Es war einmal
Als Herbert die Packung mit den Erdnusshörnchen aufriss, rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer: „Bitte nichts zum Knabbern, ich will abnehmen.“
„Natürlich“, sagte Herbert und leerte den Inhalt der Packung in die Schüssel.
Bevor er die Küche verließ, füllte er noch zwei Gläser mit kalter Milch.
Herbert überquerte den Flur und betrat das Wohnzimmer.
Seine Frau Margarete saß in ihrem seidenen Morgenmantel auf der Bank. Sie blickte auf die Schüssel in Herberts Hand.
„Ich habe gesagt, ich will kein Knabberzeug.“
„Aber ich.“
Herbert umrundete den gläsernen Couchtisch, stellte die Milchgläser darauf ab und setzte sich hin. Die Schüssel stellte er zwischen sich und seiner Frau auf der Bank ab.
Im Fernsehen lief gerade der Vorspann einer amerikanischen Krimiserie, die sich Herbert immer ansah. Margarete hatte sich irgendeinen von diesen langweiligen Romantikfilmen ansehen wollen, aber Herbert hatte auf seiner Serie bestanden.
„Warum kannst du nicht einmal auf eine deiner Krimiserien verzichten. Es geht sowieso immer nur um das Gleiche.“
Herbert hatte nur mit den Schultern gezuckt.
„Vielleicht sollten wir uns endlich einen zweiten Fernseher anschaffen“, sagte Margarete. Es war nicht das erste Mal.
„Und wo sollen wir den hinstellen?“
„Ins Schlafzimmer.“
Margarete hatte sich aber, wie immer, gefügt und würde bis zum Ende der Folge schweigend dasitzen. Mehr wollte Herbert nicht.
Herbert griff in die Schüssel und nahm zwei Erdnusshörnchen heraus. Es mussten immer zwei sein. Falls er einmal ein drittes erwischte, ließ er es wieder in die Schüssel fallen.
Herbert führte die Hand zum Mund und legte die beiden Hörnchen hinein. Er fixierte sie mit der Zunge am Gaumen, rieb ein wenig von dem Gewürz ab, speichelte sie ein, ließ sie wieder frei und zermahlte sie.
Er merkte, dass das dumpfe Krachen in seiner Mundhöhle die Aufmerksamkeit seiner Frau erregte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass ihr Blick immer öfter zwischen Bildschirm und Schüssel wechselte.
Herbert griff wieder und wieder in die Schüssel und jedes Mal, wenn er den Mund öffnete, um sich die Hörnchen hineinzulegen, atmete er den würzigen Duft der zermahlenen aus.
Der aromatische Geruch überlagerte bald alle anderen Gerüche im Zimmer und drängte sich unaufhaltsam in Margaretes Nase.
Herbert schien dem Krimi zu folgen, aber seine Aufmerksamkeit galt seiner Frau, die immer unruhiger wurde und sichtlich mit sich kämpfte.
Endlich griff sie in die Schüssel, gieriger als Herbert, und im nächsten Moment hörte er neben sich ein dumpfes Krachen.
Der Krimi war zu Ende.
In der Schüssel klebten nur noch einige Brösel auf dem Hörnchenfett, die Gläser waren geleert und von einem weißen Schleier getrübt.
Herbert stellte die Milchgläser ineinander und den kleinen Glasturm dann in die Schüssel.
Er stand auf, umrundete den Tisch und schaltete im Vorbeigehen den Fernseher aus.
Als er an Margarete vorbeiging, sah er sie für einen Moment an.
Sie erwiderte seinen Blick. Sie schien verärgert zu sein. Über ihre eigene Schwäche wie über Herbert. Auch eine Frage konnte er in ihren Augen erkennen. Eine kurze, trotzige Frage: Warum?
Herbert wandte seinen Blick ab und verließ den Raum.
Er stellte die Schüssel in die Abwasch, Margarete schaltete im Wohnzimmer das Licht aus, gemeinsam gingen sie hinauf ins Badezimmer; sie immer einen Schritt hinter ihm.
Sie standen nebeneinander vor dem Spiegelschrank und putzten sich die Zähne.
Herbert schob Margarete mit dem Ellenbogen ein wenig zur Seite. Er fühlte sich eingeengt.
