Was ist neu

Doppelmord mit einer Kugel

Mitglied
Beitritt
05.10.2010
Beiträge
7
Zuletzt bearbeitet:

Doppelmord mit einer Kugel

Doppelmord mit einer Kugel

April 1944, Heilbronn

"Marie und Werner Götz werden wegen Hochverrat zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wird noch heute vollstreckt!“
So sprach der Oberstaatsanwalt an jenem schönen Frühlingstag. Bis zur Vollstreckung des Urteils wurden sie in ihre Zellen zurückgebracht, in denen sie seit ihrer Gefangennahme getrennt untergebracht waren. Sie durften nicht mehr zusammen sein, konnten sich nicht gegenseitig trösten. Dabei hatten sie sich so sehr geliebt.
Werner war Tischler, war sehr talentiert, aber da er bei der Arbeit den rechten Zeigefinger verloren hatte, war er nicht für den Kriegsdienst eingezogen worden.
Marie war Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft, in dem sie sich auch kennen gelernt hatten.
Es war Liebe auf den ersten Blick, Werner wollte einen neuen Anzug kaufen. Den brauchte er, weil er als bester Tischlerlehrling des Jahres 1938 geehrt werden sollte. Da muss man schon ordentlich aussehen. Aber da er so ein kräftiger Kerl war, war es schwer, einen passenden Anzug zu finden.
Er betrat also das Geschäft und sah sich um. Marie bemerkte, wie er die Ware unsicher nach etwas passendem durchsuchte. Nach einer Weile, gerade als er sich anschickte, wieder zu gehen, ging sie zu ihm hin und fragte, ob sie ihm helfen könne. Sie fühlte sich stark von ihm angezogen und je näher sie ihm kam, desto stärker wurde diese Anziehungskraft. Werner war zwar erst sechzehn Jahre alt, aber er strahlte eine für Marie unglaubliche Männlichkeit aus.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Na ja, ich suche einen passenden Anzug.“
„ Es ist schon schwer, etwas passendes zu finden, wenn man solch kräftige Schultern und Arme hat“, brachte Marie hervor, als sie Werner mit ihren Blicken fast verschlang. „ Wissen Sie denn, welche Größe Sie brauchen?“ Er schüttelte den Kopf. „Alles was ich trage, hat mir meine Mutter noch besorgt, aber sie ist letztes Jahr an Tuberkulose gestorben. Er streckte die Arme vor und Marie sah, dass das Hemd, welches er trug, mindestens zehn Zentimeter zu kurz war.
„Wie traurig“, seufzte Marie, „ Am besten, wir nehmen erst mal Maß, damit wir wissen, wonach wir suchen müssen. Haben Sie Zeit?“
„Zeit hab ich genug“, stammelte er, denn ihm war nicht entgangen, dass Marie ein äußerst hübsches Mädchen war. Sie war etwas kleiner als er, war nicht dick und auch kein Magerpüppchen, sondern ein Musterbeispiel weiblicher Formen.
„Dann gehen wir am besten ins Lager, da stört uns keiner.“ Ohne zu zögern packte sie ihn an der Hand und zog den verblüfften Werner hinter sich her ins Lager.
„Zieh bitte dein Hemd aus, dann kann ich besser messen.“, sagte sie und er gehorchte. Er wirkte etwas schüchtern, war aber gespannt darauf, was nun passieren sollte. Marie begann ihn zu vermessen, die Maße schrieb sie sich auf. Sie genoss es sichtlich, seinen starken Körper zu berühren und merkte schnell, dass ihm dieses Spiel auch sehr gut gefiel, denn er machte willig mit.
