Die Zuflucht
Die Zuflucht
Plitsch platsch, plitsch platsch regnet es in einem leisen Lied vor sich hin. Ich liege in meinem Bett und mache es mir in meinen Decken gemütlich. Mein Großvater sagt immer: "Besser zwei Decken als frieren, und ist es heiß, kann man ja immer noch eine wegnehmen."
Und so ist es auch, ja mein Großvater ist was Besonderes.
In der Nachbarschaft feiert ein "netter" Nachbar ein kleines Fest. Ich kann, wenn ich mich stark darauf konzentriere genau hören was sie sagen:
"Häsch scho gwisst, dass der Wanfred mit der Regine Schluss gmocht hätt!?"
"Nei ehrlich?"
"Hajo, aber freilich! Und anscheinend hätt er au noch am selbrige obend was mit ner ondren ghabt!"
Ein schnell fahrendes Auto reißt mich aus meinem, nicht ganz so interessanten Konzentrations-Test. Man hört das Auto noch an der nächsten Straße nach rechts in die Brachfeldstraße abbiegen, dann wird es wieder ruhig und durch ein leichtes Aufsperren meiner Lauscher kann ich mich wieder dem Gespräch widmen.
"Also, wir packes dann."
"Jetzt scho?"
"Weisch doch das der Adolf morge frieh arbeite muss!"
"Hajo stimmt, also machets gut gell. Und bis am Dunnerstieg zum Dart spiele!"
"Hajo, ich bin do, Ade."
Man hört wie jemand das Grundstück der Maiers verlässt. Ein Auto wird gestartet, man hört es wieder bis zur nächsten Kreuzung fahren und in die Brachfeldstraße abbiegen. Hehh, das weiß ich so genau, weil mein Vater immer spät nachts von der Arbeit heim kam, ich öfters wach war und so irgendwann mal sagen konnte, wenn ein Auto von der Brachfeldstraße kam, oder eines in diese abbog.
Kurze Stille, dann höre ich meinen eigenen Atem und ein leichtes Summen von der Mehrfach-Steckdose. Ihr orange leuchtendes Licht und das weiße Licht der Stereo-Anlage geben meinem Zimmer eine gewisse Geborgenheit.
Ich fühle mich gut in meinen eigenen vier Wänden, auch wenn andere, wie z.B. Shahsiva aus meiner Klasse noch ein schön großes Sofa in ihrem Zimmer stehen haben, das man sogar ausziehen kann und dort dann die coolen Jungs schlafen können! Ich weiß nicht warum, aber die sogenannten coolen aus der Klasse mögen mich nicht. Sie sagen - ach ich weiß nicht was sie sagen! - Ist ja auch egal, hier und jetzt geht es mir gut. Und die Schule wird vorüber gehen. Dann werde ich eine kleine Apotheke in Florenz eröffnen. Die Adresse sollte sein: Via dei Rossi 531 - oder so ähnlich. Auf jeden Fall sollte es eine kleine Eck-Apotheke sein, mit kleinen runden Fenstern, einer riesigen Dachterrasse und einem atemberaubenden Blick, dieser absolut bezaubernden Altstadt zugewandt. Ja das währe mein Traum, den ich mir natürlich auch verwirklichen werde. Und so schlafe ich wie jeden Abend mit einem hinzu eifernden Lächeln auf den Lippen ein. Bis ich morgen wieder einen Tag voller Anstrengungen und Beleidigungen über mich ergehen lassen muss. Und doch weiß ich, dass ich wieder mit einem hinzu eifernden Lächeln auf den Lippen einschlafen werde.