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Es wird dich zerreißen
Es wird dich zerreißen
Ist das Wahrheit oder nur der Schein der schaukelnden Lampe. Schales Licht, mehr will man nicht geben. Unter mir wetzt es seine Zähne und ich bin gefangen. Meine Hände, sie tun so schrecklich weh. Vielleicht kann ich ja. Feste ziehen. Vielleicht, immer heißt es nur vielleicht. Was sind das nur für grässliche Augen?
Sie glitzern...
Glitzern wie Rubine.
Und du bist hier echt gefangen. Und wirst nicht aufstehen. Kein Traum, mein Lieber. Fickt euch doch alle mal. Schreien bringt dir jetzt auch nix, mein Lieber.
Die Ketten sind so hart und es tut so weh. Rost, sie sind rostig, aber trotzdem. Zieh kräftig, bitte zieh. Bitte.
“Brecht!”
Hab ich das echt verdient?
Das Monster, es leckt sich die Zähne. Gelb und sie sind... rot.
Wenn sie mich runterlassen, die Bastarde. Wie es wohl ist, wenn sich die Zähne in meinen Körper beißen? Bitte, tötet mich schnell! Dann... Und es ist so kalt hier. Hier, was ist das nur für ein Scheiß, wo ich bin?
Es ist ein Gefängnis, mein Lieber. Und unter dir, da ist das Monster. Im Wasser. Es wird dich zerreißen, wenn sie die Ketten lockern. Siehst du die Knochen der armen Seelen, die ihr Leben hier verloren... sie haben geweint und auch du wirst weinen.
“Fickt euch!”
Mehr geht nicht, Schreien tut weh, diese beschissene Kette um dem Hals. So voller Rost. Luft, ich brauche Luft.
Dieses Mädchen, ich wollte es nicht töten. Ich wünschte nur, das Denken würde endlich aufhören. Ich wollte es doch nicht. Scheiß Tränen, alles scheiße. Jetzt weine ich echt. Und sie tropfen ins Wasser.
Das Monster... es leckt nach ihnen... es saugt sie begierig auf.
Ich will ja aufhören zu weinen, aber es geht nicht. Es wird immer schlimmer.
Sie war so süß, wie sie da vor mir stand. Ihre blonden Haare, wie sie tanzten im Wind. Ihren Schmerz, den habe ich so genossen. Jeden ihrer Schreie, wie ein Lied aufgezogen.
Sie war nicht nur süß, sie war geil. Du konntest ihre kleinen Brüste erkennen. Der Wünsch nach Berührung ist dir doch in Erfüllung gegangen. Und das ist die Strafe!
Was sollte ich denn machen? Ich konnte nicht anders... aber das hier, das hat niemand verdient. Ich will nicht mehr denken, ich will nicht mehr.
Wieder ein Schrei. Unwillkürlich. Wer schreit hier? Das Monster schaut mich an. Dieser Blick, ich muss wegsehen. Es hat keine Pupillen, da ist nur weiß. Es winselt nach meiner Angst. Ein Traum... träume. Aufwachen. Das ist es. Träume und wache auf.
Und es wird dich zerreißen.
Denken... denk an was anderes. An sie denken, das tut gut. Wie sie aussah, als ich sie nackt vor mir sah, auf dem Stroh gebettet. Ihre Höschen noch an, aber ihre Bluse auf dem Pfosten achtlos geworfen. Erst das Streicheln, dann das Stechen. Scheiß Fesseln, alleine der Gedanke...
Der macht dich geil, nicht wahr?
Die Fesseln, sie lockern sich. Nein, bitte nicht. Haltet mich. Haltet mich in alle Ewigkeit.
Die Zähne, sie sind so gelb, so rötlich schimmernd.
Lasst das einen Traum sein.
Lasst mich neben ihr aufwachen, ich würde sie auch verschonen, egal wie lange und laut sie schreit.
Bitte. Diese scheiß Tränen.
"Ich wollte sie doch nicht töten!"
Das ist nur das Echo der Mauern, das antwortet, mein Lieber. Und belüg dich doch nicht selber, du würdest es wieder tun. Ihre Schreie waren zu schön.
Der Rachen, so schwarz, und die Augen so leer. Die Angst tropt mir am Kinn herunter. Da unten platscht sie ins Wasser.
Jetzt kann ich auch lachen. Und mit den Armen zucken.
Rechts, links... vorne. Luft ist kühl, wenn man durch sie hindurch segelt. Denken ist schrecklich, wenn man nicht damit aufhören kann. Wasser ist warm, wenn man sein Blut fließen spürt.
Marburg, 21.10.2005