Was ist neu

Ein Schauspiel namens Entspannung

Mitglied
Beitritt
14.05.2002
Beiträge
13

Ein Schauspiel namens Entspannung

Sie setzt sich mit einer Tasse Tee in den großen Ohrensessel und starrt aus dem Fenster. Teils, weil das Gefühl der absoluten Apathie ganz verlockend ist, teils weil ihr dies in diesem Moment angebracht und stilvoll erscheint. Sie lehnt sich zurück, schließt die Augen und wartet.

Das ist es also. Das ist Ruhe. Entspannung. Wellness für die Seele. Die vielproklamierte Auszeit für den gestressten, kopflastigen Menschen von heute.
Das sind die Messmer Tee-Stunden voller Muße. Das ist die Zeit, die keiner mehr zu haben glaubt. Dies sind die Minuten die Karrieren vernichten und einen zum realitätsfremden Außenseiter abstempeln. Dies ist also der Zustand, den jeder erreichen will, den jeder als das verlorene Paradies empfindet.
Er ist da und sie hat ihn erreicht.
Ein triumphierendes Lächeln umspielt ihre Lippen. Sie seufzt selbstzufrieden und rutscht tiefer in den Sessel.

Nun sollte sie der Erholung ihren Lauf lassen, sie in vollen Zügen genießen. Sie lässt den Kopf kreisen um den Entspannungsprozess physisch einen Anstoß zu geben. Sie wartet.
Die sich herabsenkende Stille verursacht ihr einen leichten Druck auf den Ohren.

Nervös fängt sie an mit dem rechten Bein zu wippen. Ein stechender Schmerz lässt sie auffahren. Der heiße Tee hinterlässt einen hellbraunen Fleck auf ihrer weißen Jogginghose. Ein Fleck in ihrer Ruhelandschaft. Eine Irritation in ihrem Entspannungsprozess. Aber sie würde sich entspannen. Mit einem entschlossenem Ruck stellt sie die Tasse weg und lehnt sich abermals zurück. Sie hatte bis jetzt alles geschafft – und bekommen. Entspannung wäre da sicher kein Problem.

Sie schickt ihre Gedanken in den Freiraum mit der Anweisung sich entspannungsgerecht den Lauf zu lassen. Mit geschlossenen Augen verfolgt sie sie im Dunkel ihres Geistes. Argwöhnisch achtet sie darauf nur erholsame Themen anzudenken. Nichts Verspannendes, wie zum Beispiel der morgige Arbeitstag mit als seinen Tücken.
Eine schleichende Mattheit überkommt sie. Ihre Gedanken wandeln weiter auf stressfreien Abwegen. Sie wartet.

Plötzlich öffnet sie erschreckt die Augen. Ihre Gedanken haben sie verraten. Dies ist keine sich selbstfindende Erholung. Dies ist eine Verfolgung, die Verfolgung eines Zieles.
Sie wartet, und erkennt das sie auf etwas wartet. Darauf,dass irgendjemand kommt. Irgendetwas passiert und die Handlung ihren Lauf nimmt. Dass das Leben sich jetzt und selbst ereignet.

Ruckartig öffnet sie die Augen und schaut sich um. Nervoes, fast aengstlich sucht sie nach einer Aktion. Ihr Blick streift das Telefon, bleibt daran hängen und starrt es sehnsüchtig an. Aber es lässt sich nicht erweichen und bleibt stumm. Ihr Blick wandert weiter, ihre Gedanken werden immer hektischer. Sie steht auf und verlässt fluchtartig den Raum.

Selbstinszenierung ohne Zuschauer war noch nie ihre Sache.

[ 24.05.2002, 19:11: Beitrag editiert von: Worldpeace ]

 

Hi Worldpeace!

Hehe..da ich zu den Leuten gehöre, die bei Traumreisen kichern müssen und bei Autogenem Training noch mehr nachdenken als sonst, konnte ich mich doch ziemlich gut in dieser Geschichte wiederfinden.
Vielleicht stört mich der letzte Satz deswegen besonders, da die Suche nach Ruhe für mich gar nichts mit Selbstinzenierung zu tun hat.

Auch die Verwendung des Begriffs "Apathie" im esten Absatz der Geschichte finde ich im Zusammenhang nicht gut. Apathie ist kein Zustand, den man sich herbei sehnt, sondern von dem man einfach befallen wird. Passt irgendwie nicht.

Auch ein paar Fehler sind zu finden, die meisten sind wohl auf "Schlampigkeit" zurück zu führen, daher denke ich, dass Du sie alleine findest, wenn Du nochmal aufmerksam Korrektur liest.

Auch wenn sich das jetzt nicht danach angehört hat, gefällt mir die Geschichte doch gut. Hat mich zum Schmunzeln gebracht.
Nur philosophisch fand ich sie nicht.

Ugh

 

Hallo, Worldpeace!

Ganz nett geschrieben, aber ziemlich banal. Ich kann leider nicht viel Philosophisches entdecken und für eine Geschichte halte ich das Ganze auch nicht.

Ciao
Antonia

 

Hallo worldpeace,

vielleicht kannst Du verraten, welchen philosophischen Aspekt Du behandeln wolltest. Mir kommt es mehr wie eine psychologisch- orientierte Story vor.

Tschüß ... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!
Kann es sein, dass Dir jede Geschichte psychologisch orientiert vorkommt?
Ich meine das schon öfters von Dir gelesen zu haben.

Ugh

 

Salut alle zusammen,

wenn ich mir die Kritiken so ansehe, scheine ich die Geschichte nochmals ueberarbeiten zu muessen. Denn niemand hat auch nur ansatzweise die Thematik angesprochen, die ich in meiner Kurzgeschichte ausfuehren wollte. :susp:

Never mind!

Dass die Geschichte nicht wirklich philosphisch ist, war mir auch klar...aber ich wusste auch nicht, wo ich sie sonst hin posten sollte!?! :confused:

Eine Rubrik mit Psychologischem faende ich gar nicht schlecht!

Groetjes,
Worldpeace

 

Hallo Bibliothekar,

... natürlich nicht j e d e Story. Es ist aber oft schwer, einen beschriebenen psychischen Zustand (bin traurig, meine Freundin hat mich verlassen) mit einer philosophischen Frage ("wer bin ich?" , "was ist Moral?") usw. zu verknüpfen.
Bin froh, daß worldpeace nicht entmutigt ist.

Tschüß ... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom