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Thema des Monats Ein Zauberer weniger

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12.03.2005
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Ein Zauberer weniger

Mrs. Agatha Faugherty hatte anscheinend ihr Möglichstes getan, mittels Durchzugs und des massiven Einsatzes von Duftzaubern den bestialischen Gestank aus der Studierstube zu vertreiben. Trotzdem roch es immer noch so intensiv, dass sich die beiden Ermittler der Magischen Inquisition gezwungen sahen, dicke kampfergetränkte Tücher vor Mund und Nase zu pressen, um nicht vor Gestank ohnmächtig zu werden.

Die Studierstube selbst war nur noch ein einziges Chaos aus Glasscherben, Papierfetzen, umgestürzten Kerzen und Holztrümmern, garniert mit Pfützen undefinierbarer Flüssigkeiten. Das war aber nicht das Schlimmste:
In der Mitte des Raumes bedeckte ein immer noch leicht rauchender Aschehaufen den Boden, dessen Umriss mit viel Phantasie als der eines Menschen erkennbar war. Er lag in den jetzt größtenteils verwischten Kreidezeichen eines Pentagramms, wie man es zur Dämonenbeschwörung verwendete.

„Umm Se hamm alls so glassem, w ses vorgfmm hamn?“ drang es durch das Tuch, das der etwas linkisch wirkende Inspektor Edmund Maloy vor das Gesicht gepresst hielt.
„Wie bitte?“ Mrs. Faugherty war in sicherer Entfernung im Flur vor dem Studierzimmer zurückgeblieben, wo die Luft noch atembar war.
„ Ich fragte“, der Inspektor nahm das Tuch vom Mund “ob sie alles so gelassen haben, wie sie es vorgef…“ – ein Hustenanfall unterbrach die Worte des Ermittlers, als die ungefilterte, nach faulen Eiern riechende Luft seine Lungen erreichte. Eilig rettete er sich an das geöffnete Flurfenster und atmete tief durch. Saubere, reine Luft. Herrlich.
„Ja natürlich, Herr Inspektor. Ich kenne das doch aus den Kriminalnovellen: man darf bis zum Eintreffen der Magischen Inquisition nichts verändern, weil sonst wichtige Spuren verwischt würden. Ich hatte zudem schon Probleme damit gehabt, zum Lüften bis zu den Fenstern und zurück zu gelangen.“

Williams musterte skeptisch die Hausdame mit ihrer strengen Haube und dem grauen Haushälterinnenkleid. Sie sah eigentlich nicht so aus, als ob ihr irgendetwas im Haushalt jemals Probleme bereiten würde, geschweige denn ein Geruch. Man konnte sich in ihrer Nähe fast glücklich schätzen, nicht als Schmutzfleck auf die Welt gekommen zu sein.
„Der arme Mr. DeBeers. So zu enden. Er war doch so ein freundlicher Mensch“ Sie tupfte sich eine Träne mit einem Ende ihrer blitzsauberen Schürze aus einem Augenwinkel. „Außerdem: Den Brandfleck bekomme ich doch niemals mehr aus dem schönen Holzparkett.“ Sie schluchzte leise, wobei unklar blieb, ob sie mehr dem Hausherrn oder dem Fußboden nachtrauerte.
„Na na na“, Inspektor Williams hatte sich inzwischen auch zu ihnen auf die Diele gesellt und klopfte der Haushälterin beruhigend auf die Schulter.

„Stört es sie eigentlich, wenn ich rauche?“ fragte er und zog eine langstielige Meerschaumpfeife aus der Innentasche seines Justaucorps. Ohne die Antwort abzuwarten, holte er aus einer anderen Tasche einen kleinen Taschendrachen hervor und strich ihm mit dem Daumen sacht über den Bauch. Als kleine blaue Flammen aus dessen Nüstern schlugen, hob er den winzigen Drachen an das Ende seiner Pfeife, so dass das Feuer den Tabak in Brand setzte.
„Also, Mrs. Faugherty“, sagte er paffend während er den begeistert schnurrenden Feuerspeier wieder in der Innentasche seines eleganten Gehrocks verschwinden ließ, „berichten Sie uns doch bitte noch mal von den Ereignissen der letzten Stunden.“

Die Haushälterin erklärte bereitwillig, dass sie gestern ihren freien Tag gehabt hatte und gegen 11 Uhr mit der Fähre zu Verwandten hinüber nach Calais im britischen Protektorat Nordfrankreich gefahren sei.
"Eigentlich hatte ich noch am gestrigen Abend zurückkommen wollen, aber aufgrund des Sabotage-Akts gegen die Wasserdrachen, die die Fähre zurück nach Dover ziehen sollten, bin ich erst wieder am heutigen Morgen, nachdem man neue Drachen aufgetrieben hatte, nach London zurückgekehrt. Sie haben bestimmt davon gehört."
Williams nickte und paffte gedankenverloren kleine Rauchkringel. Er erinnerte sich daran, davon heute in der Morgenausgabe der Times gelesen zu haben. Man vermutete einen Anschlag einer Rebellengruppe, die gegen die Besetzung Frankreichs durch die britische Krone kämpften.
Mrs. Faugherty berichtete weiter, sie habe gegen 10 Uhr heute Morgen die Haustür geöffnet, als ihr auch schon der bissige Gestank entgegengeschlagen sei. Als sie die Zerstörungen in der Studierstube gesehen habe, sei sie aus dem Haus gerannt und habe umgehend die Polizeiwache im benachbarten Dorf aufgesucht.

Williams nahm einen tiefen Zug und warf einen Blick in die zerstörte Studierstube des verblichenen Magiers. Wieder einer weniger, dachte er grimmig. Der große Krieg vor nun mehr 20 Jahren hatte der Krone den größten Teil ihrer Magier gekostet. Auch wenn die Briten damals letztendlich zu den Siegermächten gehört hatten und nun dank ihrer Flotte ganz Nordeuropa und die Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent kontrollierten, war der Verlust der magischen Elite bis heute kaum kompensierbar gewesen. Von den weit über tausend Magiern vor dem Krieg waren ihnen heute gerade einmal 150 Zauberer geblieben. Lange konnte die Vorherrschaft der Briten nicht mehr währen, wenn die Macht der barbarischen südlichen und östlichen Reiche im gleichen Maß weiter wuchs wie bisher. Und wenn diese erst eines Tages ihre zermürbenden Fehden gegeneinander beilegen würden und sich gegen die Briten verbündeten, dann gnade Gott dem Empire!

„Können Sie uns etwas zur Person des Hausherrn erzählen?“ erkundigte sich Maloy, der sich schon wieder etwas erholt zu haben schien, obwohl sein Gesicht immer noch einen leichten Grünton aufwies.
Williams winkte ab. „Das meiste wissen wir doch schon, Maloy. Sie wüssten das auch, wenn Sie sich einmal die Mühe machen würden, meine Memos zu lesen." Er warf ihm einen vieldeutigen Seitenblick zu. "DeBeers wurde im Jahre 1711 geboren, studierte an der Magierakademie in Oxford und verdiente sich im Krieg etliche Auszeichnungen. Vor einigen Jahren zog er sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück und kaufte dieses abgelegene Fachwerkhäuschen außerhalb Londons, um sich in Abgeschiedenheit ganz dem Magiestudium zu widmen. Sein Spezialgebiet ist….war die Theorie der Dämonenbeschwörung. Er hat in den letzten Jahren etliche Publikationen zu diesem Thema veröffentlicht. Wissen Sie zufällig, woran er zuletzt genau geforscht hat?“
Mrs. Faugherty schüttelte entschieden den Kopf. „Davon verstehe ich nichts. Zudem dürfte ich natürlich auch nichts davon wissen, selbst im unwahrscheinlichen Fall, das mich Mr. DeBeers illegalerweise in seine Studien hätte einweihen wollen", meinte sie in leicht pikiertem Ton.

