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Einer unter vielen...

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16.07.2005
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Einer unter vielen...

...und wieder ein Einschlag. Lautlos. Wie alles in seiner Umgebung. Staub und Dreck wurde aufgewirbelt, schoss wie eine Säule aus dem Boden und begrub alles im Umkreis unter sich. Steine trafen sein Bein, aber er bemerkte es nicht.

Langsam wanderte sein Blick den Körper herunter. Ruß und Öl an dem zerfetzten grauen Hemd. Und Blut.

Er fragte sich, ob er verwundet worden war. Aber nein, unmöglich, nicht er, so etwas passiert nur anderen.

Der Staub legte sich langsam wieder und er konnte Umrisse auf dem Boden erkennen. Dort wo früher einmal ein schöner Garten gewesen war. Bestimmt Teile des Hauses, dachte er. Irgendjemand baut es schon wieder auf.

Ein Schrei entfuhr ihm, aber er hörte nichts. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn. Sein Hals und seine Lunge waren ausgetrocknet und verdreckt. Er musste husten, aber es ging nicht, keine Luft, keine Kraft.

Die Umrisse bewegten sich. Kein Mauerwerk, kein Schornstein. Jemand aus seiner Gruppe?

Ein dumpfes Geräusch lenkte seine Konzentration für wenige Momente von dem sterbenden Mann ab. Der Transporter war getroffen worden. Er lag in Flammen gehüllt auf der Seite. Der Fahrer war eingeklemmt. Das Gesicht schmerzverzerrt. Er mochte den Fahrer und drehte sich wieder weg.

Die Stille war nicht auszuhalten. Bestimmt der Helm der über die Ohren gerutscht ist, dachte er.

Der Arm ließ sich nicht bewegen.

Er spürte Wärme an seinem Kopf. An seiner Stirn. Sie lief langsam hinunter. Er musste das Auge zukneifen. Schmerzen.

Die Umrisse bewegten sich nicht mehr.

Wieder fiel sein Blick auf seinen Körper. Ruß und Öl und viel Blut. Er war verwundet. Sicher nur ein Kratzer, dachte er...hoffte er.

Jetzt erkannte er die Person. Das Gesicht war vollkommen entstellt. Aus ihrer Brusttasche schaute ein blutüberströmtes Buch mit Lederumschlag. Er hatte gestern zusammen mit ihm Lieder daraus gesungen. Ein Glücksbringer. Vielleicht sollte er aufstehen und sich das Buch holen.

Schmerzen. Dunkelheit. Er kämpfte, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Weiter hinten streckte ein Strich eine weitere Person nieder.

Eine Träne rollte über seine Wange.

Er konnte nicht mehr gegen die Dunkelheit ankämpfen.

Sein letzter Gedanke galt der Familie, in deren Garten er jetzt lag...

 

Hallo JoRes,
zunächst einmal herzlich Willkommen auf kg.de und in der Historik-Rubrik :thumbsup:

Ein paar Textstellen:

Staub und Dreck wurde aufgewirbelt, schoss wie eine Säule
Staub und Dreck sind Plural, also: wurden, schossen, begruben

Langsam wanderte sein Blick den Körper herunter
hinunter. (hin <-> her. Beispiele: Ich schaue hinunter, aber: Er sah zu mir herunter)

Aber nein, unmöglich, nicht er, so etwas passiert nur anderen.
Wenn das Gedanken der Figur sind, setz sie lieber kursiv. Ansonsten ist das ein Tempusfehler. "So etwas passierte nur anderen" wäre richtig.

Umrisse auf dem Boden erkennen. Dort wo früher einmal
Das ist eigentlich ein Satz. Mach einen : oder einen Gedankenstrich statt der Punktes.

Ein dumpfes Geräusch lenkte seine Konzentration für wenige Momente von dem sterbenden Mann ab.
Von welchem sterbenden Mann? Von dem war bisher noch keine Rede.

Der Arm ließ sich nicht bewegen.
Unpersönlich. Entweder als Gedanke: Mein Arm lässt sich nicht bewegen oder wenigstens: Sein Arm ließ sich nicht bewegen.

Nun zur inhaltlichen Kritik.

Es gelingt Dir, eine düstere, aussichtslose und schmutzige Kriegssituation zu beschreiben. Allerdings bleiben zu viele Fragen offen, um mich als Leser in der Historik-Rubrik zufrieden zu stellen. Der Plot ist beliebig, es könnte irgendein Krieg sein, der irgendwo stattfindet - insbesondere heute, nicht in der Vergangenheit.

Versuche, den Text so zu ändern, dass:
- klar ist, wo das Geschehen sich abspielt
- klar ist, wann das Geschehen sich abspielt
- die Besonderheiten der Situation im Vergleich zu ähnlichen Situationen deutlich wird

Außerdem finde ich die Figuren zu anonym. Okay, das ist bei Soldaten nicht ungewöhnlich. Aber wenn Dein Leser mit Deiner Hauptfigur leiden soll, muss er näher ran. Er muss mehr über die Figur wissen. Insbesondere den Namen. Namenlose Hauptfiguren funktionieren eigentlich nie (außer wenn man die Ich-Perspektive wählt). Immerhin gewährst Du ja schon Einblicke in die Gedanken der Figur. Das ist ein guter Anfang. Aber nicht zuletzt die Kürze des Textes lässt es nicht zu, der Figur näher zu kommen.
Insgesamt kein schlechtes Debut für Dich hier auf kg.de.

Fazit: sprachlich brauchbar, inhaltlich zu beliebig, zu kurz.

Uwe
:cool:

 

hi! erst mal vielen dank für deine kritik! werde zusehen, dass ich da noch was verbessere! :)

zu deinen tips: ich wollte gerade keinen einblick in die anonymität der soldaten geben. es könnte jeder x-beliebige sein (beliebigkeit und wilkür sind meiner meinung nach sehr gefährlich, vor allem in kriegen). es soll vollkommen egal sein, wo, wann, warum und mit wem diese geschichte spielt. nur die aussichtslose situation und die machtlosigkeit des beschriebenen charakters waren mir wichtig.

das meine idee damit nicht unbedingt alle geschmäcker trifft habe ich nach unzähligen malen das lesens auch erkannt. ;)
ich selbst bevorzuge bücher und geschichten, die nichts verheimlichen...wobei darin sicherlich auch ein gewisser reiz liegen könnte?!?

am schluss noch einmal danke, dass du dich mit der geschichte auseinandergesetzt hast; dies wird sicherlich hilfreich sein!

mfg :D JoRes

 
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es soll vollkommen egal sein, wo, wann, warum und mit wem diese geschichte spielt.

Das steht im Widerspruch zur Vorgabe der Historik-Rubrik, wo es definitiv sehr stark darauf ankommt, dass Wann und Wo deutlich werden und von Bedeutung sind.

verschoben nach Sonstige

 

ok, seh ich ein! werde mich bemühen in zukunft auf derartige vorgaben zu achten! :)

aber der sonstiges bereich is ja auch schön! :D

danke nochmal

mfg JoRes

 

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