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Echo der Einsamkeit

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05.09.2020
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Echo der Einsamkeit

Die Tür der kleinen Wohnung fiel hinter ihm ins Schloss.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Natürlich war seine Mutter nicht zu Hause, was hatte Daniel erwartet? Wie jeden Tag nach der Schule war da nichts außer dem Echo, welches in seinem Kopf widerhallte. Auf dem Weg ins Wohnzimmer ließ er seinen Rucksack fallen und fiel selbst wie ein Stein in das durchgesessene Sofa. Lange saß er so da und starrte ins Leere, bis seine Hand mechanisch nach der Fernbedienung griff und den roten Knopf drückte.

Am nächsten Morgen blieb Daniel liegen.
»Warum stehst du nicht auf?«, fragte Hanna.
»Fühl mich nicht so gut.«
»Oh, dann bleibst du wohl mal lieber im Bett heute. Ich muss jetzt los.«
Er sah ihr nach, wie sie aus der Türschwelle seines Zimmers in den Flur verschwand und lauschte, wie sie die Wohnungstür öffnete und hinter sich zufallen ließ.
Ein Stein fiel ihm vom Herzen, nicht zur Schule gehen zu müssen. Früher war er gern gegangen. Die Zeit nach Schulschluss hatte er mit seinem besten Freund Bastian verbracht, sie hatten ihre Namen in Bäume geritzt oder beim alten Bahnhof Entdecker gespielt. Heute ging Daniel wegen Bastian nicht mehr zur Schule. Er hatte Angst und schämte sich dafür.
Er ging raus und streunte durch die Straßen, beobachtete wie hypnotisiert Menschen, Familien. Vor einem Straßencafé saß eine Frau mit einem Teenager, ungefähr in seinem Alter. Waren es Mutter und Sohn? Daniel war sich sicher, dass er viel zu langsam an ihnen vorbeiging, es musste lächerlich aussehen – er musste lächerlich aussehen. Er wollte sich zu ihnen an den Tisch setzen, den beiden wie ein unsichtbarer Beobachter zusehen. Der Junge redete, während die Frau halb über den Tisch gelehnt gebannt in die Augen ihres Sohnes schaute und ihm mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhörte. Erzählte er ihr von seinem Wochenendtrip mit Freunden? Oder von dem Theaterstück in der Schule, in dem er die Hauptrolle spielte? Natürlich würde sie hingehen und sich ansehen, wie ihr Sohn in seiner Rolle brillierte, dafür würde sie jeden noch so wichtigen Termin absagen. Nach dem tosenden Applaus wäre sie noch stolzer auf ihn, als sie es ohnehin schon war. Dass Daniel den Tisch und damit Mutter und Sohn hinter sich lassen musste, machte ihn traurig. Krampfhaft durchsuchte er sein Gedächtnis. Da musste doch irgendwo eine ähnliche Erinnerung sein von einem sonnigen Tag wie diesem, an dem er mit seiner Mutter etwas unternommen und sie wie die beiden im Café gesessen hatten, um seiner stolzen Mutter von einem seiner tollen Erlebnisse zu erzählen. Alles, was er fand, lag weit in der Vergangenheit. So weit, dass sein Vater noch gelebt hatte und er sich kaum daran erinnern konnte.
Kurze Zeit später fiel die Tür wieder hinter ihm ins Schloss.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Sie kam erst um kurz vor sieben nach Hause, fing sofort laut zu reden an.
»… hätte ich mir ja schon denken können, dass mir der Chef ausgerechnet heute Überstunden aufs Auge drückt … immer bin ich schuld … kommen jetzt mit Sicherheit die üblichen dummen Sprüche für den Rest der Woche, ich kann’s echt nicht mehr hören …«
Daniel hatte sich ins Bett gelegt, hörte den Selbstgesprächen seiner Mutter nur mit einem Ohr zu. Wie vorbeifahrende Autos wurde ihre Stimme mal lauter, kurz darauf wieder leiser, je nachdem, wo sie gerade in der Wohnung war. Dann kam ihre Stimme näher und sie stand vor seinem Bett.
»Mein Schatz, wie geht’s dir denn eigentlich?«
»Nicht so gut.«
»Dann bleibst du morgen noch zu Hause?«
»Denke schon, ja.«
Sein Herzschlag wurde schneller. Sie war schon dabei, sich wieder umzudrehen und aus der Tür zu gehen.
»Mama?« Er wusste, dass sie es mochte, wenn er sie Mama nannte.
»Ja, Daniel?«
Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb.
»Ach, nichts.«
Sie wendete sich ab, verließ sein Zimmer und er drehte sich enttäuscht um. Niemals könnte er ihr von der Schule erzählen.

Zwei Tage später schöpfte Hanna Verdacht und drohte Daniel, ihn zum Arzt zu schleppen.
»Morgen gehst du wieder zur Schule, ist das klar?«
»Ja.«
Früh am nächsten Tag packte er seinen Rucksack und ging zur üblichen Zeit aus dem Haus. Er lief durch den Vorgarten zur Straße und versteckte sich ein paar Meter weiter hinter der großen Hecke. Da kam auch schon Hanna, stieg in ihr Auto ein und fuhr davon. Daniel sah ihr eine Weile hinterher. Für einen Moment fragte er sich, wie es wäre, wenn sie einen Unfall baute. Sie müsste ein paar Tage im Krankenhaus verbringen, wo er sie gleich morgens besuchen würde, statt zur Schule zu gehen. Wenn sie nach Hause dürfte, bliebe auch er zu Hause und sorgte für sie. Sie könnten zusammen sein, wie die beiden gestern im Café und sie würde alles wissen und er ihr alles erzählen wollen. Aber was, wenn sie bei dem Unfall stürbe? Die Vorstellung machte ihm Angst und er verdrängte sie. Langsam trottete er zurück zum Haus, nahm die Stufen hoch zur Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Stundenlang starrte er auf den Fernseher, danach ging er raus und beobachtete Menschen, malte sich ihre Geschichten aus.
Die nächsten Tage das Gleiche. Am dritten Tag hörte er plötzlich den Schlüssel in der Wohnungstür – es war Hanna.
»Warum bist du nicht in der Schule?«
Daniel schwieg.
»Ich hab grade einen Anruf von der Schulleitung bekommen. Die behauptet, du würdest ständig fehlen! Was zum Teufel ist los mit dir?«
Die Stille in der Wohnung war wie hauchdünnes Glas, welches bei der geringsten Einwirkung zerbrechen würde. Daniel hielt den Atem an, in der Hoffnung, es würde irgendwie heil bleiben. Doch es war hoffnungslos, so wie alles hoffnungslos war, denn die erhobene Stimme seiner Mutter zerschmetterte es gnadenlos.
»Ich erwarte eine Erklärung! Ich arbeite mich kaputt, von morgens bis abends jeden verdammten Tag, schlag mich mit den bescheuertsten Leuten rum, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und dir eine Zukunft zu ermöglichen! Und was ist der Dank? Schule schwänzen? Ist das dein Ernst? Ich glaub das einfach nicht! Was ist bloß los mit dir?«
Daniel sprang vom Sofa auf, rannte in sein Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und schloss sie ab. Er hörte seine Mutter hinter der Tür, wie sie redete und redete, aber er wollte ihre Selbstgespräche nicht mehr hören und so machte er Musik an und drehte sie laut auf. Er schmiss sich aufs Bett und starrte an die Decke, versuchte krampfhaft, an nichts zu denken.
Als er aufwachte, war es später Nachmittag. Es war das Klopfen an seiner Tür und die sanfte Stimme seiner Mutter, die ihn geweckt hatten. Er stand auf und öffnete die Tür. Dort stand Hanna und nahm ihn in die Arme. Sie aßen zusammen zu Abend – sein Leibgericht, Gemüselasagne. Dies schien der richtige Moment zu sein. Daniels Puls wurde schneller und er war kurz davor, seine Scham zu überwinden, konnte die Worte bereits vor seinen Augen sehen: Ich bin anders, Mama. Ich bin nicht wie andere Jungs, ich stehe auf Typen. Warum Bastian ein Problem damit hat, weiß ich nicht, aber ich will, dass es aufhört.
»Versprichst du mir, dass du morgen wieder zur Schule gehst?«
Überrascht sah er sie an. Die Frage hatte alles durcheinandergebracht.
»Ja«, sagte er nur und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter.

Er hielt sein Versprechen und ging. Er hatte Angst und rechnete mit dem Schlimmsten, dass er für die Tage, an denen er sich versteckt hatte, zahlen musste. Viel zu langsam verging Stunde um Stunde. Nichts passierte. Hatten die Lehrer etwas bemerkt? Hatten die Wichser bekommen, was sie verdienten? War er endlich frei?
In der vierten Stunde stand Sportunterricht auf dem Plan. Nach dem Bodenturnen schleppte sich Daniel als Letzter aus der Sporthalle in Richtung der Umkleiden, voller Angst auf die bevorstehende Dusche. »Achtung, Seife festhalten, die Schwuchtel kommt!«, war einer der Lieblingssprüche von Bastian, der noch lauter lachte als seine Gang. Und das waren nur die Sprüche. Beim Gedanken daran schämte er sich.
In der Umkleide ließ er sich Zeit, versuchte sich abzulenken, indem er sich vorstellte, inspiriert durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit, er wäre im tiefen Dschungel irgendwo am Äquator und überall um ihn herum wären die schönsten Pflanzen und Tiere, die ihm nichts Böses wollten, so wie er auch niemandem jemals etwas Böses gewollt hatte und daher war er hier sicher und geborgen vor den seltsamen Menschen. Die Vorstellung beruhigte ihn ein wenig und schon bald kamen die Ersten zurück aus der Gemeinschaftsdusche.
Er atmete tief durch, nahm all seinen Mut zusammen und zog sich aus. Sein Handtuch hängte er an einen Haken am Eingang zum Duschbereich und begann zu duschen. Ständig blickte er zum Eingang, sein Körper unter Strom, sein Herz in den Startlöchern für den Ernstfall. Jeden Moment rechnete er mit der Horde Jungs, wie sie in die Dusche stürmen würde, ihr Geschrei purer Wahnsinn.
Er blieb allein. Alles was er hörte, war das Rauschen der Dusche.
Eine gefühlte Ewigkeit stand er so da, versuchte sich auf das angenehme Gefühl des heißen Wassers auf seiner Haut zu konzentrieren, traute sich nicht aufzuhören. Irgendwann stellte er die Dusche aus und horchte. Er hörte nichts, war eingenommen von einer Stille, wie sie sonst nur in der einsamen Mietswohnung herrschte.
»Hallo?«, fragte er vorsichtig.
allo, allo, allo
Alles war ruhig.
Er ging rüber und schaute vorsichtig um die Ecke. Niemand war mehr in der Umkleide. Als er sich zu dem Haken drehte, um sich abzutrocknen, war sein Handtuch nicht mehr da. Panisch sah er zur Bank, auf die er seine Sachen gelegt hatte. Alles weg.
»Nein«, sagte er und schloss die Augen. Langsam öffnete er sie wieder. »So eine verdammte Scheiße! Bitte nicht …«, fluchte und flehte er in die Stille.
Ihm wurde heiß, sein Gesicht schien schon jetzt vor Röte anzuschwellen, obwohl er doch ganz allein war, niemand ihn sehen konnte. Er stand da wie gelähmt, nicht imstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwann kehrte die Realität, die für Daniel ungreifbar gewesen war wie der Wasserdampf, der den Raum erfüllte, in seinen Kopf zurück. Dieser schaltete in einen Automatikmodus. In der hinteren Ecke der Umkleidekabine fand er einen alten Putzlappen, mit dem er das Nötigste bedecken konnte. Wie ferngesteuert ging er langsam Richtung Tür. Alles war still, das Gebäude schien menschenleer zu sein. Langsam ging er durch den schmalen Flur, hoch oben kleine Fenster, die wenig Licht hineinließen, unten der hässliche grüne PVC-Boden, über den er schon so oft gegangen war. Jetzt war der Boden nicht nur hässlich, sondern auch noch unbarmherzig kalt unter seinen Füßen. Diese trugen ihn langsam und zögerlich zum Haupteingang, der nach draußen führte. Bei der Tür blieb er eine Weile stehen und horchte. Immer noch nichts. Er drückte eine der Glastüren auf, durch die er nach draußen unter das Vordach der Sporthalle gelangte und auf einmal waren sie da: Bastian und seine Gang. Weitere Schüler des Gymnasiums standen ringsherum, rauchend und quatschend.

Sofort begannen Bastian und die Gang auf ihn zu zeigen und laut zu lachen. Es dauerte keine Sekunde, bis alle um sie herum den Grund des Spotts ausfindig gemacht hatten. Schlagartig waren scheinbar unendlich viele Augen auf ihn gerichtet und die dazugehörigen Münder ahmten Bastian und die Gang nach. Die Wut, die in Daniel brodelte, wurde von einer tiefen Scham und Verzweiflung beinahe komplett unterdrückt. Er wollte wegrennen, niemals umkehren.
Stattdessen stand er hilflos und nackt da, während Bastian und die anderen Daniels Sachen hin und her schmissen, dabei immer lauter lachten und im Chor sangen: »Der Schwuli ist nackt, der Schwuli ist nackt, …«
Daniel versuchte vergeblich, mit einer Hand seine Sachen zu fangen, bis die Jungs einer nach dem anderen aufhörten und sich vermeintlich unauffällig davonschlichen. Daniel merkte nicht, dass gerade ein Lehrer vom Schulgebäude Richtung Sporthalle gelaufen kam. Jetzt hatte er endlich seine Boxershorts, zog sie schnell an, blickte wieder hoch und sah, wie auch Bastian langsam rückwärts in Richtung der großen Treppe ging, die von der Sporthalle runter zur Straße führte.
»Da hast du nochmal Glück gehabt. Bald bist du dran …« Er drehte sich, um die Treppe hinabzusteigen. »Scheiß Muttersöhnchen!«
Plötzlich war Daniels Gesicht kalt wie Stein. Es war, als hätte Bastian ihm einen Dolch in den Bauch gerammt, ihm war schlecht und schwindelig. Dann stieg eine Wut in ihm auf, die seine Beine in Bewegung brachte. Er machte drei große Schritte, bis er direkt hinter Bastian stand und schubste ihn.
Wie im Traum sah er ihn die vielen harten Stufen hinunterstürzen, sein Körper zappelnd wie eine Puppe. Gleichzeitig der Schrei des Lehrers nicht weit von ihm.

Kurze Zeit später saß er im Zimmer des Schulleiters. Neben ihm stand seine Mutter und schrie ihn an. Es war das erste Mal, dass sie ihn in der Schule besuchte und statt ihn in einem tollen Theaterstück zu bestaunen diese surreale Szene. Daniels Herz raste und er kam sich kleiner vor denn je. Schweigend fuhren sie nach Hause, wo sie ihn zurückließ, um wieder arbeiten zu gehen. Die kommende Woche würde er allein in der Wohnung verbringen, so lange war er von der Schule suspendiert.
Er legte sich auf sein Bett und starrte an die Decke. In seinem Kopf vermischten sich das Geschrei seiner Mutter mit dem Heulen der Sirene. Er hatte sich befreit, hatte sich gewehrt! Und dennoch konnte er das Gefühl nicht loswerden, einen Fehler begangen zu haben. Er spürte ein Kribbeln in seinen Augen und kniff sie so fest zu, wie er nur konnte, bis er einschlief.

Es war ein unruhiger Schlaf und er wälzte sich hin und her, als hätte er Fieber. In seinem Traum stand Bastian vor einer riesigen, steilen Treppe, die sich unendlich lang in ein tiefes schwarzes Loch erstreckte. Daniel stand vor ihm und wurde von den anderen Schülern angefeuert. Er schubste ihn. Aber als er fiel, war es auf einmal nicht mehr Bastian, sondern seine Mutter. Schreiend stürzte sie die tiefe Treppe hinunter, während ihn die anderen weiter anfeuerten und lachten: »Daniel! Daniel! Daniel!« Seine Mutter fiel und fiel, schlug immer wieder auf die harten Stufen auf. Die Stimmen der anfeuernden Schüler verwandelten sich in die sanfte Stimme Hannas und er wachte mit einem Schreck auf.
Er war allein, stand auf und ging von Zimmer zu Zimmer, als hätte er eine Aufgabe, an deren Inhalt er sich nicht erinnern konnte. Es war, als liefe er durch einen dunklen, kalten Tunnel. Dann erinnerte er sich an den vorigen Abend, an seinen Versuch, etwas zu sagen. Doch er hatte es wieder nicht geschafft, hatte nie nach Hilfe gefragt, weder in der Schule, noch zu Hause. Er hatte seiner Mutter nie von seinem Leid in der Schule erzählt. Hatte sie nicht gefragt, was los sei? Was hatte er erwartet, dass sie es errät? War es nun zu spät?
Irgendwann war Hanna wieder da, grüßte ihn zwar, sagte aber sonst nichts. Ihr Schweigen machte ihm Angst.
Am gedeckten Tisch sprach sie das erste Mal.
»Iss was!«
Daniel hatte keinen Hunger.
»Ich dachte ihr wärt beste Freunde!«
Er schaute zu seiner Mutter, sah jedoch nicht sie, sondern sich selbst, nackt vor der Turnhalle, Bastian die Treppe hinunterschubsend.
»… Daniel! Was ist nur los mit dir? Ich verstehe das nicht.«
Einen Moment lang schwiegen beide, bis Hannas Stimme die Stille wieder brach.
»Er hätte sterben können! Wolltest du ihn umbringen oder was? Wie konntest du das nur tun?«
»Aber …«, begann Daniel. Plötzlich war er wütend, wusste jedoch nicht, wem seine Wut galt: Bastian oder seiner Mutter? Ihm fehlten die Worte.
»Ich hoffe es geht ihm gut«, sagte nun Hanna.
»Ich hoffe es geht ihm schlecht!«, platzte es aus Daniel heraus.
»Daniel! Wie kannst du so etwas sagen?«
»Ich hasse ihn! Weißt du was er mir angetan hat? Er hat mich fertiggemacht!«
Daniel war überrascht über seine eigenen Worte. Sie fühlten sich befreiend an.
»Jetzt ist aber mal Schluss! Fertiggemacht! Dir geht’s wohl zu gut!«
»Man, Hanna! Willst du mich verarschen? Zu gut? Mir geht’s beschissen! Er hat mich fertiggemacht, jeden Tag, jeden beschissenen Tag! Du hast ja keine Ahnung! Alles, was dich interessiert ist deine bescheuerte Arbeit!«
»Sag mal, wie redest du mit deiner Mutter? Falls du es noch nicht wusstest: diese bescheuerte Arbeit ermöglicht uns zu leben! Und außerdem, wenn er dich wirklich fertiggemacht hat, warum hast du nichts gesagt? Wenn das wirklich wahr ist, tut es mir leid, aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer, Daniel! Er hätte sterben können!«
»Ich BIN gestorben! Jeden verdammten scheiß Tag!«, schrie Daniel, marschierte zur Wohnungstür und knallte sie hinter sich zu.

Wahllos lief er irgendwelche Straßen entlang, kochte innerlich vor Wut. Er wiederholte die Worte seiner Mutter immer wieder verächtlich in seinem Kopf. Wie konntest du das nur tun? Er hätte sterben können!
»Schade«, fluchte Daniel den Bürgersteig an, »schade, dass das scheiß Arschloch nicht gestorben ist! Verdammte Scheiße!«
Er wurde immer schneller, bald joggte und dann rannte er, immer weiter, wo auch immer es weiterging, links, rechts, egal wohin, Hauptsache irgendwo anders hin, weg aus dieser Scheißwohnung, weg aus diesem Scheißleben! Wolltest du ihn umbringen? Vielleicht! Vielleicht war das die einzige Lösung! Die einzige Möglichkeit, Bastian zu entkommen und sein Schweigen zu brechen! Denn er hatte tatsächlich sein Schweigen gebrochen und wären da nicht die Worte seiner Mutter gewesen, hätte es sich fast gut angefühlt. Langsam begann es zu dämmern und Daniel realisierte, dass er bereits in einem Vorort war, wo genau, wusste er nicht. Zu seiner Linken befand sich neben der Straße ein Waldstück, zu seiner Rechten eine große Wiese mit hohem Gras. Er wusste nicht, wie lange er gerannt war, merkte erst jetzt, wie erschöpft er war, sein Shirt nassgeschwitzt und seine Hose ebenfalls. Die Abendluft war angenehm kalt auf seiner Haut. Er wurde langsamer und hielt schließlich an, blieb kurz stehen und lief auf die Wiese. In der Mitte legte er sich auf den Rücken und schaute in den Himmel. In seinem Kopf ging es von vorne los.
Warum hast du nichts gesagt? Sie hätte ihm ja sowieso nicht zugehört, hätte einfach weiter von ihrer Arbeit erzählt! Schade, dass sie keinen Unfall hatte, dann hätte sie sich direkt mit Bastian ins Krankenhaus verziehen können. Er hätte ihr von seinen tollen Leistungen in der Schule erzählen können, stundenlang. »Es hat großen Spaß gemacht, aus Ihrem Sohn einen Volldeppen zu machen! Das hätten Sie sehen sollen, wie der nackt vor uns getanzt hat, wir hatten eine tolle Zeit zusammen!« Sie würden gemeinsam lachen. Über ihn. Wahrscheinlich wäre sie noch stolz auf Bastian, so stolz, wie sie auf Daniel nie sein würde. Aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer. Was für ein Bullshit! Seine Mutter hatte ja keine Ahnung, sie verstand nichts! Dieser lächerliche Kinderkram bei der Arbeit, von dem sie ihm ständig die Ohren vollheulte, was war das schon? Ein Scheiß!

Ein vorbeifahrendes Auto riss Daniel aus seinen Gedanken. Er merkte, wie er zitterte, wendete seinen Blick von dem mittlerweile dunkelblauen Himmel ab und stand auf. Er umarmte sich selbst und folgte dem Gehweg, bis er an eine Bushaltestelle kam. Es fuhr kein Bus mehr, also lief er weiter. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, von seiner schreienden Mutter, von Bastian. Daniel war verwirrt, wusste nicht mehr, was falsch und was richtig war.
Es war fast elf Uhr, als er klingelte. Langsam öffnete sich die Tür. Das Licht war zu schwach, um etwas zu erkennen. Plötzlich flutete ein grelles Weiß den Eingang und Daniel erstarrte vor Entsetzen. Das bleiche Gesicht, das ihn anstarrte, gehörte nicht seiner Mutter, sondern der von Bastian. Geschockt und mit offenem Mund trat er zurück, drehte sich um und rannte weg, weg von dem Haus, in dem er Bastian früher so oft besucht hatte, in einem anderen Leben, in dem sie noch Freunde gewesen waren.
Abwesend setzte er einen Fuß vor den anderen, bis er endlich vor seinem Haus stand. Diesmal öffnete Hanna die Tür.
»Daniel! Ich hab mir Sorgen gemacht!« Sie nahm ihn in die Arme und er ließ es zu. »Gott, du bist ja ganz kalt, komm rein!«
Sie brachte ihn zum Sofa, deckte ihn mit einer dicken Decke zu und kochte ihm einen Tee. Danach setzte sie sich zu ihm und nahm ihn wieder in den Arm. Wieder ließ er es geschehen, verspürte das erste Mal seit langem so etwas wie Geborgenheit. Er wollte, dass sie ihn nie wieder losließ. Dann schämte er sich, für das, was er gedacht hatte.
»Tut mir leid, Mama.«
»Nein, das muss es nicht. Mir tut es leid.«
»Was?«
»Dass … Ich wusste nicht … Ich wusste das nicht …«
Schweigend saßen sie eine Weile so da, bis Hanna wieder zu sprechen begann.
»Aber du musst ins Krankenhaus gehen, zu Bastian. Du musst dich entschuldigen!«
Daniel schaute sie fassungslos an, sein Impuls wieder aufzustehen und wegzurennen genauso stark wie der, zu bleiben und ihr ins Gesicht zu schreien. Er tat nichts von beidem, rührte sich keinen Millimeter, denn er wollte die Umarmung für nichts in der Welt beenden. Aber …, dachte er nur und hätte den Satz in tausend verschiedenen, alle gleichermaßen richtigen Versionen beenden können: Seit wann bist du diejenige, die mir tolle Ratschläge gibt? Seit wann muss sich das Opfer beim Täter entschuldigen? Ich hasse Bastian und will ihn nie wiedersehen!
Er sagte nichts und erinnerte sich in dem Moment daran, dass er sie nie um Hilfe gebeten hatte und fühlte sich schlecht. War er selbst schuld?
»Mam…«
Gleichzeitig sprach sie: »Versprichst du mir, dass du das machst?«
Ihm wurde schlecht. Ruckartig befreite er sich aus der Umarmung.
»Ey Hanna, du checkst überhaupt GAR nichts oder? Hast du mir überhaupt mal eine Sekunde lang zugehört? Jemals? ICH soll MICH bei IHM entschuldigen? Willst du mich verarschen?«, kam es aus ihm herausgeschossen.
»Sag mal Daniel, wie redest du mit deiner Mutter?«
»Wie redest du mit deinem Sohn?«
Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und starrte auf den Boden, als wäre der an allem schuld. Daniel war kurz davor aufzustehen und wegzulaufen, da spürte er ihren Arm auf seinem Rücken.
»Daniel.«
Er blickte weiter auf den Boden, fühlte jedoch, wie ihre Hand auf seinem Rücken und ihre sanfte Stimme ihn beruhigten.
»Es ist sehr spät. Ich mache dir einen Vorschlag: Ich nehme mir morgen frei. Wir gehen zusammen frühstücken und du erzählst mir alles. Alles, was passiert ist, von Anfang an.«
Jetzt sah er sie an, suchte in ihrem Gesicht nach einem Hinweis, der ihre Worte bestätigte. Sie lächelte. Er merkte plötzlich, wie warm ihm war, obwohl er noch keinen Tee getrunken hatte und die Decke von seinem Rücken gerutscht war. Sie lächelte immer noch und auch seine Mundwinkel bewegten sich ein wenig nach oben.
»Okay?«
»Okay.«

Als er im Bett lag, ging ihm alles durch den Kopf: Die Angst vor der Schule, die Szene vor der Turnhalle, der Krankenwagen, der Bastian abgeholt hatte. Die Worte seiner Mutter: Aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer. Sein Herz pochte. Auch wenn er sich schlecht fühlte, dafür, dass Bastian wegen ihm im Krankenhaus lag, wusste er tief in sich drin, dass seine Mutter im Unrecht war – was er getan hatte, war nicht schlimmer. Nicht für ihn. Morgen würde er es ihr sagen, morgen würde er ihr alles sagen. Er hatte Angst und spürte doch etwas Positives, denn endlich passierte etwas.

Am Morgen erwachte er zur erhobenen Stimme seiner Mutter, die dumpf in sein Zimmer drang. Danach kam sie herein und lächelte, sagte, sie habe den Tag frei bekommen.
Eine knappe Stunde später bekamen sie ihr Frühstück serviert. Daniel war euphorisch: Sie saßen in dem Café, in dem er die Mutter mit ihrem Sohn beobachtet hatte. Nun war er der Sohn, auch wenn ihm etwas Schweres bevorstand. Doch es gab kein Zurück mehr und das akzeptierte er. Seine traurige Geschichte begann vor so vielen Monaten, dass er nicht mehr wusste, wie viele es waren. Daniel stand mit den Mädchen auf dem Schulhof, als Bastian ihm das erste Mal einen Spruch drückte.
»Aber warum?«, fragte Hanna.
»Ich weiß es nicht.« Er wusste nicht, was Bastians Problem war. Er wusste nur, dass er anders war. »Du, Mama?« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich steh auf Jungs.«
Einen Moment lang schwieg sie ihn an.
»Auf Bastian?«
Fast musste er lachen. »Was? Nein, Hanna, nicht auf Bastian.« Langsam, aber sicher schien sie ihn zu verstehen und Daniel fühlte sich, als würden sich sämtliche Muskeln das erste Mal nach einem langen Krampf entspannen.
Er trank einen Schluck Tee und erzählte weiter, wie schlimm es für ihn gewesen war, jeder einzelne Tag in der Schule, bis er es nicht mehr ausgehalten hatte.
»Mein Gott Daniel, warum hast du nie …« Sie brach ihre Frage ab, schien sie sich selbst zu beantworten.
»Du? Was ich getan habe ist nicht schlimmer, oder?«
Sie seufzte und runzelte die Stirn, während er den Atem anhaltend auf ihre Antwort wartete.
»Nein, Daniel. Ich hatte ja keine Ahnung.«
Erleichtert atmete Daniel aus. Er konnte es kaum glauben, konnte es wirklich so einfach sein? Den Rest des Tages bummelten sie durch die Stadt, spazierten durch Parks und aßen Pommes – er mit Mayo und sie mit Ketchup. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, es fühlte sich großartig an.

