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Er hatte so dieses Gefühl...

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11.09.2007
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Er hatte so dieses Gefühl...

Er hatte so dieses Gefühl...

Von Anfang an hasste er das Zimmer. Diese alte, schon ins Gelbliche übergehende weiße Tapete, die sich an den Ecken des Raumes von der Wand löste und dort abstand, bröselig wie altes Laub. Dann war da noch dieses alte, schwarze Metallbett, mit Stahlfedern unter der Matraze, sowas kannte er sonst nur aus billigen Jugendherbergen.
Erwarteten seine Eltern allen Ernstes, er solle darauf schlafen?
Die Antwort lautete natürlich "Ja!", wo sollte er denn sonst hin... Etwa auf den harten, leicht schimmelig riechenden Holzboden? Nein danke, da war das Bett dann doch besser. Wobei er mit dem Gedanken spielte, sich eine Luftmatraze zuzulegen. Keine schlechte Idee, unheimlich war das Zimmer trotzdem. Der alte Schrank mit der großen Doppeltür, die wie ein umgedrehtes U geformt war, jagte ihm bereits vom ersten Anblick an Schauer über den Rücken. Das Ungetüm sah aus, als könne es jederzeit zum Leben erwachen, seine Türen selbständig öffnen. Vielleicht war es ja sogar so, man konnte bei solchen Zimmern in solchen Häusern nie wissen.
Die bisherigen siebzehn Jahre seines Lebens verbrachte er in Berlin, Rummel, Hektik und buntes Treiben auf den Straßen, ja, das war er gewohnt, das liebte er. Doch seine Eltern standen nicht auf Großstädte, darum kam ihnen das Angebot für dieses alte Haus mitten im Nirvana im Osten Deutschlands sehr recht. Ihren Beruf erledigten seine Eltern von zu Hause aus, beide waren Schriftsteller, die sich auf die verschiedenen Architektur von Gebäuden in der ganzen Welt spezialisiert hatten. Daher rührte auch ihr Faible für alte, länger leer stehende Häuser. Und nun waren sie tatsächlich in ein solches eingezogen.
Weit und breit gab es keine Nachbarn, das nächste Dorf war 12 Kilometer entfernt, dort würde er zur Schule gehen. Wie er sich schon darauf freute, in aller Herrgottsfrühe aufstehen zu müssen, um rechtzeitig mit dem Fahrrad losfahren zu können. Buslinien führten hier nicht entlang. Doch vielleicht hätte er sich an alles gewöhnen können, wenn er nicht in diesem gottverdammten Zimmer wohnen müsste.
Gleich in der ersten Nacht wurden seine unguten Gefühle bestätigt. Er beschloss, dass er hier niemals wieder nächtigen würde und es gelang ihm auch. Schließlich erlebte er noch nicht einmal den nächsten Morgen.
Sobald er seinen Eltern gute Nacht wünschte, stieg er hundemüde in dieses grausige Bett. Es war die reine Folter, ja, ein Folterbett. Die Stahlfedern stachen ihm hart in den Rücken, sie drangen sogar durch sein Kissen, sein Kopf lag wie auf faustgroßen Steinen. Er schlang die Decke um seinen Körper, um das quälende Drücken der Federn etwas zu lindern. Er wäre sogar fast eingedöst, doch dann spürte er ein leichtes Ziehen an der Decke, die ihn umgab, die ihm Schutz bot. Er öffnete seine Augen. Dunkelheit umgab ihn, das Ziehen hielt weiter an. Als sich seine Augen langsam an die Lichtverhältnisse gewöhnten, sah er eine kleine, braune Hand, die sich an seiner Decke zu schaffen machte.
Panisch kroch er aus der Decke hinaus, die gleich darauf vom Bett gezogen wurde. Sein Blick fiel auf den Schrank. Die Türen waren geöffnet, schemenhaft sah er, wie Wesen, vielleicht fünfzig Zentimeter groß, daraus hervor kamen.
Es waren so viele. Unendlich viele.
Die Hand, die seine Decke weggezogen hatte, legte sich erneut auf das Bett, eine weitere kam hinzu. Sie krallten sich in die Matraze und hieften eines der Wesen aus dem Schrank auf das Bett. Es glotzte ihn an, große, kugelrunde Augen, kahler Kopf, braune ledrige Haut. Bald darauf kamen mehr und mehr der Wesen aufs Bett geklettert. Er musterte sie , hatte sich bereits jetzt seinem Schicksal hingegeben. Irgendwie hatte er es von Anfang an geahnt. Nur eine Nacht in diesem Zimmer. Noch nicht einmal eine ganze. Er nahm es kaum war, als sich das erste der Wesen auf ihn stürzte, sich seine Genitalien packte, sie abriss und auffrass. Weitere Wesen machten sich über ihn her, rissen seine Zunge heraus, stritten sich um sie wie wilde Tiere, die Finger wurden ihm abgebissen, er merkte nicht, dass er schrie, er tat es auch nicht wirklich, sein Mund war voller Blut, bloß ein Gurgeln tönte heraus.
Es waren so viele.
Unendlich viele.

 

Hallo Dan08,

Ich weiss nicht so recht, was ich zu deiner Geschichte sagen soll. Das Thema, das du gewählt hast, ist nicht neu, und dementsprechend muss man sich anstrengen, um noch etwas Interessantes aus dem Stoff rauszuholen. Meist ist das auch das Problem der Autoren, aber bei dir liegt es woanders. Zwar ist auch die Idee mit den Wesen aus dem Schrank nicht neu, aber ich finde, du hast sie toll umgesetzt. Besonders diese Stelle

Er öffnete seine Augen. Dunkelheit umgab ihn, das Ziehen hielt weiter an. Als sich seine Augen langsam an die Lichtverhältnisse gewöhnten, sah er eine kleine, braune Hand, die sich an seiner Decke zu schaffen machte.
ist echt toll.

Andererseits machtest du mein Interesse mit deinem Schreibstil zunichte. Ich bin davon überzeugt, dass du sehr gut schreiben kannst, aber du schaffst es nicht, die Emotionen deines Protagonisten glaubhaft rüberzubringen. Gerade in einer Horrorgeschichte ist das verheerend. Man kann weder bei der Langeweile, die er im Haus empfindet, noch bei der Panik am Ende mitfühlen. Du schreibst nichts über seine Schmerzen, seine Angst, seine Gedanken. Dadurch erinnert deine Geschichte eher an ein nüchternes Protokoll als eine Story, in die man sich hineingezogen fühlt.
Der Stil ist recht gut, und ich denke, wenn du die Geschichte noch einmal überarbeitest, könntest du einen weit grösseren Effekt hervorrufen.

Hier noch ein kleiner Fehler, der mir aufgefallen ist:

die sich auf die verschiedenen Architektur von Gebäuden
Klingt seltsam.
"die sich auf die verschiedenartige..."
"die sich auf die unterschiedlichen Architekturen..."
oder so ähnlich.

So, dann gehe ich jetzt mal deine andere Geschichte lesen ;)

Gruss,
Bajonett

 

Hallo Dan08,

aha.

Also hier mal Eindruck: Du steigst relativ ruhig ein, präsentierst uns ein recht klassisches Szenario (Familie zieht in ein einsames Haus, das lange leer gestanden hat). Der Sohn, dessen Charakter zumindest ein bisschen umrissen wird, der aber nicht einmal einen Namen bekommt, mag die Pampa nicht. Ihm missfällt das Bett (ich frage mich nur, ob das Haus etwa möbliert war, denn wenn Bett und Schrank extra gekauft wurden und trotzdem verflucht oder was auch immer sind, ist das Haus als Szenario überflüssig; wenn sie aber schon drin standen, fände ich es auch etwas unlogisch, und warum haben sie eigentlich ihre alten Möbel nicht mitgenommen?).
Dann erfährt der Leser in der Mitte der Geschichte, dass die Hauptfigur sterben wird. Der Rest ist der Angriff der kleinen braunen Killermonster aus dem Schrank. Das liest sich für meinen Geschmack nicht kurz und knackig, sondern lieblos und hingeklatscht, entschuldige bitte. Mit Horror hat das bei mir nix zu tun, ich musste am Ende ehrlich gesagt nur grinsen. Und dein Prot bleibt mir einfach zu fern, es ist mir relativ egal, ob dem jemand die Genitalien wegfuttert. Er nimmt es ja selber kaum wahr. (Hä? Bist du dir da sicher?)

Mal ganz abgesehen davon, dass der Absatz am Ende mit sich überstürzenden, aber in ein paar Zeilen gepressten Ereignissen in krassem Unverhältnis zu der langen, so dahin plätschernden Vorrede steht. Man denkt so: Ja und? Wozu musste ich jetzt die erste Hälfte dieser Geschichte lesen, wenn man das Wesentlich auch viel kürzer erledigen kann?

Das sind jetzt sehr harte Worte, aber für mich funktioniert deine Geschichte so einfach nicht, und das hat nichts mit der Kürze zu tun, noch nicht einmal mit dem abgegriffenen Plot. Es fehlt der Geschichte schlicht an Nähe zum Geschehen, den Figuren an Farbe. Gib deinem Prot einen Namen, steig in die Handlung ein, schaff Dialoge und schildere die Sachen lebendiger. Auch die Wesen am Ende. Was machen die für Geräusche? Wie fühlt sich das an, wenn mir jemand die Genitalien abfrisst? Warum schreit der Prot nicht? Also ehrlich, so wie du den Jungen einführst, nimmt dir keiner ab, dass sich der gleich in sein Schicksal ergibt.

Sprachlich könntest du auch noch ein wenig an dem Text feilen. Und der Titel ... na ja. Das kannst du sicher auch besser.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hier mein zweites Produkt, kurz und knackig!
Kurz, ja. Knackig, ich weiß nicht. ;)

Hallo Dan!

Die Geschichte erinnert mich ein bisschen an die Gänsehaut-Romane die ich als 12-jährige immer gelesen hab, auch wenn das jetzt ein bisschen peinlich ist, das zuzugeben. :p
Ehrlich, das ist nicht die Wucht. Weder sprachlich noch inhaltlich.
Textliches:

Von Anfang an hasste er das Zimmer.
Die Perspektive ist schonmal ungünstig. Er wird am Ende gefressen, aber berichtet aus der Vergangenheit. Ich denke, es leuchtet ein, was ich meine. Im Präsens könntest du viel mehr Atmosphäre schaffen, worum du dich zwar bemüht hast, was aber nicht gelingt, durch die ein wenig flapsige Sprache.
ins Gelbliche übergehende weiße Tapete,
Zu viele Informationen für diese eine Tapete. Vergilbte Tapete reicht doch völlig, oder?
Die Antwort lautete natürlich "Ja!", wo sollte er denn sonst hin... Etwa auf den harten, leicht schimmelig riechenden Holzboden? Nein danke,
Das meine ich mit der ungeschickten Sprache. Der Tonfall passt absolut nicht in eine Horrorgeschichte, zumindest nicht in der Form, wie du sie gern hättest.
bei solchen Zimmern in solchen Häusern
Wortwiederholung. Vielleicht war es von dir als Stilmittel gedacht, aber die Wirkung ist gleich null. Würde ich anders formulieren.
Die bisherigen siebzehn Jahre seines Lebens verbrachte er in Berlin, Rummel,
Ich würde zwei Sätze draus machen, und von der Zeitform ist es auch nicht korrekt, denn in diesem Moment wohnt er ja nicht mehr in Berlin, der Abschnitt ist abgeschlossen. ... hatte er in Berlin verbracht. Rummel, ...
Doch seine Eltern standen nicht auf Großstädte,
Das klingt wirklich furchtbar.
für dieses alte Haus mitten im Nirvana im Osten Deutschlands
Mit Nirwana wäre ich vorsichtig. Ich glaube nicht, dass es das bedeutet, was du dir für diesen Text gedacht hast. Und das ist wieder eine ziemlich umständliche Formulierung, wie ich finde. Zwei Mal "im" aufeinander klingt nicht gut.
beide waren Schriftsteller, die sich auf die verschiedenen Architektur von Gebäuden in der ganzen Welt spezialisiert hatten.
Puh, ähm, die verschiedenen Architekturen? Oder wie. Das klingt fast genauso grausig. Würde ich umformulieren. Und nur mal so interessehalber: Was ist das denn für ein Beruf? Ich mein, man kann ja über alles schreiben. Aber kann man damit auch so viel Geld verdienen, dass man sich ein - okay, das ist ja eine Ruine. Ich denke zu viel über die Logik nach. ;)
leer stehende Häuser.
leerstehende
wenn er nicht in diesem gottverdammten Zimmer wohnen müsste.
Richtig wäre: hätte wohnen müssen. Aber wie gesagt, die Zeitform ist hier ungünstig.
Er beschloss, dass er hier niemals wieder nächtigen würde und es gelang ihm auch. Schließlich erlebte er noch nicht einmal den nächsten Morgen.
Welch Ironie. An Stellen wie diesen denke ich, dass du dir überhaupt keine Gedanken um deinen Prot. gemacht hast. Aber das ist immer wichtig, egal wie kurz oder lang die Story werden soll.
Sobald er seinen Eltern gute Nacht wünschte, stieg er hundemüde in dieses grausige Bett.
Er steigt also beim Gute-Nacht-Sagen gleichzeitig in sein Bett? Vielleicht eher: Sobald er seinen Eltern eine gute Nacht gewünscht hatte, ...
Sie krallten sich in die Matraze und hieften eines der Wesen aus dem Schrank auf das Bett.
Matratze; hievten. Und der Satz ist sowas von umständlich. Ich hatte hier zwei Wesen vor Augen, die ein anderes Wesen aus dem Schrank aufs Bett gezerrt haben. Du meintest aber, dass man erst nur die Hände eines dieser Wesen sieht, das sich dann langsam hochzieht. Warum schreibst du das nicht einfacher?
Er musterte sie , hatte sich bereits jetzt seinem Schicksal hingegeben.
Space vor dem Komma weg. Und das ist wieder so ein Satz. Wirklich unglaubwürdig, denk mal drüber nach.
Er nahm es kaum war,
wahr
abriss und auffrass.
auffraß
er merkte nicht, dass er schrie, er tat es auch nicht wirklich,
Was nu?

