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Es frisst einen auf.

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18.01.2007
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Es frisst einen auf.

Diesen Text hab ich schonmal unbearbeitet unter dem Titel "Gier" veröffentlicht. Ja ich weiß der neue Titel ist auch nicht sehr viel besser, aber ich bin jemand der Schwierigkeiten mit Titeln hat. Ich hab das Ganze etwas überarbeitet und meiner Meinung nach einige Fehler beseitigt. Viel Spaß!

Sarah Bogner hatte gerade einen langen Brief beendet. Sie lehnte sich zurück und knackte mit den Fingerknöcheln. Obwohl ihre beste Freundin und Arbeitskollegin Barbara, die unten im ersten Stock arbeitete, immer wieder sagte, es wäre schädlich für die Finger, konnte Sarah es einfach nicht lassen. Es war zu einer Art Sucht geworden. Barbara hat keinen Grund sich zu beschweren, dachte Sarah oft. Sie rauchte nicht (ganz im Gegensatz zu Barbara) und trank nur am jeweils ersten Freitag des Monats. Dieser Tag war „klassisch“, wie sie immer zu sagen pflegte. Alle Sekretärinnen aus der Firma trafen sich dann in der Bar gegenüber, tranken ein paar Cocktails und redeten über die Arbeit. Mit Vorliebe zogen die Frauen allerdings über ihre Chefs her.
Sarah blickte auf die kleine Mickeymaus Uhr an ihrem Handgelenk. Der Zeigefinger von Mickey zeigte genau auf die Drei. Sarah lächelte. Immer wenn sie auf die Uhr sah, musste sie an Tom denken, der ihr die Uhr vor zwei Jahren geschenkt hatte. Sie waren damals auf einem Jahrmarkt gewesen und Tom hatte sie beim Dosenwerfen für sie gewonnen. Es war ein schöner Abend gewesen. Tom hatte damals Sarah seine Liebe gestanden. Kaum zu glauben, dass die Uhr immer noch funktioniert, dachte Sarah und tippte mit dem Zeigefinger auf das Glas. Mickey grinste sie immer noch von der Drei Uhr Position aus an. Es war Zeit für den Kaffee.
Mühsam stand Sarah auf und machte sich auf den Weg in die kleine Angestelltenküche am Ende des Flures. Heute war wenig los im dritten Stock von Newscorp Enterprises. Am Wochenende würde die alljährliche Entwicklerversammlung stattfinden. Es war zwar erst Freitagnachmittag, aber die meisten Chefs waren wohl schon unterwegs. Nur ein paar gestresste Männer in weißen Hemden saßen noch in ihren Boxen und stierten auf die flackernden Bildschirme vor ihnen. Hochkonzentriert sahen sie aus, mit kleinen Schweißperlen auf den gerunzelten Stirnen. Weibliche Entwickler gab es in Newscorp Enterprises nicht. Frauen arbeiteten hier nur als Putzfrauen oder Sekretärinnen. Diese Tatsache störte Sarah jedoch wenig, sie verdiente nicht schlecht. Sie war die Sekretärin des Präsidenten der Firma und machte ihre Arbeit sehr gut.
Sarah betrat die Küche. Sie begann, Kaffee aufzusetzen, jedoch nicht ohne an dem frischen Kaffeepulver ein wenig zu schnuppern. Sie liebte den Geruch von gemahlenem Kaffee. Als die Maschine ihre Arbeit mit Glucken und Brodeln aufnahm, setzte Sarah sich an den Tisch in der Mitte des Raumes, zog die Zeitung zu sich heran und begann zu lesen.

Sarah atmete noch einmal tief ein. Dann stieß sie die eichene Tür auf und ging auf den Schreibtisch zu. Mr. Starc saß mit gesenktem Kopf über einem Stapel Papiere und kratzte sich am Kopf. Sein Büro war gigantisch. Die gegenüberliegende Wand war komplett aus Glas, so dass man über die gesamte Skyline der Stadt blicken konnte.
"Guten Morgen, Mr. Starc", sagte Sarah, doch er reagierte nicht. Sie seufzte und goss ihm den Kaffee ein. Sie war erleichtert, nicht mit ihm sprechen zu müssen. Als sie ihm seinen Kaffee eingegossen hatte (mit zwei Milch und einem Päckchen Süßstoff) wandte sie sich ab. Sie hatte schon die Hälfte des Büros durchquert als sie Mr. Starcs kalte Stimme wie einen Pfeil durch die Luft schnellen und ihren Rücken durchbohren spürte.
"Sarah...", Ein kalter Schauer durchfuhr sie.
"Bleiben Sie noch kurz."
"Ja, Sir.", sagte Sarah. Ihre Hand begann zu zittern.
"Kommen sie näher."
Beim Näherkommen viel Sarah ein Fleck im Gesicht ihres Chefs auf. Er befand sich genau unter dem linken Auge und war eigentlich nicht sonderlich groß. Als sie näher kam, konnte sie erkennen, was es war. Eine Schramme. Da hing einfach ein Stück Haut von Mr. Starcs Gesicht. Man konnte das Fleisch darunter sehen. Es blutete jedoch nicht. Sarah schauderte erneut.
"Gehen Sie diese Briefe noch mal durch." Er reichte ihr die Briefe, doch Sarah konnte ihren Blick nicht von dem Fetzen Haut in seinem Gesicht losreißen. Sie überlegte, ob sie ihren Chef auf die Wunde aufmerksam machen sollte.
"SARAH!", Mr. Starc hatte immer noch die Briefe in der Hand. Er sah sie an und seine Oberlippe zitterte, was auch den kleinen Fetzen Haut in seinem Gesicht etwas wackeln lies. Sarah riss sich von ihren Gedanken los.
"Entschuldigung, Sir." Sie nahm ihm die Briefe aus der Hand und verließ eilig das Büro.

Sarah saß wieder an ihrem Schreibtisch und trank selbst eine Tasse Kaffee. Sie hatte bereits vier der neun Briefe durchgesehen, doch keiner hatte auch nur den geringsten Fehler. Sie war gerade bei der Hälfte des Fünften angelangt und auch dieser hatte nicht den kleinsten Makel.
Sarah hielt inne. Sie beugte sich um die Ecke und schaute den Flur bis zu den beiden großen Flügeltüren hinab, die Mr. Starcs Büro wie Wächter versperrten. Das ganze Zimmer in der Sarah ihr "Büro" hatte, war sechseckig und hatte keine Fenster. Es gab nur drei Türen. Eine rechts von ihr führte in eine kleine Toilette. Eine größere, weiße Doppeltür führte in den Vorraum. Von dort kamen alle Besucher. Sie befand sich genau gegenüber von Sarahs Schreibtisch. Die dritte Tür war am Ende eines kleinen Ganges, der links neben Sarahs Schreibtisch begann und zu Mr. Starcs Büro führte.
Sarah war, als würde eine unsichtbare Hand ihr kalt über den Rücken hinab streichen. Sie musste wieder an den kleinen Fetzen in Mr. Starcs Gesicht denken, der wie ein Wurm an seinem Gesicht gehangen war. Wie er etwas gezappelt hatte. Wie ein Wurm. Vielleicht hatte sie sich das Ganze ja nur eingebildet, doch Sarah verscheuchte diesen Gedanken wieder. Sie hatte noch nie irgendwelche psychischen Probleme gehabt und war sich sicher, auch nie welche zu haben.
Plötzlich öffnete sich eine der Türen. Sarah erschrak und wäre fast mit ihrem Stuhl umgekippt. Sie rollte zurück an den Schreibtisch und setzte sich vor ihren Computer. Ihr Herz hämmerte ihr in der Brust als sie Mr. Starcs Schritte wie einen Takt zu ihrem Herzschlag näher kommen hörte. In dem sechseckigen Raum hallten die Schritte tausendfach wider. Gleich würde er hinter ihr auftauchen und ihr die Hand auf die Schulter legen. Sarah schloss die Augen. Etwas Weiches berührte sie auf ihrer linken Schulter.
"Wie weit sind Sie, Sarah?", fragte Mr. Starc.
"Nun Mr. Starc, es ist so...", Sarah drehte sich um und sah ihm genau in die Augen. Im ersten Moment musste sie würgen, ein Keuchen entwich ihrer Kehle, sie rutschte mit ihrem Stuhl nach hinten. Dann schrie sie. Es war ein langer, schriller Schrei, der nicht tausendfach, sondern millionenfach zwischen den Wänden sprang. Das Ding erschrak auch und taumelte ein paar Schritte zurück.
Sarah war kurz davor sich zu übergeben. Erst jetzt registrierte sie jede Einzelheit. Das Ding - Mr. Starc - hatte keine einfach keine Haut mehr. Die Augäpfel standen wie Golfbälle hervor und rote Adern zogen sich über sie wie dünne Fäden. Da wo früher einmal eine Nase gewesen sein musste, waren nur noch zwei kleine schwarze Abgründe und darüber ein fleischfarbener Vorsprung, wie eine Skischanze, statt mit Schnee, mit Fleisch bedeckt war.
Das gesamte Gesicht war mit roten Sehnen überzogen, die stetig zuckten. Auf dem Kopf waren noch vereinzelt schwarze Haare, die jedoch mit dem Blut, das aus der offen liegenden Schädeldecke trat, verklebt waren und die sich deshalb wie Spinnweben über den gesamten Schädel zogen. Zwischen den Augen konnte man einen hellen, weißen Fleck Knochen erkennen, der sich bis zu den Augenbrauen zog. Die Sehnen schienen sich regelrecht in die Knochen zu krallen und zu verbeißen. Das Ding trug Mr. Starcs Klamotten.
"Entschuldigung, ich wollte sie nicht erschrecken!", sagte das Ding, wobei sich sein Mundwinkel spannte und eine helle Flüssigkeit daraus hervortrat. "Vielleicht sollten Sie sich mal ausschlafen und nicht so viel Kaffee in Sich hineinschütten, dann sind sie auch nicht so schreckhaft!"
Es war sichtlich verärgert, denn die Geschwulst aus Sehnen auf seiner Stirn zog sich krampfhaft zusammen, wodurch zwischen den Windungen kleine Blutstropfen hervortraten. Sarah wurde schwindelig.
"Was zum Teufel ist den los mit Ihnen?!", fragte das Ding und streckte seine Hand aus um Sarah an der Schulter zu berühren. Das Geflecht aus blutroten Strängen, das früher einmal Mr. Starcs Gesicht gewesen war, war jetzt genau vor ihrem Gesicht.
"Alles ok", brachte Sarah hervor und sie schmeckte sauren Magensaft in ihrem Mund, der sich mit dem schrecklichen Gestank vermischte, den Mr. Starc absonderte.
"Nun ja. Sagen Sie mir, wenn Sie fertig sind.", sagte das Sehnengewirr mit dem Armani Anzug und ein kleiner Fetzen Sehne löste sich aus seinem Gesicht. Es landete direkt auf Sarahs Schoß, wo es noch etwas zuckte und zappelte. Dann drehte sich das Ding um und schlurfte zurück in sein Büro. Sarah hatte nur dagesessen und mit der Ohnmacht gekämpft. Nun konnte sie es nicht mehr unterdrücken. Sie sprang auf und lief, doch sie schaffte es nicht mehr bis zur Toilette. Auf halbem Weg fiel sie zu Boden, erbrach sich und wurde ohnmächtig.

Sarah öffnete die Augen. Das erste das sie registrierte war der beißende Gestank nach Erbrochenem. Sie hatte darin gelegen. Ihre Haare und ihr Gesicht waren damit verklebt. Sarah versuchte aufzustehen. Sie war sehr wackelig auf den Beinen und musste erst einen Moment wie ein Hund auf allen Vieren auf dem Boden knien und in ihr Erbrochenes starren. Dann stand sie vollkommen auf. Ihr Kopf drehte sich. Mühsam schaffte sie es zu ihrem Schreibtisch.
Sarah sah auf ihre Uhr. Sie musste sich konzentrieren, um Mickey zu erkennen, doch sie kniff die Augen zusammen und schaffte es. Er zeigte acht Uhr an. Eigentlich schon Feierabend. Doch sie musste noch etwas erledigen. Sarah nahm die beiden Briefe, die sie fertig durchgesehen hatte und schwankte durch den Gang auf Mr. Starcs Büro zu. Dabei lehnte sie sich immer wieder kurz an der Wand an, um nicht wieder umzufallen. Bis sie die großen Türen erreicht hatte, konnte sie wieder einigermaßen sicher stehen. Sie stieß die Türen auf.
Wie zu erwarten, war es bereits dunkel. Es brannte im ganzen Zimmer kein Licht, nur die großen Fenster an der gegenüberliegenden Wand ließen das Licht der umstehenden Hochhäuser herein scheinen. Der riesige Sessel von Mr. Starc warf einen gewaltigen Schatten wie die Spitze eines Schwertes, das direkt auf Sarah zeigte. Als sie näher kam, waren alle ihre Gedanken wie ausgelöscht. Während sie auf den Schreibtisch zuging, der ihr mehr wie der hohe Tisch eines Richters vorkam, konnte man immer besser erkennen was da auf dem Sessel saß.
Es war nichts weiter als Knochen. Da wo früher Mr. Starcs kleine Schweinsaugen gesessen hatten, waren jetzt nur noch zwei Höhlen, die wie Einschusslöcher im Schädel klafften. Der Unterkiefer war nach unten geklappt und stand weit offen. Die Schatten aus den großen Fenstern verzerrten den weißen Schädel in eine Teufelsfratze.
"Hier Mr. Starc. Ich habe leider nur vier geschafft.", sagte Sarah und legte dem Skelett die Blätter hin. Es reagierte nicht. Es schien sie anzugrinsen. "Nun ja. Ich gehe dann. Habe eine Verabredung gegenüber in der Bar, wissen Sie. Wir Sekretärinnen treffen uns dort an jedem ersten Freitag im Monat. Meistens ziehen wir über unsre Chefs her. Einen Schönen Abend noch Sir."
Dann verließ Sarah Bogner das Büro und als die großen Eichentüren ins Schloss fielen, freute sie sich auf einen starken Cocktail.

 

Hallo CopyCat_Kid,

das mal vorneweg:

Diesen Text hab ich schonmal unbearbeitet unter dem Titel "Gier" veröffentlicht. Ja ich weiß der neue Titel ist auch nicht sehr viel besser, aber ich bin jemand der Schwierigkeiten mit Titeln hat. Ich hab das Ganze etwas überarbeitet und meiner Meinung nach einige Fehler beseitigt. Viel Spaß!
solche Dinge gehören jeweils in ein Extraposting.

Nun zu deiner Geschichte: Ich bin davon überzeugt, dass du Schreibtalent hast, was unter anderem die detailgetreuen Beschreibungen zeigen. Andererseit denke ich, dass diese Geschichte noch verbessert werden kann. Den "Zerfall" des Chefs hast du mit dem irritierenden Hautfetzen schön eingeführt, der Höhepunkt der Geschichte ist auch in Ordnung. Leider fehlt danach eine Pointe oder wenigstens eine Erklärung zum Zustand des Chefs. Der Leser hat keine Ahnung, wie es zu dieser Geschichte gekommen ist.
Sarah hingegen - übrigens ein Name, der in jedem zweiten US-Horrorfilm vorkommt - reagiert für mich zu emotionslos und an manchen Stellen zu gelassen. Du beschreibst das Aussehen des Monsters bis ins Detail, was zwar schön ist, aber Sarah bleibt dabei auf der Strecke und kommt ziemlich flach rüber.
Zum Beispiel bei der Stelle, an der sie in ihrem Erbrochenen erwacht; sie steht auf und arbeitet einfach weiter. Wie wär's, wenn sie erstmal auf die (sogar erwähnte) Toilette ginge und sich ein wenig sauber machen würde?
Solche Ungenauigkeiten finden sich noch an weiteren Stellen. Wenn du die verbesserst und noch einen guten Schluss hinzufügst, könnte die Geschichte ziemich spannend werden.
Im Text sind noch einige Flüchtigkeitsfehler, aber ich traue dir zu, die selbst zu finden ;)
das war's.

Bajonett

 

Sarah öffnete die Augen. Das erste das sie registrierte war der beißende Gestank nach Erbrochenem. Sie hatte darin gelegen. Ihre Haare und ihr Gesicht waren damit verklebt. Ruth versuchte aufzustehen.
Wieso jetzt Ruth?

 

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