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Ein Traum
Es hat lange gedauert bis ich wusste, dass das alles nur ein Traum und nicht die Wirklichkeit war. Es konnte doch auch nur ein Traum sein. Es musste so sein, schließlich ist es nicht möglich, dass ein Tag in dieser schrecklichen Welt so schön sein kann…
Es war ein Tag im August, die Menschen - und ich glaube auch die Tiere – waren allesamt gut gelaunt und fröhlich. Am Abend zirpten die Grillen und der Duft von frisch gemähtem Gras und Gegrilltem lag in der Luft. Kurz vor Sonnenuntergang traf ich mich mit einigen Freunden. Wir wollten im See schwimmen, am Ufer zelten und einfach Spaß haben. Zu fünft schwangen wir uns auf die Fahrräder und fuhren los. Im Licht der untergehenden Sonne erreichten wir den See, der uns feuerrot entgegenblinzelte. Schnell schlugen wir die Zelte auf, suchten Holz für ein Lagerfeuer, schlüpften in die Badesachen und sprangen ins kühle Nass. Nur Sandra blieb am Ufer stehen und winkte uns hinterher: „Ich bewache das Lager!“, rief sie lachend und setzte sich auf einen Felsen, der im seichten Wasser stand. Kurz überlegte ich, ob ich ihr nicht Gesellschaft leisten solle. Sie gefiel mir, und manchmal glaubte ich, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Allerdings fragte Mike gerade in diesem Moment, ob wir nicht zur Schatzinsel schwimmen wollten. Ich blickte noch einmal zu Sandra und sah sie in ein Buch vertieft, so dass ich einwilligte. Die Schatzinsel war eine kleine Insel inmitten des Sees, eigentlich nichts Besonderes, aber als Kinder konnten wir nicht hinübergelangen und dachten uns Geschichten über einen Schatz aus, der dort versteckt sein sollte. Nun war dies kein Problem mehr, aber die Insel war zumindest für mich immer ein mystischer Ort geblieben und ich hatte mir vorgenommen sie nicht zu oft zu betreten, damit dies auch so blieb. Wir machten uns also auf den Weg und durchpflügten die spiegelglatte und warme Oberfläche des Sees bis wir nach einer knappen halben Stunde unser Ziel erreichten. Etwas außer Atem legte ich mich auf den Rücken und blickte zum vollen Mond hinauf, der immer kräftiger wurde und allem einen silbernen Anstrich verlieh. Auch meine Freunde waren von der Szenerie ergriffen und schwiegen als ob ihnen jemand, den sie liebten, dieses geboten hatte. Ich ließ meinen Blick schweifen und alles, was ich sah zog mich in seinen Bann. Das schönste an allem jedoch war Sandra, die ich am Ufer erblickte und ihr zusah, wie sie ihren Blick auf das Buch lenkte, ihre roten Locken aus dem Gesicht strich, ohne sich jedoch ablenken zu lassen…
„Ach, wie süß! Da hat sich aber jemand verliebt! Spürst du schon die Ameisen krabbeln?“ Emilia lachte. „Wie? Wo? Was ist passiert?“, fragte ich völlig verdattert. „Du bist ja noch völlig in Gedanken“, rief sie grinsend, „aber keine Sorge: Meinen Segen habt ihr!“ Gleich darauf sprang sie ins Wasser und hielt auf unser Lager zu. Auch Rudi stand auf, klopfte mir kurz auf die Schulter und tat es ihr nach. Ich sah Emilia hinterher und fragte mich, ob ich sauer auf sie sein sollte, als sich Mike neben mich setzte. Ich sah ihn an. „Also, ich finde auch, dass ihr gut zusammen passen würdet.“ „Ich weiß nicht, bin glaub ich gar nicht richtig in sie verliebt und Sandra ist es doch erst recht nicht in mich“, erwiderte ich. „Oh Mann, ich glaub’ es ja nicht!“ Mike wurde fast wütend. „Da drüben sitzt deine Traumfrau und du lässt sie dir noch durch die Lappen gehen! Schlimmer als abgewiesen zu werden, ist es, es gar nicht erst versucht zu haben. Merk dir das!“ Ich weiß nicht genau warum, aber ich wurde wütend auf Mike, sagte ihm, dass ihn das alles nichts angehe und er verschwinden solle. Das tat er dann auch und sprang grummelnd ins Wasser. Ich schmollte noch etwas, bis ich ihm folgte. Als ich das Ufer erreichte, war das Lagerfeuer schon entzündet und die vier saßen in einem Kreis darum. Sandra sah zu mir hoch, lächelte mich an und fragte, während sie mit ihrer Hand auf den Platz neben sich deutete, ob ich mich nicht setzen wolle. „Nein!!“, rief ich, stopfte meine Klamotten in meinen Rucksack und fuhr mit dem Fahrrad davon. Hinter mir hörte ich noch Mikes Stimme: „Bleib stehen, du verdammter Feigling, bleib stehen!!“ Ich fuhr weiter, immer weiter. Als ich zu Hause angelangt war, legte ich mich sofort schlafen. Am nächsten Morgen wurde ich von den warmen Strahlen der Sonne geweckt und dachte über meinen seltsamen Traum nach …