Der Inspektor nickte zustimmend. In allen Kulturkreisen war es ja Frauen unter Todesstrafe verboten, Magie ausüben oder auch nur magische Kenntnisse zu besitzen. Durch ihre naturgemäße Verbindung zum Mond wären diese gewaltigen Kräfte von weiblichen Magiern nicht kontrollierbar: Allein der Versuch eines Zaubers konnte zu einem lokalen Ungleichgewicht der Natur führen – mit katastrophalen Folgen. In früheren Zeiten waren auf diese Weise Städte und sogar ganze Reiche untergegangen: Pompeji, Atlantis, Prag und andere mehr. Seitdem wurden Kinder schon direkt nach der Geburt auf das äußerst seltene Talent getestet. Knaben mit magischen Kräften wurden den Akademien übergeben, weibliche Säuglinge mit entsprechenden Merkmalen wurden dagegen sofort getötet. Grausam, aber notwendig, sollte die Menschheit als Ganzes überleben.
Maloy seufzte. „Nun gut, dann wieder zurück an den Tatort“ Die Inspektoren holten tief Luft und pressten ihre Tücher vors Gesicht, bevor sie die Kammer erneut betraten.

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Lord Rutherford, der Großinquisitor der britischen Krone, schritt ungeduldig mit auf dem Rücken verschränkten Armen in seinem Büro auf und ab. Der elegante weite Gehrock und die weiße Perücke nach der neusten Londoner Mode konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeit und der üppige Lebenswandel nicht spurlos an dem Edelmann vorübergegangen waren.
Es klopfte an die breite Doppeltür des Büros. Na endlich.
„Herein.“
„Sire?“ Die Inspektoren James Williams und Edmund Maloy traten ein. Während Maloy noch einen knappen Diener andeutete, ließ sich Williams schon schwungvoll auf eine Ottomane unter dem großformatigen Portrait des Königs fallen und warf seinen Dreispitz lässig über eine Büste Heinrichs II.
Der Großinquisitor seufzte. „James, James, auch wenn Sie einer meiner besten Männer sind: Ich wünschte Sie würden ein wenig Respekt zeigen – wenn schon nicht vor mir, dann wenigstens vor meinem Amt.“
Der Inspektor streckte seine Füße über die Seitenlehne der Ottomane und gähnte herzhaft. „Tu ich doch – schließlich arbeite ich ja für Sie, was wollen Sie mehr?“
Lord Rutherford schüttelte resignierend den Kopf und wechselte das Thema.
„Also, was haben Sie hinsichtlich des Todes DeBeers herausgefunden?“
Maloy warf Williams einen fragenden Blick zu, der ihn mit einer Geste aufforderte, zu berichten.
„Also Sire, es sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Anscheinend hat DeBeers einen Dämonen beschworen, der während des Rituals aus dem Pentagramm ausbrach. Es gab einen Kampf - davon zeugen die massiven Zerstörungen im Studierzimmer – den der Zauberer verlor. Der Dämon entkam durch das offene Fenster. Somit haben wir nicht nur den Verlust eines Mitglieds der Thaumaturgischen Gesellschaft zu beklagen, sondern vermutlich auch noch einen aus der Hölle entkommenen Dämonenfürsten am Hals.“

Der Großinquisitor schluckte und ließ sich schwerfällig in einen gepolsterten Sessel sinken. „Ich werde umgehend die Gesellschaft davon unterrichten. Ein amoklaufender Dämonenfürst – das hat uns gerade noch gefehlt. Als ob der Verlust DeBeers nicht schon gereicht hätte, jetzt wo er turnusmäßig den Vorsitz der Gesellschaft hätte übernehmen sollen…“
Eine Augenbraue des hingefläzten Inspektors hob sich fast unmerklich.
Der Großmeister der magischen Inquisition wandte sich an Williams. „Teilen Sie Maloys Meinung? - Wenn ich das Wort überhaupt an Sie richten darf“ fügte er ironisch hinzu.
„Sie dürfen, mein lieber Lord Rutherford, sie dürfen“ erwiderte Williams großzügig. „Ich schließe mich den Worten meines geschätzten Kollegen an.“ Er erhob sich und streckte seine müden Glieder. „Zumindest, bis ich einen Umstand überprüft habe.“

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„Wenn das Lord Rutherford erfährt, kommen wir in Teufels Küche – und das wortwörtlich!“ Der kleingewachsene Magier dritter Ordnung, Earnest Gamble, Haus- und Hofmagier der Inquisition, wirkte nervös, als er die Vorbereitungen für die Beschwörung traf, um die ihn der Inspektor gebeten hatte.
„Er wird es nicht erfahren, es sei denn, du erzählt es ihm selbst.“ Gut dass ihm der Zauberer noch einen Gefallen schuldete. Williams musterte kurz die hohen Gewölbedecken des unterirdischen Raums tief unterhalb Londons, in dem sie sich befanden. Dieser Keller diente der Inquisition als selten genutztes Lager für sichergestellte Konterbande und bot somit den idealen Platz für eine kleine Beschwörung, die …nun sagen wir: etwas außer der Reihe stattfand.
Der Magier kniete auf dem Boden und zeichnete ein Pentagramm mit Kreide auf den felsigen Untergrund, das er hier und da mit verschnörkelten Runen versah.
„Der Dämon, den ich rufen werde, stellt im Gegensatz zu dem, der im Hause DeBeers beschworen wurde, nur eine ganz kleine Nummer dar. Erwarte also nicht zu viel.“
Williams nickte. Das Risiko war dennoch nicht gering: Sollte bei der Beschwörung etwas schief gehen, waren sie beide des sicheren Todes. Ganz abgesehen davon, wäre seine Karriere abrupt zu Ende, wenn das hier seinen Vorgesetzten zu Ohren kommen würde. Kaum zu sagen, was für Williams schlimmer wäre.
Gamble erhob sich und klopfte den Kreistaub von seiner Robe. „Denk daran“, erläuterte er, „Du hast etwa eine halbe Minute, länger kann ich den Dämon nicht halten. Und nur Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind.“
Der kleine Zauberer entzündete die vorgeschriebene Zahl von Kerzen, und begann die Incantatio, den Gesang der Beschwörung. Während die merkwürdigen Töne und Worte von den Gewölben widerhallten, bildete sich über der Kreidezeichnung ein grünlicher Nebel, der sich immer mehr zu einer gigantischen grausamen Fratze verdichtete. Gamble rief eine Bannformel, die Handflächen dem Dämon entgegengestreckt, ein steter Strom von Schweißtropfen perlte dabei von seiner Stirn. Er gab Williams ein Zeichen. „Jetzt!“.
Williams fühlte seine Knie weich werden. Trotzdem stellte er seine erste Frage.
Der Dämonenkopf schwankte von einer Seite zu anderen, was offensichtlich die dämonische Version eines Kopfschüttelns darstellte, also: Nein. Auch seine zweite rasche Frage wurde auf diese Weise beantwortet. Williams überlegte fieberhaft: Konnte es wirklich sein, dass…?
Gamble schien am Ende seiner Kräfte zu sein: „Schnell“, keuchte er.
Williams stellte seine dritte Frage. Diesmal bewegte der Dämon seinen Kopf zustimmend auf und ab, bevor er sich nach einem raschen Befehl von Gamble wieder in die höllischen Sphären zurückzog.
Der kleine Zauber sank auf die Knie und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Das war knapp“ stieß er hervor, „noch etwas länger, und ich hätte die Kontrolle über ihn verloren.“ Er erhob sich, von der Anstrengung immer noch leicht zitternd. „Jetzt sind wir quitt, Williams. Ich hoffe, das war es auch wert?“ Der Inspektor grinste. „Oja, das war es.“

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Als Williams das Anwesen DeBeers nach einem scharfen Ritt erreichte, brach schon die Dämmerung herein. Vor dem alten Fachwerkhaus stand eine mit Kisten und Möbelstücke beladene Kalesche. Die Haushälterin traf er im Hausinneren an, sie verpackte gerade Kleidungsstücke in eine weitere Truhe. Überrascht blickte sie auf. „Inspektor?“
„Guten Abend, Mrs. Faugherty, sie wollen verreisen? Oder sollte ich Sie besser mit DeBeers anreden?“ erwiderte Williams.
Die Frau, die ohne die strenge Haushälterinnentracht und in ein Reisekleid gewandet viel jünger als bei ihrer ersten Begegnung wirkte, erbleichte.

„Wo…woher wissen Sie…“ begann Sie. „Egal, Sie werden niemandem mehr davon erzählen.“
Sie richtete sich rasch auf, streckte ihm die Handflächen entgegen und begann eine magische Formel zu intonieren.
Williams gelang es gerade noch, sich hinter einen Kistenstapel zu werfen, als auch schon der Schrank, vor dem er gerade noch gestanden hatte, in einem Splitterregen explodierte. Krachend schlugen weitere Geschosse ein. Als das Bombardement nachließ, erhob sich hinter einer noch halbwegs intakten Truhe eine weiße Fahne, die in ihrem früheren Leben vermutlich einmal ein weißes Unterkleid gewesen war.
„Feuer einstellen“, rief Williams, „Ihr Geheimnis ist bei mir sicher. Wenn Sie mich jedoch umbringen, wird in Kürze die gesamte Inquisition hinter Ihnen her sein.“

Da weiterer Beschuss ausblieb, wagte es der Inspektor, sich aufzurichten.
„Wie haben Sie es herausgefunden?“ Die Frau wirkte unsicher, ob sie ihm trauen konnte, ließ aber die Arme wieder sinken.
„Die Fenster. Sie gaben an, Sie hätten sie erst nach dem Vorfall geöffnet. Wäre aber wirklich ein Dämon aus dem Pentagramm entkommen, hätte er diesen - den kürzesten - Weg nach draußen gewählt und das geschlossene Fenster dabei zerstört. Es gab gar keinen Dämonen – und auch keinen Mord, wie ich zunächst vermutete.“
Miss DeBeers nickte. „Mein Vater verschied schon vor etwa fünf Jahren. Als er nach meiner Geburt meine besonderen magischen Fähigkeiten entdeckte, versteckte er mich und bildete mich insgeheim aus. Ich spielte seine Haushälterin und als er starb, hielt ich sein Ableben geheim. Ich ging sogar so weit, Schriften in seinem Namen an die thaumaturgischen Fachzeitschriften zu senden. Lange ging das gut, bis…“
„…bis er den Vorsitz der Thaumaturgischen Gesellschaft hätte übernehmen sollen, nicht wahr? Daher mussten Sie seinen Tod vortäuschen, um nicht enttarnt zu werden.“ Sie nickte abermals.
„Sie sind etwas Besonderes, Miss DeBeers. Mit Ihnen könnte ein neues Zeitalter beginnen."
Sie lächelte, zum ersten Mal an diesem Abend. "Gut möglich. Aber ist diese Welt bereit dafür?"

Inspektor James Williams sah noch lange dem in der Ferne verschwindenden Wagen der Magierin nach, während er nachdenklich bunte Rauchkringel aus seiner Pfeife in die Nachtluft blies. Vielleicht, ja vielleicht war das Empire letztendlich doch noch nicht dem Untergang geweiht...

 

Na endlich mal ein Thema des Monats, mit auch ich etwas anfangen konnte ;-)

Ursprünglich wollte ich die Geschichte bei der Storyolympiade einreichen (wer weiß, vielleicht mach ich das auch noch), daher nicht über die Länge wundern (ich musste ja unter 16000 Zeichen bleiben).
Viel Spaß beim Schmökern!

 
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Sehr nett. Ein wenig Terry Pratchett - was ja alles andere als schlecht ist. :)
Hab die Geschichte gern gelesen.

Aber der schluß??? :confused: Muss denn dieser erhobene moralische zeigefinger kommen? Gleichberechtigung schön und gut, aber das kann man doch auch ansprechender verpacken oder? So wirkt der Schluss aufgesetzt und man fragt sich ob du die ganze sehr angenehme geschichte nur geschrieben hast um uns 'die Moral von der Geschicht' überbraten zu können :D

Zudem wäre es sicher auch ganz gut gewesen, wenn man als Leser dabei gewesen wäre, als der Inspektor hinter das Geheimnis steigt, so dass man selber hätte miträtseln können. Jetzt bekommt man nur das Ergebnis präsentiert was ein wenig frustrierend ist, da bei solchen Kriminalgeschichten der besondere Kick darin besteht, den Fall selber noch vor dem Inspektor zu lösen.

 
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Hallo Ghostwriter,

alles in allem hat mir deine geschichte schon sehr gut gefallen, allerdings waren da zwei absätze, die ich doch sehr zu bemängeln hab.

1.

Die Haushälterin erklärte bereitwillig, dass sie gestern ihren freien Tag gehabt hatte und gegen 11 Uhr mit der Fähre zu Verwandten hinüber nach Calais im britischen Protektorat Nordfrankreich gefahren sei.
Eigentlich habe sie noch am gestrigen Abend zurückkommen wollen, aber aufgrund des Sabotage-Akts gegen die Wasserdrachen, die die Fähre zurück nach Dover ziehen sollten, sei sie erst wieder am heutigen Morgen, nachdem man neue Drachen aufgetrieben hatte, nach London zurückgekehrt.
Williams nickte und paffte gedankenverloren kleine Rauchkringel. Er erinnerte sich daran, davon heute in der Morgenausgabe der Times gelesen zu haben. Man vermutete einen Anschlag einer Rebellengruppe, die gegen die Besetzung Frankreichs durch die britische Krone kämpften.
Mrs. Faugherty berichtete weiter, sie habe gegen 10 Uhr heute Morgen die Haustür geöffnet, als ihr auch schon der bissige Gestank entgegengeschlagen sei. Als sie die Zerstörungen in der Studierstube gesehen habe, sei sie aus dem Haus gerannt und habe umgehend die Polizeiwache im benachbarten Dorf aufgesucht.
diesen ganzen absatz finde ich viel zu viel tell und zu wenig show. es lässt den leser nicht teilhaben, es ist mehr so ein herunterrasseln von hintergrundinformationen. vielleicht lässt sich das irgendwie ansprechender in die geschichte einflechten?

Williams winkte ab. „Das meiste wissen wir doch schon, Maloy. DeBeers wurde im Jahre 1711 geboren, studierte an der Magierakademie in Oxford und verdiente sich im Krieg etliche Auszeichnungen. Vor einigen Jahren zog er sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück und kaufte dieses abgelegene Fachwerkhäuschen außerhalb Londons, um sich in Abgeschiedenheit ganz dem Magiestudium zu widmen. Sein Spezialgebiet ist….war die Theorie der Dämonenbeschwörung. Er hat in den letzten Jahren etliche Publikationen zu diesem Thema veröffentlicht. Wissen Sie zufällig, woran er zuletzt genau geforscht hat?“
für diesen absatz gilt ähnliches. wenn beide wirklich um die vergangenheit wissen, dann hat williams keinen grund, seinem kollegen das ganze noch einmal zu erzählen. hier denkt der leser aha, die information ist für mich, nicht für jemanden in der geschichte und dieses gefühl sollte man eigentlich nie bekommen. vielleicht hat der eine nur eine vage vorstellung von der vergangenheit des magiers und stellt dumme fragen, die der andere dann genervt beantwortet? oder was auch immer, jedenfalls wirkt das so sehr unbeteiligt und leblos. ;)

ach ja, der titel ... für mich hat der eher so den hintergedanken mit sich gezogen ein zauberer weniger, (gott sei dank) zumindest in dem moment, in dem ich den titel gelesen habe, hatte ich so das gefühl es sei gut, dass es ein zauberer weniger ist, auch wenn ich noch gar nicht wusste, worum es überhaupt ging :D was anderes fällt mir aber auch nicht ein

ich hoffe ich konnte dir helfen,

gruß,

red unicorn

 

Hallo ConnerReeves,

vielen Dank für Deine Kritik.

Moralischer Zeigefinger? War eigentlich gar nicht beabsichtigt, eine moralische Keule darin unterzubringen. Ich wollte eigentlich nur ein Setting schildern, in dem die Hintergrundwelt aufgrund eines eklatanten Magiermangels bedroht ist und der "Nachwuchs" aus einer ganz unvermuteten Richtung kommt: eben dem der bisher magielosen Frauen. Die Emanzipation hatte ich dabei eigentlich gar nicht im Sinn...

Was die Krimihandlung angeht, gebe ich Dir recht, ich hatte allerdings vermutet, man könne als Leser auch darauf kommen. Daher auch die Andeutungen mit dem geschlossenen/offenen Fenster und der Magielosigkeit der Frauen (Agatha überreagiert da ja ein wenig, als sie nach DeBeers Magie gefragt wird).
Aber vermutlich sollte ich das nochmal überarbeiten, damit es etwas deutlicher wird, auch in anti-emanzipatorischer Hinsicht (natürlich nur storytechnisch gemeint ;-)

 

Joah das an der haushälterin etwas nicht stimmte war durchaus klar, aber eben nur weil du, also der Autor; sie so dargestellt hat dass sie verdächtig wirkt. Aber das allein reicht ja noch nicht aus um sie zu überführen. Das mit den Fenstern habe ich während der Untersuchung nicht mitbekommen und als der inspektor dies am Ende als begründung aufführte klang es für mich auch eher öhm naja nicht wirklich überzeugend.

Aber interessieren würde mich welche drei Fragen der gute dem Dämonen gestellt hat...

 

Hallo Red Unicorn,

auch Dir vielen Dank für Deine Hinweise. Ja, es scheint, daß ich die Geschichte nochmal ein wenig überarbeiten sollte.
Ursprünglich hatte ich die "tell"-Teile in wörtlicher Rede ausgeführt, musste es dann aber wieder ändern, damit ich auf die 16000 Zeichen kam (s.o.), dadurch wirkt es ein wenig langatmig, stimmt. Aber ich wollte meine Hintergrundwelt so dicht wie möglich beschreiben, dadurch wirkt alles wohl ein wenig geballt.

Der Titel hat mir auch Kopfschmerzen bereitet. Die Quintessenz sollte sein: Ein Zauberer weniger - dafür eine Magierin mehr.
Möglicherweise kommt man dadurch auf die falsche Fährte. Vielleicht fällt mir auch noch was besseres ein, was noch nicht zuviel von der Auflösung verrät

 

Ghostwriter schrieb:
„Sie sind etwas Besonderes, Miss DeBeers. Die erste Frau, die die magischen Kräfte, die sie besitzt, beherrschen kann. Vielleicht die erste von vielen weiteren?“

Das ist der Teil, der mich am meisten gestört hat. Er klingt ganz einfach fürchterlich aufgesetzt. Dazu ist er auch noch ziemlich makaber, denn wenn man bedenkt, dass alle anderen mädels mit Magie umgebracht werden, ist die äußerung des guten Inspektors noch unpassender, denn sie ist ja nicht die erste, die die Kräfte beherrschen konnte, sondern die erste, die seit Jahrzehnten lange genug leben durfte.

 
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:D

ConnerReeves schrieb:
Das ist der Teil, der mich am meisten gestört hat. Er klingt ganz einfach fürchterlich aufgesetzt. Dazu ist er auch noch ziemlich makaber, denn wenn man bedenkt, dass alle anderen mädels mit Magie umgebracht werden, ist die äußerung des guten Inspektors noch unpassender, denn sie ist ja nicht die erste, die die Kräfte beherrschen konnte, sondern die erste, die seit Jahrzehnten lange genug leben durfte.

Oha, stimmt, das ist mir so noch gar nicht aufgefallen. Das sollte ich schleunigst ändern.

Erste kleiner Veränderungen hinsichtlich Eurer Anmerkungen habe ich schon mal gemacht, aber ich denke ich muss da insgesamt nochmal in mich gehen.


Wie die Fragen lauteten? Hm, da halte ich es wie Douglas Adams und verrate die nicht - ein bißchen Fantasie muss man doch dem Leser lassen, nicht?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ghostwriter,
im Prinzip hab ich die Geschichte gern gelesen. Das alternative Setting ist dir gut gelungen, stellenweise fühlte ich mich an Jonathan Strouds Bartimaeus erinnert (mein Lesetipp des Jahres übrigens). Zwei, nein, drei Punkte zum Kritteln habe ich aber.
Der Leser kann nicht mit deinem Inspektor mitermitteln, weil ihm das Wissen über Dämonen fehlt. Ein normaler Fantasyleser geht nicht davon aus, dass die Dämonen sofort ab durchs Fenster ins Freie diffundieren, sondern eher davon, dass sie ein bisschen im Haus rummorden. Das hat mich ziemlich irritiert.
Punkt zwei ist die Tatsache, dass die Frau ihren Vater umgebracht hat (Edit: Felsy macht mich gerade darauf aufmerksam, dass ich die Hälfte überlesen habe...). Warum kann er diesen Posten nicht ablehnen? Sich auf gesundheitliche Probleme berufen oder was weiß ich? Warum muss die Frau diesen ganzen Zirkus abziehen?
Und als Letztes, aber als Wichtigstes, der Schluss. Den finde ich nämlich ganz mau. Es wirkt, als hättest du dem Leser nur noch schnell die Auflösung präsentieren wollen, weil du ganz dringend irgendwoandershin musstest. Da solltest du dringend noch mal drüber.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Vita,

danke für Deine Meinung. Ich musste zwar nicht dringend weg, aber mir gingen die Zeichen aus (siehe oben, erster Kommentar). Fürs Kurzgeschichtenforum sollte ich es nochmal ausführlicher überarbeiten.

