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Ein letzter Versuch

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17.02.2006
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Ein letzter Versuch

Ich mag nicht mehr.

Ich fühle mich allein, enttäuscht. Wieder und wieder.
Fühle mich wie ein Stehaufmännchen, versuchte es doch immer wieder.
Scheiterte und scheiterte. Nicht in Bezug auf etwas. In Bezug auf alles.
War höflich, war nett, war gut gelaunt. Zurück kam Unverständnis, Gleichgültigkeit, Wut.
Angst.
Ein letzter Versuch.


Ich saß auf dem Gang herum und hatte die Augen geschlossen. In meinen Ohren dröhnte Musik in voller Lautstärke. Ich hielt meinen MP3-Player in meinen verschwitzten Händen. Es war so warm heute. Ich schlug die Augen auf. Ein Junge lief an mir vorbei und sah kurz in meine Richtung. Sicher hat er mir unter den Rock geguckt, dachte ich und versuchte reflexartig, denselben mit zwei Fingern etwas nach unten zu ziehen. Hoffnungslos. Warum hatte ich ihn eigentlich angezogen? Weil er grün ist. Ich mochte grün. Sehr sogar. Schon als kleines Mädchen liebte ich diese Farbe. Ich hatte damals einen grünen Frosch, der mit Sand gefüllt war. Er war mein liebstes Kuscheltier gewesen und ich hatte ihn behalten, bis er schließlich völlig in Fetzen und fast leer (der Sand hatte sich in meinem Bett verteilt) den Weg in den Müll gefunden hat.
Ich sah an mir herunter. Auf meinem Knie klebte ein dickes Pflaster; ich war gestern joggen gewesen - das mache ich zweimal die Woche - und hatte mich dabei unglücklicherweise mitten auf dem Fußweg langgelegt. Dauernd passierte mir irgendsowas, ich war einfach zu tolpatschig. Dennoch hatte ich heute ziemlich gute Laune.
Der Rest des Schultages verlief relativ ruhig, ohne große Anstrengungen. Man könnte auch sagen, einfach nur langweilig. Aber besser als ständig Stress zu haben, und schließlich hatte ich diesen ganzen Mist hier bald hinter mir. Auf dem Heimweg hörte ich wieder Musik, diesmal jedoch leise und sanft, den Soundtrack aus einem meiner Lieblingsfilme. Ich blinzelte in die Sonne und atmete tief ein. Ich genoss es. Die Liebe zum Detail ist das, was Glück ausmacht. Das hatte meine Mutter einst zu mir gesagt. Langsam verstand ich, was sie damit meinte. Ich senkte den Blick auf die Straße vor mir und wich geschickt dem Häufchen aus, das ich direkt vor mir erblickte. Das hätte mir auch gerade noch gefehlt, wo ich doch heute Sandalen anhatte! Ich schloss die Haustür auf und lief die Treppen hoch, sechsundsechzig Stufen, mit jedem Schritt drei derer nehmend. Vor der Wohnungstür hörte ich das Telefon klingeln. Ich beeilte mich, den Schlüssel ins Loch zu manövrieren, warf meine Tasche auf den Hocker, der im Flur stand und hastete zum Telefon. Der Anrufer hatte noch nicht aufgegeben.
"Ja, hallo?", meldete ich mich.
"Guten Tag, hier Kittmann von Méredin. Lina, bist du es?", hörte ich eine mir sehr vertraute Stimme antworten. Mein Herz begann wie verrückt in meiner Brust zu pumpen, scheinbar schneller als je zuvor. Bei dieser Frau hatte ich bereits zwei Praktika absolviert und mich nun endlich um eine Ausbildung beworben.
"Ja, ja, Entschuldigung, ich hab vergessen ...", wollte ich mich atemlos erklären. Doch ich wurde unterbrochen.
"Du hast den Ausbildungsplatz. Glückwünsch!" Mein Herz schien stehen zu bleiben. Ich konnte es kaum realisieren. Heute musste mein Glückstag sein - gut, dass ich meinen grünen Rock angezogen hatte.

 

Hallo CJ,

danke für Deine Geschichte!
Leider hat sie mir nicht besonders gefallen. Man kann den Text in vier Bereiche gliedern, wenn man das möchte: Zuerst der Anfang, der sich sehr dramatisch anhört, wie ein abgewiesener Liebhaber mit Selbstmordgedanken.
Dann der Part, wo sie im Gang sitzt, man weiß nicht genau wo, und sich Gedanken über ihren Rock mach.
Wieder ein Schwenk: Jetzt weiß man erst, dass man sich in einer Schule befindet und die Prota offensichtlich Schülerin, also sehr jung sein muss. Dann passt der depressive Teil am Anfang nicht, die Worte sind viel zu fatalistisch für einen Teenager.
Am Schluss dann die Pointe mit dem Ausbildungsplatz. Ich habe leider ein Problem mit Pointengeschichten, mir kommt es immer vor, da habe sich der Autor gedacht, na egal, ob die Story gut ist, wenn die Pointe sitzt, rettet das auch die Geschichte. Leider ist das nicht so.

Aber mach trotzdem weiter, vielleicht nicht mit dieser Story, sondern mit einer anderen, ich würde gern noch etwas von Dir lesen. Vielleicht ohne Pointe? ;-)

Lieben Gruß
catlucy

 

Hallo. vielen Dank für die kritik. ich habe nur kurz eine Frage dazu, nämlich was du an dem anfang "fatalistisch" findest? Also danke noch mal. :)

 

Du hast Recht, fatalistisch ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber auf jeden Fall schon ziemlich negativ, hoffnungsvoll aufstehen und doch wieder scheitern...
Lg, catlucy

 

aber was ist daran auszusetzen? es gibt doch genug menschen die sich so fühlen.

 

Hallo,

Deine Geschichte beginnt mit

Ich mag nicht mehr.
Ich fühle mich allein, enttäuscht. Wieder und wieder.
Das klingt mehr nach einem schwer depressiven Selbstmörder als nach einem Teenager, der keinen Ausbildungsplatz bekommt. Finde ich.

lg
cat

 

Hallo,

ich teile catlucys Abneigung gegen den Anfang: Melodramatisch. Übertrieben.
Ich hab beim zweiten Lesen den Absatz so gelesen, als ginge es um wiederholte, nicht erfolgreiche Vorstellungsgespräche. Stimmt das? Wenn nicht, wofür soll der ganze Block hier gut sein?

Ich mag nicht mehr.

Ich fühle mich allein, enttäuscht. Wieder und wieder.
Fühle mich wie ein Stehaufmännchen, versuchte es doch immer wieder.
Scheiterte und scheiterte. Nicht in Bezug auf etwas. In Bezug auf alles.
War höflich, war nett, war gut gelaunt. Zurück kam Unverständnis, Gleichgültigkeit, Wut.
Angst.
Ein letzter Versuch.


Und falls es doch stimmt -das Mädel kriegt Unverständnis, Gleichgültigkeit und Wut von ihren Interviewpartnern beim Vorstellungsgespräch? Schlimm, was in heutigen Personalchefs so passiert. ;)

Ich saß auf dem Gang herum und hatte die Augen geschlossen. In meinen Ohren dröhnte Musik in voller Lautstärke.
Ja, das kenn ich von mir selbst. ;)

Ich hielt meinen MP3-Player in meinen verschwitzten Händen.
In beiden Händen? Also meiner ist schon unmodern groß, trotzdem kann ich den nicht in beiden Händen halten, ohne dass es völlig affig aussieht. Selbst meinen ersten walkman hatte ich damals immer nur in einer Hand.

und ich hatte ihn behalten, bis er schließlich völlig in Fetzen und fast leer
völlig in Fetzen und fast leer? Ich kenne die Sorte Spielzeug, der Sand verschwindet immer zuerst und dann geht die Hülle vielleicht noch in Fetzen. Oder die Hülle geht in den Fetzen und dann läuft der (ganze) Sand auf einmal aus.

Ich sah an mir herunter. Auf meinem Knie klebte ein dickes Pflaster; ich war gestern joggen gewesen - das mache ich zweimal die Woche - und hatte mich dabei unglücklicherweise mitten auf dem Fußweg langgelegt. Dauernd passierte mir irgendsowas, ich war einfach zu tolpatschig. Dennoch hatte ich heute ziemlich gute Laune.
Ganz nett, aber was nützt das der Geschichte?