Als sie fertig war, durfte er sein Hemd wieder anziehen. Das Papier mit den Maßen nahm sie, um in einer Größentabelle die richtige Größe für Jacke und Hose herauszufinden. Das mit der Hose war nicht schwer, aber bei der Jacke war das nicht so einfach. Irgendwo war immer etwas unpassend. Werner sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass etwas nicht stimmte. „Was ist denn?“, fragte er. „ Laut meiner Tabelle hast du einen total unförmigen Körper, aber mir gefällst du!“ Da musste Werner lachen. „ Und was machen wir nun?“, fragte er. „ ich könnte dir die passende Jacke nähen, deine Maße hab ich ja. Du suchst dir eine Hose aus, und danach schneidere ich dir eine passende Jacke.“
„Wie lange würde das denn dauern, und was kostet es?“, fragte er. Marie überlegte kurz und meinte. „Nun, bis Donnerstag müsste ich es schaffen. Zahlen musst du nur soviel, wie die normale Jacke des Anzugs kosten würde, wenn du am Sonntag mit mir ausgehst.“ Werner war erleichtert. Er nickte heftig mit dem Kopf, denn er war einfach sprachlos. Dann gingen sie zurück ins Geschäft, wo er eine Hose aussuchte. Marie fand, dass er gut ausgesucht hatte, obwohl er keinerlei Erfahrung in solchen Dingen besaß. Werner zahlte für Hose und Jacke im voraus und versprach, die Teile zusammen am Donnerstag Nachmittag abzuholen.
Er konnte es kaum abwarten, bis endlich der Donnerstag kam. Nacht für Nacht wälzte er sich unruhig im Bett, während Marie in diesen Nächten die Jacke für ihn nähte. Sie tat es gern, sie stellte sich vor, der Stoff wäre Werners Haut, die sie berührte. Unsterblich hatte sie sich in ihn verliebt und Werner erging es ebenso. Pünktlich war die Jacke fertig, Werner war ganz nervös, als er zu dem Bekleidungsgeschäft ging, auch Marie blickte immer wieder zur Tür. Es war gegen fünfzehn Uhr, als er endlich ankam. Als Marie ihn sah, musste sie sich zusammenreißen, um nicht auf ihn zu zu rennen. Sie gingen wieder ins Lager, dort wollte Marie ihm die fertige Jacke präsentieren. Kaum hatte Marie die Tür geschlossen, schnappte Werner nach ihr, nahm sie in seine starken Arme und küsste sie. Marie war überwältigt und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Seit diesem Tag waren sie ein Paar, zwei Jahre später heirateten sie. Sie zogen in ein schickes Mehrfamilienhaus. In diesem Haus wohnte auch ein Jude, der war bereits über 50, seine Frau war an der Grippe gestorben, die Kinder hatten eigene Wohnungen. Heilbronn hatte keinen großen Judenanteil und so ließen die Leute den Mann auch in Ruhe, aber 1942 erreichte der antisemitische Fanatismus auch diese schöne Stadt.
Werner und Marie Götz kannten ihn gut und als es hieß, alle Juden sollen aus der Stadt gebracht werden, boten sie ihm an, ihn vor der Verfolgung zu verstecken. Sie waren sich des Risikos bewusst und so baute Werner ein sehr gut getarntes Versteck, für den Fall, dass es zu Durchsuchungen kommen sollte. Es gab eine kleine Abstellkammer in der Wohnung. Vor diese stellte er einen wunderschönen Schrank mit allerlei Verzierungen dran. Wenn man an der linken Seite an einer der Verzierungen zog, so öffnete sich ein Riegel und man konnte den Schrank nach vorn wegdrehen und die Abstellkammer betreten. Den Riegel konnte man aber nicht von innen öffnen.
So konnten sie ihn gut verstecken. Auch mehrere Durchsuchungen überstanden sie. Die SS kam öfter, denn sie wussten, dass der Jude fehlte, er wurde nicht abtransportiert, ist nicht verreist und auch nicht gestorben. Niemand im Haus wusste wo er war. Bis zu Hitlers Geburtstag 1944.
Zahleiche Feste und Paraden wurden abgehalten und als der Oberkommandierende der SS verkündete:“Diese Stadt ist judenfrei!!, meldete sich ein betrunkener SS-Mann und rief: „Einen gibt’s hier noch und zwar in der Mühlenstraße 14!“
Hochrot im Gesicht rief der Oberkommandierende den Mann zu sich. „Ist das wahr?“, wollte er wissen. „Aber ja, dort wohnt ein Jude, der bis heute nicht gefunden wurde und ich verwette den Endsieg, dass er noch in diesem Haus ist.“ „Und warum wurde er noch nicht gefunden?“ „Weil ihr bei euren Durchsuchungen immer so einen Krach macht!“, sagte er. „Kommen Sie morgen neun Uhr in mein Büro, dann besprechen wir das.“
Am nächsten Morgen kam der Mann ins Büro. Ohne Umschweife kam er sofort zum Punkt: „Wenn Sie den Juden wollen, dann folgen Sie mir bitte.“ Der Oberst stutzte, tat aber keinen Widerspruch.
An dem betreffenden Haus angekommen, holte der SS-Mann Papier und ein Maßband heraus. „Was haben Sie vor?“ „Diese Wohnungen sind alle exakt gleich. Ich weiß das, denn ich habe hier mitgebaut. Wenn also eine Wohnung in den Maßen abweicht, haben wir das Versteck.“
Um keinen Verdacht zu erregen, gingen sie in die Wohnung des Juden, die ja nun leer stand, um sie zu vermessen. Die Maße trugen sie in eine Skizze ein. Dann begannen sie von unten nach oben alle Wohnungen zu überprüfen. Im dritten Stock wurden sie fündig. Eine Begehung der Räume genügte dem SS-Mann, der sofort bemerkte, dass die Abstellkammer fehlte. „ Hier haben wir das Versteck!“, sagte er ruhig. Der Oberst öffnete ein Fenster an der Straßenseite und rief zwei weitere SS-Männer mit Maschinenpistolen, die vor dem Haus gewartet hatten, nach oben. Bestürzt sahen Marie und Werner sich an. Sie ahnten, was nun kommt, blieben aber erstaunlich ruhig. Die eintreffenden SS-Männer sollten den Schrank beiseite schieben, was aber nicht gelang. Der Oberst nahm Werner und Marie mit in ein Nebenzimmer, dort hörten sie, wie die SS-Männer wie wild auf den Schrank einschlugen und diesen zerstörten, wodurch nun die Abstellkammer frei wurde. Als sie den Juden sahen, eröffneten sie sofort das Feuer, der Mann war auf der Stelle tot.
Werner und Marie wurden verhaftet, angeklagt und verurteilt, nun saßen sie in ihren Zellen, auf die Hinrichtung wartend.
Um siebzehn Uhr wurden sie abgeholt. Man verband ihnen die Augen, nicht einmal sich zu sehen war ihnen in ihrer letzten Stunde vergönnt. Sie wurden auf den Hof gebracht, sie standen vor der Mauer nebeneinander. Beide wussten, dass sie beisammen waren, obwohl sie sich nicht sehen konnten. Sie sagten nichts, denn was hätten sie sich auch sagen sollen. Seit dem Tag als sie sich kennengelernt hatten, waren ihre Worte durch den Zauber der Liebe versüßt, nie ist zwischen ihnen ein böses Wort gefallen.
Ein Schuss durchbricht die Stille.
Marie spürt keinen Schmerz, also ist sie auch nicht getroffen. Da durchzuckt es sie...WERNER!!!
Sie schreit innerlich, ist sich sicher, dass der Geliebte nicht mehr lebt und sinkt leise tot zu Boden.
Werner hingegen spürt die Kugel nur allzu deutlich in der Brust, knapp am Herzen vorbei ist sie in seinen Körper gedrungen. Nur ein Schuss, denkt er. Dann lebt Maria noch... Ich muss solange wie möglich mit Marie leben.
Die Zeit scheint still zu stehen. Es kommt ihm wie eine Ewigkeit vor. Doch die Lunge füllt sich mit Blut, er wird schwächer und stirbt.
Kurze Zeit später tritt ein Arzt zu den beiden, stellt ihren Tod fest. Als er zum Kommandanten nickt, sagt einer der beiden Schützen zu dem anderen, dessen Gewehr versagt hatte: „Zwei mit einer Kugel- Das glaubt mir keiner...“

