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Einberufungsbescheid

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01.06.2005
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Einberufungsbescheid

Der Empfänger dieser Mitteilung wird hiermit zum Wehrdienst in den Streitkräften des Planetenbundes (VAIAR) herangezogen. Er hat sich ab dem in Anlage A angegebenen Datum in der dort spezifizierten Basis einzufinden. Die Transferkosten sind vom Einberufenen selbst zu tragen, können jedoch auf Antrag ersetzt werden (siehe Anlage A). Der diesem Schreiben beigefügte Wehrvertrag ist zu diesem Zweck zu signieren und mitzubringen.
Der Einberufene hat das Recht, innerhalb einer Frist von vier (4) Standardwochen Widerspruch einzulegen. Hierzu genügt ein formloser Antrag an die zuständige Wehrbereichsbehörde (siehe Briefkopf). Dieser Widerspruch hat umwandelnde Wirkung, d.h. der Wehrdienst wird nach Paragraph 14 BWG in einen Freiheitsentzug von fünf (5) Standardjahren umgewandelt. Des Weiteren kann der Einberufene bei Nachweis entsprechender akademischer Eignung seine Verwendung in einer kriegswichtigen Industrie beantragen. Die notwendigen Formulare finden sich in Anlage D. Bitte beachten Sie, dass das Recht auf ein Aufschubverfahren nach Paragraph 15 BWG für die Dauer der aktuellen Kampfhandlungen ("Array-Krieg") außer Kraft gesetzt ist. [...]

Der Einberufene bestätigt des Weiteren, dass ihm bekannt ist, dass notwendige medizinische Versorgungen von den ihm zugeteilten stabsmedizinischen Stellen übernommen werden. Im Rahmen dieser Versorgung entnommene Gewebe gehen in den Besitz der VAIAR über. Sollte der Einberufene insbesondere während eines Einsatzes ums Leben kommen und anschließend reanimiert werden, so geht sein Körpergewebe für die Folgezeit in den Besitz der VAIAR über. Dies ist gültig, bis ein Militärgericht über die Wiedererteilung der Persönlichkeitsrechte entschieden hat. [...] Verstirbt der Einberufene während des Einsatzes und ist eine Reanimation technisch oder ökonomisch nicht vertretbar, so können den Angehörigen auf Antrag die DNS, sowie ein neuraler Abdruck ("Neuroscan-Upload") des Einberufenen überstellt werden. Die Kosten zur Extraktion dieser Materialien haben die Antragsteller zu tragen. [...]

Der Einberufene willigt ein, an seinem Körper für den zugeteilten Einsatz notwendige Modifikationen vornehmen zu lassen, sofern diese nach dem derzeitigen Stand der Technik reversibel sind. Sollten die Modifikationen lebensnotwendig sein, so sind auch irreversible Techniken erlaubt. Diese Modifikationen umfassen insbesondere die Ausstattung mit gentechnisch und/oder nanotechnologisch erzeugten oder modifizierten Mikroorganismen ("Nano-Bots"), der Ersatz von Gliedmaßen oder Organen durch bionische Mechanismen oder die Unterstützung und Ergänzung von Sinnesorganen durch neurale Interfaces. [...] Die eingebrachten Materialien und Technologien verbleiben nach Beendigung der Dienstzeit im Besitz der VAIAR. Können sie nicht wieder entfernt werden, da sonst z.B. lebenswichtige Funktionen betroffen wären, so hat der Einberufene die Möglichkeit, diese zu erwerben. Kann er die dazu notwendigen Geldmittel nicht aufbringen, so kann ggf. ein Kreditantrag gestellt werden und/oder die Dienstzeit um eine von der Wehrbereichsverwaltung festzulegende Zeitdauer verlängert werden. [...]

Tetian Keranoil, 24, Elektriker, pulte die beiliegende Signiernadel aus ihrer sterilen Plastikverpackung und stach sie in seine Fingerkuppe. Während er den winzigen, roten Tropfen auf dem dafür vorgesehenen, konservierenden Feld applizierte, dachte er: »Wie passend! Ich verkaufe meine Seele, und den Vertrag unterschreibe ich mit meinem Blut.«

 

Achtung, Kopf einziehen, die Mädls stürmen das geschützte
Scifi-Reservat!!! :D :D :D

 

Hi Lems Erbe,

danke für den Überschwang! Ja, das Ende ... aber wie Deine Vorschläge schon zeigen, gibt es keine richtigen Alternativen, oder?
Mich freut jedenfalls, wenn ich Dich unterhalten (oder erschrecken) konnte. :)

Hi Wölfchen,

Lob kann man ja nie genug haben, also halt Dich nicht zurück :D

gbwolf schrieb:
Visionen 2004 gelesen und sowohl von Gruber (Nano-Bots), als auch von Mommers (Universal Soldiers) geklaut ... aber Du formulierst das einfach schöner.
Das heißt übrigens nicht geklaut, sondern "Anleihen genommen" oder "in eine Reihe mit ... eingestellt". ;) Allerdings will ich mal erwidern, dass ich (zu meiner Schande) Visionen 2004 noch nicht gelesen habe, und ich diese Elemente daher mitnichten bei den genannten Herren sondern bei denen geklaut habe, von denen die sich inspirieren ließen: Walter John Williams, Joe Haldemann, Michael Miner, David R. Bunch und all die anderen Helden aus New Wave und Cyberpunk, die lange vor uns von Nanobots und Cyborg-Soldaten wussten.

Ich bin ja irgendwie versucht, mal einen Sach-Artikel über das Element des Neuen in der SF zu schreiben. Allerdings bin ich mir sicher, auch damit nichts Neues zu verkünden. :)

Das sieht jetzt so aus, als wüsste ich den überwiegend positiven Tenor Deiner Kritik nicht zu würdigen. Ist aber nicht so, ich hab's schon verstanden.

:) Naut

 

von Gruber (Nano-Bots),
Falsch!
Die Idee hatte S. Lem schon vorher: Waffensysteme des 21. Jahrhunderts bzw. Der Unbesiegbare.

Proxi, Hueter der reinen Lehre, Hohepriester des LEM bzw. GOLEM IX und Vormittagsgott auf Halbtagsstelle

 

Lach-und Sachgeschichten

Verdammt! Irgendwie kommt mir die Geschichte bekannt vor :sealed: Ich muss zugeben, dass ich sie schon fast vergessen hatte. Nach nochmaligem Lesen komme ich aber wieder zu der Festellung, dass sie mir gefällt, die Geschichte, auch wenn sie a bissl trocken (oder wie man hier sagt: "dröhch") ist.
Ja das waren noch Zeiten, damals (*hinterherwein*).

Ich bin ja irgendwie versucht, mal einen Sach-Artikel über das Element des Neuen in der SF zu schreiben. Allerdings bin ich mir sicher, auch damit nichts Neues zu verkünden.
Nur zu! Auf in fremde Gefilde! Trotz winziger Einsichten in den Bereich SF würde mich so ein Artikel locken. Und andere sicher auch ...:thumbsup:

Gruß,
HienTau

 

Proproxilator schrieb:
Die Idee [der Nanobots] hatte S. Lem schon vorher: Waffensysteme des 21. Jahrhunderts bzw. Der Unbesiegbare.
Semi-falsch. Bei Lem handelt es sich um Mikrobots. Die "Idee" von Nanotechnologie im menschlichen Körper tritt grob das erste Mal wohl in dem Film "Die phantastische Reise" von 1966 auf, wobei es sich hier allerdings noch um ein geschrumpftes U-Boot mit Menschen handelt. Wohl auch hiervon inspiriert schrieb Eric Drexler das Sachbuch "Engines of Creation" (1985), worin er viele - damals in Fachkreisen umherschwirrende - Ideen zusammenfasste. Die Idee breitete sich dann schnell über die ganze SF aus.

@HienTau: Ja ja, die alten Zeiten ;) Mal sehen, ob ich dazu komme, so einen Artikel zu verfassen. Ich schreibe lieber Geschichten.

 

Semi-falsch. Bei Lem handelt es sich um Mikrobots.
Was bitte ist der Unterschied? "nano" und "mikro" sind lediglich andere Groessenordnungen und Lem hat, wenn es Dir besser gefaellt, in der PuF I und II bereits davon gesprochen. Ich habe vielleicht nicht deutlich gemacht, dass er nicht der Erste war, aber wie immer hat er die Idee konsequent ausgedacht.
Die "Idee" von Nanotechnologie im menschlichen Körper tritt grob das erste Mal wohl in dem Film "Die phantastische Reise" von 1966 auf, wobei es sich hier allerdings noch um ein geschrumpftes U-Boot mit Menschen handelt.
Ich wette, wenn ich in meinen alten SF-Buechern rumsuche, finde ich einen frueheren Hinweis (und im Uebrigen gab es die Konzeption bereits in der Antike, wenn auch eher im methaphorischem Sinne).
Es gruesst von der Isla
Proxi

 

Die Größenordnung ist hier schon wichtig, weil ein Mikrobot ja zB nicht die Aufgaben von Enzymen übernehmen kann. (Ob ein Nanobot das kann sei mal dahingestellt. :) )

Aber dass Lem viele Ideen schon vorher andeutete, die wiederum andere schon vor ihm hatten, ist wohl eine Binsenweisheit, oder? Ich jedenfalls habe die letzten zehn Jahre keine neue Idee in der SF mehr gesehen, aber eine Menge neue Sichtweisen. Es ist ein stetiger Übergang, jeder Schritt ist "nicht neu", aber irgendwann wird etwas anderes daraus.

So, genug geschwafelt. Proxi, schreib etwas zu "Felix Marcus Silvester."!

Beste Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,

ein Formular ist für mich eigentlich keine Kurzgeschichte, auch wenn es fiktiv ist. Aber ich habe auch schon mal etwas kg-fremdes gepostet. Insofern keine Kritik!

Trotz dieser behördlichen Knappheit zeichnet der Text ein sehr rundes Bild einer sehr zynischen Welt.

Einerseits finde ich die letzten Zeilen mit dem Bewerber verzichtbar. Andererseits liefert er ja nicht nur einfach einen Blutstropfen ab, sondern gleichzeitig eine Blutprobe, mit der man allerlei Informationen über sich preisgibt (DNA, Erkrankungen und Suchtgewohnheiten etc.). Was aber wohl nicht die beabsichtigte Aussage war... Oder doch?

Kleinigkeit: die Abk. "VAIAR" müsste irgendwo mal aufgelöst werden.

besten Gruß
nic

 

Hi nictita,

erstmal danke für's Lesen & Gutfinden!

nictita schrieb:
ein Formular ist für mich eigentlich keine Kurzgeschichte, auch wenn es fiktiv ist. Aber ich habe auch schon mal etwas kg-fremdes gepostet. Insofern keine Kritik!
Da hast Du Recht, aber Prosa ist es schon (denn dass es keine Lyrik ist, dürfte klar sein ;) ).
Einerseits finde ich die letzten Zeilen mit dem Bewerber verzichtbar. Andererseits liefert er ja nicht nur einfach einen Blutstropfen ab, sondern gleichzeitig eine Blutprobe, mit der man allerlei Informationen über sich preisgibt (DNA, Erkrankungen und Suchtgewohnheiten etc.). Was aber wohl nicht die beabsichtigte Aussage war... Oder doch?
Doch. Das ist eine der Ebenen.
Kleinigkeit: die Abk. "VAIAR" müsste irgendwo mal aufgelöst werden.
Nö, finde ich nicht. Formulare wimmeln von solchem Kauderwelsch, da ist es eigentlich egal, was das genau bedeutet.

Dank &viele Grüße,
Naut

 

Hey Naut,

der Wisch, den Keranoil da bekommt, erinnert (natürlich) an den, der wehrfähigen, männlichen Menschen über 18 in Deutschland zugestellt wird - jedenfalls von Grundtenor und den ganzen krassen Klauseln her (Besitzanspruch bei Reanimation, ökonomisch nicht vertretbar etc).
Eigentlich aber nur eine Ideenskizze, denn auch wenn du die Probleme, die mit der Kriegstechnik der Zukunft einhergehen schon andeutest, hätte man das ganze natürlich viel länger machen können (müssen, um die tolle Idee nicht zu verschleudern?).
Insgesamt aber ein netter kleiner, bissiger Snack für Zwischendurch.

Viele Grüße,
Seaman

 

Thanx Seaman!

Wo Du's gerade erwähnst:

MisterSeaman schrieb:
Eigentlich aber nur eine Ideenskizze, denn auch wenn du die Probleme, die mit der Kriegstechnik der Zukunft einhergehen schon andeutest, hätte man das ganze natürlich viel länger machen können (müssen, um die tolle Idee nicht zu verschleudern?).
Die Erzählung zur Skizze ist fast fertig (seit 23 Jahren in Planung, und jetzt endlich!), wollte nur vorher noch den Garten des Kraken überarbeiten.

Danke!
Naut

 

Sehr geehrter Wehrpflichtiger,

was haben wir uns unter dem Array-Krieg vorzustellen?

So stark unterschiedlich von dem was moderne Staaten mit ihren Rekruten machen ist das gar nicht... Man könnte sich schon fragen, ob Staaten zuzeiten einen Teil ihrer Bürger in den Tod schicken müssen, um überleben zu können. Pazifismus war mir immer zu einfach.

Sehr Elegant: Der Einspruch mit umwandelnder Wirkung :D

Am Ende bleibt die Frage, ob der Text eines fiktiven Dokuments mit einem kurzen Zusatz eine Geschichte ist. Interessant fand ich es auf alle Fälle.

Lieben Gruß,

Fritz

 

Hallo Fritz,

Berg schrieb:
was haben wir uns unter dem Array-Krieg vorzustellen?
Das kläre ich, sobald die Geschichte, zu der dieses Fragment eigentlich die Skizze ist, fertig ist.

Abgesehen davon vielen Dank für die Anmerkungen. Die Frage, ob Geschichte oder nicht, können - wenn überhaupt - nur Literaturwissenschaftler klären. :)

Grüße,
Naut

 

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