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Durst
Erneut taumel ich die Treppe herunter um meinen unermesslichen Durst zu stillen. Dabei ist es doch schon so spät. Kann man um diese Uhrzeit überhaupt Durst haben? Mein Körper ist doch noch so müde und der Traum war so bezaubernd. Ich erreiche das Wohnzimmer, nur das Klacken der Uhr ist zu hören. Der Rhythmus der Uhr erinnert mich an ein Lied aus Kindheitstagen. Ich taste mich in der Dunkelheit voran und folge dem Klang der Uhr. Klack... klack... klack... Geisterstunde. Zur Orientierung schalte ich das Licht neben der Uhr an. Es tut so weh. Ich schalte das Licht sofort wieder aus. Meine Augen ertragen das grelle Licht der Lampe nicht. Erneut herrscht Dunkelheit. Herrlich, das Dunkle, wunderschön, für einen Moment vergesse ich alles. Klack... klack... klack.... Durst. Brennendes Verlangen nach einem Glas... Die Realität holt mich ein und ich beginne mich langsam vorwärts zu bewegen. Nur vage bin ich mir bewusst dass ich in Richtung Küche gehe. Das Klacken hat aufgehört. Ich erreiche eine Tür. Vorsichtig drücke ich dagegen und ein schrilles Quietschen ertönt. Nein, aufhören, bitte. Ich zwänge mich durch die halb geöffnete Tür der Küche und sehe den wundervollen Schein der Nacht durch ein Fenster schimmern. Keine Sterne. Vollmond. Behutsam gehe ich bis zum Spülbecken voran und erblicke einen kleinen Spiegel. Mein Gesicht ist zu sehen. Schwarze Haare... eine spitze kleine Nase... rote Wangen... und geschlossene Augen? Wie können sie geschlossen sein? Ein eisiger Wind zieht an meinen nackten Oberkörper vorbei und lässt mich für einen Atemzug erstarren. Ein Glas steht vor mir. Durst. Schrecklichen Durst. Das Glas ist leer. Unendlich viel Durst. Ich muss diesen Durst stillen, sonst sterbe ich. Es muss etwas sein dass mein Durst für immer beendet. Kein Wasser. Ich erblicke im Spülbecken ein kleines Messer. Endlich weiß ich, wie sich mein Durst stillen lässt.