 

Hallo elkeronny!

Warum hast du den Text denn nicht in Historik gepostet?

Okay, inhaltlich: Zwei Leute lieben sich, verstecken einen Juden, werden erwischt und hingerichtet. Du hast auch 'ne Menge Details drin, wie das Versteck versteckt ist, wie die SS es ausfindig macht u.s.w.
Das ist okay, aber etwas Entscheidendes fehlt: Leben! Man weiß nichts über deine Protagonisten. Da ist nur äußere Beschreibung, außerdem sagst du, dass sie sich lieben ("so sehr", angeblich).
Aber der Leser erfährt nichts über ihr Innenleben, ihre Gedanken und Gefühle, man erfährt nicht, warum sie tun, was sie tun, du zeigst nirgends, wie sehr sie sich lieben.
Warum verstecken sie "den Juden"? (Himmel, der Mann ist von dir ja völlig entpersonalisiert, hat nicht mal einen Namen!)
Der Leser möchte in einer Geschichte etwas über die handelnden Menschen erfahren, mitfühlen, mitfiebern!

Außerdem erscheint mir die Hinrichtungssituation unglaubwürdig. Hast du das recherchiert? Sind das nicht immer mehrere Soldaten, die schießen? Um so blöde Missgeschicke zu vermeiden, sicherzugehen, dass die Verurteilten auch wirklich sterben (man kann ja nicht davon ausgehen, dass ein einzelner Mann eines Hinrichtungskommandos auf die Distanz immer einen tödlichen Schuss absetzen kann) ...

Schreibtechnische Hinweise:

- Zahlen schreibt man in literarischen Texten immer aus (Ausnahme: Jahreszahlen).
- Im Dialog macht man immer einen Zeilenumbruch, wenn der Sprecher wechselt.
- Keine Leerzeichen zwischen Anführungszeichen und erstem Wort der wörtlichen Rede.
- Keine Punkt am Ende der wörtlichen Rede, wenn die Redebegleitung folgt, wie hier: "messen.", sagte sie"
- Die drei Auslassungspünktchen ... werden durch ein Leerzeichen vom (vollständigen) Wort abgetrennt.
- Flüchtigkeitsfehler (Am Anfang eines Satzes schreibt man groß.) sind auch einige drin, die solltest du selbst finden und schleunigst ausmerzen.
- Und dass der Titel da zweimal steht, ist unnötig und sieht blöd aus.

Grüße
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Im Prinzip geht es nur um die Hinrichtungsszene, musste aber das ganze irgendwie in eine Geschichte packen. Danke für die Tipps!!
Die Idee, dass zwei Menschen durch eine Kugel sterben ging mir nicht aus dem Kopf. Da habe ich mir überlegt, wie das wohl möglich sei. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass nur zwei sich sehr nahe stehenden Personen so etwas passieren könnte. Hinrichtungen sind nicht mehr aktuell, deshalb brauchte ich einen historischen Rahmen. Die Geschichte, wie sich die beiden kennen gelernt hatten und die Entdeckung des Juden ist vielmehr das, was beiden in ihren Zellen durch den Kopf geht. In "historisches" wollte ich es nicht reinsetzen, weil es ja eine erfundene Geschichte ist. Da kämen gleich die Kritiker und würden nach Details fragen, um die es erstens nicht geht und die ich zweitens nicht liefern kann, da alles erfunden ist. Der Jude erhält keinen Namen, da er nur eine Nebenfigur ist. Daher werde ich auch alle anderen Namen streichen, außer die der beiden Hauptfiguren.

 

Hallo elkeronny,


da ich in deinem Profil gelesen habe, dass du hier auf kg bist (übrigens herzlich willkommen hier) um deinen Schreibstil zu finden, könnten dir vielleicht meine nachfolgenden Hinweise, wie man so manches anders darstellen kann, hilfreich sein.
Wie immer, wenn ich Vorschläge mache, sind und bleiben es Vorschläge und beanspruchen nicht, der Weisheit letzter Schluss zu sein.

