Was ist neu

Evi

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19.03.2003
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Evi

Den ganzen Abend hatte sie gelacht, gefunkelt wie ein Juwel, getanzt, Sekt getrunken, Blicke getauscht. Fremde Männer leckten sich gierig den Schaum von den Lippen, sahen auf die Wölbung ihrer Brüste. Das Kleid war eng wie eine zweite Haut. Wenn Evi die schmalen Schenkel spreizte, rutschte der Stoff ein wenig nach oben. Weißes Licht flackerte zu hartem Beat, verlangsamte den Ablauf der Zeit, als Evi das Kleid noch ein Stückchen höher zog. Warme Röte kroch als Tausendfüßler über mein Gesicht. Ich wollte fort von Evi und dem Bier, bahnte mir einen Weg durch eng beieinander stehende Männer und Zigarettenqualm nach draußen. Die Stadt dampfte. Reklamelichter klebten in der Luft, es roch nach Müll und Urin. Ich spürte Evis Atem in meinem Nacken.
Ich drehte mich zu ihr herum.
„Warum hast du nicht gleich alle gevögelt?“, schrie ich, sah sie wie durch einen roten Schleier. Evi nahm meine Hände. Ich fühlte ihre Hitze, spürte ein sanftes Beben.
„Gehe nach Hause, Bine.“, sagte sie.

Kleine Mädchen sind artig und lieb. Sie sind folgsam, begehren nicht auf, tun, was man ihnen sagt.

Es war Sommer und wir waren noch Kinder. Evi saß auf dem Rasen, der als Grünfläche zwischen den grauen Plattenbauten gemütlich einladen sollte, spielte mit ihrer Schildkröte. Jeden Morgen setzte sie das Tier unter einen Käfig auf die fußballgeschundene Grasnarbe. Manchmal wunderte ich mich, dass es noch lebte. Es ließ sich geduldig alles gefallen, was die Kinder in unserer Siedlung mit ihm anstellten. Abends holte Evi den Käfig wieder herein. Ihre Mutter saß dann am Fenster und schaute zu. Evi half ihr viel im Haushalt. Vermutlich hatte sie deshalb kaum Freunde.
Wir hatten Ferien und ich saß auf meinem Fensterbrett. Das Fenster war geöffnet. Meine langen Beine baumelten, dünn wie Fischgräten, an der Hauswand. Ich wohnte im dritten Stock.
Sie winkte, rief mir zu.
„Kommst du raus?“
Mein Herz klopfte ganz laut, als ich zu ihr herunter ging. Vielleicht, weil ich noch die Tiefe unter meinem Fenster fühlte.
„Hallo“, sagte ich schüchtern. Sie grinste mich an. Sie war nicht besonders hübsch, wenn sie lachte, denn ihre Zähne standen ein wenig auseinander. Ich hätte mich nie getraut, mit solchen Zähnen so breit zu lachen.
Evi sagte nichts. Ich setzte mich zu ihr. Ein Weberknecht spazierte gerade über ihren Fuß.
„Eine Spinne!“, rief ich angeekelt, deutete mit dem Finger auf das feingliedrige Ungetüm. Während ich das Biest hektisch abgeschüttelt hätte, blieb Evi ruhig sitzen. Der Weberknecht krabbelte unverdrossen weiter und verschwand im Beinausschnitt ihrer Jeans.
Anstatt aufzuspringen quietschte sie vor Vergnügen.
„Ui, das kitzelt!“
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie ihren Hosenschlitz öffnete. Das filigrane Spinnentier erklomm ihren Oberkörper. Behutsam nahm sie es in die Hand, bevor es wieder, diesmal im Halsausschnitt ihres Shirts, Deckung suchen konnte.
„Ist er nicht schön?“
Sie strahlte mich an.

Die Kinder unserer Siedlung sind böse und laut. Sie kennen keine Regeln, oder brechen sie mit Absicht. Sie wollen Sieger sein.

Dem Weberknecht hätten sie Stück um Stück triumphierend die Beine einzeln ausgerissen.
Evi setzte ihn im Gebüsch aus.
„Willst du mit reinkommen.“
Ich nickte, immer noch sprachlos.

Unsere Väter sind ohne Arbeit und selten zu Hause. Wir sagen zu ihnen Papa und nach ein paar Wochen wieder Alex oder Florian, da ein neuer Papa in Mamas Schlafzimmer liegt. Wenn die Alexander und Floriane nach Hause wanken, zerren sie uns beiseite und die Mama an den Haaren ins Schlafzimmer. Die Frauen blicken uns stumpf aus rotgeränderten Augen an. Manchmal ziert ein Veilchen die Lider. Die Lippen sind verschorft.

Evis Mutter hatte keinen Mann. Sie humpelte uns entgegen, als wir den Hausflur betraten. Sie musterte mich. Ich fühlte mich unter ihrem Blick genötigt, höflich zu sein.
„Guten Tag“, presste ich hervor. Die Wohnung war geräumig und sauberer als alle, die ich bislang gesehen hatte. Ein wenig neidisch betrachtete ich den Bravo Starschnitt in Evis Zimmer.
„Ich finde Tokio Hotel toll“, sagte ich, nur um etwas zu sagen. Evi legte sich auf ihr Bett. Sie hatte eine von diesen Flauschdecken als Tagesdecke. Kurz dachte ich an mein Rumpelzimmer, in dem das Bett immer ungemacht blieb.
„Hast du einen Freund?“, fragte sie mich.

Die Jungen wollen immer nur das eine. Sie sind dann wie Alex und Florian, nett und aufmerksam. Sie wollen küssen und noch lieber fummeln. Sie spielen mit uns. Wir sind wie Papa und Mama, ganz eng, ganz warm, ganz feucht und behütet. Wenn die Umstände anders werden, verdammen sie uns und ihre Brut zu einem Leben ohne Hoffnung.

„Ich?“, fragte ich zurück, starrte sie an.
„Ja, warum nicht? Du siehst doch ganz nett aus“, antwortete sie. Ich dachte kurz an meine Brüder, die ständig das Gegenteil behaupteten. Daher hatte ich es mir angewöhnt, möglichst wie unsichtbar zwischen ihnen zu existieren.
„Meinst du wirklich?“, fragte ich.
„Ich hätte gerne einen“, gab Evi zu, ohne auf mein Misstrauen einzugehen.
„Ach ja? Willst du vielleicht Molly?“, fragte ich.
„Deinen Bruder?“, gluckste Evi vor Lachen. „Nein der ist mir zu roh. Wie alle Jungs hier.“
Ich verstand nur zu gut, was sie meinte.
„Vielleicht einen richtigen Mann. Ja, das wäre es. So einen wie Uwe.“
„Uwe ist mindestens 25 Jahre alt“, sagte ich.
„Und was ist, wenn er mit dir ...?“ Eine heiße Röte stieg mir ins Gesicht.
Evi drehte sich auf den Bauch.
„Das passiert sowieso nicht.“
Ich konnte sie kaum verstehen, weil sie ihre Worte im Kissen erstickte. Was sollte ich sagen, um sie zu trösten? Auch ich fieberte in Träumen, meinem Helden entgegen. Wollte gern geküsst werden. Hatte auch schon fast einen Freund. Doch bevor es begonnen hatte, endete es bereits: Als er seine Zunge in meinen Mund gesteckt hatte, fühlte ich nur Brechreiz und stieß ihn weg. Er hatte mich Schlampe genannt.
Evi drehte sich wieder um. Sie schob ihr T-Shirt hoch. Es war scheußlich.

Kleine Mädchen suchen Geborgenheit. Wenn das Grauen sie heimsucht, rollen sie sich wie Igel ein. Wissen: starke Arme spenden Trost. Weiche Lippen flüstern Worte, die den Schrecken fortzaubern. Doch der Schauder bleibt gegenwärtig, kein Zauber kann verbannen, was in der Tiefe schlummert.

Ein roter Wulst klammerte die weißen Brüste zusammen. Er zog sich speckig glänzend wie ein Reißverschluss bis zur Scham. Evi weinte.
„Siehst du?“, wisperte sie.
„Es ist nicht so schlimm“, stotterte ich. Ich fühlte, wie meine Beine nachgaben. Also setzte ich mich auf die Bettkante. Wünschte mir, Evi würde endlich das Shirt herunterziehen.
„Du lügst!“, sagte sie und diese Worte hallten als Echo in meinem Kopf wieder.

Die Kinder in unserer Straße lügen. Sie verleugnen die Wahrheit, weil diese ungerecht zu ihnen ist. Sie lernen schnell und aus bitterer Erfahrung, weil die Strafen auch nur eine Lüge sind.

Natürlich hatte ich nicht die Wahrheit gesagt. Warum sollte ich sie denn verletzten? Ihr bestätigen, wie aussichtslos es ist, mit dieser Narbe schön zu sein? Geliebt zu werden?
„Wie ist es passiert?“
Ich wollte es wirklich wissen. Evi wischte sich mit den Händen das Gesicht trocken.
„Es war ein Autounfall. Mein Vater ist dabei gestorben. Meine Mutter hat ein Bein verloren. Ich bin durch die zersplitterte Scheibe geflogen. Dabei wurde ich aufgeschlitzt. Ich war mehr tot als lebendig.“
Die Kälte in ihrer Stimme ließ mich frösteln. Ich sah, wie Evi blutet: Sie wird immer kälter, je mehr Blut im Boden versickert. Ihr Vater ist schon kaltsteif. Das Bein der Mutter ist schwärzlich und seltsam vom Körper abgeknickt.
Ich schüttelte mich.

Unsere Väter sind nicht liebenswert. Sie haben uns vergessen, wie sie schon vergessen wurden. Trotzdem verlangen wir nach ihnen, rebellieren mit unseren Bäuchen. Würmer kriechen in Eingeweide, zwicken unsere Seelen, die nichts mehr fühlen und es doch so sehr wollen.

„War dein Vater betrunken?“, fragte ich.
„Ist doch egal.“
Evi lag immer noch entblößt neben mir. Ich konnte nicht anders und berührte die fleischige Hautnaht. Evi war wie ein Bogen gespannt. Ich spürte ihre Sehnsucht, angefasst zu werden. Meine Hand wölbte sich um ihre Brust. Eine seltsame Hitze nahm mich gefangen. Ich küsste die andere Brust. Die Narbe störte mich nicht mehr.
Ich wollte nur noch das Eine. Versinken. In einem Meer.
Als Evi meine Küsse erwiderte, war es mir egal, dass sie ein Mädchen war. Ich wollte geliebt werden. Wir zogen uns aus. Es war, als ob ich vor einem Spiegelbild saß. Evis Küsse ließen mich aufschreien. Alles in mir drängte, sehnte sich nach ihrer Zunge, ihren Händen. Haut auf Haut. Ich küsste ihren Mund, der nach mir schmeckte.

Es war Sommer und wir waren doch noch Kinder. Evi hatte mich überredet, mitzukommen. Den ganzen Abend hatte sie gelacht, gefunkelt, getanzt, Sekt getrunken, Blicke getauscht. Es waren Männer, die sie grinsend anstarrten.
Mir wurde übel, als Evi die schmalen Schenkel spreizte. Das Kleid war eng, sie wusste, der Stoff rutschte hoch. Ich lief nach Hause, schnappte nach Luft, die so dick war und mir den Atem nahm, als ob sie mich und die Stadt in ein Korsett gezwängt hätte.
Ich lehnte mich weit hinaus aus dem Fenster und atmete tief die lichtrosige Nachtluft der Industriestadt ein. Mir wurde komisch, vielleicht vom Gestank nach faulen Eiern, der den Hochofenschloten am Horizont entwich. Oder war es mehr der Gedanke: Das Fallrohr neben meinem Fenster, trägt es mich? Es fühlte sich an, wie ein Sprung vom Fünferbrett, mehr Tiefe war unter dem Fenster nicht zu sehen. Der Höllenschlund darunter zählte nicht.

Evi stolperte auf ihren hohen Absätzen. Uwe lachte. Sie gingen weiter, hinaus aus dem Lichtkegel der einzigen Laterne vor Evis Hauseingang.
Eine dunkle Gestalt zerrte ein schmales Bündel hinter sich her und auf die geschundene Grünfläche. Der Stoff eines Kleides zerriss und Uwe fluchte, vielleicht weil ihn Evis Narbe störte. Er keuchte, immer schneller und lauter. Ein Schatten löste sich grunzend vom Boden. Das Bündel unter ihm rührte sich nicht.
Aus der Plattenbauwohnung nebenan hörte ich einen Alex und eine Frau kreischen. Ich schloss das Fenster.

 

Hallo Goldene Dame,

eine richtige und ausführliche Kritik zu der Story kriegst du noch. Aber eine Stelle ist mir so richtig ins Auge geknallt, gleich am Anfang:

Zitat: Wenn Evi die schmalen Schenkel spreizte, rutschte der Stoff ein wenig nach oben. Es roch nach Bier und Zigarettenqualm

Das ist ein schlechter Übergang. Es liest sich komisch. Mehr, wenn ich Zeit habe.

Grüße von Rick

 

Hallo goldene Dame,

genau komme ich nicht dahinter, was du mit dieser Geschichte erzählen möchtest.
Ich kann mir schwer vorstellen, dass du dich der Fraktion derer angeschlossen hast, die in ihren Sätzen vergehen, im Leid Tiefe suchen und selbstverliebt Texte zur eigenen Rührung schreiben.
Die Verallgemeinerungen zu Beginn der Abschnitte wirkt auf mich zum Beispiel unstimmig. Sie gibt sich gesellschaftskritisch hinterfragend, ist aber, wenn ich das Umeld betrachte, eher von Vorurtelen geprägt.
Väter in Wohnghettos lassen natürlich ihre Kinder im Stich, missbrauchen ihre Töchter, brüllen laut beim Sex.
Die Mütter haben ständig neue Freunde, lassen sich von ihren Töchtern beim Leben helfen (missbrauchen komischerweise nie ihre Söhne).
Das alles mag in diesen Silos stattfinden, das alles mag der Erfahrung deiner beiden Protagonisten entsprechen, die Formulierung als Allgemeinplatz aber, die in vielen Fällen ein gutes Stilmittel sein kann, empfinde ich hier als Ressentiment.
Bestimmt hattest du es so nicht beabsichtigt.
Im Grunde ist es eine Geschichte über die Liebe, über Mädchen, die sich nach Tokio Hotel sehnen, auch weil die in ihrer Androgynität so ungefährlich erscheinen, dass das Sehen nie in der Gefahr liegt, Wahrheit zu werden.
Tokio Hotel hören und für jeden in der Kneipe die Beine breitmachen, scheint mir deshalb nicht zu einander zu passen.
Eine Geschichte über zwei Mädchen, die sich Ersatz sind, die eine der anderen mehr als die andere der einen. Und die sich mit der Nichterfüllung der Sehnsüchte verletzten.
So kommt es zu Eifersucht und zur Erfahrung der nächsten Trennungen. Zur Missgunst. Besitzdenken ist auch zwischen Freunden und Freundinnen oft üblich. Denn natürlich fühlt man sich verletzt, wenn man sich zurückgesetzt fühlt.
Eine Coming of Age Geschcihte, die der vorurteilsbelasteten Verallgemeinerung durchschnittlicher Siedlungsfamilien gar nicht bedarf.
Zwei Details:

„Hallo“, sagte ich schüchtern. Sie grinste mich an. Sie war nicht besonders hübsch, als sie lachte, denn ihre Zähne standen ein wenig auseinander
wenn statt als - es sei denn, du wolltest schreiben, dass sie allgemein nicht besonders hübsch war, dann sind aber beide Bezüge falsch.
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie ihren Hosenschlitz öffnete
Kennzeichen der Schlaghosen war es doch, dass sie zwar an den Unterschenkeln sehr weit, an den Oberschenkeln dafür aber hauteng geschnitten waren. Ein Weberknecht hätte da nie bis zum Hosenschlitz kommen können.

