Ein Sonntag
Ein Sonntag
Ach ja, Sonntag, einmal nicht früh aufstehen müssen. Ein herrliches Gefühl!
Ich lag in meinem kuscheligen Bett, schloss meine Augen ganz fest und erträumte mir eine Wolke, eine ganz große, weiße Wolke.
Ich formte weiße Wege, weiße Plätze, weiße Hügel und eine weiße Kapelle.
Weiße Säulen durften nicht fehlen, sowie weiße Brunnen und weiße Bächlein, durch die Kristallwasser sanft plätscherte.
Dann formten sich die Bilder von ganz allein, eines nach dem anderen.
Eine bunter Regenbogen zog auf, wunderschön, zum Anfassen nahe!
Ich schlenderte zu den weißen Plätzen und ließ mich an einem Bächlein nieder.
Ich streichelte das klare, kühlende Nass und führte es an meinen Mund.
Wie himmlisch dieser Geschmack, wie göttlich diese Empfindung!
Ich berührte die weißen Säulen, betete in meiner weißen Kapelle.
Wie rein, wie weich und unendlich schön!
Ich legte mich auf meine weiße Wiese im zartfarbenem Blütenmeer
und schaute in den endlosen, herrlichen Himmel hinein.
Die wärmende Sonne gab mir Wohlbefinden, erfreute meine Seele.
Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich eine weiße Zimmerdecke, schaute durch das Fenster den dunkelgrauen Himmel an, aus dem der Regen prasselte.
Am Horizont grollte es, leise Donner waren zu hören.
Aus dem letzten Schnee war eine matschige, schmutzige Masse geworden.
Es war kalt und furchtbar ungemütlich.
Ich zögerte nicht, meine Augen wieder zu schließen und in meine Wolkenwelt zurück zu kehren.
Diesen Sonntag verbrachte ich nicht auf der Erde.