Was ist neu

Ein Arbeitstag im Leben des Seelenfängers (Tod)

Mitglied
Beitritt
03.10.2001
Beiträge
10

Ein Arbeitstag im Leben des Seelenfängers (Tod)

Der kleine bucklige, weißhaarige Arpock stürzte in das Arbeitszimmer seines Vorgesetzten, der gerade damit begonnen hatte seine Listen zu ordnen und neue Namen darauf einzutragen. "Es gab schon wieder einen neuen Unfall." Das in einer schwarzen Kutte gekleidete Wesen legte den Federkiel auf den Schreibtisch. "Lass mich raten, Arpock." sagte es. "Die Leute von Oben und von Unten geiern schon auf die frischen neuen Seelen, die jetzt sinnlos herumschwirren und darauf warten, dass irgendjemand sie abholt.
Dieser verfluchte Wettbewerb den diese beiden Kinder auf meinem Rücken austragen ist wirklich nervtötend! <<Bist du dir auch wirklich sicher, dass diese Seelen für den Alten da Oben sind und nicht für mich?>> <<Schau doch noch mal genau auf deine Liste!>> Seit dem Tag der Entstehung dieses vor Leben strotzenden Planeten haben die nichts besseres zu tun, als sich um jede einzelne Seele zu prügeln und zu protzen, wenn sie mal eine mehr haben als der Andere. Wie viele sind es diesmal?"
Arpock griff in die Tasche seines schmutzigen braunen Mantels und förderte einen zerknüllten Zettel zu Tage.
"Über 100. War ein Flugzeugabsturz, Meister Tod."
Tod erhob sich schwerfällig von seinem Chefsessel. "Das ist schon der Dritte diese Woche," stellte er fest. "Die Menschen sollten endlich mal ein wenig mehr aufpassen. Je vorsichtiger sie sind, desto weniger zusätzliche Arbeit für mich."
Er öffnete den Kleiderschrank und holte seine Sense heraus. Tod hatte seine Sense in seiner ganzen Karriere noch kein einziges Mal benutzt (Das Einsetzen der Sense würde nur hässliche, rote Flecken geben und Tod hasste hässliche rote Flecken). Sie war nichts weiter als eine Art Schmuck. Doch er hatte dieses, für ihn typische Symbol, immer dabei.
"Mein Fangnetz, Arpock!"
Der Bucklige gab seinem Herrn das große Fischernetz, dass, wie immer am Haken an der Wand hing. Tod ließ unter seiner schwarzen Kutte verschwinden.
"Petri Heil, Meister!" rief er dem Tod nach als dieser mit schlurfenden Schritten sein Zimmer verließ und noch einmal die freie Knochenhand zum Gruß hob.

Die beiden männlichen, seltsam gekleideten Gestalten betraten zur gleichen Zeit das Wettbüro. Die blonde, wohlproportionierte Dame schaute von ihrer Zeitung auf, als die Beiden vor dem Schalter standen. "Ah, Sie sind's! Neuer Wetteinsatz?" "Ja!" bestätigte einer der beiden Männer. Er trug ein langes weißes Gewand und hatte einen langen, weißen Bart, der ihn bis zu den Knien reichte. Der andere Besucher war von Kopf bis Fuß in rot gekleidet, hatte schwarze Haare und zwei weiße Hörner, die ihm aus dem Kopf ragten. "Ihr Einsatz, Luzifer?" fragte die Frau den Roten. "Zwei meiner wertvollen Kochtöpfe!" schnarrte er. "Ich setze natürlich auf Sieg!" "Du willst siegen?" Der weißbärtige lachte. "Ich setze mein Lieblingskissen, natürlich auf MEINEN Sieg!" "Wir werden ja sehen, wer gewinnt, Tattergreis!" knirschte Luzifer seinen Erzfeind an. "Aber spuck nicht gleich wieder Gift und Galle, wenn du verlierst! Meine Engel ertragen den Gestank nicht, der dann von unten heraufzieht!"

Als Tod an der Unglücksstelle eintraf schrieen die herumschwirrenden Seelen ihn an. "Lass uns in Ruhe!!!" "Sorry, Leute!" erwiderte Tod. "Ich tu hier nur meine Pflicht. Er holte das Fangnetz aus seiner Kutte und erhob sich vom Boden in die Luft, um die Seelen, die ihm auswichen, besser zu fangen. Er ließ sein engmaschiges Netz kreisen und hatte mit einem Schlag fast die Hälfte der Seelen eingefangen, die sich verzweifelt zu befreien versuchten. "Lass uns bitte gehen!" flehten sie. "Tut mir leid, darf ich nicht! Hört auf zu strampeln! Ihr verheddert euch nur noch mehr im Netz."
Wenig später war die Arbeit beendet und Tod kehrte mit seinem Fang nach Hause zurück, um die Seelen entsprechend zu katalogisieren und dem Bestimmungsort zuzuordnen. Arpock hatte schon alles vorbereitet. Tod brauchte nur noch Haken an die entsprechenden Namen zu setzen (eine Bestätigung dafür, dass alle Seelen eingefangen worden waren) und das Ziel für jede einzelne Seele herauszusuchen. Dann befreite Tod jede einzelne Seele aus dem Netz und packte sie in die vorbereiteten Päckchen. Päckchen zu, Name und Ziel der Seele darauf vermerken, fertig. "Na dann woll'n wir mal!" sagte Tod und warf die Päckchen in die schwarze Kutsche, die Arpock vor der Haustür bereitgestellt hatte. "Auf in den Kampf. Die beiden Herren werden sich bestimmt wieder in die Wolle kriegen." "Ich hoffe Sie sind zum Abendessen zurück, Herr!" sagte Arpock.
"Das ist schwer zu sagen, wie üblich. Also bis dann!" Tod rief seinen 4 schwarzen Pferden, die die Kutsche zogen etwas zu und sie setzten sich in Bewegung und verschwanden mit Tod und der Kutsche in der Dunkelheit seines Reiches.

Diesmal hatte es Gott getroffen. Er hatte zwölf Seelen weniger auf seinem Konto zu verbuchen. Der alte Herr musste dem sich diebisch freuenden Luzifer seinen Einsatz abtreten und trauerte dem mit Herzen bestickten Kissen die ganze Nacht lang nach, während Luzifer eine Party veranstaltete, dass die Wände der Hölle nur so wackelten. Tod kam eine Stunde zu spät zu seinem Abendessen und verfluchte diese beiden kindischen Wesen, die ihm bei der Übergabe der Seelen nur Scherereien gemacht hatten.
Und so wird es weitergehen. Heute und in Ewigkeit.

[ 05.07.2002, 11:25: Beitrag editiert von: Seyffarth ]

 

Hallo Seyffarth!
Willkommen auf kg.de!
Zu deiner Geschichte möchte ich sagen, dass sie mir nicht sonderlich gefallen hat. Das Potenzial für eine lustige Geschichte war auf jeden Fall da, aber die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich die Idee, den Tod zu personifieren schon bei Therry Pratchet gelesen habe und es da wirklich zum abrollen war. Mit dieser Erwartungshaltung konnte deine Story dann leider nicht mithalten. Ich kenn mich mit Therry Pratchet nicht gut aus, aber dein Name klingt so, als könnte sie aus einem seiner Romane sein!? Deswegen gehe ich mal davon aus, dass du durch ihn inspiriert wurdest!?
An sich ist das nichts schlimmes, auch wenn du ziemlich viel aufgreifst. Doch auf der anderen Seite denkst du dir auch etwas neues aus, in dem du Gott und Teufel wetten abschließen lässt, wer denn nun die Seelen bekommt.
Von der Seite also in Ordnung, nur wie ich schon sagte fehlt es an der Komik des ganzen, auch wenn man die Situation an sich schon als komisch bezeichnen kann. Nur wenn man Pratchet gelesen hat, erwartet man von einer Tod-Geschichte einfach mehr, dass ist auf jeden Fall bei mir der Fall.
Was ich auch noch kritisieren muß ist das mE nach schnelle Ende der Story! Da fehlt es an der Pointe, die dem Leser noch was mit zu Schmunzeln auf den Weg gibt.
Soviel erstmal dazu, ich hoffe du machst weiter, da gute Ansätze vorhanden sind.

Saludo, Gam.

[ 05.07.2002, 13:05: Beitrag editiert von: Gamdschie69 ]

 

@Gam:
Genau, die Geschichte von Terry Pratchet habe ich auch gelesen. Handelte doch von einem Schallplattensammler, der einen Herzinfarkt bekam, als er den Tod in der Disco sah. In der Richtung jedenfalls.

Ich fand die Geschichte eigentlich ganz gut. Sie ist zwar nicht so gut wie von Terry Pratchet, aber man kann einen Hobbyautor nicht mit einem richtigen Autor vergleichen. Ich finde, dass Seyffarth den Tod und seine Gedanken- und Handlungsvorgänge ganz gut beschrieben hat. Das alles ist schön und gut, aber wie Gam schon sagte: Es fehlt an der Komik (Humor). Lachen konnte ich nicht... auch nicht Schmunzeln.

 

War Gamdschie nicht der Zwerg aus der Wache von Mumm?

Also ich fand die Geschichte eigentlich auch ganz gut. Ab und zu geschmunzelt hab ich auch, zum Bleistift beim "dritten Flugzeugabsturz diese Woche" oder bei den "hässlichen roten Flecken", die die Sense durch Benutzung bekommen würde.

[ 31.07.2002, 02:02: Beitrag editiert von: MisterSeaman ]

 

@Uffi:

Handelte doch von einem Schallplattensammler, der einen Herzinfarkt bekam, als er den Tod in der Disco sah. In der Richtung jedenfalls.
Bist Du Dir sicher, dass die Geschichte von T. Pratchett ist? :susp:

@MisterSeaman:
Sam Gamdschie ist einer der Hobbits aus dem Herrn der Ringe.

Und zu guter letzt @Seyffarth:
Also, ich fand die Geschichte schon ganz gut. Zuerst dachte ich auch, dass es sich um eine Pratchett-Imitation handelt, aber dieser Verdacht hat sich nicht bestätigt. :thumbsup:

Was mir ganz gut gefällt, ist die Idee der Wette zwischen Gott und dem Teufel Auch dass die Seelen in kleine Päckchen verpackt werden, um in den Himmel/in die Hölle zu kommen halte ich für gut.

Hab eigentlich nicht viel zu bemängeln:

In der Überschrift würde ich das in Klammern gesetzte Tod weglassen. Man kann sich zwar schon denken, dass es sich um den Tod handelt, aber wer sich das nicht schon denkt, der wird dadurch etwas neugieriger gemacht.

Zur Einordnung in die Kategorie:
Vielleicht ist bei Humor die Erwartung der Leser zu hoch. Sie erwarten einen riesen Brüller am Ende (oder mittendrin) und sind deshalb enttäuscht von der Geschichte. Deshalb könnte man überlegen, ob die Geschichte nicht woanders besser wirken würde.
Aber für die Freunde des sanften Humors ist sie schon richtig hier in Humor.

[ 03.08.2002, 21:24: Beitrag editiert von: Abraxas ]

 

@Abraxas:

Oh yeah, that's right. thx. Hab den Herrn der Ringe schon seit zwei Jahren im Regal stehen, bin aber nie über das erste Buch hinausgekommen (ja, ich weiss, Sam kommt im ersten Buch schon vor). Jetzt weiss ich was ich demnächst mal lesen werd... Hui, bin ich literarisch ungebildet... :D

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom