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Ein zehn Streifen Leben

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04.11.2005
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Ein zehn Streifen Leben

"Bitte zurücktreten, die nächste S-Bahn in Richtung Ostbahnhof fährt ein."

Schon wieder eine Bahn und ich stecke noch immer im Automaten. Ich, eine Streifenkarte vom MVV. Eine Karte ganz neu, ganz glatt und noch jungfräulich. Alle zehn Streifen warten ungeduldig auf ihren Einsatz, ganz neugierig für welche Fahrten wir unseren Service anbieten dürfen. Nur Stadtgebiet oder etwa eine kleine Fahrt aufs Land? Ich habe gehört, da soll es sogar Tiere geben aus denen unten Milch rausläuft. Vielleicht habe ich in meinem doch wahrscheinlich kurzen Leben Glück und kann sowas Aufregendes erleben.

Oh- jetzt werde ich gezogen! Ist das aufregend! Oj je- Warum werde ich jetzt geknickt? Na ja, wahrscheinlich soll es so sein. Zwei Streifen sind nun nach hinten geknickt und abgestempelt. So viel ich vom Tarif gehört habe ist das eine Fahrt bis zur Stadtgrenze. Das heisst unterirdisch - also ohne Licht und Sonne. Wer interessiert sich schon für die Sehnsüchte einer Streifenkarte! Wenigstens ist die Jackentasche, in der ich verschwunden bin und aufbewahrt werde, einigermaßen sauber und bröselfrei. Ein benutztes Taschentuch mußte weichen als ich kam. Gott sei Dank, sonst hätte mich in meiner knapp bemessenen Lebenszeit vielleicht noch der Schnupfen ereilt!

Die Fahrt ist zu Ende und kurz darauf werde ich an andere Hände weitergegeben. Ungelenke Hände, die ziemlich viel an mir rumfummeln, zahllose Ecken in mich hineinknicken, bis sie endlich den Schlitz finden, damit mir der Stempel aufgedrückt werden kann.
Aua, gleich zweimal! Anscheinend Oma und Enkel!
Oma steckt mich in ihre Handtasche, ledergefüttert! Ein angenehmer Geruch ist hier drinnen. Ich glaube das kommt von dem kleinen Flakon in der Seitentasche. Wieder ist die Fahrt zu Ende, ohne daß ich etwas von der großen weiten Welt mitbekommen hätte.

Vier Streifen habe ich nur noch zu bieten. Wenn ich Glück habe, bleibe ich bei der Oma bis zum Ende meiner Streifen. Alte Leute und Kinder sind ganz wild auf Umweltschutz - sprich Wiederverwertung, Recycling. Dann komme ich in die blaue Tonne und erhalte ein neues Leben.

Ich würde so gerne als Lottoschein wiederkommen und Glück bringen. Wenn es sogar ein großer Gewinn wäre, käme ich vielleicht zur Erinnerung in einen Rahmen und hätte das ewige Leben. Schreibpapier aus Recycling Papier wäre auch nicht schlecht. Dann möchte ich bitte als Liebesbrief Freude oder als Roman Karriere machen! Als Klopapier möchte ich bitte nicht wiederkommen! Aber wie schon gesagt, wer interessiert sich für die Sehnsüchte einer Streifenkarte!
Peng! Wieder zwei Streifen geknickt und gestempelt. Nun bin ich schon ganz schön mitgenommen. Zerknittert, verschrumpelt, verfleckt und gar nicht mehr stabil. Von meiner einstigen Schönheit ist nichts mehr übrig und es fällt immer schwerer mich noch in den Schlitz schieben zu können.

Sollte ich bei meinem eigentlichen Käufer, mittleren Alters mein Leben aushauchen, dann schau ich alt aus. Diese Generation denkt nicht so bewußt und ich lande bestimmt im Restmüll. Aber dann steige ich als Rauch aus dem Schornstein der Müllverbrennung und sehe doch noch den blauen Himmel.

Zwei Streifen noch, dann entscheidet sich mein Schicksal!

 

Hallo Angi,

deine Geschichte finde ich nicht schlecht. Grammatikalisch gut geschrieben. Der Inhalt macht mich ein bisschen stutzig. Die Struktur ist nicht ganz kohärent. Die Übergange sind nicht fließen und es gibt einige sprachliche Ausdücke die nicht ganz passen. Aber wie gesagt, die Idee ist nicht schlecht.