Der Rest des Schultages verlief relativ ruhig, ohne große Anstrengungen.
Wie jetzt so plötzlich, der Rest des Schultages? Du hast doch vorher gar nichts von diesem Schultag berichtet. Und der Anfang des Schultages verlief dann unruhig, ja? Aber das hast du deinen Lesern auch vorenthalten. Da müsste noch ein bisschen was an Informationen in die Geschichte :)

Das hatte meine Mutter einst zu mir gesagt.
einst? Zwar korrekt, passt aber nicht so zum Ton der Geschichte.

Ich senkte den Blick auf die Straße vor mir und wich geschickt dem Häufchen aus, das ich direkt vor mir erblickte.
Ich denke, sie ist tolpatschig? Wie weicht man einem 'Häufchen' eigentlich geschickt aus und wie ungeschickt? Ich meine, wie würde ein Beobachter feststellen, Fußgänger A ist geschickt ausgewichen und Fußgänger B ist ungeschickt ausgewichen? Denn auch Fußgänger B ist ja nicht reingetreten (dann wär er nämlich eben nicht ausgewichen :D).

sechsundsechzig Stufen, mit jedem Schritt drei derer nehmend.
drei derer? Ähnlich wie "einst". Sticht mich irgendwie in die Augen.

Ich beeilte mich, den Schlüssel ins Loch zu manövrieren, warf meine Tasche auf den Hocker, der im Flur stand und hastete zum Telefon.
Den Schlüssel ins Loch zu manövrieren heißt eigentlich nur, ihn hineinzustecken. Dann muss man ihn noch umdrehen und die Tür öffnen, bevor man in die Wohnung kann und mit Taschen um sich wirft. Die Informationen fehlen in dem Satz. Und ich vermisse diese Informationen, weil der Satzanfang nämlich die Erwartung weckt, dass jetzt eine ganz genaue Aufzählung aller Handlungen kommt.

Bei Pleasure & Go denke ich irgendwie an eine neue Generation von Bordell -ist das Absicht? Wie fast food, einen Quickie im Stehen und ab, der nächste. Bah, da hat sie einen Ausbildungsplatz bekommen??

eine mir sehr vertraute Stimme antworten.
sehr vertraut? Von mutmaßlich einem Vorstellungsgespräch von vielen? Naja.

"Du hast den Ausbildungsplatz. Glückwünsch!"
Gerade eben hat er sie noch gesiezt, oder? Naja, in der Branche geht das vielleicht alles n bissel flotter. :D

Heute musste mein Glückstag sein - gut, dass ich meinen grünen Rock angezogen hatte.
Wieso ist es plötzlich gut, dass sie den grünen Rock anhat?

Ok, vielleicht kannst du ein bisschen was mit meinem Kommentar anfangen. Hoffe ich jedenfalls. Und bei Pleasure & Go - wenn meine Assoziation nicht von dir gewollt war, änder vielleicht den Namen. :D

 

Hallo!
Danke für die Kritik.
Also ich halte meinen MP3-Player immer in beiden Händen. :D Dann hat sie eben kleine Hände.
Das Melodramatische mag vielleicht etwas extrem erscheinen, das kann ich verstehen, vor allem wenn man sich nicht so fühlt. Mir ist bewusst, dass sich nicht viele Teenager so fühlen. Aber es gibt sie. Und das ist nicht nur auf das Vorstellungsgespräch bezogen, sondern eben auf alles. In ihrem Leben, sie fühlt sie sich, als würde sie immerzu in allem und jedem Mist scheitern. Ich wusste nur nicht, worin sie dann den letzten Versuch wagen soll und bin dann auf einen Ausbildungsplatz gekommen. Ist das irgendwie verständlich, wie ich das meine? 0.0
Ja und sie ist tolpatschig und genau dieser Tag, den ich beschreibe, ändert ihr Leben, weswegen sie dem Haufen geschickt ausweicht. Geschickt weicht man aus, wenn man mit dem Fuß schon direkt auf den Haufen zusteuert und dann doch noch elegant die Kurve kriegt, indem man einen kleinen Hopser macht. Das ist dann geschickt und nur nicht einfach so ausgewichen. ;) Das hat sie zum ersten Mal geschafft, deshalb hab ich es erwähnt.
Jaa, über den Namen werd ich nachdenken.. Das hatte ich sicher nicht im Sinn...
Also vielen Dank noch mal für die Kritik!
CJ

 

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