Bis zur Vollstreckung des Urteils wurden sie in ihre Zellen zurückgebracht, in denen sie seit ihrer Gefangennahme getrennt untergebracht waren. Sie durften nicht mehr zusammen sein, konnten sich nicht gegenseitig trösten. Dabei hatten sie sich so sehr geliebt.
Das klingt unbeholfen, weil zum einen klar ist, dass Männlein und Weiblein nicht zusammen in einer Zelle sind, eher, wenn es gerade umgekehrt gewesen wäre, hätt man es schreiben müssen und klar können sie sich dann nicht trösten, das weiß der Leser allein schon durch die Tatsache, dass sie getrennt inhaftiert sind. Halte bitte den Leser nicht für so unbelichtet, das verärgert ihn nur. Dieses "Dabei hatten sie sich so geliebt." klingt wie ein schlechter Courths-Mahler und würde sich allenfalls für eine Satire, in welcher man sich just über die Formulierung lustig macht, eignen.

Gegenformulierungsvorschlag zur Verdeutlichung:

Sie wurden wieder in ihre Zellen verbracht und blieben dort bis zur Vollstreckung einsam, ohne den liebevollen Trost des anderen.


Werner war Tischler, war sehr talentiert, aber da er bei der Arbeit den rechten Zeigefinger verloren hatte, war er nicht für den Kriegsdienst eingezogen worden.
Hier steht zuviel in einem Satz und dadurch wird die Aussage verwaschen.
Besser:
Werner war ein talentierter Tischler. Für den Kriegsdienst war er nicht eingezogen worden, weil er den rechten Zeigefinger verloren hatte.

talentiert ist übrigens eine Eigenschaft, die sehr allgemein gehalten ist. War er talentiert in der Herstellung von Möbelstücken, in Schnitzereien, Furnierarbeiten oder was auch immer. Es wäre für den Leser vorstellbarer, wenn du sagst, was für Talente genau er hatte.

Marie war Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft, in dem sie sich auch kennen gelernt hatten.
Es war Liebe auf den ersten Blick, Werner wollte einen neuen Anzug kaufen.
Du neigst dazu, alles Mögliche an Aussagen in einen Satz zu packen.
Dadurch verlieren die Aussagen an Bedeutung. Der erste Satz geht ja noch, auch wenn ich ihn so formuliert hätte: Sie hatten sich in dem Bekleidungsgeschäft kennen gelernt, in dem Marie Verkäuferin war.
Der zweite Satz ist grausam, weil du die Liebe mit einem Anzug erschlägst.
Mach doch einfach pro Aussage einen Satz draus.


Sie fühlte sich stark von ihm angezogen und je näher sie ihm kam, desto stärker wurde diese Anziehungskraft. Werner war zwar erst sechzehn Jahre alt, aber er strahlte eine für Marie unglaubliche Männlichkeit aus.
also an dir ist doch eine männlich Courths-Mahler verloren gegangen. Himmel, meinst du das ernst mit der starken Anziehungskraft und der unglaublichen Männlichkeit? Püh...
Lass ihn breite Schultern haben, markige Gesichtszüge, entschlossene Mimik, zupackende Hände oder imposant groß, aber "starke Anziehungskraft" klingt wie ein billiges Klischee. Versetz dich in die Personen. Was könnte Marie immer wieder hinblicken lassen? Welche optischen oder sonstigen Eigenschaften könnten es bei Werner sein? Und wenn du ihre Gedanken im Kopf auftauchen siehst, dann schreibe genau diese hin.


„Zeit hab ich genug“, stammelte er, denn ihm war nicht entgangen, dass Marie ein äußerst hübsches Mädchen war. Sie war etwas kleiner als er, war nicht dick und auch kein Magerpüppchen, sondern ein Musterbeispiel weiblicher Formen.
aha wieso stammelt Werner, wenn er zuvor festgestellt hat, dass Marie ein hübesches Mädchen war? Hübsch ist ein Allgemeinbegriff und ein Musterbeispiel weiblicher Formen besagt leider auch nichts Konkretes. Für manche Männer sind dicke Titten das Grundmuster, für andere flache Brüste und der nächste findet nur wichtig, dass die Beiner musterhaft lang sein müssen. Also welches Muster ? Beschreib es.

Ohne zu zögern packte sie ihn an der Hand und zog den verblüfften Werner hinter sich her ins Lager.
hier würde ich "Werner" weglassen, wir wissen ja nun, wen sie da mitsich zieht und nur "den Verblüfften" schreiben.

„Zieh bitte dein Hemd aus, dann kann ich besser messen.“,
Nur eine Verständnisfrage: wieso sagt Marie plötlich "du" ?
Vorhin war sie noch beim "Sie".


Marie überlegte kurz und meinte.
ich würde "und meinte" ersatzlos streichen.

Er nickte heftig mit dem Kopf, denn er war einfach sprachlos.
ich würde "einfach" ersatzlos streichen.


Kaum hatte Marie die Tür geschlossen, schnappte Werner nach ihr, nahm sie in seine starken Arme und küsste sie. Marie war überwältigt und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Seit diesem Tag waren sie ein Paar, zwei Jahre später heirateten sie. Sie zogen in ein schickes Mehrfamilienhaus.
Jetzt driftest du in die Kategorie Groschenroman ab. "schnappte" ? war genau tat er denn, bevor er sie an sich zog? "starke Arme", "leidenschaftlich", "schick" das sind alles Allgemeinformulierungen ohne Aussagekraft.

In diesem Haus wohnte auch ein Jude, der war bereits über 50, seine Frau war an der Grippe gestorben, die Kinder hatten eigene Wohnungen.
Ist wirklich unerlässlich mitzuteilen, dass der Jude über 50 war, seine Frau an Grippe gestorben ist, und seine Kinder in eigenen Wohnungen lebten? Wie wärs mit: In diesem Haus lebte auch ein verwitwerter älterer Jude.

schöne Stadt.
ich würde schön weglassen.

wunderschönen Schrank
wunderschönen weglassen.

Statt dessen würde ich "raffinierten" Schrank schreiben, denn er ist ja wirklich mit gewisser Raffinesse angefertigt worden.

Auch mehrere Durchsuchungen überstanden sie. Die SS kam öfter, denn sie wussten, dass der Jude fehlte, er wurde nicht abtransportiert, ist nicht verreist und auch nicht gestorben. Niemand im Haus wusste wo er war
Das ist holprig formuliert. Ich würde schreiben: Sie überstanden mehrere Durchsuchungen. Die SS kam öfter, denn sie wussten, dass der Jude fehlte. Den gesamten Rest würd ich weglassen.
Er hat keine weiterführende Aussagekraft und wäre nur Füllmaterial in dieser Geschichte.


Tatsächlich wird deine Geschichte spannender und pointierter in den Formulierungen, aber dann dies:

wie die SS-Männer wie wild auf den Schrank einschlugen und diesen zerstörten, wodurch nun die Abstellkammer frei wurde. Als sie den Juden sahen, eröffneten sie sofort das Feuer, der Mann war auf der Stelle tot. Werner und Marie wurden verhaftet, angeklagt und verurteilt, nun saßen sie in ihren Zellen, auf die Hinrichtung wartend.
wodurch nun die Abstellkammer frei wurde, würd ich weglassen. Das weiß der Leser, dass nun der Jude dort steht. Eröffneten sie das Feuer klingt echt nach Groschenroman. Schreibe doch einfach und nüchtern und damit umso grausamer : Den Juden erschossen sie auf der Stelle.
Und nun saßen Marie und Werner in ihren Zellen und warteten auf ihre Hinrichtung.

Man verband ihnen die Augen, nicht einmal sich zu sehen war ihnen in ihrer letzten Stunde vergönnt. Sie wurden auf den Hof gebracht, sie standen vor der Mauer nebeneinander. Beide wussten, dass sie beisammen waren, obwohl sie sich nicht sehen konnten. Sie sagten nichts, denn was hätten sie sich auch sagen sollen. Seit dem Tag als sie sich kennengelernt hatten, waren ihre Worte durch den Zauber der Liebe versüßt, nie ist zwischen ihnen ein böses Wort gefallen.
Mein Vorschlag: Man verband ihnen die Augen und sie wurden in den Hof gebracht. Sie schwiegen als sie nebeneinander standen, weil Worte ihre tiefe Verbundenheit nur gestört hätten.

Marie spürt keinen Schmerz, also ist sie auch nicht getroffen. Da durchzuckt es sie...WERNER!!!
Sie schreit innerlich, ist sich sicher, dass der Geliebte nicht mehr lebt und sinkt leise tot zu Boden.
Werner hingegen spürt die Kugel nur allzu deutlich in der Brust, knapp am Herzen vorbei ist sie in seinen Körper gedrungen. Nur ein Schuss, denkt er. Dann lebt Maria noch... Ich muss solange wie möglich mit Marie leben.
Die Zeit scheint still zu stehen. Es kommt ihm wie eine Ewigkeit vor. Doch die Lunge füllt sich mit Blut, er wird schwächer und stirbt.
Kurze Zeit später tritt ein Arzt zu den beiden, stellt ihren Tod fest. Als er zum Kommandanten nickt, sagt einer der beiden Schützen zu dem anderen, dessen Gewehr versagt hatte: „Zwei mit einer Kugel- Das glaubt mir keiner...“
Offensichtlich soll das die Pointe der Geschichte sein und die ganze Geschichte zielte darauf ab.
Zum einen empfinde ich es als ungenügend, ja gar nicht erklärt, wieso es jemandem gelungen sein sollte mit einer Kugel zwei Personen zu erschießen. Kam der Schuss seitlich?

Das Problem ist, dass du jetzt nicht sagen kannst: blöder Leser, glaubs mir oder lass es, sondern du musst dem Leser das Gefühl geben, dass er ein Recht darauf hat, erklärt zu bekommen, was genau passiert ist. Die Nachvollziehbarkeit fehlt hier also.

Oftmals gibt es in der Realität Phänomene, die sich nicht für eine Geschichte eignen, weil sie einem keiner glauben würde. Wenn dies hier die Wiedergabe eines wirklichen Geschehens sein soll, dann ändert es nichts daran, dass du eine Erklärung dafür abliefern musst, dass es wirklich so passiert ist.

Dann misshagt mir gründlich die Unlogik in mancher der Sätze: Marie fühlt keinen Schmerz, also ist sie nicht getroffen. Hier knallst du das Ergebnis hin, ohne es aufzubereiten. Eine solch wichtige Sache kann man nun wirklich nicht in einen Satz zusammenpacken, jedenfalls nicht so.
Zudem stimmt der Satz auch noch nicht mal und das meine ich mit Unlogik. Sie fühlt keinen Schmerz, deswegen glaubt sie, sei nicht getroffen. So wäre es logisch.
Aber, weil du auf die Pointe hinarbeitest, muss hier an dieser Stelle der Leser in die Irre geführt werden. Das machst du viel zu plump.

Und wieso denkt Werner, dass er noch solange wie möglich für Marie leben muss? Was soll das für einen Sinn haben für Marie?

Ich glaube, diese Geschichte krankt daran, dass du dir nicht im Klaren darüber warst, was genau du aussagen wolltest. Was soll der Leser am Ende der Geschichte als Erkenntnis mitnehmen? Oder falls er keine Erkenntnis durch die Geschichte erhalten wollte, woran genau soll der Unterhaltungswert dieser Geschichte liegen?

Ich glaube, dass du noch viel an deinem Schreibstil arbeiten kannst. Auf die Rechtschreibfehler, die sehr wohl auch vorhanden waren, bin ich jetzt nicht eingegangen.

Lieben Gruß

lakita

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom