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Einen Sommer lang

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30.06.2004
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Einen Sommer lang

Einen Sommer lang

Sachte legt Nina den Hörer wieder auf. Für einige Momente sitzt sie nur da und versucht, das Vernommene zu verarbeiten, den Gedanken in ihren Kopf zu bringen. So recht will ihr das nicht gelingen. Stattdessen steigen Erinnerungen in ihr auf, Ereignisse, an die sie lange nicht mehr gedacht hat, drängen an die Oberfläche. Sie waren so unwichtig geworden in den letzten Jahren, doch jetzt muss sie wieder an den einen Sommer denken. Unwillkürlich lächelt Nina.

***

Den ganzen Tag ist sie Achterbahn gefahren, und jetzt ist ihr schlecht. Vielleicht liegt das auch an dem vielen Eis, das sie in sich hinein gestopft hat. Papa schaut sie besorgt an. „Geht’s dir nicht gut, Ninni?“
Sie schüttelt tapfer den Kopf. Er ist so stolz, dass er ihr den Besuch im Freizeitpark bezahlen konnte, da möchte sie ihm nicht den Spaß verderben.

***

„Wohin gehen wir?“, möchte Leah wissen, während Nina ihr die Schuhe zuschnürt.
„Wir holen deinen Großvater ab“, erklärt Nina und setzt eine große Doppelschleife auf den linken roten Schuh.
Leah macht große Augen. „Ich hab doch gar keinen Großvater. Hast du selber gesagt.“ Nina seufzt.
Sie kann sich noch gut an das Theater erinnern, als Leah aus dem Kindergarten nach Hause kam, heulend, weil die anderen Kinder alle von ihren Großeltern erzählt hatten, während Leah schweigend dabei saß. Wie lange hatte es gedauert, ihr zu erklären, dass Großmutter weit weg wohnte, und dass sie keinen Großvater hatte?
Nicht zum ersten Mal hatte Nina ihre Mutter verflucht. Nicht genug, dass sie ihr keine Mutter sein wollte, sie war noch nicht einmal für Leah da. Und die Eltern von Stefan hat sie nie kennen gelernt. Wahrscheinlich wissen die überhaupt nicht, dass sie eine Enkelin haben.
„Hör auf zu zappeln, sonst bekomme ich den Schuh nicht zu!“, herrscht Nina ihre Tochter an, die aufgeregt mit den Füßen schlenkert. Ihr Tonfall ist härter als sie es beabsichtigt hat. Leah macht ein Gesicht wie ein geschlagener Hund und sofort tut es Nina wieder leid.
„Dein Großvater war lange Zeit im … Urlaub“, versucht sie ihren Fehler wieder gut zu machen. „Jetzt möchte er uns besuchen kommen.“
Sie hat Leah nie die Briefe gezeigt, die er geschrieben hat. Die Briefe, die sie nur so selten beantwortete. Immer wieder hat er sie gebeten, ihn zu besuchen. Doch sie konnte es nicht. Nicht dort, wo er war. Sie hätte sich nur noch schuldiger gefühlt.
Leah strahlt schon wieder. Es ist so leicht, ihr eine Freude zu machen. Sie ist ein liebes Kind, wenn auch manchmal ein bisschen wild. Nina bindet die zweite Schleife, richtet sich auf und greift nach Leahs Hand. „Los geht’s!“

***

Stolz schlüpft Nina in die neuen Hosen und das T-Shirt mit dem Glitzeraufdruck. Früher haben sie sich so was nicht leisten können. Aber seit dem Beginn der Sommerferien, hat Papa plötzlich viel mehr Geld.
„Kommst du, Ninni? Wir wollen doch heute weiterfahren. Nach München.“ Papa klopft an die Badezimmertür.
„Ich komm gleich.“ Noch einmal mustert Nina sich im Hotelspiegel. Gut sieht das aus. Wenn sie doch nur ihre Klassenkameraden jetzt sehen könnten.

***

Leah hüpft auf einem Bein die Bahnsteigkante entlang. Nina steht in der Raucherecke, zieht nervös an ihrer Zigarette und wippt mit dem Fuß. Zehn Minuten Verspätung schon.
Wie soll sie das aushalten? Wenn es denn schon sein muss, dann hätte sie es gerne schnell hinter sich gebracht. Warum hab ich nicht nein gesagt? Warum musste ich mich auf dieses Treffen einlassen? In ihrem Magen sitzt ein dicker Knoten aus Schuld und Angst. Für einen Moment schließt Nina die Augen, atmet tief durch. Sehr viel ruhiger wird sie davon auch nicht.
Was soll ich nur sagen? Was erwartet er von mir?
Um sie herum herrscht Gedränge. Freudige Gesichter, mürrische Gesichter, erschöpfte Gesichter. So viele Menschen. Wenn sie sich doch nur zwischen ihnen verstecken könnte.
„Verehrte Fahrgäste auf Gleis 3 fährt jetzt ein, IC 2304 aus Stuttgart zur Weiterfahrt nach Berlin. Bitte Vorsicht bei der Einfahrt!“
Nina drückt ihre Zigarette aus und schnappt nach Leahs Hand, um sie vom Bahnsteig wegzuziehen. Das Gedränge wird stärker, alles strebt nach vorne, um einen Platz in der Nähe der Zugtüren zu ergattern. Nur Nina bleibt zurück. Leah zappelt unruhig neben ihr. Ihre Mutter muss sich beherrschen, um die kleinen Finger nicht zu sehr zu drücken. Vor ihr hat sich eine Wand aus erwartungsfrohen Menschen gebildet. Noch ist Zeit, zu verschwinden. Nina späht in Richtung Ausgang, doch ihre Füße wollen sich nicht dorthin bewegen.
Der Zug fährt ein, Bremsen kreischen, Leah presst die Hände auf die Ohren, bis er endlich still steht. Dann öffnen sich die Türen, speien Menschen aus, schlucken andere. Nina geht noch einen Schritt zurück.

***

„Ich kann nicht mehr.“ Nina schiebt den Spaghettiteller von sich weg.
„Aber ein Eis geht noch, oder?“ Ihr Vater grinst sie an, und als sie nickt, winkt er dem Kellner. Nina lässt sich auf ihrem Stuhl zurücksinken. Früher haben sie nicht so oft im Restaurant gegessen. Nina gefällt das. Sie fragt sich ein bisschen, wo ihr Vater plötzlich das viele Geld her hat, aber sie spricht ihn nicht darauf an. Er ist so glücklich in letzter Zeit.

***

Er sieht anders aus. Sowohl anders als sie ihn kennt, als auch anders als sie ihn sich vorgestellt hat. Er ist älter geworden, natürlich, aber er ist immer noch groß und ziemlich breitschultrig. Seine Haut ist blasser als früher, doch sein Gang ist federnd, lebendig, freudig. Er trägt einen Wanderrucksack auf dem Rücken und sieht aus als wollte er in die Berge fahren. In ihrer Vorstellung hat Nina einen gebrochenen alten Mann gesehen, jetzt erst wird ihr wieder bewusst, dass er noch nicht einmal fünfzig ist.
Es ist zu spät zum Fliehen.
Einen Moment bleibt er stehen und sieht sich um. Er erkennt mich nicht, er darf mich nicht erkennen!
„Wo ist denn Großvater, Mama?“ Leah starrt neugierig all die Menschen an, die an ihnen vorbei zum Ausgang strömen. Nina antwortet nicht, möchte nicht in seine Richtung blicken, doch ihre Augen werden immer wieder zu ihm hingezogen.
Er hat sie erkannt, lächelt, strebt auf sie zu, als hätte er sie erst gestern verlassen, als wären keine zehn Jahre vergangen, als wäre er noch Teil ihres Lebens. Jeder Schritt, den er macht, bringt Nina ein Stück weiter in die Vergangenheit, zurück zu dem Sommer, in dem sie alles haben konnte, was sie wollte.

***

„Papa?“
„Ja?“
„Übermorgen muss ich wieder in die Schule. Fahren wir nicht wieder heim?“
„Doch, doch.“
Leise Rascheln in der Dämmerung des Hotelzimmers.
„Hat dir der Urlaub gefallen, Ninni? War es so, wie du es dir gewünscht hast?“
„Ja, es war toll.“
„Das ist das wahre Leben, vergiss das nicht, Ninni, egal, was passiert.“

***

Am Tag nach diesem Gespräch fuhren sie nach Hause, wo die Polizei bereits auf sie wartete. Ninas Vater wurde fort gebracht, und Nina landete in einem staubgrauen Zimmer des Jugendamtes, wo ihr ein netter Mann erklärte, dass sie all ihre schönen neuen Sachen gar nicht haben dürfte, und dass sie jetzt in ein Heim müsste, bis ihr Vater zurück käme.

Je näher er ihnen kommt, desto unsicherer wird sein Gang. Noch zehn Schritte, neun, er wird langsamer.
„Ist er das?“ Leah steht jetzt ganz ruhig und starrt ihren Großvater an. Nina nickt langsam.
„Ja“, mehr bringt sie nicht über die Lippen.
Leah löst sich von Ninas Hand und tappt auf den Mann zu, der jetzt nur noch fünf Meter entfernt ist.
„Hallo“, sagt sie leise. Seine Unsicherheit scheint mit einem Mal von ihm abzufallen.
„Hallo“, erwidert er, und strahlt Leah an. „Du musst Leah sein. Deine Mama hat mir Fotos geschickt, da warst du noch sehr klein. Ich hab’ dir was mitgebracht.“ Damit setzt er seinen Rucksack ab, öffnet die Schnallen und beginnt, darin zu kramen. Neugierig geht Leah näher.
Nina beobachtet die Beiden, noch immer stumm, unfähig, sich auch nur einen Schritt vom Fleck zu bewegen. In ihr schreit eine Stimme, schreit so laut, dass es sie fast zerreißt.

Wie kannst du es wagen, wieder in mein Leben zu treten? Wie kannst du es wagen, meiner Tochter Geschenke zu machen? Warum hast du mich alleine gelassen, warum musstest du mir das Gefühl geben, ich sei Schuld daran, dass du gestohlen hast?
Warum hast du zugelassen, dass ich zwischen lauter Fremden aufwachsen musste? Warum konntest du nicht da sein, als ich schwanger wurde? Als Stefan abgehauen ist. Ich war noch in der Schule! Warum hast du mir nicht geholfen, warum?

Und dann wird die Stimme noch lauter. Beinahe glaubt Nina, dass er sie hören müsste.

Bleib weg! Geh fort von mir und meiner Tochter! Lass uns unser Leben leben! Ich werde nicht zulassen, dass du auch ihres verdirbst, ich werde es nicht zulassen, dass sie dich liebt.

„Mama guck mal!“ Leah streckt ihr stolz den neuen Gameboy entgegen, den er ihr geschenkt hat. Das Gerät ist neu, noch original verpackt. Nina starrt darauf, sieht sich selber, Jahre zuvor, mit dem teuren Walkman, den er ihr gegeben hatte, irgendwann in diesem Sommer. Dann sieht sie auf, blickt in seine grauen Augen, und fühlt den Vorwurf in jeder Faser ihres Körpers.
„Gestohlen?“ Ihre Lippen formen das Wort, ohne dass ein Ton heraus kommt. Doch er versteht, er lächelt, wohlwollend, wissend.
„Ich habe lange drauf gespart“, sagt er leise.
Geh weg!
Sie kann spüren, wie ihr Gesicht lächelt. „Hallo Papa.“

 

Hi Felsy!

„Wohin gehen wir?“, möchte Leah wissen, während Nina ihr die Schuhe zuschnürt... sonst bekomme ich den Schuh nicht zu!“, herrscht Nina ihre
Tempus!

Nicht zum ersten Mal hatte Nina ihre Mutter verflucht. Nicht genug, dass sie Nina keine Mutter sein wollte, sie

Geh weg!
Braucht es das wirklich an dieser Stelle? Könnte man das nicht ein bisschen weiter vor setzten? Dann wären die letzten Sätze wirkunsgvoller.

Ja, was soll ich groß schreiben, es ist keine lange Geschichte. Die Idee ist gut und das Ende rührend, der Stil wie gewohnt flüssig.

Weitermachen.

In diesem Sinne
c

 

Hi chaz,

das ging aber schnell... :)


„Wohin gehen wir?“, möchte Leah wissen, während Nina ihr die Schuhe zuschnürt... sonst bekomme ich den Schuh nicht zu!“, herrschte Nina ihre

Tempus!


Ist doch in der Gegenwart geschrieben? Was soll ich denn da ändern? :confused:

Ja, was soll ich groß schreiben, es ist keine lange Geschichte. Die Idee ist gut und das Ende rührend, der Stil wie gewohnt flüssig.

Weitermachen.


Ähm, ich glaube, das ist die kürzeste Kritik, die ich je von dir erhalten habe. Irgendwie bin ich jetzt verwirrt :) Liegt vielleicht aber auch an mir.
Das Ende sollte übrigens nicht nur positiv sein, sondern immer noch ambivalent. Deswegen auch das "geh weg". Hm. ich denk nochmal drüber nach.

Vielen Lieben Dank für's Lesen und kritisieren, Lieblingskritiker :kuss:

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,

deine Geschichte ist nicht schlecht. Vergleichem it vielen Geschichten hier ist sie sogar gut. Und irgendwie hatte ich doch beim Lesen immer das Gefühl, es ginge besser. Das kann daran liegen, dass diese Art Stoff meine untrügliche Domäne ist und ich entsprechend recht früh ahnte, weshalb der Großvater Nina und Leah verlassen hat. Es kann auch daran liegen, dass du einfach auf Nummer Sicher gehst mit diesem Plot. Der Großvater, der geklaut und seine tochter so verlassen hat. Der große Kontrast zwischen glücklichen Ferien im Schnelldurchlauf und Jugendheim. Die rührenden Fragen der Enkelin, die Ängste der inzwischen erwachsenen Tochter. Im Grunde kann man da nichts falsch machen. So ein Plot geht immer zu Herzen. Und so habe ich, auch wenn du die Geschichte gut geschrieben hast, das Gefühl, es liegt nicht unbedingt an dir, wenn es rührt.
Ich bin überzeugt, dass du mit anderem Timing die Geschichte noch verbessern könntest, gerade, wen du den Sommer nicht so sehr im Schnelldurchlauf erzählen würdest, wenn du den Fokus weniger auf das Abholen am Bahnhof sondern auf die Kinderzeit setzen würdest.

In Ninas Vorstellungen hatte sie einen gebrochenen alten Mann gesehen
würde ich umstellen: In ihrer Vorstellung hatte Nina einen ...
dass sie all die schönen Sachen eigentlich gar nicht haben dürfte, und dass sie nun in ein Heim ziehen würde, bis ihr Papa zurückkam.
Tempus: zurückkäme

Wie gesagt, die Geschichte ist gut. Das ich unbefriedigt bin, liegt eher an meiner Affinität zu solchen Geschichten und an meinen Ansprüchen an das Timing dabei.
Also vergiss diese Kritik ganz schnell. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Felsenkatze,

eine schöne Geschichte hast du geschrieben, auch wenn ich schon recht früh wusste, worauf das ganze hinausläuft.

Ich teile aber sims Meinung nicht, dass du den Fokus auf die Kinderzeit setzen solltest. Obwohl ich ahnte, warum Nina von ihrem Vater verlassen wurde, habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen. Das lag hauptsächlich an der Wiedersehensszene, die rührend geschrieben ist und in der man Ninas zwiegespaltene Haltung sehr gut nachvollziehen kann.
Nur der Titel "einen Sommer lang" will für mich da nicht richtig reinpassen, weil das den Blick doch eben auf diesen Sommer der beiden lenkt.

Viele liebe Grüße
Cassandra

 

Hallo Felsenkatze,

sehr schöne Geschichte. Ich habe sie gern gelesen. Flüssig geschrieben. Die Gedanken in der Kursiv-Schrift von dem anderen Text abzusetzen war eine gute Idee.

Aber ein paar Anmerkungen auch von mir:

Sowohl anders als sie ihn kennt, als auch anders als sie ihn sich vorgestellt hatte.

müsste es hier nicht "hat" heißen?

In Ninas Vorstellungen hatte sie einen gebrochenen alten Mann gesehen,

dito

Es ist zu spät zum fliehen.

zum Fliehen

„Ist er das?“ Leah steht jetzt ganz ruhig und starrt ihren Großvater an.

Komma vor Leah

Leah löst sich von Ninas Hand und tappt ein paar unsichere Schritte auf den Mann zu, der nun nur noch fünf Schritte entfernt ist.

statt "nun" würde ich "jetzt" nehmen. Es sind zuviele "n".

„Hallo“, erwidert er, und strahlt Leah an.

Komma vor und weglassen.

Nina beobachtet die beiden,

die Beiden

Das Gerät ist neu, noch originalverpackt.

original verpackt

Zusammenfassend eine stimmige Geschichte, wo mE alles hinten und vorne passt.

Viele Grüße
bambu

 

hallo felsenkatze,

eine niedliche geschichte, die du hier erzählst. die tochter, die letztendlich dem charm ihres vaters nicht widerstehen kann und sich in ihrer eigenen tochter gespiegelt sieht.
aber leider stosse ich auf ungereimtheiten. ich frage mich als leser, sie hat ihren vater 10 jahre lang nicht gesehen - so wie es geschrieben steht. also auch 10 jahre lang nicht besucht. wie gross muss die abneigung gewesen sein - dass sie ihren vater nicht besuchen geht? und ... am ende - ihr verstand freut sich gar nicht, ihn zu sehen, er wehrt sich, er ist erfahren. aber er setzt sich nicht damit auseinander, was der vater denken wird, wenn seine tochter ihn 10 jahre lang nicht besucht hat. sie hat keine gewissensbisse. dafür hat sie aber gewissensbisse gehabt, den vater zum überfall (10 jahre, das wird ein überfall gewesen sein) verführt zu haben mit ihren wünschen. sorry, das beisst sich an allen stellen. das lächeln am ende, so schön es ist, und so gern ich es mag, aber das lächeln am ende und das recht zwanglose "Hallo Papa", kommt bei mir trügerisch an. du kannst dem entgegenwirken. briefkontakt könnte das gefühl lindern - oder wenn du patout auf die 10 jahre totale trennung bestehst, dann muss die protagonistin wenigsten sich mit diesem problem konfrontiert sehen.
der grossvater spart lange für einen gameboy. woher weiss er eigentlich, dass der "gameboy" bei der (weiblichen) enkelin ankommt? wenn leah ein junge gewesen wäre, dann hätte ich es verstanden. natürlich mögen mädchen auch gameboys. aber so sicher ist das nicht. ausserdem ist die gefahr doch viel zu gross, dass sie bereits einen gameboy hat. dir fiel nichts besseres ein, oder? gut, das ist nur eine kleinigkeit - ich bin als leser halt drüber gestolpert. ein gameboy?? ein diskman mit einer pferdegeschichten-cd ist etwas, was sich alle mädchen insgeheim wünschen *smile*.
weitere kleinere ungereimtheiten bei den textbezügen.
die idee ist schön - zwar nicht neu, aber schön. lieber hätte ich gesehen, dass die erinnerungen an ihre kindheit als zahlreiche fragmente sich durch die gesamte geschichte ziehen. vielleicht könntest du dadurch das sofortentlarven - der vater war im knast - etwas hinauszögern.
was verwirrend ist, ist das ende der einleitung. sie erinnert sich an den sommer - im folgenden block steht sie mit leah am bahnhof. jetzt rate mal, was ich viele sätze lang geglaubt habe! erst als ich nach dem 2. 'erinnern am sommer' anfangs ziemlich verwirrt war, fiel der groschen.

Stattdessen steigen Erinnerungen in ihr auf, Ereignisse, an die sie lange nicht mehr gedacht hat, drängen an die Oberfläche. Sie waren so unwichtig geworden in den letzten Jahren, doch jetzt muss sie wieder an den einen Sommer denken. Unwillkürlich lächelt Nina.

***

„Wohin gehen wir?“, möchte Leah wissen, während Nina ihr die Schuhe zuschnürt.
„Wir holen deinen Großvater ab“, erklärt Nina und setzt eine große Doppelschleife auf den linken roten Schuh.


du kannst das abfangen, wenn du hinter "Leah" "tagsdrauf" einfügst.

ich habe vorher eine geschichte von dir gelesen und eine fantasiegeschichte durfte ich von dir in bochum hören. stilistisch ist diese geschichte fast so gut - leider aber an einigen stellen noch unsauber. im einzelnen:


Sachte legt Nina den Hörer wieder auf. Für einige Momente sitzt sie nur da und versucht, das Gehörte zu verarbeiten, den Gedanken in ihren Kopf zu bringen.

so unglaublich das klingt, aber "Hörer" und "Gehörte" ist eine wortdoppelung. "Gesagte", "Vernommene", "Erzählte", "Besprochene" wären synonyme

Sie kann sich noch gut an das Theater erinnern, als Leah aus dem Kindergarten nach Hause kam, heulend, weil die anderen Kinder alle von ihren Großeltern erzählt hatten, während Leah schweigend dabei saß. Wie lange hatte es gedauert, ihr zu erklären, dass Großmutter weit weg wohnte, und dass sie keinen Großvater hatte? Nicht zum ersten Mal hatte Nina ihre Mutter verflucht. Nicht genug, dass sie Nina keine Mutter sein wollte, sie war noch nicht einmal für Leah da. Und die Eltern von Stefan hatte sie nie kennen gelernt. Wahrscheinlich wussten die überhaupt nicht, dass sie eine Enkelin hatten.

mit diesem block tue ich mich etwas schwer. zu allererst solltest du am anfang einen absatz einfügen - es ist eine erinnerung in einer erinnerung.
das andere ist, dass ich die zeit gerne anzweifeln möchte. vollendete gegenwart hätte ich erwartet. besonders die stelle: "Und die Eltern von Stefan hatte sie nie kennen gelernt. Wahrscheinlich wussten die überhaupt nicht, dass sie eine Enkelin hatten." diese eltern sind tot, oder? wenn nicht, dann wirklich besser vollendete gegenwart und vielleicht auch noch das wort "bislang"
das "Nicht" ist doppelt. das 2. "Nicht" könnte "Kaum" heissen

Nina drückt ihre Zigarette aus und schnappt nach Leahs Hand, um sie vom Bahnsteig wegzuziehen. Das Gedränge wird stärker, alles strebt nach vorne, um einen Platz in der Nähe der Zugtüren zu ergattern. Nur Nina bleibt zurück. Leah zappelt unruhig an ihrer Hand. Nina muss sich beherrschen, um die kleine Hand nicht zu sehr zu drücken.
3 mal "Hand". "Leah zappelt unruhig an ihrer Hand. Nina muss sich beherrschen, um die kleine Hand nicht zu sehr zu drücken. >> "Leah zappelt unruhig, und Nina (besser: ihre Mutter)muss sich beherrschen, die kleinen Finger ihrer Tochter nicht zu sehr zu drücken." damit würde das 4. Hand im nachfolgesatz verziehen werden.


lieblingssatz:

Nina späht in Richtung Ausgang, doch ihre Füße wollen sich nicht dorthin bewegen.
- ja, genau so ist es *smile*

Es ist zu spät zum fliehen.

"fliehen" gross

Papa war die ganze Zeit gut gelaunt, lachte oft und lange und drückte Nina oft ganz fest an sich.

2 mal "oft", das 1. "oft" könnte "viel" ein, oder das 2. "oft" könnte "gern" sein

Am Ende des Sommers jedoch ging ihr Papa fort und Nina landete in einem staubgrauen Büro des Jugendamtes,
aber doch nicht freiwillig, oder? hier ist noch aufklärungsbedarf

Je näher er ihnen kommt, desto unsicherer werden seine Schritte. Noch zehn Schritte, neun, er wird langsamer.

"Schritte" ist doppelt. das 2. "Schritte" könnte auch "Meter" heissen

Leah löst sich von Ninas Hand und tappt ein paar unsichere Schritte auf den Mann zu, der nun nur noch fünf Schritte entfernt ist.

schon wieder "Schritte" wie wäre es mit "fast"?
das andere ist - leah hat sich die ohren zugehalten - mit ihren händen - hat sie ihre mutti danach wieder angefasst?

Warum konntest du nicht da sein, als ich schwanger wurde? Ich war noch in der Schule! Warum hast du mir nicht geholfen, warum?

in der schule schwanger geworden? stefan ist nicht ihr lebenspartner? er war bei der schwangerschaft nicht bei ihr?

fazit: eine eigentlich recht schöne geschichte, es wäre aber prima, wenn du einen weg findest, die stolperpunkte zu entfernen.

bis dann

barde

 

Hi Ronja,

ich weiß nicht genau, was ich von deiner Geschichte halten soll. Du schreibst sehr gefühlvoll, stilistisch wie gewohnt richtig gut.
Inhaltlich kann deine Geschichte mich nicht wirklich überzeugen. Vielleicht habe ich auch einiges nicht verstanden.

1.) Warum fährt sie überhaupt mit der Tochter zum Großvater, wenn sie ihn noch immer so sehr verachtet?
2.) Warum hasst sie ihren Vater so sehr für die Diebstähle, wenn sie sich - unsinnigerweise - selbst die Schuld gibt?

Das Ende fand ich gut. Obwohl sie ihrem Vater noch immer nicht verzeihen kann, fällt dieser jahrelanger Groll bei der Begrüssung ab und die Gefühle für ihren Vater sind immer noch sehr stark. Das fand ich wirklich gut gelungen.

LG
Bella

 

Hallo alle,

mann, was für eine Rückmeldung, ich danke euch allen :)

@sim: wir haben ja schon im Chat gesprochen. :) Ich werd mir deine Vorschläge nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich den Sommer wirklich ausbaue, irgendwie möchte ich gerne ohne eine echte Rückblende auskommen.

@cassandra: Ja, der Titel. Der stand schon, als ich die Kinderzeit mehr ausbauen wollte, was dann aber doch flachgefallen ist. Vielleicht fällt mir ja noch ein besserer ein.
Danke für's Lesen und für das Lob ;)

@bambu: Freut mich, dass es dir gefallen hat.

@Barde: Wow, danke für die ausführliche Kritik. Du hast vollkommen recht, es gibt noch Stellen, wo es hakt. Ich werde da nochmal drüber gucken.

aber er setzt sich nicht damit auseinander, was der vater denken wird, wenn seine tochter ihn 10 jahre lang nicht besucht hat. sie hat keine gewissensbisse. dafür hat sie aber gewissensbisse gehabt, den vater zum überfall (10 jahre, das wird ein überfall gewesen sein) verführt zu haben mit ihren wünschen. sorry, das beisst sich an allen stellen.

Oha, da hatte ich wohl wieder mehr im Kopf, als ich hingeschrieben habe. Ich dachte mir, dass der Vater wahrscheinlich schon versucht hat, Kontakt aufzunehmen, aber die Tochter abblockte. Aber du hast recht, vielleicht mildere ich das zu einem Briefkontakt, wie banal er auch sein mag :)

der grossvater spart lange für einen gameboy. woher weiss er eigentlich, dass der "gameboy" bei der (weiblichen) enkelin ankommt? wenn leah ein junge gewesen wäre, dann hätte ich es verstanden.

Ähm, dass das Geschenk nicht so recht überdacht ist, war eigentlich Absicht. Der Großvater macht sich nicht lange Gedanken, sondern kauft etwas Teures, von dem er denkt, dass die Kinder es eben gut finden. Ich glaube nicht, dass er sich über Feinheiten wie Mädchen oder Junge Gedanken macht.

lieber hätte ich gesehen, dass die erinnerungen an ihre kindheit als zahlreiche fragmente sich durch die gesamte geschichte ziehen.

Wenn ich ehrlich bin - ich auch. Aber ich hab in letzter Zeit so viele Geschichten in solcher Form geschrieben, dass ich versucht habe, davon weg zu kommen :) Vielleicht war das ein bisschen zu krampfhaft. Mal sehen, wie ich das löse.

Und die Eltern von Stefan hatte sie nie kennen gelernt. Wahrscheinlich wussten die überhaupt nicht, dass sie eine Enkelin hatten." diese eltern sind tot, oder? wenn nicht, dann wirklich besser vollendete gegenwart und vielleicht auch noch das wort "bislang"

Nein, die Eltern von Stefan sind nicht tot. Eigentlich sollte es so sein, dass dieser Stefan abgehauen ist, nachdem Nina (ungewollt) in der Schule schwanger geworden ist. Wahrscheinlich zahlt er Alimente. Ich werde dazu noch einen Satz schreiben.

in der schule schwanger geworden? stefan ist nicht ihr lebenspartner? er war bei der schwangerschaft nicht bei ihr?

Siehe oben :)

Vielen lieben Dank für die vielen guten Tipps. Sobald ich Zeit habe, setze ich mich nochmal dran.


Liebe Grüße,

Ronja

:cat:

 

Hi Bella

crosspostings, mal wieder....

Hm, offensichtlich besteht doch noch mehr Erklärungsbedarf, als ich dachte grmbl. :)

1.) Warum fährt sie überhaupt mit der Tochter zum Großvater, wenn sie ihn noch immer so sehr verachtet?
2.) Warum hasst sie ihren Vater so sehr für die Diebstähle, wenn sie sich - unsinnigerweise - selbst die Schuld gibt?

zu 1) ihr Vater meldet sich als Besuch an, nachdem er aus dem Gefängnis gekommen ist. Ich glaube nicht, dass man so was einfach mal so ablehnt, schon aus Pflichtgefühl, und solchen Dingen wie: "Er ist doch dein Vater, den kannst du doch nicht einfach sitzen lassen..."

zu 2) Sie hasst ihren Vater, WEIL sie Schuldgefühle hat. Ist das nicht klr? Mist. Außerdemwar er eben in den schweren Phasen ihres Lebens nicht bei ihr, sie hat das Gefühl, dass er sich vor der Verantwortung gedrückt hat, so wie auch ihre Mutter.

Ich setz mich nochmal dran... seufz

Vielen Dank fürs Lesen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Sie hasst ihren Vater, WEIL sie Schuldgefühle hat. Ist das nicht klr? Mist. Außerdemwar er eben in den schweren Phasen ihres Lebens nicht bei ihr, sie hat das Gefühl, dass er sich vor der Verantwortung gedrückt hat, so wie auch ihre Mutter.

doch, das ist klar, es steht ja geschrieben. am ende wird es ja deutlich - es ist gar nicht wirklich ein hass auf ihn - eher ein hass auf die vergangenheit.

 

hallo ronja,

ja, besser ist es. du hast viel geändert, und ich denke, du bist auf dem richtigen weg.
nicht erschrecken, ich habe noch ein paar gedanken:

Für einige Momente sitzt sie nur da und versucht, das Vernommene zu verarbeiten, den Gedanken in ihren Kopf zu bringen. So recht will ihr das nicht gelingen. Stattdessen steigen Erinnerungen in ihr auf, Ereignisse, an die sie lange nicht mehr gedacht hat, drängen an die Oberfläche. Sie waren so unwichtig geworden in den letzten Jahren, doch jetzt muss sie wieder an den einen Sommer denken. Unwillkürlich lächelt Nina.

uih - das ist aber eine hammermethode. "Gedanken in ihren Kopf zu bringen", "Erinnerungen, an die sie lange nicht mehr gedacht hat", "jetzt muss sie wieder an den einen Sommer denken" = "Leser, du fühlst dich sofort in die Protagonistin ein, sonst ...!" *smile* >> Für einige Momente sitzt sie nur da und hält noch den Hörer in der Hand. Eigentlich hat sie gewusst, dass die Vergangenheit sie eines Tages wieder einholen wird, aber sie hat nie daran denken wollen, das Gewesene lieber verdrängen und die Erinnerung vergessen, die sie jetzt wieder vor Augen sieht, an jenem Sommer, vor so vielen Jahren und ihr doch ein Lächelns ins Gesicht zaubert.
dass du nina lächeln lässt, greift der pointe ein wenig vor, aber ich finde das gut! es macht die geschichte rund.