Er stand jetzt mittig vor dem Waschbecken, seine Frau schräg hinter ihm. Sie betrachtete sein Gesicht im Spiegel, versuchte seine Mimik zu interpretieren, aber Herbert starrte sich nur stumpf an. Margarete senkte ihren Blick, die Zahnbürste in ihrem Mund bewegte sich langsamer.
Schließlich spuckte Herbert den Zahnpastaschaum aus, spülte zweimal mit Wasser den Mund aus und reinigte die Zahnbürste. Bevor er das Wasser abdrehte, wusch er sich noch das Gesicht. Er konnte nur mit sauberem Gesicht einschlafen.
„Gute Nacht“, sagte er, sah sie dabei kurz an und verließ das Bad.
Herbert wusste, dass sie ihm frühestens in einer Viertelstunde folgen würde. Wenn sie mit Zähne putzen fertig war, würde sie ihren Mantel ausziehen und Arme, Brust, Hals und Gesicht mit diversen Feuchtigkeits- und Antiagingcremes einschmieren.
Vielleicht würde sie auch das Nachthemd ausziehen und ihren alternden Körper betrachten.
Herbert hatte einmal, nachdem er bereits im Bett gelegen war, das Badezimmer erneut aufsuchen müssen und seine Frau dabei ertappt wie sie nackt vor dem Spiegelschrank stand und mit den Händen ihre Brüste anhob, um ihnen das vollere Aussehen junger Jahre zu geben.
Sie war überrascht zusammengezuckt und offensichtlich beschämt. Aber Herbert hatte das ignoriert, war an ihr vorbeigegangen, hatte sich erleichtert, gespült und mit einem erneuten: „Gute Nacht“, verabschiedet.
Der Radiowecker schaltete sich ein und eine Sprecherin sagte die Themen der Nachrichten an.
Herbert lag auf dem Rücken, als er aufwachte. Er streckte den Arm aus, tastete den Wecker ab und drückte schließlich einen Schalter. Es war wieder still.
Herbert blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen. Er genoss diese Minuten, wenn er nur seinem gleichmäßigen Atem lauschte. Es beruhigte ihn. Es war seine Art der Meditation.
Schließlich setzte er sich auf. Etwas zu schnell. Er war leicht benommen, im Zimmer war es stickig.
Er wartete, dass sich sein Kreislauf normalisierte, versuchte ihn dabei mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen zu unterstützen.
Nach ein oder zwei Minuten fühlte Herbert sich besser und stand auf. Er öffnete das Fenster einen Spalt und inhalierte die kühle Morgenluft durch den Mund.
Er fühlte sich bald frischer.
Vom Fenster aus konnte man in das Schlafzimmer des Nachbarhauses sehen. Aber die Vorhänge waren noch geschlossen, das Licht ausgeschaltet.
Ab und zu kam es vor, dass sein Nachbar Walter zur selben Zeit aufstand und sich aus dem Fenster lehnte wie Herbert.
Dann nickten sie einander mit dem Kinn zu, wünschten einander einen guten Morgen und trafen sich dann auf dem Gehsteig zu einem gemeinsamen Morgenlauf.
Herbert würde heute allein laufen. Es störte ihn nicht wirklich, denn Walter war, obwohl schon pensioniert, in besserer Verfassung als er und zeigte ihm dies gern indem er vorauslief, um dann am Stand laufend auf ihn zu warten.
Herbert zog sich die kurze Hose und die Socken an, die er sich am Vortag auf einem Hocker neben dem Bett bereitgelegt hatte.
Er überlegte einen Moment, ob er seine Trainingsjacke anziehen sollte, da es doch recht frisch war, ließ es aber schließlich bleiben. Ihm würde warm genug werden.
Herbert schloss die Tür hinter sich, schlurfte keuchend zur Treppe und setzte sich auf eine der Stufen. Er hatte sich übernommen.
Er war fast doppelt so lange gelaufen wie an den Tagen davor.
Die Erdnusshörnchen waren schuld.
Er hatte ein schlechtes Gewissen gehabt.
Seit Wochen versuchte er sich gesünder zu ernähren, aß weniger Fettes und Süßes und Salziges, trank Mineralwasser statt Kaffee, aber . . .
Aber immer wieder kamen die Rückfälle, die Gier nach intensiv aromatischen Nahrungsmitteln.
Es war mühsam, äußerst mühsam.
Obwohl er sich noch nicht erholt hatte, griff er nach dem Geländer und zog sich mühevoll in die Höhe.
Er musste das durchgeschwitzte Gewand ausziehen, damit er sich nicht verkühlte. Falls er das nicht schon längst getan hatte.
Er dreht sich vorsichtig um und ging langsam, Stufe für Stufe, die Treppe hinauf.
An diesem Morgen bereute Herbert, dass sie keine Badewanne hatten. Wie gern hätte er seinen erschöpften Körper mit einem heißen Bad verwöhnt.
Stattdessen musste er sich mit dem warmen Regenguss der Dusche zufrieden geben.
Trotzdem fühlte er sich nachher etwas wohler.
In seinem Frotteebademantel bereitete sich Herbert ein Frühstück aus drei Vollkornbroten und einem warmen Glas Milch mit ein klein wenig Honig zu.
Er setzte sich an den Küchentisch.
Das erste Brot verschlang er mit fünf Bissen.
Der Bärlauchaufstrich schmeckte ihm immer besser. Anfangs hatte er den minzgrünen Aufstrich wie Erbrochenes betrachtet, ihn argwöhnisch beschnuppert. Aber nachdem er seinen angenehmen Duft eingeatmet hatte, hatte er sich schließlich überwunden ihn zu kosten.
Herbert trank einen Schluck Milch und biss dann in sein zweites Brot. Er hatte erst die Hälfte gegessen, als er eine leichte Übelkeit fühlte. Trotzdem machte er noch einen Bissen.
Aber schon während des Kauens fühlte er den Brechreiz.
Seine Zähne mahlten langsamer und langsamer. Schließlich schluckte Herbert, was von dem Bissen noch übrig war.
Dann lehnte er sich zurück, schloss die Augen und begann tief ein- und auszuatmen.
Eigentlich wollte er um acht Uhr in der Kanzlei sein, aber da er seinen ersten Termin erst um halb zehn hatte, blieb er noch eine Weile am Tisch sitzen.
Schließlich stand Herbert vom Tisch auf.
Er ließ die Brote und das halbvolle Milchglas stehen.
Er war zwar noch nicht satt, aber er befürchtete, dass ihm nach einem Bissen oder Schluck erneut übel würde.
Die Uhr zeigte kurz nach halb Neun an.
Herbert ging ins Schlafzimmer und zog sich an.
Es war Viertel nach Neun, als Herbert die Kanzlei betrat.
Die Jacke seiner Sekretärin hing bereits am Kleiderständer.
Er ging den Flur entlang, der ins Wartezimmer mündete.
Ein Mann hatte es sich auf einem der Lederfauteuils gemütlich gemacht und las in einem Wirtschaftsmagazin.
Er trug ein furchtbar schlechtes Toupet und dicke Brillen und hatte Nase und Wangen eines Trinkers.
Herbert vermutete, dass er in der Innentasche seines Anzugs eine dieser kleinen Schnapsflaschen trug.
Der Mann bemerkte Herbert und senkte das Magazin.
Herbert stellte seinen Koffer ab und ging auf den Mann zu.
„Guten Morgen, Herr Niderbaum. Schön, dass Sie da sind.“
Herbert streckte ihm die Hand entgegen, woraufhin Niederbaum aufsprang und sie schüttelte.
Die Hand des Mannes war feucht, aber Herbert reagierte nicht darauf.
„Guten Morgen“, sagte Niderbaum. Er schien in Gedanken immer noch bei einem Artikel in dem Magazin zu sein.
„Wenn Sie mir einen Moment Zeit geben, dass ich mir die Jacke ausziehen kann.“
„Natürlich, gerne, mein Termin ist ja erst um halb Zehn.“
Herbert nickte dankend, nahm sein Koffer wieder auf und ging durch die hohe Tür, die ins Sekretariat führte.
Er schloss die Tür mit der Hand, in der er den Koffer hielt, dann nahm er mit der selben ein Taschentuch aus der Anzugjacke und wischte sich die andere Hand ab.
Seine Sekretärin sah ihn fragend an.
„Er schwitzt.“
„Vielleicht ist er nervös.“
Herbert nickte. Vielen Leuten war es unangenehm ihr Testament aufzusetzen. Aber trotzdem hatte es Herbert geekelt, als er die feuchte Hand gedrückt hatte.
„Ich habe Sie um halb Neun und um Neun angerufen. Ist etwas passiert?“
„Ich hab gestern Abend anscheinend etwas Verdorbenes gegessen. Mir war ein bisschen übel heute früh, aber es geht schon wieder.“
Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber sollte er ihr erzählen, dass er sich wegen ihr an diesem Morgen halb tot gelaufen hatte?
„Hat irgendjemand angerufen?“
„Nein. Soll ich Ihnen einen Tee machen?“
Herbert überlegte.
„Nein, lieber nicht. Vielleicht in einer Stunde. Schicken Sie mir in fünf Minuten Niderbaum rein.“
Seine Sekretärin nickte.
Herbert öffnete die nächste hohe Tür.
Sein Büro war zweckmäßig eingerichtet.
Ein großer, altmodischer Schreibtisch mit Computer, mehrere Schränke und Kästen und ein Regal mit juristischen Nachschlagewerken. Dank der hohen Fenster war es am Vormittag angenehm hell in dem Raum. Dafür wurde es im Laufe des Nachmittags immer düsterer, weswegen Herbert normalerweise früher in die Kanzlei kam.
Er legte seinen Koffer auf den Schreibtisch und ging zu dem schmalen Kleiderschrank in der Ecke zwischen den Fenstern.
Er nahm einen Kleiderbügel heraus und hängte seine Anzugjacke darauf.
Herbert schloss die Tür hinter Niderbaum.
Fast zwei Stunden hatte er ihn gequält.
Ständig hatte er seine Meinung geändert. Einmal sollte sein Sohn das Haus erben, dann wieder die Tochter, dann wieder der Sohn, dann wieder . . .
Er hatte Herbert gefragt, ob er seine Firma verkaufen und den Erlös unter den Kindern aufteilen oder lieber doch die Firma an einen der Beiden weitergeben sollte. Aber an wen von Beiden? Oder an Beide zu gleichen Teilen?
Alle halben Stunden hatte sich Niderbaum entschuldigt und die Toilette aufgesucht. Womit Herbert seine Vermutung bezüglich des Schnapsfläschchens bestätigt sah.
Und dann . . . !
Und dann hat er Herbert schließlich gesagt, er muss es noch einmal überdenken.
Beim Abschied hatte Herbert Niderbaums Fahne einatmen müssen und als wäre das noch nicht genug, hatte er wieder die feuchte Hand schütteln müssen.
Herbert ging den Flur entlang und öffnete auf halbem Weg die Tür zur Toilette.
Er wusch sich erst die Hände, besonders die rechte, dann das Gesicht. Am liebsten hätte er geduscht. Ihm ekelte vor Niederbaum.
„Kommen Sie bitte ins Büro“, sagte Herbert, als er an seiner Sekretärin vorbeiging.
Er betrat sein Büro und ging auf den Schreibtisch zu.
Ein paar Schritte hinter ihm folgte ihm seine Sekretärin.
Sie blieb vor dem Schreibtisch stehen, während Herbert sich dahinter hinsetzte.
„Kommen Sie her zu mir.“
Sie umrundete den Tisch, setzte sich auf die Platte, überschlug die Beine und stützte sich mit den Händen ab.
Sie trug wieder die schwarzen Stiefel, die bis unters Knie reichten und einen kurzen Rock.
Herbert rückte seinen Sessel näher an sie heran.
Er begann ihr Knie zu streicheln, glitt mit der Hand immer wieder unter ihren Rock.
Vor sechs Monaten hatte er sie eingestellt.
Beim Vorstellungsgespräch war sie konservativ gekleidet gewesen. Herbert hatte ihrer Figur daher keine Beachtung geschenkt.
Aber trotz anderer, erfahrenerer Bewerberinnen hatte er am Ende sie eingestellt. Der Grund dafür war ihre Jugend. Er musste ihr weit weniger bezahlen, als den anderen Frauen und dadurch blieb am Ende des Monats mehr Geld für ihn selbst übrig.
