Einer unter vielen...
...und wieder ein Einschlag. Lautlos. Wie alles in seiner Umgebung. Staub und Dreck wurde aufgewirbelt, schoss wie eine Säule aus dem Boden und begrub alles im Umkreis unter sich. Steine trafen sein Bein, aber er bemerkte es nicht.
Langsam wanderte sein Blick den Körper herunter. Ruß und Öl an dem zerfetzten grauen Hemd. Und Blut.
Er fragte sich, ob er verwundet worden war. Aber nein, unmöglich, nicht er, so etwas passiert nur anderen.
Der Staub legte sich langsam wieder und er konnte Umrisse auf dem Boden erkennen. Dort wo früher einmal ein schöner Garten gewesen war. Bestimmt Teile des Hauses, dachte er. Irgendjemand baut es schon wieder auf.
Ein Schrei entfuhr ihm, aber er hörte nichts. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn. Sein Hals und seine Lunge waren ausgetrocknet und verdreckt. Er musste husten, aber es ging nicht, keine Luft, keine Kraft.
Die Umrisse bewegten sich. Kein Mauerwerk, kein Schornstein. Jemand aus seiner Gruppe?
Ein dumpfes Geräusch lenkte seine Konzentration für wenige Momente von dem sterbenden Mann ab. Der Transporter war getroffen worden. Er lag in Flammen gehüllt auf der Seite. Der Fahrer war eingeklemmt. Das Gesicht schmerzverzerrt. Er mochte den Fahrer und drehte sich wieder weg.
Die Stille war nicht auszuhalten. Bestimmt der Helm der über die Ohren gerutscht ist, dachte er.
Der Arm ließ sich nicht bewegen.
Er spürte Wärme an seinem Kopf. An seiner Stirn. Sie lief langsam hinunter. Er musste das Auge zukneifen. Schmerzen.
Die Umrisse bewegten sich nicht mehr.
Wieder fiel sein Blick auf seinen Körper. Ruß und Öl und viel Blut. Er war verwundet. Sicher nur ein Kratzer, dachte er...hoffte er.
Jetzt erkannte er die Person. Das Gesicht war vollkommen entstellt. Aus ihrer Brusttasche schaute ein blutüberströmtes Buch mit Lederumschlag. Er hatte gestern zusammen mit ihm Lieder daraus gesungen. Ein Glücksbringer. Vielleicht sollte er aufstehen und sich das Buch holen.
Schmerzen. Dunkelheit. Er kämpfte, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Weiter hinten streckte ein Strich eine weitere Person nieder.
Eine Träne rollte über seine Wange.
Er konnte nicht mehr gegen die Dunkelheit ankämpfen.
Sein letzter Gedanke galt der Familie, in deren Garten er jetzt lag...