Was ist neu

Copywrite Ein Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons

Monster-WG
Seniors
Beitritt
04.03.2018
Beiträge
1.353
Zuletzt bearbeitet:

Ein Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons

»Was in Bangladesch passiert, bekommt auch keiner mehr mit«, sagt Nick.
»Wahrscheinlich nicht, ist kein Thema mehr«, antworte ich.
»Hauptsache, wir können uns immer neue Klamotten kaufen. Woher die kommen und wie giftig das alles ist … Scheiß drauf, ist ja nicht bei uns, oder?« Wir sitzen auf dem Rasen. Nick schaut Richtung Sonne und blinzelt. Neben ihm liegt der Teller mit den Schlieren der BBQ-Sauce und dem halb verkohlten Curry-Griller. Zum Essen hat er die Sonnenbrille auf die Stirn geschoben.
»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Es hat seit Tagen nicht geregnet, dennoch ist der Boden unter meinen Oberschenkeln angenehm kühl. Anfang April, das Gras fängt an zu sprießen. Ich fühle das dunkle Grün.
»Weißt du, dieses ganze Corona-Gedöns, das lenkt nur ab, als gäb's nur noch das. Auch vom Klimawandel, schon mal aufgefallen?« Seine sonore Stimme ist angenehm, so lange er ruhig bleibt, war sie immer schon.
»Ja, ist wohl so.« Die Sonne brennt auf meiner Haut, zu heiß für die Jahreszeit.
»Okay Google. Wer ist Greta Thunberg …?« Nick nimmt einen Schluck von seinem König Alkoholfrei. Hinter seiner Halbglatze flimmert die Luft über dem Grill. Dahinter fliegt ein einsames Flugzeug zwischen den Strommasten hindurch wie an einer Schnur gezogen.
Als Kind hatte ich Styropor-Flieger, die geradeausflogen, wenn das Gummi in der Lücke im Rumpf aufgedreht war. Wir versuchten, an den Flügeln zu schnitzen, damit sie etwas anderes taten, als geradeaus zu fliegen, aber dann blieben sie nicht in der Luft.
»Und wenn sich in den Lagern einer mit dem Virus ansteckt, dann ist das nicht mehr aufzuhalten, … oder in Afrika – aber ist ja zum Glück weit weg. Zum Glück, nicht wahr, Che?«
Er zieht am Mundstück und lässt eine Dampfwolke aufsteigen. Die Ray Ban hat er wieder vor die Augen geschoben. Ich sehe mich im dunklen Glas, ein Auge schaut nach vorne, das andere zurück. Hinter mir der weiße Vorstadt-Bungalow, oben neben dem Kamin die rostige Antenne, an der Schäfchenwolken hängen.
Zwei Schritte vor, einen zurück, vor vor, zurück, und die Zunge schnellen lassen. Auf dem Weg in meinen Mund wird er Vaporizer und Flasche verlieren, und die Brille wird ihm von der Nase rutschen, weil die Zunge sich aufrollt, während sie ihn zerdrückt.
»Okay Nick, ich muss los. Danke für das Bier.«

Auf der Rückfahrt steige ich 'Neue Mitte' aus. Das stählerne Gebilde der Station wirkt wie das hingespuckte Raumschiff-Gewölle eines kosmischen Raptoren. Alles liegt verlassen in der Sonne, auch der 'Platz der guten Hoffnung'. Der Gasometer dahinter wirkt deplatziert, Zeuge einer anderen Zeit, dennoch lässt er mich Heimat fühlen. Auf seiner Seite prangt ein riesiges giftgrünes Banner, unten steht 'Der schöne Schein'. In Gedanken füge ich ein trügt hinzu. Es flattert in der Luft neben dem Turm, bevor es verblasst. Vor vor, zurück. Seltsam unwirklich in dieser menschenleeren Steinwüste.
Meine Kehle ist trocken, sehne mich nach einem richtigen Bier. Eins, dem Gehirnfrost folgt. Alles hat geschlossen, kurz denke ich, nur ich bin noch übrig, der letzte Mensch auf Erden. Mein Job? Aufräumen, wie Wall-E.
Dort wo ich stehe, war früher Alt Oberhausen und anstelle der postmodernen Klötze stand dort die GHH. Mein Vater sagte nie 'Gutehoffnungshütte', sondern immer 'Gehört Hauptsächlich Haniel'. Das änderte sich erst, als der Betrieb schloss und er mit seiner Arbeit auch den Spott verlor.

Versteckt hinter Palmenkübeln entdecke ich einen Terrassenausschank mit halboffener Jalousie. Wenig später rinnt mir eiskaltes Pils aus einem Plastikbecher den Hals herunter, diffundiert wie Flüssiggold in meine Magensäfte.
Das zweite Flugzeug des Nachmittags kratzt am Wolkenbauch des Himmels. Ich schaue zu, wie es dorthin fliegt, wo auch das erste hinflog. Noch bevor der Lärm verklungen ist, hole ich mir ein zweites Bier und wende mich Richtung Aquapark. In der Marina gegenüber dümpeln zwei Dutzend Sportboote, die Persenninge ausgeblichen, es riecht nach Brackwasser.
Auch am Kanal nur vereinzelte Menschenseelen. Der Virus hat es geschafft, die gesamte Innenstadt lahmzulegen. Ich frage mich, wie lange das noch so weitergehen kann und weiß doch, es gibt keine Antwort, noch weniger eine Lösung.
Ich beschließe, zu Fuß nach Hause zu gehen und nehme beim Gehölzgarten Riphorst die Brücke über Kanal und Emscher. Von hier oben ist niemand größer als mein Daumen.

Aus einem Fensterspalt am Anfang der Straße dringt ein Fetzen nasser Backstein und Rauch. 'Dirty old Town'. Pure versoffene Magie. Ich bleibe stehen, schnippe mit den Fingern und blecke die Zähne, ich kann nicht anders, Fußspitzen zucken, Knie biegen sich rhythmisch. Der Song erwischt mich unvorbereitet, meine Deckung ist unten. Wie von selbst steigen die Worte an die Oberfläche, platzen auf der Zunge und lassen mich mitsingen, von den Mauern der Gasfabrik und dem glänzenden Stahl, gehärtet im Feuer. Ich hatte vergessen, wie gut Mundharmonika und Geigen sich durch die Gehörgänge winden, sich den Weg suchen durch die Innereien, bis ich sie tief in mir höre, mit meinen Bauchohren und mich im Kreis drehe. Langsam zwirbelt sich etwas auf in meiner Körpermitte. Es wird mir helfen, eine Weile geradeaus zu gehen, statt vor vor, zurück.

Ich bin wieder siebzehn, das Bier schmeckt schal, die Kippe kratzt im Hals, aber das ist egal. Damals. Ein großes Wort mit reichlich Gepäck. Erster Rausch, erste Liebe. Erster Liebesrausch. Dazu unser Lied. Ein warmer Hauch Vergangenheit streift mein Hirn, ein Erinnerungsfetzen an eine Illusion, die Jahre schon beerdigt schien. Der Plan einer gemeinsamen Zukunft. Ein Traum, wie Teenager ihn träumen. Groß, naiv und flüchtig.
Es ist wieder da, das Versprechen, gegeben in grauer Urzeit.
'Egal, was passiert und wohin es uns verschlägt, in genau zwanzig Jahren sehen wir uns hier wieder.'
Wir hatten es geschworen, damals an unserer Lieblingsstelle am Kaisergarten. Hatten es mit Blutstropfen besiegelt und uns gegenseitig die Tränen aus den Augenwinkeln gewischt. Wie konnte ich glauben, auf meinem Weg würden mir noch viele wie sie begegnen?
Eine Bank steht auch heute noch dort am Kanal, etwas zurück in zweiter Reihe. Glatte Betonseiten mit Sitzfläche aus Terrassenholz. Zu hart, um Namen in die Rückenlehne zu ritzen. Wenn es mich dorthin verschlägt, werfe ich von Ferne einen Blick darauf, gehe einen weiten Bogen und denke jedes Mal, dass die Zeit alles und jeden frisst – auch Monumente aus Beton.

Auf der anderen Straßenseite sitzt ein alter Mann auf einer Bank in der Sonne. Vor ihm steht ein Glas Tee auf einem Plastiktisch. Durch den blauen Mundschutz höre ich nicht, was er ruft. Er winkt. Deshalb quere ich die Straße, nähere mich, bis er mit der Hand genug signalisiert. Faltige, wache Augen. Als er spricht, wippt die Papiermaske auf und ab. Die Bänder hängen an riesigen, verkrumpelten Ohrmuscheln.
»Junger Mann, ich wollte dir nur sagen, tanze solange du kannst, das ist wichtig, oft gibt's sogar nichts Wichtigeres als Tanz und Spektakel.« Aus der offenen Doppeltür hinter ihm dringt Kantinendunst.
»Geb mir Mühe«, knurre ich launig, »bin aber ein lausiger Tänzer, der etwas versucht, was er nicht kann.«
Der Alte lacht auf. »Mühe geben ist aller Dinge Anfang ...«, sagt er, »aber reichen wird's nicht. Carpe diem, mein Lieber, nur das zählt. Glaub mir, egal wie du's anstellst, alles ist zu schnell gegessen und ausgeschissen.«
»Wohl wahr«, sage ich und denke an Pläne aus Beton. Ich versuche eine halbherzige Abschiedsgeste und komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.

»Am Anfang siehst du nur den Ozean«, sagt er weiter, »aber wenn du mit den Füßen nur noch in'ner flachen Pfütze stehst, dann pfeift's aus dem Orkus, dann spürst du den kalten Sog …«
»'… auf dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände' hat mal jemand geschrieben«, sage ich, weil mir das passend erscheint und ich es nicht vergessen habe. Der Alte schaut mich an und nickt. Zwischen den Fingern dreht er einen Zigarillo, mit dem er auf mich zeigt.
»Besonders, mein Junge«, sagt er und meint meine Chamäleonhaut, »das ist besonders.«
Pastellfarbenes Glitzern im Gegenlicht wie kleine senffarbene Sandkörner. Ich streiche über meinen Arm.
»Die Frage ist, wer willst du sein, Junge? Kannst du dir'n Gewissen leisten oder willst du'n Jemand sein? Einer, der's geschafft hat, dem die Gier aus'm Mundwinkel trieft, mit Liegeplatz in Puerto de Andratx, Prachtweib und noch prächtigerem Nachwuchs, der das Geld verkackt, das du den Ahnungslosen in deinem Büro aus'n Rippen leierst?«
»Nein, der Herr, meine Welt ist das Blätterdach der Baumkronen, wo ein steter Wind weht«, sage ich leise und nehme einen Schluck von seinem Tee, den er mit einem Kopfschütteln rübergeschoben hat. »Gibt nur Pfefferminz.« Er hatte ihn nicht angerührt.
»Mein Junge, lass dir gesagt sein, es läuft immer auf das eine hinaus«, sagt er und wird ernst. »Wer wirst du gewesen sein, am Ende deiner Tage? Fragst du dich das nie?« Damit steht er auf, nimmt seinen Stock und geht zurück in die Einrichtung.
Wenn ich nicht daran denke, sondern mit dem Kopf woanders bin, klappt es gut mit dem Laufen, ganz ohne Gezackel, selbst den Tackenberg rauf.

Als ich aufblicke, steht sie vor mir. Ohne es zu bemerken, bin ich in sie hineingelaufen, wobei ich sonst die Straßenseite wechsele, sobald Begegnung droht. Zwei Schritt vor und einen zurück.
Ihr Fahrrad ist blau, mit einer rosa lackierten Ziegenglocke als Schelle. Ich hab eine Hand auf ihrer Hand, die wiederum den Sattel hält. Aus der offenen Haustür riecht es nach kühlem Sommerkeller. Der Boden ist schwarzweiß gewürfelt, die Wände hoch wächst alter Stucco lustro. Es gibt keine Farbe, die mich tarnen könnte. Ich ziehe die Hand weg, als hätte ich auf den heißen Herd gefasst.
»Hallo, Che«, sagt sie und erschrickt nicht weniger als ich. Ihre Stimme unverändert.
»Hier wohnst du?«, frage ich mich und merke an ihrer Antwort, ich habe laut gedacht.
»Na, wonach sieht's denn aus?«, sagt sie. »Was machst du hier?«
»Wohn um die Ecke.«
»Aha, dann werden wir uns jetzt vielleicht öfter …«, sagt sie und lächelt, »du weißt schon, über den Weg ...«
»Soll das eine Drohung sein?«, sage ich und griene. Vor vor, zurück.
»Wäre das schlimm?«, fragt sie.
»Weiß nicht«, sag ich, weil ich es wirklich nicht weiß und weil ich nicht sicher bin, ob ich riskieren will, zu wissen, was das heißt.
»Zwei Straßen weiter hat einer 'Dirty old Town' laufen, Fenster offen und so.«
Sie hält das blaue Fahrrad ganz ruhig zwischen uns, schaut mich nur an, sieht mich, dann kommt der Moment, der kommen muss, wenn man sich so lange so gut kannte wie wir. Grünblau versinkt in dunkelbraun, wir schlagen der Zeit einen Haken. Zwanzig Jahre pulverisiert.
»Willst du auf'n Kaffee mit reinkommen?«
Ich nicke langsam und schaue mit einem Auge nach hinten.
»Sag mal, bist du dagewesen?« Ich muss das fragen, vorher, weil es mich plagt und vor allem, weil ich nicht da war.
Sie wippt mit dem Kinn. »Unsere Bank ist weg, samt dem Herz in der Rückenlehne. Da steht jetzt ein Ungetüm aus Beton und rotem Holz.«
»Was ist mit ihm?«, frage ich, obwohl ich was gehört habe. Sie schüttelt den Kopf. – »Und sie?« Ich zucke mit den Schultern.
So könnte er gewesen sein, der Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons, wenn ich in zwei mal zwanzig Jahren zurückblicke – und sollte er so gewesen sein, werde auch ich an einem Plastiktisch sitzen, mit aufgerollter Zunge einen Zigarillo rauchen und junge Männer aufmuntern, sofern sie einen Tanz wagen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Beste @Fliege weit und breit,
entschuldige die späte Antwort, momentan komme ich nur am WE zum Wortkriegern. OT: wo ist die schöne Fliege hin?

ich habe immer gesagt, wenn mich das friedrichardsche Los beim CW mal treffen sollte, nehm ich die ...ela. Dann hat es mich letztes Jahr getroffen und ich habe mich umentschieden. Umso mehr gespannt war ich, als ich gesehen habe, welche Geschichte Du Dir ausgesucht hast :).
Ja, nachdem Gretchen und Tattoo schon gecopywritet (:Pfeif:) wurden, lief es darauf hinaus und es hat gefühlt ewig gedauert, bis ich einen Fuß an den Text bekommen habe. Ob das als eigenständige Geschichte funktioniert oder nur im Verbund, sei dahingestellt. Es ist schön zu lesen, dass du die Verbindung zum Original schick findest.

Außer, dass ich glaube, dass Nicks persönliches Engagement im Schwatzen und liken gipfelt, weiß ich gar nicht so recht, was mir die Szene sagen soll.
Es ist ja ein Text, wo es um Positionierung geht, darum, wie der Prota mit dem umgeht, was auf ihn einprasselt, was von außen an ihn herangetragen wird, was er als Zeichen der Zeit vorfindet, deshalb das Chamäleon mit seiner Gangart und seiner Reaktion. In dieser Szene tarnt er sich durch ich sag mal unauffällige Zustimmung, obwohl es in ihm brodelt, vielleicht, weil er keine Antworten hat? Oder vielleicht will er einfach nur in Ruhe gelassen und nicht in irgendwas reingenötigt werden? Ich finde, es ist oft leichter, zu räsonieren, wie Nick es tut, als sich zu positionieren.

Flüchtiger Trost.
:) Diese Halbsätze - ach ...
ach ja, manchmal ist es so schnell geschrieben wie gelöscht. :D

Es ist wieder da, das Versprechen, gegeben von zwei Verliebten in einem lang vergessenen Leben.
Vorsicht Kitschfalle.
da gehe ich mit dir, ist zu dick, packe ich in ein Paket mit dem "heiligen Ernst" und ändere es beizeiten.

Das mochte ich auch. Also, deinen Prot.kriege ich schon zu fassen, Figurenzeichnung kommt also bei mir an, aber der Rest drum rum, der gibt mir Rätsel auf.
Na, damit bin ich schon zufrieden ...

Hehe. Ich stelle mir das gerade ganz wunderbar vor, wenn wir WKler allerorts den Friedrichard rezitieren. Verdient hätte er es ja.
Yep, ist zwar eine brutale Breitseite an dieser Stelle, gefällt mir aber dennoch so.

Der Alte schaut mich an und nickt.
Der verstehts. Wenn der jetzt nicht Tee, sondern nen Bock trinken würd, dann säh ich den Friedl da sitzen. Ach, das wäre doch schön gewesen, wenn dein Copy-Prot. auf den Original-Prot. trifft und beide schön Tee miteinander tränken. Oder tut er es gar und ich blick es nur nicht?
Bock im Altenheim, okay, da will ich später mal auch hin! Die Idee mit Copy-Prot. trifft auf Original-Prot. ist natürlich extremst reizvoll, doch für das Kunststückchen weiß ich zu wenig über den Friedel und ich möchte ihm nicht mit irgendwelchen Luftgriffen zu nahetreten.

Zwischen den Fingern dreht er einen Zigarillo, mit dem er auf mich zeigt. Aus seinem Hemdärmel ragt eine Zahlenfolge.
Kleiner Ausflug in eine weitere Friedlgeschichte?
Yep, wegen akuter Überladungsgefahr jedoch auf der Liste der Streichkandidaten.

»Wer wirst du gewesen sein, am Ende deiner Tage? Frag dich das und dann mach was draus.«
ein bisheriges Verständnis sagt mir: zwei vor, einen zurück.
jawoll, d'accord …

Grünblau versinkt in dunkelbraun, wir schlagen der Zeit einen Haken. Zwanzig Jahre pulverisiert.
»Willst du auf'n Kaffee mit reinkommen?«
Ich nicke langsam und schaue mit einem Auge nach hinten.
Oh, da staune ich jetzt aber. Okay, Copy darf anders.
Beim Copy darf ich auch mal Happy End, wo doch traute Zweisamkeit bei mir sonst nie funktioniert.

»Und Ela?« Ich zucke mit den Schultern.
Okay. Anderer Verlauf der Ereignisse. Na, dann können die beiden sich ja nun wiederfinden. Kein kurzer Orkan der alles durcheinanderwirbelt und dann übers Meer abzieht, als hät es ihn nie gegeben, wären da nicht all die zurückgebliebenen Schäden.
Wer kann das sagen? Wenn die Verliebten nicht gerade Anfang Zwanzig sind, geht etwas an gewachsenen Strukturen zu Bruch, unvermeidlich, und ob das wirklich auf Dauer ein Gewinn ist oder nach kurzem Wirbel nur zerschlagenes Porzellan zurückbleibt, nun ja, ich kenne solche und solche.

Und trotzdem wirkt das Ding auf mich. Wahrscheinlich, weil ich tatsächlich so was wie Mitleid mit deinem Prot. fühle.
Mitleid wollte ich nicht gerade provozieren, aber dass der Text auf dich wirkt, ist schön zu lesen, liebe Fliege.

Danke für deinen Komm. Peace, linktofink

---------------------

Hola @josefelipe,

Einschließlich CW hast Du jetzt alle Sparten durch – und hast immer gut bis sehr gut geliefert. Ich finde das äußerst respektabel.

Auch hier, bei vermutlich schwieriger Vorlage, ein gutgemachter Text. Beim Lesen spürt man, dass sich der Autor Gedanken gemacht hat, damit der Text glänzt. Wie auch immer – der Aufwand hat gelohnt.

Ich hab das Plantschbecken aufgepustet, deinen Komm. reingekippt und mich in die wärmenden Worte gelegt, danke dafür.

»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Der Prota reflektiert.
Schriebst Du: ‚»Nee, da fragt keiner nach«, war meine Antwort’, dann würde ich ihn als hohl einordnen.
Ich auch. Scherz beiseite, wie schon gesagt, geht es um Positionierung und es ist schön, wenn du dich aufregst, das tue ich auch, aber ich fühle wie mein Prota oft auch eine große Hilflosigkeit, bei der nur mechanisches Wegdrücken als Selbstschutz geht.

Was ich sonst noch zu sagen hätte, steht hier:
Ich fühle das dunkle Grün.
Kann man Farbe fühlen?
Das Chamäleon vermutlich schon, hier ist es aber das Grün im Sinne von Natur.

Dahinter fliegt ein einsames Flugzeug zwischen den Strommasten hindurch wie an einer Schnur gezogen.
War ein guter Tipp von Raindog:). Den zweiten Flieger brauchte es mMn nicht – weder inhaltlich noch der suboptimalen Formulierung wegen:
Das zweite Flugzeug des Nachmittags kratzt am Bauch des Himmels.
Als Lasso für
Als Kind hatte ich Styropor-Flieger
würde das erste Flugzeug genügen. Das zweite wirkt wie angepappt.
Ich sehe den Punkt, da mein Prota als Chamäleon nach vorne wie nach hinten schaut, erlaube ich mir, den Bezug drin zu lassen.

Das stählerne Gebilde der Station wirkt wie das hingespuckte Raumschiff-Gewölle eines kosmischen Raptoren.
Schöpferische Schreibe. Das Gewölle - einfach klasse.
Merci, da bin ich auch ein wenig stolz drauf.

... kurz denke ich, ich bin der letzte Mensch auf Erden.
... obwohl er sich in Nicks Sonnenbrille betrachten konnte?
ist ganz situativ gemeint, hab ein jetzt hinzugefügt.

'Dirty old Town'. Pure versoffene Magie.
Suff veredelt Trostlosigkeit in Magie:hmm:.
Shane MacGowan war berüchtigt für seinen Alkohol- und Drogenkonsum, der ihn letztlich aus der Band katapultierte. Ohne das würde sein Gesang sich wohl deutlich anders anhören. ;)

Wie von selbst steigen die Worte an die Oberfläche, platzen auf der Zunge und lassen mich singen, ...
Astrein, lieber Autor ... und die Bauchohren!
Danke, lieber josefelipe, bin auch froh, dass die Bauchohren zu mir gefunden haben.

... eine Illusion, die schon lang beerdigt ist.
Es ist wieder da, das Versprechen, ...
Da Du nichts übersiehst und auch nichts vergisst, ist es gewollt?
ja, habe ein schien daraus gemacht.

Wie konnte ich glauben, auf meinem Weg würden mir noch viele wie sie begegnen?
Des Lobes wert, absolut.
Jawohl, und wahr dazu. Wer kennt das nicht, das verpassten Chancen Hinterherjanken, auch wenn es nichts bringt.

Eine Bank steht noch heute dort am Kanal, etwas zurück in zweiter Reihe. Glatter Beton und darauf haltbares Terrassenholz.
Der zweite Satz ist ein linktofink-Satz wegen des Meisterblicks aufs Material.
Aber dass seine Liebe den gleichen Blick hat?:
Sie wippt mit dem Kinn. »Unsere Bank ist weg, samt dem Herz in der Rückenlehne. Da steht jetzt ein Ungetüm aus Beton und Terrassenholz
Die Doppelung ist natürlich sehr unwahrscheinlich, recht du hast, kommt weg. OT: Der Meister würde es jedoch anders nennen, Bangkirai bspw. :D

Wenn es mich dorthin verschlägt, werfe ich von Ferne einen Blick darauf und schlage einen Bogen.
Yep, geändert.

Pläne aus Beton
Ist das nicht ein bisschen mächtig?
Ja, und schwer, kommt auf den Prüfstand.

... komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.
Dafür ist die Zunge umso schneller.
Zum Glück wenigstens das.

... dann pfeift's aus dem Orkus, dann spürst du den kalten Sog …«
Der ist nicht zufällig Professor? Ich kenne Alte, die nicht so sprechen:shy:.
Ja, ich auch ein paar … Kommt vermutlich von zuviel Pfefferminztee.

... mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände' hat mal jemand geschrieben«
Sag dem Jemand: Die Ersoffenen müssen nicht mehr herausfinden.
Werde es dem Friedel sagen, bzw. kannst du auch. :D

Aus seinem Hemdärmel ragt eine Zahlenfolge.
Du wagst Dir was ...
Hab gehört, junge Israelis lassen sich die KZ-Nummern ihrer Großeltern stechen, gegen das Vergessen und seinen unersättlichen Hunger.

Die bisherigen Kommentatoren sind elegant darüber hinweggegangen, ich jedoch frage Dich, was Du mit diesen äußerst heiklen Einschüben bezweckst.*)
War der Versuch eines Seitenschlenkers zu einer anderen Geschichte Friedrichhards namens Tattoo. Überlege noch.

Kannst du dir'n Gewissen leisten ...
Toll!
mit Liegeplatz in Puerto de Andratx,
Daran würde ich Dich beim Maskenball erkennen. Wegen meiner könnte der Alte was vonner Jacht auf Mallorca faseln, aber den Namen kriegt der nicht hin..
Danke und ja, wenn der Alte mal ein Sportboot sein Eigen nannte, wird er das wohl wissen.

... wächst alter Stucco lustro ...
Jau, den verkoofen wir auch noch. Den lässt der Stuckateur wachsen. Ist er hingegen grün, handelt es sich um einen Gummibaum.
Danke für´s kaufen, für manche ist es ein Ladenhüter.

Aus der offenen Haustür riecht es nach kühlem Sommerkeller. Der Boden ist schwarzweiß gewürfelt, ...
Ein gelungenes Bild, linktofink.
Jo, an manchen Stellen glänzt es.

»Weiß nicht«, sag ich, weil ich es wirklich nicht weiß und weil ich nicht sicher bin, ob ich riskieren will, zu wissen, was das heißt.
Bei Dir glaube ich zu wissen, dass Du das so und nicht anders wolltest.
Ich weiß jedenfalls, dass nicht wissen manchmal leichter ist.

mit aufgerollter Zunge einen Zigarillo rauchen
Ohne Novak in den Rücken fallen zu wollen, freut es mich, dass Du es so belassen hast.
Novak hat noch gar nicht kommentiert, da muss ich nochmal lesen, wen du meinst.

So, mein Herr linktofink – ich bin durch. Schreiben kannste wie ein Weltmeister, muss ich neidlos sagen. Dass ich bei dieser Vorlage gescheitert wäre, ist gar keine Frage. Ich finde auch, Kurzgeschichten-Kriterien anzuwenden bei Copywrite ist lässlich, denn mMn kann ein lebendiger Text nur durch eigene Emotionen entstehen. Ein dickes Kompliment von mir
und viele Grüße!
Danke, jose, das Becken ist gleich voll, wird ein schöner Samstagnachmittag.

*) Dass die zwei KZ-Einschübe niemanden zu einem Statement fordern, irritiert mich sehr.
Ich hoffe, dass die nicht nur zum Pushen des Textes eingebaut wurden. Ich finde sie sehr unglücklich.
Ich finde und fand sie von vorneherein zumindest heikel und frage mich, ob der Schlenker Sinn macht. Wird kurzfristig entschieden.

Peace, und Gruß nach Pécs, Linktofink

 

Hallo @linktofink ,
habe den ausgeschlafenen Sonntagmorgen benutzt, um mich (zum dritten Mal) mit deinem Text zu befassen.
Fazit: Er gefällt mir, er hat was Authentisches, er transportiert die Melancholie, die deinen Prota beim Rückblick aufs Leben überfällt. In Corona-Zeiten erst recht, wenn alles stillzustehen scheint.

»Weißt du, dieses ganze Corona-Gedöns, das lenkt nur ab, als gäb's nur noch das.

»Und wenn sich in den Lagern einer mit dem Virus ansteckt, dann ist das nicht mehr aufzuhalten, … oder in Afrika – aber ist ja zum Glück weit weg. Zum Glück, nicht wahr, Che?«

Zwei Gesprächstpartner hat dein Prota, einen Klugschwätzer mit Ray-Ban-Brille, den er gerne weg-schnappen würde, und den alten Mann mit der Zahlenreihe auf dem Unterarm, der auf die wesentlichen Dinge verweist:

»Die Frage ist, wer willst du sein, Junge? Kannst du dir'n Gewissen leisten oder willst du'n Jemand sein?

In diesem Teil sind viele Anspielungen, die ich nicht entziffern konnte. Macht nichts und wundert mich nicht, denn wenn man Friedels Spuren folgt, muss man wendig sein. Vor, vor, zurück wie bei der Echternacher Springprozession reicht da nicht, da sind schon noch ein paar Sprünge zur Seite notwendig.

Leichter fiel mir der Teil mit der Rückblende. Da hast du dich recht genau an Friedels Vorlage gehalten. Vielleicht fiel es mir deshalb leichter, weil ich den Text "ela" schon kannte. Friedel hat ihn mir einmal ans Herz gelegt im Zsammenhang mit "Abendrot". Wiederbegnungen nach zwanzig, vierzig Jahren halten selten, was sie versprechen, besonders wenn es um die "erste", "große" oder gar "einzige" Liebe geht. So eine "Sentimental Journey" lässt sich vielleicht am besten aushalten, wenn man sich an die Weisheit des Alten (Che, Swintje, ein Doppelgänger, wer auch immer unter welcher Mask e)auf der (Erinnerungs-)bank hält:

»aber reichen wird's nicht. Carpe diem, mein Lieber, nur das zählt. Glaub mir, egal wie du's anstellst, alles ist schnell gegessen und ausgeschissen.«

Lieber linktofink, das ist nur ein Leseeindruck. Es gibt schöne Sprachbilder, von denen ich mal eins oder zwei zitieren will.

Dahinter fliegt ein einsames Flugzeug zwischen den Strommasten hindurch wie an einer Schnur gezogen.

Das ist schlicht, aber einprägsam

Wie von selbst steigen die Worte an die Oberfläche, platzen auf der Zunge und lassen mich mitsingen, von den Mauern der Gasfabrik und dem glänzenden Stahl, gehärtet im Feuer.

Da muss man mitgehen, den Ablauf spüren

Da fällt mir noch was ein.
Was wäre, wenn man nicht vor, vor, zurück ginge, sondern zurück, vor, vor?

gute Tage wünscht dir
wieselmaus

 

Hi @linktofink

was ich bei meinem ersten Kommentar aus verschiedenen Gründen nicht erwähnt habe, schwirrt mir doch durch den Kopf.
Ich will jetzt auch gar nicht die Moralkeule schwingen, political correctness einfordern. Trotzdem bleibt - bei mir - ein unangenehmes Gefühl, wenn ich folgendes lese:

Zwischen den Fingern dreht er einen Zigarillo, mit dem er auf mich zeigt. Aus seinem Hemdärmel ragt eine Zahlenfolge.
Hab gehört, junge Israelis lassen sich die Nummern ihrer Großeltern stechen, gegen das Vergessen und seinen unersättlichen Hunger.
Warum? Weil dieser Erzählfaden überhaupt nicht vertieft wird, der Zusammenhang willkürlich erscheint und falls da ein Vergleich zu der derzeitigen Krise aufgebaut werden soll, finde ich die Passage ungeheuerlich und ziemlich daneben.

viele Grüße
Isegrims

 

Hab gehört, junge Israelis lassen sich die Nummern ihrer Großeltern stechen, gegen das Vergessen und seinen unersättlichen Hunger.

Wenn ich es richtig sehe,

lieber @Isegrims,

hatte @linktofink auch mein "Tattoo" (Tattoo) fürs copywrite in Erwägung gezogen. Ausgerechnet daran hatte sich schon maria m. versucht. Vllt. spielt das eine Rolle ...

Tschüss und in Bälde und schönen Restsonntag

Friedel

 

Hallo @Isegrims,
für mich war der Hinweis auf die Konzentrationslager kein Verstoß gegen ethische Bedenken. In der Figur des alten Mannes steckt Lebensweisheit (und ein Stück Friedel). Auch das Triumphieren über schlimmste Erfahrungen. Ich erinnere mich daran, wie Maria mit den Text “Tattoo“ gekämpft hat. @Friedrichard hat sie getröstet. Besser, man erinnert daran, auch wenn immer wieder Diskussionen entstehen.
Das CW von Maria war ganz schön mutig. Ich finde es auch wunderbar, wenn “alte“ Texte wieder auftauchen.
Du hast es ja auch gut gefunden, @bernadette ’s „Gebrochenes Brot“ zurückzuholen ?.

wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @kiroly,
dein Besuch freut mich sehr. Du hast immer einen ganz eigenen Blick auf die Dinge und meistens finde ich sehr plausibel, was du siehst.

Ja, da ist der @linktofink! Deswegen mag ich deine Texte. Die Sprachlust sucht sich ihre Wege, an der S-Bahn-Station Neue Mitte Oberhausen beispielsweise. Natürlich horcht man an solchen Stellen auf, rasant ist der Vorwurf allgemeiner Eitelkeit da, oder man spricht von Künstlichkeit, oder beides, aber mir gefällt dieses Sprachbild außerordentlich.
Mir auch, und ich mache mir wenig Gedanken um Eitel- oder Künstlichkeit, weil das für mich Reflexreaktionen sind, die regelmäßig auftreten, wenn ausgelatschte Pfade verlassen werden. Klar, Bilder sollten treffen, manch einer verzichtet ganz bewusst auf deren Verwendung, ich komme ohne nicht aus.

Als Kind hatte ich Styropor-Flieger, die geradeausflogen, wenn das Gummi in der Lücke im Rumpf aufgedreht war. Wir versuchten, an den Flügeln zu schnitzen, damit sie etwas anderes taten, als geradeaus zu fliegen, aber dann blieben sie nicht mehr in der Luft.
... die sich ja interessanterweise an etwas "materiellem" orientiert. Damit hast du einen guten Übergang vom Flugzeug in die Erinnerung, aber andererseits lese ich Nick als den materiellen, oberflächlichen Typen. Vielleicht hilft es ja, einen anderen Sinn durch die Erinnerung anzusprechen, Geruch oder ein Gefühl, eine Emotion, das könnte den Kontrast zu Nick schärfen, denn Oberflächigkeit folgt meist von der visuellen Wahrnehmung.
Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, ob ein materieller Aspekt angesprochen wird, der eher Nick zuzuordnen wäre. In der Szene geht es für mich nicht so sehr um das konkrete, materielle Ding an sich, sondern eher um das Abweichen vom vorgeschriebenen Weg, um das Verändern der linearen Flugbahn, bzw. um das Scheitern eines Versuchs. Im Sinne von: Wir wissen um die Probleme unserer Existenz, worauf das Ganze zusteuert, wenn wir ungebremst so weitermachen, sind jedoch unfähig, diese Challenge anzunehmen und unser Verhalten hinreichend zu ändern.
Dazu passt auch die "Sinnlosigkeit von materiellem Prestige", wir wissen das, das letzte Hemd hat keine Taschen und doch ticken wir anders, denn immer wieder torpediert der Code des Steinzeitmenschen in uns alle rationalen Pläne. Da sehe ich auch den Bogen zur Gier, denn es scheint biologisch determiniert zu sein, Vorräte anzuhäufen, um sich einen Vorteil zu verschaffen, was in unserer Zeit dazu führt, dass wir uns mit einem Schutzwall aus unnötigem Ballast umgeben, der uns zugleich einmauert. So, weiter, genug schwadroniert ...

Klar, Sonnenbrille, ich sehe dich und du siehst mich nicht
Ist immer leicht, aus der Festung raus zu bellen, statt mit offenem Visier ...

Der letzte Satz ist super. Auch den Spott verlor, welchen Spott? Doch kein Arbeiterstolz? Also doch kein so großer, starker Arbeiter? In solchen Sätzen können sich ganze Lebensläufe wiederspiegeln.
Arbeiterstolz ist vielleicht ein zu großes Wort, weil Stolz oft auch ein wenig tumb ist, wie z.B. beim Nationalstolz. Wie kann ich stolz auf einen Zufall sein, der mich in ein privilegiertes Land geboren hat, in dem 95% aller Menschen sehr sehr gerne leben würden?
Eine ironische Distanz zum Kapital erlebe ich als Handwerker hingegen oft und finde die sehr gesund.

Ab der zweiten Szene gefiel mir dein CW besser. Vielleicht, weil endlich der blöde Nick verschwunden ist. Vielleicht braucht der Text auch gar keinen Nick. Aber das ist subjektiv.
Doch, ich denke, den braucht es, um diesen besonderen Nachmittag einzuleiten und den Prota aus dem Gleichgewicht/Trott zu bringen und somit empfänglich zu machen für das, was folgt.

Hm, hm, das flüssige Gold, das den Magen auskleidet ... "auskleiden", ich assoziiere das eher in Richtung Handwerk, zitiere aus DWDS:
scusi, lieber kiroly, das ist zwischenzeitlich meiner Streich- und Änderungswut zum Opfer gefallen. ;) Bin aber deiner Recherche gerne gefolgt, danke dafür, hab was mitgenommen für das nächste Mal.

Was macht eigentlich die Emscher, wird die immer noch renaturiert?
Leider keine Ahnung, lebe bei Köln (Friedel fragen).

Das mit dem Virus verstehe ich nicht ganz, was bedeutet das?
Der Virus ist hintergrundmäßig nicht mit der GHH verknüpft, er führt nur ganz profan zur Entvölkerung der Innenstadt, über die der Prota nachsinnt, that´s it.

Sehr sinnlich geschrieben, vor allem durch die Verwendung von animalischen "Innereien". Hier hast du die Balance gut getroffen, und das "vor vor zurück" gibt einen Takt vor. Auch ein Beispiel, wie schnell ein solches vorsichtiges Gebilde zusammenbricht, ein "vor" weniger und schon wirkt der Abschnitt weniger sinnlich, weniger musikalisch und taktvoll.
Den animalischen Bezug hatte ich nicht auf dem Schirm, aber recht du hast, bei Menschen spricht man gemeinhin von Eingeweiden oder inneren Organen. Das vor vor, zurück hat was von leichtem Tanz, aber auch von Rückversicherung, von Zaudern und Umweg, deshalb spiele ich so gerne damit, weil es für mich passt.

Dein CW nimmt weiter an Fahrt auf, da du hier eine gute Mischung aus proletarischem Zeugs (Ruhrlatein?^^) und den großen Weisheiten des Lebens gefunden hast. Ich mag den Dialog; nicht nur wegen der satten Bilder, auch, weil sich beide verstehen
Ja, da gibt es ein intuitives Verständnis, deswegen der geteilte Tee, als Vorgeschmack auf das, was sein wird und den letzten Absatz, wo der Prota es ihm gleichtut.

Okay, bei Resteifel musste ich drei Mal lesen, las erst "Reitstiefel". Falls du es Nicht-Rhein/Ruhr-Menschen vereinfachen magst, schreibst du einfach "Eifelrest".
Damit würde ich einen Copyright-Streit mit Friedel anzetteln, den ich verlieren würde. Also lieber doch die Reitstiefel. :lol:

Für mich die stärkste Textstelle im CW; denn meist folgt einem "Nein, der Herr" ein höfliche Ansprache, hier aber ein phantasievolles Zitat, aber der Ausflug in phantastische Baumkronen endet abrupt mit der Lebenswirklichkeit alter Menschen: Gibt nur Pfefferminz. Ich glaube, dass dieser "rote Faden" die Stärke deines Schreibstils beschreibt. Aus solchen bildlichen Details leben deine Texte. Gibt nur Pfefferminz, na klar, was denn sonst, und die Realität in der Alten(pflege) ist die zwischen Pfefferminz und Kamille (bei Erkältung). Ein Bild, alles gesagt.
Ich hab mal in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung gearbeitet und beim Frühstück wurde allen Bewohnern der Gruppe Nutellabrote vorgesetzt, weil es so einfacher war, als zu fragen, was sie essen möchten. Das ist echt lange her, ich hab es nie vergessen.

Hab gehört, junge Israelis lassen sich die Nummern ihrer Großeltern stechen, gegen das Vergessen und seinen unersättlichen Hunger.

Schwierig, da du hier ein sehr sensibles Thema anpackst und schwierig, weil ein Satz aus dem Themenkomplex Holocaust, Genozid alles andere in einer Geschichte überdeckt. Offensichtlich ist der alte Mann ein KZ-Überlebender -
Ja, definitiv schwierig, ich hab es jetzt rausgenommen, weil das Argument der Überdeckung zutrifft. Es ist wie du sagst "Die Monströsität des Themas sprengt dein CW". Das hab ich unterschätzt.

Ein Problem sehe ich in der Reaktion des Ich-Erzählers. Wenn er diese Zahlenfolge sieht - warum reagiert er nicht? Oder so normal? Also, warum fokussiert seine Aufmerksamkeit nicht auf diese Ziffern?
Nun gut, der link zu einem anderen Text von Friedrichard war wohl zu unreflektiert.

… ich fühlte mich ganz leicht an Flämmchen und Branko erinnert, ein ganz ähnliches Gefühl, ein bisschen phantastisch-phantasievolles im Dialog und zack, taucht die alte Liebe von damals aus, Ecke Bottroper Landstraße/Prosper-Haniel-Ring (falls es so etwas gibt, aber die Lokalität ist klar), blau das Rad, rosa die Klingel und - und was? - ach ja, muss jetzt einsteigen, Straßenbahn.
Ja, das bedingt sich schon alles gegenseitig, heißt, das Gespräch mit Nick führt dazu, dass er 'Neue Mitte' aussteigt (statt durchzufahren), dort durch das Bier in der Ödnis beschließt, zu Fuß nach Hause zu gehen, was ihn zum Fensterspalt und der erinnerungsbeladenen Musik von damals bringt, die ihn singen und tanzen lässt, was wiederum den alten Mann animiert, ihn anzusprechen. Was der ihm sagt, führt dazu, dass er gedankenverloren in seine alte Liebe hineinrennt und sich der Kreis schließt. Also eine Kette von (phantastischen?) Zufällen, die die Besonderheit dieses einen Nachmittags bedingen und rechtfertigen, dass ich darüber berichte. ;)

Peace und schönen (hoffentlich arbeitsfreien) Restsonntag noch, linktofink

--------------------------

Hallo @Shey,

ich habe mir selbst eine Challange auferlegt, jeden Tag mindestens eine Geschichte und einen Kommentar. Ich muss wieder aktiver werden. Mehr lesen, mehr kritische beäugen, man verliert sonst das Gespühr für seine eigenen Schreibprozesse, dass ist mir in den letzten Tage vermehrt aufgefallen. Heute hat es dich getroffen? Erwischt? gelost? Nenn es wie du willst.
Immer am Ball bleiben und nicht aufgeben. ;)

Das mit dem Grün hat sich durch den Kommentar von Pudrig Palace erledigt, hat mich doch am Anfang verwirrt, wie man eine farbe spüren kann, aber du meinst eben nicht die Farbe sondern das große Ganze, das war mir beim Lesen erst nicht klar.
Und die anderen beiden, bezogen sich eben falls auf meinen Verwirrt heit, weil ich den Titel vergessen und somit nicht geschnallt habe das dein Prota, ähnlich wie bei Kafkas Verwandlung, Merkmale eines Tieres hat. Von daher kannst du die beiden eigentlich auch vergessen.
Ja, anfangs hatte ich noch mehr chamäleonspezifische Wahrnehmungen im Text und hab sie alle rausgekickt, weil die Dosierung nicht stimmte. Kafkas Verwandlung, hm, da wird der Prota ja tatsächlich zum Käfer und das Thema der Verwandlung ist die Entmenschlichung und Isolation, die daraus folgt. Mein Prota hat Merkmale eines Chamäleons, aber mehr in der Ausprägung einer Eigenart, einer Besonderheit, jedenfalls nichts, was seine Existenz als Mensch in frage stellt.

Deinen habe ich verstanden und auf ihre ganz eigenen Art hat sie mir gut gefallen. Tatsächlich kann ich gar nicht so genau sagen, was es ist, das mich so mitgenommen hat, den im Grunde ist die Stimmung eher düster, ja fast bedrückend, und dennoch bin ich dem Chamäleon sehr gerne durch die Gassen und über die Brücklen gefolgt.
Hatte ein bisschen was von einem Sonntagsspatziergang an einem langsam erwachenden Mittwochmorgen
So kann man es lesen, quasi als Roadmovie ohne Auto. :lol:

Eine Sache ist mir eben jedoch noch aufgefallen.
Auf dem Weg in meinen Mund wird er Vaporizer und das König Pils verlieren
schreibt man das nicht so: vaporisiert?
Nee du, da meinen wir nicht dasselbe, schau mal Vaporizer.

Ich bin über keine Formulierung gestolpert, zumindest nichts, was sich im Nachhinein nicht noch geklärt hätte und es gab nichts was in meinen Ohren Unrund oder Unmelodisch klang als das ich es anmerken müsste. Alles in alleim ein sehr gelungener Text, der mich, wie eben schon gesagt, auf seinen ganz eigenen Art gefesselt und mitgenommen hat.
Das freut mich sehr, dass du da eine Antenne für hattest, er wird auch mit jedem Kommentar runden (empfinde ich wenigstens so).

Vielen Danke, mit solchen Texten wird meine eigenen Challange ein Klacks :-D
Selber Danke für deinen Komm. und Peace, ltf.

-----------------------------------

Hallo @bernadette,

siehe es mir nach, ich kann deinem Kommentar wenig abgewinnen, was nicht daran liegt, dass wir querliegen, so empfinde ich das nicht, sondern daran, dass ich manche deiner Anmerkungen schlicht nicht nachvollziehen kann.

»Was in Bangladesh passiert, bekommt auch keiner mehr mit«, sagt Nick.
Warum nicht die deutsche Bezeichnung Bangladesch?
war mir nicht bewusst, ist geändert.

»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Taste drücken? Hat das was mit dem mechanisch zu tun, so als innerer Monolog? Mir erschließt sich das nicht.
Wieso innerer Monolog? Der Prota beschreibt, wie er dem Sermon, den Nick absondert, begegnet. Mechanisches Wegdrücken als Selbstschutz. Er hat abgeschaltet, nickt und antwortet stereotyp, damit Nick sich nicht weiter echauffiert, und seine Gedanken driften ab zu dem Styroporflieger, den er als Junge hatte.

Seine sonore Stimme ist angenehm, so lange er ruhig bleibt, war sie immer schon.
Meiner Ansicht geht der Satz so nicht.
... bleibt, das war sie immer schon.
Verstehe ich nicht, warum der Satz nicht funktionieren soll.

»Ja, ist wohl so.« Die Sonne brennt heiß auf meiner Haut, zu heiß für die Jahreszeit.
Brennen ist doch immer heiß, oder? Ansonsten würde sie die Haut wärmen.
Yep, hatte ich schon nach josés Komm. geändert.

Wir versuchten, an den Flügeln zu schnitzen, damit sie etwas anderes taten, als geradeaus zu fliegen, aber dann blieben sie nicht mehr in der Luft.
Das aber passt hier nicht ganz, denn auch wenn sie nicht mehr in der Luft blieben, also abstürzten, machten sie ja etwas anderes als geradeaus zu fliegen.
leider fände ich passender.
Auch hier verstehe ich den Punkt nicht, warum das aber nicht passen soll.

Ich sehe mich im dunklen Glas, ein Auge schaut nach vorne, das andere zurück.
Ich kann mir das leider bildhaft nicht vorstellen.
Warum nicht? :confused:

Zwei Schritte vor, einen zurück, vor vor, zurück, und die Zunge schnellen lassen. Auf dem Weg in meinen Mund wird er Vaporizer und das König Pils verlieren, und die Brille wird ihm von der Nase rutschen, weil die Zunge sich aufrollt, während sie ihn zerdrückt.
Ich muss eine völlige Blockade haben - den Satz verstehe ich nicht. :D
Tja, was kann ich sagen oder schreiben?

Da plätschert alles vor sich hin, sogar das Zusammentreffen mit einer alten Liebe schafft es nicht, die Lethargie des Textes aufzureißen. Man ist stiller Begleiter des Protagonisten, dem ich aber nicht nahe komme. Vielleicht ist es nicht der richtige Tag für mich, so einen Text gerne zu lesen, die gibt es sicher auch. Aber heute spricht er mich nicht an, mir fehlt ein roter Faden, der mich packt, der mich neugierig macht.
Try another day!

Ich habe bisher keine weiteren Kommentare dazu gelesen und bin nun gespannt, was die anderen dazu sagen.
Würde mich interessieren, ob die Komms. der anderen Krieger dir den Text nähergebracht haben.

Liebe Grüße, linktofink

 

Lieber @linktofink,

ein stimmungsvoller Text ist dir gelungen, in dem ich mich so mittreiben lassen konnte, deinem Protagonisten durch die vielen sinnlichen Beschreibungen nah war und immer wieder durch ein originelles Bild überrascht wurde. In der Beziehung warst du ein würdiger Copy-Partner zu @Friedrichard, der auch gerne mit Sprache spielt und experimentiert, aber eben auf deine ganz eigene Art.

Als Kind hatte ich Styropor-Flieger, die geradeausflogen, wenn das Gummi in der Lücke im Rumpf aufgedreht war. Wir versuchten, an den Flügeln zu schnitzen, damit sie etwas anderes taten, als geradeaus zu fliegen, aber dann blieben sie nicht mehr in der Luft.
Vorher ist da so gemütlich-resigniertes Gerede über die Gesellschaft. Man klagt, man bedauert, aber eigentlich darf sich nichts ändern. Das finde ich hier in diesem Bild wieder.

Zwei Schritte vor, einen zurück, vor vor, zurück, und die Zunge schnellen lassen. Auf dem Weg in meinen Mund wird er Vaporizer und Flasche verlieren, und die Brille wird ihm von der Nase rutschen, weil die Zunge sich aufrollt, während sie ihn zerdrückt.
Hier kommt das Chamäleon ins Spiel. Eine Aggression gegen Nick?

Das stählerne Gebilde der Station wirkt wie das hingespuckte Raumschiff-Gewölle eines kosmischen Raptoren.
Finde ich auch sehr schön. Wie kommst du auf solche Bilder?

Mein Vater sagte nie 'Gutehoffnungshütte', sondern immer 'Gehört Hauptsächlich Haniel'. Das änderte sich erst, als der Betrieb schloss und er mit seiner Arbeit auch den Spott verlor.
Schönes Detail. Der Hintergrund des Protagonisten, der so verloren wirkt. Ein Vater, dem der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist. Ein Sohn, der zwei Schritte vor geht und einen zurück.

Wenig später rinnt mir eiskaltes Pils aus einem Plastikbecher den Hals herunter, rinnt wie Flüssiggold in meine Magensäfte.
Das finde ich jetzt mal doppelt erfrischend. Ich hätte schwören können, dass ihm das Kaltgetränk, von dem er vorher phantasiert hat, versagt bleibt. Zweimal "rinnt" ist sicher Absicht. Bin aber doch dran hängen geblieben.

Ich hatte vergessen, wie gut Mundharmonika und Geigen sich durch die Gehörgänge winden, sich den Weg suchen durch die Innereien, bis ich sie tief in mir höre, mit meinen Bauchohren und mich im Kreis drehe.
Schön.

Die Bänder hängen an riesigen, verkrumpelten Ohrmuscheln.
Auch schön.

»Junger Mann, ich wollte dir nur sagen, tanze solange du kannst, das ist wichtig, oft gibt's sogar nichts Wichtigeres als Tanz und Spektakel.« Aus der offenen Doppeltür hinter ihm dringt Kantinendunst.
»Geb mir Mühe«, knurre ich launig, »bin aber ein lausiger Tänzer, der etwas versucht, was er nicht kann.«
Der Alte lacht auf. »Mühe geben ist aller Dinge Anfang ...«, sagt er, »aber reichen wird's nicht. Carpe diem, mein Lieber, nur das zählt. Glaub mir, egal wie du's anstellst, alles ist schnell gegessen und ausgeschissen.«
Da ging es mir spontan genau wie Fliege, ich hatte plötzlich das Gefühl, da sitzt Friedel.


Ich versuche eine halbherzige Abschiedsgeste und komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.
Schön.

Damit steht er auf, nimmt seinen Stock und geht zurück in die Einrichtung.
Die "Einrichtung" holt diese fast mystische Begegnung wieder auf den Boden zurück, das passt gut.

Wenn ich nicht daran denke, sondern mit dem Kopf woanders bin, klappt es gut mit dem Laufen, ganz ohne Gezackel, selbst den Tackenberg rauf.
Echt schräg. Er sollte vielleicht nicht zuviel über sich selbst nachdenken.

»Aha …, dann werden wir uns jetzt vielleicht öfter …«, sagt sie und lächelt, »du weißt schon, über den Weg laufen.«
»Soll das eine Drohung sein?«, sage ich und grinse. Vor vor, zurück.
Schön, wie du die kleine Liebesgeschichte mit einfügst.

»Willst du auf'n Kaffee mit reinkommen?«
Ich nicke langsam und schaue mit einem Auge nach hinten.
Und trotz seiner eigenartigen Fortbewegungsart kommt er doch irgendwie an, oder?

So könnte er gewesen sein, der Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons, wenn ich in zwei mal zwanzig Jahren zurückblicke – und sollte er so gewesen sein, werde auch ich an einem Plastiktisch sitzen, mit aufgerollter Zunge einen Zigarillo rauchen und junge Männer aufmuntern, wenn sie einen Tanz wagen.
Schön, dass du einfach zwei mal zwanzig Jahre draus gemacht hast.

»Wer wirst du gewesen sein, am Ende deiner Tage? Fragst du dich das nie?« Damit steht er auf, nimmt seinen Stock und geht zurück in die Einrichtung.
Ich merke, dass ich so mitgeschlendert bin und die großen Fragen, die da zwischendurch gestellt werden, an mir vorbeiplätschern ließ, auch das Politische. Ich habe mich eher von der eigentümlichen Stimmung einfangen lassen und deine Geschichte sehr genossen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hi linkotofink,

ich brauchte bloß die Verortung sehen und wusste, dass du Friedel als Vorlage hast ;-)

»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Was genau macht er? Antworten (wie/womit?), Taste drücken (Handy?), nicken. In dieser Reihenfolge? Nicken kann ja auch ein Antworten sein.

Es hat seit Tagen nicht geregnet, dennoch ist der Boden unter meinen Oberschenkeln angenehm kühl. Anfang April, das Gras fängt an zu sprießen. Ich fühle das dunkle Grün.
Kann mir bildlich nicht vorstellen, wie er da sitzt, dass wohl nur die Oberschenkel das Gras berühren (?)

Zum Essen hat er die Sonnenbrille auf die Stirn geschoben.
Die Ray Ban hat er wieder vor die Augen geschoben.
Würde ich umdrehen. Erst die Marke, dann allgemein.

Das stählerne Gebilde der Station wirkt wie das hingespuckte Raumschiff-Gewölle eines kosmischen Raptoren.
Da hat sich deine SF-Affinität verselbständigt ;-)

'Platz der guten Hoffnung'
Guten

In Gedanken füge ich ein trügt hinzu. Vor vor, zurück. Seltsam unwirklich in dieser menschenleeren Steinwüste.
vor, zurück. Schon wieder.
Erst später wird mir Schnelldenker klar, dass er Tanzschritte macht ... Hätte ja auch ein Vor- und Zurückspulen eines Songs sein können.

Auf der anderen Straßenseite sitzt ein alter Mann auf einer Bank in der Sonne. Vor ihm steht ein Glas Tee auf einem Plastiktisch.
Es könnte ja auch Schnaps im Glas sein. Wie kann er das von der anderen Straßenseite aus unterscheiden?

Aus der offenen Doppeltür hinter ihm dringt Kantinendunst.
Toll!

Ich nicke langsam und schaue mit einem Auge nach hinten.
Wieder das mit dem einen Auge. Hat er ein Augenleiden oder wie kann er mit nur einem Augen nach hinten gucken?

Fast alle Orte in der Geschichte kenne ich. Hatte beim Lesen dieses Ruhrpottkribbeln (gut, andere sagen Grenzgebiet Niederrhein/Ruhrpott) in den Knochen. Schön.
Sehr viel passiert in deiner Geschichte nicht, dennoch schön, diese Atmosphäre, dieses Zurück die Vergangenheit.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @Isegrims,
danke für Deinen Beitrag, ich hab schon ein schlechtes Gewissen, weil ich so wenig andere CWs kommentiere, aber ich schaffe kaum die Antworten auf meinen Text. Ab nächste Woche wird es besser, dann komme ich auf Gegenbesuch.

feiner Titel, der an das Original und die friedel'sche Ironie erinnert. Warum ergänzt du keinen Satire- oder Humor-Tag?
Holla, bei Humor und Satire gibt´s immer auf die Mütze, also lieber nicht. Gut, dass dir der Titel so gefällt.

Der Text selbst wirkt auf mich teilweise überladen, als wolle der Erzähler (und mithin der Autor) unbedingt alle möglichen Narrative bedienen.
Ich habe ihn trotzdem oder deshalb mit einem Schmunzeln genossen und mich an manch hübschem Detail erfreut. Der Beobachtungsreichtum gefällt mir an diesem Text, der auch sprachlich ausgereift wirkt.
Kann ich nachvollziehen, das geschwätzige Anreißen der großen Probleme unserer Zeit kann nicht nur den Prota nerven, deshalb schön, dass du es mit einem Schmunzeln nimmst und dich an Sprache und Bildern erfreuen kannst.

Dialogeröffnungen, besonders dann, wenn sie scheinbar direkt ins Geschehen reinzogen, klingen für mich immer etwas autorenlastig.
Mag sein, hab ich so noch nie gesehen. Werde ich ein Auge drauf werfen.

hier ein Beispiel für gelungene Beobachtungen, wenngleich du an beinah jedem Substantiv ein Adjektiv voranstellst.
Hab das heitere gestrichen, jetzt nur noch an jedem zweiten. :lol:

»'… auf dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände' hat mal jemand geschrieben«, sage ich, weil mir das passend erscheint und ich es nicht vergessen habe.
entweder du weißt wer's gesagt hat, zitierst dann auch korrekt, oder du bzw. der Erzähler erklärt eben nicht auch noch, dass er es nicht vergessen hat. Was ohnehin nicht von Belang ist.
Da wir im CW unterwegs sind, habe ich mir erlaubt, aus ...Ela zu zitieren, ohne den Friedel als Autor explizit zu erwähnen.

Aus der offenen Haustür riecht es nach kühlem Sommerkeller.
feines Bild

Der Boden ist schwarzweiß gewürfelt, die Wände hoch wächst alter Stucco lustro. Es gibt keine Farbe, die mich tarnen könnte. Ich ziehe die Hand weg, als hätte ich auf den heißen Herd gefasst.
hübsche Stelle
Danke, Isegrims, warum wusste ich, dass du die magst?

das mit der aufgerollten Zunge kann ich mir nicht gut vorstellen, das mit den Zigarillos schon.
Kannst du deine Montecristo etwa nicht mit der Zunge einrollen? Tse, … :D

Zu deinem zweiten Komm. später, Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

habe den ausgeschlafenen Sonntagmorgen benutzt, um mich (zum dritten Mal) mit deinem Text zu befassen.
Fazit: Er gefällt mir, er hat was Authentisches, er transportiert die Melancholie, die deinen Prota beim Rückblick aufs Leben überfällt. In Corona-Zeiten erst recht, wenn alles stillzustehen scheint.
Danke @wieselmaus, für die wiederholte Beschäftigung mit meinem Text. Melancholie ist auch angebracht, denn ich denke, dass sich die Art, wie wir uns begegnen, dauerhaft ändern wird. Wenn da was Authentisches ankommt, umso besser, denn für mich ist es auch eine Zeit des Zögerns, der veränderten Gangart, unwirklich alles.

In diesem Teil sind viele Anspielungen, die ich nicht entziffern konnte. Macht nichts und wundert mich nicht, denn wenn man Friedels Spuren folgt, muss man wendig sein. Vor, vor, zurück wie bei der Echternacher Springprozession reicht da nicht, da sind schon noch ein paar Sprünge zur Seite notwendig.
Dieses Jahr fällt das Gehüpfe im Juni wohl aus, dafür musste ich ganz schön hüpfen, Blut und Wasser schwitzen, um aus der Sprachkunst der Vorlage einen Text nach meiner Feder zu schaffen. Das vor vor, zurück soll jedoch weniger sprunghaft erscheinen, sondern die Unsicherheit beschreiben. Wohin soll ich mich wenden, wenn der Boden unter den Füßen instabil wird, weil die Welt auseinanderdriftet?

Leichter fiel mir der Teil mit der Rückblende. Da hast du dich recht genau an Friedels Vorlage gehalten. Vielleicht fiel es mir deshalb leichter, weil ich den Text "ela" schon kannte. Friedel hat ihn mir einmal ans Herz gelegt im Zsammenhang mit "Abendrot". Wiederbegnungen nach zwanzig, vierzig Jahren halten selten, was sie versprechen, besonders wenn es um die "erste", "große" oder gar "einzige" Liebe geht. So eine "Sentimental Journey" lässt sich vielleicht am besten aushalten, wenn man sich an die Weisheit des Alten (Che, Swintje, ein Doppelgänger, wer auch immer unter welcher Mask e)auf der (Erinnerungs-)bank hält
Ja, da sagst Du was, kenn ich auch so Scheinriesen-Erfahrungen. Und wenn er/sie dann nur noch lebensgroß vor einem steht, fällt einem auch nix mehr ein, was diesen Hohlraum der Jahrzehnte überbrücken könnte. Oder, es ist so, als wenn man sich gestern zuletzt gesehen hätte und ich mich im Nachhinein frage, warum haste eigentlich die ganze Zeit nicht …?

Was wäre, wenn man nicht vor, vor, zurück ginge, sondern zurück, vor, vor?
Das würde nicht funktionieren, weil der Text dem Vor-vor-zurück-Schema folgt und ich mit der Rückblende anfangen und den Schlusssatz in die Mitte stellen müsste.

Peace und einen schönen aprilwetterhaften Tag der Arbeit, Linktofink.

---------------------

Hallo @Isegrims,
noch eine Stellungnahme hierzu:

Ich will jetzt auch gar nicht die Moralkeule schwingen, political correctness einfordern. Trotzdem bleibt - bei mir - ein unangenehmes Gefühl.

Warum? Weil dieser Erzählfaden überhaupt nicht vertieft wird, der Zusammenhang willkürlich erscheint und falls da ein Vergleich zu der derzeitigen Krise aufgebaut werden soll, finde ich die Passage ungeheuerlich und ziemlich daneben.

Das sollte ein kurzer Fingerzeig auf einen anderen Text von Friedel werden, den ich gerne im CW bearbeitet hätte, doch maria hatte den schon ausgesucht. Es ist so wie @Friedrichard und @wieselmaus anmerken:
lieber @Isegrims,
hatte @linktofink auch mein "Tattoo" (Tattoo) fürs copywrite in Erwägung gezogen. Ausgerechnet daran hatte sich schon maria m. versucht. Vllt. spielt das eine Rolle ...
Hallo @Isegrims,
für mich war der Hinweis auf die Konzentrationslager kein Verstoß gegen ethische Bedenken. In der Figur des alten Mannes steckt Lebensweisheit (und ein Stück Friedel). Auch das Triumphieren über schlimmste Erfahrungen. Ich erinnere mich daran, wie Maria mit den Text “Tattoo“ gekämpft hat. @Friedrichard hat sie getröstet. Besser, man erinnert daran, auch wenn immer wieder Diskussionen entstehen.
Das CW von Maria war ganz schön mutig. Ich finde es auch wunderbar, wenn “alte“ Texte wieder auftauchen.
Den Text von Maria kenne ich nicht, den hätte ich gerne mal gelesen, geht aus bekannten Gründen leider nicht mehr. Vielleicht hast du den noch Friedel?

Die Anspielung auf den Holocaust ist zu leichtfertig, sehe ich mittlerweile auch so und ich habe das rausgenommen, weil es in seiner Monstrosität den Rahmen meines Textes sprengt. @josefelipe und @kiroly hatten dazu auch was angemerkt.

Schwierig, da du hier ein sehr sensibles Thema anpackst und schwierig, weil ein Satz aus dem Themenkomplex Holocaust, Genozid alles andere in einer Geschichte überdeckt. Offensichtlich ist der alte Mann ein KZ-Überlebender -

Ungeheuerlich allerdings finde ich das nicht, denn den Vergleich zur aktuellen Krise, den sehe ich nicht, lieber Isegrims, das ist schon sehr konstruiert. Das Thema bei dem Nachsatz war das Vergessen, das Auffressen von Erinnerung durch Zeit, das sich durch den Text zieht.

Peace, bis bald, linktofink

 

Lieber @linktofink ,

ich meinte mit „zurück, vor, vor“ nicht deinen Text, sondern eine allgemeine Haltung in der derzeitigen Krise, so als Ausweg aus der Melancholie. Dass es ,wie gehabt, nicht weitergehen kann, müsste vielen klar sein. Sich besinnen, einen Meter zurückgehen, aber dann unter anderen Vorzeichen vorwärts gehen. Das wünsche ich mir für die Kinder und Enkel.?

Liebe Grüße

wieselmaus

 

ich meinte mit „zurück, vor, vor“ nicht deinen Text, sondern eine allgemeine Haltung in der derzeitigen Krise, so als Ausweg aus der Melancholie. Dass es ,wie gehabt, nicht weitergehen kann, müsste vielen klar sein. Sich besinnen, einen Meter zurückgehen, aber dann unter anderen Vorzeichen vorwärts gehen. Das wünsche ich mir für die Kinder und Enkel.?
Hallo @wieselmaus, Optimismus und Tatendrang wünsche ich mir auch für das Junggemüse. Klar, wenn ich das Gefühl habe, ich kann was tun, ist eine schwierige Lage besser auszuhalten.
Allerdings ist es ja nicht der Virus mit seinen Folgen allein, es sind multiple Krisen, die uns aufzeigen, dass wir eine Menge falsch machen. Wir befinden uns weltweit in einer Zeitenwende, mit den zusätzlichen Schwierigkeiten Auflösung des Konsenses und Auseinanderdriften der Interessen. Unter anderen Vorzeichen vorwärts gehen, ja, wäre schön. Ich weiß nur manchmal selbst nicht, in welche Richtung und vorwärts als Selbstzweck, das wäre Aktionismus.
Peace, ltf.

 

Ungeheuerlich allerdings finde ich das nicht, denn den Vergleich zur aktuellen Krise, den sehe ich nicht, lieber Isegrims, das ist schon sehr konstruiert. Das Thema bei dem Nachsatz war das Vergessen, das Auffressen von Erinnerung durch Zeit, das sich durch den Text zieht.
Lieber @linktofink
danke für die Erklärung. Mich hat der Themenstrang verwirrt und ich habe nach einem Zusammenhang gesucht, der impliziert sein könnte, insofern ist meine Äußerung selbstreflexiv, wo hätte auch der Zusammenhang sein können? Texte legen manchmal Spuren und dann kommt das Labyrinth :D
viele 1.Mai-Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

ein stimmungsvoller Text ist dir gelungen, in dem ich mich so mittreiben lassen konnte, deinem Protagonisten durch die vielen sinnlichen Beschreibungen nah war und immer wieder durch ein originelles Bild überrascht wurde. In der Beziehung warst du ein würdiger Copy-Partner zu @Friedrichard, der auch gerne mit Sprache spielt und experimentiert, aber eben auf deine ganz eigene Art.
Was Du schreibst, freut mich sehr, liebe @Chutney, die Vorlage ist gewohnt ausgefuchst und sprachlastig und ich habe ein klein wenig versucht, in diesem Becken mitzuschwimmen.

Vorher ist da so gemütlich-resigniertes Gerede über die Gesellschaft. Man klagt, man bedauert, aber eigentlich darf sich nichts ändern. Das finde ich hier in diesem Bild wieder.
Das stimmt, so war es auch gedacht, als Erinnerung an einen ersten Dämpfer, als Absage an "einfach mal drauflos".

Hier kommt das Chamäleon ins Spiel. Eine Aggression gegen Nick?
… oder eine Art Notwehr, als ein Vom-Hals-halten, denn Nick setzt dem Prota mit seinem Lamento schon sehr zu und bedrängt ihn.

Das stählerne Gebilde der Station wirkt wie das hingespuckte Raumschiff-Gewölle eines kosmischen Raptoren.
Finde ich auch sehr schön. Wie kommst du auf solche Bilder?
Weiß nicht, ich hab einige Aufnahmen der 'Neuen Mitte' gesehen und das Gewölle-Bild war sofort da, quasi fast ohne mein Zutun.

Schönes Detail. Der Hintergrund des Protagonisten, der so verloren wirkt. Ein Vater, dem der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist. Ein Sohn, der zwei Schritte vor geht und einen zurück.
Ich denke, der Strukturwandel hat mancherorts seine Spuren nicht nur im Stadtbild, sondern auch in Biographien, im Selbstverständnis hinterlassen.

Das finde ich jetzt mal doppelt erfrischend. Ich hätte schwören können, dass ihm das Kaltgetränk, von dem er vorher phantasiert hat, versagt bleibt. Zweimal "rinnt" ist sicher Absicht. Bin aber doch dran hängen geblieben.
Muss ihm ja zwischendurch eine Stärkung in der Wüste und eine Vorbereitung aufs spätere Lied gönnen. ;) Das doppelte 'rinnt' war mir nicht aufgefallen, hab es geändert, danke für den Hinweis.

Da ging es mir spontan genau wie Fliege, ich hatte plötzlich das Gefühl, da sitzt Friedel.
Klar hab ich einiges von Friedels Texten quergelesen und der ein oder andere Eindruck ist sicherlich hängengeblieben. Absicht war diese Verknüpfung nicht. Finde es trotzdem schön, dass da was ankommt, eine Parallele, die ich gar nicht abgeschickt habe.

Die "Einrichtung" holt diese fast mystische Begegnung wieder auf den Boden zurück, das passt gut.
Ja, wie der Kantinendunst und der Pfefferminztee, das sind so meine Halteleinen an der Stelle.

Echt schräg. Er sollte vielleicht nicht zuviel über sich selbst nachdenken.
Kenne ich von mir, zuviel Grübeln, bis aus den Wenns und Abers irgendwann Blockaden werden.

»Aha …, dann werden wir uns jetzt vielleicht öfter …«, sagt sie und lächelt, »du weißt schon, über den Weg laufen.«
»Soll das eine Drohung sein?«, sage ich und grinse. Vor vor, zurück.
Schön, wie du die kleine Liebesgeschichte mit einfügst.
Das freut mich, denn es ist mein erstes CW und ich hatte die Befürchtung, Friedels Geschichte nicht genügend zu würdigen. Insgesamt scheint es jedoch für die meisten zu funktionieren.
Danke auch für die anderen Stellen, die du herausstellst, weil sie Dir gefallen haben. Deckt sich zum Großteil mit meinen Darlings.

»Willst du auf'n Kaffee mit reinkommen?«
Ich nicke langsam und schaue mit einem Auge nach hinten.
Und trotz seiner eigenartigen Fortbewegungsart kommt er doch irgendwie an, oder?
Zögerlich und mit Verspätung, aber: ja.

Schön, dass du einfach zwei mal zwanzig Jahre draus gemacht hast.
Ja, Flüchtigkeitsfehler, rechnen würde helfen … :Pfeif:

»Wer wirst du gewesen sein, am Ende deiner Tage? Fragst du dich das nie?« Damit steht er auf, nimmt seinen Stock und geht zurück in die Einrichtung.
Ich merke, dass ich so mitgeschlendert bin und die großen Fragen, die da zwischendurch gestellt werden, an mir vorbeiplätschern ließ, auch das Politische. Ich habe mich eher von der eigentümlichen Stimmung einfangen lassen und deine Geschichte sehr genossen.
Mir geht es auch nicht so sehr um die konkreten Antworten, die ich selbst nicht habe, sondern um ein Abbild dessen, was momentan auf uns einprasselt und um Positionierung.

Peace und schönen Restfeiertag, linktofink

------------------

@Isegrims, alles gut, 1. Mai-Grüße zurück.

 

Hey @GoMusic,
danke für deinen Besuch, hat leider etwas gedauert mit der Antwort, der Broterwerb ist zurzeit anstrengend.

ich brauchte bloß die Verortung sehen und wusste, dass du Friedel als Vorlage hast ;-)
schön, das spricht für sich (und Friedel).

»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Was genau macht er? Antworten (wie/womit?), Taste drücken (Handy?), nicken. In dieser Reihenfolge? Nicken kann ja auch ein Antworten sein.
"Taste drücken" im Sinne von "Standardantwort abrufen", automatisch antworten, also nix Handy.

Kann mir bildlich nicht vorstellen, wie er da sitzt, dass wohl nur die Oberschenkel das Gras berühren (?)
Tun sie nicht, aber bei mir sind die sensitiver als die Unterschenkel.

Das stählerne Gebilde der Station wirkt wie das hingespuckte Raumschiff-Gewölle eines kosmischen Raptoren.
Da hat sich deine SF-Affinität verselbständigt ;-)
Ja, die gibt es zweifelsohne, schlägt manches mal durch.

'Platz der guten Hoffnung'
Guten
Danke, hab ich geschlabbert, wird geändert.

In Gedanken füge ich ein trügt hinzu. Vor vor, zurück. Seltsam unwirklich in dieser menschenleeren Steinwüste.
vor, zurück. Schon wieder.
Erst später wird mir Schnelldenker klar, dass er Tanzschritte macht ... Hätte ja auch ein Vor- und Zurückspulen eines Songs sein können.
Es sind nicht allein die Tanzschritte, es ist seine allg. Fortbewegungsart, resultierend aus dem Chamäleonhaften, das seiner Persönlichkeit entspricht, das Zögerliche, vorsichtig Vortastende, raus aus der Tarnung, noch n Schritt und wieder zurück, weißt?

Auf der anderen Straßenseite sitzt ein alter Mann auf einer Bank in der Sonne. Vor ihm steht ein Glas Tee auf einem Plastiktisch.
Es könnte ja auch Schnaps im Glas sein. Wie kann er das von der anderen Straßenseite aus unterscheiden?
Wenn ich von etwa 6m Abstand ausgehe, sollte er schon den Unterschied zwischen einem Schnapsglas und einem dampfenden Teeglas erkennen können, meinste nicht? Oder es ist ein dampfender Schnaps in Teeglasgröße, auch nicht schlecht, dröhnt bestimmt fürchterlich.

Ich nicke langsam und schaue mit einem Auge nach hinten.
Wieder das mit dem einen Auge. Hat er ein Augenleiden oder wie kann er mit nur einem Augen nach hinten gucken?
Eh du, Chamäleons können das, ihre Augen unabhängig voneinander bewegen. Hier ist es symbolisch gemeint, der Prota wirft, auch wenn er nach vorne schaut, zugleich auch immer einen Blick nach hinten, als Entsprechung des vor vor, zurück.

Fast alle Orte in der Geschichte kenne ich. Hatte beim Lesen dieses Ruhrpottkribbeln (gut, andere sagen Grenzgebiet Niederrhein/Ruhrpott) in den Knochen. Schön.
Sehr viel passiert in deiner Geschichte nicht, dennoch schön, diese Atmosphäre, dieses Zurück die Vergangenheit.
Ruhrpottkribbeln, wow, das finde ich super, GoMusic, denn ich war erst einmal in Oberhausen und da war es noch nicht mal hell. Da siehste ma, wat ma nich all nur mit Sachn ausm Netz machn kann. ;)

Danke für deinen Kommentar, bis bald, peace, ltf.

 
Zuletzt bearbeitet:

Salü @linktofink

Wir besitzen eine Jahreskarte für den Tierpark Bern. Gut, im Moment ist das eher eine Gönnerkarte, jednfalls gibt es dort ein Terrarium mit einem wunderschönen Chamäleon. Jedesmal, wenn wir es besuchen, präsentiert es sich auf einem vorstehenden Ast, ohne sich gross zu bewegen. Nur die Augen sind rastlos. Unabhängig voneinander schauen sie mal nach vorne, dann zurück, vor, vor, zurück. Sie sehen mich nicht, die da vorn - und hinten - oben? Auch nix, summdidumm und die Augen kreisen rum ...
Ich habe leider noch nie die Geduld aufgebracht, etwas länger - lange davor zu warten, bis sich ein Bein vielleicht mal bewegen würde.

Die @Friedrichardsche Vorlage zu deinem Copywrite ist wie immer gespickt mit Wortschlenkern und angereichert mit Brockhaus`schem Enzyklopädiewissen, sowie zeitgeistigem Gut über das ich eher schlecht als recht, mit der Zeit nur noch der Klangfarbe folgend, flach darüberfliege, um so gut wie möglich dem Handlungsstrang folgen zu können. Destilliere quasi die Essenz von Het Windje und denke dadurch die Geschichte einigermassen vestanden zu haben. Ein Spaziergang wars wiederum nicht, aber da ich mir für das Lesen der Copywrites gerne erst die Vorlagen vornehme, um auch die Umsetzung der Neuverfilmung beurteilen zu können, lasse ich mich darauf ein und mit den anschliessenden Kommentaren zu "...ela" finde ich sogar so etwas wie einen Zugang zu dieser verwehten Beziehungsgroteske.

Deine Geschichte fängt meiner Meinung nach losgelöst von der Vorlage an, indem du Che einen Counterpart zur Seite stellst und Che dadurch als Chamäleon und zurückhaltenen Zeitgenossen zeichnen kannst. Auch die Zeit wird mit Schlagworten wie Google/Greta und Co. ins Jetzt verortet. Soweit ok, allerdings frage ich mich, brauchts den Nick? Der spielt für die Geschichte eine ebenso grosse Rolle, wie Indiana Jones für das Auffinden der Bundeslade, die die Nazis auch ganz ohne ihn finden würden. Aber eben, für die Unterhaltung ist er eben schon wichtig und genau so ist es hier der geht-mir-auf-den-Geist-Nick, weil damit auch die ganze Chamäleon Physionomie Lehrstunde steht und fällt. Allein Ches überhastete Aufbruch erschliesst sich mir nicht, sind sie doch anscheinend bei einem Park-BBQ, oder ist Che nur so zufällig vorbeiflaniert und von Nick dazu geladen worden? Jedenfalls wird mir der Antrieb Ches nicht klar und ich hoffe auf später ...

Nach dem Warmschreiben schwenkst du auf den Pfad des Originals und lässt deinen Protagonisten die Aushängeschilder "...elas" passieren, Wiedererkennungswert vorhanden, Konflikt/Motivation jedoch nicht. Sei's drum, das Original war für mich auch eher Mosaik und Bastelbogen, und so geht’s durch die mit Whiskeydunst durchflutete und Stahlindustrie verrusste Dirty Old Town, bis hin zur verhängnisvollen Begegnung zweier sich aus einem früheren Leben kennender Ex...pads.

Vorher aber noch einen Abstecher zum Erinnerungsort, die Begegnung mit Fried..., pardon dem alten Mann mit Tee, der völlig losgelöst behauptet:

»Junger Mann, ich wollte dir nur sagen, tanze solange du kannst, das ist wichtig, oft gibt’s sogar nichts Wichtigeres als Tanz und Spektakel.«
Hab ich was überlesen, oder wie kommt der Mann darauf, das Che tanzt? Da fehlt mir irgendwie der Aufhänger. Oder konnte er ihn von weitem sehen, spielt sich gar alles auf engstem Raum wie auf einer Bühne ab, links die Dirty Old Town Ziegelsteinmauer mit Fenster, Mitte die neue Betonbank, rechts der Alte am Plastiktisch. Ja, so muss es sein. Alles eine Szene auf engstem Raum.

Ich versuche eine halbherzige Abschiedsgeste und komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.
Schlüsselsatz, mag ich.

»'… auf dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände' hat mal jemand geschrieben«, sage ich, weil mir das passend erscheint und ich es nicht vergessen habe.
... und weil´s zum Refrain des Originals gehört. He, he.

»Besonders, mein Junge«, sagt er und meint meine Haut, »das ist besonders.«
Wie kann Che das wissen? Vor allem, da er "das und nicht die ist besonders" sagt.

sage ich leise und nehme einen Schluck von seinem Tee, den er mit einem Kopfschütteln rüberschiebt.
Absichtlicher Ablaufdreher? Ansonsten: rübergeschoben hat.

wobei ich sonst die Straßenseite wechsele,
wechsle

Mit dem letzten Abschnitt lässt du diese lebensphylosophische Stadtwanderung in wohltuend profanem "kommste noch aufn Kaffee rein?" und konjunktivem Resümee auf ein gelebtes Leben ausklingen.

Fazit: Es schwingt in jedem Fall ein Hauch Friedrichard mit, du behältst den Aufbau, wenn auch gleich etwas harmonischer gestaltet in etwa gleich, reicherst die Geschichte durch neue Protagonisten (Nick/alter Mann) an und verpasst dem Original ein Happy End.

Gut zu lesen, hat mich durchaus unterhalten, jedoch hätte es mir noch besser gefallen, wenn das Stil-Pendel stärker auf die Gegenseite ausgeschlagen, sprich wenn es total konträr zum Original dahergekommen wäre, so erscheint es mir schon fast wie eine verblasste Blaupause von ...ela mit handschriftlichen Ergänzungen. Aber, Aldeä, das hier is Copywrite, also pfffffft. :D

Lieben Gruss
dot

 

Hey @dotslash,

nett, dass du bei mir und meinem Chamäleon in Coronazeiten vorbeischaust. ;)

Ich habe leider noch nie die Geduld aufgebracht, etwas länger - lange davor zu warten, bis sich ein Bein vielleicht mal bewegen würde.
So ein Chamäleon, das ist nicht für jeden das richtige Haustier. Jenseits der Hauskatze läuft da bei mir auch nix rum, obwohl es Leute gibt, die sie in Terrarien halten und züchten. Was mein Prota dazu sagen würde?

Ein Spaziergang wars wiederum nicht, aber da ich mir für das Lesen der Copywrites gerne erst die Vorlagen vornehme, um auch die Umsetzung der Neuverfilmung beurteilen zu können, lasse ich mich darauf ein und mit den anschliessenden Kommentaren zu "...ela" finde ich sogar so etwas wie einen Zugang zu dieser verwehten Beziehungsgroteske.
Ehrlich gesagt war es für mich auch schwierig, aus dem Mosaik, wie du es nennst, ein eigenes Bild zu erschaffen.

Aber eben, für die Unterhaltung ist er eben schon wichtig und genau so ist es hier der geht-mir-auf-den-Geist-Nick, weil damit auch die ganze Chamäleon Physionomie Lehrstunde steht und fällt.
Das Chamäleonhafte hat ja auch einen Ursprung und der liegt im Tarnen und Zögern, besonders als Reaktion auf Ansprüche, die von außen an ihn herangetragen werden und ihn (gefühlt) bedrängen. Deshalb auch der überhastete Aufbruch, das aus der Situation aussteigen, weil Nick ihn zutextet und eine Stellungnahme einfordert, die der Prota nicht geben will.

Nach dem Warmschreiben schwenkst du auf den Pfad des Originals und lässt deinen Protagonisten die Aushängeschilder "...elas" passieren, Wiedererkennungswert vorhanden, Konflikt/Motivation jedoch nicht.
Bis auf den Gasometer und das Pils geht mein Prota eigene Wege und stellt andere Überlegungen an als im Original. Darin liegt für mich das Motiv, im einsam eigene Wege gehen und dabei das Richtige zu tun, bzw. es zu versuchen, weil man es manches Mal nicht weiß.

Vorher aber noch einen Abstecher zum Erinnerungsort, die Begegnung mit Fried..., pardon dem alten Mann mit Tee, der völlig losgelöst behauptet:
»Junger Mann, ich wollte dir nur sagen, tanze solange du kannst, das ist wichtig, oft gibt’s sogar nichts Wichtigeres als Tanz und Spektakel.«
Hab ich was überlesen, oder wie kommt der Mann darauf, das Che tanzt?
Du hast recht, der Hinweis ist einer meiner Überarbeitungen zum Opfer gefallen. Hab das jetzt wieder drin: "Ich bleibe stehen, schnippe mit den Fingern und blecke die Zähne, ich kann nicht anders, Fußspitzen zucken, Knie biegen sich rhythmisch." Danke für den Hinweis.

Da fehlt mir irgendwie der Aufhänger. Oder konnte er ihn von weitem sehen, spielt sich gar alles auf engstem Raum wie auf einer Bühne ab, links die Dirty Old Town Ziegelsteinmauer mit Fenster, Mitte die neue Betonbank, rechts der Alte am Plastiktisch. Ja, so muss es sein. Alles eine Szene auf engstem Raum.
Nee, ist alles großflächig verteilt und spielt sich nacheinander ab. Hoffe, mit Aufhänger geht das jetzt wieder.

Ich versuche eine halbherzige Abschiedsgeste und komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.
Schlüsselsatz, mag ich.
Ja, danke, trifft es für mich auch.

»'… auf dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände' hat mal jemand geschrieben«, sage ich, weil mir das passend erscheint und ich es nicht vergessen habe.
... und weil´s zum Refrain des Originals gehört. He, he.
Bin auch froh, dass ich den ortsfremd untergebracht habe, denn im Original sagt er den zu ihr.

»Besonders, mein Junge«, sagt er und meint meine Haut, »das ist besonders.«
Wie kann Che das wissen? Vor allem, da er "das und nicht die ist besonders" sagt.
Das Glitzern der Chamäleonhaut hab ich gedacht, schaue ich mir gerne an.

sage ich leise und nehme einen Schluck von seinem Tee, den er mit einem Kopfschütteln rüberschiebt.
Absichtlicher Ablaufdreher? Ansonsten: rübergeschoben hat.
ja, wird geändert. Danke.

wobei ich sonst die Straßenseite wechsele,
wechsle
geht laut meiner Recherche beides.

Mit dem letzten Abschnitt lässt du diese lebensphylosophische Stadtwanderung in wohltuend profanem "kommste noch aufn Kaffee rein?" und konjunktivem Resümee auf ein gelebtes Leben ausklingen.
Wollte mal ein versöhnliches Ende probieren, klappt sonst nie bei mir.

Fazit: Es schwingt in jedem Fall ein Hauch Friedrichard mit, du behältst den Aufbau, wenn auch gleich etwas harmonischer gestaltet in etwa gleich, reicherst die Geschichte durch neue Protagonisten (Nick/alter Mann) an und verpasst dem Original ein Happy End.
Beim Hauch Friedrichhard gehe ich mit, ich sehe meinen Text weniger als Variation, sondern schon losgelöst von der Vorgabe.

Gut zu lesen, hat mich durchaus unterhalten, jedoch hätte es mir noch besser gefallen, wenn das Stil-Pendel stärker auf die Gegenseite ausgeschlagen, sprich wenn es total konträr zum Original dahergekommen wäre, so erscheint es mir schon fast wie eine verblasste Blaupause von ...ela mit handschriftlichen Ergänzungen. Aber, Aldeä, das hier is Copywrite, also pfffffft. :D
Nun gut, verblasste Blaupause, ?, nehme ich als Lesart, ist mir nur etwas zu wenig, für mich steckt da schon sehr viel Eigenes im Text. Aber heißt ja nicht, dass ich das richtig sehe. :lol:

Peace, linktofink

 

Moin, moin @linktofink,
ich weiß, ich bin spät dran mit einem Komm, aber das wahre Leben ...
Keine Bange, wird auch nur ein Leseeindruck!

Ein Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons
Den Titel hab ich mir immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wenn ich irgendwo ins stutzen kam und schwupdiwupp passte das Ganze wieder.

»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Okay, ich hab die Kommentare nicht gelesen, allein komme ich einfach nicht drauf, was das Taste drücken heißen soll? Macht aber nix.

das Gras fängt an zu sprießen. Ich fühle das dunkle Grün.
Grins! Okay, der Titel! Das Chamäleon kann vielleicht Farben fühlen ... wer weiß?

»Okay Google. Wer ist Greta Thunberg …?«
Da fehlte mir die Antwort von Google ...

Wir versuchten, an den Flügeln zu schnitzen, damit sie etwas anderes taten, als geradeaus zu fliegen, aber dann blieben sie nicht mehr in der Luft.
Grins! Ich kann verraten, das dran kleben auch nix bringt, dann stürzen sie ab.

Ich sehe mich im dunklen Glas, ein Auge schaut nach vorne, das andere zurück.
ach ja, der Titel

Zwei Schritte vor, einen zurück, vor vor, zurück, und die Zunge schnellen lassen. Auf dem Weg in meinen Mund wird er Vaporizer und Flasche verlieren, und die Brille wird ihm von der Nase rutschen, weil die Zunge sich aufrollt, während sie ihn zerdrückt.
hier habe ich ein Bild und mir gefällt das wiederholen seiner Bewegung im Text richtig gut.

Es flattert in der Luft neben dem Turm, bevor es verblasst. Vor vor, zurück. Seltsam unwirklich in dieser menschenleeren Steinwüste.
Ja, hat was!

Das änderte sich erst, als der Betrieb schloss und er mit seiner Arbeit auch den Spott verlor.
Da sind viele gute Formulierungen ...

Das zweite Flugzeug des Nachmittags kratzt am Wolkenbauch des Himmels.
die mir zwar oft gefallen, aber beim Bilderzeugen dann ein Hakeln bringen. Ich kenne leider nur Menschen mit vorstehenden Bäuchen, da passt mein Himmelsbild nicht zu - aber als Chamäleon, wer weiß das schon.

Ich hatte vergessen, wie gut Mundharmonika und Geigen sich durch die Gehörgänge winden, sich den Weg suchen durch die Innereien, bis ich sie tief in mir höre, mit meinen Bauchohren und mich im Kreis drehe.
Das ist mein Lieblingssatz. Ja, wenn ich will, kann ich ihn auseinander nehmen! Aber er ist rund, er passt in Deinen Sound und mittlerwiele habe ich mir auf den Typen ja auch eingelassen.

Erster Rausch, erste Liebe. Erster Liebesrausch. Dazu unser Lied.
auch so eine Stelle, wo ich eigentlich dranrumpulen will. Aber es funktioniert. Nein, mein Lieblingsstil wird das nicht (war aber auch nicht das Ziel) , aber Du hast definitiv eine eigenen Sound, viele eigene Bilder/Sprachrythmen - das finde ich schon toll.

Ich versuche eine halbherzige Abschiedsgeste und komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.
schön eingebaut, die Charakterisierung des jungen Mannes (offen, aber zaudernd, zurückhaltend, aber auf andere bezogen, sehr vielschichtig)

»Sag mal, bist du dagewesen?« Ich muss das fragen, vorher, weil es mich plagt und vor allem, weil ich nicht da war.
mein erster Gedanke war, oh ja, diese Geschichte würde ich hören wollen. Aber eigentlich reicht mir wirklich dieser Teil, der Rest findet durchaus in meinem Kopf statt.

So könnte er gewesen sein, der Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons, wenn ich in zwei mal zwanzig Jahren zurückblicke – und sollte er so gewesen sein, werde auch ich an einem Plastiktisch sitzen, mit aufgerollter Zunge einen Zigarillo rauchen und junge Männer aufmuntern, sofern sie einen Tanz wagen.
schöner Schluss, nimmt noch mal einige Elemente auf. Ich war verwirrt, weil es dann ja wohl gar kein Erleben war, sondern nur ein Traum? Wunsch? Komisch, aber vielleicht habe ich doch etwas überlesen ...

Als Copy von Friedels Geschichte finde ich es gelungen. Denn zugegeben, wenn ich bei meiner Zulosung schon einen Knoten im Gehirn hatte, bei Deiner hätte ich mich wohl bei den Wortkriegern abmelden müssen...
Schöne Geschichte, die sich mir leider noch nicht in allen Teilen erschlossen hat, aber mich hindert ja niemand daran, sie weiterhin zu lesen ...
Beste Wünsche
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @greenwitch,

mir geht das auch so mit dem wahren Leben, das mir immer wieder so richtig dazwischenhaut, so dass schon Mal eine Woche ohne Kriegern vergeht. Und meine Komm-Liste wird länger und länger ...
Das Wichtigste schreibst du gleich vorne:

Ein Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons
Den Titel hab ich mir immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wenn ich irgendwo ins stutzen kam und schwupdiwupp passte das Ganze wieder.
Finde ich sehr schön, dass dich das so durch den Text geleitet hat und dass du dich darauf einlassen konntest. Später schreibst du was zu den Farben und den wiederholten spezifischen Bewegungen, die für dich funktionieren. Danke dafür, das freut mich sehr. Mal noch ein paar Einzelheiten:

»Nee, da fragt keiner nach.« Ich antworte mechanisch, Taste drücken, nicken.
Okay, ich hab die Kommentare nicht gelesen, allein komme ich einfach nicht drauf, was das Taste drücken heißen soll? Macht aber nix.
Sollte automatisches Antworten darstellen, im Sinne von: ich rufe eine nichtssagende Standardantwort ab, so als Maßnahme, um der Problempredigt zu entgehen.

Das zweite Flugzeug des Nachmittags kratzt am Wolkenbauch des Himmels.
die mir zwar oft gefallen, aber beim Bilderzeugen dann ein Hakeln bringen. Ich kenne leider nur Menschen mit vorstehenden Bäuchen, da passt mein Himmelsbild nicht zu - aber als Chamäleon, wer weiß das schon.
Right, da sagte Vulkangestein was Ähnliches. Ich denke nochmal drüber nach, ob ich da ein Darling unter Artenschutz gestellt habe.

Ich hatte vergessen, wie gut Mundharmonika und Geigen sich durch die Gehörgänge winden, sich den Weg suchen durch die Innereien, bis ich sie tief in mir höre, mit meinen Bauchohren und mich im Kreis drehe.
Das ist mein Lieblingssatz. Ja, wenn ich will, kann ich ihn auseinander nehmen! Aber er ist rund, er passt in Deinen Sound und mittlerwiele habe ich mir auf den Typen ja auch eingelassen.
Den finde ich auch richtig gut und ja, bitte nicht auseinandernehmen!

Erster Rausch, erste Liebe. Erster Liebesrausch. Dazu unser Lied.
auch so eine Stelle, wo ich eigentlich dranrumpulen will. Aber es funktioniert. Nein, mein Lieblingsstil wird das nicht (war aber auch nicht das Ziel) , aber Du hast definitiv eine eigenen Sound, viele eigene Bilder/Sprachrythmen - das finde ich schon toll.
Danke, auch der war sehr strittig und hat seine Feuertaufe bestanden.

Ich versuche eine halbherzige Abschiedsgeste und komm doch nicht weg, weil ich ich bin und das auch immer Zögern mit sich bringt, vor vor, zurück.
schön eingebaut, die Charakterisierung des jungen Mannes (offen, aber zaudernd, zurückhaltend, aber auf andere bezogen, sehr vielschichtig)
Oh, das finde ich schön, dass der dir gefällt, der ist nämlich mein Spezialdarling.

»Sag mal, bist du dagewesen?« Ich muss das fragen, vorher, weil es mich plagt und vor allem, weil ich nicht da war.
mein erster Gedanke war, oh ja, diese Geschichte würde ich hören wollen. Aber eigentlich reicht mir wirklich dieser Teil, der Rest findet durchaus in meinem Kopf statt.
Das Element hab ich aus einer älteren Geschichte geklaut, wo es tatsächlich um ein Wiedersehen geht, aber ich glaube, die möchtest du nicht wirklich lesen … ;)

So könnte er gewesen sein, der Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons, wenn ich in zwei mal zwanzig Jahren zurückblicke – und sollte er so gewesen sein, werde auch ich an einem Plastiktisch sitzen, mit aufgerollter Zunge einen Zigarillo rauchen und junge Männer aufmuntern, sofern sie einen Tanz wagen.
schöner Schluss, nimmt noch mal einige Elemente auf. Ich war verwirrt, weil es dann ja wohl gar kein Erleben war, sondern nur ein Traum? Wunsch? Komisch, aber vielleicht habe ich doch etwas überlesen ...
Ist eine Anspielung auf die Gangart, die sich so auch in der Handlungsabfolge widerspiegeln soll, vor vor, zurück.

Als Copy von Friedels Geschichte finde ich es gelungen. Denn zugegeben, wenn ich bei meiner Zulosung schon einen Knoten im Gehirn hatte, bei Deiner hätte ich mich wohl bei den Wortkriegern abmelden müssen...
Ja, ich war zwischendurch der Verzweiflung nahe.

Schöne Geschichte, die sich mir leider noch nicht in allen Teilen erschlossen hat, aber mich hindert ja niemand daran, sie weiterhin zu lesen …
Nur zu, und immer schön zwei Schritte vor und einen zurück … Danke für deinen Komm, liebe witch, ich hoffe, ich schaffe noch einen Gegenbesuch.

Peace, ltf.

 

Hey @linktofink ,

nur ein quick-check. Hat mir gut gefallen, was du da geschrieben hast. Sehr souverän und geduldig erzählt. Geduldig, weil du nicht so über die Bilder hinweghuschst, sondern verweilst und beschreibst. Das mag ich, auch wenn ich es selbst nicht immer so mache.

Dort wo ich stehe, war früher Alt Oberhausen und anstelle der postmodernen Klötze stand dort die GHH. Mein Vater sagte nie 'Gutehoffnungshütte'
'Dirty old Town'. Pure versoffene Magie. Ich bleibe stehen, schnippe mit den Fingern und blecke die Zähne, ich kann nicht anders, Fußspitzen zucken, Knie biegen sich rhythmisch.
Junger Mann, ich wollte dir nur sagen, tanze solange du kannst
Zwischen den Fingern dreht er einen Zigarillo

Zwischendurch dachte ich, das ist ein CW von Wir wollen, dass du aus der Kälte kommst :D Ich sehe da im Tonfall und auch strukturell (eben auch von dieser Geduld) Ähnlichkeiten. Habe ich gerne gelesen. Besonders die Begegnung mit dem Alten und dass du da nochmal diesen Erzählrahmen drum spannst.

Gruß
Carlo

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom