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Fühlst du dich einsam?

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06.03.2021
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Fühlst du dich einsam?

Die Corona Pandemie bringt bei sehr vielen Menschen die Einsamkeit hervor. Besonders schwer betroffen davon sind die, welche sonst gerne von ihren Mitmenschen umgeben sind, um sich abzulenken. Ein Tag im Lockdown, welcher genauso unspektakulär war wie der davor, letzte Woche oder gar letzten Monat und an dem man sich eigentlich ebenso einsam gefühlt hat, kann plötzlich dafür sorgen, dass ein Mensch von der Traurigkeit bezüglich des Alleinseins die Depression gezogen wird. Aus dem Nichts ist alles was gestern gemacht wurde, furchtbar und die Zeit vergeht langsamer. Du kannst das Gefühl, jenes du in dir spürst, keine Minute länger ertragen. Unglücklich sein hat sich deiner Wahrnehmung nach noch nie so qualvoll angefühlt! Die Frage ist nun, wie geht’s weiter?
Eine Umgebung ist stets wichtig. Egal ob es darum geht sich zu fokussieren, unterhalten oder zu entspannen... Die Gegend, in der man sich im Augenblick befindet, beeinflusst die eigene Stimmung. Die Gegend, in der du dich zu diesem Zeitpunkt befindest, ist die deines Vaters. Ihr beide habt kein gutes Verhältnis zueinander und sprecht daher nicht viel miteinander. Dein kleinerer Bruder spielt ständig auf der Playstation oder dem Computer, während er sich mit seinen Freunden über Discord unterhält. Dein engster Freund aus deiner Heimatstadt schreibt dir, dass er sich eben von Elisa getrennt hat und sich erstmal die restliche Woche entspannen muss, bevor er wieder anfängt für die kommende Klausurphase zu lernen. Du packst unmittelbar nachdem du die Nachricht gesehen hast deine Tasche und rufst Simon an: „Ich denke du fühlst dich gerade exakt wie ich. Ich habe höchstwahrscheinlich nächste Woche wieder Schule. Die restliche Woche mit dir in Köln zu verbringen ist genau das richtige Brudi“...
Simon ist 20 Jahre alt und studiert Jura. Er wohnt bereits alleine in einer schönen und geräumigen Wohnung im Belgischen Viertel. Sobald ich am nächsten Morgen angekommen bin, wurde nach dem Auspacken meiner Tasche und einem Glas Wasser, unser gemeinsamer Dealer kontaktiert. „Machst du mal eben die Tür auf Bro? Ich liege 2:1 vorne “. Der größte Vorteil einen langjährigen Freund als Dealer zu haben ist, dass man problemlos zusammen mit ihm bei sich Joints rauchen kann. In diesem Fall bei Simon. Ich öffne die Tür und sehe den lächelnden Alex mit zwei vorgedrehten Joints in der linken Hand. Den dritten Joint in seiner rechten Hand übergab er mir zur Begrüßung und umarmte mich daraufhin. Alex ist mit uns zusammen in den Kindergarten gegangen und wurde mit 11 Jahren von seinen Eltern auf ein Internat in Amsterdam geschickt, wo er tolle Kontakte geknüpft hat. Unter anderem auch mit Cannabis Anbietern, welche ihn seitdem er 14 Jahre alt ist, mit Gras beliefern. Jedenfalls ist Alex mit 16 Jahren wieder nach Köln gezogen und hat uns seither tolle Gras-Sorten aus den Niederlanden verschafft. Wir drei haben uns auf die Terrasse zugewandt, in die Liegen gelegt und die Joints angezündet. Es war seit Längerem mal wieder ein schönes Klima und daher war dieser Augenblick einfach großartig. Danach haben wir noch Brownies mit Hasch gebacken und den erst kürzlich veröffentlichten Film Tenet geschaut. Die orale Einnahme von Gras ist eine Dimension für sich und von dieser Dimension sind Alex, Simon und ich erneut völlig überwältigt worden... Mittlerweile war es 16 Uhr. Alex übergab uns weitere sieben Gramm, verabschiedete sich und fuhr mit dem Motorrad nach Hause. Simon entschied sich daraufhin dazu eine Freundin zu besuchen, mit welcher er im ersten Semester eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen ausgelebt hat. Ich hingegen wollte mich erstmal ohne Gesellschaft erholen. Also stellte ich mir einen 2-stündigen Timer und schlief auf dem gemütlichen Samt-Sofa ein.

