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Ein Dialog
„Jetzt schreib doch was! Na los, mach schon.“
„Was soll ich denn schreiben?“
„Ein Gedicht!“
„Hör mir auf, bloß keine Lyrik!“
„Na dann eben eine Erzählung oder eine Kurzgeschichte.“
„Wozu?“
„Für Ruhm und Ehre. Für Dich. Für alle.“
„Du solltest Werbefilme produzieren.“
„Warum das denn?“
„Solche Slogans wie du von dir gibst.“
„Was gebe ich denn von mir?“
„Dein Spruch eben. Von wegen ‚für alle’. Fehlt bloß noch, dass du sagst: Fürs Vaterland, für den Erhalt der deutschsprachigen Literatur, für den Fortgang des Landes der Dichter und Denker.“
„Woher weißt du, dass ich das als Nächstes sagen würde?“
„Wusste ich nicht.“
„Gib es wenigstens zu und leugne nicht.“
„Ich leugne nicht.“
„Ist ja auch egal. Was willst du denn nun schreiben?“
„Ich will doch gar nichts schreiben.“
„Warum denn nicht?“
„Weil ich keine Lust habe zu schreiben.“
„Du musst aber!“
„Wieso ‚muss’ ich?“
„Schreiben ist wichtig, du willst dich doch irgendwie artikulieren, deinen Gedanken freien Lauf lassen, Missstände anprangern ...“
„Ich mache mir jetzt was zu essen.“
„Aber du kannst doch nicht ... Du hast doch noch nichts geschrieben.“
„Stimmt.“
„Natürlich stimmt es. Deswegen kannst du jetzt noch nichts essen. Erst wird geschrieben.“
„Willst du auch mal beißen?“
„Ist das Blutwurst?“
„Freilich.“
„Geh mir fort.“
„Also, tschüss dann.“
„Hey, das war doch nicht wörtlich gemeint und überhaupt: Du kannst doch nicht einfach weggehen.“
„Siehst du doch.“
„Dann komme ich mit.“
„Was willst du denn dabei?“
„Was soll ich denn hier? Und vielleicht brauchst du mich irgendwann.“
„Das glaube ich nicht.“
„Ich auch nicht, aber man kann ja nie wissen.“
„Habe ich dich schon einmal wirklich gebraucht?“
„Letztes Jahr beim Abitur, bei der einen Matheaufgabe. Weißt du noch?“
„Okay, ich geb´s zu. Aber das war das einzige Mal.“
„Von wegen, vor vier Jahren, es war ein Montag, der ...“
„Schon gut, ich glaub dir.“
„Ich habe auch Recht.“
„Ich weiß, dass du Recht hast.“
„Danke.“
„Mir reicht es. Ich gehe jetzt wirklich.“
„Aber du kannst mich nicht einfach ausschalten, ich bin dein Verstand ... Hallo ... Hey ... Bist du noch da?“