Bartimäus: Sollte ich vielleicht mal lesen, hatte ich bisher noch keine Gelegenheit dazu - wenn der schon mein Setting klaut ;-)

Mit dem Dämon ist das ja so eine Sache: im Haus morden konnte der ja nicht weiter (war ja niemand zuhause). Aber tendenziell gebe ich Dir recht, warum geht der Inspektor davon aus, daß der Dämon aus dem Haus flieht, wenn er die Gelegenheit hat. Da muss ich mir noch was überlegen mit Dämonenabwehrzaubern im Raum oder so.

Vatermord gab es aber keinen. DAS habe ich aber wirklich relativ deutlich (offenbar aber nicht deutlich genug) geschrieben. Genau das ist ja überhaupt der Grund für die Magierin, den Mord vorzutäuschen: Ihr Vater ist vor einiger Zeit (aus natürlichen Gründen) gestorben und um den Status quo aufrechtzuerhalten, täuscht sie vor, daß er noch am Leben sei (indem sie Fachliteratur in seinem Namen schreibt etc.). Das war ja überhaupt die Pointe der Geschichte...

 

Hi Ghostwriter,

Joah, hat mir gut gefallen. Ich muss zugeben, dass ich mit einem ähnlichen Setting auch geliebäugelt hab. Aber bisher ist noch nix dabei rumgekommen.
Ich kann mich den anderen nur anschließen, wenn du noch ein bisschen mehr Rätselfaktor reinbringst, wär es noch besser. So, dass der Leser noch ein bisschen mehr knobeln kann.

Die Welt fand ich klasse, sehr anschaulich beschrieben. Und die Charaktere haben mir gut gefallen.

Alles in allem, gern gelesen.

Wenn du das Ding für die Storyolympiade möchtest, könntest du allerdings in Schwierigkeiten gertane, weil sie hier als veröffentlicht gilt.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Felsenkatze schrieb:
Wenn du das Ding für die Storyolympiade möchtest, könntest du allerdings in Schwierigkeiten gertane, weil sie hier als veröffentlicht gilt.

oha: perdü! Ich hatte da nur drübergelesen und dachte es gälten nur die gedruckten Veröffentlichungen... naja, wie man sieht, ist die Geschichte sowieso überarbeitungsbedürftig

Dann werde ich mal selbst knobeln, wie man das ganze knobeliger gestalten könnte :schiel:

 

Hallo Ghostwriter,

ja, die Geschichte zu lesen habe ich genossen ;-) War witzig und gut geschrieben, und die beschriebene Welt ist genau mein Ding.

Jetzt kommen nein paar kleinliche Meckereien:

Vor einigen Jahren [...] und kaufte dieses abgelegene Fachwerkhäuschen außerhalb Londons
Ich denke, das würde Williams das so zu Maloy sagen würde; der weiß ja schließlich, dass er sich in einem Fachwerkhäuschen außerhalb Londons befindet, oder? ;)

... hätte einweihen wollen",meinte sie ...
Durch ihre naturgemäße Verbindung zum Mond ...
Lord Rutherford, der Großinquisitor der Krone, ...
"Sire?" Die Inspektoren James Williams und Edmund Maloy kein Komma traten ein.
James, James, auch wenn Sie einer meiner besten Männer sind:Ich wünschte,Sie ...
Er wird es nie erfahren, es sei denn, du erzählst es ihm selbst.
Williams nickte, das Risiko war dennoch nicht gerin, sollte bei der Bechwörung etwas schief gehen, waren sie beide des sicheren Todes
--> der Satz ist einfach ein bisschen zu lang, meiner Meinung nach, mit zu vvielen Kommas.
... bildete sich über der Kreidezeichnung kein Komma ein grünlicher Nebel, ...

Das Ende ... naja, ist schon okay. Aber ansonsten: :thumbsup:
Sehr gern gelesen,
ardandwen

 

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