Als ich wieder aufgewacht bin, packte mich die Einsamkeit erneut. Ich wollte keineswegs Simon’s Heilungsprozess seiner frischen Trennung unterbinden. Ich war ganz alleine in einer großen Wohnung und habe daher so reagiert wie es einige Menschen in meiner Situation gemacht hätten. Ich eröffne eine Konversation mit einer Person, der ich bedingungslos vertraue. Ich schalte mein Handy an, öffne den Sperr-Bildschirm, tippe auf das Logo von „WhatsApp“ und kreiere einen Chat. Ich stelle nur eine Frage: „Bist du alleine?“. Die Antwort erreicht mich ziemlich schnell und lautet: „Dumme Frage, wir befinden uns im Lockdown“. Ich frage, ob sie aktuell bei ihrem Vater wohnt. Sie antwortet mit einem einfachen „Ja“ und fragt nach wo ich mich derzeitig aufhalte. Kurz daraufhin schicke ich ihr meine Adresse und erwähne in der Sprachnotiz, dass ich alleine bin und es Simon nicht stört, wenn sie hier ist. „Alles klar, ich bin in 20 Minuten da“...
18:40 Uhr. Ich öffne die Tür und sehe die lächelnde Paulina vor mir. Ihr ansteckendes Lächeln sorgt intuitiv dafür, dass ich sie umarmen will. Wir beide sitzen auf der Terrasse und trinken Gin Tonic. „Wie geht’s Carlo?“ frage ich im versöhnlichen Ton. „Gut, er besucht gerade seine Schwester in Berlin“. Unsere Gläser sind leer, doch wir unterhalten uns weiter, reißen Witze, bis ich Paulina erzähle, weshalb ich Köln bin. „Ich fühle mich auch unerfüllt. Was wollen wir dagegen machen?“ fragt sie mich. „Glitzergrün in die Papes, um das Gedankenkarussell zu ordnen?“. Paulina nickt und dreht daraufhin einen Joint. Nach der Hälfte des Joints konnten wir beide uns darauf einigen, dass wir ein erfüllendes Abenteuer brauchen...Nur was?
„Wir sind in Köln, uns wird bestimmt was einfallen“, sagte ich zuversichtlich. Die Frage „Was willst du noch ausprobieren?“ war der richtige Ansatz, weil dadurch viele Geistesblitze entstanden sind, die unser Vorstellungsvermögen entfachten. Einer dieser Einfälle enthielt ein Erlebnis, welches den Titel „Einfach glücklich sein“ trägt. Den Titel haben Paulina und ich zusammen ausgesucht. Immerhin waren wir im Verlauf des ganzen Gesprächs high. Da uns beiden diese Idee am besten gefiel, nahm ich mein Telefon und habe einen Anruf an Simon getätigt, um mich zu vergewissern, ob er in einer guten Verfassung ist. Sobald das Telefonat beendet war, haben Paulina und ich uns zum Rewe begeben. Ich habe neben den richtigen Zutaten für das Abendessen, selbstverständlich auch noch die Haribo Cherries, Goldbären und Schlümpfe in den Einkaufswagen hineingeworfen. Wir beide brauchten wegen unserer bereits bestehenden Mampf-Attacken unverzüglich Süßigkeiten, die wir vertilgen konnten. An der Kasse erhielt ich die Nachricht vom Dealer, dass er vorm Rewe sei. Wir bezahlen alles, packen es geordnet in die von Carhartt produzierte Duffel-Tasche und gehen durch die Eingangstür. Gegenüber vom Rewe ist eine Bank, auf der Santiago saß. Dort saß ein braunhaariger 1,80 m großer und 20-jähriger Student, der eine braune Stiglmaier Brille trug, einen hellblauen gestrickten Pullover von Ralph Lauren, eine schwarze Levis Jeans und die Margiela Replica in einem gebrochenen Weiß an seinen Füßen trug. Ich bin Santiago erst zwei Mal begegnet. Die Jungs mussten einiges für die Uni-Partys besorgen und haben sich da an Santiago gewandt. Er war unfassbar nett und schien sehr kompetent zu sein. Soweit ich weiß studierte er Psychologie und verkaufte die Drogen nur um finanziell unabhängig von seinen Eltern zu sein. Er hat vorher im Rewe gearbeitet, bis er im ersten Semester realisiert hat, dass man als Kellner ein größeres soziales Netzwerk aufbauen kann. Ich finde das genial, denn Studenten gehen liebend gerne trinken und selbstverständlich auch essen. Auf Touristen oder Menschen, die nur übers Wochenende in der Stadt sind, trifft das genauso zu. Santiago begrüßt uns freundlich und überreicht Paulina eine Zigarettenschachtel, in der die Uppers drinnen sind. Ich habe ihm die 18 Euro per Paypal überwiesen und damit war der Deal abgeschlossen.

20:30 Uhr. Paulina und ich sitzen uns gegenüber, grinsen für einen Moment... legen dann beide eine Hälfte von der 100mg Ecstasy Tablette auf unsere Zungen und führen sie in den Mund ein.
Paulina trinkt ein Glas Rotwein. Gleichzeitig schneidet sie die Paprika, Tomaten und grünen Bohnen zurecht. In der Zeit werden von mir bereits die weißen Champignons zusammen mit dem Hähnchenfilet angebraten. Paulina steht mittlerweile neben mir und gibt das Gemüse dazu. Es sind 15° draußen, also setzen wir uns wieder auf den Anbau. „Ich liebe die Champignon-Pfanne“ sagt sie ganz zärtlich. Mittlerweile waren 20 Minuten vergangen seit- dem wir die Tabletten eingenommen haben. „Diese...diese Paprika ist so wundervoll.“ Paulina lachte bestimmt zwei Minuten ohne Unterbrechung vor sich hin, nachdem ich diesen Satz von mir gegeben habe. Meine Pupillen haben sich jetzt erst richtig geweitet und ich starrte den gelben Paprika Streifen, welcher auf meiner Gabel war, grinsend an. Da ich auch noch etwas langsamer als sonst sprach, war das eine sehr lustige Szene. Paulina hat sich nach dem Essen erstmal eine Zigarette genehmigt und ein weiteres Glas Rotwein getrunken. Ich habe mich währenddessen mit der Sound-Bar im Wohnzimmer verbunden. Das erste Lied, das ich abspielen lies war „I Think“ by Tyler, The Creator. Die Musik verändert direkt alles und befördert einen in eine andere Dimension. Ich ging wieder auf Paulina zu und in dieser kurzen Zeit schwirrten mir tausende Gedanken zugleich im Kopf herum. „Schmeckt der Wein?“. Paulina hat fast die ganze Flasche alleine getrunken. „Ja! Willst du auch mal probieren?“. Ich nickte mit einem breiten Lächeln und ehe ich mich versah, waren meine Lippen für eine gefühlte Ewigkeit auf Paulina’s Lippen gepresst. Jetzt merkte ich wieder durch einen meiner anderen Sinne wie geschärft und intensiv ich alles spüren konnte. „Mmmh... köstlich“. Paulina lachte und sagte: „Ja sehr angenehm“. Ich dachte für ein paar Sekunden an Carlo, aber es störte mich nicht im Geringsten. Paulina ebenso wenig. Ein Telefon auf dem Esstisch vibrierte und bewegte sich leicht hin und her. Das Banner zeigte den Namen Simon an. Ich nahm den Anruf an und tippte auf das Lautsprecher Symbol. „Was gibt’s Bro?“. „Kommt zur Enya. Wir springen in den Pool“, sagte Simon euphorisch. Paulina rief: „Auf jeden Fall!“ dazwischen. „Ok cool, ich schicke euch die Adresse. Ihr braucht mit dem Taxi 15 Minuten“. „Alles klar, dann bis gleich Brosky“ sagte ich ganz fröhlich und beendete das Gespräch. „Dann sollten wir jetzt die zweite Hälfte nehmen“ sagte Paulina ganz begeistert. Sie holte direkt die nächste pinke 100mg Tablette und wir beide nahmen die zweite Hälfte ein.
Ich schaute zur Paulina, die in ihrer Liege versunken war und den Himmel betrachtete. Nachdem ich mir eine Zigarette angezündet habe und einen großen Schluck von Paulina’s Glas genehmigt habe, versank ich in der Liege neben ihr. Mittlerweile lief auch wieder die Musik, Boys and Girls by Jaden. Wir schauten einfach nur in den Himmel und sprachen über die Welt, uns, die Menschheit und ob uns andere Lebewesen kontrollierten. Ich fragte: „Willst du jetzt mal probieren?“. Paulina drehte sich mit ihrem Kopf in meine Richtung, schaute mir verträumt in die Augen und ich küsste sie. Der Kuss schien mir so intim vorzukommen und da spürte ich ganz deutlich die Zweisamkeit. Ich schaute Paulina an, sah ihre funkelnden grünen Augen und sagte nur: „Wunderschön“. Sie nahm meine Hand und führte mich auf die Couch während sie leidenschaftlich den Songtext mitsang: „Baby kommst du mit jetzt?. Ich sag‘: „Baby kommst du mit jetzt?“. Das Gitarrenriff ließ die Zeit stehen bleiben. Wir liegen auf dem Sofa eng nebeneinander und sehen uns ein animiertes Musikvideo: Frank Ocean- Blonde

Tribute. Das hübsche braunhaarige Mädchen ist aufgestanden und hat ihre schwarze Jacke ausgezogen und trug nun nur noch ein rotes langärmliges Shirt. Das Video im Hintergrund schien plötzlich so unwichtig, denn er war einfach von ihrem roten Shirt fasziniert. Sie sitzt wieder neben ihm und spielt mit dem Kragen seines rosanen Polo Shirts. „Ich liebe diese Farbe“ sagt sie. Sie gleitet mit ihrer Hand sanft über seinen Hals bis zu seiner Wange, dieses Mal sagt sie: „Ich liebe dich“. Der Kontrast zwischen ihrer hellen und seiner dunklen Haut ist dermaßen intensiv! „Ich verliebe mich gerade an dich. Lass uns duschen gehen... Ich will deine Wärme spüren während das Wasser auf meinen Körper prasselt“, sagte er.
Ab dem Zeitpunkt, in dem wir die Dusche betreten haben, wurde daraus durch unser Einfühlungsvermögen, Musik und der Liebe, eine unvergessliche Erfahrung. Die restliche Nacht war von Empfindlichkeit, Wärme und Intimität geprägt.

 

Hallo @NicolasD. ,

Herzlich willkommen hier!
Ich mochte deine Geschichte und finde, dass sie irgendwie etwas hat. Du sprichst ein aktuelles Thema an und beschreibst einen Auszug aus dem plötzlich so veränderten Leben durch die Pandemie. Das spricht natürlich erst einmal jeden an, kann aber auch Leser abschrecken, denn nicht wenigen geht das ständige Thema Corona sehr auf die Nerven, da will man in seiner Freizeit vielleicht nicht auch noch etwas darüber lesen müssen. Das ist vermutlich der Grund, warum ich eher wenige Kurzgeschichten zu diesem Thema gesehen habe, dafür, dass es in Medien und Leben so omnipräsent ist. Deswegen fand ich es auch interessant, was Du geschrieben hast. Deinen Einstieg finde ich aber nicht sehr gelungen, da es nicht nach einer (Kurz)Geschichte klingt, sondern mehr wie ein Kommentar oder Zeitungsartikel. Meiner Meinung nach sollte eine Einleitung immer eine Figur haben, mit der der Leser möglichst schnell mitfühlen kann. Das gibt es bei dir, finde ich, zu spät. Da wird der ein oder andere Leser vielleicht schon aufhören zu lesen..

Ich bin aber froh weitergelesen zu haben, und zu sehen, dass es nicht so weiter geht. Du beschreibst sehr gut die Stimmung, in der gefühlt keine Zeit vergeht, alles irgendwie gleich, aber doch spannend ist. Das hat gut funktioniert und mochte ich, und werden die meisten 16jährigen bestimmt nachvollziehen können was du erzählst. Da deine Zielgruppe also eher jung ist, wundert es mich, dass du teilweise so gestelzte oder einfach altmodische Bezeichnungen und Formulierung verwendest, wie zum Beispiel “Gefühl, jenes du spürst“, das spricht nicht deine Zielgruppe an und würde ich ändern.

Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass Du zwischen den Zeit herumspringst, da findet man mal Präsens, mal Präteritum und mal Perfekt. Das muss einheitlich sein. Ich fände Präsens am besten.
Anderer Punkt ist, dass deine Erzählperspektive auch ändert. Erst wird der Leser direkt angesprochen mit “du“, dann lässt du es plötzlich. Für mich funktioniert das nicht.

Auch solltest du darauf achten Zeilenumbrüche zu machen, wenn zwei verschiedene Personen direkte Rede in einer Zeile haben, das darf nicht sein und erschwert nur das Lesen.

weshalb ich Köln bin
ich in Köln ;)

Habe deine Geschichte gerne gelesen, weil du ansonsten angenehm schreibst. Ich freue mich auf weitere Texte von Dir! Hoffentlich kannst du etwas mit meinem Kommentar anfangen.

Schönes Wochenende und viele Grüße!
Max

 

Moin @NicolasD.,

herzlich Willkommen im hellblauen Gewand feinster Netzliteratur. ;)
Meine sehr persönliche Bitte betrifft den "Absatz". Einfach des Lesens halber (Brille und schon alter Sack) fällt es mir mit Absätzen viel leichter. Auch die Trennung bei Personenwechsel im Dialog macht es leichter. Vielleicht kannst du noch den ein oder anderen Absatz + Leerzeile einbauen.

Dann fällt mir auf, dass aus meiner persönlichen Sicht die Geschichte erst hier beginnt:

Simon ist 20 Jahre alt und studiert Jura. Er wohnt bereits alleine in einer schönen und geräumigen Wohnung im Belgischen Viertel.
Wenn du es überarbeitest, dann achte mal auf solche Sachen ...
„Bist du alleine?“.
Der Punkt kann weg.
„Alles klar, ich bin in 20 Minuten da“...
Die Auslassungszeichen sind nicht nötig, aber ein Punkt.
Was wollen wir dagegen machen?“ fragt sie mich.
Da fehlt ein Komma, nach dem Dialogende, da du ja klein fortfährst.

Aber das sind Kleinigkeiten, die einfach mit zunehmender Routine mehr oder weniger wegfallen. Mir fielen noch Zeitenwechsel auf, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin da auch nicht wirklich der Super-Rechtschreiberling. Da gibt es andere Kaliber unter uns. Aber ...
... zur Geschichte. Ich finde, es ist eine Geschichte "im Deckmantel". Der wahre Kern ist manchmal verborgen hinter Beschreibungen, die wohl eine Situation, eine Umgebung beschreiben sollen, aber das hat dieser Kern gar nicht nötig. Zwei Menschen nähern sich an. Da führen kleine und kleinste Signale, minimalste Details zum Dialog, zu Frage, Neugier und dann zu Sinnlichkeit, zum Entzünden einer Flamme. Dieser Weg ist noch nicht wirklich "frei von Ballast". Gerade Dialoge sind in der Entwicklung von knisternden Situationen ein Schlüsselmoment, gemäß der alten Sender-Empfänger-Regel. Verstehe ich, was er sagt, wirklich sagen will. Kann ich entsprechend antworten? Andeutungen, Geheimnisse, entwaffnende Ehrlichkeit, das wären so Werkzeuge. Im realen Leben und damit auch in der Geschichte. Das Drumherum ist da nur ein unterstützendes Beiwerk. Du könntest also das Beschreibende ausdünnen und die Dialoge verdichten.

In der Tat funktioniert es auch nur über Beschreibung. Fast ohne Dialoge. Aber da müssten wir schon Steinbeck heißen, um das hinzubekommen.

Lies es dir doch mal laut vor und frag dich, ob es genau DAS ist, was du wirklich ausdrücken wolltest.

Griasle
Morphin

 

Hallo @NicolasD. ,

Herzlich willkommen hier!
Ich mochte deine Geschichte und finde, dass sie irgendwie etwas hat. Du sprichst ein aktuelles Thema an und beschreibst einen Auszug aus dem plötzlich so veränderten Leben durch die Pandemie. Das spricht natürlich erst einmal jeden an, kann aber auch Leser abschrecken, denn nicht wenigen geht das ständige Thema Corona sehr auf die Nerven, da will man in seiner Freizeit vielleicht nicht auch noch etwas darüber lesen müssen. Das ist vermutlich der Grund, warum ich eher wenige Kurzgeschichten zu diesem Thema gesehen habe, dafür, dass es in Medien und Leben so omnipräsent ist. Deswegen fand ich es auch interessant, was Du geschrieben hast. Deinen Einstieg finde ich aber nicht sehr gelungen, da es nicht nach einer (Kurz)Geschichte klingt, sondern mehr wie ein Kommentar oder Zeitungsartikel. Meiner Meinung nach sollte eine Einleitung immer eine Figur haben, mit der der Leser möglichst schnell mitfühlen kann. Das gibt es bei dir, finde ich, zu spät. Da wird der ein oder andere Leser vielleicht schon aufhören zu lesen..

Ich bin aber froh weitergelesen zu haben, und zu sehen, dass es nicht so weiter geht. Du beschreibst sehr gut die Stimmung, in der gefühlt keine Zeit vergeht, alles irgendwie gleich, aber doch spannend ist. Das hat gut funktioniert und mochte ich, und werden die meisten 16jährigen bestimmt nachvollziehen können was du erzählst. Da deine Zielgruppe also eher jung ist, wundert es mich, dass du teilweise so gestelzte oder einfach altmodische Bezeichnungen und Formulierung verwendest, wie zum Beispiel “Gefühl, jenes du spürst“, das spricht nicht deine Zielgruppe an und würde ich ändern.

Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass Du zwischen den Zeit herumspringst, da findet man mal Präsens, mal Präteritum und mal Perfekt. Das muss einheitlich sein. Ich fände Präsens am besten.
Anderer Punkt ist, dass deine Erzählperspektive auch ändert. Erst wird der Leser direkt angesprochen mit “du“, dann lässt du es plötzlich. Für mich funktioniert das nicht.

Auch solltest du darauf achten Zeilenumbrüche zu machen, wenn zwei verschiedene Personen direkte Rede in einer Zeile haben, das darf nicht sein und erschwert nur das Lesen.

weshalb ich Köln bin
ich in Köln ;)

Habe deine Geschichte gerne gelesen, weil du ansonsten angenehm schreibst. Ich freue mich auf weitere Texte von Dir! Hoffentlich kannst du etwas mit meinem Kommentar anfangen.

Schönes Wochenende und viele Grüße!


Hallo Max,


erstmal danke für deine schnelle und sehr hilfreiche Rückmeldung ! Bezüglich der Absätze und ähnliches, muss ich sagen, dass dies ein technisches Problem war. Da ich den Text hier eingefügt habe und die Absätze nicht übernommen worden sind. Ich dachte, dass der Charakter zu Beginn gut und so beschrieben wird, dass jeder für Ihn Empathie empfindet. Aus seiner Traurigkeit wird eine Depression , lebt mit der Familie, aber ist einsam...Ich habe es distanziert und emotionslos geschrieben, da der Charakter sich in diesem Augenblick so fühlt. Wie kann ich es verändern, damit es auch für andere außer mir verständlich ist ?

Die gestelzten Wörter würde ich jedoch nicht an den Sprachgebrauch der Jugend anpassen, weil ich zwar ein Jugendlicher bin, aber nicht durchgehend so spreche und daher würde es meiner Meinung nach, an Authentizität verlieren. Schön, dass einer der ersten Leser ein Kölner ist :)


Lieben Gruß

Nicolas

 

Moin @NicolasD.,

herzlich Willkommen im hellblauen Gewand feinster Netzliteratur. ;)
Meine sehr persönliche Bitte betrifft den "Absatz". Einfach des Lesens halber (Brille und schon alter Sack) fällt es mir mit Absätzen viel leichter. Auch die Trennung bei Personenwechsel im Dialog macht es leichter. Vielleicht kannst du noch den ein oder anderen Absatz + Leerzeile einbauen.

Dann fällt mir auf, dass aus meiner persönlichen Sicht die Geschichte erst hier beginnt:

Simon ist 20 Jahre alt und studiert Jura. Er wohnt bereits alleine in einer schönen und geräumigen Wohnung im Belgischen Viertel.
Wenn du es überarbeitest, dann achte mal auf solche Sachen ...
„Bist du alleine?“.
Der Punkt kann weg.
„Alles klar, ich bin in 20 Minuten da“...
Die Auslassungszeichen sind nicht nötig, aber ein Punkt.
Was wollen wir dagegen machen?“ fragt sie mich.
Da fehlt ein Komma, nach dem Dialogende, da du ja klein fortfährst.

Aber das sind Kleinigkeiten, die einfach mit zunehmender Routine mehr oder weniger wegfallen. Mir fielen noch Zeitenwechsel auf, wenn mich nicht alles täuscht. Ich bin da auch nicht wirklich der Super-Rechtschreiberling. Da gibt es andere Kaliber unter uns. Aber ...
... zur Geschichte. Ich finde, es ist eine Geschichte "im Deckmantel". Der wahre Kern ist manchmal verborgen hinter Beschreibungen, die wohl eine Situation, eine Umgebung beschreiben sollen, aber das hat dieser Kern gar nicht nötig. Zwei Menschen nähern sich an. Da führen kleine und kleinste Signale, minimalste Details zum Dialog, zu Frage, Neugier und dann zu Sinnlichkeit, zum Entzünden einer Flamme. Dieser Weg ist noch nicht wirklich "frei von Ballast". Gerade Dialoge sind in der Entwicklung von knisternden Situationen ein Schlüsselmoment, gemäß der alten Sender-Empfänger-Regel. Verstehe ich, was er sagt, wirklich sagen will. Kann ich entsprechend antworten? Andeutungen, Geheimnisse, entwaffnende Ehrlichkeit, das wären so Werkzeuge. Im realen Leben und damit auch in der Geschichte. Das Drumherum ist da nur ein unterstützendes Beiwerk. Du könntest also das Beschreibende ausdünnen und die Dialoge verdichten.

In der Tat funktioniert es auch nur über Beschreibung. Fast ohne Dialoge. Aber da müssten wir schon Steinbeck heißen, um das hinzubekommen.

Lies es dir doch mal laut vor und frag dich, ob es genau DAS ist, was du wirklich ausdrücken wolltest.

Griasle
Morphin


Danke, dass du mich auf die Rechtschreibung und Grammatik aufmerksam gemacht hast.
Die Absätze sind nach dem Einfügen des Textes verschwunden. Da hätte ich einfach nochmal nachschauen sollen, anstatt es direkt zu posten. Der Rest ist so gewollt, nur glaube ich, dass es einfach nicht deinem Genre entspricht. Die Geschichte ist real und so geschrieben, dass der Leser darüber nachdenkt wie er das Handeln des Protagonisten bewertet.

Ich bedanke mich für die hilfreiche Rückmeldung meiner Kurzgeschichte !


Nicolas

 

Hallo @NicolasD. ,

Bezüglich der Absätze und ähnliches, muss ich sagen, dass dies ein technisches Problem war. Da ich den Text hier eingefügt habe und die Absätze nicht übernommen worden sind.
Ja, das ist bei mir auch immer so, da muss man nochmal Absätze einfügen und machen. Ist natürlich blöd, aber man will dem Leser das Lesen natürlich so angenehm wie möglich machen.

Ich dachte, dass der Charakter zu Beginn gut und so beschrieben wird, dass jeder für Ihn Empathie empfindet. Aus seiner Traurigkeit wird eine Depression , lebt mit der Familie, aber ist einsam...Ich habe es distanziert und emotionslos geschrieben, da der Charakter sich in diesem Augenblick so fühlt. Wie kann ich es verändern, damit es auch für andere außer mir verständlich ist ?
Das Emotionslose und Distanzierte ist super, da setzt du gleich einen Grundton und Atmosphäre, die hier genau richtig ist, mochte ich auch sehr.
Meiner Meinung nach ist es aber so, dass Leser an Figuren interessiert sind, denn nur mit ihnen können sie mitfühlen, und das will man ja. Dein Einstieg beginnt aber ohne eine Figur, sondern einfach nur mit Gedanken, die zwar von einer Figur sein könnten, aber ebenso auch von einem Erzähler, der nicht notwendigerweise auch eine Figur ist. Deswegen funktioniert für mich dein Einstieg nicht, denn wenn jemand nur den ersten Satz oder die ersten drei Sätze liest, was natürlich blöd wäre, dann sollte der Einstieg so sein, dass er oder sie auch Weiterliest und dafür wäre die Vorstellung einer Figur schonmal nicht schlecht.
Die Gegend, in der du dich zu diesem Zeitpunkt befindest,
Da für mich die “richtige“ Geschichte erst hier beginnt, würde ich auch direkt damit beginnen. Nach dem Absatz (nach “Brudi“) würde ich dann den eigentlichen Einstieg von Dir setzen. Ist aber nur mein Vorschlag, muss nicht übernommen werden ;) Ich hoffe du verstehst aber was ich meine.
Wichtiger ist aber, dass du die Zeitformen korrigierst und eventuell die Erzählperspektive.

Schönes restliches Wochenende!

Viele Grüße!
Max

 

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