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Eine Frage der Perspektive

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10.10.2006
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Eine Frage der Perspektive

Lennard deVinter lebte in einem festen Korsett von Regeln. Viele dieser Regeln waren einleuchtend, fast möchte man sagen: Normal. Niemals gegen jemanden Karten oder Pool spielen, dessen Name wie der einer Stadt klingt. Niemals eine verheiratete Frau in deren Haus beglücken, keinen gelben Schnee essen und nichts Schweres nach zehn Uhr, sich von minderwertigen russischen Waffen fernhalten und auch von verhärmten Prostituierten. Seine neun Millimeter halbjährlich zur Inspektion geben und seine dreiundzwanzig Zentimeter vierteljährlich. Die Liebe aus der Gleichung nehmen und auch den eigenen Stolz, keine Eitelkeit zulassen und erst recht keine Freude. Ruhig bleiben, auch wenn es schwer fällt. Und sich aus allem raushalten, was nichts einbringt - außer Scherereien.
Doch leider sah Lennard deVinter seine eigenen Regeln viel zu oft eher als unverbindliche Handlungsempfehlungen an. Wenn er sie immer befolgt hätte, seine Regeln, dann wäre ihm das jämmerliche Ende erspart geblieben, das ihn drei Jahre nach dieser Nacht ereilen sollte, als er mit einem Schmetterlingsmesser im linken Lungenflügel und mit Tripper am Schwanz elendig in einer Seitenstraße Bangkoks krepierte.

In der rauchgeschwängerten Luft war die Uhr kaum zu erkennen. Man musste schon die Augen zusammenkneifen, um sie dort hängen zu sehen. Und wenn man die Augen noch etwas fester zusammenkniff und das Beißen des Rauchs in ihnen ignorierte, dann konnte man die Uhr auch lesen und feststellen, dass sich Lenny verspätet hatte. Eigentlich sollte er schon hier sein. Seine Verabredung wartete auf ihn. Dort saß sie. Eine Göttin in Weiß. Haare so schwarz wie der Lauf einer Magnum. Das Kleid – eine Versuchung. Die Augen – ein Versprechen. Und jetzt starrte sie nach oben auf den Spiegel, der Willy’s Diner zu einer Attraktion machte. Man musste nur den Kopf heben und konnte alles sehen, alles und auch sich selbst. Aber in gnädigem Licht. Wobei sie, Lennys Verabredung, natürlich kein gnädiges Licht benötigte, so wie sie da saß, an ihrem runden Tisch, von dem ein weißes Tuch fast bis zum Boden floss. Und auf dem eine einzelne Kerze darauf wartete, Licht und Trost und Vergessen zu spenden.

Hinter der Bar stand Big Willy LaBeau und polierte Gläser. Auch er hatte ein Auge auf die Göttin in Weiß geworfen. Doch die Jahre, als sie in Reichweite gewesen war oder wenigstens als Streifen am Horizont erkennbar, diese Jahre waren schon lange außer Sicht. Jetzt war er hier und polierte Gläser – zumindest in seiner Bar und nicht in der eines anderen. Und hinter ihm, da standen die Flaschen mit flüssigem Glück. Und er sah auf die Göttin in Weiß und lauschte der Göttin in Schwarz am Piano.
Still! Er kommt!
Ich hör ihn denken.

Lenny schob sich in die Bar, in seinem Mundwinkel glimmte eine Zigarette. Sie spielte heute Abend. Sie spielte jeden Abend. Schon lange gab es eine Regel dagegen.
Lenny stand still und lauschte der Göttin in Schwarz am Piano. Ihre Haare waren kurz geschnitten und so rot wie die Flamme eines Feuerzeugs. Und sie spielte Lieder so traurig und klamm wie die Beerdigung eines guten Freundes.
Lenny schüttelte die Gedanken von sich, ließ den Blick über die Tische schweifen und sah dann die Kerze und auch die Frau hinter der Kerze. Sie hatte den Mund halb geöffnet, Lenny konnte ihre Zähne sehen, und sie schaute ihn an. Als er einen Schritt auf sie zumachte, senkte sie ihren Blick.
Lenny ging auf sie zu, als er plötzlich in seinem Nacken Blicke wie Dolche fühlte. Er drehte sich um, zu der Frau am Piano, doch die spielte weiter, starrte immer noch auf die Tasten. Und auch sonst beachtete ihn niemand. Alle waren in ihren Gesprächen oder in ihren Drinks versunken.
Lenny setzte sich zu der Frau: „DeVinter. Wir waren verabredet.“
Die Frau kramte in ihrer weißen Handtasche. Lenny sah, dass sie ihre Nägel bordeauxrot lackiert hatte. Ihre Hände kamen mit einem Bündel Scheine aus der Tasche hervor. Lenny drückte die Zigarette in den Aschenbecher, fuhr dann mit der Hand zu ihrer hin, zu der Hand, die das Geld – es war ein Haufen Geld – hielt und sagte: „Vorsicht. Hier sind genug Leute, die uns für die Hälfte davon massakrieren würden.“
Die Hand der Frau in Weiß zitterte. Eine einzelne Schweißperle bildete sich auf ihrer Stirn und trat den beneidenswerten Weg abwärts an. Lenny strich über die Hand der Frau. Sie fühlte sich kalt und glatt wie Marmor an.
Dabei nahm er das Geld mit einer fließenden Bewegung an sich und verstaute es in der Tasche seiner Jacke, nahm dann, um Beobachter zu täuschen – und weiß Gott, Lenny wusste, dass man ihn beobachtete – eine Zigarette heraus und zündete sie an.
„Sie übernehmen –“, die Frau räusperte sich, „den Auftrag, ja?“
„Glauben Sie mir“, sagte Lenny. „Ich werde ihre Schwester finden. Ich bin der Beste.“
„Ja? Sind Sie das?“
Lenny nickte. „Gehen Sie. Das hier ist keine Gegend für eine Dame wie Sie.“
Sie schloss ihre Handtasche, erhob sich und verflog wie ein Traum. Lenny sah ihr nicht nach.

„Du hast mir gesagt, wenn ich dich je hier sehe, wenn sie spielt, soll ich dich erschießen.“
Lenny hörte den brummigen Bass Big Willys und starrte weiter auf die Kerze.
„Warum tust du dir das nur an?“
Lenny zog seine neun Millimeter aus der Jackentasche, legte sie vor sich auf den Tisch und sagte: „Hier. Ich will nicht, dass du ein Versprechen brechen musst.“
Big Willy schnaufte, dass es einem Riesen aus den alten Tagen alle Ehre gemacht hätte. „Geh. Tu dir selbst einen Gefallen und geh. Und komm nicht wieder.“
„Hast du keinen weißen Russen für einen alten Freund?“
„Für dich gibt es hier nichts“, sagte Big Willy und legte ihm eine Pranke auf die Schulter. „Für dich gibt es hier gar nichts - mein alter Freund.“

Lenny stand auf und ging zu der Frau am Piano. Es gab Regeln dagegen. Mehr als eine, mehr als für irgendwas sonst. Aber Lenny war nicht der Typ, der nach Regeln spielte. Nun stand er hinter ihr, eine Armlänge entfernt. Und sie spielte wie nur Engel spielen können.
Lennys Augen wurden feucht. Sein Hals eng. Und seine Knie, die wurden weich. Das Lied: Es ging nicht zu Ende. Die Töne schwebten immerzu fort, teilten den Rauch und ließen das Geschnatter der anderen verstummen. Überlagerten alles, überlappten sich, verwoben miteinander, verschmolzen und vergingen schlussendlich.
Sie drehte sich nicht um, als sie fragte: „Was willst du?“ Fragte es mit Grabesstimme, so kalt wie eine Träne am Nordpol.
„Nichts“, sagte Lenny. Das Wort sank zu Boden, von einer Zentnerlast gezogen. „Dich!“ Das Wort stand im Raum und schnell ergänzte Lenny: „Vielleicht.“
Sie drehte sich nicht um. „Geh, es ist besser für uns beide. Du weißt es, wenn wir zusammen sind, dann geschehen schlimme Dinge.“
„Ja“, sagte Lenny mit erstickter Stimme. „Aber es ist es wert, oder?“
„Wenn du fragen musst, dann nein“, sagte sie.
Lenny nickte. „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch“, sagte sie. „Deshalb geh jetzt.“ Sie setzte an und schlug ihre Hände auf die Tasten des Pianos. Lenny stand wieder still und starr. Stand eine halbe Ewigkeit und dann noch weiter. Riss sich plötzlich los, überwand die Armlänge und schlug, noch bevor der Mut ihn verließ, mit einer Hand auf den Kasten des Pianos: Ein dumpfer Schlag, der das vollkommene Spiel für ein oder zwei Wimpernschläge zerstörte.

Auf seinem Weg hinaus fühlte sich Lenny, als stünde er unter einem Lavafall. Die Stelle auf seinem Kopf, ganz oben, brannte lichterloh. Lenny sah hoch, in den riesigen Deckenspiegel, sah alles um sich herum, die Gäste, die Frau am Piano, aber nur ihren Rücken, und er sah sich selbst, wie er da stand und mit matt glimmenden Augen in den Spiegel sah.
Eine dumme, dumme, dumme Aktion. Etwas, das man nicht tut. Etwas, wogegen es eindeutig Regeln geben sollte, einfach so in einen Spiegel zu schauen, das gehört sich wirklich nicht.
Und nun gleiten seine Augen auch noch durch die Gegend wie wild, verfolgen den kleinen schimmernden –vermeintlichen! – Fleck, das winzige … Schmutz … Fata-Morgana dort. Hetzen es über den ganzen Spiegel, diese Illusion, und verlieren es endlich, endlich, endlich, als es sich in der untersten linken Ecke des Spiegels chamäleongleich verkriecht.

Lenny reibt über seine Augen. Zieht an der Zigarette und stapft auf die Tür zu. Er öffnet sie, kalte Luft wirbelt hinein. Lenny schaut über die Schulter, lässt die Augen dabei aber geschlossen. Kaum hat er die Straße betreten, beginnt es zu regnen. Erst ein paar Tröpfchen, dann ein Wolkenbruch. Es trätscht hinunter, so als hätten alle Engel im Himmel beschlossen, gemeinsam aufs Klo zu gehen. Lenny zieht an seiner Zigarette, klappt den Kragen seines Mantels hoch und geht los.

In einer Stadt wie dieser passiert nie nichts. Auf der Hauptstraße flanieren Limousinen entlang, zu jeder Tages- und Nachtzeit, und mehr als eine von ihnen hat eine Leiche im Kofferraum. Dort jetzt: Der schwarze BMW. Am Steuer sitzt Bob Saccamano, Stadtrat für Sport und Vergnügen, und er hat heute Nacht sicher noch beides, denn neben ihm flegelt sich eine blutjunge Schauspielerin in den Sitz, die ihre Rollen nicht gerade ihrem Talent zu verdanken hat.
Und dort schiebt eine alte Frau ihren Einkaufswagen vor sich her, vollgeladen mit dem Schrott anderer Leben, aber für sie wichtig genug, um ihn mit sich zu führen, wohin sie auch geht.
Ein roter Porsche hält vor der Ampel an. Der Mann darin schaut müde hoch, in das Rubinrot der Leuchtanzeige. Er kratzt sich über den kahlen Schädel und fasst sich ans Herz. Er spürt, dass er eins hat. Ein unangenehmes Gefühl. Es zwickt dort und zwackt. Er weiß jetzt genau, wo es schlägt, denn dort sind die Schmerzen. Die Ampel schaltet auf Grün und er gibt Gas. Vielleicht reicht es, wenn er nur schnell genug fährt.
Und da ist auch Lenny. Trottet die Straße entlang in strömendem Regen. Hat beide Hände in seinen Taschen vergraben und seine Hoffnungen tief in sich. Doch halt: Was tut er nun? Er starrt auf die rote Anzeige der Ampel hoch über ihm?
Hat er denn jetzt völlig sein kleines bisschen Verstand verloren? Dieser kleine Bastard. Er greift in seine Manteltasche und ballert um sich. Kugeln schießen durch die Luft, künden von Verderben. Luft segelt vorbei, bildet kleine Spiralen – wie aufsteigende Luftbläschen, nur umgekehrt. Er verfolgt wieder, dieses Musterbeispiel eines Hurensohns, irgendeine Illusion, ballert in der Gegend rum, durchlöchert die Alu-Aufhängung der Ampel, verfolgt das arme, kleine Ding immer weiter, bis es sich schließlich nicht mehr anders zu helfen weiß, als auszubrechen aus dem schützenden Metall, bis es durch die Luft segelt, auf den Asphalt zu, auf ihn zu, auf Lenny zu - in ihn hinein.

Lenny schlägt sich mit einer Hand gegen das Ohr, so als hätte sich dort Wasser eingenistet. Aber es ist kein Wasser. Lenny weiß das. Es ist dieses Viech. Schon lange wusste er es. Er war nicht verrückt. Er wurde beobachtet. Das erste Mal hatte er es vor sieben Jahren gesehen. Als sein Leben anfing, den Bach runterzugehen. Als ihm ständig das Schlimmste zustieß. Als er wusste, sobald er mit einer Frau schlief, war sie des Todes. Sobald er einem Freund die Hand reichte, konnte er gleich Blumen für dessen Beerdigung ordern.
Damals, als er begann, Regeln aufzustellen, hatte er es geahnt, vor sieben Jahren. Es hatte sich versteckt, in einer Fluse an der Decke seines Hotelzimmers. Und auch später – er hatte es oft genug geahnt. Und heute hatte er es gesehen. Ein unterarmlanges Fleischding, mit einem riesigen Auge am oberen Ende. Und jetzt ist es in ihm. Eben hineingeschlüpft, durch sein Ohr.
Lenny pickt mit spitzen Fingern in seinem Ohr herum, kommt aber einfach nicht rein. Dafür sind seine Finger zu fleischig. In seinem Magen rumort es. Lenny schnaubt zweimal, vielleicht kann er es rausniesen. Gott, das Viech war so lang wie ein Unterarm. Es pocht gegen seine Gedärme, will sich ganz klein machen und verstecken, aber ist ungeschickt, wahrscheinlich wegen der Aufregung, es stößt irgendwo in Lenny an, vielleicht gegen eine Drüse. Lennys Puls rast. Er greift sich an die Haare, fieberhaft. Kein Auto mehr in Sicht, die Ampel ist auch abgeschaltet.
Lenny steckt sich einen Finger in den Hals, tief rein, bis hinab zum Gaumen. Und er würgt.

Es ist alles eine Frage der Perspektive. Wenn man auf Asphalt liegt, umgeben von Magensäure und Schleim, dann kommt einem alles irgendwie größer vor. Auch der Stiefel eines Mannes. Die Zeit läuft langsamer ab. Man nimmt alles wahr. Natürlich nicht den Quatsch, den wir seit Jahren erzählen. Diesen Mist, von wegen, dass man das Leben vor sich ablaufen sähe. Nein, man sieht alles durch eine Lupe. Ich kann jetzt zum Beispiel ganz genau das Profil von Lennard deVinters rechtem Stiefel sehen.
Aber abseits meines persönlichen, tragischen, tragischen, tragischen Schicksals wurmt mich am meisten, dass meine treue Leserschaft nun nie Lennys Tod in Bangkok miterleben wird.

 

Hallo Quinn,

In der rauchschwangeren Luft war die Uhr kaum zu erkennen.
Meinem Empfinden nach klingt "rauchgeschwängert" besser.

Und sie spielte Lieder so traurig und klamm wie die Beerdigung eines guten Freundes.
Erstklassig! :thumbsup:

„Vorsicht. Hier sind genug Leute, die uns für die Hälfte davon massakrieren würden.“
Wäre der Satz aus einem Film mit Sylvester Stalone, er hätte das Zeug zum Klassiker.

Big Willy schnaufte, dass es einem Riesen aus den alten Tagen alle Ehre gemacht hätte.
Das mit dem Riesen finde ich dem sonstigen Stil nicht entsprechend - zu abgehoben. Vielleicht findest du einen handlicheren Vergleich.