Den ganzen Tag ist sie Achterbahn gefahren, und jetzt ist ihr schlecht. Vielleicht liegt das auch an dem vielen Eis, das sie in sich hinein gestopft hat. Papa schaut sie besorgt an. „Geht’s dir nicht gut, Ninni?“
Sie schüttelt tapfer den Kopf. Er ist so stolz, dass er ihr den Besuch im Freizeitpark bezahlen konnte, da möchte sie ihm nicht den Spaß verderben.

der stil in der vorgängerversion gefällt mir besser, dass es mit wörtlicher rede weitergeht. ziehe die wörtliche rede doch vor, sonst klingt das nach bauklötzengeschichte

Nicht zum ersten Mal hatte Nina ihre Mutter verflucht. Nicht genug, dass sie ihr keine Mutter sein wollte, sie war noch nicht einmal für Leah da.

das lässt den leser am ende fragend zurück. die mutter könnte verschollen sein - durchgebrannt mit irgendeinem, und das vielleicht sogar kurz vor dem sommer den nina mit ihrem vater verbringt. damit kommt nämlich für den vater die motivation für den raub hinzu, seiner tochter den schmerz zu nehmen - damit rundet sich die geschichte

Sie hat Leah nie die Briefe gezeigt, die er geschrieben hat.

wie alt ist leah? gerade war sie noch im kindergarten.

Sie hätte sich nur noch schuldiger gefühlt.

das ist einsicht! aber einsicht ist eigentlich nur eine vorübergehende entschuldigung. sie muss ihn hier anklagen. übrigens darf sie nur spärlich briefe geschrieben haben, um jeglichen gedanken an sehnsucht im keim zu ersticken

Sie ist ein liebes Kind, wenn auch manchmal ein bisschen wild.

bitte entschuldige, dass ich so ins detail gehe. der erzähler sollte neutral sein. wenn er eine wertung abgibt, dann sollte diese von nina kommen. "Sie ist ein liebes Kind, wie Nina findet"

Stolz schlüpft Nina in die neuen Hosen und das T-Shirt mit dem Glitzeraufdruck. Früher haben sie sich so was nicht leisten können. Aber seit dem Beginn der Sommerferien, hat Papa plötzlich viel mehr Geld.
„Kommst du, Ninni? Wir wollen doch heute weiterfahren. Nach München.“ Papa klopft an die Badezimmertür.
„Ich komm gleich.“ Noch einmal mustert Nina sich im Hotelspiegel. Gut sieht das aus. Wenn sie doch nur ihre Klassenkameraden jetzt sehen könnten.

das ist eine ausgezeichnete stelle

In ihrem Magen sitzt ein dicker Knoten aus Schuld und Angst.

das ist mir zu direkt. >> "In ihrem Magen sitzt ein dicker Knoten aus Angst und einem Gefühl, dass sie seit zehn Jahren mit sich herumträgt, für das sie damals keinen Namen gefunden hat. Heute nennt sie es Schuldgefühl."

„Ich kann nicht mehr.“ Nina schiebt den Spaghettiteller von sich weg.
„Aber ein Eis geht noch, oder?“ Ihr Vater grinst sie an, und als sie nickt, winkt er dem Kellner. Nina lässt sich auf ihrem Stuhl zurücksinken. Früher haben sie nicht so oft im Restaurant gegessen. Nina gefällt das. Sie fragt sich ein bisschen, wo ihr Vater plötzlich das viele Geld her hat, aber sie spricht ihn nicht darauf an. Er ist so glücklich in letzter Zeit.

lasse sie in der erinnerung immer nur "Ninni" heissen

„Papa?“
„Ja?“
„Übermorgen muss ich wieder in die Schule. Fahren wir nicht wieder heim?“
„Doch, doch.“
Leise Rascheln in der Dämmerung des Hotelzimmers.
„Hat dir der Urlaub gefallen, Ninni? War es so, wie du es dir gewünscht hast?“
„Ja, es war toll.“
„Das ist das wahre Leben, vergiss das nicht, Ninni, egal, was passiert.“

***

Am Tag nach diesem Gespräch fuhren sie nach Hause, wo die Polizei bereits auf sie wartete. Ninas Vater wurde fort gebracht, und Nina landete in einem staubgrauen Zimmer des Jugendamtes, wo ihr ein netter Mann erklärte, dass sie all ihre schönen neuen Sachen gar nicht haben dürfte, und dass sie jetzt in ein Heim müsste, bis ihr Vater zurück käme.


die unterteilung "***" ist m.e. nicht konsequent. besser ans ende des zitates
hier könnte das ganze etwas dramatik bekommen mit einer gehörigen portion peinlichkeit, wenn die polizei beide im hotelzimmer abholt (da noch andere zuschauen, muss sie sich sogar noch schämen). bei deiner version bedeutet es, dass der vater der kleinen einen tollen sommer geben wollte, er sich dessen aber bewusst ist, dass alles vorbei sein wird für ihn und für sie - das wäre natürlich auch reizvoll - dafür spräche dann die variante, dass die mutter die beiden allein gelassen hat.

Wie kannst du es wagen, wieder in mein Leben zu treten? Wie kannst du es wagen, meiner Tochter Geschenke zu machen? Warum hast du mich alleine gelassen, warum musstest du mir das Gefühl geben, ich sei Schuld daran, dass du gestohlen hast?
Warum hast du zugelassen, dass ich zwischen lauter Fremden aufwachsen musste? Warum konntest du nicht da sein, als ich schwanger wurde? Als Stefan abgehauen ist. Ich war noch in der Schule! Warum hast du mir nicht geholfen, warum?

kursiv ist für die erinnerung reserviert.
diebstahl - die 10 jahre dafür sind unglaubwürdig. das geld hat ja nicht gereicht um ins ausland zu türmen. 10 jahre wäre nicht seine grössenordnung. es muss ein bewaffneter raub gewesen sein, dann kommen wir näher an das strafmass. in deutschland sind 10 jahre totschlag minus reststrafe auf bewährung.

mit dem teuren Walkman, den er ihr gegeben hatte, irgendwann in diesem Sommer.

nicht "diesem" sondern "jenem"

ich hoffe, das hilft dir

bis dann

barde

 

Hallo nochmal Barde,

vielen Dank für deine Vorschläge. Momentan hab ich leider wenig Zeit, mich um die Geschichte zu kümmern. Ich werde im Urlaub nochmal drübergehen, versprochen ;)

Liebe Grüße,

Ronja

 

Ich frage mich, weshalb Du dem Leser nicht gleich zu Beginn über die Situation informierst. So hat es den Anschein, als sollte der Überraschungseffekt zentral sein. Und dafür ist die Auflösung zu simpel. Wirklich interessant scheint mir doch viel eher, welchen Konflikt die Protagonistin vor dem Wiedersehen erlebt. Weshalb also den Leser nicht gleich einweihen?

Die drei Sterne, die die Erinnerungen am Anfang abgrenzen, halte ich für überflüssig; die Kursivschrift reicht doch aus. Auch frage ich mich, ob es nicht eleganter wäre, auf das filmische Stilmittel der Rückblende zu verzichten, die Erinnerungen stattdessen in die Gedanken der Protagonistin im Hier und Jetzt einzuflechten.

Insgesamt anrührend, aber nicht mehr. Ich bin überzeugt, daß in der Geschichte noch eine Menge Potential steckt.

Noch'n bißchen Textkram:

  • Dann öffnen sich die Türen, speien Menschen aus, schlucken andere - Finde ich sehr schön.
  • Es ist zu spät zum Fliehen. - Weshalb der Kursivdruck? Auch fände ich "Für eine Flucht ist es zu spät" oder "Es ist zu spät, um noch unbemerkt verschwinden (fliehen) zu können" besser. Ich denke auch, daß "fliehen" bereits eine Interpretation ist, die man dem Leser ruhig überlassen kann.
  • Fahren wir nicht wieder heim? - "nach Hause", das andere ist süddeutsch

 

Hallo Felsenkatze,
Ich bin ein wenig ratlos. Die Geschichte will bei mir nicht so richtig zünden. Zwischen Vater und Tochter existiert zumindest aus der Sicht der Nina eine ambivalente Beziehung. Du flechtest Erinnerungen ein, die diese Beziehung charakterisieren sollen. Ich bin aber über folgendes gestolpert:
Wie alt ist Nina?
Wie alt ist Leah?
Wie alt war sie, als sie mit Leah schwanger geworden ist?

Die Erinnerungen datieren 10 Jahre zurück. Die Sprache, die du für zweiten Erzählstrang verwendest, lässt mich vermuten, dass Nina unter 10 Jahre alt gewesen ist. Dagegen spricht, dass der Vater damals noch nicht (also knapp)vierzig war.

Was ist der Vater nun?
Ein jugendlicher Taugenichts? Ein später Vater und ein Versager?
Was ist Nina nun?
Ein Kind, dass als Kind Mutter geworden ist?
Weiterhin habe ich noch folgende Verständnisprobleme:
Warum musste Nina ins Heim?
Wo ist denn Ninas Mutter? Leahs Großmutter wohnt doch weit entfernt. Nina hätte doch bei der Mutter leben können.
Desweiteren frage ich mich: Wozu brauchst du Stefan und seine Eltern?
Sollen sie aufzeigen, dass Ninas eingeschlagener Weg fehlgeleitet gewesen ist? Dass sie von Etablierten nicht anerkannt worden ist.? Nina als unerwünschter Ausrutscher mit Folgen zu sehen ist?
Wie lebt Nina mit Leah zusammen? In einer Wohnung mit eigenem Telefon? Oder in einer Mutter/Kind- Einrichtung?

Was mir noch aufgefallen ist: Manchmal wackelt der Tempus. Wenn eine Geschichte im Präsens erzählt wird, muss das Vergangene ins Perfekt.

LG
Goldene Dame

 

Hallo Ronja,

dein Erzählstil gefällt mir sehr; leider bin ich in F/M gar nicht zu Hause, vielleicht sollte ich ab und an mal ein paar Ausflüge machen :).

Ich fragte mich auch, wo denn die Mutter abgeblieben ist - ein paar erklärende Worte dazu würde ich sehr begrüssen; zumal es ja sowieso eher selten ist, dass sich der Papa um das Kind kümmert.

Schade fand ich, dass der Opa lange sparen mußte, um der Enkelin wiederum, wie früher, ein materielles Geschenk mitbringen zu können. Es scheint, er hat nichts aus seinen Fehlern gelernt.

Lieber Gruß
bernadette

 

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