Du bist was du liebst
Es war ein sonniger Dienstagnachmittag. Ich war morgens in die Stadt gegangen um einige Dinge einzukaufen. Gegen Mittag machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Unterwegs sah ich sie … sie saß dort auf einer Wiese, ihr lockiges Haar glänzte in der Mittagssonne. Ich lächelte sie an, doch sie schien mich nicht zu bemerken. Ich traute mich nicht, zu ihr zu gehen und sie anzusprechen, also so ging ich weiter.
Doch in der folgenden Nacht ging sie mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich musste sie einfach wieder sehen. So machte ich mich am nächsten Tag erneut auf den Weg in die Stadt. Auf dem Hinweg habe ich sie nicht gesehen, aber als ich, wie am Tag zuvor, etwa gegen Mittag an dem Hof vorbei kam, saß sie erneut dort auf der Wiese. Wieder lächelte ich ihr zu und sie sah mich mit ihren wunderschönen Augen an.
Ich ging zu ihr und wir haben uns sofort super verstanden. Ich frage sie nach ihrem Namen und sie antwortete „Mel“. Ich erzählte ihr von meiner Arbeit auf dem Hof meiner Eltern und sie hörte mir fasziniert zu. Die darauf folgenden Tage, Wochen und Monate trafen wir uns jeden Nachmittag und ich redete bis spät in die Nacht mit ihr. Mel ist eine wundervolle Frau.
Schließlich entschlossen wir uns, zusammen zu ziehen. Da meine Eltern schon vor Jahren verstorben sind, hatten wir den ganzen Hof für uns allein.
Unsere erste gemeinsame Nacht in meinem Bett war ein wenig unruhig, aber wir gewöhnten uns schnell daran. Während sie schlief lauschte ich ihrem Atem und roch an ihrem wunderbar duftenden Haar.
Jeden Morgen gingen wir spazieren, über die Wiesen und Felder … niemand sollte uns stören. Ich erzählte ihr von meinem Leben oder wir schwiegen einfach und genossen es, zusammen zu sein. Mir war damals klar, dass ich niemals eine andere Frau so sehr lieben würde wie Mel.
Eines Tages nahm ich meinen Mut zusammen und fragte sie, ob sie mich heiraten würde. Mit leuchtenden Augen sah sie mich an und nickte. Ich war überglücklich.
Gleich am folgenden Tag gingen wir in die Stadt und kauften ihr ein wunderschönes Hochzeitskleid. Die Leute sahen meine Mel mit großen Augen an. Niemand mochte seine Augen von ihr abwenden, was für mich nur ein weiterer Beweis war, dass ich die schönste Frau der Welt heiraten würde.
Am Morgen vor der Hochzeit half ich Mel in ihr Kleid. Sie war sehr nervös und zappelig und daher kaum in der Lage, sich anzuziehen. Dann gingen wir in die Kirche, stellten uns vor den Altar und der Pfarrer sprach: „Aber Tobias, du kannst Mel nicht heiraten, sie ist nur ein Schaf“ … ich schluckte mehrmals. Das traf mich hart. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, dem Priester eins auf’s Maul zu hauen, doch dann schaute meiner Geliebten in die Augen und stellte schließlich fest, dass der Mann Recht hatte. Ich klemmte Mel unter den Arm und brachte sie zurück auf die Wiese, auf der ich sie gefunden hatte. Man sagt wohl nicht ohne Grund, dass Liebe blind macht. Im selben Moment beschloss ich, mir eine richtige Freundin zu suchen.