Es war einmal
...in einem fernen Land, voller Pracht und Schönheit, da lebte eine Prinzessin. Sie war anmutig und voller Liebreiz. Sie war das Kostbarste das ihr Vater, der König, besaß. Und auch die Untertanen des Königreichs verehrten sie sehr, denn sie war edel und gut.
So lebte sie viele Jahre an ihres Vaters Hof, glücklich und zufrieden. Das Land erstrahlte unter der weisen und gerechten Hand des Koenigs und manchmal, wenn Sie in den prachtvollen Gärten des Palastes spazieren ging, war Ihr als ob die Luft, die Pflanzen und die Tiere in allen Farben des Regenbogens schwirren würden. Doch wo soviel Gutes vorherrscht, ist die Missgunst meist nicht weit.
Eines Tages sah die Prinzessin eine wunderschöne Frau vor einem Baum in einem der Gärten stehen, die eine schneeweiße Eule auf ihrer Hand trug und sie freundlich anblickte. Die junge Prinzessin grüsste mit einem Lächeln und fragte die Frau nach der Eule, denn eine weiße Eule hatte sie noch nie gesehen. Die Frau zeigte Ihr das aussergewöhnliche Tier und erzählte dem Mädchen von dem fernen Land, in dem sie diese gekauft hatte. Da wurde die Prinzessin neugierig, mehr von der Fremden zu erfahren. Eine ganze Weile verbrachten die beiden damit, gesellig zu plaudern.
Nach einiger Zeit wurde die Prinzessin müde und wollte schon wieder nach Hause gehen. Doch die fremde Frau bot ihr an, einen Schluck von dem kräftigendem Trank zu nehmen, den sie auf ihren Reisen immer mit sich führte. Die Prinzessin nahm dies dankend und ohne Arg an, denn sie hatte zu der freundlichen Dame schnell Vertrauen gefasst. Doch als sie von ihm kostete, wurde sie nicht wacher, nein, sie wurde noch schläfriger und alles in Ihrem Kopf begann sich zu drehen. Schon nach wenigen Augenblicken glitt Sie ohnmächtig zu Boden.
Seit diesem Tage ward sie nicht mehr an Ihres Vaters Hof gesehen und Kummer erfüllte das sonst so fröhliche Land. Reisende, die sich hier sonst immer gerne ein Weilchen aufhielten, reisten fortan nur noch eilig weiter, denn wie von einem schrecklichen Fluch belastet, schien das früher farbenfrohe Königreich jetzt zu sein.
Die Prinzessin aber wurde von der fremden Frau weit weg gebracht. Irgendwann kamen sie durch einen düsteren Wald. Bei Einbruch der Dunkelheit rasteten sie an einem See und die Frau entzündete ein Feuer für die Nacht. Die Wasseroberfläche des Sees schien ganz schwarz zu sein und das Mondlicht spiegelte sich nur schwach darin. Als das Feuer entzündet war, eröffnete die Dunkelhaarige dem Mädchen, dass sie in Wahrheit eine Hexe sei und der Trank, den Sie ihr verabreicht hatte, verflucht war. Die Hexe fand, dass die Prinzessin eine verwöhnte Göre ist, der Sie jetzt zeigen werde, wie es ist wenn man leiden muss. Die Prinzessin fragte sich, worin denn wohl der Fluch bestehe, als Sie merkte, dass Ihr Körper langsam begann, sich anders anzufühlen als zuvor. Da bekam sie es mit der Angst zu tun und wagte kaum, sich über das Wasser zu beugen, um ihr Spiegelbild zu betrachten. Die junge Königstochter nahm allen Mut zusammen und warf einen Blick auf ihr Antlitz im düsteren Gewässer und zusammenzuckend sah sie es: Sie verwandelte sich in ein Ungeheuer! Da weinte die Prinzessin bitterlich. Die böse Hexe lachte Sie noch bis tief in die Nacht aus und spottete und ergötzte sich am Leid der jungen Königstochter.
Mit Einbruch des Tages reiste das ungleiche Paar weiter zu einer großen, düster aussehenden Burg. Dort sperrte Sie die Prinzessin in die Kellergewölbe, wo sie von einem Furcht einflößenden, Feuer speiendem Drachen bewacht wurde. Sie selbst machte sich auf, neues Unheil unter den Menschen zu verbreiten.
Viele tapfere Ritter zogen aus, um sie zu befreien, denn die Kunde von der Mär über die arme Königstochter ging um wie ein Lauffeuer, dafür sorgte die böse Hexe, denn sie wollte das Land wie die Prinzessin leiden sehen. Doch keiner von ihnen kehrte wieder heim, denn sie alle fielen dem großen Drachen zum Opfer.
Viele Jahre saß die Prinzessin in ihrem grausamen Kerker gefangen und weinte sich die Augen aus, während sie auf ihre Rettung wartete. Schon wagte sie nicht mehr darauf zu hoffen, als sich ein edler Recke aufmachte, sie zu befreien. Dieser hatte durch die vielen Erzählungen, die sich inzwischen um ihre traurige Geschichte rankten, erfahren. Auch von dem schrecklichen Drachen hörte er, doch da er selbst vor Mut strotzte und sein magisches Schwert Baldrung mit sich führte, deuchte ihn die Gefahr nicht.
In einem furchtbaren Kampf besiegte er den Drachen und streckte ihn mit einem gewaltigen Streich Baldrungs nieder.
Er eilte in die Kellergewölbe, wo die Prinzessin bereits sehnsüchtig auf ihn wartete. Als er die Tür zu ihrem Kerker einschlug, erschrak der Ritter bei dem Anblick des Ungeheuers in das die böse Hexe sie verwandelt hatte. Jedoch, sie sprach zu ihm mit zitternder Stimme: “Wagst Du es mich zu küssen, ehrenwerter Ritter? Die böse Hexe hat mich mit einem furchtbaren Fluch belegt und du kannst ihn nur brechen, wenn Du Dich nicht vor der Hülle scheust, in die sie mich gesteckt hat!“. Da zögerte der Ritter nicht länger und küsste die Prinzessin innig auf den Mund und siehe da: begleitet von vielstimmigem Läuten und Schwirren erhob sich die Prinzessin in die Luft und verwandelte sich zurück in ihre wahre Gestalt. Da küsste der Ritter die Prinzessin abermals voller Glück und sie lebten glücklich und froh bis an das Ende ihrer Tage. Das Königreich erblühte wieder zu seiner alten Pracht und die Menschen konnten wieder lachen.
Doch die böse Hexe wandelte noch immer durch Lande und wer weiß, welch neues Unheil sie ersinnt.