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Ein Häppchen für zwischendurch

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30.11.2003
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Ein Häppchen für zwischendurch

Manche Gefühle liegen auf der Hand. Freude oder Nervosität sind auf den ersten Blick zu erkennen, ein Lächeln, am Finger kauen sind klare Symptome. Aber manchmal, geht es mir so, dass ich nicht weiß, was ich fühle.
So ist es bei Nina. Sie ist ein aufgewecktes Mädchen, das viel lacht. Warum also möchte ich sie immer am liebsten sofort an die Wand klatschen, wenn ich sie nur sehe?
Mein Kalender zeigt den 3. August. Ein schöner, sonniger Tag zeichnet sich ab.
Zarte Sonnenstrahlen werfen kleine Lichtpunkte an die Wand. Ich quäle mich aus dem Bett und bereite mich auf einen neuen Tag vor.
Im Bus unterhalte ich mich mit einer Klassenkammeradin, als Nina dazu steigt.
„ Hi!“, ruft sie strahlend schon von weit weg und kurz darauf fliegen einige Küsschen durch die Luft. Meine Klassenkammeradin verfällt in eine Umarmung mit Nina und ich frage mich ernsthaft, ob ich etwas verpasst habe.
„ Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, sagt sie und mir dämmert, was ich verpasst habe. Ich pule etwas an dem Flaum meines Sitzes herum und Nina ist so vertieft darin von ihrem Geburtstag zu erzählen, dass sie ganz vergisst, dass ich eigentlich auch noch gratulieren müsste. Ich bin ganz froh darüber.
Mir kommt es spätestens bis zur zweiten Pause so vor, als ob der heutige Tag nur ein einzigen Sinn hätte: Ninas Geburtstag zu feiern. Oder anders gesagt – Nina dabei zu unterstützen ihren Geburtstag unter die Leute zu bringen.
„ Hey, ich habe heute Geburtstag! Weißt du’s schon?“, brüllt sie, während der Pause, quer über den Flur jemanden zu, von dem ich nicht mal wusste, dass sie seinen Namen kennt, nur um einen Glückwunsch mehr einzuheimsen.
Ich lehne mich an die Wand und gebe mir einen Moment um Nina zu beobachten. Aufgeregt hopst sie auf und ab und wedelt mit ihrer Tuppadose herum, in der, so vermute ich zumindest, ihr Geburtstagkuchen einmal gewesen war. Eine Menschentraube hat sich um sie versammelt und ich versuche zu ergründen, was sie an ihr finden. Ist es ihre fröhliche, offene Art?
Auf mich wirkt sie eher nervtötend und lästig.
Vielleicht kann ich sie nicht leiden, weil ich die Geschichten um sie herum wahr nehme. Bekomme ich doch mit, wie sie ihre Freunde hängen lässt sobald sie einen festen Freund hat. Und habe ich selbst gemerkt, wie sie mich als Freundin gewinnen wollte, als sie vor zwei Jahren zu uns gezogen ist, aber als ich mich sträubte und sie irgendwann genug Freunde hatte, mich fallen ließ.
Ich fiel nicht tief, aufgefangen von meinen Freunden, auf die ich mich verlassen kann, aber trotzdem lässt es mich offenbar etwas in Nina sehen, was die anderen nicht sehen.
Ich sehe hinter ihrer freundlichen Art, die zickige Seite, die sie mir allzu oft entgegen bringt.
Und das nur, so vermute ich, weil ich ihr nicht verfallen bin. Weil ich sie nicht anhimmele wie eine Göttin.
Ich möchte andere nicht verurteilen, die dies, zumindest im Ansatz, tun, aber vielleicht, nur vielleicht, werden auch sie irgendwann fallen, wenn sie ihren Nutzen vollbracht haben.

 

Hallo bluna,
Ich finde Dein Häppchen nett und auch eine Steigerung zur letzten Kg.! Von daher würde ich solchen Häppchen auch durchaus einen Titel geben. Textkram überlass ich Anderen, aber da sind noch Dinge zu verbessern.
Inhaltlich kann ich die Situation gut nachvollziehen, finde der Zwiespalt zwischen nett sein wollen und einfach nicht können - weil "nervtötend" kommt durch. Ein bischen mehr charakterisieren beider Hauptpersonen wäre aber auch ok gewesen. Den Anfang fand ich gut, wird aber bestimmt nicht bei allen Lesern gut ankommen.
Ironisch/sarkastische Gefühle zu schildern scheint Dir zu liegen.

Lieben Gruß
Micha

 

Hallo Bluna,

hm... du schreibst zwar, dass deine Geschichte keine Charakterisierung sein soll, aber für mich ist es doch eine. Du schilderst Nina zwar anhand einer konkreten Situation, aber die Handlung kommt trotzdem sehr kurz.

Für mich ist die Erzählerin einfach eifersüchtig, auf Ninas Erfolg. Mag sein, dass Nina wirklich eine nervtötende Persönlichkeit hat - trotz allem hört man diese Eifersucht deutlich heraus. Und durch diese Eifersucht wirkt die Kurzgeschichte etwas... hm... unglaubwürdig. Wer kann jemanden schon ehrlich beurteilen, wenn er eifersüchtig ist? Und wenn sie eifersüchtig ist, dann solltest du das erwähnen, dann geht man anders an den Text heran und du könntest auch schreiben, warum sie eifersüchtig ist. Vielleicht, weil die Erzählerin selbst unbeliebt ist, vielleicht wegen Männergeschichten etc.! Aber es muss ja irgendeinen Grund für den Hass gegenüber Nina geben.

Deine Kurzgeschichte ist sehr kurz. :) (Wow, was für ein genialer Satz von mir!!)
Gerade durch diese Kürze wirken manche Sätze sehr ausschweifend und bringen die Geschichte nicht voran.) Ich schreibe dir jetzt einfach mal auf, welche Sätze ich streichen oder kürzen würde.


Zugegeben, das ist vielleicht nicht so spektakulär, aber ich möchte trotzdem gern von ihr erzählen.

Würde ich komplett rauslassen. In einer längeren Geschichte wäre der Satz ok, aber bei dieser nicht.

Ich nenne bewusst keine Namen um niemanden zu verletzten. Oder nein, ich ändere einfach den Namen: Nina. So soll sie heißen.

Das alles würde ich kürzen in: Ich werde sie jetzt einfach Nina nennen.

Obwohl, hat sie Gefühle?

Das kommt etwas zusammenhanglos. Was hat der Name mit ihren Gefühlen zu tun. Diesen Punkt solltest du besser herleiten.

Hat ein immer fort lächelnder Aushilscomedian Gefühle?

Den würde ich wieder streichen. Du stellst quasi zwei Mal die Frage, ob Nina Gefühle hat. Ist meiner Ansicht nach zu viel.

Aber das soll keine Charakterisierung werden, sondern eine Kurzgeschichte.

Streichen - du solltest innerhalb der Geschichte nicht "rechtfertigen", was es ist.

Also wähle ich einen x – beliebigen Tag aus für meine kleine Geschichte – ihren Geburtstag.

Würde ich folgendermaßen Kürzen: Ich werde jetzt von Ninas Geburtstag erzählen.

Oh, was ist sie komisch.

Streichen. Das ist einer der Stätze, die die Erzählerin einfach nur eifersüchtig und zickig wirken lassen.

Und heute ist ihr Geburtstag.

Streichen, das hast du weiter oben schon geschrieben.

„ Hey, ich habe heute Geburtstag! Weißt du’s schon?“, brüllt sie, angekommen im Schulgebäude, quer über den Flur jemanden zu, den sie sonst vielleicht nur mit der Haarspitze ihres lockigen Haares wahrgenommen hat, nur um noch einen Glückwunsch mehr einzuheimsen.

Man kann niemanden mit der Haarspitze wahrnehmen. Ich weiß zwar, dass du damti sagen möchtest, dass Nina sich nicht mit jedem abgibt - trotzdem würde ich persönlich eien andere Formulierung wählen.

