- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 20
Erstkontakt
Ich weiß nicht, ob das, was ich hier und jetzt schreibe irgendwann einmal gefunden wird. Doch wenn es so sein sollte, so soll diese Person wissen was mit mir und meinem Heimatplaneten in den letzten Tagen geschehen ist.
Alles begann vor fünfzehn Tagen. Da landeten sie. Nach langer, langer Zeit, die wir auf sie gewartet haben. Schon seit Hunderten Jahren suchten wir den Sternenhimmel nach außerplanetarem Leben ab, ohne welches zu finden, und dann landeten sie plötzlich auf einer großen Wiese. Alle Welt war via Fernsehen und Radio dabei, wie sich die Luken öffneten und die Wesen von einem anderen Stern den Fuß auf unseren Planeten setzten.
Sie sehen aus wie wir: Zwei Hände mit je vier Fingern und einen Daumen; zwei Beine auf denen sie gehen; ein großer Kopf mit den beiden Augen und Ohren sowie dem Mund und der Nase.
Die Ähnlichkeit ist wirklich erstaunlich...
Die Fremden trugen bei ihrer Ankunft dunkle Kleidung in grün und braun. In den Händen hielten sie längliche Gegenstände. Der Führer unseres glorreichen Volkes trat aus der wartenden Menge hervor und begrüßte die Neuankömmlinge herzlichst auf unserem Planeten. Doch diese antworteten nicht etwa ebenfalls mit einem freundschaftlichen Gruß - sondern mit dem Feuer ihrer Waffen.
Hunderte fanden alleine durch den ersten Angriff den Tod. Und noch bevor wir irgendwelche Abwehrmaßnahmen einleiten konnten, landeten überall auf unserer Welt weitere Raumschiffe ihrer Rasse, welche Waffen und Kämpfer entluden. Diese trugen Tod und Verderben in unsere Länder und Städte. Nur wenige Tage vergingen, bis unsere wichtigsten Abwehranlagen zerstört waren und unser Widerstand so gut wie begraben war. Den letzten Nachrichten zu urteilen, die meine Heimatstadt erreichten, sind die meisten meines Volkes bereits hingemetzelt worden. Der Rest versucht sich tapfer zur Wehr zu setzen oder aber er versteckt sich in unwegsamen Gelände und geheimen Militäranlagen.
Meine Stadt liegt weit außerhalb der anderen Ballungszentren und wurde erst sehr spät angegriffen. Doch vor vier Tagen war es dann so weit. Flugzeuge der Eroberer kreisten am Himmel und warfen zerstörerische Bomben auf unsere blühende Metropole. Große Teile unserer Häuser wurden bereits durch diesen Angriff zerstört. Einen Tag später landeten die Bodentruppen, die nun seit drei Tagen auf dem Vormarsch sind. Wir versuchen alles um sie aufzuhalten, doch unsere Mittel sind begrenzt. Der Feind verfügt über Luftunterstützung und die besseren Waffen. Wir müssen uns mit alten Gewehren und anderen einfachen Waffen behelfen.
Gestern gelang es den Invasoren, den größten Teil unserer Abwehrtruppe zu zerschlagen. Im Verlauf des Gemetzels, denn einen Kampf konnte man das kaum nennen, konnte ich mich in die unterirdischen Teile der Stadt retten. Diese haben die Invasoren anscheinend noch nicht entdeckt. Hier habe ich einige Familien gefunden. Sie versuchen hier unten Schutz zu finden.
Genau wie ich.
Wir alle haben Angst. Nicht einmal unser eigenes Volk zeigt solchen Gefallen am Morden! Am Abschlachten einer ganzen Rasse...
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns auch hier unten aufgespüren. Wir haben nicht die geringste Chance den Angreifern aus dem All über längere Zeit hinweg zu entgehen. Die Truppen, die er einsetzt, sind gewaltig...
In der Ferne ist bereits Geschützfeuer zu hören. Anscheinend haben sie nun den Eingang zu den Tunneln gefunden. Wir sind hier nicht mehr sicher.
Wir werden weiterflüchten müssen. Die Verwundeten bleiben wohl hier...
Die Kinder schreien vor Panik: Sie ahnen, dass es bald zu Ende sein wird.
Irgendwie fühle ich mich von dem Geschehen seltsam distanziert...
Ich schließe jetzt dieses Schreiben ab.
Hoffentlich wird es eines Tages von einem Mitglied meines Volkes gefunden.
Hoffentlich ist diese Person frei und die Invasoren wieder von meinem Planeten verschwunden. Ich gehe nun. Ich weiß nicht ob ich je wieder hierher zurückkommen werde.
Der Schreiber dieses Stückes wurde knapp einen Tag
später in einem Versteck in der Kanalisation von
Truppen der Erde aufgespürt und getötet.