Zum ersten Mal aufgefallen, als Frau aufgefallen, war sie Herbert, als sie aus einem der Schränke einen Ordner holte. Sie musste sich strecken, um an ihn heranzukommen, wodurch ihr Rock hochrutschte und ihre wohlgeformten Beine entblößte.
Herbert war an seinem Schreibtisch gesessen und hatte sie dabei beobachtet. Aber der Ordner war schnell heruntergeholt und der Anblick ihrer gestreckten Figur blieb eine Momentaufnahme.
Trotzdem war Herberts Interesse geweckt.
Zuerst ließ er sie immer wieder Ordner aus dem Schrank holen. Natürlich aus dem oberen Fach. Und falls sich der benötigte Ordner ursprünglich nicht dort befand, stellte Herbert ihn hinauf, bevor er seine Sekretärin rief.
Bald wurde ihm das alleinige Betrachten ihres Körpers ungenügend. Von einem Tag auf den anderen wurde er herzlicher.
Herbert war nicht mehr der distanzierte Chef, der seine Sekretärin allein nach ihrer Zweckmäßigkeit betrachtete, sondern ein Vorgesetzter, der mit seiner Untergebenen plauderte und witzelte und ihr, wenn es angemessen war, die Hand auf die Schulter oder den Rücken legte.
In den folgenden Wochen begann Herberts Hand immer weiter hinabzugleiten. Da diese Art der Annäherung für Herbert neu war, war er ein wenig gehemmt und seine Hand wanderte meistens gleich wieder aufwärts. Er streichelte ihren Rücken.
Sie verkrampfte sich nicht, entspannte sich aber auch nicht.
Sie ließ ihn einfach gewähren.
Auch als er sie zum ersten Mal nahm, von hinten, hier an ihrem Schreibtisch, zeigte sie keine Reaktion.
Nachdem Herbert gekommen war, zog sie ihren Slip wieder hoch, setzte sich an ihren Schreibtisch und setzte ihre Arbeit fort.
Herbert war dadurch etwas irritiert gewesen, aber bald war es gerade ihre Emotionslosigkeit, die ihn erregte. Dass er jederzeit alles mit ihr machen konnte, was er wollte.
Es gab da nur das Problem seiner Potenz.
Er hatte sich in den letzten Jahren gehen lassen.
Nach dem ersten Orgasmus brauchte er eine dreiviertel Stunde, bis sein Penis wieder hart wurde. Beim dritten Mal, auf das er Stunden warten musste, erigierte sein Penis nicht mehr vollständig. Deswegen hatte er mit dem Laufen und dem gesunden Essen begonnen.
„Herr Buchsberger wartet auf sie“, sagte die Sekretärin.
Herbert sah sie mit abwesendem Blick an.
„Herr Buchsberger wartet im Wartezimmer auf sie. Er hat um Viertel Zwölf einen Termin wegen eines Ehevertrags.“
Herbert nahm seine Hand von ihrem Bein und lehnte sich zurück. Seine Erektion schwand.
Hatte er Buchsberger nicht bemerkt? Er könnte schwören, dass niemand im Wartezimmer gesessen war, als er durchging.
„Wie spät ist es jetzt?“
„Kurz vor halb Zwölf.“
„ . . . Dann schicken Sie ihn rein.“
Herbert kam nach Hause.
Er hatte seine Sekretärin an diesem Tag nur einmal genommen. Und dieses eine Mal war mehr ein Akt der Gewohnheit als der Lust gewesen.
Herbert zog sich die Schuhe aus und ging hinauf ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
Ein paar Minuten später kam er wieder herunter und begab sich in die Küche. Auf dem Tisch stand ein Topf.
Herbert hob den Deckel an. Faschierter Braten mit Reis. Seine Leibspeise.
Er wärmte sich das Essen auf, nahm einen Löffel aus der Besteckschublade und setzte sich ins Wohnzimmer.
Margarete hatte keine Nachricht hinterlassen.
Sie hatte ihm gestern auch nicht gesagt, dass sie vorhatte sich mit irgendjemandem zu treffen.
In der Abwasch war noch das Geschirr vom letzten Abend und vom Frühstück gestanden. Nur die Brote hatte sie weggeschmissen (oder gegessen?) und die Milch weggeschüttet.
Herbert stand von der Bank auf und schaltete den Fernseher ein.