Ich gratuliere demonstrativ nicht und überlege ob wirklich keiner sie durchschaut, oder ob ich einfach diesem freundlichen und affektierten Wesen gegenüber offener sein sollte.

Dieser Satz ist sehr wertend. Nur weil deine Prot. Nina nicht mag, weil sie evtl. oberflächlich ist, kann sie nicht die anderen als Deppen hinstellen, die ihre Art nicht durchschauen. Es gibt überall Ninas und es gibt überall Menschen, die Ninas toll finden. Deswegen sind die noch lange nicht bescheuert.

Ich entscheide mich dagegen – nein eine Freundin, die mein Trommelfell zum platzen bringt, mit ihrem unaufhörlichen Geplapper brauche ich nicht.

Platzen (groß)

Im Bus höre ich mir dann noch dämmlicheres Geplapper an, als das was meine Lehrer heute zu Stande gebracht haben, dann steigt sie endlich aus.

Die fett markierten Stellen würde ich hier steichen.

Soweit meine Vorschläge.

LG
Bella

 

Hallo nochmal,
nach Bellas Kritik bin ich jetzt mal gespannt...ist da Eifersucht oder keine?
Ich kann keine erkennen und denke das ist auch der Grund warum es nicht erwähnt wird. Ich interpretiere das ICH als introvertierte eigene Persönlichkeit (also durchaus positiv), während sich die Anderen von Ninas Geplapper und ihrer extrovertierten, gekünzelten Art einlullen lassen. Daher mag das ICH Nina nicht und das andere dies nicht so sehen oder empfinden ärgert sie mehr als das sie neidisch oder gar eifersüchtig darauf ist.
Vielleicht kann uns Bluna dazu nochmal was sagen.
Lieben Gruß
Micha

 

Hallo Bella, hallo Zimmerpanther,
erst mal danke für eure Kritik.
@bella, ich kann mich nur teilweise deiner Kritik anschließen. WENN die Prot eifersüchtig WÄRE, dann wäre das nicht der ausschlaggebende Grund, für den "Hass". Daher möchte ich die Eifersucht nicht zum Zentrum meiner Geschichte machen. Es ist der Erfolg, den Nina hat, der die Prot ärgert, sondern ihre Art und wie andere darauf reagieren. So wie Zimmerpanther das gesagt hat.
Daher denke ich nicht, dass die Eifersucht so wichtig ist. (wenn eine vorhanden ist :))
LG, bluna

 

Hallo Bluna,

vielleicht habe ich mich bezüglich der Eifersucht auf Nina geirrt. Aber der Punkt ist für mich, dass sie Nina hasst und es doch einen Grund für diesen Hass geben muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich Nina auch nicht sonderlich gut leiden könnte - aber zwischen nicht mögen und Hass ist schon noch ein großer Sprung. Mir ist auch nicht ganz klar, warum deine Prot. Nina hasst, weil die anderen Schulkameraden sie so toll finden. Dafür kann Nina doch nichts. Da müsste sie sich doch viel eher Gedanken um die Oberflächlichkeit der anderen machen. Du könntest das Ganze zum Beispiel so aufbauen, dass deine Prot. etwas über Nina weiß, zum Beispiel, dass sie die Leute nur benutzt, wie es ihr in den Kram passt (sie quasi ausnutzt) und sie dann, wenn sie hat was sie möchte, die anderen wieder abserviert. Aber ich möchte dir jetzt nichts einreden, schließlich ist es deine Kurzgeschichte - ich glaube nur, dass Nina "Potential" hat.

LG
Bella

 

Hallo Bluna,
egal wie man sie nun zunächst deutet...Bella hat recht, wenn sie von Potential spricht.
Im Vergleich zu "Niemalslächler", die nur den Schulalltag abreisst und damit etwas dünn war, hast Du Dir hier eine viel speziellere Situation herausgepickt und angerissen. Sie birgt interessanteres. Ob Hass, Neid, Eifersucht - egal. Alle Beteiligten und die damit verbundenen Gefühle haben Potential. Das Ding ist, für welches Gefühl Du Dich auch entscheidest, beschreib es genauer, begründe es und bette es in eine konkretere Handlung ein bzw. lass die Handlung es begründen / beschreiben. Die muss womöglich nichtmal erfunden sein...nur genauer beschrieben werden.
Ich glaube, ich hatte in fast jeder Klasse, im Laufe meiner Schullaufbahn, eine nervtötende Nina und auch die Klassenkeraden die das anscheinend, im Gegensatz zu mir, nicht so empfanden. Lass Deine Prot. noch mehr laut denken warum sie beide Parteien blöd findet oder eben eine bestimmte Antipathie entwickelt und sogar an sich zweifelt. Ob nun zu recht oder unrecht, ob man ihre Meinung teilt oder nicht ist dabei unerheblich. Du hast eben all dieses, für mich, im Grunde schon angerissen und es schreit danach, aus dem Häppchen, einen Happen werden zu lassen.
Und wenn nicht in dieser, dann in Deiner nächsten Kg - die Tendenz ist jedenfalls goldrichtig, geh weiter ins Eingemachte bei Deinen Geschichten.

Lieben Gruß
Micha

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bluna,
Wenn Nina der Antagonist des Ich-erzählers ist, hat dieser ein Problem. Er hat negative Gefühle: die kann man Hass nennen, Eifersucht, Neid. Es ist vollkommen egal, denn die Intention ist doch, dass der Ich-erzähler selbst nicht versteht, was ihn so furtchtbar an Nina stört, weil andere sie doch klasse finden. So finde ich, dass der Schluss impliziert, die Dinge so anzunehmen wie sie sind, auch wenn sie subjektiv negativ wahrgenommen werden.
LG
Goldene Dame

 

Hallo zusammen!
Habe meine Geschichte mal etwas verändert. Würde mich interessieren was ihr davon haltet. Danke, bluna!

 

Hallo bluna,

Der Einstieg ist vielversprechend. Aber nach der Frage

Ist es ihre fröhliche, offene Art?
verfällst du in einen Stil, der wertend und vielleicht auch von der Ich-Erzählerin richtig gesehen wird. Aber meiner Meinung nach langweilt es den Leser. Zeige doch was Nina getan hat. So wie am Anfang der Geschichte! Lass den Leser sich selbst ein Urteil bilden. :)

LG
Goldene Dame

 

Hallo bluna,

die Idee hinter der Geschichte gefällt mir gut, der Einstieg ist Dir auch gelungen - wie ich finde. Allerdings verlierst Du Dich dann in Vorwürfen, statt in einer Erzählung, einer Beschreibung der Situation:

Auf mich wirkt sie eher nervtötend und lästig.
...ist so ein Beispiel. Du zwängst mir als Leser Deine Sicht auf, dabei kannst Du es auch anders:
Ich pule etwas an dem Flaum meines Sitzes herum und Nina ist so vertieft darin von ihrem Geburtstag zu erzählen, dass sie ganz vergisst, dass ich eigentlich auch noch gratulieren müsste.
Das ist ein tolles Bild, in dem Deine Enttäuschung steckt und die Oberflächlichkeit von Nina - macht mir beim Lesen deutlich mehr Spaß...

Auf mich wirkt sie eher nervtötend und lästig.
Auch so ein Beispiel fü die "Holzhammer-Methode" - ich denke, Du solltest die Geschichte noch einmal in Ruhe überarbeiten, es steckt eine Menge Potential darin.

Oh, und noch ein paar kleine Fehler, die mir aufgefallen sind

wedelt mit ihrer Tuppadose
Tupperdose...
Leerzeichen nach den Anführungszeichen muss weg...
gebe mir einen Moment um Nina zu beobachten
Komma vor dem "um"...
brüllt sie, während der Pause
kein Komma...
Nina dabei zu unterstützen ihren Geburtstag unter die Leute zu bringen.
Nach "unterstützen" muss ein Komma

So, genug der Erbsenzählerei... Ein guter Ansatz in der Geschichte...

Lächelnd, Schriftstehler

 

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