Also du siehst, an dem Text hast du noch ganz schön zu feilen und zu arbeiten, dass wenigstens sprachlich eine gute Geschichte daraus wird. Selbst dann wird sie nicht besonders originell sein, weil das wirklich ein klassisches Horror-Thema ist, aber dagegen gibts ja nichts einzuwenden. Man kann über alles schreiben, solange man es gut macht.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Vielen Dank für eure Kritiken.
Ich äußere mich jetzt nicht zu den einzelnen Kritikpunkten, nehme aber natürlich alles zur Kenntnis. Nur so viel, ich habe gerade erst mit dem Schreiben begonnen, von daher verfange ich mich denke ich auch oft im Satzbau, weil ich einfach zu viel auf einmal will und zu schön schreiben möchte.
Ich bin derzeit noch in einer Art Experimentierphase in dem Bereich und freue mich deshalb über jede Kritik, egal wie hart sie auch sein mag. Von daher nochmals vielen Dank für die doch sehr ausführlichen Antworten!!!
Gruß Dan!

 

Lieber Dan!

Als ich anfing deine Geschichte zu lesen hab ich mir irgendwie doch mehr erhofft. Die Einleitung fand ich ganz ok, den Übergang zum Haupteil auch, aber deinen Schluss finde ich doch ausbaufähig. Er wirk ein bisschen emotionslos und ich finde man könnte ihn interessanter machen, in dem die Hauptperson noch um ihr Leben kämpfen lässt, den Leser mitfühlen lässt in welcher Situation er ist und welche Gefühle er hat.

LG Line

 

Hallo Dan,

ich nochmal. Ich will ja nicht nerven, aber ich verstehe die Leute nicht, die hier her kommen und sagen, ja ich will lernen blabla freue mich über Kritik blabla. Ich sehe nicht, dass du dir Kritik zu Herzen nimmst, wenn du dir nicht mal die Mühe machst, deine Fehler zu verbessern und die Geschichte zu überarbeiten. Das ärgert mich immer, gerade wenn man sich so eine Arbeit gemacht hat für eine Geschichte, die es vielleicht gar nicht wert ist. Selber schuld könnte man sagen, naja. Wollte ich nur mal loswerden.

Gruß
strudel

 

@apfelstrudel: Bevor du mich hier beschimpfst, warte doch einfach mal ab, bis ich mich an eine neue oder an diese Geschichte setze. Wann ich Geschichten überarbeite oder neu verfasse, das ist glaub ich ganz allein meine Sache. Also sei geduldig, du wirst dann ja sehen, ob ich mir die Kritik zu Herzen genommen habe.
Bis dann!

 

Hoi!
Ich will hier auch noch meinen Senf dazugeben:
Mir gefällt der Titel nicht. Er sagt zuviel aus ('Er hatte so dieses Gefühl'+Horror = Irgendeine Person, die sich vor einem Gegenstand/Ort fürchtet, diese Furcht wird bestätigt. Keine Überraschung, vorhersehbar).
Weshalb hast du ein so typisches Horrorszenario gewählt? (Die Geschichte hätte meiner Meinung nach genau so gut funktioniert, wenn du die braunen Monster in einen antiken Schrank/Einbauküche etc. packst.)
Das Gruseln überkommt mich leider nicht, was (wie schon gesagt) vor allem am zu apprupten Ende liegt.
Lass dich nicht entmutigen und schreibe die ganze Story nochmals!
janovar
(PS: Wie wäre es z.B. mit einem Anfang am Ende, der Held von Monstern umringt, erinnert sich. Dann wäre auch der Titel der Story ok.)
PPS: hast du wahrscheinlich schon gesehen: vermeide einen doppelten Titel!

 

Wie Apfelstrudel schon gesagt hat, es erinnert an die guten alten Gänsehautromane.
Deine Geschichte ist nicht schlecht Geschrieben, es macht mir persönlich sogar Spaß es zu lesen, dennoch ist das Thema abgedroschen und die neuen Ideen lassen auch auf sich warten.
Aber was nicht ist kann ja noch werden...

 

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