Ja, doch, hat mir viel Spaß gemacht, die Geschichte. Sie ist flott und irgendwie ziemlich hart erzählt - wer's hier schafft sich zu langweilen hat fast schon einen Preis verdient.
Verstanden habe ich sie aber, ich muss es gestehen, nicht. Wie kommt es denn mit Lenny zu dem eingangs geschilderten Ende und wie steht es im Zusammenhang zum Ende der Geschichte?
Na ja, steht ja unter "seltsam" das Ganze, da muss man nicht alles begreifen.
Aber sprachlich wirklich eine sehr runde Sache, versehen mit kleinen Kostbarkeiten.


Gruß,
Abdul

 

Hallo Quinn,

mh, ich muss zugeben, daß ich trotz zweimaligem Lesen nicht durchblicke.
Ich sehe einen Film, doch die Schnitte überfordern mich, den Charakteren kann ich nur bedingt folgen und sie einordnen in der Zeitlinie der Geschichte. Und den letzten Satz kapiere ich ebenfalls nicht, mag ihn aber dennoch.
Kurz : ich hab nur wenig kapiert, doch die Bilder finde ich interessant.
Ich könnte den Film nicht nacherzählen, nicht zusammenfassen, doch ich finde die Bilder eindringlich und plastisch.
Mir hat er gefallen, der Kurzfilm.

Was mir sonst textlich so auffiel :

Die Liebe aus der Gleichung nehmen und auch den eigenen Stolz, keine Eitelkeit zulassen und erst recht keine Freude. Ruhig bleiben, auch wenn es schwer fiel. Und sich aus allem raushalten, was nichts einbrachte - außer Scherereien.
ist der Tempuswechsel Absicht ? Mir erschliesst sich der Sinn nicht so ganz.
Lenny setzte sich zu der Frau: „DeVinter, wir waren verabredet.“
da würde ich einen Punkt machen, "DeVinter. Wir waren verabredet. Sonst klingt es mehr nach Ansprache denn Vorstellung
Dabei nahm er das Geld mit einer fließenden Bewegung an sich und verstaute es in der Tasche seiner Jacke, nahm dann, um Beobachter zu täuschen – und weiß Gott, Lenny wusste, dass man ihn beobachtete – eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an.
die zweite Tasche würde ich rausformulieren, eine Zigarette heraus würde reichen
Und sie setzte an und schlug ihre Hände auf die Tasten des Pianos. Und Lenny stand wieder still und starr. Stand eine halbe Ewigkeit und dann noch weiter. Riss sich plötzlich los, überwand die Armlänge und schlug, noch bevor der Mut ihn verließ, mit einer Hand auf den Kasten des Pianos: Ein dumpfer Schlag, der das vollkommene Spiel für ein oder zwei Wimpernschläge zerstörte.
die Hände auf die Tasten schlagen klingt vermutlich eher kakophonisch denn vollkommen.

Grüße
Confused Seltsem

 

Hallo Abdul,

Ja, doch, hat mir viel Spaß gemacht, die Geschichte. Sie ist flott und irgendwie ziemlich hart erzählt - wer's hier schafft sich zu langweilen hat fast schon einen Preis verdient.
Das hört man wirklich gerne. Mir hat's auch unanständig viel Spaß gemacht, sie zu schreiben.

Verstanden habe ich sie aber, ich muss es gestehen, nicht. Wie kommt es denn mit Lenny zu dem eingangs geschilderten Ende und wie steht es im Zusammenhang zum Ende der Geschichte?
Die Geschichte war gar nicht so zum Rätseln gedacht, aber deine und C. Seltsems Antworten haben mir jetzt klar gemacht, dass es wohl doch eine "Rätsel"-Geschichte ist.
Ich kann ja mal einen kleinen Tipp geben: Wenn man den Titel der Geschichte wörtlich nimmt, als Frage nach der Erzähl-Perspektive, dann wird es vielleicht klar.

Aber sprachlich wirklich eine sehr runde Sache, versehen mit kleinen Kostbarkeiten.
Das freut mich nochmal.
Deine Anmerkungen: Da muss ich noch mal mit mir in Klausur gehen.
Moment...

"Rauchschwanger/Rauchgeschwängert" - ach herrje. ;) Das ist bestimmt eine furchtbar komplizierte Grammatikfrage. Ich werde einfach deins nehmen!

Das mit dem Riesen finde ich dem sonstigen Stil nicht entsprechend - zu abgehoben. Vielleicht findest du einen handlicheren Vergleich.
Das ist natürlich bequem, aber: Es liegt hier am Erzähler, nicht am Autor. ;)

Dank dir fürs Lesen
Quinn

Hey C. Seltsem,

mh, ich muss zugeben, daß ich trotz zweimaligem Lesen nicht durchblicke.
Ich hab schon ein schlechtes Gewissen. Erst die "Insel"-Nummer und jetzt die hier ...

Ich sehe einen Film, doch die Schnitte überfordern mich, den Charakteren kann ich nur bedingt folgen und sie einordnen in der Zeitlinie der Geschichte. Und den letzten Satz kapiere ich ebenfalls nicht, mag ihn aber dennoch.
Es ist, glaube ich, eine "ungewöhnliche" Geschichte, in der Art, dass man - um sie zu kapieren - eine Frage stellen muss, die man normalerweise nicht stellt. Ich bin mir aber fast sicher, wenn man diesen "Gag" sieht, liest man die Geschichte ganz anders -und dann kommt so ein ulkiger doppelter Boden-Effekt auf.
Wie ich schon zu Abdul gesagt habe, es war von mir gar nicht als Rätsel-Geschichte gedacht (weil ich da auch kein riesiger Fan von bin), aber nu isses halt eine geworden. Hat ja auch irgendwo einen Reiz. ;)

Mit deinen Anmerkungen gebe ich dir Recht - mit allen. Bei der letzten ist es so gemeint, dass sie die Tasten anschlägt - als er sie dann später unterbricht, war sie schon wieder beim "vollkommenen Spiel", das muss ich verdeutlichen.

Dir auch Danke für deinen Kommentar - und ich verspreche, ich schreib demnächst wieder Handfesteres ;)

Quinn

 

Ich nochmal. Ich habe jetzt mit einigen Leuten über die Geschichte geredet - und nicht einer hat sie "verstanden", was mich wirklich ein bisschen gewundert hat.
War wohl einfach Betriebsblindheit.

Ich habe dem Ende nun noch so einen "Neonschild"-"Ich bin die Pointe"-Satz hinzugefügt, hoffe dass es nun klarer wird.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

So wie ich das von dir angepriesene Neonschild nicht gefunden habe, habe ich auch nicht den Zusammenhang deines Textes begriffen.
So haue ich, was das verstehen angeht in die gleiche Kerbe wie meine Vorredner - allerdings auch in dem Punkt, dass der Text stark geschrieben ist und kraftvolle Bilder entstehen.
In diesem Fall finde ich das aber wirklich etwas schade, da ich beim besten Willen keine Verknüpfungspunkte zwischen den Szenen zu finden vermag. Nee, das kannst du besser. Bei aller Liebe für freie Interpretation, so ist das alles ein bisschen sehr lose...
Trotzdem war es keine Zeitverschwendung deinen Text zu lesen, denn wie er geschrieben war, kam einem Genuss gleich.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey basti, hey weltenläufer,

es passiert halt das, was ich befürchtet habe. Die Geschichte ist unverständlich und das verärgert dann die Leser. Geht mir auch so, wenn ich eine Geschichte überhaupt nicht raffe. ;)

Und ja, dann "langweilt" sie auch eher, glaube ich. Aber ganz ehrlich:

Nee, das kannst du besser.
Nein, ich glaube nicht. Aus meiner Sicht - ich kenne den "Gag" ja auch-, passt da alles und ich weiß auch nicht, wie ich es deutlicher machen könnte, ohne zu plump zu werden oder die Seele der Geschichte zu verraten im Prinzip. Es klappt halt einfach nicht. Weiß der Geier wieso. Es sind wirklich nen halbes Dutzend Hinweise im Text, es wird offen ausgesprochen und alles. Es ist natürlich ein "seltsames" Element, das ist klar.

Bei aller Liebe für freie Interpretation, so ist das alles ein bisschen sehr lose...
Nein, gar nicht. Es ist da keine David-Lycnh "Ich schreib mal was, ich schau dann, dass die anderen mir sagen, was ich geschrieben habe"-Nummer. ;) Wenn man es einmal sieht, dann ist es unmöglich, es anders zu lesen, glaub ich.

Gruß und Danke für eure Geduld, die Geschichte kommt wohl einfach nicht an
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,
wahnsinnig gute Bilder, die aufzuzählen zu viel Platz nehmen würde, und wahnsinnig gute Geschichte! Warum alle Verständnisschwierigkeiten haben, verstehe ich nicht ganz.

Möglicherweise irre auch ich mich deine Autorintention betreffend, doch ich verstehe deine Geschichte folgendermaßen:

Vordergründig steht die Geschichte Lennys und seines Schicksals.
Dahinter verbirgt sich als eigentliche Geschichte die des Autors.
Denn Lenny ist eine fiktive Figur! Die Welt um ihn herum ist zu deutlich und starkgezeichnet, als dass sie real sein kann. Sie mutet fast schon comic-haft an.
Lenny jedoch macht sich selbständig, sein Bewusstsein überwindet die fiktiven Grenzen und er rebelliert, wendet sich gegen seinen Schöpfer – ohne es zu wissen.
Es fängt damit an, dass er sich nicht an die Regeln hält: Sein Charakter entwickelt sich nicht im Sinne des Autors. Dann löst er sich mit den ihm gegebenen Mitteln und erschießt seinen Schöpfer. Dieser kann Lennys Figur nicht mehr lenken, daher auch nicht mehr Lennys Geschichte zu Ende erzählen, denn er macht sie nicht mehr. Folglich "stirbt" er als Autor (zumindest als der Autor dieser Geschichte).

Die Idee ist nicht neu, doch sehr originell neu gestaltet! Großes Lob!


Kritisches:

Wenn er sie immer befolgt hätte, seine Regeln, dann wäre ihm das jämmerliche Ende erspart geblieben, das ihn drei Jahre nach dieser Nacht ereilen sollte, als er mit einem Schmetterlingsmesser im linken Lungenflügel und mit Tripper am Schwanz elendig in einer Seitenstraße Bangoks krepierte.

Undeutlich und etwas kompliziert formuliert: „krepierte“ kann sich hier auch auf die „Nacht“ beziehen. Da muss man etwas nachdenken. Vielleicht „krepieren wird“?

„Lenny schob sich in die Bar, in seinem Mundwinkel glimmte eine Zigarette. Sie spielte heute Abend. Sie spielte jeden Abend. Schon lange gab es eine Regel dagegen“.

Wogegen? Dass sie jeden Abend spielt? Hm.

Und sie spielte Lieder so traurig und klamm wie die Beerdigung eines guten Freundes.

„Und“ wirkt unbeholfen. Vorschlag: weglassen.

Und auch sonst beachtete ihn niemand.

Wieder das „und“. Außerdem widersprüchlich: Er wird ja beobachtet – er kann nur nicht ausmachen, wer es ist.

„Für dich gibt es hier gar nichts - mein alter Freund.“

Statt Gedankenstrich, lieber Komma.

Fragte es mit Grabesstimme, so kalt wie ein Eiszapfen am Nordpol.

Da rutscht du, finde ich, in Klischeesprache. Geht gegen die sonstige Sprache des Textes.

Es trätscht hinunter, so als hätten alle Engel im Himmel beschlossen, gemeinsam aufs Klo zu gehen.

Warum auf einmal so trivial? Sticht für mich unangenehm heraus. Ist zwar witzig, aber ich würde es mir für einen anderen Text aufsparen.

Auf der Hauptstraße flanieren Limousinen entlang,

ich weiß nicht, ob Limousinen flanieren können – dachte immer, es geht dabei um spazieren gehen(+ sehen und gesehen werden).

Die Geschichte ist bei mir angekommen!
Gruß
Kasimir

 

Hallo Quinn,

Gelesen habe ich Deine Geschichte dreimal. Das 1. Mal bin ich so durchgerast, die Spannung lies kein ruhiges Lesen zu. Das 2. Mal hab ich mich zwingen müssen, langsam zu lesen. Und nun, nach Kasimirs Kommentar las ich sie zum 3. Mal und muss sagen:

Toller, überaus rasanter Text mit eindrücklichen Bildern.

Eine winzige Frage: Meinst Du, der Text könnte an Tempo verlieren, wenn Du einige markantere Absätze einbauen würdest? Für mich war das Lesen etwas mühsam.

Herzlich,
Gisanne

 

Hallo Kasimir,

wahnsinnig gute Bilder, die aufzuzählen zu viel Platz nehmen würde, und wahnsinnig gute Geschichte!
Ah, da fällt mir ein Stein vom Herzen.

Denn Lenny ist eine fiktive Figur! Die Welt um ihn herum ist zu deutlich und starkgezeichnet, als dass sie real sein kann. Sie mutet fast schon comic-haft an.
Ja, genau. Film-Noir-Nummer. Basti sprach von "Sin City" - das ist ja auch eine überzeichnete Hommage an diese Detektivgeschichten aus den 30ern, diese richtig schönen billigen Lucky-Strike&Jack-Daniels-Nummern. Genau so sollte es gezeichnet sein. Und wenn ich eine Figur "Big Willy LaBeau" nenne - natürlich ist das fiktiv! Kein Mensch heißt so. ;)

Lenny jedoch macht sich selbständig, sein Bewusstsein überwindet die fiktiven Grenzen und er rebelliert, wendet sich gegen seinen Schöpfer – ohne es zu wissen.
"Überwindet die fiktiven Grenzen" - ja, ich glaube er hält es auch einfach nicht mehr länger aus. Die Szene mit der Frau am Piano sollte verdeutlichen, dass es für ihn kein Glück geben kann; sollte er sich mit dieser Frau einlassen, würde der "Erzähler" sie aufgrund des dramatischen Effekts draufgehen lassen.

Die Idee ist nicht neu, doch sehr originell neu gestaltet! Großes Lob!
Vielen Dank!

Zu deinen Anmerkungen:

„Lenny schob sich in die Bar, in seinem Mundwinkel glimmte eine Zigarette. Sie spielte heute Abend. Sie spielte jeden Abend. Schon lange gab es eine Regel dagegen“.

Wogegen? Dass sie jeden Abend spielt? Hm.

Dass er in die Bar kommt - könnte ich genauer formulieren, aber diese Ungenauigkeit hat hier ihren Reiz finde ich.

Und sie spielte Lieder so traurig und klamm wie die Beerdigung eines guten Freundes.

„Und“ wirkt unbeholfen. Vorschlag: weglassen.

Ja, ich mach das zu oft. Muss aufpassen, dass es nicht zur Marotte wird.

„Für dich gibt es hier gar nichts - mein alter Freund.“

Statt Gedankenstrich, lieber Komma.

Ich will eine "kleine Pause" verdeutlichen, zwischen dem einen und dem anderen Teil. Big Willy setzt da noch mal ab und fügt es hinzu, sozusagen. Ich finde ein Gedankenstrich leistet genau diese Pause.

Fragte es mit Grabesstimme, so kalt wie ein Eiszapfen am Nordpol.

Da rutscht du, finde ich, in Klischeesprache. Geht gegen die sonstige Sprache des Textes.

Das war Absicht, um das Augenmerk des Lesers auf die Erzählstimme zu lenken, mit der etwas nicht stimmt.

Es trätscht hinunter, so als hätten alle Engel im Himmel beschlossen, gemeinsam aufs Klo zu gehen.

Warum auf einmal so trivial? Sticht für mich unangenehm heraus. Ist zwar witzig, aber ich würde es mir für einen anderen Text aufsparen.

Hier genau so. Der Erzähler kämpft auch ein Stück weit mit seiner Panik nach der Spiegelhatz. Es steckt die Idee dahinter, dass der Bewusstseinszustand des Erzählers sich in der Erzählstimme wiederfindet - und das Erzählte dann den Bewusstseinszustand verändert - der Erzähler WILL aber natürlich in den Hintergrund treten, so gut es eben geht (bis auf ein paar kleine Ausnahmen (Still! Er kommt! Ich hör ihn denken.), die ich als Autor ihm als Erzähler herausrutschen lasse.
Komplizierte Geschichte. ;)

Auf der Hauptstraße flanieren Limousinen entlang,

ich weiß nicht, ob Limousinen flanieren können – dachte immer, es geht dabei um spazieren gehen(+ sehen und gesehen werden).

Ja, aber das ist schon so Film-Noir. Da flanieren Limousinen, Ampeln sind rubinrot und "Bag Ladies" schieben bedeutungsschwer irgendwas durch die Gegend.

Die Geschichte ist bei mir angekommen!
Das freut mich ehrlich!

Danke dir
Quinn


Hallo Gisanne,

dreimal gelesen hast du das Ding. Vielen Dank dafür.
Ich mag Geschichten, die man beim "zweiten Mal" lesen anders liest, weil man weiß, worauf man zu achten hat, weil sich die Pointe dann anders erschließt.
Ist so wie wenn man einen Film zum zweiten Mal sieht - und genau weiß, dass der sympathische, etwas dickliche Freund des Helden in Wirklichkeit ein Verräter ist, dann sucht man beim zweiten Mal immer schon nach Hinweisen.
So etwas hatte ich mir auch von der Geschichte erhofft.

Toller, überaus rasanter Text mit eindrücklichen Bildern.
Vielen Dank, so sollte es sein. Ich mag rasante Texte gerne, aber man muss hier wahrscheinlich an einigen Stellen einfach innehalten.

Eine winzige Frage: Meinst Du, der Text könnte an Tempo verlieren, wenn Du einige markantere Absätze einbauen würdest? Für mich war das Lesen etwas mühsam.
Meinst du zwei Leerzeilen statt einer? Oder wie? Ich bin nicht so ein Layout-Mensch, bei einer anderen Geschichte wurde mir mal gesagt, dass ich mit einer zu "luftigen" Formatierung die Geschichte zäher machte, als es sein müsste.

Vielen Dank für deine Kritik und es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat
Quinn

 

Hallo Quinn,

sprachlich hat mir dein Text sehr gut gefallen und ich behaupte mal, dass ich den Schluß sogar verstanden habe, ohne vorher deine Erklärung gelesen zu haben. Einen Sinn habe ich gar nicht gesucht, aus dem Alter bin ich raus :-)

Trotzdem ließ mich der Schluß ein bisschen nörgelig zurück, vielleicht weil ich mehr erwartet habe, eine stärkere Pointe.
Dennoch, und das sagten ja auch schon Einige vor mir, war sie mir ein Lesevergnügen.

LG
Katinka

 

So Quinn,

jetzt hab ich sie kapiert, dank Kasimirs Ausführungen hab ich den Effekt erlebt, den Du einem zweiten Lesedurchgang anwünscht, nämlich das wissende Beobachten von Kleinigkeiten und einen größeren Zusammenhang erkennen.
Und sie wirkt nicht nur sondern funktioniert, eine vollkommen runde Geschichte, großes Kopfkino. Wobei, eine Kleinlichkeit störte mich doch bisher bei jedem Lesedurchgang :

Niemals eine verheiratete Frau in deren Haus beglücken, keinen gelben Schnee essen und nichts Schweres nach zehn Uhr, sich von minderwertigen russischen Waffen fernhalten und auch von verhärmten Prostituierten.
dieser Einschub ist unangemessen albern, so einen billigen Grinser hat die Geschichte nicht verdient.

Feines, feines Teil !

C. Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,
da hast du mich aber kalt erwischt: den Autor mit dem Erzähler zu verwechseln! Asche über mein Haupt! Zumindest ist dein Erzähler Autor von Beruf - kleine Ausrede!

Stichwort: "Eiszapfen" und "Klo-Engeln"

Deine Intention habe ich beim Lesen erkannt, doch kommst du sonst im Text sprachlich ohne das Klischee aus und ein neues "sin city" entsteht trotzdem! du schafftst es also auch sonst zu überzeichnen und gleichzeitig poetisch und originell zu bleiben - daher fielen mir diese zwei Stellen unangenehm auf - sie brechen irgendwie deinen eigenen Rhythmus (nicht zu verwechseln mit dem des Erzählers;))!

Dass der Erzähler sich durch kleine Äußerungen bemerkbar macht fiel mir auch auf. Aber in Bezug auf:
der Erzähler WILL aber natürlich in den Hintergrund treten, so gut es eben geht
und
Das war Absicht, um das Augenmerk des Lesers auf die Erzählstimme zu lenken, mit der etwas nicht stimmt.
vertrete ich immer noch die Meinung, dass die zwei Stellen aus der (Stil-)reihe tanzen! Ich bleibe da skeptisch.

Du kriegst jetzt kein Lob mehr von mir, höchstens 'ne Empfehlung!;)

Gruß
Kasimir

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

zunächst ein paar Anmerkungen:

Zitat: Niemals gegen jemanden Karten oder Pool spielen, dessen Name wie der einer Stadt klingt.

Schöne Aussage. Ich musste allerdings an Staaten denken, an Minnesota Fats oder an The Cincinnati Kid.

Zitat: keinen gelben Schnee essen

Stört mich auch ein wenig, ähnlich wie Mr. Seltsem. Ein übermütiger Kalauer, dem hohen Niveau der Geschichte nicht würdig, und doch weiß ich als Kenner des Film noir, dass es gerade deshalb passt.

Zitat: Doch leider sah Lennard deVinter seine eigenen Regeln viel zu oft eher als unverbindliche Handlungsempfehlungen an.

Nee, also das passt nicht und klingt zu gestelzt, da muss es eine andere Formulierung geben, die mehr zur restlichen Tonalität passt.

"nicht als Verpflichtung an" oder etwas in der Art ...

Zitat Und jetzt starrte sie nach oben auf den Spiegel, der Willy’s Diner zu einer Attraktion machte. Man musste nur den Kopf nach oben heben und konnte alles sehen,

Das zweite "oben" kannst du dir getrost schenken. Den Kopf zu heben impliziert eine Bewegung nach oben.

Zitat: Und er sah auf die Göttin in Weiß und lauschte der Göttin in Schwarz am Piano nach.

Das "nach" passt irgendwie nicht.

Okay, danach wurde ich unaufmerksamer, was diese Kleinigkeiten betrifft. Dann wurde ich vom Sog der Story mitgerissen.

Ein großartiger Cocktail, ein kunstvoller Mix aus Bildern des Film noir und der klassischen Detektivstory, damals, als einem die Schwarzweißfilme wie die echte Welt erschienen, die man aus seiner eigenen langweilig-farbigen Welt mit großen Augen betrachtet. Ja, das darf man im besten Sinne eine Klischee-Veredelung nennen, eine gekonnte Hommage, die sich dann aber doch am Ende der glatten, harten und nüchternen Form solcher Stoffe entzieht, wenn der Prot eigentlich nach aussichtsloser Odyssee durch die Nacht und die eigenen Ängste von Kugeln durchsiebt in irgendeinem dreckigen Hinterhof sein jämmerliches Dasein aushauchen müsste.

Da wird es bei dir dann noch etwas vielschichtiger und denkwürdiger.

Man merkt jedenfalls deine Leidenschaft für den Stoff und dein Stil trägt einen elegant und sicher durch die Geschichte.

Aber ich gebe zu, ich musste auch zweimal lesen, um mir klar zu werden, dass ich es mit einer Kunstfigur zu tun hatte, die nach meiner Interpretation auf der Suche nach der eigenen Indentität den Rahmen der vorgegebenen Handlung sprengen wollte, daraus auzubrechen versuchte, sein Schicksal selbst in die Hand nehmen wollte und doch wusste, das all diese völlig aussichtslos sein würde. Insofern absolut konform mit dem Schicksal der typischen Helden der Schwarzen Serie, bei denen es nie um die Frage ging, ob sie es noch schaffen könnten, sondern nur um die Frage, auf welche Weise es sie am Ende erwischte.

Die Geschichte bietet viel mehr an als "nur" eine Handlung, das ist Literatur-Kino. Echt ungewöhnlich. Und echt gut!

Und das finde ich, sollte ich dann auch gleich mal direkt so in die Empfehlung schreiben!

Aber eines muss ich doch noch loswerden (obwohl ich eigenlich der Letzt bin, der darüber ... ähm ...). Der Titel!!!! Hättest du da nicht etwas Angemesseneres finden können? Oder versteckt sich darin eine Pointe/Anspielung, die sich mir nicht erschließt?