Macht Spaß es zu lesen.

Gruß

Eddie

 

Hallo Angi,

eine nette Idee, einmal eine Fahrkarte zu Wort kommen zu lassen.
Vor allem die Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen, während sie immer mehr an Wert verliert, finde ich gut. Nur nicht als Klopapier enden zu wollen.

Noch ein paar Anmerkungen:

Alle 10 Streifen warten ungeduldig auf ihren Einsatz, ganz neugierig für welche Fahrten wir unseren Service anbieten dürfen.
zehn (Zahlen ausschreiben)

Ich habe gehört, da soll es sogar Tiere geben aus denen unten Milch rausläuft.
Komma nach Tiere

Oj je- und nun werde ich ganz brutal geknickt!
Wiederholung; vielleicht besser: Oh je, warum werde ich jetzt geknickt?

So viel ich vom Tarif gehört habe ist das eine Fahrt bis zur Stadtgrenze.
Soviel ich sehen kann, ist das eine Fahrt bis zur Stadtgrenze.

Wenigstens ist die Jackentasche in der ich verschwunden bin und aufbewahrt werde, einigermaßen sauber und bröselfrei. Ein benutztes Taschentuch mußte weichen als ich kam.
Komma nach Jackentasche und weichen

Ungelenke Hände, die ziemlich viel an mir rumfummeln, etliche Knicke erfolglos versuchen und endlich es so weit gebracht haben, daß ich in den Schlitz gesteckt werden kann und den Stempel aufgedrückt bekomme.

Ungelenke Hände, die ziemlich viel an mir rumfummeln, zahllose Ecken in mich hineinknicken, bis sie endlich den Schlitz finden, damit mir der Stempel aufgedrückt werden kann.

Anscheinden Oma und Enkel!
Anscheinend

Zusammenfassend habe ich die kleine Geschichte gern gelesen.

Viele Grüße
bambu

 

Hi Angi,

deine Geschichte hat mir ganz gut gefallen. Es wirkt zwar etwas unwahrscheinlich, dass eine einzige Streifenkarte gleich an die ganze Großfamilie weitergereicht wird, aber gut, ich sehe ein, ansonsten wäre die Geschichte etwas zu einseitig. Ich konnte mich jedenfalls ganz gut in die Streifenkarte hineinversetzen, und das ist wahrlich keine leichte Aufgabe! Auf den ersten Blick hat mich die Idee ein bisschen an einen Schulaufsatz erinnert, so à la: "Stellt dir vor du wärst eine Zahnbürste..."
Sorry, war nicht bös gemeint, deine Geschichte möchte ich natürlich nicht mit Grundschulaufsätzen vergleichen.
Hat jedenfalls Spaß gemacht sie zu lesen :-)

Gruß
elibro

 

"Stellt dir vor du wärst eine Zahnbürste..."

:D Mein Grundschulaufsatz war damals: "Ein alter Schuh erzählt..."

@angi: Eigentlich würde ich die Geschichte unter Kinder posten.
Deine Idee ist ganz witzig, wobei es doch etwas dramatischer hätte sein können: Das Abstempeln zB tut doch weh...Oder spüren Tickets keinen Schmerz ;) ?

Lieber Gruß
bernadette

 

Ja, angi, das ist ein Schulaufsatz. Allerdings einer von der langweiligen Sorte. Weil es darin zu sehr menschelt, nach dem Motto, eine Karte ist auch nur ein Mensch. Es wird auch zuviel sofort verraten.

Besser wäre es, die Tatsache, daß die Protagonistin eine Streifenkarte ist, erst ganz am Ende oder gar nicht zu erwähnen. Soll sich der Leser doch anstrengen! Soll er doch denken, daß da eine Frau gestempelt und geknickt, irgendwohin gesteckt und herumgetragen wird etc. Ich meine, die unbekannten Gerüche, die sie in einer Tasche vorfindet, das allein reichte aus für eine Geschichte.

Dion

 

hello angi,

ganz nett geschrieben, aber zu wenig überraschend und von der Thematik her zu ausgelatscht. Ich habe kürzlich eine ähnliche Geschichte aus Sicht einer alten Red-Bull-Dose gelesen - die Idee, Dinge menschlich fühlen zu lassen, müsste angesichts ihres Alters eine Spur origineller serviert werden.

Viele Grüße vom gox

 

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