»Wir haben uns hier eingefunden, um die Situation zwischen dir, Bastian, und dir, Daniel, zu klären und den Streit beizulegen«, sagte der Schulleiter. »Offenbar gibt es eine Dringlichkeit, die es uns nicht erlaubt, zu warten, bis Bastian zurück in der Schule ist. Schön übrigens, dass es dir schon besser geht, Bastian.«
Sein Blick schweifte von Bastian zu dessen Mutter, die neben ihm am Krankenhausbett stand und in deren Gesichtsausdruck die Missbilligung dieses Treffens deutlich abzulesen war. Am Fußende des Bettes standen Daniel und seine Mutter, die darauf bestanden hatte, dass dieses Krisengespräch, wie sie es nannte, stattfinde. Am Tag nach ihrer Aussprache im Café hatte Hanna mit dem Schulleiter gesprochen und sich nach Bastians Zustand erkundigt, woraufhin ein Termin für einige Tage später verabredet wurde.
Der Schulleiter, der vorher mit beiden Seiten gesprochen hatte, legte kurz und knapp die Situation dar, da fiel ihm Bastians Mutter ins Wort.
»Wirklich unerhört, dass wir das hier mitmachen müssen! Mit dem Jungen stimmt doch was nicht, schmeißt meinen Sohn die Treppe runter, bringt ihn fast um, und dann spukt er nachts vor unserer Haustür herum!«
Sowohl der Schulleiter als auch Hanna sahen stirnrunzelnd zu Daniel, der ganz ruhig dastand, da meldete sich Hanna schnell zu Wort.
»Es war sicherlich nicht richtig, Bastian von der Treppe zu schubsen – aber es war so was von falsch, was Bastian mit Daniel gemacht hat!«
»Soll das ein Scherz sein? Mein Sohn hat Ihren Sohn ein bisschen gemobbt, das ist doch fast normal heutzutage! Vor allem, wenn einer solche kranken Neigungen hat. Und außerdem hätte sich Daniel ja mal wehren können, er ist doch ein Mann!«
»Achja? Nicht jeder Mann ist so ein Grobian wie Ihr Sohn!«, konterte Hanna, und Daniel hatte ein bisschen Angst vor ihr, vor dem, was sie sagen könnte, fühlte sich jedoch gleichzeitig ungewöhnlich stark und beschützt. »Wissen Sie eigentlich, was Ihr Sohn mit Daniel angestellt hat? Er hat es Ihnen sicherlich nicht bis ins Detail erklärt, denn das hätte ich mich auch nicht getraut an seiner Stelle! Mein Sohn hat seit Monaten Angst, morgens in die Schule zu gehen! Verstehen Sie das? Angst! Das ist krank! Er hatte so viel Angst und Scham, dass er sich nicht einmal getraut hat, es seiner eigenen Mutter zu erzählen! Denken Sie mal darüber nach!«
Hannas Worte waren wie Schwerthiebe, die sie in Richtung von Bastians Mutter sendete. Es schien, als wäre diese sprachlos.
Dann begann sie wieder zu reden, konnte jedoch ihre defensive Art nicht verbergen: »Achja? Gucken Sie sich mal meinen Sohn an und denken Sie darüber nach!« Sie nahm die Hand ihres Sohnes in ihre. Bastian lag weiterhin mit gesenktem Blick da, verzog keine Miene und sagte nichts.
»Okay«, meldete sich der Schulleiter schlichtend zu Wort. »Wir wollen das Ganze hier nicht unnötig in die Länge ziehen, denn Bastian braucht sicherlich noch viel Ruhe zur vollständigen Genesung. Es sieht also so aus, als hättet ihr euch beide nicht richtig verhalten. Ich bin kein Richter und kann und will deshalb auch kein Urteil sprechen. Damit jedoch keiner Angst davor hat, zur Schule zu gehen«, eindringlich sah er erst Bastian an, dann Daniel, »und damit meine ich euch beide, können wir das Ganze nur unter einer Bedingung ad acta legen: Ich erwarte, dass ihr euch beide beim anderen entschuldigt und dass in meiner Schule in Zukunft Ruhe und Frieden herrscht! Höre ich noch ein Mal, dass ihr euch irgendwie anfeindet, werde ich andere Konsequenzen ziehen müssen. Ist das klar?«
Beide Jungs nickten. Nach kurzem Zögern murmelten beide ihre Entschuldigung und der Schulleiter erklärte das Krisengespräch für beendet.
Auf dem Nachhauseweg, in Hannas Auto, legte sie eine Hand auf Daniels Oberschenkel.
»Danke«, sagte er, immer noch überwältigt von dem, was im Krankenhauszimmer passiert war.
»Ich bin froh, dass du mir alles erzählt hast, Daniel.«

Am Tag darauf betrat er morgens das Klassenzimmer. Sein Blick fiel sofort auf den leeren Stuhl. Dann fiel ihm auf, wie er von den anderen angeguckt wurde, sie ihre Augen aber sofort abwendeten, sobald er den Blick erwiderte. Es hatte etwas Ehrfurchtsvolles und es gab Daniel ein seltsames Gefühl. In der ersten Pause kamen zwei der Mädchen und fragten ihn, was passiert sei. Sie meinten, Bastian wäre selbst schuld, was ihm half, sich in der Schule wohler zu fühlen.

Eine Woche später war der Stuhl nicht mehr leer. Bastian war zurück und Daniel spürte, wie das Blut durch seine Adern schoss, als er zu seinem Platz lief. Doch nicht nur Daniel mied Bastian, sondern auch Bastian war stiller als sonst und ging Daniel aus dem Weg.
Als Daniel an diesem Tag nach Hause kam, ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Natürlich war sie noch bei der Arbeit. Aber sie hatte versprochen, heute pünktlich Feierabend zu machen.

 

Hallo @rainsen

und erstmal willkommen hier.
Ich kann dir leider nur ein kurzes Feedback geben, hoffe aber, du kannst damit etwas anfangen.

Daniel und Frank mussten wählen, und Franks erste Wahl war Basti. Dann war Daniel an der Reihe. Er ließ seine Augen entlang der aufgereihten Jungs wandern: Peter, Andreas, Tobias,… Dann sah er ihn, hinter Markus und Tjark, wo er sich zu verstecken schien: Jasar—beziehungsweise Jas, wie er genannt werden wollte.
An der Stelle habe ich leider die Lust verloren, habe den Rest nur noch überflogen. Und das war erst ziemlich am Anfang ...

  • Da sind viel zu viele Namen. Ich kann die Personen alle gar nicht unterscheiden.
  • Du hast öfter diese Sache wie "Jasar - alle nennen ihn Jas" im Text, dass ich innerlich nur darauf gewartet habe, dass "Günter - alle nennen ihn Günni" noch kommt. :sealed:
  • niemand konnte Herrn Waschkawitz ausstehen
    Kannst du dir sparen. Der Name taucht später nicht mehr auf.
  • —Jasar, der mit seiner Familie aus Jugoslawien hergezogen war, genauer gesagt aus Bosnien—
    Damit ziehst du den ganzen Text nur in die Länge, finde ich. Sag doch sofort Bosnien (heißt es heute nicht Bosnien-Herzegowina?)

Dann war Daniel an der Reihe. Er ließ seine Augen entlang der aufgereihten Jungs wandern: Peter, Andreas, Tobias,… Dann sah er ihn, hinter Markus und Tjark, wo er sich zu verstecken schien: Jasar—beziehungsweise Jas, wie er genannt werden wollte.
»Jas!«, sagte Daniel laut und deutlich, und aus dem Augenwinkel heraus konnte er sehen, wie Bastis Blick von ihm zu Jas wanderte, während Herr Dänekas zufrieden mit dem Kopf nickte.
Das Spiel war bis zum Ende ausgeglichen, doch kurz vor Schluss dann die entscheidende Szene: Daniel brachte den Ball von rechts außen vors Tor, direkt vor die Füße von Jas, doch bevor der zum Schuss kam rammte ihn Basti zu Boden. Herr Dänekas pfiff sofort zum Siebenmeter, wonach Jas aufstand, sich vor Basti aufbäumte und ihn anschrie:
»Was soll der Scheiß du Penner?« Die Schimpfworte hatte er schnell gelernt.
Basti wollte Jas gerade schubsen, als Herr Dänekas dazwischenging, während Daniel im Abseits stand und aufgeregt zuschaute. Dann
Ich hab 66x "dann" gezählt, 18x "aber".
Und 76x "doch" & 12 x "jedoch".
Prüfe mal die Füllwörter. Viele kannst du streichen, das macht den Text knackiger, prägnanter. Es gibt das Tools im Internet, die so etwas finden.
Schau mal unter Andreas Eschbach, Stichwort "10-Punkte-Text-ÜV".

Dann schmeckte er etwas Salziges und merkte, dass ihm selbst ebenfalls Tränen über die Wangen liefen.
»Mir auch«, sagte Daniel, auch wenn er selbst nicht genau wusste, was ihm leidtat.
Prüfe mal so Wortwiederholungen im Text.

an—ein
Tagen—beziehungsweise Wochen—nicht
Und andere Fälle. Da fehlen Leerzeichen, also – so.

Viel Spaß hier und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @GoMusic und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!

An der Stelle habe ich leider die Lust verloren
Das ist sehr schade... Also die Namen spielen in der Geschichte keine Rolle, es soll lediglich den Eindruck vermitteln, dass Daniel seine Augen entlang der Reihe Jungs wandern lässt, bis er dann Jas(ar) entdeckt...
Es ist ja nun keine sehr kurze Kurzgeschichte - findest du trotzdem, dass solche Namen einfach durch sowas wie "er ließ seinen Blick entlang der Mitschüler wandern..." ersetzt werden sollten?
Wahrscheinlich sollte ich das mal versuchen, wenn das der Grund war dass du das Interesse verloren hast (dito Herrn Waschkawitz...)

"Günter - alle nennen ihn Günni"
Da kann ich dich beruhigen- Günni kommt nicht vor... Ist halt zweimal der Fall, aber vielleicht einmal zu viel...!

Sag doch sofort Bosnien
Einverstanden!

Bzgl. Füllwörter und Wiederholungen - werde ich dran arbeiten!

Besten Dank fürs Lesen und deine Tipps!
Liebe Grüße,
Rainer

 

Hallo @rainsen ,

ich habe es heute auch nur bis „Montagmorgen“ geschafft. Den wollte ich nicht noch einmal durchleben ?.
Ich lese morgen weiter, habe aber für‘s Erste genug gefunden, womit wir schon fast beim Thema wären:


Die Antwort, die Daniel bekam, war die Abwesenheit einer Antwort: die
Das gefällt mir gar nicht die Wiederholung. Ich weiß, das ist Absicht, aber es holpert gleich zu Beginn. Vielleicht einmal „Erwiderung“ oder einfach „Die Antwort blieb aus“
die Stille der 2-Zimmer-Wohnung, die ihm fast vertrauter war, als die Stimme seiner Mutter Johanna—er nannte sie Hanna statt Mama.
Zweizimmerwohnung. Du hast sicher schon gehört, dass wenigstens die Zahlen von 1-12 in Worten geschrieben werden. ?
Die Stille, die die Wohnung ihm als Antwort gab, ersetzte er mit einem Echo(,) das er sich vorstellte, so wie das, das er in einer Höhle im Harz so bewundert hatte, als sie dort einmal zu dritt im Urlaub gewesen waren, und das ihm jetzt half, das Gefühl von Einsamkeit zumindest für kurze Zeit zu verdrängen:
…anna, anna, anna…
Boah und so viele „das“. Das ist nicht geschmeidig. Und die Stille antwortet wieder so kompliziert. Ich glaube, der ganze Absatz kann weg. Das klingt so gezwungen literarisch.
Der Neue stinkt!«, hatte Basti gesagt, als sie vor zwei Stunden im kleinen Waldstück gegenüber von Bastis Elternhaus auf den mächtigen Ästen einer alten Buche gesessen() und an Stöcken herumschnitzt hatten.
Ich stehe mit „Komma“ und „und“ auch etwas auf Kriegsfuß, bin mir hier aber recht sicher, dass es wegkommt. Da jeder Satzteil auch für sich mit Punkt stehen könnte.
Na der Neue. Irgendwie stinkt der… Und warum ist der überhaupt hergekommen?«
Vor den ... kommt ein Leerzeichen, weil davor ein abgeschlossenes ... und kein angefan... Wort steht.
Während sie weiter schnitzten(,) dachte Daniel darüber nach.

Am nächsten Tag war in der letzten Stunde Sportunterricht bei Herrn Dänekas() und es stand Fußball auf dem Plan. Sport
Siehe oben.
Daniel und Frank mussten wählen() und Franks erste Wahl war Basti.

Peter, Andreas, Tobias … Dann sah er ihn, hinter Markus und Tjark, wo er sich zu verstecken schien: Jasar—beziehungsweise Jas, wie er genannt werden wollte.
Du kennst schon offensichtlich den Unterschied zwischen Binde- und Gedankenstrich. Im Deutschen ist der Gedankenstrich aber der Halbgeviertstrich – wie GoMusic schon erwähnte, setzt man davor und dahinter Leerzeichen. Du nutzt den Geviertstrich — wie die Amerikaner, die dann auch tatsächlich kein Leerzeichen setzen.
Daniel brachte den Ball von rechts außen vor‘s Tor, direkt vor die Füße von Jas, doch bevor der zum Schuss kam(,) rammte ihn Basti zu Boden. Herr
Vor das = vor‘s
Der Wechsel auf‘s Gymnasium hatte viele neue Mitschüler gebracht, darunter einige Jungs und noch mehr Mädchen—für Basti der Himmel auf Erden, da ihn die Pubertät mit voller Kraft erwischt hatte. Seine
Schon wieder klingt es gezwungen literarisch.

Bis jetzt ist mein Fazit: Was will mir der Autor sagen? Die Biografie eines Jungen schnellst möglich an die Lesenden bringen? Bisher passiert da nichts, sondern Du erzählst nur. Vielleicht hast Du schon einmal „Show and don‘t tell“ gehört. Lass den Leser etwas erleben, in der Situation sein. Warum geht der Prota nicht in die Klasse, sieht die vielen Mädchen, kriegt Herzklopfen, setzt sich schüchtern neben eine Rothaarige mit Grübchen und stottert sich etwas zusammen? Jedenfalls, wenn Du eine Geschichte erzählen willst, sollte auch etwas passieren.
Ansonsten bricht der Leser gelangweilt ab. Und ich jetzt, weil ich Feierabend mache ?.

LG
Mae

 

Hallo @Maedy ,

alles klar, ich denke ich werde das Ding wohl radikal ändern müssen...

Deine Tipps sind definitiv augenöffnend! Ich werde mir jeden einzelnen zu Herzen nehmen und bei der Überarbeitung versuchen, umzusetzen!

Erstmal vielen lieben Dank dir und @GoMusic für eure Zeit und die Rückmeldung.
Ich denke, dass ich mir jetzt einige Tage nehmen werde, um die Geschichte grundsätzlich umzuarbeiten...mal sehen, ob ihr dann nochmal Lust habt und vielleicht sogar bis zum Ende kommt :sleep:

Gute Nacht,
rainsen

 

Hallo @rainsen

ich will mich revanchieren und habe deine Geschichte gelesen.
In groben Zügen was ich gelesen habe:
Daniel und Basti sind Freunde. Daniel serviert Basti ab, als ein neuer Schüler kommt. Er entdeckt seine Homosexualität. Der neue Freund zieht um. Basti rächt sich bei Daniel für das Abschieben. Basti wird zusammengeschlagen .Daniel versinkt in Selbstmitleid.

Mir war deine Geschichte zu lang. Ich habe hier gelernt das es ziemlich früh zu einem Konflikt kommen muss, damit die Geschichte Spannung bekommt.
Du hast sehr viel Geschichte am Anfang und keine Spannung.

Daniel hingegen war anders auf eine Art, die Basti nicht verstehen und mit der er nicht umzugehen vermochte: er schien sich mit den Mädchen der Klasse auf magische Weise zu verstehen, verbrachte die Zeit vor und nach dem Unterricht mit ihnen, saß oder stand in den Pausen mit ihnen zusammen, sich locker und natürlich mit ihnen unterhaltend, und brachte sie regelmäßig und mit einer unsichtbaren Leichtigkeit zum Lachen. Basti hingegen blieb bei den Mädels mit seiner Angeberei erfolglos
Das hat mir sehr gut gefallen, wie du beschreibst, wie sich Daniel von Basti unterscheidet.
Warum dann noch das mit den zwei neuen Schülern hätte nicht Basti allein Daniel drangsalieren können?
Fand ich unnötig lang und schon wieder neue Schüler?
Nach ein paar Minuten ging er rein und fragte nach Bastis Zimmernummer: dreiunddreißig. Er nahm die Treppen in den dritten Stock und hielt vor Zimmer dreiunddreißig. Doch er trat nicht ein. Plötzlich ging die Tür auf und eine Schwester kam heraus. Sie lächelte ihn an und hielt ihm die Tür auf, und so hielt er den Atem an und ging rein. Basti schlief, war an allerlei Schläuchen angeschlossen und war bandagiert. Er sah schlimm aus. Das einzige Geräusch war ein regelmäßiges Piepen, der künstliche Puls eines elektrischen Gerätes. Daniel blieb in der Nähe der Tür stehen und starrte auf das seltsame fremde Wesen in Weiß. Die Worte seiner Mutter schwirrten ihm durch den Kopf: Es ist schlimm, was er dir angetan hat, aber was ihm angetan wurde, ist schlimmer. Warum hast du nichts gesagt?Dazwischen boxten sich Bilder, wie er gedemütigt wurde, Bilder von den Tritten, die dumpf von Bastis Körper gebremst wurden, Bilder vom nackten, entsetzten Selbst vor der Sporthalle. Dann bewegte sich Basti plötzlich und öffnete die Augen. Daniel erschreckte sich so sehr, dass er einen Schritt zurück machte und seine Hand auf die Türklinke legte, als er auf einmal Bastis leise Stimme hörte.
»Daniel.«
…iel, iel, iel…
Dann drückte er die Klinke runter, als er abermals seinen Namen hörte, diesmal etwas lauter. Er drehte sich langsam um und schaute zu Basti, der ihn ansah.
»Es tut mir leid«, sagte Basti jetzt, ohne eine Miene zu verziehen.
Dann wiederholte er den Satz, einmal, zweimal, und Daniel sah, wie Basti Tränen aus den Augen kullerten. Dann schmeckte er etwas Salziges und
Plötzlich hörte er die laute Stimme einer alten Frau neben ihm: »Junger Mann, rücken se doch mal bitte! Sind se am Träumen?«, schrie sie ihm direkt ins Ohr.
Erschrocken wendete Daniel seinen Blick vom Krankenhaus ab und rückte ein Stück zur Seite, auf der Bank, auf der er nun eine Weile gesessen haben musste. Dann sah er noch einmal zum hässlichen Krankenhaus, stand auf, und ging wieder nach Hause.

Als ich hier war und das Ganze zweimal lesen musste bis ich verstand, dass er sich das nur eingebildet hatte, nein, das gefällt mir nicht.
Guten Morgen!«
Daniel fuhr vor Schreck zusammen. Eine lächelnde Frau stieg hinter ihm in ein parkendes Auto ein—ihre Botschaft erreichte Daniel nicht.
Das hier finde ich unnötig.

Erst jetzt schien er sich zu erinnern, dass er splitterfasernackt war, und zentrierte seine Hände in der Mitte seines Körper
Das hier nehme ich dir nicht ab ,dass er erst hier merkt dass er splitternackt war!

Das war mein subjektives Empfinden beim lesen.
Ich habe nicht alles heraus geschrieben was mir zu lang war. Ich denke du wirst die Geschichte sowieso noch einmal überarbeiten.


Ich bin der Überzeugung, dass du schreiben kannst und wenn du deine Geschichte kürzt und dadurch spannender machen kannst, wird sie vielleicht richtig gut.

Liebe Grüße CoK

 

Hi @CoK,

erstmal vielen Dank für's Lesen :) Ich weiß, dass die Geschichte lang ist, mittlerweile auch, dass sie zu lang ist.

Deine Kommentare sind alle sehr hilfreich und ich muss sagen, dass ich tatsächlich bei allem mit dir übereinstimme... Wahrscheinlich brauchte ich einfach einen kleinen Tritt in den Arsch, um mich von dem unnötigen Ballast zu lösen. Ihr habt alle drei recht - da fehlt die Spannung und Handlung.

Tatsächlich hat es mich direkt gejuckt und ich habe schon angefangen, radikale Änderungen vorzunehmen! Auch deine Kommentare nehme ich dankend an.

Ich bin der Überzeugung, dass du schreiben kannst und wenn du deine Geschichte kürzt und dadurch spannender machen kannst, wird sie vielleicht richtig gut.
Das ist verdammt motivierend, danke :)

Viele Grüße und jetzt wirklich gute Nacht!
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen ,

dein Vorhaben ehrt dich, und ich habe den Text tatsächlich bis zum Ende gelesen, allerdings nachdem Jasar so schnell verschwand wie er auftauchte, nur noch im Quickread.

Da du ja gerade an dem Text arbeitest, lasse ich dir weniger Detailkommentare, sondern ein paar allgemeine Anregungen da.

Umfang: (da arbeitest du ja auch schon dran)
Der Plot und die Charakterentwicklung reichen nicht für eine Novelle. Der Text wirkte intensiver, wenn er auf (nicht um) ein Drittel oder Viertel gekürzt würde. Die Mobbingsituationen wiederholen sich stark, und da das Thema nichts völlig Unbekanntes ist, lädt das sehr zu Skippen ein. Dass sich das über Jahre zieht, sollte schon beibehalten werden, aber du musst den Leser dazu nicht durch alle Details und Gedankengänge des Protas schleifen, um das auszudrücken. -> Verdichtung. Eigentlich das Merkmal der Kurzgeschichte (die der Text außerhalb dieses Forums auch wäre).

Themen:
Ich finde beim Einstieg drei verschiedene Themen vor:
- Verlassenheit / Einsamkeit, die mit einer abwesenden bzw. unaufmerksamen Mutter zusammenhängen und vllt. Verdrängung an sich.
- Coming out (das Mobbing bezieht sich zwar darauf, aber die Figur liest sich, als wäre sie auch unter anderen Gegebenheiten zum Opfer gemacht worden: Nerdigkeit / Mode / Zugehörigkeit zu einer alternative culture, Stottern, irgendeine Begabung / extreme Schwäche in bestimmten Fächern etc.)
- Mobbing / Ausgrenzung von allem, das außerhalb eines arbiträren Mainstreams liegt (und der ist ja durchaus von Schule zu Schule verschieden).

Einsamkeit bildet die Klammer um den Hauptplot, und sie ist auch im Titel gelandet - allerdings wird das Problem immer nur angerissen. Dass seine Verlassenheit und Isolation emotional mit den psychischen Folgen des Mobbing zusammenhängt, ist logisch, aber die Verbindung bleibt oberflächlich, rein nacherzählend.

Steige ich in den Text ein, muss ich mich durch eine Vielzahl an Namen wuseln, die eigentlich dann gar nicht wichtig sind. Dass Daniel hier Opfer ist, wird erst nicht klar, denn es geht um Jasar. Falls ich da nix massiv überlesen habe, taucht der aber nach der Freundschaftsepisode, die wohl zum Teil Bastis Hass / Eifersucht erklären soll, nicht mehr auf.

Basti klingt übrigens recht 70er/80er, heute kenne ich nur Seb oder Seba - vor allem, wenn er sich als Boss sieht, hätte er sich vllt. auch schnell von einem Kürzel getrennt, dass sich so gut auf "Spasti" reimt (das war zu meiner lang zurückliegenden Schulzeit jedenfalls ein extrem gängiges Schimpfwort).

Coming out:
Mobbing ist ja etwas Arbiträres, und hat nicht ursächlich mit dem "Grund" der Ausgrenzung zu tun. In Highschools der USA werden wohl alle gemobbt, die nicht 'sportlich' genug sind, sondern kulturell interessiert / intellektuell - das wäre hier an einem Gymnasium eher ein Zeichen für eine In-Group, wo die Sportler als tumbe Deppen dastünden. Daniel ist in der Coming out Phase, aber sein Begehren / Selbstverständnis ist irgendwie nebensächlich, an Jasar zieht ihn nur seine 'Andersartigkeit' an, nicht seine Männlichkeit. Diese Andersartigkeit hat aber ganz andere Ursachen - Jasar kommt aus einer traditionell katholischen Gesellschaft, in der Schwulsein nicht besonders cool ist. Das ist jetzt sicher nicht die Story, die du schreiben willst, aber für mich wäre die Freundschaft der beiden interessanter gewesen, wenn sich dabei Konflikte aufgetan hätten, nicht so ein eitel Sonnenschein. Was ist, wenn zwei Ausgegrenzte sich zusammentun, dann aber an den eigenen Vorurteilen scheitern? Daniels Identität ist trotz des Versuchs, hier eine Innensicht zu konstruieren ("er denkt, dass ...") nicht eine tatsächlich aus der Figur erklärte, sondern genauso von außen konstruierte, wie der Grund des Mobbings, und daher kann ich mich nicht emotional engagieren.

Dennoch blieb Daniel neutral, machte sich keine große Hoffnung, dass Marten anders sein könnte als die anderen Jungs—das hatte er aus der Vergangenheit gelernt, und dafür hatte er jetzt ein Schutzschild.
Doch ein paar Tage später, als sich Marten etwas eingelebt hatte, stand er in der Pause plötzlich vor Daniel, der wie immer mit Ellen und Lara herumstand und quatschte, und fragte, ob er sich dazustellen dürfe. Die drei sahen sich an und grinsten.
»Klar, warum nicht!«, sagte Daniel dann.
Dann unterhielten sie sich weiter und Marten machte mit, und Daniel verspürte das erste Mal seit langem so etwas wie Freude.

An diesem Tag ging Daniel mit einer ungewöhnlichen Beschwingtheit nach Hause, die seine Lippen zu einem vorsichtigen Grinsen formte. Dann betrat er die 2-Zimmer-Wohnung und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
»Hanna?«
…anna, anna, anna…

"Daniel blieb neutral" - was soll das denn heißen?

Freude/Beschwingtkeit: Hier ist ein Wendepunkt, der einfach nur so hingestellt wird, da würde es sich lohnen, mehr in die Tiefe zu gehen, anstatt das alles so runterzuschreiben. Ich mag durchaus starke auktoriale Erzähler, aber deiner Geschichte fehlt es an show, don't tell, denn momentan schreibst du ein psychologisches Portrait, ohne überhaupt etwas von den Vorgängen in deinem Prot zu vermitteln - alles wird akribisch protokolliert, nicht gezeigt.

Gedanken in kursiv kann übrigens als eine unelegante Krücke gesehen werden, innere Vorgänge zu erzählen, wenn man nicht weiß, wie man das subtiler unterbringen könnte. Ist nicht unbedingt ein no go, aber da könntest du auch bei der Überarbeitung ein Auge drauf werfen.

Denn Brutus und Bruno waren zwar anders, allerdings nicht so wie Daniel es sich erhofft hatte. Die beiden waren nicht blöd, ließen sich jedoch nichts sagen und machten was sie wollten, sehr zum Leid ihrer Lehrer. Und auch zum Leid von Basti, da sie in ihrer beinahe anarchischen Art und Weise wie zwei wilde Löwen nicht zu bändigen waren. Hätte sich Basti als Dompteur versucht, wäre er ihnen zum Opfer gefallen, sodass er stattdessen sein Bestes gab um ihnen vor den Mitschülern zumindest gleichgestellt zu sein. Und es gab ein Mittel, dass dafür für ihn wie gemacht schien: die Zwillinge liebten es, auf anderen Mitschülern herumzuhacken, ihre Schwächen oder Andersartigkeiten bloßzustellen und dafür auszulachen. Das war ganz nach Bastis Geschmack, und so machte er nicht nur mit, sondern lenkte die Aufmerksamkeit der Zwillinge auf Daniel, darauf, wie seltsam es doch sei, dass er immer nur mit den Mädchen abhing—denn er wusste nun warum. Brutus und Bruno hatten ein Ventil in ihm geöffnet, hatten ihm gezeigt, wie er sich gegen Daniels Seltsamkeit wehren konnte:
(Brutus und Bruno ... echt?) Hier ist es wieder so, dass er nur einen Blick auf irgendeine 'Andersartigkeit' hat, die ja nix mit seinem Begehren, Selbstverständnis zu tun hat. Findet er denn nicht mal jemanden sexy? Und der ist eben nicht schwul?
Diese ganze vollkommen von außen aufgesetzte Passage mit dem 'Löwenbändiger' finde ich übrigrens hochgradig lächerlich, ich hab auch keine Ahnung, wie mir das eine Figur näherbringen soll. Das klingt für mich künstlich, an den Haaren herbeigezogen. Interessant an KGs ist für mich eine stimmige Psychologie, und die möchte ich aus der Figurenzeichnung selbst herauslesen können. Der letzte Satz ist z.B. reiner Erklärbär.
Jas ging und nahm Daniels Fröhlichkeit mit, denn lange suchte man in seinem Gesicht vergeblich nach einem Lächeln.
Wer ist hier "man"?
Doch er lag noch lange wach, die Worte seiner Mutter in seinem Kopf wie ein Fremdkörper, der seine Gedanken infiltrierte. Hatte seine Mutter etwa recht? Hatte er übertrieben? War das, was ihm passiert war nur Kinderkram gewesen? Harmlose Hänseleien, gegen die man sich hätte wehren können, müssen? Hatte er überreagiert, keinen Grund gehabt, Basti nicht zu helfen? Irgendwann drängte sich endlich die Müdigkeit dazwischen und rang sein dankbares Bewusstsein in die dunklen Tiefen des Schlafes.
Hier steckt wohl die eigentliche Geschichte drin. Aber auch wenn Daniel das Einschlafen als "endlich werde ich vom Nachdenken erlöst" empfindet, bringt es mich Leser um die Geschichte - genau das Nicht/Aushalten dieser Fragen ist ja das, was an diesem Prota interessant gewesen wäre.
»Da nich für!«, sagte der erste der drei Typen. »Solche Schwachköppe verdienen was ganz andres!« Er zwinkerte ihm zu bevor sie wieder zurück auf die andere Straßenseite liefen, als wäre nichts gewesen.
Naja, deus ex machina. Hier war ich kurz überzeugt, der Text entwickelte sich in Richtung Phantastik, und die Biker da wären eine Gang von untoten Rächern, die sich aus Daniels Ohnmacht manifestiert hätten.
Lese-Eindruck, keine Unterstellung: klingt faul, denn damit bringst du künstlich einen Wendepunkt in den Text, den er wohl in der Realität nicht gehabt hätte - dann hätte Daniel selbst einen Ausweg finden müssen (oder wäre daran zugrunde gegangen, ihn nicht gefunden zu haben).

»Wwwwwwwrrrrrhhhhaaaaaaaaaaaaa!«
Würde ich außerhalb von Comix vermeiden.


Obwohl du eine Entwicklung andeutest, endet der Text in einem reinen Zirkelschluß - da frage ich mich dann, wozu ich das alles zwischen Intro und Extro gelesen habe. Also spannendes Thema, sicher immer aktuell, mach was draus. ;-)
Wer hier im Forum sehr gute Coming of age / Coming out / Außenseiter -Geschichten schreibt, ist sim. Jetzt fehlt mir die Zeit, dir Beispiele rauszusuchen, schau dir vllt. einfach aktuellere Texte an. (Sim ist inzw. mit seinen Romanveröffentlichungen beschäftigt, daher "leider" schon länger nicht mehr aktiv hier.)

Ich hoffe, du kannst etwas mit meinen Anmerkungen anfangen, viel Erfolg beim Überarbeiten und viele Grüße,
Katla

 

Hallo @Katla,

Hier steckt wohl die eigentliche Geschichte drin.
Das kann ich wohl als etwas Positives werten, denn da liegst du genau richtig!

Aber offensichtlich (habe ich oben auch schon angemerkt) war ich ziemlich unfokussiert bei der Ideenentwicklung und schlampig bei der Durchführung. Alle deine Anmerkungen sind für mich nachvollziehbar und tja, jedes Mal habe ich gedacht, "Hm...ja stimmt wohl."

Naja, deus ex machina.
Auch hier hast du (leider) recht...ich wollte wohl mit der Brechstange zu meinem Kern der Geschichte - sehe ich jetzt auch.

Hier ist ein Wendepunkt, der einfach nur so hingestellt wird, da würde es sich lohnen, mehr in die Tiefe zu gehen, anstatt das alles so runterzuschreiben.
Das mit dem Andeuten war tatsächlich auch so beabsichtigt, aber funktioniert wohl auch nicht so gut.

Also erstmal tausend Dank für deine Mühe und deine ausführliche Rückmeldung. Ist für mich total hilfreich. Ich glaube ich muss jetzt erstmal eine Weile darüber brüten, um zu sehen, was ich denn daraus machen kann, und ob das überhaupt funktioniert (sodass auch wirklich der Kern meiner Geschichte in den Fokus kommt, denn das scheint jetzt gar nicht mehr so leicht).

Vielen lieben Dank für die Hilfe!
rainsen

PS: sim konnte ich so nicht finden...

 

Ich glaube, so findest du ihn einfacher: @sim
Zuerst Name, dann Button Alle Themen anklicken

 

Sodele @rainsen ,

jetzt bin ich auch durch. Da Du eh grundlegend überarbeitest, mache ich keine Detailanmerkungen und möchte zu Katla nur ergänzen:

Jas spielt für Deine Handlung eigentlich keine Rolle, sondern hauptsächlich für die Charakterbildung Deines Protas. Ich persönlich würde die Geschichte da anfangen, wo es spannend wird: Der ehemalige Freund mobbt ihn. Ich glaube, dass Du auch ohne Jas den Charakter Deines Protas vorstellen könntest. Etwas flacher Tipp: Nimm Deine Figuren und schreibe zu den Protas drei gute und zwei schlechte Eigenschaften auf und zu den Antagonisten umgekehrt. Versuche, Deine Figuren nach diesen Eigenschaften agieren zu lassen.

Deine Geschichte endet wie der Anfang. Also faktisch hat Dein Charakter keine Entwicklung erlebt. Das war ein böses Zwischenspiel und dann ist alles wieder beim Alten.

Etwas kurz kommt mir übrigens der eigentlich interessante Konflikt: Der Opfer-Exzess. Darf ein Opfer eine „Vergeltung“ üben, die über das, was ihm angetan wurde, hinausschießt? Das ist eine spannende ethische Frage, die leider nur sehr oberflächlich in der Diskussion mit Mutter und Hannah gestreift wird. Immerhin wird hier verbales Mobbing mit Verblutenlassen gerächt. Es ist zwar einfacher, jemandem durch Unterlassen zu schaden als durch aktives Tun, aber diese Handlungsunfähigkeit Deines Protas kommt wenig reflektiert rüber. Basti hat seine Abreibung bekommen. Muss er vielleicht auch sterben? Das ist doch die Frage, die Daniel sich stellen muss. Eine belastende Frage. Dagegen wäre ein anonymer Anruf bei der 112 ein Klacks.

Ich kenne übrigens viele junge Bastis. Aber das ist wohl ein regionales Ding. Hier nennen sie sich ja auch Bastl oder Wastl. Seb habe ich noch nie gehört ?. Aber Katla und mich trennen auch Hunderte von Kilometern.
LG
Mae

 

Hallo Rainsen nochmal,

schön, wenn du mit dem Komm etwas anfangen konntest. :-)

Ich glaube ich muss jetzt erstmal eine Weile darüber brüten, um zu sehen, was ich denn daraus machen kann, und ob das überhaupt funktioniert (sodass auch wirklich der Kern meiner Geschichte in den Fokus kommt, denn das scheint jetzt gar nicht mehr so leicht).
Glaub ich gern. Vllt. entsteht aber bereits aus dem Kürzen etwas.

Wenn ich mir vorstelle, was ich aus den von dir angerissenen Sachen gern lesen würde (heißt ja nicht, dass du das schreiben willst), wäre das: Tatsächlich nahe am Titelthema. Das Schweigen des Kindes nach dem Mobbing gegenübergestellt dem Schweigen der Mutter überhaupt (als Symbol auch für ihre Ignoranz, was die Situation ihres Sohnes angeht, da schwingt ja bereits irgendwas zw. Überforderung und Desinteresse mit). Das sind zwei verschiedene Bereiche der Nicht-Kommunikation, der Isolation einer Person trotz - zeitweiser - räumlicher Nähe.

Die leere Wohnung am Ende könnte eine Szene aus der Zukunft sein, in der der Prot immer wieder die gleiche Situation nachlebt (Nachhausekommen in eine leere Wohnung, kein Austausch / Mitgefühl), und als pessimistischer Ausblick implizit - also nicht auserzählt - zeigt, dass der erwachsene Prota durch die unaufgearbeiteten Traumata der Kinderzeit nicht beziehungsfähig ist.

Schwulsein / Coming out in der Schule ist schon extrem oft behandelt worden, das brauchte es für mich nicht, zumal es eigentlich keine Rolle spielt, sondern nur Thementrigger ist. Ich würde die Haupthandlung in die Wohnung verlegen.

Schweigen, das isoliert / persönlicher Rückzug innerhalb der Familie (sowohl bei Mutter wie auch Sohn) / Trauma -> unverarbeitetes Trauma als Teufelskreis: Damit hättest du ein relativ subtiles, komplexes zentrales Thema, das du an Reststücken dieser KG ausarbeiten könntest.

@GoMusic und @feurig - Vielen Dank! :-)

Herzliche Grüße,
Katla

 

Besten Dank an @GoMusic und @feurig!

Danke für's Durchlesen, @Maedy, das weiß ich zu schätzen!

Ich persönlich würde die Geschichte da anfangen, wo es spannend wird
Stimme ich mit dir überein (bevor ich die Geschichte hochgeladen hatte, war mir schon der Gedanke gekommen, die ganze Jas-Sache rauszukürzen, da hatte ich also immerhin das richtige Gespür!).. Und den flachen Tipp werde ich mal ausprobieren :)

Deine Geschichte endet wie der Anfang. Also faktisch hat Dein Charakter keine Entwicklung erlebt. Das war ein böses Zwischenspiel und dann ist alles wieder beim Alten.
Genau. Das war auch beabsichtigt, mit der Ausnahme, dass es am Ende einen Hoffnungsschimmer gibt.

Darf ein Opfer eine „Vergeltung“ üben, die über das, was ihm angetan wurde, hinausschießt?
Genau das ist der Kern der Geschichte, den ich aber wohl ein bisschen ausbuddeln und zur Geltung kommen lassen müsste.
Wobei vielleicht "Vergeltung üben" etwas zu extrem formuliert ist? In meiner Vorstellung ist Daniel halt so stark von Basti verletzt worden, dass er sich in dem Moment nicht dazu durchringen kann, zu handeln. Letztendlich erkennt er aber schon das ethische Problem und wird von seinem schlechten Gewissen eingeholt. Aber eben um genau diesen Konflikt ging es mir, also sozusagen den Vergleich zweier bösartiger Geschehnisse und ob man eines davon durch ein anderes relativieren kann - wie du schon sagtest, diese ethische Frage.

Ich kenne übrigens viele junge Bastis.
Ich kenne auch einen, und nen Seb auch :D Finde aber auch, dass es ziemlich 80er-mäßig klingt.


Hallo nochmal @Katla!

Vllt. entsteht aber bereits aus dem Kürzen etwas.
Das könnte durchaus sein - noch habe ich die Hoffnung nicht ganz verloren, aber ich brüte noch :sick:

was ich aus den von dir angerissenen Sachen gern lesen würde
Finde ich spannend zu hören! Und die Problematik zwischen einem Sohn, der durch eine schwere Zeit geht, dem dann auch noch zu Hause die Erfahrung und Hilfe der Eltern (bzw. der Mutter) verwehrt wird, hat mich selbst auch interessiert. Guter Punkt für die Überarbeitung.

Die leere Wohnung am Ende könnte eine Szene aus der Zukunft sein
Ist ja tatsächlich auch - zumindest von der Perspektive des Hauptgeschehens aus - mehr oder weniger in der Zukunft, und so hatte ich das auch gewollt. Also dass es zeigt, dass sich in der Situation zu Hause nichts geändert (und damit auch nichts gebessert) hat.

Ich würde die Haupthandlung in die Wohnung verlegen.
Ein guter Tipp!

Ich guck mal, was sich daraus machen lässt...

Nochmal besten Dank an euch alle, mit so viel konstruktiver Rückmeldung hatte ich gar nicht gerechnet!
Liebe Grüße,
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

So. Meine überarbeitete Version ist jetzt drin.
Ich denke ich habe einiges von euren Tipps umsetzen können...
Der Text ist um circa die Hälfte geschrumpft (jetzt etwas unter 5000 Wörtern, vorher knapp 9000). Bin gespannt auf eure Meinung...

 

Hallo @rainsen

Kurze Zeit später fiel die schwere Tür wieder hinter ihm ins Schloss.
»Hanna?«
… anna, anna, anna …
Sie kam erst um kurz vor sieben nach Hause, fing sofort laut zu reden an.
»… hätte ich mir ja schon denken können', dass mir der Chef ausgerechnet heute Überstunden auf’s Auge drückt … da war ich natürlich wieder mal schuld und das Ganze wegen so einer Lappalie, echt sowas von bescheuert! Hätte die Tina einfach mal die Klappe gehalten, wär das alles nicht so schlimm gewesen. Jetzt bin ich mal wieder die Gearschte. Kommen jetzt mit Sicherheit wieder die üblichen dummen Sprüche vom Chef für den Rest der Woche, ich kann’s echt nicht mehr hören …«
Daniel hatte sich wieder ins Bett gelegt, hörte den Selbstgesprächen seiner Mutter nur mit einem Ohr zu. Wie vorbeifahrende Autos wurde ihre Stimme mal lauter,kurz darauf wieder
Ich weiß ja nicht 6 x wieder ?

Sein Herzschlag wurde schneller. Sie war schon dabei, sich wieder umzudrehen
7 x oder einfach wieder weglassen.

fluchte und flehte er die Stille an, deren Teilnahmslosigkeit ihn mit Verzweiflung und Entsetzen füllte.
mE kann man die Stille nicht anflehen aber in die Stille flehen.
Teilnahmslose Stille klingt für mich genauso befremdlich.

Jetzt war Daniels Gesicht plötzlich kalt wie Stein, sein Körper ein einziger riesiger, angespannter Muskel. Er machte drei große Schritte, bis er direkt hinter Bastian stand und schubste ihn.
Wie im Traum sah er ihn die vielen harten Stufen hinunterstürzen, sein Körper zappelnd, wie eine Puppe.
Finde ich viel besser, als die erste Version mit diesen fremden Rächern.
Nur hätte ich gerne gewusst was in Daniel vorging, was er fühlte, nicht nur dass sein Gesicht, kalt wie Stein wurde.
Neben ihm stand seine Mutter und schrie ihn an in einer Sprache, die er nicht verstand
Warum versteht er sie nicht?
Was war passiert? War er in eine Falle gelockt worden? Hatte er schon wieder etwas falsch gemacht?
Ich verstehe nicht, warum du nicht klar ist was passiert ist?
Die einzige Möglichkeit, dieser beschissenen Wohnung zu entkommen!
Da habe ich auch Schwierigkeiten das zu verstehen. Für mich würde die Aussage eher passen Bastian zu entkommen.
Nicht nur interessierte sich seine Mutter nicht für ihn, sie hatte auch noch die Seite von Bastian eingenommen, seinem Erzfeind. Jetzt sah er alles wieder ganz klar vor Augen: er hatte versagt. Statt ein normaler Junge zu sein, mit Freunden, hatte er sich Feinde gemacht. Der Freund, den er mal hatte, war nicht nur sein Feind geworden, Daniel hatte ihn nun auch noch fast umgebracht. Er fühlte sich unendlich schwach und traurig, sein Gewicht schien sich vervielfacht zu haben und drohte, ihn zu erdrücken
Das geht mir hier zu schnell. Wenn man die erste Version nicht gelesen hat, weiß man gar nicht, was für gute Freunde Bastian und Daniel waren und wie die Freundschaft zerbrochen ist.
Mir ist die Geschichte noch immer zu lang.
Auch den Schluss hätte ich weggelassen.

Das ist natürlich nur mein subjektives empfinden. Und ich bin auch nicht sehr gut darin Texte zu korrigiere.

Ich habe es gerne gelesen, weil Ich auch neugierig war wie es weitergeht. Mobbing und Schule halte Ich auch für ein wichtiges Thema. Auch die immer größer werde Zahl von allein erziehenden Mütter ist sicher ein großes Problem.

Lieber Gruß CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @CoK,

besten Dank fürs erneute Lesen!
Deine Kommentare sind sehr hilfreich und einige habe ich schon umgesetzt...
Werde aber nochmal gründlicher durchgehen und über deine weiteren Anmerkungen nachdenken.

Kann auch gut sein, dass ich mich mit diesem Thema verhoben habe...

Was die Länge angeht: ich habe sie ursprünglich für den Rahmen 5000-10000 Wörter geschrieben, bin jetzt unter der unteren Grenze. Allerdings muss ich selbst mal sehen, ob ich nicht mit dir übereinstimme, und ich nicht auch noch weiter kürzen will, um es knackiger zu machen...

Das ist natürlich nur mein subjektives empfinden. Und ich bin auch nicht sehr gut darin Texte zu korrigiere.
Ich bin mit Sicherheit nicht erfahrener als du, aber eben grade das subjektive Empfinden ist ja so hilfreich!

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße,
rainsen

 

Es sind jetzt nochmal 500 Wörter rausgeflogen.

mE kann man die Stille nicht anflehen aber in die Stille flehen.
Teilnahmslose Stille klingt für mich genauso befremdlich.
Kann ich nachvollziehen, habe ich geändert.
Nur hätte ich gerne gewusst was in Daniel vorging, was er fühlte, nicht nur dass sein Gesicht, kalt wie Stein wurde.
Habe ich umgeschrieben.
Warum versteht er sie nicht?
Berechtigte Frage. Habe ich geändert.
Ich verstehe nicht, warum du nicht klar ist was passiert ist?
Hast du auch recht - geändert!
Da habe ich auch Schwierigkeiten das zu verstehen. Für mich würde die Aussage eher passen Bastian zu entkommen.
Jo, stimmt.
Das geht mir hier zu schnell. Wenn man die erste Version nicht gelesen hat, weiß man gar nicht, was für gute Freunde Bastian und Daniel waren und wie die Freundschaft zerbrochen ist.
Danke für den Hinweis. Es gab schon im Text kleine Hinweise, dass sie befreundet gewesen sind, aber das war wohl nicht eindeutig genug. Da habe ich jetzt am Anfang eine kleine Passage eingefügt, die das deutlicher machen sollte.

Danke nochmal für deine Kommentare @CoK und ein schönes Wochenende wünscht dir
rainsen

 

Guten Morgen lieber @rainsen

ich habe Deine Geschichte gelesen und bin ein wenig hin- und hergerissen.
Du hast einen angenehmen Schreibstil, ich bin nah bei den Protagonisten, entwickle jedoch nicht unbedingt Sympathie. Ganz viele Fragen sind bei mir offen geblieben, keine Ahnung, ob Du das so beabsichtigt hast. An manchen Stellen finde ich die Story etwas langatmig, es wird wieder und wieder wiederholt, dass der Protagonist sich wie ein Versager fühlt. Das ist mir ein bisschen too much.

Hier ein paar Anmerkungen:

Lange saß er so da und starrte in die Leere, bis seine Hand mechanisch nach der Fernbedienung griff und den roten Knopf drückte.

... ins Leere

Sein Herzschlag wurde schneller. Sie war schon dabei, sich wieder umzudrehen und aus der Tür zu gehen.
»Hanna?«

Hier frage ich mich, warum er seine Mutter beim Vornamen nennt?

Hatten die Wichser endlich bekommen was sie verdienten? War er endlich frei?

Unschöne Doppelung.
Würde das erste streichen, da unnötiges Füllwort.

»Achtung, Seife festhalten, die Schwuchtel kommt!«, war einer der Lieblingssprüche von Bastian, der auch am lautesten lachte. Und das waren nur die Sprüche.

Und hier frage ich mich, was passiert ist, dass aus besten Freunden Feinde wurden.
Mir wäre hier die Perspektive von Bastian wichtig. Warum wendet er sich gegen seinen ehemals besten Kumpel und behandelt ihn so?

In der Umkleide ließ er sich Zeit, versuchte sich abzulenken indem er sich, inspiriert durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit, vorstellte, er wäre im tiefen Dschungel irgendwo am Äquator und überall um ihn herum wären die schönsten Pflanzen und Tiere, die ihm nichts Böses wollten, so wie er auch niemandem jemals etwas Böses gewollt hatte und daher war er hier sicher und geborgen vor den seltsamen Menschen.

An einigen Stellen driftet er in die Phantasiewelt ab. Das finde ich immer sehr gut beschrieben und sehr nachvollziehbar. :thumbsup:

Dann stieg eine Wut in ihm auf, die seine Beine in Bewegung brachte.

Hier finde ich es gut, dass er aus seiner Starre erwacht, Wut spürt und sich wehrt.

Daniels Herz raste, er fühlte sich elendig, sehnte sich nach Trost. Schweigend fuhren sie nach Hause, wo sie ihn zurückließ, um wieder arbeiten zu gehen. Die kommende Woche würde er allein in der Wohnung verbringen, so lange war er von der Schule suspendiert.

Ich würde gerne wissen, was mit Daniels Vater ist? Warum die Beziehung zwischen Mutter und Sohn so oberflächlich ist. Sie arbeitet nur, aber nun ja, sie muss ja auch beide versorgen. Warum hat Daniel so ein Problem damit? Und warum ist sie nicht liebvoller? Teilweise kratzt Du nur an der Oberfläche, gehst mir aber nicht genug in die Tiefe.

Ich finde es schade, dass er sich wieder als Versager abstempelt, nur weil er sich gewehrt hat. Schade, dass er nicht stolz auf sich ist.

»… Daniel! Was ist nur los mit dir? Mein Gott, womit hab ich das verdient?«

Hier kommt die Mutter sehr weinerlich rüber.
Schade, dass sie kein wirklich ernsthaftes Gespräch mit ihrem Sohn sucht. Sie stellt sich selbst in den Vordergrund, statt zu schauen, was er für Probleme hat.

Sie sehen sollen, wie der nackt vor uns getanzt hat, wir hatten eine tolle Zeit zusammen!« Sie würden zusammen lachen.

Wortwiederholung
Vorschlag: Sie würden gemeinsam lachen.

Seine Mutter hatte ja keine Ahnung, sie verstand nichts! Dieser lächerliche Kinderkram bei der Arbeit, von dem sie ihm ständig die Ohren vollheulte, was war das schon? Ein Scheiß!

Irgendwie scheint die Situation total verfahren. Daniel öffnet sich nicht, erzählt seiner Mom nichts, erwartet aber gleichzeitig Verständnis. Sie wiederum nimmt sich nicht genug Zeit, zeigt zu wenig Interesse an ihm.

»Daniel! Ich hab mir Sorgen gemacht!« Sie nahm ihn in die Arme und er ließ es zu. »Gott, du bist ja ganz kalt, komm rein!«

Da wirkt sie endlich mal menschlich.

Daniel schaute sie fassungslos an, sein Impuls wieder aufzustehen und wegzurennen genauso stark wie der, zu bleiben und ihr ins Gesicht zu schreien.

Sehr nachvollziehbar :thumbsup:

Alles in allem könntest Du an einigen Stellen kürzen, an anderen aber mehr in die Tiefe gehen. Die Geschichte hat auf jeden Fall Potential und wie schon oben geschrieben, ist Dein Schreibstil sehr angenehm.

Ich hoffe, mein Feedback ist hilfreich.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Hallo @rainsen

Ich kenne zwar die vorige Version nicht, aber ich glaube, die Überarbeitung hat dem Text gut getan! Du bleibst am Protagonisten dran und schreibst konsequent aus seiner Sicht - fand ich gut.

Was ich nicht so gut fand, war der Schluss. Klar, Du schließt den Bogen zum Anfang. Aber ich bekomme eigentlich keine neuen Infos, was nach 15 Jahren so los ist (außer die technischen Sachen, wie eigene Wohnung etc.) - Diese Schlußszene könntest Du auch an das "trottete nach Hause" von Bastians ehemaliger Wohnung ohne den Zeitsprung setzen. Aber so fehlte mir eine "Pointe" nach 15 Jahren. <- ist das Verständlich? :)

gern gelesen!
Gruß
pantoholli

 

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