Grüße von Rick

 

Hallo Quinn,

ich gehe den Text jetzt durch, ohne die anderen Kritiken gelesen zu haben. Vielleicht gibt es dadurch Wiederholungen, aber das nehme ich in Kauf. Gerade bei einer empfohlenen Geschichte ist es mir lieber, jungfräulich dranzugehen ;).


Wenn er sie immer befolgt hätte, seine Regeln, dann wäre ihm das jämmerliche Ende erspart geblieben, das ihn drei Jahre nach dieser Nacht ereilen sollte, als er mit einem Schmetterlingsmesser im linken Lungenflügel und mit Tripper am Schwanz elendig in einer Seitenstraße Bangoks krepierte.
Bangok ist eine weitere Schreibweise von Bangkok? Ich kenne nur zweiteres.

Und jetzt war er hier und polierte Gläser – zumindest in seiner Bar und nicht in der eines anderen. Und hinter ihm, da standen die Flaschen mit flüssigem Glück. Und er sah auf die Göttin in Weiß und lauschte der Göttin in Schwarz am Piano nach.
Das ist mir zuviel und
.

Lenny schüttelte die Gedanken von sich, ließ den Blick über die Tische schweifen und sah dann die Kerze und auch die Frau hinter der Kerze.
Die Kerze braucht es doch nicht zweimal.

Sie hatte den Mund halb geöffnet, Lenny konnte ihre Zähne sehen, und sie schaute ihn an. Als er einen Schritt auf sie zumachte, senkte sie ihren Blick. Lenny ging auf sie zu, als er plötzlich in seinem Nacken Blicke wie Dolche fühlte.
zumachte weil dann im nächsten Satz ging folgt?
Nicht sehr elegant gelöst, finde ich, wie wäre es mit: ... Als er sich (mit einer Bewegung) in ihre Richtung wandte, senkte ...
Die Frau kramte in ihrer weißen Handtasche. Lenny sah, dass sie ihre Nägel bordeauxrot lackiert hatte. Ihre Hände kamen mit einem Bündel Scheine aus der Tasche hervor. Lenny drückte die Zigarette in den Aschenbecher, fuhr dann mit der Hand zu ihrer hin, zu der Hand, die das Geld – es war ein Haufen Geld – hielt und sagte [...]
Die Hand der Frau in Weiß zitterte. Eine einzelne Schweißperle bildete sich auf ihrer Stirn und trat den beneidenswerten Weg abwärts an. Lenny strich über die Hand der Frau
Vielleicht könnte man da auf ein paar Hände verzichten ;) ?


Lenny nickte. „Gehen Sie. Das hier ist keine Gegend für eine Dame wie Sie.“
Sie schloss ihre Handtasche, erhob sich und verflog wie ein Traum. Lenny sah ihr nicht nach.
Mit dem verfliegen habe ich ein Problem. Ein Parfumduft kann verfliegen, aber eine Person ...?


„Du hast mir gesagt, wenn ich dich je hier sehe, wenn sie spielt, soll ich dich erschießen.“
Für eine wörtliche Rede ein komplizierter Satzbau meines Empfindens nach.
Ich könnte mir eher sowas wie: Soll ich dich jetzt gleich erschießen? Sie spielt und du hast mich darum gebeten, falls du dann hier nochmal auftauchst.


Big Willy schnaufte, dass es einem Riesen aus den alten Tagen alle Ehre gemacht hätte.
Dieser Vergleich ist nicht stimmig mit dem anderen Drumrum.


Lennys Augen wurden feucht. Sein Hals eng. Und seine Knie, die wurden weich. Das Lied: Es ging nicht zu Ende.
Heißt das Lied: Es ging nicht zu Ende oder ging das Lied als solches nicht zu Ende? Wenn zweiteres, warum dann mit Doppelpunkt?


Und sie setzte an und schlug ihre Hände auf die Tasten des Pianos. Und Lenny stand wieder still und starr. Stand eine halbe Ewigkeit und dann noch weiter.
Du magst das und sehr gerne, gell :D ?
Ein dumpfer Schlag, der das vollkommene Spiel für ein oder zwei Wimpernschläge zerstörte.
Passender fände ich, wenn die Zeitangabe über Töne definiert wird.
zB ... der das vollkommende Spiel einen Akkord lang störte.
Also auch wenn die Wimpernschläge bleiben, so ist es nur ein stören, denn wenn das Spiel zerstört ist, würde sie ja ganz aufhören, denke ich mal.

Auf seinem Weg hinaus fühlte sich Lenny als stünde er unter einem Lavafall.
Lenny, als stünde
Mit diesem Bild habe ich meine Schwierigkeiten. Lava ist zäh und so schwer! - Unter einem Lavafall steht man nicht, da wird man sofort auf dem Boden zermalmt.

Die Stelle auf seinem Kopf, ganz oben, brannte lichterloh. Lenny sah hoch, in den riesigen Deckenspiegel, sah alles um sich herum, die Gäste, die Frau am Piano, aber nur ihren Rücken, und er sah sich selbst, wie er da stand und mit matt glimmenden Augen an den Spiegel sah.
an - nicht in den Spiegel?

Es trätscht hinunter, so als hätten alle Engel im Himmel beschlossen, gemeinsam aufs Klo zu gehen.
:lol: - trätschen kenne ich nicht, kann es mir aber zusammenreimen. Diese Engel passen sowenig hier in die Geschichte wie der Riese - jedenfalls für meinen Geschmack.

Ja, was soll ich sagen - mein Ding ist das nicht.
Du hast ein paar gute Details drin, besonders hervorzuheben ist der erste Absatz. Beim Weiterlesen hatte ich das Gefühl, dass du an dem richtig herumgefeilt hast, an den weiteren nicht mehr in dem Maße.

Gestört hat mich, dass es zwei Göttinen gibt. Damit nimmst jeder der Zweien das Einzigartige weg.
Der Schwenk ins richtig Seltsame am Ende kommt für mich etwas holzhammermäßig, ein paar leichte Andeutungen davor fände ich ganz anregend. Vielleicht habe ich die Geschichte aber auch nicht so verstanden wie die anderen und muss sie an einem anderen Tag nochmal lesen.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hui, nach den anfänglich eher verhaltenen Kritiken kommt nun die Euphorie-Welle. Das freut mich natürlich sehr, ich hab schon an meinem inneren Kompass gezweifelt, da ich die Geschichte nach dem Schreiben recht gelungen fand.
Das freut mich nun natürlich. Sogar eine dreifache Empfehlung und dann noch von so erlesenem Personal. Uiuiui. ;)

Hallo KatinkaH,

sprachlich hat mir dein Text sehr gut gefallen und ich behaupte mal, dass ich den Schluß sogar verstanden habe, ohne vorher deine Erklärung gelesen zu haben.
Das freut mich. Sprachlich geht es halt an einigen Stellen richtig in die Vollen.

Trotzdem ließ mich der Schluß ein bisschen nörgelig zurück, vielleicht weil ich mehr erwartet habe, eine stärkere Pointe.
Dennoch, und das sagten ja auch schon Einige vor mir, war sie mir ein Lesevergnügen.
Die Geschichte endet eben mit dem Tod des Erzählers, danach ist niemand da, der noch erzählen könnte.
Ich hatte zwischendrin mal überlegt, ob einfach ein anderer Erzähler sich der herrenlosen Figur nun annimmt, so eine "Es ist vorbei ... nee, doch nicht"-Pointe, hab mich dann allerdings dagegen entschieden.
Schön, dass dir das Lesen Vergnügen bereitet hat.

Danke für deine Zeit
Quinn

Hey C. Seltsem,

Du einem zweiten Lesedurchgang anwünscht, nämlich das wissende Beobachten von Kleinigkeiten und einen größeren Zusammenhang erkennen.
Ich liebe diesen Effekt ja wirklich. Ich bin ein großer Freund des mehrmals Lesens und Sehens. Die Bücher, die mir wirklich gefallen haben, lese ich fast alle mehrmals, weil ich auf genau diesen "Effekt" so stehe, dass man immer noch mehr entdecken kann und genauer sieht. Bei einem längeren Text kommt dann noch hinzu, dass er ja facettenreicher ist und bestimmte Aspekte, auf die man beim ersten Lesen nicht sonderlich geachtet hat, einem nun - da man sich selbst auch verändert hat - wichtiger geworden sind.
Freut mich, wenn ich ein ähnliches Gefühl bei dir erzeugen konnte.

dieser Einschub ist unangemessen albern, so einen billigen Grinser hat die Geschichte nicht verdient.
Ja, Rick merkt die Stelle ja auch an. So einfach ist das aber nicht rauszunehmen, weil der - wirklich alberne - Teil ja Bestandteil der ganzen Eröffnungssequenz ist. Muss ich mir was einfallen lassen.

Feines, feines Teil !
Danke dir!
Quinn

Hey Kasimir,

Deine Intention habe ich beim Lesen erkannt, doch kommst du sonst im Text sprachlich ohne das Klischee aus und ein neues "sin city" entsteht trotzdem! du schafftst es also auch sonst zu überzeichnen und gleichzeitig poetisch und originell zu bleiben - daher fielen mir diese zwei Stellen unangenehm auf - sie brechen irgendwie deinen eigenen Rhythmus (nicht zu verwechseln mit dem des Erzählers)!
Also: Den Eiszapfen schmeiß ich raus, da mache ich eine Träne draus, oder so. Da hast du mich überzeugt.
Mit den Klo-Engeln: die würde ich gerne behalten. Es ist zum einen ja ein "schmutziges" Bild und zum anderen greift es eben die Verwirrtung des Erzählers ein bisschen auf. Er ist an der Stelle deutlich aus dem Konzept.

Danke dir, dass du dich noch mal gemeldet hast
Quinn

Hey Rick,

Stört mich auch ein wenig, ähnlich wie Mr. Seltsem. Ein übermütiger Kalauer, dem hohen Niveau der Geschichte nicht würdig, und doch weiß ich als Kenner des Film noir, dass es gerade deshalb passt.
Es ist schon ein wenig sehr blöd, aber das ist wirklich schwer, das rauszunehmen, so einfach. In meinen Gedanken sehe ich das einäugige Würmchen Zigaretten rauchen und auf eine imaginäre Schreibmaschine einhacken bei dieser Einleitung. ;)

Zitat: Doch leider sah Lennard deVinter seine eigenen Regeln viel zu oft eher als unverbindliche Handlungsempfehlungen an.

Nee, also das passt nicht und klingt zu gestelzt, da muss es eine andere Formulierung geben, die mehr zur restlichen Tonalität passt.

Puh, da wäre ich nie draufgekommen. Es ist natürlich ein Augenzwinkern an der Stelle, und die Ironie entsteht da für mich aus der Sperrigkeit der beiden langen Worte. Mal sehen, was ich da machen kann.

Das zweite "oben" kannst du dir getrost schenken. Den Kopf zu heben impliziert eine Bewegung nach oben.
Damit hast du absolut Recht.

Ja, das darf man im besten Sinne eine Klischee-Veredelung nennen, eine gekonnte Hommage, die sich dann aber doch am Ende der glatten, harten und nüchternen Form solcher Stoffe entzieht, wenn der Prot eigentlich nach aussichtsloser Odyssee durch die Nacht und die eigenen Ängste von Kugeln durchsiebt in irgendeinem dreckigen Hinterhof sein jämmerliches Dasein aushauchen müsste.
Genau dieses Ende hat der Erzähler für Lenny ja schon vorgesehen. Das zeichnet den Film Noir ja auch aus: Der Held bekommt die ganze Zeit tierisch einen auf den Sack, wird auf allen nur erdenklichenen Ebenen verletzt, wird körperlich und emotional gebrochen, gibt das Menschenmögliche, oft mehr als überhaupt drin ist und scheitert aber an dem letzten bisschen Menschlichkeit in ihm (wenn er beispielsweise seinem besten Freund bedingunglos vertraut oder sich verliebt) oder - was noch tragischer ist - einfach an einem dummen Zufall. "Das Versprechen" von Dürrenmatt ist da wirklich eine Offenbarung, finde ich.

Aber ich gebe zu, ich musste auch zweimal lesen, um mir klar zu werden, dass ich es mit einer Kunstfigur zu tun hatte, die nach meiner Interpretation auf der Suche nach der eigenen Indentität den Rahmen der vorgegebenen Handlung sprengen wollte, daraus auzubrechen versuchte, sein Schicksal selbst in die Hand nehmen wollte und doch wusste, das all diese völlig aussichtslos sein würde. Insofern absolut konform mit dem Schicksal der typischen Helden der Schwarzen Serie, bei denen es nie um die Frage ging, ob sie es noch schaffen könnten, sondern nur um die Frage, auf welche Weise es sie am Ende erwischte.
Macht mir wirklich Freude, deine Gedanken dazu zu lesen. Das macht diese Filme für mich auch ein Stück weit immer zu einem "einmaligen Erlebnis", sie sind mir fast zu intensiv und zu bitter, um sie mehr als einmal zu sehen. Die modernen Varianten des Film Noir z.B. Der Film "U-Turn" mit Sean Penn, Nick Nolte und Senorita Lopez ist - für mich - wirklich einer der beeindruckensten Filme der letzten Jahre. Und er läuft sehr häufig irgendwo auf einem dritten Programm. Wenn ich das in der Fernsehzeitung sehe, denke ich mir immer: Den könntest du dir noch einmal anschauen, tue es dann aber doch nicht, weil er mir ... weiß nicht, einfach zu bitter ist. Der geht dahin, wo es weh tut.

Die Geschichte bietet viel mehr an als "nur" eine Handlung, das ist Literatur-Kino. Echt ungewöhnlich. Und echt gut!
Das freut mich sehr.

Aber eines muss ich doch noch loswerden (obwohl ich eigenlich der Letzt bin, der darüber ... ähm ...). Der Titel!!!! Hättest du da nicht etwas Angemesseneres finden können? Oder versteckt sich darin eine Pointe/Anspielung, die sich mir nicht erschließt?
Der Titel sollte schon von Anfang an das Augenmerk auf die "Erzähl-Perspektive" lenken. Der Leser sollte sich früh genug die Frage stellen "Wer zum Teufel erzählt da eigentlich?" Und schon durch den Titel darauf hingelenkt werden.

Auch dir vielen Dank fürs Lesen, Kritisieren und Empfehlen

Freut mich sehr, dass die Geschichte nun doch noch eine Handvoll Leser gefunden hat, denen sie Spaß gemacht hat ;)
Quinn

 

hallo Quinn,

Die Geschichte ist etwas völlig anderes als das, was ich auf Grund des Titels erwartet hätte. Eine Geschichte mit einem solchen Titel muss ich natürlich lesen, denn ich will ja etwas lernen und ich dachte, jetzt gibt es ein rasantes Feuerwerk von Perspektivenwechseln. Insofern war ich ziemlich überrascht. Beim Lesen habe ich versucht, auf die Perspektive zu achten, aber trotzdem habe ich den Text nicht recht verstanden.
Ich schließe mich den anderen an, erzählerisch und stilistisch erste Sahne. Es waren wirklich wunderbare Bilder in der Geschichte.

Habe ich tatsächlich ein leicht abgewandeltes Zitat aus Toy Story entdeckt? Wenn ich recht habe, dann bin ich baff, mit welcher Selbstverständlichkeiten du dich auch aus dem Fundus von - oberflächlich betrachtet - kaum zusammenpassenden Filmen auszuwählen traust. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht ganz dicht und sehe Gespenster :D

Nachdem ich die Kritik der anderen Leser durchforstet habe und dann die entscheidende Hinweise für ein besseres Verständnis gefunden, musste ich den Text natürlich noch einmal lesen. Nun wurde alles klar war, aber richtig verstanden habe ich es erst nach einer Weile. Genaugenommen erst nachdem ich gründlich darüber nachgedacht habe. Das armlange Gebilde mit einem Auge an der Spitze ... zuerst fand ich es bloß dämlich, denn es erinnerte mich an die einäugige Hosenschlage. Schrecklich. Nach mehrmaligem lesen des Schlusses ist es mir dann klar geworden und ich war fast erleichtert. Hat damit irgendwie etwas lynchiges bekommen.

Hat mir trotz, vielleicht auch gerade wegen, der Undurchsichtigkeit gut gefallen.

Georg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Bernadette,

Bangok ist eine weitere Schreibweise von Bangkok? Ich kenne nur zweiteres.
Die Geschichte spielt in einem Paralleluniversum, in der .... Ähm, nee. Memo an mich: Eigennamen gegenchecken, auch wenn man sich sicher ist. ;)

Vielleicht könnte man da auf ein paar Hände verzichten ;) ?
Natürlich könnte man, der Leser soll an dieser Stelle eben den Fokus auf den Händen haben, wie sie damit mauscheln und machen. Er soll ganz dicht dran sein, und zu dem Zweck kann ich gar nicht oft genug "Hand" lesen.
Die selbe Diskussion hatten wir schon mal zu einer anderen Geschichte. Ich bin ein großer Freund der Wortwiederholung von Hauptsachen. Hier geht es eben um die Hände und was sie tun.

Mit dem verfliegen habe ich ein Problem. Ein Parfumduft kann verfliegen, aber eine Person ...?
Es ist doch aber ein schönes Bild, oder? Sie verfliegt wie ein Traum? Er nimmt es so wahr.

Für eine wörtliche Rede ein komplizierter Satzbau meines Empfindens nach.
Ich könnte mir eher sowas wie: Soll ich dich jetzt gleich erschießen? Sie spielt und du hast mich darum gebeten, falls du dann hier nochmal auftauchst.
Das klingt aber gar nicht wie der Big Willy aus meiner Vorstellung. ;)

Du magst das und sehr gerne, gell :D ?
Ich liebe es fast so sehr wie Überbackenes. Ehrlich, das ist ein Problem, wenn ich in der 3. Person schreibe, ich setze da zu viele "Unds".


Passender fände ich, wenn die Zeitangabe über Töne definiert wird.
zB ... der das vollkommende Spiel einen Akkord lang störte.
Also auch wenn die Wimpernschläge bleiben, so ist es nur ein stören, denn wenn das Spiel zerstört ist, würde sie ja ganz aufhören, denke ich mal.
Da hast du Recht, aber Wimpernschlag ist etwas optisches. Jemand schlägt zwei mal mit den Wimpern, das kann man "sehen", ein Akkord ist eine abstrakte Größe. Und mit stören, zerstörte - ja, natürlich. Hier wird übertrieben und dick aufgetragen. ZERSTÖRTE klingte doch viel mächtiger und theatralischer als das richtigere, aber irgendwie piepisge "störte". Ist ein hoch-dramatischer Moment für den guten Lenny und den Erzähler, da macht er's nicht unter "zerstörte." ;)

Mit diesem Bild habe ich meine Schwierigkeiten. Lava ist zäh und so schwer! - Unter einem Lavafall steht man nicht, da wird man sofort auf dem Boden zermalmt.
Ja, klar. Er fühlt sich als würde er unter einer zu heißen Dusche stehen. Und das ganze drei, vier Nummern größer und es ist ein Lava-Fall.

Ja, was soll ich sagen - mein Ding ist das nicht.
Du hast ein paar gute Details drin, besonders hervorzuheben ist der erste Absatz. Beim Weiterlesen hatte ich das Gefühl, dass du an dem richtig herumgefeilt hast, an den weiteren nicht mehr in dem Maße.
Der erste Absatz ist eine statische Einleitung, wie sie für das Genre eher üblich ist. Das kommt dann oft etwas "wuchtiger" daher.
Dass es nicht dein Ding war, ist natürlich schade.

Gestört hat mich, dass es zwei Göttinen gibt. Damit nimmst jeder der Zweien das Einzigartige weg.
Und alle Figuren bezeichnen sie als "Göttin", das sollte auch noch mal auf den Erzähler aufmerksam machen. Ehm, und natürlich auch dieser Dualismus, Weiß/Schwarz. Die Figuren sind natürlich auch nicht einzigartig, zumindest nicht die Göttin in Weiß, die klassische "Frau in Not", die taucht in jeder Episode wieder auf.

Der Schwenk ins richtig Seltsame am Ende kommt für mich etwas holzhammermäßig, ein paar leichte Andeutungen davor fände ich ganz anregend. Vielleicht habe ich die Geschichte aber auch nicht so verstanden wie die anderen und muss sie an einem anderen Tag nochmal lesen.
Ja, ich glaube, wenn man die Geschichte alleine vom Setting her schon nicht mag, dann ist es extrem schwer, diese "Details" zu sehen.
Ich war ja davon ausgegangen, dass grundsätzlich jeder ein glühender Fan dieses Szenarios ist. ;)

Schade, dass es dir nicht so gefallen hat, und gerade deshalb vielen Dank für deine Zeit und die anregende Kritik
Quinn

Hallo lea,

Wie gesagt: Hommage im Formalen durchaus ... aber nur kurz, denn: der Text ist kein Text, er ist Meta-Text; selbst wenn er in einer scheinbaren Handlung Figuren sich verhalten lässt, ist das schon ein selbst referentielles Zeigen: ein Zeigen, nach welchen Regeln das Genre funktioniert (siehe Protagonist - keine Person, sondern ein agierendes Genre itself) - es wird nicht etwas erzählt, sondern es wird erzählt, auf welche Weise erzählt wird/worden ist. (Hommage gibt es an die Toten!)
Ja, auf dieser Ebene stimmt es. Wenn man es konsequent als Film-Noir betrachtet, man könnte es auch als "Mit dem Helden stimmt etwas nicht"-Ding beachten und den Erzähler als Alien und wäre dann irgendwie wieder bei einem Paranoie-Ding, aber der Fokus der Geschichte liegt schon eher auf deiner Ebene. Das stimmt.

Bevor ich jetzt zuviel rumspintisiere: Dein Text ist sehr inspirierend - von daher bin dankbar, dass er empfohlen worden ist, und ich so über ihn stolperte.
Sehr inspirierend. Uiuiui, wenn ich da mal keine Dekonstruktions-Geschichtenwelle ausgelöst habe. ;)

Danke für deine Zeit und deine Kritik, freut mich, wenn sie dir gefallen hat

Denny Crane!
Jane Seymour!

Quinn

Hey Schreibaer,

Eine Geschichte mit einem solchen Titel muss ich natürlich lesen, denn ich will ja etwas lernen und ich dachte, jetzt gibt es ein rasantes Feuerwerk von Perspektivenwechseln.
Es geht eher darum, die Perspektive zu erkennen. Also "Perspektive" ist schreib-handwerklich wirklich eins von meinen Lieblingsthemen, und der "Perspektivwechsel" zwischen verschiedenen Personen ist da nicht das Ding. Das gibt's in jedem Thriller zur Genüge. Aber dann noch mit auktorialem Erzähler zu arbeiten - sich des Anteils des Erzählers an den personalen Perspektiven bewusst zu werden, verschiedene Figurenstimmen zu entwickeln - da fängt's dann an und macht Spaß.

Ich schließe mich den anderen an, erzählerisch und stilistisch erste Sahne. Es waren wirklich wunderbare Bilder in der Geschichte.
Danke, das freut.

Habe ich tatsächlich ein leicht abgewandeltes Zitat aus Toy Story entdeckt? Wenn ich recht habe, dann bin ich baff, mit welcher Selbstverständlichkeiten du dich auch aus dem Fundus von - oberflächlich betrachtet - kaum zusammenpassenden Filmen auszuwählen traust.
Toy Story? Uhm, nicht bewusst jedenfalls.

Genaugenommen erst nachdem ich gründlich darüber nachgedacht habe.
Betriebsblindheit bei mir. Die Geschichte ist viel schwerer zu verstehen, als ich ursprünglich dachte.

Das armlange Gebilde mit einem Auge an der Spitze ... zuerst fand ich es bloß dämlich, denn es erinnerte mich an die einäugige Hosenschlage.
;) Das sagt mehr über dich als über mich aus.

Nach mehrmaligem lesen des Schlusses ist es mir dann klar geworden und ich war fast erleichtert. Hat damit irgendwie etwas lynchiges bekommen.

Hat mir trotz, vielleicht auch gerade wegen, der Undurchsichtigkeit gut gefallen.

Das freut mich sehr, obwohl ich mit Lynch nicht so viel anfangen kann.

Auch dir Danke für deine Kritik und freut mich, dass sie dir gefallen konnte

Ich werde mich demnächst an die Überarbeitung und den Feinschliff machen, aber viel wird sich da nicht mehr ändern, glaub ich
Quinn

 

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