine Schuhbänder zu binden. In deinem Hosenbein ist ein Loch und du spürst einen brennenden Schmerz in deinem Knie. Aber du läufst weiter, denn du hast es sehr eilig. Die Zeit rennt wirklich, das sagt dir ein verstohlener Blick auf die Uhr.
Du spürst wie deine Lunge anfängt zu keuchen, als du beschleunigst. Die Tasche mit deinen Unterlagen hämmert dir in die Seite. Tick, tick, du hörst die Sekunden mit dir rennen.
Endlich siehst du den Bahnhof vor dir liegen und du holst das Letzte aus dir heraus.
Doch als du da Gleis erreichst, ist der Zug schon weg.