Lieben Gruß, sim

 

Hello Goldi,

kraftvoll und munter erzählt! Leider läßt Du Deine Protagonistin zu viel Abgegriffenes denken, insbesondere über die bösen, bösen Väter, die offenbar an allem Unglück schuld sind. Die Geschichte könnte eindringlicher sein, wenn statt allgemeiner, vorurteilsbelasteter und recht altkluger Schimpfe auf schlechtes Umfeld und Männer persönliche Erlebnisse im Vordergrund stünden.

'...Wenn Evi die schmalen Schenkel spreizte, rutschte der Stoff ein wenig nach oben. Es roch nach Bier und Zigarettenqualm...' - das ist in der Tat eine eigentümliche Geruchsentwicklung an dieser Stelle! :D

Und sim hat recht - das mit dem Weberknecht wird nicht funktionieren.

Wir wissen bereits vom Anfang, dass Evis Schenkel 'schmal' sind, es muß also nicht weiter unten wiederholt werden, gleiches gilt für ihr 'enges' Kleid und den geschundenen Rasen.

Viele Grüße vom gox

 

Hallo ihr drei :)

Entschuldigung, wenn ich mich jetzt erst melde.

@Blackwood

Blackwood schrieb:
Selbst auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Geschichten dieser Art wären um einiges wirkungsvoller, wenn sie sich in den meisten Bereichen Bereichen zurückhaltender geben würden.
Evi ist eine alte Geschichte von mir, die ich überarbeitet habe. Die erste Version schlummert als erste Liebe im Archiv. Ich wollte einiges, was ich in KG.de gelernt habe hier im Nachhenein "ausprobieren"

Blackwood schrieb:
Konkret meine ich z.B. den Abschnitt "Unsere Väter sind ohne Arbeit und selten zu Hause."
Dummerweise ist der Abschnitt zu gut geschrieben, als dass ich Dir vorschlagen möchte, ihn zu streichen (diese willkürliche Namensgebung und wie Du es später wieder aufgreifst gefällt mir sehr gut!) - nur ein klein wenig Drosselung wäre vorteilhaft:

Ja, gerade diese Passage ist mein Darling. Aber ... eben nur gutgeschrieben. Im Kontext aber auch ein Bruch, der auch zudem passt was du hier sagst,
Blackwood schrieb:
Was noch ein (kleiner) Kritikpunkt wäre: Die Sicht der Erzählerin finde ich manchmal etwas zu weit über den Dingen.

Ein eigentlich unwichtiger aber schon bedeutungsvoller Kritikpunkt: Mir ist das Alter nicht ganz klar. Die manchmal zu bewusst naive Kleinkind-Perspektive wechselt zu einer viel zu reifen Sichtweise (siehe v.a. Deine allgemein gültigen Aussagen am Anfang vieler Abschnitte.)
Auch sprachlich wollen mir manche Dinge nicht zusammen passen: Der verschämte Klein Mädchen-Dialog

Blackwood schrieb:
Selbst wenn Du den Satz vereinfachst zu einem lesbareren 'als sei es ein glänzendes Schmuckstück' - der Vergleich gibt für uns Männer nichts her. Wir schauen nicht nach Schmuckstücken...

Die Erzählerin, ist aber weiblich und denkt, dass Männer so denken ... :D

Blackwood schrieb:
Dein Blick für Details, vor allem, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, gefällt mir ja sowieso im Allgemeinen. Gerade wenn es die zurückhaltenden, stillen Momente sind: Die Spinne z.B. und tatsächlich auch die Narbe, wo Du meiner Meinung nach ein gutes Maß gefunden hast.

Danke für dieses Lob, :)

Blackwood schrieb:
Wie gesagt: wenn Du gerade im Hintergrund ein wenig grelle Farbe zurücknehmen würdest und die Sprache ein wenig mehr einem pubertierenden Mädchen anpassen würdest, wäre das Bild für mich stimmiger, realistischer und einschlagender.

In der ersten Version fehlt schon die grelle Farbe, aber die Sprache ist immer noch "erwachsen". Nur dass es nicht so auffiel.

Danke für deine Hilfestellung

@Rick

eine richtige und ausführliche Kritik zu der Story kriegst du noch. Aber eine Stelle ist mir so richtig ins Auge geknallt, gleich am Anfang:

Ich will nicht ungeduldig sein ... ;)
Aber vielleicht hast du noch den ein oder anderen Tipp?

@ sim

Ich muss immer erst in Gesellschaft posten, damit ich von dir eine Kritik bekomme :Pfeif:

genau komme ich nicht dahinter, was du mit dieser Geschichte erzählen möchtest.

Ja was will ich erzählen, wahrscheinlich zuviel in zu wenig Text.:(

Ich kann mir schwer vorstellen, dass du dich der Fraktion derer angeschlossen hast, die in ihren Sätzen vergehen, im Leid Tiefe suchen und selbstverliebt Texte zur eigenen Rührung schreiben.

Natürlich nicht, sim *entrüstet*
Aber ein bischen schon. Deswegen, weil ich festgestellt habe, dass offenbar große Pose immer mehr Anklang findet. Stilistisch findet man Leckerbissen, aber die Geschichte trägt wenig Inhalt.

sim schrieb:
Die Verallgemeinerungen zu Beginn der Abschnitte wirkt auf mich zum Beispiel unstimmig. Sie gibt sich gesellschaftskritisch hinterfragend, ist aber, wenn ich das Umeld betrachte, eher von Vorurtelen geprägt.

Es sind die "Vorurteile" die Bine geprägt haben und die sie verbittern. So habe ich es gemeint.

Väter in Wohnghettos lassen natürlich ihre Kinder im Stich, missbrauchen ihre Töchter, brüllen laut beim Sex.

Woher nimmst du den Missbrauch der Töchter? Ich habe die Vernachlässigung thematisiert. Oder meinst du das?

Die Mütter haben ständig neue Freunde, lassen sich von ihren Töchtern beim Leben helfen (missbrauchen komischerweise nie ihre Söhne).

Wenn du mit Missbrauch auch die Vernachlässigung meinst, gebe ich dir Recht, dass ein schiefes Bild entstehen könnte. Ich habe aber die Geschichte aus Bines Sicht geschrieben, die in einer Phase ihrer geschlechtlichen Identitätsfindung lebt. Und aus ihrer Sicht gibt es nunmal den " Andersrum- Fall" nicht, da sie es anders erfährt.
Als Autorin werde ich nicht abstreiten das Jungs von ihren Müttern missbraucht werden. Das weißt du auch, dass ich nicht so denke.:(

Gut trotzdem, dass du es geschrieben hast. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen, ob ich meine Verantwortung als Autorin zu "leicht" genommen habe. Gerade wenn ich in Gesellschaft poste muss mein Augenmerk auch dahingehend zielgerichtet sein.

Danke für die kritischen Worte

@ all
Lieben Gruß

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

ich habe gerade einen merkwürdigen Effekt beobachtet, den ich mir nicht ganz erklären kann.
Ich wollte dir nämlich schreiben, dass mir durch die Erzählweise nicht klar geworden ist, dass es sich bei den Vorurteilen nur um Bines Vorurteile handelt und die empfehlen, in die Ich Perspektive zu wechseln.
Zum Glück habe ich vorher noch mal gelesen und festgestellt, die Geschichte ist in der Ich Perspektive geschrieben. Ich hätte schwören können, das sei nicht der Fall.
Da ich aufmerksam gelesen habe, denke ich, aus dem Grund habe ich solchen Vorschlag auch nicht in der ersten Kritik gebracht. Die Sicherheit über die Perspektive muss sich also in der Erinnerung an die Geschichte verschoben haben.
Es könnte daran liegen, dass es zu viele Wechsel in die subjektiven allgemeingültigen Betrachtungen gibt, dass das Gleichgewicht nicht stimmt.

Woher nimmst du den Missbrauch der Töchter? Ich habe die Vernachlässigung thematisiert.
Ich habe Missbrauch auch nicht im rein sexuellen Kontext benutzt, sondern durchaus im Vernachlässigungsaspekt. Allerdings legst du ihn bei deinen allgemeineren Betrachtungen durchaus auch im sexuellen Kontext nahe.
Wenn die Alexander und Floriane nach Hause wanken, zerren sie an uns und die Mama an den Haaren ins Schlafzimmer.
Hier wird in der Satzverbindung die Sexualität mit den Töchtern zumindest angedeutet, auch wenn deutlich nur die Mütter ins Schlafzimmer gezerrt werden, an den Töchtern wird auch gezerrt.
Kleine Mädchen suchen Geborgenheit. Wenn das Grauen sie heimsucht, rollen sie sich wie Igel ein. Wissen: starke Arme spenden Trost. Weiche Lippen flüstern Worte, die den Schrecken fortzaubern. Doch der Schauder bleibt gegenwärtig, kein Zauber kann verbannen, was in der Tiefe schlummert.
Und auch diese Szene legt gedanklich für mich sexuellen Missbrauch nahe durch die Verbindung von Schrecken und geflüsterten Worten, durch das Einrollen wie ein Igel.
Es geht nur um den Unfall und die Narbe.
„Es war ein Autounfall. Mein Vater ist dabei gestorben. Meine Mutter hat ein Bein verloren. Ich bin durch die zersplitterte Scheibe geflogen. Dabei wurde ich aufgeschlitzt. Ich war mehr tot als lebendig.“
Durch die lange Ausführung über die Lügen der Kinder dieser Straße, weiß man natürlich nicht, ob man diese Geschichte glauben soll, auch wenn sich das Lügen eher auf die eigene Aussage bezog, die Narbe wäre nicht schlimm.
Ich habe aber die Geschichte aus Bines Sicht geschrieben, die in einer Phase ihrer geschlechtlichen Identitätsfindung lebt
Das ist in Ordnung. Aber Bine hat wenigstens einen Bruder. Sie erlebt also möglicherweise Unterschiede in der Behandlung.
Die Beziehung zu ihrem Bruder ist nicht Thema der Geschichte, das sehe ich. Es geht um die Bindung zu Evi und um die Identitätsfindung. Aber in die Erfahrungen, die zu ihrer subjektiven Wertung führen, müsste mE die Beziehung zum Bruder oder auch nur das Erleben von Ungerechtigkeit, der Vergleich mit der Behandlung des Bruders einfließen. Es wirkt ein bisschen, als seien die beiden völlig isoliert voneinander aufgewachsen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo gox,

kraftvoll und munter erzählt!
Ich kanns eben ...:lol:

Die Geschichte könnte eindringlicher sein, wenn statt allgemeiner, vorurteilsbelasteter und recht altkluger Schimpfe auf schlechtes Umfeld und Männer persönliche Erlebnisse im Vordergrund stünden.

... und könnte es auch besser machen :shy:

Danke für deine Kritik :)

Goldene Dame

 

Hallo sim

Es könnte daran liegen, dass es zu viele Wechsel in die subjektiven allgemeingültigen Betrachtungen gibt, dass das Gleichgewicht nicht stimmt.

Das kann schon sein, denn die Figur, die hier erzählt, erzählt Evis Geschichte narrativ, bringt Erlebtes in eine Ordnung, die das Geschehen erst später bewertet. Das macht es auch so schwer, die Sprache zu verstehen. Bine konstruiert durch die allgemeinen Betrachtungen ihr Erleben mit Evi neu.
Als Autorin wollte ich dien Effekt erreichen, den Leser interaktiv einzubinden. Bine erzählt ihm ihre Geschichte und offenbart dem Leser mehr, als sie erzählt.

Ich habe Missbrauch auch nicht im rein sexuellen Kontext benutzt, sondern durchaus im Vernachlässigungsaspekt. Allerdings legst du ihn bei deinen allgemeineren Betrachtungen durchaus auch im sexuellen Kontext nahe.
Du bist eben geschult Aussagen im Text auf ihren doppelten Sinn hin zu interpretieren. ;)

Zitat:
Wenn die Alexander und Floriane nach Hause wanken, zerren sie an uns und die Mama an den Haaren ins Schlafzimmer.

Hier wird in der Satzverbindung die Sexualität mit den Töchtern zumindest angedeutet, auch wenn deutlich nur die Mütter ins Schlafzimmer gezerrt werden, an den Töchtern wird auch gezerrt.

Ja, diese Satzverbindung kann es andeuten, muss aber nicht. Sie schafft einen Freiraum für den Leser in Bines Kopf zu schauen.

Zitat:
Kleine Mädchen suchen Geborgenheit. Wenn das Grauen sie heimsucht, rollen sie sich wie Igel ein. Wissen: starke Arme spenden Trost. Weiche Lippen flüstern Worte, die den Schrecken fortzaubern. Doch der Schauder bleibt gegenwärtig, kein Zauber kann verbannen, was in der Tiefe schlummert.

Und auch diese Szene legt gedanklich für mich sexuellen Missbrauch nahe durch die Verbindung von Schrecken und geflüsterten Worten, durch das Einrollen wie ein Igel.
Es geht nur um den Unfall und die Narbe.


Ja, auch hier kannst du daran denken. Diesen Freiraum wollte ich auch dem Leser lassen, denn er soll durch Bines narratives Erzählkonstrukt dazu eingeladen werden ihre Sicht wahrzunehmen und zu verstehen.

Zitat:
„Es war ein Autounfall. Mein Vater ist dabei gestorben. Meine Mutter hat ein Bein verloren. Ich bin durch die zersplitterte Scheibe geflogen. Dabei wurde ich aufgeschlitzt. Ich war mehr tot als lebendig.“

Durch die lange Ausführung über die Lügen der Kinder dieser Straße, weiß man natürlich nicht, ob man diese Geschichte glauben soll, auch wenn sich das Lügen eher auf die eigene Aussage bezog, die Narbe wäre nicht schlimm.

Auch hier die Doppeldeutung, die wiederspiegeln soll, dass Bine ihre Ordnung, während des Erzählens schafft. Das ist die Dynamik, die ich als Autorin wollte.

Zitat:
Ich habe aber die Geschichte aus Bines Sicht geschrieben, die in einer Phase ihrer geschlechtlichen Identitätsfindung lebt

Das ist in Ordnung. Aber Bine hat wenigstens einen Bruder. Sie erlebt also möglicherweise Unterschiede in der Behandlung.
Die Beziehung zu ihrem Bruder ist nicht Thema der Geschichte, das sehe ich. Es geht um die Bindung zu Evi und um die Identitätsfindung. Aber in die Erfahrungen, die zu ihrer subjektiven Wertung führen, müsste mE die Beziehung zum Bruder oder auch nur das Erleben von Ungerechtigkeit, der Vergleich mit der Behandlung des Bruders einfließen. Es wirkt ein bisschen, als seien die beiden völlig isoliert voneinander aufgewachsen.


Es ist eine Wirkung, die ich aufgrund der Dynamik erzielen wollte. Der Bruder lebt(e) nicht in Bines Welt.
In Bines Welt ist kein Platz für das Wohl des anderen. Und das war eigentlich auch mein gesellschaftlicher Aspekt in der Geschichte.

Danke, dass du noch einmal Stellung genommen hast.

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame

Es ist mittlerweile so, dass ich Geschichten von dir gewissenlos und ohne Furcht auf schlechte Lektüre anklicken kann. Auch diese Geschichte hier ist gut.

Wie immer:

Evi sagte nichts. Ich setzte mich zu ihr. Ein Weberknecht spazierte gerade über ihren Fuß.
Evi sagte nichts als ich mich zu ihr setzte und ein Weberknecht gerade über ihren Fuß spazierte.

Ich weiß, wir hatten das schon, aber es ließt sich so doch um so vielen flüssiger und stilvoller. Das könnte man mit sehr vielen Sätzen hier machen. Aber ändert wieder mal nichts an einer guten Geschichte.

„Ich hätte gerne einen.“, gab Evi zu, ohne auf mein Misstrauen einzugehen.
ohne Punkt

Und ich weiß nicht genau, aber ich denke, du musst die Zeiten noch mal genau bearbeiten.
Gerade der Anfang ist sehr verwirrend, mir erging es wie sim. Aber es ist genial und gefällt mir sehr gut.

Womit ich überhaupt nicht so klar komme, sind die Zeiten. Hier wechselt sehr schnell Vergangenheit und Gegenwart und manchmal kam ich nicht ganz so mit.

Es war mir als wäre die Vergangenheit in der Gegenwart geschrieben und die Gegenwart in der Vergangenheit.
Ist eine super Idee. Sorry, ... muss grad ne Geschichte schreiben.

besten Gruß

 

Hallo Aris,

Es ist mittlerweile so, dass ich Geschichten von dir gewissenlos und ohne Furcht auf schlechte Lektüre anklicken kann. Auch diese Geschichte hier ist gut.

Das liest man gerne, aber willst du mich etwa unter Erfolgsdruck setzen. Ich darf dann keine Schnellschüsse posten, du Lauser. :D

Wie immer:
:Pfeif:

Kurze Sätze, lieber Aris, stören dich, weil lange sich stilvoller lesen, sagst du. Was ist aber, wenn die Satzmelodie nicht auf Lesefluss aufbaut, wie du sagst, sondern abhängig ist von der Klangfarbe die beim Lesen dein inneres Ohr erreicht? Sprachmelodie erreicht man durch das Sätzen von Satzzeichen!!!!!Hebung und Senkung über die Eigenmelodie der Wörter hinaus(Konsonannten Stabreime, Vokale, Silben) wird durch Interpunktion vorgegeben. Lies einen langen Satz vor! und du merkst wie du lei-erst. Hast du Sätze mit viel! Interpunktion, sei es: Komma, Punkt, Fragezeichen, kannst du, den Leser, über das innere Ohr erreichen, ihn! bei der Stange halten! Auch kannst du den Rhythmus des Satzes mit der Interpunktion sozusagen aufteilen. Punkte sind Viertelpausen, Silben Achtelnoten usw.usw. Deswegen ist ein kurzer Satz auch kein Stakato.:lol:
Da müssen schon Wörter hintereinander wie Viertel und Achtelnoten unterbrochen durch einen Punkt, stehen. :D

Und ich weiß nicht genau, aber ich denke, du musst die Zeiten noch mal genau bearbeiten.
Gerade der Anfang ist sehr verwirrend, mir erging es wie sim. Aber es ist genial und gefällt mir sehr gut.

Die Zeiten sind genauso, wie ich sie haben will. ;)

Danke! Für Lob und Lesen (Schöne Melodie!);)


Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

Fremde Männer leckten sich gierig den Schaum von Lippen, sahen auf die Wölbung ihrer Brüste, als sei es ihr Schmuckstück, das dort glänzte.
Auch als Frau würde ich sowas nie denken :D. (Deine Antwort an Blackwood).
Den Vergleich finde ich auch nicht besonders passend - wieso denn überhaupt einen Vergleich? Ein schöner Busen oder Dekolleté ist doch mindestens so schön wie ein Schmuckstück, auch in meinen Augen. Ich würde vor die Brüste ein ansprechendes Adjektiv setzen und danach einen Punkt - den Rest dafür streichen.

Warme Röte kroch als Tausendfüßler über mein Gesicht.
Gefällt mir.
„Bist du böse?“
Würde sie nicht eher: Bist du mir böse? fragen?
Böse sein hat doch eine ganz andere Aussage als jemandem böse sein.

„Gehe nach Hause, Bine.“, sagte sie.
Ein Punkt zuviel.
Jeden Morgen setzte sie das Tier unter einen Käfig auf die fußballgeschundene Grasnarbe. Manchmal wunderte ich mich, dass es noch lebte. Es ließ sich geduldig alles gefallen, was die Kinder in unserer Siedlung mit ihm anstellten. Abends holte Evi den Käfig wieder herein.
Plattenbau = viele Familien. Das Milieu, so wie du es beschreibst, ist auch im unteren sozialen Bereich. In solch einer Umgebung soll die Schildkröte den ganzen Tag draußen auf dem Rasen (wo doch Fussball gespielt wird, wie du selber schreibst!) im Käfig sein können?
Denn:
Die Kinder unserer Siedlung sind böse und laut. Sie kennen keine Regeln, oder brechen sie mit Absicht. Sie wollen Sieger sein.
Die ist doch unbeaufsichtigt schneller weg als es einen neuen Alex gibt.

Der Weberknecht krabbelte unverdrossen weiter und verschwand im Beinausschnitt ihrer Jeans.
Anstatt aufzuspringen quietschte sie vor Vergnügen.
„Ui, das kitzelt!“
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie ihren Hosenschlitz öffnete.
Das wurde schon zweimal moniert. Der Knecht kommt nicht zwischen Hose und Beine durch - es sei denn, Evi hätte einen Hosenrock an - aber seit es Tokio Hotel gibt, gibt es diese ja noch nicht wieder.


Unsere Väter sind ohne Arbeit und selten zu Hause. Wir sagen zu ihnen Papa und nach ein paar Wochen wieder Alex oder Florian, da ein neuer Papa in Mamas Schlafzimmer liegt. Wenn die Alexander und Floriane nach Hause wanken, zerren sie an uns und die Mama an den Haaren ins Schlafzimmer. Die Augen unserer Mütter sind verquollen. Entweder sind sie rot geweint oder blau geschlagen. Ihre Münder wollen lächeln, doch es wirkt ein wenig gequält. Woher kommen die tiefen Falten um den Mund?
Das ist mir auch zu pauschal und ein tiefer Rührer in der Emotionsschüssel.

Sie humpelte uns entgegen, als wir den Hausflur betraten. Sie musterte mich.
Zweimal sie.

Ein wenig neidisch betrachtete ich den Bravo Starschnitt in Evis Zimmer.
Im Deutschen immer noch mit Bindestrich: Bravo-Starschnitt

Die Jungen wollen immer nur das eine. Sie sind wie Alex, mal nett und aufmerksam. Sie wollen küssen und noch lieber fummeln bis die Mädchen mit ihnen in Mamas verwaistem Doppelbett liegen. Sie spielen laut und lustvoll Papa und Mama, und wenn die Umstände anders werden, verdammen sie auch ihre Brut zu einem Leben ohne Hoffnung.
Das ist hier ein Abschnitt, den man von der Perspektive aus schwer einordnen kann - vorher Teenieszene, danach auch und hier mittendrin ein Resumée mit bitteren Worten, die eigentlich nur ein lebenserfahrener Mensch so formulieren kann. Auch die ältere Prot (wie in der Anfangsszene) kann noch nicht so denken.
„Uwe ist mindestens 25 Jahre alt“, sagte ich.
Fünfundzwanzig ist doch kein so langes Wort.

Auch ich fieberte in Träumen, meinem Helden entgegen.
Komma weg


Sie schob ihr T-Shirt hoch. Es war scheußlich.
Mir hätte - weil du dann einen Absatz mit anderem Thema einfügst, besser gefallen, sowas wie: "Erschrocken sah ich auf ihren Oberkörper" zu lesen. In dem Augenblick wurde mir nicht klar, ob sie es als Handlung scheußlich empfindet, dass sie sich vor ihr auszieht oder weil sie eben dann was Scheußliches zu sehen bekommt.

Die Kinder in unserer Straße lügen. Sie verleugnen die Wahrheit, weil diese ungerecht zu ihnen ist. Sie lernen schnell und aus bitterer Erfahrung, weil die Strafen auch nur eine Lüge sind.
Wieder einmal in der E-Schüssel umgerührt. Diese Einschübe würde ich komplett streichen.


Unsere Väter sind nicht liebenswert. Sie haben uns vergessen, wie sie schon vergessen wurden. Trotzdem verlangen wir nach ihnen, rebellieren mit unseren Bäuchen. Würmer kriechen in Eingeweide, zwicken unsere Seelen, die nichts mehr fühlen und es doch so sehr wollen.
dito

Meine Hand wölbte sich um ihre Brust. Eine seltsame Hitze nahm mich gefangen. Ich küsste die andere Brust.
Zweimal Brust.

Ich wollte nur noch das Eine. Versinken. In einem Meer.
Aris hat das an einem anderen Satz exemplarisch herausgepickt. Manchmal stören mich die kurzen Sätze überhaupt nicht. Aber hier, in dieser Szene, wo sie doch zerfließen, sich vergessen will - da passen diese abgehackten kurzen Sätze meiner Ansicht nach nicht.

Es war, als ob ich vor einem Spiegelbild saß.
Ich weiß ja, wie du es meinst, aber aufgrund der vorherigen Beschreibung der entstellenden Narbe finde ich dieses Bild etwas unglücklich gewählt.

Evis Küsse ließen mich aufschreien.
:hmm: - ob bei der ersten sexuellen Begegnung schon soviel Offenheit, Lockerheit und sich hingeben da ist, dass sie hemmungslos schreien kann?
Das entspricht nicht dem Bild, das ich bisher von der Prot habe.
Man bedenke, ein paar Szenen vorher:
„Hallo“, sagte ich schüchtern.

Blackwood hat das schön geschrieben:

Dein Blick für Details, vor allem, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, gefällt mir ja sowieso im Allgemeinen

So gehts mir auch - aber man merkt dieser Geschichte an, dass sie schon älter ist. Diese allgemeinen Aussagen über die Lebenssituation der Menschen, die ich dir zweimal rausgepickt habe, wirken auf mich, als sähe ich einen Film und aus dem Off kommen dann diese erklärenden-melancholischen Sätze, die ein Stimmungsbild unterstützen sollen. Dabei bist du doch so gut, dass du das problemlos ohne diese Stütze schaffst. Dann wirkt das ganze auch authentischer. Bleib an den Lebensgeschichten der zwei Mädels, dann hat der Leser auch nicht so das Gefühl, einer effekthaschenden Sozialreportage beizuwohnen.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Goldene Dame,

deine Geschichte ging mir unter die Haut.
Ich bewundere deine emotionale Intelligenz. Missbrauch ist ein schwieriges Thema. Ich empfand deinen Umgang als Gratwanderung. Aber letzlich stand der seelische Missbrauch im Vordergrund. Sie werden von ihrer Umgebung nicht mehr wahrgenommen, nicht als Menschen, nicht als Töchter, nicht als Schwestern. Sie möchten geliebt werden, suchen Geborgenheit, um jeden Preis. Die Milieuschilderung ist dir hervorragend gelungen. Diese Kinder registrieren ihre Väter/Mütter nur noch, sehen ihre Handlungen und übernehmen sie später. Unbewusst. Wie die beiden Mädchen sich aneinander klammern, sich gegenseitig ihre Sehnsüchte gestehen, um schließlich doch an ihrer Eifersucht zu scheitern, das hat mich ergriffen. Und dabei immer dieser etwas raue Ton, nichts zugeben, stark sein. Es ist alles sehr gut nachvollziehbar. Die Narbengeschichte hast du sehr subtil geschildert, genau die richtigen Worte. Ich mag deine kurzen Sätze. Da ist nie ein Wort zuviel.
Und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Evi an allem zerbrechen wird.
Die Sache mit der Spinne fand ich auch unglaubwürdig. Das grazile Tierchen soll durch die enge Hose krabbeln? Ich überlegte auch, wann die Geschichte angesiedelt ist. Durch TOKIO HOTEL war es dann klar, aber letztlich unwichtig, Zeit und bis wohin die Spinne krabbelt.
Eine starke Geschichte!

Lieben Gruß,
Jurewa

 

Hallo bernadette

Fremde Männer leckten sich gierig den Schaum von Lippen, sahen auf die Wölbung ihrer Brüste, als sei es ihr Schmuckstück, das dort glänzte.
Auch als Frau würde ich sowas nie denken (Deine Antwort an Blackwood).
Den Vergleich finde ich auch nicht besonders passend - wieso denn überhaupt einen Vergleich? Ein schöner Busen oder Dekolleté ist doch mindestens so schön wie ein Schmuckstück, auch in meinen Augen. Ich würde vor die Brüste ein ansprechendes Adjektiv setzen und danach einen Punkt - den Rest dafür streichen.
Du nicht bernadette, aber Bine betrachtet Evi, als ihr Eigentum. Sie hat ein Bild von Männern, die Frauen als ihr Eigentum betrachten. Jemanden besitzen zu wollen, ist krank. Du bist es nicht

Warme Röte kroch als Tausendfüßler über mein Gesicht
Gefällt mir.
Danke


„Bist du böse?“
Würde sie nicht eher: Bist du mir böse? fragen?
Böse sein hat doch eine ganz andere Aussage als jemandem böse sein.
Nein in der wörtlichen Rede ist es so authentischer

„Gehe nach Hause, Bine.“, sagte sie.
Ein Punkt zuviel.
Schon erledigt

Jeden Morgen setzte sie das Tier unter einen Käfig auf die fußballgeschundene Grasnarbe. Manchmal wunderte ich mich, dass es noch lebte. Es ließ sich geduldig alles gefallen, was die Kinder in unserer Siedlung mit ihm anstellten. Abends holte Evi den Käfig wieder herein.
Plattenbau = viele Familien. Das Milieu, so wie du es beschreibst, ist auch im unteren sozialen Bereich. In solch einer Umgebung soll die Schildkröte den ganzen Tag draußen auf dem Rasen (wo doch Fussball gespielt wird, wie du selber schreibst!) im Käfig sein können?
Denn:

Die Kinder unserer Siedlung sind böse und laut. Sie kennen keine Regeln, oder brechen sie mit Absicht. Sie wollen Sieger sein.
Die ist doch unbeaufsichtigt schneller weg als es einen neuen Alex gibt.
Wer hat hier jetzt die Vorurteile?
Warum wohl habe ich hier den Klischeebruch gewollt?
Der Weberknecht krabbelte unverdrossen weiter und verschwand im Beinausschnitt ihrer Jeans.
Anstatt aufzuspringen quietschte sie vor Vergnügen.
„Ui, das kitzelt!“
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie ihren Hosenschlitz öffnete.
Das wurde schon zweimal moniert.
Der Knecht kommt nicht zwischen Hose und Beine durch - es sei denn, Evi hätte einen Hosenrock an - aber seit es Tokio Hotel gibt, gibt es diese ja noch nicht wieder.
Habt ihr keine Vorstellungskraft?:( Muss ich hinschreiben, dass die Hosen um die schmalen Schenkel schlabberten? Dann heißt es wieder zuviel des Guten. Außerdem ist mir das passiert. Son Vieh kann das.!:schiel:

Unsere Väter sind ohne Arbeit und selten zu Hause. Wir sagen zu ihnen Papa und nach ein paar Wochen wieder Alex oder Florian, da ein neuer Papa in Mamas Schlafzimmer liegt. Wenn die Alexander und Floriane nach Hause wanken, zerren sie an uns und die Mama an den Haaren ins Schlafzimmer. Die Augen unserer Mütter sind verquollen. Entweder sind sie rot geweint oder blau geschlagen. Ihre Münder wollen lächeln, doch es wirkt ein wenig gequält. Woher kommen die tiefen Falten um den Mund?
Das ist mir auch zu pauschal und ein tiefer Rührer in der Emotionsschüssel.
Geschmacksache

Sie humpelte uns entgegen, als wir den Hausflur betraten. Sie musterte mich.
Zweimal sie.
OK.

Ein wenig neidisch betrachtete ich den Bravo Starschnitt in Evis Zimmer.
Im Deutschen immer noch mit Bindestrich: Bravo-Starschnitt
OK

Die Jungen wollen immer nur das eine. Sie sind wie Alex, mal nett und aufmerksam. Sie wollen küssen und noch lieber fummeln bis die Mädchen mit ihnen in Mamas verwaistem Doppelbett liegen. Sie spielen laut und lustvoll Papa und Mama, und wenn die Umstände anders werden, verdammen sie auch ihre Brut zu einem Leben ohne Hoffnung.
Das ist hier ein Abschnitt, den man von der Perspektive aus schwer einordnen kann - vorher Teenieszene, danach auch und hier mittendrin ein Resumée mit bitteren Worten, die eigentlich nur ein lebenserfahrener Mensch so formulieren kann. Auch die ältere Prot (wie in der Anfangsszene) kann noch nicht so denken
.

Erinnerst du dich, wie ich dir in Klärende Gewitter geraten habe, die Sprache zu verändern? Ich habe aber auch auf die Möglichkeit des narrativen Erzählens hingewiesen. Das ist ein Erzählkonstrukt. Ich habe es hier angewendet. Siehe mein Posting zu sim

Uwe ist mindestens 25 Jahre alt“, sagte ich.
Fünfundzwanzig ist doch kein so langes Wort.
Jepp
Auch ich fieberte in Träumen, meinem Helden entgegen.
Komma weg
Au

Sie schob ihr T-Shirt hoch. Es war scheußlich.
Mir hätte - weil du dann einen Absatz mit anderem Thema einfügst, besser gefallen, sowas wie: "Erschrocken sah ich auf ihren Oberkörper" zu lesen. In dem Augenblick wurde mir nicht klar, ob sie es als Handlung scheußlich empfindet, dass sie sich vor ihr auszieht oder weil sie eben dann was Scheußliches zu sehen bekommt.
Hat aber den Effekt Spannung aufzubauen. Der Leser will wissen was so scheußlich ist.

Die Kinder in unserer Straße lügen. Sie verleugnen die Wahrheit, weil diese ungerecht zu ihnen ist. Sie lernen schnell und aus bitterer Erfahrung, weil die Strafen auch nur eine Lüge sind.
Wieder einmal in der E-Schüssel umgerührt. Diese Einschübe würde ich komplett streichen.
Nein, das gehört nun mal zum narrativen Erzählkonstrukt.

Unsere Väter sind nicht liebenswert. Sie haben uns vergessen, wie sie schon vergessen wurden. Trotzdem verlangen wir nach ihnen, rebellieren mit unseren Bäuchen. Würmer kriechen in Eingeweide, zwicken unsere Seelen, die nichts mehr fühlen und es doch so sehr wollen.
dito
;)

Meine Hand wölbte sich um ihre Brust. Eine seltsame Hitze nahm mich gefangen. Ich küsste die andere Brust.
Zweimal Brust.
Na so was? Ändere ich.

Ich wollte nur noch das Eine. Versinken. In einem Meer.
Aris hat das an einem anderen Satz exemplarisch herausgepickt. Manchmal stören mich die kurzen Sätze überhaupt nicht. Aber hier, in dieser Szene, wo sie doch zerfließen, sich vergessen will - da passen diese abgehackten kurzen Sätze meiner Ansicht nach nicht.
Die Satzmelodie erreicht dich aber über das innere Ohr. Die Pausen sind so gewollt.

Es war, als ob ich vor einem Spiegelbild saß.
Ich weiß ja, wie du es meinst, aber aufgrund der vorherigen Beschreibung der entstellenden Narbe finde ich dieses Bild etwas unglücklich gewählt.
Ich hatte früher dort stehen. Nur dass meine Narbe versteckt war, oder so ähnlich. Habe ich auf eine Kritik hin gestrichen.

Evis Küsse ließen mich aufschreien.
- ob bei der ersten sexuellen Begegnung schon soviel Offenheit, Lockerheit und sich hingeben da ist, dass sie hemmungslos schreien kann?
Das entspricht nicht dem Bild, das ich bisher von der Prot habe.
Man bedenke, ein paar Szenen vorher:

„Hallo“, sagte ich schüchtern.
Gut ich könnte innerlich schreiben. Aber das war mir zu kitschig. Ich denke nach.
Blackwood hat das schön geschrieben:

Dein Blick für Details, vor allem, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, gefällt mir ja sowieso im Allgemeinen
So gehts mir auch - aber man merkt dieser Geschichte an, dass sie schon älter ist. Diese allgemeinen Aussagen über die Lebenssituation der Menschen, die ich dir zweimal rausgepickt habe, wirken auf mich, als sähe ich einen Film und aus dem Off kommen dann diese erklärenden-melancholischen Sätze, die ein Stimmungsbild unterstützen sollen. Dabei bist du doch so gut, dass du das problemlos ohne diese Stütze schaffst. Dann wirkt das ganze auch authentischer. Bleib an den Lebensgeschichten der zwei Mädels, dann hat der Leser auch nicht so das Gefühl, einer effekthaschenden Sozialreportage beizuwohnen.

Liebe bernadette

Hier scheiden sich echt die Geister. Es ist eine Frage des Geschmacks inwieweit jemand schon Effekthascherei sieht, oder nur die Not wahrnimmt. Abgebrühte erreichst du nur mit Effekten, Sensible können Nuancen wahrnehmen. Der eine liest nur die großen Lettern, der andere auch den Text.
Du weißt, ich kann in leisen Tönen schreiben. Aber viele nehmen es einfach nicht wahr, laufen daran vorbei, weil andere Reize ihre Sinne zu sehr in Anspruch nehmen. Ich habe gemerkt, dass es trendy ist große Worte zu machen. Sieh dir die Medien an. Effekte, die sich abstumpfen, weil zuviel Gebrauch genommen wird.

In einer Rubrik wie Gesellschaft oder Satire kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden auch Effekte zu schaffen. Damit gelesen wird.

Danke für deine ausführliche Stellungnahme. Das finde ich gut.
LG
Goldene Dame

 

Hallo jurewa

deine Geschichte ging mir unter die Haut.
Ich bewundere deine emotionale I ntelligenz.
Du machst mich ganz verlegen:shy:
Missbrauch ist ein schwieriges Thema. Ich empfand deinen Umgang als Gratwanderung. Aber letzlich stand der seelische Missbrauch im Vordergrund. Sie werden von ihrer Umgebung nicht mehr wahrgenommen, nicht als Menschen, nicht als Töchter, nicht als Schwestern. Sie möchten geliebt werden, suchen Geborgenheit, um jeden Preis.
Das hast du schön gesagt.

Die Milieuschilderung ist dir hervorragend gelungen. Diese Kinder registrieren ihre Väter/Mütter nur noch, sehen ihre Handlungen und übernehmen sie später. Unbewusst. Wie die beiden Mädchen sich aneinander klammern, sich gegenseitig ihre Sehnsüchte gestehen, um schließlich doch an ihrer Eifersucht zu scheitern, das hat mich ergriffen. Und dabei immer dieser etwas raue Ton, nichts zugeben, stark sein. Es ist alles sehr gut nachvollziehbar.
Wow, du hast wirklich meine Bilder gesehen *freu*

Die Narbengeschichte hast du sehr subtil geschildert, genau die richtigen Worte. Ich mag deine kurzen Sätze. Da ist nie ein Wort zuviel.
Und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Evi an allem zerbrechen wird.
Wie wahr:(
Die Sache mit der Spinne fand ich auch unglaubwürdig. Das grazile Tierchen soll durch die enge Hose krabbeln? Ich überlegte auch, wann die Geschichte angesiedelt ist. Durch TOKIO HOTEL war es dann klar, aber letztlich unwichtig, Zeit und bis wohin die Spinne krabbelt.

Du kannst die Geschichte zeitlos ansiedeln. Es sind nur wenige Unterschiede zu früher. Da war es im Westen keine Plattenbausiedlung. Dafür aber Gropiusstadt in Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Statt Tokio Hotel findest du Suzi Quatro, eine Jeans ist eine Jeans. Die Schlaghose aus den 70 gern habe ich gar nicht wie sim auf der Pfanne gehabt. Keine Ahnung ob Boot cut , Sonst wie cut *Hilflossei*;)
Eine starke Geschichte!
Danke:kuss:

Hallo Ava,

Dieser und die anderen im Laufe der Geschichte in eigenen Absätzen einzeln stehenden Sätze hätten mir in wörtlichen Reden oder als fest eingesponne Teile eines inneren Monologs des Ich-Erzählers besser gefallen.

Sicher könnte man im SOC die Figur reden lassen. Mach ich auch manchmal

Man fühlt sich nämlich in eine Welt entführt, die in ihrer Kaputtheit doch zart ist. Und ich glaube, dass das das Außergewöhnliche - um nicht zu sagen der Zauber - an deiner Geschichte ist.

Danke :)
Lieben Gruß,
Goldene Dame

 

Hi Goldene Dame

Du brauchst mir keine Vorträge zu halten, wie MAN Klangfarbe setzt. ;D
Auch, wenn ich deine Ausführungen interessant finde und dir sogar beipflichten möchte, komme ICH bei dieser deiner HIER verwendeten Sprache in keinen Sprachrhythmus, sondern fühle mich von deinen vielen Punkten im Lesen unterbrochen. Wir brauchen da auch nicht weiter zu diskutieren, da mein Empfinden nun mal so ist und ich die Geschichte trotzdem klasse finde.

besten Gruß

 

Hallo Goldene Dame,
obwohl die Geschichte irgendwie ein Fragezeichen in mir zurücklässt, hat sie mir gefallen. Sie ist angenehm geschrieben und wartet mit einigen Überraschungen auf. Allerdings habe ich auch wie sim an Missbrauch gedacht, in der Passage wo du von den Müttern der Töchter redest, die immer neue all Väter nach Hause bringen...
Das Fragezeichen drängt sich auf, weil ich nicht so recht verstehe, was du eigentlich genau hiermit erzählen wolltest. Da sind so viele Dinge drinnen, aber keine eindeutig genug, dass ich sagen könnte DAS ist es jetzt.

Dennoch, ich habe die Kg gerne gelesen,trotz ihrer Ziellosigkeit hat sie mich berührt...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Aris,

Du brauchst mir keine Vorträge zu halten, wie MAN Klangfarbe setzt. ;D
Okidoki , aber ich habe nicht nur dir den Vortrag gehalten ;). Andere Forenuser haben auch was davon. :D
Wir brauchen da auch nicht weiter zu diskutieren, da mein Empfinden nun mal so ist und ich die Geschichte trotzdem klasse finde.
Nochmals Danke :)

Hallo weltenläufer,

Ich freue mich, wenn dir die Geschichte gefallen hat. Was die Geschichte "genau" aussagen sollte, ist eben auch nicht mit einem Satz geklärt. Im Großen und Ganzen geht es thematisch natürlich um Evi und Bine und ihre "Welt". Wenn du berührt wurdest, ist das schon viel.

Danke für deine Gedanken.:shy:

LG
Goldene Dame

 

Dies ist weniger eine Geschichte über Evi, als die einer Aussichtslosigkeit. Ein eindrucksvolles Bild hast du da geschaffen, Goldene Dame, zusammengesetzt aus lauter Einzelszenen, wie mit dem Flash kurz beleuchtet. Immer dort, wo du konkret wirst und Begebenheiten schilderst, entsteht das Bild klar vor einem, dort aber, wo du wertest und über Zustände schreibst, die ein Kind oder Jugendlicher nicht wissen bzw. bewerten kann, wird es neblig.

Ja, sagt man dann, ich habe verstanden: Eine sozialschwache Gegend, Vater trinkt und Mutter ist selbst zum putzen zu faul, alles, was diese Menschen können, ist Kinder in die Welt zu setzen.

Sozialkritik ist schwer an den Mann zu bringen – man sieht gleich überall Klischees. Aber diese Klischees sind deswegen Klischees, weil es diese Dinge wirklich gibt und sie in solchen Gegenden so gehäuft auftreten. Das ist wie mit Sonnenuntergängen: Es gibt sie jeden Tag, häufig sind sie auch sehr schön, aber auf eine Postkarte gebannt sind sie Kitsch.

Deswegen habe ich auch kein Rezept, wie man es besser machen könnte, aber vielleicht wäre es besser, auf die 2 Absätze, die mit „Unsere Väter ...“ beginnen, zu verzichten. Das Soziale würde dann zwar noch vorhanden sein, doch nicht mehr dominieren, und dann wäre diese Geschichte wirklich eine Geschichte über Evi und ihre Freundin als Kinder und Jugendliche.

Dion

PS: Ich weiß nicht, wie die Geschichte vorher war, aber sprachlich habe ich keine Einwände: Ein wenig opulenter zwar als zuletzt, aber es ist immer noch dein Stil.

PPS: Habe gerade gelesen, daß die beiden Absätze deine Lieblinge sind - dann mußt du sie lassen: Es ist deine Geschichte, nicht meine oder die von Blackwood.

 

Hallo Dion,

Dies ist weniger eine Geschichte über Evi, als die einer Aussichtslosigkeit.

Hartz IV in der dritten Generation zeigt deutlich, dass es offenbar wenig Chancen gibt, auszubrechen.

Sozialkritik ist schwer an den Mann zu bringen – man sieht gleich überall Klischees. Aber diese Klischees sind deswegen Klischees, weil es diese Dinge wirklich gibt und sie in solchen Gegenden so gehäuft auftreten. Das ist wie mit Sonnenuntergängen: Es gibt sie jeden Tag, häufig sind sie auch sehr schön, aber auf eine Postkarte gebannt sind sie Kitsch.

Eigentlich sehe ich kein Klischee, sondern ein emotinal geladenes Pulverfass, das jederzeit in die Luft gehen könnte. Irgendwann wird auch bei uns die Situation eskalieren.

Deswegen habe ich auch kein Rezept, wie man es besser machen könnte, aber vielleicht wäre es besser, auf die 2 Absätze, die mit „Unsere Väter ...“ beginnen, zu verzichten. Das Soziale würde dann zwar noch vorhanden sein, doch nicht mehr dominieren, und dann wäre diese Geschichte wirklich eine Geschichte über Evi und ihre Freundin als Kinder und Jugendliche

Die Geschichte hat aus meiner Sicht den Makel die Gesellschaftskritik mit einem Einzelschicksal zu verquicken. :shy:
Ich werde das künftig nicht mehr so schreiben.:hmm:
PPS: Habe gerade gelesen, daß die beiden Absätze deine Lieblinge sind - dann mußt du sie lassen:

Mal sehen, ob sie mir in einem halben Jahr noch gefallen. :D


Vielen Dank fürs Lesen und deine Gedanken zum Inhalt:)

LG
Goldene Dame

 

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