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Ein Spiel

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27.01.2004
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Ein Spiel

Ein sonniger Tag. Im Garten spielen Kinder. Sie kriechen im Gras herum, verstecken sich hinter Bäumen. Sie halten Spielzeugwaffen in ihren Händen.
Gewehre.
Pistolen.
Die Sträucher geben ihnen Deckung während sie rufen:
„Gebt auf, oder wir müssen euch alle töten!“
Zurückrufen:
„Nie im Leben. Kommt doch her und holt uns!“
Sie hechten aus ihrer Deckung hervor und bahnen sich ihren Weg in Richtung ihrer Feinde. Es knattert und knallt. Jemand brüllt auf.
„Mich hat’s erwischt. Sanitäter, Sanitäääter!“ Der Junge windet sich am Boden, verzerrt das Gesicht und hält seine Hand gegen den Bauch gepresst.
Die Schlacht geht weiter. Niemand beachtet den Verwundeten, die Angreifer sind zu sehr damit beschäftigt, das kleine Gartenhäuschen, das Hauptquartier der Gegner, zu erobern.
Der Junge hat es nicht gern, wenn er keine Aufmerksamkeit erhält. Er steht auf und läuft wieder mit.
Eine Stimme aus dem Gartenhaus sagt: „Hey! Du bist getroffen, du kannst gar nicht mehr weiterlaufen.“
„Kann ich wohl.“
„Nein, ich hab dich ja erschossen.“
Im Haus wird der Großvater langsam wach und hört durch das geöffnete Fenster den entbrennenden Streit der Kinder.
„Na und? Jan hat auch weiterlaufen dürfen, obwohl ich ihn getroffen habe“, sagt der eigentlich tote Junge, verschränkt dabei trotzig die Hände.
„Du hast Jan gar nie erwischt.“
„Hab ich doch.“
„Hast du nicht.“
Der Großvater geht langsam auf die Terrasse, blinzelt kurz, weil ihn die Sonne blendet und sieht den Kindern zu.
Jemand bemerkt ihn. „Hallo Opa.“
„Hallo ihr Lieben, na, was streitet ihr euch denn?“
„Roman spielt unfair“, jammert die Stimme aus dem Gartenhäuschen.
„Ach, das ist ja gemein. Was spielt ihr denn überhaupt?“
„Wir spielen Krieg“, antwortet einer der Nachbarskinder.
Der alte Mann ist auf einmal still und antwortet nicht.
„Warum müsst ihr Krieg spielen? Habt ihr kein anderes Spiel?“, fragt er sie dann.
„Wir wissen nicht, was wir sonst spielen sollen.“
Der Alte wartet einen kurzen Moment. „Spielt doch mal Frieden.“
Die Kinder verstummen. Alles in der Umgebung scheint leiser gedreht worden zu sein. Man hört keine Autos mehr, keine Stimmen. Nur den Wind, der durch die Blätter streift.
Roman, der Enkel, wagt als erster, die Stille zu brechen. Seine Stimme, nur ein Hauch, der jedoch den Alten mit der Wucht eines Geschosses trifft.
„Opa, wie spielt man denn Frieden?“

 

Hi one!

Manchmal erwischt man meine sentimentale Seite... (die Hitze :D) ach, da kann ich dann einfach nicht anders.
Hat mir gut gefallen, one, zwar nicht neu und auch etwas pathetisch, aber trotzdem ist die Idee, die dahinter steht, eine schöne.

Details - wie immer:

ie Angreifer sind zu sehr damit beschäftigt das kleine Gartenhäuschen

beschäftigt, (komma)

Ein Windhauch lässt die Blätter der Bäume säuseln.
Unnötig dramatisch. Würde ich streichen.

In diesem Sinne
c

 

Hi one.

Endlich mal wieder ...
Mir hats auch gefallen, hat mich ein bisschen an die Zeit im Jugendheim erinnert, da gabs auch immer solche nachdenklich stimmende Geschichten.

Obwohl wir als Erwachsene uns manchmal wundern, was Kinder so spielen (Krieg, Cowboy und Indianer usw), so sollten wir immer bedenken, dass wir es auch getan haben. Un häufig hat es mit Tod zu tun.

Sollten wir uns fragen, ob diese Spiele Einfluss auf unser späteres Dasein haben? Auf unser Handeln? Vielleicht sogar im negativen Sinne?

Vielleicht benötigt die kindliche Welt ein Ventil, um die Welt der Erwachsenen zu ertragen. Ich weiß daher nicht, ob man Kindern solche Spiele verbieten sollte. Auf jeden Fall sollte man sie beobachten und eventuell über das ein oder andere mit ihnen reden.

Eine Geschichte, die zum Nachdenken animiert. Toll!

Sehr schöner Schlusssatz übrigens!

Gruß! Salem

 

Hi one,

auch mir hat deine kleine Geschichte gut gefallen.

Auch wir haben als Kinder, Cowboy und Indianer gespielt. Haben uns an Bäume gefesselt und vorgestellt, dass Ameisen an uns hochkrabbeln, um uns zu verspeisen :D u.s.w.
Unsere Fantasie kannte keine Grenzen.
Doch nie sind wir auf die Idee gekommen, dass der gespielte Tod in Wirklichkeit weh tun könnte.
Vielleicht ist es heute anders. Die Medien zeigen das wahre Gesicht der Grausamkeit auf dieser Welt. Wir haben als Kinder Filme gesehen, wo es das Gute und das Böse gab und soweit ich mich erinnere, hat das Gute immer gesiegt.
Ich weiß nicht, ob wir damals Agressionen abgebaut haben.
Vielleicht wollten wir nur Helden sein :shy:
Hätte jemand zu uns gesagt: "Spielt doch mal Frieden", Hätten wir warscheinlich auch verständnislos geguckt und gefragt wie man das denn spielt. Denn Frieden war unser Alltag, nur, machen sich Kinder darüber keine Gedanken. Und hätte uns ein Großvater erklärt wie man Frieden spielt, hätten wir geantwortet: "Och nö, das ist doch langweilig."

Was ich damit sagen will: Den Hintergrund deiner wirklich eindrucksvollen Geschichte, kann man einem Kind nicht klar machen.
Erst wenn wir anfangen zu begreifen, können wir auch empfinden.
Alles im Leben hat seine Zeit ;)

Habe deine KG gerne gelesen.

Lieben Gruß, coleratio

 

Hi one,

mittlerweile sind wir wieder aus der Zeit der Friedensdemos-Eltern raus, die ihren Kindern verboten haben, Krieg zu spielen. Die sich dann in der Erziehungsberatung fragten, was sie wohl falsch gemacht haben, wenn die Kids trotzdem (heimlich beim Freund mit konservativeren Eltern) aufeinander geschossen haben ;).

Deine Geschichte ist für mich etwas antiquiert, da sich heute die meisten freuen würden, wenn die Kinder noch im Garten Krieg spielen würden anstatt vor dem PC.

Ich habe sie trotzdem gerne gelesen, wenn du auch nix neues sagst :).

Lieber Gruß
ber

 
Zuletzt bearbeitet:

Na durchwegs positive Kritik, das freut beid iesem 10-minütigen Schnellschuss :)

Hallo chazar, Salem, coleratio und bernadette!

Vielen Dank euch Vieren für's lesen und kommentieren.
Da sind dann mal wieder die Jugendzeiten hochgekommen, wie? ;)
Da sowas bei mir noch nicht ganz so lang her ist, hab ich mich eben gestern abend dran erinnert, dass wir im Garten auch immer rumgeschossen haben und das den Eltern nie so ganz gepasst hat. Verboten haben sie uns das ja nie, und wie Salem richtig erwähnt hat, sollte man das auch nicht, aber sie haben uns immer gesagt, dass wir mal was anderes spielen sollten.
Und genauso, wie coleratio sagt, haben wir aber nie etwas intressanteres gefunden als herumzukugeln und zu schießen, weil alles andere fad war (aus damaliger Sicht).
Ja, vielleicht sollten Eltern froh sein, wenn Kinder noch draußen Krieg spielen, als am Computer, aber im Endeffekt ist ja dann doch dasselbe.
@chazar Fehler sind ausgebessert. Danke ;)
@bernadette was ist denn heutzutage noch neu und nicht veraltet :Pfeif: ;)

Nochmals schönen Dank für's lesen und nachdenken.

Gruß,
One

 

Moin One!
Nur ganz kurz, ich dürfte eigentlich schon gar nicht mehr hier sein.

Das Spiel der Kinder fand ich noch recht ansprechend; gut und authentisch (in meinen Augen zumindest) beschrieben.
Ja, ich gebe zu, gespannt weitergelesen zu haben.
Dieses plakative "Spielt doch mal Frieden" am Ende hinterlässt bei mir jedoch einen sehr faden Beigeschmack. Tut mir Leid. Wäre der Großvater auf das "Schummeln" eingegangen und hätte den Kleinen erklärt, dass "der Krieg niemals fair ist", dann hätte ich mich eher damit anfreunden können.
Na ja, Geschmackssache.
Hat mir natürlich trotzdem gefreut, mal wieder was von Dir zu lesen. Auch wenn Du in letzter Zeit ja hauptsächlich "fremdschreibst".
So, jetzt muss ich aber wirklich los.

Jorgo

 

Grüß dich, Don!

Wäre der Großvater auf das "Schummeln" eingegangen und hätte den Kleinen erklärt, dass "der Krieg niemals fair ist", dann hätte ich mich eher damit anfreunden können.
Siehst du, daran hab ich gar ned gedacht. Wär auch eine gute Idee gewesen, aber hätte doch nicht zusammengepasst, mit dem, was ich vorgehabt hatte.

Einen schönen Dank dir auch für's lesen und deinen Kommentar, besonders, weil du trotz deiner Eile Zeit gefunden hast, meine Geschichte zu kommentieren. Und wie gesagt: an ein, wie von dir vorgeschlagenes Ende hab ich gar ned gedacht :shy:
Schade. Aber ich danke dir auch für deine Ehrlichkeit.

Auch wenn Du in letzter Zeit ja hauptsächlich "fremdschreibst".
Man muss universeller werden :D

Grüße,
One

 

Hi One,

Don Jorgos Vorschlag könnte ich etwas abgewinnen.
Mir kamen ganz ähnliche Gedanken wie bernadette. Die Kriegsspiele finden heute eher am PC oder an der Konsole statt.
Und auch zu deinem Schlusssatz hatte ich einen Gedanken, der aber noch etwas plakativer wäre als der Vorschlag des Großvaters. Denn viel zu überlegen gibt es für Kinder dabei gar nicht. Eher hätte ich eine Antwort wie aus der Pistole geschossen erwartet: Frieden? Das ist doch langweilig.

Als gelernter Pädagoge sehe ich natürlich, dass Spiel für Kinder Verarbeitung ist. Wenn ihnen die Umwelt Krieg präsentiert, müssen sie auch Krieg spielen. Wie sollen sie sonst damit fertig werden.

Soweit meine Gedanken zu deiner kleinen Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo One,

leider konnte ich deiner Geschichte nicht allzu viel abgewinnen. Grundsätzlich mag ich deinen Stil, das Spiel der Kinder fand ich sehr authentisch - und ich finde, es gibt immer noch eine Menge Kinder die im Garten spielen. Und "Krieg zu spielen" hatte schon immer eine besondere Faszination. Die Aussage war mir zu holzhammermäßig - man ahnte schon ab der Stelle, in der der Opa ins Spiel kommt, dass etwas derartiges passieren wird. Die Aussage fand ich zwar grundsätzlich sehr gut und ich könnte mir vorstellen, dass ein solcher Text bei Jugendlichen als gute Diskussionsgrundlage dienen konnte - aber richtig abgewinnen konnte ich deiner Geschichte nichts.

LG
Bella

 

heyho Pilger!

Weshalb du mich nicht drauf hingewiesen hast... nein, diesmal stelle ich diese Frage nicht... ;)

Zurückschreien:
Zurückrufen

Dann hechten sie aus ihrer Deckung hervor und bahnen sich ihren Weg in Richtung ihrer Feinde.
Dann streichen

Ok. Die Story ist kurz, die Aussage ist wirklich holzhammermäßg... trotzdem... sie gefällt mir, der letzte Satz war zwar zu erwarten, trotzdem nicht schlecht. Und dein Stil, du weißt, dass ich ihn mittlerweile sehr gut finde.


Also, nichts hilfreiches.

Liebe Grüße
Tama

 

Hallo sim, hallo Bella!

Auch euch einen lieben Dank für's lesen und euren kritischen Kommentaren.
Es stimmt wohl, die Geschichtze war zu vorhersehbar und etwas lasch, kann man gar nichts gegen sagen.
Vielleicht poste ich später nochmal mehr dazu, bin zurzeit etwas verwirrt.
Danke nochmal.

Grüße,
One

 

Hey Tama!

Überschneidung ;)

Danke dir für's lesen und deine Meinung. Freut mich, dass du sie ein bisschen gut finden konntest. Fehler werden ausgebessert.

Grüße,
One

 

Hallo one weak,

gerade was du am Anfang der Geschichte sehr anschaulich beschreibst, hat mich schon oft beschäftigt: Kinder spielen das Sterben, obwohl sie schon wissen, wie endgültig und grausam es ist. Ist das ein (angeborenes?) Spielen mit dem Feuer, zur Kompensation des Schrecklichen? (Erwachsene haben da auch so ihre Strategien).

Die Entwicklung des Streits ist sehr gut beobachtet.

Gut, der Schluss ist vorhersehbar, aber eine `Surprise-Ending-Story´ sollte das wohl sowieso nicht werden.

„Alles in der Umgebung scheint leiser gedreht worden zu sein. Man hört keine Autos mehr, keine Stimmen. Nur den Wind, der durch die Blätter streift“

- Sogar die Autos sind nicht zu hören? Das kommt mir vor wie Szenen aus manchen Filmen, wenn der Schlachtenlärm sich legt, nur weil der Held gestorben ist. Finde ich ungünstig.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Friedvolle Grüße

Ich weiß ja nicht, warum Woltochinon die Geschichte ausgekramt hat, aber danke dafür. Ich finde sie richtig gut. Kurz und prägnant wird das Wesen der Menschen wiedergegeben. Frieden ist einfach zu langweilig, schon für ein Kinderspiel. Wir wollen schon als Kinder nicht herumsitzen und uns alle liebhaben. Sich gegenseitig umbringen ist einfach interessanter, mal als Teilnehmer, mal als Zuschauer.

Deine Geschichte ist kurz, prägnant, ohne etwas sensationell Neues zu liefern (was ich eh für unmöglich halte). Kurz und gut ist eine sehr gute Kombination.

Kane

 

Hallo Woltochinon, hallo Brother Kane!

Ja, wirklich ein altes Eisen ... ;)

Euch beiden vielen Dank fürs Lesen und es freut mich, dass es diese kurze Geschichte geschafft hat, euch, trotz vorhersehabren Ende und Holzhammeraussage zu gefallen.

Gruß,
One

 

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