Was ist neu

Ein sauberer Schnitt

Werdendes Mitglied
Beitritt
18.12.2006
Beiträge
37
Zuletzt bearbeitet:

Ein sauberer Schnitt

Es gibt unvermittelt auftretende Ereignisse, die ein Leben völlig verändern können und die alle vorherigen Alltagsprobleme zu Belanglosigkeiten schrumpfen lassen; William Mortensen war an diesem Tag noch genau fünf Autominuten von einem solchen Punkt entfernt, ohne auch nur das Geringste zu ahnen.
Bisher war der neunzehnte Juli genauso verlaufen, wie die vorherigen zwanzig Tage seiner Geschäftsreise, die er größtenteils im Firmenwagen verbracht hatte. Nachdem er an diesem Morgen um acht Uhr aus dem Motel bei Pond Creek ausgecheckt hatte, quälte er sich und seinen dunkelblauen Chevrolet Malibu über den Highway Nummer sechzig, der sich wie eine Eisenbahntrasse durch eine der eintönigsten Gegenden auf diesem Planeten dahin zog, durch den Norden Oklahomas. Die Landschaft war flach wie der Parkettboden eines Tanzsaales und die endlosen Maisfelder zu beiden Seiten der Straße steigerten die Monotonie ins Unerträgliche. Seit Stunden säuselte Country Musik aus dem Autoradio. Der Himmel leuchtete seit Tagen in einem Blau, so unergründlich, dass keine Wolke es gewagt hatte ihn zu beflecken.
Doch Mortensen hatte keinen Blick dafür. Der übermächtige Drang sich eine Zigarette anzuzünden überkam ihn, wie so oft an diesem Vormittag. Da er den Wagen in drei Monaten übernehmen würde, spielte es keine Rolle, ob er dann wie ein Aschenbecher stinken würde, zumal seine Frau ein eigenes Auto fuhr.
Er drückte auf den Zigarettenanzünder, fingerte eine Camel Filter aus der Packung auf dem Beifahrersitz und steckte sie sich zwischen die Lippen.
Sein Blick fiel auf sein Jackett, dass er mit der Schachtel auf den Sitz gelegt hatte. Aus der Innentasche des Futterals ragte der silberne Mont Blanc Kugelschreiber heraus, den ihm seine Frau vor zwei Jahren zu seinem fünfunddreißigsten Geburtstag geschenkt hatte.
„Damit Deine Geschäfte noch besser laufen“, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert.
Doch dann schob sich ein Gedanke vor diese Erinnerung, den er seit Stunden verdrängt hatte.
Er hatte seine Frau betrogen.
Zum ersten Mal, seit er Sandra vor zehn Jahren kennen gelernt hatte, war er ihr fremdgegangen und das auch noch mit irgendeiner billigen Nutte im Motel gestern Abend. Was war bloß in ihn gefahren? Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Gewohnheit, Langeweile und Abenteuerlust gewesen. Die halbe Flasche Bourbon, die er vorher wie ein Verdurstender in sich hineingeschüttet hatte, stellte wohl lediglich den Katalysator dar. Er war zu dem Typen von der Rezeption gegangen und hatte sich von ihm ein paar Nummern aufschreiben lassen. Die Braut, die dann kam, sah nicht mal übel aus, aber wenn er ehrlich war, hatte es ihm keinen Spaß gemacht. Der Sex war kalt und mechanisch, dauernd hatte sie dabei auf seinen Reisewecker gestarrt - er hätte es ebenso gut mit einer Parkuhr treiben können. Was hatte er eigentlich erwartet? Sandra würde den Duft des billigen Parfums noch in zwanzig Jahren an ihm riechen, da war er sich sicher.
Du Vollidiot! Er biß die Zähne zusammen, bis seine Kiefermuskeln verkrampften und betrachtete sich für einen Augenblick im Rückspiegel.
Kurze blonde Haare, erste tiefere Fältchen rund um die Augen - so sehen also Typen aus, die ihre Frau betrügen ... großartig!
Die Sonne stand bereits im Zenit, als Mortensen durch das Flimmern über dem Asphalt hindurch das Ortsschild von Millford erblickte. Am Ortseingang drosselte er das Tempo seines Chevys und zog den Zigarettenanzünder aus der Halterung.
Genau in diesem Moment packte etwas sein Handgelenk - zumindest kam es ihm so vor – und eiskalte Klauen schienen sich in seinen Knöchel zu graben. Schmerzen schossen durch seinen Unterarm, als hätte ihm jemand die Hand abgeschlagen und er ließ den Anzünder fallen. Instinktiv trat er so stark auf die Bremse, dass die Arretierung des Gurtes einrastete und ihm die Zigarette aus dem Mund fiel.
„Scheiße!“, fluchte er. Der Motor war ausgegangen, die Vollbremsung hatte ihn abgewürgt.
Weitere Flüche ausstoßend, tastete er unter seinem Sitz nach dem glühenden Anzünder und verschmorte sich zur Krönung die Daumenkuppe.
„Verdammter Mist!“
Nachdem er den Anzünder wieder zurück in seine Halterung geschoben hatte, schaute er sich um. Vor ihm erstreckte sich die Eastern Main Street, die gerade von der Mittagssonne gegrillt wurde. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, kein Fahrzeug fuhr die Straße entlang und selbst die Blätter der wenigen Bäume hingen reglos an den Ästen. Jegliches Leben schien sich in die flachen Gebäude verkrochen zu haben, die sich entlang der Straße aneinander reihten. Seine Hände zitterten.
Mach mal `ne Pause, alter Junge. Du siehst schon rosa Elefanten .
Ohne weiter zu überlegen, ließ er den Wagen an und parkte ihn hinter einem staubverkrusteten Pick-up. Er nahm die Krawatte ab, öffnete den obersten Knopf seines bügelfreien Oberhemdes, lehnte sich mit einem Seufzen zurück und starrte auf das verdreckte Heck des Wagens vor ihm.
Mortensen wollte gerade die Augen schließen, um sich etwas zu entspannen, da nahm er aus den Augenwinkeln einen kleinen Friseurladen auf der anderen Straßenseite wahr.
Keine schlechte Idee, dachte er.
Ein Haarschnitt war absolut überfällig und bis zu seinem nächsten Termin in Oklahoma City hatte er noch genügend Zeit. Wahrscheinlich bekam er da drin sogar eine Tasse Kaffee.
Bevor er sein Jackett griff, zog er den Kugelschreiber aus der Innentasche und steckte ihn in die Brusttasche seines Hemdes. Er wollte ihn wie immer direkt bei sich tragen; es war sein Ritual.
Als er den klimatisierten Wagen verließ, hatte er das Gefühl in einen Schnellkochtopf zu fallen. Bereits nach wenigen Sekunden ließ ein Schweißausbruch sein Hemd wie eine zweite Haut am Körper kleben. Die Luft schien zu sieden, kein Windhauch war zu spüren.
Mortensen warf das Jackett über die Schulter und ging auf das Gebäude mit dem Friseursalon zu. Durch die weißen Fensterrahmen und das ebenfalls weiß gestrichene Vordach, wirkte der zweigeschossige Backsteinbau, wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, als noch Postkutschen durch diese Gegend fuhren. Die Gardinen im Schaufenster entsprachen auch nicht mehr den neuesten Modetrends, aber das war Mortensen egal. Seinen zeitlosen Kurzhaarschnitt sollten sie nicht einmal hier verpfuschen können.
Sam Turners Frisiersalon stand in großen Buchstaben auf der Fensterscheibe. Und darunter, etwas kleiner:
Für einen sauberen Schnitt.
Der Laden hatte geöffnet. Als er eintrat, ertönte ein Glockenspiel aus Metallzylindern oberhalb der Tür und der Geruch von Haarwasser strömte ihm entgegen. So wie es aussah, war er der einzige Kunde. Mitten im Raum stand ein hagerer Mann in einem schneeweißen Friseurkittel und fegte den Boden. Mortensen schätzte ihn auf Mitte sechzig. Seine dünnen, grauen Haare hatte er mit einem präzisen Seitenscheitel geordnet und als Mortensen die Tür hinter sich schloss, blickte er ihn aus Augen an, die so stumpf und grau waren, wie seine Haare.
„Guten Tag. Wie ich sehe, braucht da jemand einen sauberen Schnitt“, sagte er und lächelte. Seine Zähne sahen aus wie Bernsteine.
Mortensen starrte den Mann eine Sekunde lang an. Irgendetwas irritierte ihn an dessen Erscheinung. Es war seine Stimme, sie schien seinen Mund etwas zeitversetzt zu verlassen, so als wäre er sehr weit entfernt und man würde ihn durch ein Fernglas beobachten.
Du hast definitiv zu viel Sonne abbekommen.
„Guten Tag. Sie haben Recht, ich bräuchte dringend einen Haarschnitt. Ließe sich das schnell machen?“
„Sicher doch. Wie sie sehen, sind Sie momentan der einzige Kunde. Wir können gleich anfangen, Mister ...“
„Mortensen.“
„Sehr erfreut, Mister Mortensen. Ich bin Sam Turner. Nehmen Sie doch bitte schon mal Platz, ich bringe nur schnell den Besen nach nebenan.“
Turner verschwand in einem Nebenraum und Mortensen konnte hören, wie er sich dort mit jemandem unterhielt, einer Frau.
Er schaute sich um, seine Augen gewöhnten sich langsam an das schwächere Licht im Laden. Hätte es einen Wettbewerb um den schönsten Retro-Frisiersalon gegeben, in der Kategorie sechziger Jahre hätte dieser mit Sicherheit den ersten Preis gewonnen. Die Wände waren übersäht mit Schwarzweißfotos alter Baseball-Idole aus den sechziger Jahren. An der rechten Wand stand ein Nierentisch mit dazu passenden Plastikstühlen und daneben war ein altes Holzregal aufgestellt, in dem Shampoos, Seifen und Haarwasserflaschen aufgereiht waren. Doch das echte Highlight erblickte Mortensen an der gegenüberliegenden Wand mit einem durchgehenden Spiegel und einer Ablage darunter. Drei hydraulisch verstellbare Frisiersessel standen davor, die mit ihren roten Lederbezügen und den verchromten Metallteilen reine Nostalgie verströmten. Mit an Stangen befestigten Leinentüchern konnte man die drei Stühle jeweils vom Raum abtrennen. Mortensen konnte nur zwei der Sessel sehen, denn der rechte Platz war mit den Leinentüchern umschlossen, obwohl sich anscheinend niemand dahinter befand.
Er hängte sein Jackett an einen Wandhaken, nahm auf dem mittleren Sessel Platz und betrachtete sich in dem großen Spiegel.
Du siehst ziemlich Scheiße aus mein Lieber. Und die Zigaretten hast Du auch im Auto vergessen, gratuliere!
Im Spiegel sah er, dass Turner im Durchgang zu den hinteren Räumen aufgetaucht war.
„Meine Frau fragt, ob Sie eine Tasse frischen Kaffee haben möchten“, sagte er.
„Oh ja, sehr gerne, danke“, erwiderte Mortensen. Kaffee war genau das, was er jetzt brauchte.
Er entdeckte einen Stapel Visitenkarten auf der Ablage vor dem Spiegel und nahm sich eine davon. Auf dem vergilbten Karton stand in schwarzen Buchstaben dasselbe, wie draußen auf der Schaufensterscheibe. Sam Turner Frisiersalon - Für einen sauberen Schnitt. Darunter waren zusätzlich noch die Adresse und die Telefonnummer aufgeführt. Er drehte die Karte um - und hätte sie beinahe fallen gelassen. Dort hatte jemand etwas hingeschmiert, Worte, so rot wie Blut:

Du hast Deine Frau betrogen, Billy Boy! Das macht man nicht!

Er starrte wie versteinert auf die Buchstaben, unfähig klar zu denken, während er das Hämmern seines Herzens bis in die Schläfen hinauf spürte. Die Schrift war noch feucht.
Er zuckte zusammen, als ein Luftzug seinen Nacken traf und ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Der Friseur stand plötzlich direkt hinter ihm - Mortensen hatte ihn überhaupt nicht kommen hören.
„Oh, habe ich sie erschreckt?“, fragte Turner. „Tut mir Leid, das wollte ich nicht.“
„Schon gut“, erwiderte Mortensen. „Normalerweise bin ich nicht so schreckhaft.“ Er spürte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten und seine Hände wieder zu zittern begannen. Er überwand sich dazu, noch einmal auf die Visitenkarte zu schauen - die rote Schrift war verschwunden.
Mein Gott, was ist bloß los mit Dir? Reiß Dich endlich zusammen.
„Geht es ihnen nicht gut?“, fragte Turner.
„Danke, es ist alles in Ordnung. Habe wohl heute etwas zu viel Sonne abgekriegt“, erwiderte Mortensen.
Er legte die Karte wieder auf den Stapel zurück, als ob nichts gewesen wäre.
„Na gut, dann fangen wir mal an. Wie soll’s denn werden?“
„Die Frisur soll so bleiben, wie sie ist, nur insgesamt etwas kürzen, bitte.“
„Alles klar.“ Turner nahm einen weißen Umhang, der zusammengefaltet auf der Ablage lag, und legte ihn Mortensen an. Als er die Schnüre in seinem Nacken zusammenband, bekam Mortensen von den kalten Fingern des Friseurs eine Gänsehaut.
Turner träufelte etwas Haarwasser auf Mortensens Kopfhaut und begann es mit langsamen Bewegungen einzumassieren. Mortensen verfolgte die Prozedur im Spiegel. Alkoholdämpfe drangen ihm in die Nase und für einen Moment musste er gegen einen Niesreiz ankämpfen.
„Sie sind nicht von hier, Mister Mortensen?“, fragte Turner.
Die Stimme und die Mundbewegungen waren jetzt synchron.
„Nein, ich bin auf der Durchreise. Ich vertrete eine Firma aus Texas, die Spezialbohrkronen für die Erdölindustrie herstellt. Mein Zuständigkeitsbereich ist Oklahoma“, erwiderte Mortensen.
„Interessant. Und wo geht es als Nächstes hin, wenn ich fragen darf?“
„Ich werde heute noch in Richtung Normans Valley fahren und von dort, über die Interstate, nach Oklahoma City. Habe da heute Nachmittag noch einen wichtigen Termin und danach geht’s ab nach Hause, Richtung Süden.“
„Dann wohnen Sie in Texas?“
Mortensen stellte fest, dass die Kuppen von Turners knöchrigen Fingern denselben Gelbton aufwiesen wie seine Zähne; auch ein Raucher also.
„Ja, ich wohne mit meiner Familie in Dallas“, sagte er.
„Familie ... ah wie nett. Wie viele Kinder haben Sie denn?“
„Einen Sohn, Joshua. Er ist gerade sieben geworden.“
Turner schwieg. Er hatte mit dem Massieren aufgehört und zog einen Hornkamm und eine Schere aus der Brusttasche seines Kittels.
„Wissen Sie“, unterbrach er das kurze Schweigen. „Wir hatten auch einen Sohn, meine erste Frau Mary und ich ... er ist mit neunzehn gestorben.“
Er begann mit routinierten Griffen Mortensens Haare zu schneiden.
Schnipp, schnipp.
„Oh das tut mir sehr Leid, Mister Turner. Ich wollte nicht ...“
„Schon gut, ich habe ja schließlich damit angefangen. Ist auch schon lange her. Er hieß Norman. Auf dem Highway ist ihm ein Vorderreifen geplatzt. Er verlor die Kontrolle über den Wagen und stieß frontal mit einem entgegenkommenden Truck zusammen. Wenigstens musste er nicht leiden ...“
Plötzlich fing Turners Atem an zu rasseln und seine Stimme klang so schrill wie ein Zahnarztbohrer, dessen Getriebe kurz davor war zu überhitzen.
„... aber er ist tot, obwohl ER niemanden betrogen hat, so wie Du Billy Boy, Du kleiner Nuttenficker!“
Mortensen stockte der Atem, während der Friseur weiter seine Haare Schnitt, als wäre nichts Außergewöhnliches geschehen.
Schnipp, schnipp.
„Wie bitte?“, fragte Mortensen mit zitternder Stimme.
„Was?“ Turners Stimme klang wieder normal. „Ich sagte, dass es schon merkwürdige Zufälle gibt. Da fährt man auf einem kaum befahrenen Highway und ausgerechnet in dem Moment, wo einem der Vorderreifen platzt, kommt einem ein Truck entgegen. Glauben sie an Schicksal, Mister Mortensen?“
Schnipp, schnipp.
„Nein, eher nicht.“
Mortensen Hände krampften sich um die Stuhllehne. Hatte Turner tatsächlich das gesagt, was er gehört hatte - oder hatte er nur geglaubt es zu hören? Er wischte sich mit dem Umhang Schweiß von der Stirn, der so kalt war wie Morgentau.
„Ah, da kommt ja meine Frau mit dem Kaffee“, hörte er Turners Stimme durch das Rauschen in seinen Ohren.
„Darf ich vorstellen, Patricia, meine zweite Frau. Patricia, das ist Mister Mortensen aus Dallas.“
„Oh, Dallas, von so weit weg. Guten Tag Mister Mortensen.“
Neben Turner erschien eine Frau im Spiegel, die deutlich jünger war als der Friseur; Mortensen schätzte sie auf Anfang vierzig. Sie hatte blonde, hochgesteckte Haare und feine Gesichtszüge. Mortensen fand, dass sie trotz ihrer ersten Fältchen immer noch sehr reizvoll aussah. Sie trug eine weiße Bluse, die am obersten Knopf geöffnet war, wodurch eine Kette aus roten Granatsteinen zum Vorschein kam. Sie reichte ihm eine Tasse Kaffee mit Untersetzer und ein kleines Milchkännchen über die Schulter hinweg. Er nahm es entgegen und stellte es auf die Ablage vor dem Spiegel. Der Kaffee duftete herrlich, was er von Patricias Parfum allerdings nicht behaupten konnte. Es roch so süß, als hätte jemand Ahornsirup im Raum zerstäubt.
„Vielen Dank“, sagte er.
„Gern geschehen. Wenn sie noch einen Wunsch haben, sagen Sie einfach meinem Mann bescheid“, erwiderte sie und verschwand aus Mortensens Sichtfeld.
Turner, der das Schneiden der Haare kurz unterbrochen hatte, setzte seine Arbeit nun fort, ohne ein Wort zu sagen.
Minutenlang redete niemand, worüber Mortensen sehr dankbar war. Dann hielt Turner kurz inne, musterte mit einem prüfenden Blick das Ergebnis seiner Bemühungen, steckte Schere und Kamm zurück in die Brusttasche und holte einen runden Spiegel, den er hinter Mortenses Kopf hielt.
„Und? Soweit zufrieden?“, fragte er, wobei er den Spiegel hin und her schwenkte.
„Ja, sehr gut, danke.“
„Gern geschehen“, erwiderte Turner und legte den Spiegel zur Seite. „Noch einen Wunsch? Eine Rasur vielleicht?“
Mortensen beugte sich etwas nach vorne. „Ich werde jetzt erst einmal einen Schluck von dem Kaffee kosten, bevor er kalt wird.“
„Nur zu“, antwortete Turner.
Mortensen goss sich etwas Milch in den Kaffee, als er mitten in der Bewegung erstarrte. Die Flüssigkeit in dem Kännchen war nicht mehr weiß, sie war dottergelb und zähflüssig – es war Eiter. Ein großer Klumpen platschte in die Tasse, wo der Kaffee dickem Blut gewichen war, das so aussah wie Pflaumenmus. Fäulnisgestank stieg Mortensen in die Nase und er musste einen aufkommenden Brechreiz unterdrücken. Er wollte aufstehen, aus dem Laden rennen, seine Muskeln waren angespannt, zum Sprung bereit ... doch als er wieder zu der Tasse vor sich schaute, dampfte in ihr nichts weiter als duftender Kaffee mit einem Schuss Milch.
„Mister Mortensen, ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Turner mit besorgter Stimme.
Mortensen ließ sich in den Stuhl zurücksinken, für einen Moment drehte sich alles vor seinen Augen.
„Ja, alles ok. Ich bin momentan nur etwas überarbeitet.“
„Wissen Sie, ich will nicht indiskret sein“, sagte Turner. „Aber ich glaube, Sie könnten eine Rasur gut gebrauchen.“
Mortensen überlegte kurz, doch es bereitete ihm Mühe, sich zu konzentrieren. Einerseits stimmte es natürlich. Sein Rasierapparat war am letzten Abend in die ewigen Jagdgründe aufgestiegen und was nützte ihm ein frischer Haarschnitt in Verbindung mit einem Dreitagebart. Andererseits sagte ihm ein unbestimmtes Gefühl, dass es das Beste wäre, sofort aufzustehen, zu zahlen und den Laden zu verlassen. Er wischte die Zweifel beiseite, wie Krümel auf einer Tischplatte.
„Ja, eine Rasur könnte nicht schaden. Fangen Sie an“, sagte er.
Turner stellte daraufhin die Stuhllehne schräg nach hinten, sodass Mortensen nur noch die Decke sah, wenn er geradeaus blickte. Dann bereitete der Friseur etwas Rasierschaum in einer Schale vor und schmierte ihn Mortensen ins Gesicht. Danach zog er ein Rasiermesser mit einem Horngriff aus der Brusttasche seines Kittels, klappte es auf und begann damit, die Klinge mit langsamen Abwärtsbewegungen über Mortensens Wange zu ziehen. Es hörte sich so an, als würde man heruntergefallene Fleischklumpen, von den Fliesen eines Küchenboden abziehen.
Schlirb, schlirb.
Turner strich das Messer am Umhang ab, der seinen Kunden wie ein Leichentuch bedeckte.
Mortensens stellte erleichtert fest, dass er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.
Na also, ist doch alles in Ordnung. Du bist etwas überspannt, ok. Man verpasst Dir gerade eine Rasur, danach wirst Du aufstehen, zahlen, Dich bedanken und ganz entspannt aus dem Laden schlendern.
„Wissen Sie“, fing Turner plötzlich an. „Mit meiner ersten Frau Mary war ich sehr glücklich - bis zu dem Tag, als unser Norman starb. Das hat ihr das Herz gebrochen. Ein Jahr später wurde sie bereits vom Krebs aufgefressen. Ich glaube es lag daran, dass ihre Lebensenergie mit Normans Tod ausgelöscht worden war, so als hätte man das Licht einer Kerze ausgeblasen.“
„Daff tut mir fehr Leid, Mifter Turner.“ Mortensen hatte Mühe beim Sprechen nicht am Rasierschaum zu ersticken, den Turner etwas zu dick aufgetragen hatte.
Schlirb, schlirb, machte das Messer.
„Patricia lernte ich sieben Jahre später auf der Geburtstagsfeier eines Freundes kennen. Sie ist zwar deutlich jünger als ich, wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, aber wir sind auf unsere Weise glücklich.“
„Freut mich für fie.“
„Wissen Sie, das Dumme ist nur - sie hat mich monatelang betrogen.“
Mortensen spürte, wie sämtliche Muskeln seines Körpers verkrampften. Und plötzlich hörte er hinter sich den Zahnarztbohrer wieder kreischen. Doch diesmal krallte sich Turners knochige Hand in seinen Nacken, wie die Klaue eines Adlers.
„Dieses kleine Miststück, hat mich einfach betrogen, hat sich monatelang von diesem jungen Filialleiter aus der Bank ficken lassen und glaubt auch noch ich kriege davon nichts mit ... ha.“
Die Stimme wurde immer lauter und sägte sich in Mortensens Trommelfelle. Er traute sich nicht, sich zu bewegen und hielt den Atem an.
Schlirb, schlirb. Das Messer war jetzt an seiner Halsschlagader.
„Aber mit dem Betrügen kennst Du dich ja aus Billy Boy, was? Ist doch auch Dein Ding. Treibst es hier mit einer Nutte, während Deine Frau und dein Sohn zu Hause auf dich warten, Du kleiner Nuttenficker.“
Turners Atem stank jetzt derartig, als würde ein Hering in seinem Rachen verrotten. Mortensen wurde für einen Moment schwarz vor Augen.
„Aber dafür gibt’s ja mich“, schnarrte Turner weiter. „Ich verpasse Abschaum wie Dir nen sauberen Schnitt ... ha. Der Stecher meiner Frau kann ein Lied davon singen, was Jonny Boy?“
Während Turner die letzten Worte sprach, riss er den Leinenvorhang zur Seite, der bis dahin den rechten Sessel verdeckt hatte und drehte mit seiner Klaue Mortensens Kopf in diese Richtung.
„Darf ich vorstellen? John Baker. Der Stecher meiner Frau.“
In dem nach hinten geklappten Sessel erblickte Mortensen die Überreste eines Mannes, der dort schon seit Wochen gelegen haben musste. Zusammen mit einem Schwall süßen Verwesungsgestanks drang ein Schwarm Schmeißfliegen hinter dem Vorhang hervor. Auf dem Leichnam und unter dem Sessel, sah Mortensen Hunderte von Maden wimmeln. Decke, Boden, Spiegel und die Leinentücher, waren mit Blut bespritzt, das schon seit langem geronnen war. Das Fleisch von John Bakers Gesicht sah aus wie Teer und an einigen Stellen trat der Schädelknochen gelb hervor. Augenhöhlen starrten ihn an, in denen die Augäpfel zusammengefallen waren, wie Weintrauben, die zu lange in der Sonne gelegen hatten. Mortensens Blick trübte sich, doch die klaffende Wunde in der Kehle der Leiche, schwarz und tief, wie der Schlund zur Hölle, war nicht zu übersehen.
Mortensen übergab sich direkt neben seinen Sessel.
„Aber, aber“, kreischte Turner. „Haben wir etwa einen empfindlichen Magen? Nicht so schlimm Billy Boy. War meiner Schlampe übrigens nicht lange böse, hättest Du nicht gedacht, was? Habe ihr sogar ein schönes Geschenk gemacht.“
Er drückte Mortensens Kopf etwas nach vorne, sodass er in den Spiegel schauen konnte. Mortensen versuchte durch den Nebel, der seinen Blick verschleierte etwas zu erkennen.
„Pat zeige doch Mister Mortensen, was ich Dir Schönes geschenkt habe.“
Patricia Turner stand plötzlich neben ihrem Mann. Ihre vorher weiße Bluse war bis zum Gürtel mit Blut getränkt und an der Stelle, wo eben noch die Granatkette glitzerte, klaffte jetzt ein tiefer Schnitt von einem Ohr zum anderen, aus dem unablässig Blut hervorquoll. Ihre Augen waren so milchig wie Kieselsteine.
„Na, ist das nicht ein sauberer Schnitt, was Billy Boy?“, schnarrte Turner.
Auch der Friseur hatte sich verändert. Sein Kittel war mit Blut besudelt, und seine Gesichtshaut hatte das Grau seiner Haare angenommen. Dort wo sich vorher sein rechtes Auge befand, gähnte jetzt das Einschussloch einer großkalibrigen Waffe. Der Hinterkopf schien zu fehlen, denn Mortensen konnte durch das Loch hindurch die hintere Wand erkennen. Turner hielt das Rasiermesser jetzt direkt an Mortensens Kehle, während er mit der anderen Hand seinen Nacken wie in einem Schraubstock fest hielt.
„So Billy Boy, nun zu uns. Ich glaube es ist jetzt an der Zeit DIR einen sauberen Schnitt zu verpassen, was?“
Mortensen wusste nicht, ob es purer Überlebensinstinkt war oder irgendetwas anderes. Doch zu seinem eigenen Erstaunen löste sich seine Schockstarre und in der finsteren Leere, die sich in seinem Kopf ausgebreitet hatte, erschien ein Gegenstand, strahlend hell, wie ein Leuchtturm in einer Orkannacht. Es war der Kugelschreiber in seiner Brusttasche. Es blieben ihm nur noch Sekundenbruchteile. Mit einer Bewegung zog er den Kugelschreiber unter dem Umhang hervor und wuchtete ihn über seine Schulter hinweg in Turners verbliebenes Auge. Es ertönte ein Geräusch, als hätte jemand einen Fünf-Zoll-Nagel in einen faulenden Kürbis gerammt. Turner ließ das Messer fallen und taumelte nach hinten, schrie aber nicht. Sehen konnte er jetzt jedenfalls nichts mehr.
Mortensen sprang auf, stieß Patricia Turner zur Seite, die immer noch da stand, wie eine Schaufensterpuppe und rannte zur Tür. Sie war verschlossen.
„He, Billy Boy!“, hörte er Turner kreischen. „Nicht abhauen, ich muss Dir doch noch Deinen Schnitt verpassen.“
Mortensen drehte sich nicht um, hörte aber, wie der Friseur von hinten auf ihn zu getaumelt kam und dabei mit seinem Messer wild die Luft zerschnitt.
Zwusch, zwusch.
Stimmen drangen plötzlich von draußen in den Laden, doch Mortensen konnte niemanden sehen; die Straße schien immer noch menschenleer zu sein. Schläge dröhnten jetzt von außen gegen die Tür. Hinter ihm kam Turner immer näher.
Zwusch, zwusch. Das Messer sauste nur Zentimeter an seinen Rücken vorbei.
„Ich krieg’ Dich Billy Boy!“
Mortensen schmiss sich gegen die Scheibe der Tür, doch sie zerbrach nicht. Dann zog er mit all seiner Kraft an der Klinke. Mit einem Mal gab die Tür nach und öffnete sich unter lautem Knarren nach innen. Er stolperte auf die Straße – und blickte in den Lauf eines Revolvers.
„Keine Bewegung, Mister!“
Mortensen blieb wie angewurzelt stehen und hob reflexartig die Arme. Die Stimme kam von einem Mann in Polizeiuniform, dessen Gesichtszüge indianische Vorfahren verrieten und der immer noch mit beiden Händen einen Revolver auf ihn gerichtet hatte. Etwas abseits standen ungefähr zwanzig Leute, die das Ganze aufmerksam verfolgten, einige tuschelten miteinander.
„Helfen Sie mir, der Kerl will mich umbringen!“, schrie Mortensen.
„Welcher Kerl?“, fragte der Polizist und schaute an ihm vorbei.
„Na der!“ Mortensen zeigte mit einem Finger nach hinten, ohne sich umzudrehen. „Der Friseur ... Turner!“
„Wollen Sie mich verscheißern, Mann? Da ist niemand und selbst wenn, Turner ganz bestimmt nicht, der ist seit Jahren tot. Haben Sie da drin so geschrien?“
„Nein, ich sag’ doch, es war ...“ Mortensen brach den Satz ab, als er das Funkeln in den Augen des Polizisten registrierte.
„Wie ist Ihr Name, Mister?“
„William M ... Mortensen.“
„Ok, Sie können Ihre Arme wieder runternehmen. Ich geh’ rein und schau mir das Mal an“, sagte der Polizist. „Sean, Du passt auf, dass Mister Mortensen uns nicht abhanden kommt.“
Mortensen ließ die Arme sinken und drehte sich zitternd um. Erst jetzt bemerkte er einen zweiten Polizisten, der mit einer Brechstange in der Hand direkt an der Tür stand. Er war also dafür verantwortlich, dass sie plötzlich doch noch aufgegangen war. Der Polizist warf ihm einen entschlossenen Blick zu, wobei er die andere Hand auf den Holster an seinem Gürtel gelegt hatte. Mortensen fasste sich unbewusst an sein Kinn - der Rasierschaum war verschwunden und als er an sich herabschaute, stellte er fest, dass der Umhang ebenfalls nicht mehr da war. Ihm wurde schwindelig und er musste sich darauf konzentrieren, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Erst jetzt erfasste er das Gebäude, das vor ihm aufragte und zuckte zusammen - er erkannte es nicht wieder. Die Fenster waren alle eingeschlagen und mit Bretten vernagelt. Die Tür war, bevor sie aufgebrochen wurde, auch verbarrikadiert gewesen, denn auf dem Türabsatz lag ein Haufen Bretter. Die weiße Farbe des Vordachs, in dem schon etliche Bohlen fehlten, war größtenteils abgeblättert.
Der erste Polizist erschein wieder in der Türöffnung und hielt Mortensens Jackett in der Hand.
„Ist das Ihres, Mister?“, fragte er und ging auf Mortensen zu.
„Ja danke. Habe ich wohl vergessen.“
„Also außer einem Haufen Spinnen und ein paar Mäusen ist da drin seit Jahren niemand mehr gewesen. Der Polizist musterte ihn mit einem durchdringenden Blick. „Gehen wir kurz in mein Büro, ich habe noch einige Fragen an Sie. Ist hier gleich um die Ecke.“
„Lässt sich wohl nicht vermeiden“, sagte Mortensen.
Der Polizist besprach noch kurz etwas mit seinem Kollegen, dann machten sich er und Mortensen auf den Weg. Sie gingen nebeneinander die Eastern Main Street entlang und der Polizist stellte sich Mortensen als Sheriff Cummings vor.
Cummings berichtete von der Tragödie der Turners, die sich zehn Jahre vorher zugetragen hatte. Davon wie Turner dem Liebhaber seiner Frau, einem allein stehenden Bänker, während einer Rasur die Kehle durchgeschnitten hatte. Turner hätte daraufhin erzählt, die beiden seien miteinander durchgebrannt, daher wurde die Suche nach dem Bänker bald eingestellt. Cummings schilderte, wie Turner vorgegeben hatte zu verreisen, in Wirklichkeit aber seine Frau wochenlang in der Wohnung eingesperrt hielt, wo sie sich jeden Tag den Verfall ihres Exliebhabers anschauen musste. Mortensen wollte wissen, woher man das wusste und Cummings sagte ihm, man hätte das aus Turners Abschiedsbrief erfahren. Wochen später fand man Turner und seine Frau tot in ihrem Wagen in der Nähe von Millford. Ihr hatte er die Kehle durchgeschnitten und sich selbst hatte er danach mit einer Armeepistole das Leben genommen.
„Wie sind Sie überhaupt in das Haus reingekommen? Das Gebäude ist seit fünf Jahren völlig verrammelt“, wollte Cummings abschließend wissen.
„Das werde ich Ihnen in Ihrem Büro erzählen, erstmal brauche ich einen Stuhl, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Mortensen betrachtete sein Jackett, das über seinen Unterarm hing. Es hatte die Ereignisse im Frisiersalon gut überstanden. Dann fiel sein Blick auf das Futteral und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Der silberne Mont Blanc Kugelschreiber ragte aus der Innentasche und glänzte in der Sonne. Mortensen zog ihn langsam heraus, ohne dass Cummings etwas davon bemerkte. Das untere Ende war mit geronnenem Blut verkrustet und am Klipp war eine von Turners vergilbten Visitenkarten befestigt. Er zog sie ab, drehte sie um und irgendwie ahnte er schon was er zu sehen bekommen würde.

Hallo Billy Boy! Den sauberen Schnitt verpasse ich dir noch!

ENDE

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ihr Lieben,

nach meinen Anfängen in der SF-Rubrik nun mein erster Ausflug ins Horror-Fach.

Nur soviel:

Den langsamen Einstieg habe ich bewusst gewählt, mal sehen ob er gefällt.
Tiefenpsychologische Einblicke sind bei der Story nicht zu erwarten und auch nicht beabsichtigt. Wenn es überhaupt einen Anspruch für mich gibt, dann den

Popcorn-Kino:lol:

Nach mehrfachem Korrekturlesen habe ich mich dann entschlossen den Text online zu stellen. Wäre sonst selbst wahrscheinlich irre geworden. :schiel:

Achso, mit Sicherheit ist das Thema schon extrem ausgelatscht und schon 1.000.000 Mal umgesetzt worden.
Seht es einfach als die 1.000.001ste Version zu diesem Thema an... nämlich meine.

Have fun

 

Bisher war der neunzehnte Juli genauso verlaufen, wie die vorherigen zwanzig Tage der Geschäftsreise, die William Mortensen größtenteils in seinem Firmenwagen verbracht hatte.
Es ist immer gemein, sich am ersten Satz aufzuhängen, ich weiß das auch, aber: Ein erster Satz muss neugierig machen, die „Seele“ der Geschichte vorstellen, eine Visitenkarte sein.
Dein erster Satz sagt ganz deutlich: Es ist NICHTS passiert. Natürlich schwebt da ein vages Versprechen mit: Aber gleich passiert was. Aber warum fängst du mit einem Versprechen an und nicht mit dem, was passiert?

den Norden Oklahomas.
Ich würde das „durch“ noch mal wiederholen: Durch den Norden Oklahomas.

Seit Stunden dudelte Country Musik aus dem Autoradio, doch Mortensen nahm sie nur beiläufig wahr.
Den zweiten Teil könnte man fast weglassen, in „dudeln“ steckt dieses „Na ja, es läuft halt, ohne das wer richtig zuhört“ schon drin.

„Scheiße!“ fluchte er.
„Scheiße!“, fluchte er.

schaute sich um.
Schaute er

selbst die Blätter der Straßenbäume schienen jegliche Bewegung eingestellt zu haben
Die Formulierung ist mir zu ungelenk oder bürokratisch.

Fange schon an rosa Elefanten zu sehen, dachte er.
Ich glaube, das „dachte er“ brauchst du gar nicht. Diese King-Gedankenrede ist mittlerweile ziemlich eingebürgert.

war er ihr fremdgegangen
Hm, ich kenne die Formulierung nicht: „Jemandem fremdgehen“. Würde das „ihr“ einfach rausnehmen.

Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Gewohnheit, Langeweile und Abenteuerlust.
Entweder das „war“ raus oder ein „gewesen“ ans Satzende.

Die halbe Flasche Bourbon die er vorher, wie ein Verdurstender in sich hineingeschüttet hatte,
Das Komma vor „wie“ weg und dafür hinter „Bourbon“ hin. Das „wie ein Verdustender“ ist nur ein Vergleich, aber der Teil ab „die“ bis „hätte“ Bildet einen Relativsatz zur halben Flasche Bourbon.

Die Braut, die dann kam, sah nicht mal übel aus, aber wenn er ehrlich war, hatte es ihm keinen Spaß gemacht.
Na ja, ist wieder ne Glaubensfrage, ob eine Erektion nicht immer mit „Spaß“ verbunden ist. Ich meine, wenn er keinen „Spaß“ gehabt hätte, hätte er sie ja nicht betrügen können. Also das könnte man weiter ausführen, vielleicht, keine Ahnung.

Damit Du Deine Geschäfte noch erfolgreicher abschließen kannst, hatte sie zu ihm ins Ohr geflüstert.
Hm, schwierig. Du hast eigentlich die Kursivsetzung schon für Gedankenrede festgelegt, und das hier ist ja wörtliche Rede, nur in der Vergangenheit, also gehört sie eigentlich in Anführungszeichen. Kleinigkeiten.

Bisher war er für ihn immer ein Symbol für seine ungetrübte Liebe zu Sandra gewesen, wie sein Ehering, doch seit gestern Abend, seit er seinen Schwanz in diese Nutte gesteckt hatte, war er zu einem Mahnmal geworden, einem erhobenen Zeigefinger, der ihn auf die Größe einer Kakerlake schrumpfen lies.
Ist mir zu dick aufgetragen, diese symbolische Ebene. Er hatte doch eben ne Herzattacke und ist in ner toten Stadt gelandet, oder? An die ganze Geschichte mit Sandra hätte er doch die dudelnde Autofahrt über denken können.
Und viel wichtiger: Ich als Leser finde es bisher zwar alles ganz nett, aber erwarte langsam Action.

Zweitlosen
Zeitlosen

„Oh ja, sehr gerne, danke“ erwiderte Mortensen.
, erwiderte Mortensen.
Ehm, massakriert ihn gleich der Friseur, oder so?

Mein Gott, was ist bloß los mit mir? Ich muss mich endlich zusammenreißen, dachte er.
Du musst das „dachte er“ wirklich nicht immer setzen. Das wirkt so formelhaft.

„Geht es ihnen nicht gut?“ fragte Turner.
Ihnen groß und Komma wieder. Ich glaub, du hast die Regel nicht richtig verstanden.

Am Ende der wörtlichen steht zwar kein Punkt, wenn danach die inquit-Formel kommt (also sagte/frage/meinte er/sie/es usw.) –wohl aber Frage- und Ausrufezeichen, aber die inquit Formel selbst wird immer mit einem Komma abgetrennt. Also:

„Alles klar.“ Paul Baker wusste, dass hier gar nichts klar war.
„Alles klar?“, fragte Paul Baker.
„Alles klar“, antworte Paul Baker.

Den Fehler hast du noch ein paar Mal im Text, ich merk die jetzt nicht mehr an.


Mein Zuständigkeitsbereich ist Oklahoma“, erwiderte Mortensen.
Anführungszeichen unten.

„Ja ich wohne mit meiner Familie in Dallas“, sagte er.
Ja, ich wohne

Dann haben sie Kinder?
Sie groß.

Hatte Turner tatsächlich das gesagt was er gehört hatte ...
, was er gehört hatte

„Gern geschehen. Wenn sie noch einen Wunsch haben, sagen sie einfach meinem Mann bescheid.“ Erwiderte sie und verschwand aus Mortensens Sichtfeld.
Sie groß und eigentlich ich verstehe nicht, wieso du „erwiderte sie“ nicht wie sonst immer abgetrennt hast.
Und es wird langsam aber sicher, ein bisschen zäh das Ganze.

Mortensen goss sich etwas Milch in den Kaffee, als er mitten in der Bewegung erstarrte. Die Flüssigkeit in dem Kännchen war nicht mehr weiß, sie war dottergelb und zähflüssig – es war Eiter. Ein dicker Klumpen platschte in die Tasse, wo der Kaffee dickem Blut gewichen war, das so aussah wie Pflaumenmus. Fäulnisgestank stieg Mortensen in die Nase und er musste einen aufkommenden Brechreiz unterdrücken. Er wollte aufstehen, aus dem Laden rennen, seine Muskeln waren angespannt, zum Sprung bereit ... doch als er wieder zu der Tasse vor sich auf der Ablage schaute, dampfte in ihr nichts weiter als duftender Kaffee mit einem Schuss Milch.
Starker Absatz.

„Wissen Sie?“ fing Turner plötzlich an.
Eigentlich ist das keine Frage, also zumindest von der Satzmelodie her nicht, er hebt die Stimme ja sicher nicht an.

Während Turner die letzten Worte sprach, riss er den Leinenvorhang zur Seite, der bis dahin den rechten Sessel verdeckt hatte und drehte mit seiner Klaue Mortensens Kopf in diese Richtung.
„Darf ich vorstellen? John Baker. Der Stecher meiner Frau.“
In dem nach hinten geklappten Sessel erblickte Mortensen die Überreste eines Mannes, der dort schon seit Wochen gelegen haben musste.
Auch stark. Abgenutzt hin oder her.

Was immer er jetzt war, zu sehen schien er jetzt nichts mehr.
Urgs. Ehm: Was immer er auch war, jetzt war er blind?
Also keine Ahnung, aber an dem Satz musst du noch nachfeilen.

„Ich schaue mir das Mal an“
„mal“ ist die verkürzte Form von „einmal“ und wird klein geschrieben.

„Ist das Ihres, Mister ...?“ Fragte er und ging auf Mortensen zu.
, fragte er

Seine Stimme zitterte. „
„ weg

„Ich bin Sheriff Cummings. Also außer einem Haufen Spinnen und ein paar Mäusen ist da drin seit Jahren niemand mehr gewesen. Cummings musterte ihn mit einem durchdringenden Blick.
Hinter gewesen : “. Das „Ich bin Sheriff Cummings“ passt nicht so rein. Sieht so aus, als hättest du ihn das nur sagen lassen, damit du ihn später im Erzähltext mit einem Namen bezeichnen kannst. Es wird auch schon wieder zäh.

„Gibt es bei ihnen Kaffee?“
Ihnen

während die Sonne den Boden unter ihren Füßen zum Glühen brachte.
Hattest du relativ weit oben, am Anfang, schon mal, mit dem glühenden Asphalt.

dem Turner dann bei einer Rasur die Kehle durchgeschnitten hatte. Turner hätte dann erzählt, die beiden seien miteinander durchgebrannt, daher wurde die Suche nach dem Bänker bald eingestellt. Cummings schilderte dann,
Zu oft „dann“.

„Das werde ich Ihnen in Ihrem Büro erzählen, erstmal brauche ich einen Kaffee, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Zu cool. Sein Herz müsste ihn mittlerweile umbringen, oder? Was ist das eigentlich mit der Herzattacke ganz am Anfang, das müsste er doch reflektieren? Ist er das gewöhnt, oder was?

Das Ende ist nen bisschen enttäuschend. Ich dachte, da passiert noch was richtiges nach der Auflösung, dass Cummings ihn jetzt umnietet, und rauskommt, dass das alles ne Geisterstadt ist, oder so.
Der Plot ist schon okay, würde ich sagen. Er ist jetzt nicht wahnsinnig spannend, oder so, aber schon okay. Vielleicht ein bisschen zu dünn und vorhersehbar für die Geschichte und das bringt mich zum nächsten Kritikpunkt: Stellenweise ist es wirklich zäh. Also du lässt dir seeeeeeehr viel Zeit für manche Sachen.
Ich würde nicht sagen, dass es langweilig wird an einer Stelle, aber schon wahnsinnig dicht davor. Kürzungen täten dem Text gut, glaube ich.
Eigentlich liest man die Geschichte wegen dieser tranigen Atmosphären und den zwei oder drei guten Schockmomenten (Der Eiter-Kaffee und die Leiche im Nachbarstuhl) und Ideen.
Aber na ja, keine schlechte Geschichte, und ich bin mir sicher, dass sie vielen besser gefallen wird als mir.

Gruß
Quinn

 

Hi Quinn,

das ging ja schnell.

werde mich gleich ransetzen und Deine Kritikpunkte durcharbeiten, vielen, vielen Dank dafür.

Was die etwas generellere Kritik angeht, warte ich noch ab, was eventuell andere zu sagen haben (zum Beispiel Länge, Plot, etc...)

 

Ach, so ne Kritik ist ja nur ne Fingerübung für mich. :)

Nich böse gemeint
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Quinn,

habe erstmal so weit die Interpunktion überarbeitet und einige Kleinigkeiten korrigiert. Ich hoffe ich habe nichts übersehen.
Danke nochmal für die Erklärungen. Bei einigen Sachen hat auch mein Korrekturprogramm definitiv versagt. Man sollte also immer nochmal persönlich einen Blick drauf werfen.:)

Schade, dass die Geschichte zu tranig rübergekommen ist, habe den schleppenden Aufbau vielleicht doch übertrieben. Warte erstmal andere (vernichtende:peitsch: ;) ) Urteile ab, bevor ich den Text nochmal grundlegend überarbeite.

PS: gerade hab ich, das mit der Fingerübung geschnallt, hehe. Meine kritik war auch nicht böse gemeint, ich mache mir nur halt nichts aus diesen extremen Shorties. Wie Du ja hier gesehen hast:D

Danke nochmal für die viele Arbeit beim korrigieren. :thumbsup:

 

Tachschön Wood!

Also, um es vorweg zu nehmen: Mir hat Deine Geschichte gut gefallen! Nix da mit „vernichtendem Urteil“, denn tranig fand ich sie überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich stehe auf Geschichten, die sich Zeit nehmen, und erst einmal eine passende Stimmung aufbauen. Solange dieser Stimmung dann auch treu geblieben wird, ist alles prima. Und das war hier der Fall.

Der ein oder andere mag sich am Plot stören – ich tu’s nicht. Schon gelesen, schon gesehen. Na und? Solang’s mit Gefühl gespielt wird, ist auch das immer gleiche Blues-Solo nett anzuhören.

Also, meinen Nerv hast Du getroffen. Einzig Deinen Hang zum Erwähnen eh schon offensichtlicher Dinge fand ich manchmal etwas sperrig. Zum Beispiel:

… nahm auf dem mittleren Sessel Platz und betrachtete sich in dem großen Spiegel vor ihm an der Wand.
„… vor ihm an der Wand“ fand ich schon zuviel. Aber über solche Details lässt sich vortrefflich streiten. Alles Geschmackssache.

Fazit: Mir hat’s gefallen. Gerne gelesen.

Noch ein wenig Gehacktes:

… die Blätter der Straßenbäume hingen still an den Ästen …
Krümelkackerei: Wie wär’s mit „reglos“ statt „still“? Da kommt noch mehr Starre und Trägheit in die Szenerie.

lehnte sich mit einem Seufzen zurück und starrte auf das Heck des Pick-ups.
Er hatte seine Frau betrogen.
Whoa … Das kommt ein bisschen unvermittelt. Da würde ich irgendwas voranstellen, was die Gedanken erstmal auf seine Frau richtet.

„Guten Tag, womit kann ich dienen, Mister?“, fragte er.
Hehe … Eigentlich albern, oder? Was will man schon beim Friseur? Aber jedesmal, wenn ich einen Friseursalon betrete, frage ich auch, ob ich einen Haarschnitt haben könnte.
Das sollte keine Kritik sein. Fiel mir auf. Könnte man ne Stand-Up-Nummer draus machen. Warum fragt man immer unnütze Dinge? :)

Ich bin Sam Turner.
Stiefelriemen Turner? :D

Haarwasserfalschen
Den Vertipper bring ich auch dauernd.

Schwarzweisfotos
Den nicht.

Du hast Deine Frau betrogen, Billy Boy! Das macht man nicht!
Yay! Gefällt!

Er zuckte zusammen und schaute hoch, was in gleich noch mal erschaudern lies. Der Friseur stand plötzlich direkt hinter ihm ... Mortensen hatte ihn überhaupt nicht kommen hören.
Wagh … Schade, gerade so eine geile Stelle, und dann dieser etwas ungelenke Absatz. Erstmal sind da ein paar Vetripper drin: „in“ statt „ihn“, „lies“ statt „ließ“. Ich weiss auch nicht, was genau ich jetzt vorschlagen könnte. Wenn mir was einfällt, geb ich Laut.

„... aber er ist tot, obwohl ER niemanden betrogen hat, so wie Du Billy Boy, du kleiner Nuttenficker!“
Yay! Yay! Gefällt! Gefällt!

Mortensen goss sich etwas Milch in den Kaffee, als er mitten in der Bewegung erstarrte. Die Flüssigkeit in dem Kännchen war nicht mehr weiß, sie war dottergelb und zähflüssig – es war Eiter. Ein dicker Klumpen platschte in die Tasse, wo der Kaffee dickem Blut gewichen war, das so aussah wie Pflaumenmus. Fäulnisgestank stieg Mortensen in die Nase und er musste einen aufkommenden Brechreiz unterdrücken. Er wollte aufstehen, aus dem Laden rennen, seine Muskeln waren angespannt, zum Sprung bereit ... doch als er wieder zu der Tasse vor sich auf der Ablage schaute, dampfte in ihr nichts weiter als duftender Kaffee mit einem Schuss Milch.
Yay! Yay! Yay! Gefällt! Gefällt! Gefällt!

„Ja danke. Habe ich wohl vergessen. Mortensen ist mein Name. Ich komme aus Dallas und bin auf der Durchreise nach Oklahoma City.“ Seine Stimme zitterte.
Ein wenig zu beherrscht für diese Situation.

Hallo Billy Boy! Den sauberen Schnitt verpasse ich dir noch!
An dieser Stelle hätte ich Feierabend gemacht. Wäre für mich ein passender, finaler Paukenschlag.

Nochmal: Gut! Gerne! :)

Bis denne,
Fisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Fischstaebchen,

also mit so einer geilen Reaktion habe ich ja nun nicht gerechnet :bounce:
Da habe ich ja wohl Deinen Horror-Nerv getroffen. :baddevil:
Freue mich riesig.

Deine Kritik ist auch sehr hilfreich, werde einiges beherzigen.

Einzig Deinen Hang zum Erwähnen eh schon offensichtlicher Dinge fand ich manchmal etwas sperrig.

-> da hast Du leider Recht, passiert mir immer wieder. Hoffentlich kann ich das bald mal abstellen.


Unsicher bin ich mir noch bei folgenden Stellen.

lehnte sich mit einem Seufzen zurück und starrte auf das Heck des Pick-ups.
Er hatte seine Frau betrogen.

Das kommt ohne Vorwarnung, sollte es auch, um einen ersten Kick reinzukriegen. Aber ich werde Deinen Vorschlag nochmal überdenken. Vielleicht werde ich die Gedanken über seinen Fehltritt früher bringen, Quinn hatte ja sowas ähnliches vorgeschlagen.


Er zuckte zusammen und schaute hoch, was in gleich noch mal erschaudern lies. Der Friseur stand plötzlich direkt hinter ihm ... Mortensen hatte ihn überhaupt nicht kommen hören.

-> Danke für den Hinweis, leider lässt Du mich jetzt gerade etwas ratlos zurück. Wäre super, wenn Du das doch noch konkretisieren könntest.
Werde mir das mal anschauen.

Der Rest geht klar, setze mich gleich ran:

Ja danke. Habe ich wohl vergessen. Mortensen ist mein Name. Ich komme aus Dallas und bin auf der Durchreise nach Oklahoma City.“ Seine Stimme zitterte.

-> Ja, sehe ich ein, kommt zu steif daher und zu distanziert. Wird verbessert.

Hallo Billy Boy! Den sauberen Schnitt verpasse ich dir noch!

-> Und Schluss .... Yay, yay gefällt mir, mach ich :thumbsup:

Und zum Thema Stiefelriemen Turner... :lol:
Bill Mortensen .... Sam Turner, was hätte Freud wohl dazu gesagt. :hmm: :lol:

PS: @ Fischstaebchen

So deine kurzfristig machbaren Anregungen habe ich eingearbeitet, auch die Stelle mit dem etwas ungelenken Absatz.
Vielleicht ist es so besser.

 
Zuletzt bearbeitet:

die Blätter der Straßenbäume hingen still
Straßenbäume? Eher Bäume am Straßenrand.

fremdgegangen und das auch noch mit einer billigen Nutte im Motel gestern Abend
Das wann und wo würde ich - wenns überhaupt irgendwo stehen muss - nicht mit in diesen Satz schreiben, zumindest nicht in Verbindung mit "auch noch".

Außerdem finde ich den Bruch zum Betrug etwas zu schlagartig.

Die Braut, die dann kam, sah nicht mal übel aus, aber wenn er ehrlich war, hatte es ihm keinen Spaß gemacht. Sandra würde den Duft ihres billigen Parfums
Auch hier ist der zweite Satz ein etwas herber Schnitt, ich hatte erwartet, jetzt noch mehr darüber zu erfahren, warum es ihm nicht gefallen hatte. Außerdem würde ich "ihres" durch "des" ersetzen, sonst könnte es Sandras billiges Parfum sein ;)

hatte sie zu ihm ins Ohr geflüstert.
"zu" weg
blickte er ihn aus Augen an, so stumpf und grau, wie seine Haare.
Augen an, die so stumpf...
Schwarzweisfotos
weiß

Kaffee aufbrühen kann“
Besser: soll

schaute hoch, was in gleich noch mal erschaudern lies.
Erschaudern ist hier nicht die beste Wortwahl.

nicht so schreckhaft“.
Punkt vor die "

seine Hände wieder zu zittern anfingen
Besser: begannen

Er überwand sich dazu noch einmal
überwand sich dazu, (Komma)

auf die Visitenkarte zu schauen ... die rote Schrift
Ein Gedankenstrich wäre besser, gilt auch für die ... vier Zeilen davor (wobei da auch ein Komma passen würde)

als wenn nichts gewesen wäre
Besser: als ob

Stimme und die Mundbewegungen verhielten sich jetzt
Besser: waren jetzt

Und, wo geht es
Kein Komma

„Familie ... ah wie nett. Dann haben Sie Kinder?“
Besser: Wie viele Kinder haben Sie?

Er hieß Norman. Auf dem Highway ist ihm ein Vorderreifen geplatzt. Er verlor die Kontrolle über den Wagen und stieß frontal mit einem entgegenkommenden Truck zusammen. Wenigstens musste er nicht leiden ...“.
"Er hatte einen Autounfall" wäre völlig ausreichend. Schließlich sind die Leute sich völlig fremd, da erzählt man üblicherweise nicht jedes Detail. Klar, für den restlichen Verlauf der Geschichte machen die Details "Sinn", aber ich finds trotzdem etwas seltsam.
Außerdem den Punkt hinter den " weg.

was er gehört hatte ... oder hatte er nur geglaubt es zu hören.
Auch hier würde ich einen Gedankenstrich bevorzugen. Außerdem ? statt .

hochgesteckte Haare und feine Gesichtszüge und trotz der ersten Fältchen sah sie immer noch sehr reizvoll aus. Sie trug eine weiße Bluse, die am obersten Knopf geöffnet war,
Besser: feine Gesichtszüge, trotz der
weiße Bluse, deren oberster

Das hat ihr das Herz gebrochen. Ein Jahr später wurde sie bereits vom Krebs aufgefressen.
Man sollte vielleicht erwähnen, dass sie überhaupt eine Krebsdiagnose bekommen hat.

„Daff tut mir fehr Leid, Mifter Turner.“ Mortensen hatte Mühe beim Sprechen
S kann man sprechen, ohne die Lippen zu bewegen.
leid (klein)
Mühe, (Komma)

sauberen Schnitt, ha ha.
"ha ha" erinnert mich immer ein bisschen an die Simpsons :lol:, teil doch einfach erzählend mit, dass er (höhnisch, furchteinflößend, ***) lacht.

Überreste eines Mannes, der dort schon seit Wochen gelegen haben musste.
Hm... das hätte er eigentlich schon riechen müssen, als er den Laden betreten hat, nicht erst, wenn der Vorhang (sic!) weggezogen wird. Ok, er sieht auch die Wunden etc. der beiden anderen Leute erst jetzt - aber bei nem Vorhang erwarte ich einfach, dass er nicht großartig Gestank etc. zurückhält. Denn alles andere ist unlogisch ;)

seit langem geronnen war
Besser: getrocknet

klaffende Wunde in der Kehle der Leiche, schwarz und ausgefranst
Wurde die Wunde mit dem Rasiermesser gemacht? Dann wäre sie nicht ausgefranst, Rasiermesser -> sehr scharf.

Weintrauben, die zu lange in der Sonne gelegen hatten.
Also Rosinen? ;)

Haben wir etwa einen empfindlichen Magen.
Ist eine Frage, also: ?

„So Billy Boy, nun zu uns.
Besser: zu dir

mit seinem Messer, wie wild die Luft zerschnitt.
Imho kein Komma, auch "wie" würde ich streichen.

doch sie zerbrach nicht, dann zog er mit
Ich würd das Komma durch einen Punkt ersetzen.

Seltsam finde ich die Menschentraube, die plötzlich vor dem Laden steht. Auch der Polizist ist etwas unglaubwürdig, wenn man Schreie hört und einer aus dem Laden kommt ist der erstmal verdächtig, entweder selbst geschrieen zu haben (egal, ob die Stimme anders klingt - nur wenn es die Schreie einer Frau wären wär er diesbezüglich aus dem Schneider) oder die Schreie (bei jemand anderem) verursacht zu haben.

Der Polizist erschein in der Schwärze der Türöffnung
Besser: in der schwarzen Türöffnung
(Oder schwarz einfach weglassen, dass die Öffnung nicht gelb-lila gepunktet ist weiß der Leser auch so ;))

Mortensen ist mein Name. Ich komme aus Dallas und bin auf der Durchreise nach Oklahoma City.
Und wieder erzählt jemand ungefragt seine halbe Lebensgeschichte :D
Es wäre die Aufgabe des Polizisten, nach den Personalien zu fragen.

„Also außer einem Haufen Spinnen und ein paar Mäusen ist da drin seit Jahren niemand mehr gewesen. Der Polizist musterte ihn mit einem durchdringenden Blick.
„Gehen wir kurz in mein Büro
Wär vielleicht ratsam, wenn der P erstmal fragen würde, was M überhaupt da drin wollte.
Der neue Absatz ist unnötig, weil der P ja weiterredet.


Stellenweise finde ich die Geschichte auch zu langatmig, gerade am Anfang. Dazu teilweise etwas zu "gewollt", aber insgesamt hats mir gefallen. Allerding kam der Dialog anfangs ziemlich unglaubwürdig rüber, bspw

Ich bin Sam Turner, der Inhaber dieses Salons.
Das würde niemand so sagen. Allein wenn du "dieses Salons" weglassen würdest wäre der Satz schon etwas natürlicher. Schau mal, ob du dem, was deine Figuren sagen nicht noch irgendwie ein bisschen Persönlichkeit geben kannst.

Grüße,
Sometimes

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sometimes,

also das war ja nun wirklich sehr ausführlich, vielen Dank für die Arbeit die Du Dir gemacht hast. Ich werte das mal positiv für die Story, ansonsten hättest Du Dir bestimmt nicht die Mühe gemacht.

Ärgerlich ist dabei, dass ich in der Zwischenzeit schon einige Korrekturen vorgenommen hatte, so dass sich einige Deiner Punkte bereits erübrigt haben - sorry.:(
Ich weiß überhaupt nicht wo ich anfangen soll. :confused:

Am besten hiermit:

aber insgesamt hats mir gefallen.

Dieser Satz nach den ganzen Kritikpunkten hat mich wirklich gefreut. :shy:

Und jetzt grob der Reihe nach.

Viele Deiner Anmerkungen habe ich kurzfristig bereits umgesetzt, aber nicht alle.

Auf ein paar wesentliche möchte ich hier eingehen.

1) Daß ihm die Nummer mit der Nutte keinen Spaß gemacht hat.
-> Das wollte ich an dieser Stelle nicht auch noch darlegen. Er hat es für sich festgestellt, vielleicht weiß er selbst nicht warum, Punkt.

2) Die Stelle, wo Turner dem Prot den Tod seines Sohnes kurz schildert.
-> Also zum einen habe ich schon häufiger erlebt, dass mir wildfremde Menschen ein Ohr abgekaut haben. Friseure und Taxifahrer sind da besonders prädestiniert für. Zum anderen wollte ich genau an der Stelle den Leser bewusst etwas wegführen, damit der darauffolgende Einschub (Zahnarztbohrerstimme ;) ) stärker wirkt.

3) Krebs bei Turners Frau
-> da gehe ich davon aus, dass die Diagnose beinhaltet ist. Wollte ich hier auch nicht weiter auswalzen.

4) Die Sache mit dem Toten im Sessel
-> Er konnte es am Anfang eben nicht riechen oder sehen, weil es da noch nicht vorhanden war, genauso wenig wie der Blutkaffee, die Einschusswunde bei Turner oder die durchgeschnittene Kehle seiner Frau.


Was ich definitiv noch machen werde ist eine Straffung des Anfangs und eine bessere, weil realistischere Umsetzung des Wortwechsels mit dem Polizisten. Das werde ich aber in den nächsten Tagen angehen, da es doch etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Der erste Wortwechsel zwischen Turner und Mortensen wurde bereits (hoffentlich) etwas verbessert.

Aber wie gesagt, viele deiner Anmerkungen habe ich sehr gut verwenden können. Vielen, vielen Dank nochmal. :thumbsup:

 

Also, habe soeben der Geschichte eine umfangreiche Frischzellenkur verpasst.
Wäre schön, wenn der eine oder andere sagen könnte, ob es sich gelohnt hat.
Dabei wurden sehr viele der vorangegangenen Kritikpunkte, auch grundlegender Art, berücksichtigt.

Also dann...:read: ...bitte :)

 

Hi Wood


Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Der Plot ist recht ausgelutscht, klar, erinnert ziemlich an King (das Kursive, die Geräusche des Rasiermesser, usw.), man ahnt bereits ab der Visitenkartenbotschaft, was passiert, allerdings ist das Ganze äußerst unterhaltsam. Deine Schreibe ist gut und flüssig, wenn auch unspektakulär.

Da ich heute irgendwie nicht sehr konstruktiv bin, lass ich es auch bleiben und sag dir nur: Hat mir gefallen!


Liebe Grüße
Tamira

Die Landschaft war flach wie ein Billardtisch und die endlosen Maisfelder zu beiden Seiten der Straße steigerten die Monotonie ins Unerträgliche.
Hehe, was isn das für ein Vergleich? Sorry, da kann ich mir gar nix drunter vorstellen. ;)

Seit Stunden dudelte Country Musik aus dem Autoradio.
Country dudelt nicht. Finde ich. Außerdem ist dudeln ein Atmosphärekiller.

Instinktiv trat er so stark auf die Bremse, dass die Arretierung des Gurtes einrastete und ihm die Zigarette aus dem Mund fiel.
„Scheiße!“, fluchte er. Der Motor war ausgegangen.
Wie das?

Die Luft schien zu sieden, kein Lufthauch war zu spüren.
Klingt blöd. Windhauch oder irgendsowas wäre besser, da du Luft schon im ersten Teilsatz erwähnst.

 

Also diese beiden Aussagen

Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen

und

...allerdings ist das Ganze äußerst unterhaltsam

und das noch von einem Moderator ...
ich könnte :heul: vor Freude.

Interessant finde ich die Bezeichnung 'unspektakulär' für meinen Stil.
Ist mir sogar sehr recht, denn ich schreibe noch nicht wirklich lange und ich will mir erst einmal die Basics aneignen. Die Kür, bzw. die stilistischen Sahnehäubchen kommen vielleicht noch mit der Zeit, hoffe ich jedenfalls. Und das die Story nach King riecht will ich garnicht verhehlen. Da ich in der letzten Zeit viele Kurzgeschichten von ihm gelesen habe war das wahrscheinlich zu erwarten.

Deine Anmerkungen werde ich mir, wie schon die vielen davor, kurzfristig zu Herzen nehmen. Man sieht ja was das bringt ;)

Vielen Dank nochmal

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom