Fühlst du dich einsam?
Die Corona Pandemie bringt bei sehr vielen Menschen die Einsamkeit hervor. Besonders schwer betroffen davon sind die, welche sonst gerne von ihren Mitmenschen umgeben sind, um sich abzulenken. Ein Tag im Lockdown, welcher genauso unspektakulär war wie der davor, letzte Woche oder gar letzten Monat und an dem man sich eigentlich ebenso einsam gefühlt hat, kann plötzlich dafür sorgen, dass ein Mensch von der Traurigkeit bezüglich des Alleinseins die Depression gezogen wird. Aus dem Nichts ist alles was gestern gemacht wurde, furchtbar und die Zeit vergeht langsamer. Du kannst das Gefühl, jenes du in dir spürst, keine Minute länger ertragen. Unglücklich sein hat sich deiner Wahrnehmung nach noch nie so qualvoll angefühlt! Die Frage ist nun, wie geht’s weiter?
Eine Umgebung ist stets wichtig. Egal ob es darum geht sich zu fokussieren, unterhalten oder zu entspannen... Die Gegend, in der man sich im Augenblick befindet, beeinflusst die eigene Stimmung. Die Gegend, in der du dich zu diesem Zeitpunkt befindest, ist die deines Vaters. Ihr beide habt kein gutes Verhältnis zueinander und sprecht daher nicht viel miteinander. Dein kleinerer Bruder spielt ständig auf der Playstation oder dem Computer, während er sich mit seinen Freunden über Discord unterhält. Dein engster Freund aus deiner Heimatstadt schreibt dir, dass er sich eben von Elisa getrennt hat und sich erstmal die restliche Woche entspannen muss, bevor er wieder anfängt für die kommende Klausurphase zu lernen. Du packst unmittelbar nachdem du die Nachricht gesehen hast deine Tasche und rufst Simon an: „Ich denke du fühlst dich gerade exakt wie ich. Ich habe höchstwahrscheinlich nächste Woche wieder Schule. Die restliche Woche mit dir in Köln zu verbringen ist genau das richtige Brudi“...
Simon ist 20 Jahre alt und studiert Jura. Er wohnt bereits alleine in einer schönen und geräumigen Wohnung im Belgischen Viertel. Sobald ich am nächsten Morgen angekommen bin, wurde nach dem Auspacken meiner Tasche und einem Glas Wasser, unser gemeinsamer Dealer kontaktiert. „Machst du mal eben die Tür auf Bro? Ich liege 2:1 vorne “. Der größte Vorteil einen langjährigen Freund als Dealer zu haben ist, dass man problemlos zusammen mit ihm bei sich Joints rauchen kann. In diesem Fall bei Simon. Ich öffne die Tür und sehe den lächelnden Alex mit zwei vorgedrehten Joints in der linken Hand. Den dritten Joint in seiner rechten Hand übergab er mir zur Begrüßung und umarmte mich daraufhin. Alex ist mit uns zusammen in den Kindergarten gegangen und wurde mit 11 Jahren von seinen Eltern auf ein Internat in Amsterdam geschickt, wo er tolle Kontakte geknüpft hat. Unter anderem auch mit Cannabis Anbietern, welche ihn seitdem er 14 Jahre alt ist, mit Gras beliefern. Jedenfalls ist Alex mit 16 Jahren wieder nach Köln gezogen und hat uns seither tolle Gras-Sorten aus den Niederlanden verschafft. Wir drei haben uns auf die Terrasse zugewandt, in die Liegen gelegt und die Joints angezündet. Es war seit Längerem mal wieder ein schönes Klima und daher war dieser Augenblick einfach großartig. Danach haben wir noch Brownies mit Hasch gebacken und den erst kürzlich veröffentlichten Film Tenet geschaut. Die orale Einnahme von Gras ist eine Dimension für sich und von dieser Dimension sind Alex, Simon und ich erneut völlig überwältigt worden... Mittlerweile war es 16 Uhr. Alex übergab uns weitere sieben Gramm, verabschiedete sich und fuhr mit dem Motorrad nach Hause. Simon entschied sich daraufhin dazu eine Freundin zu besuchen, mit welcher er im ersten Semester eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen ausgelebt hat. Ich hingegen wollte mich erstmal ohne Gesellschaft erholen. Also stellte ich mir einen 2-stündigen Timer und schlief auf dem gemütlichen Samt-Sofa ein.
Als ich wieder aufgewacht bin, packte mich die Einsamkeit erneut. Ich wollte keineswegs Simon’s Heilungsprozess seiner frischen Trennung unterbinden. Ich war ganz alleine in einer großen Wohnung und habe daher so reagiert wie es einige Menschen in meiner Situation gemacht hätten. Ich eröffne eine Konversation mit einer Person, der ich bedingungslos vertraue. Ich schalte mein Handy an, öffne den Sperr-Bildschirm, tippe auf das Logo von „WhatsApp“ und kreiere einen Chat. Ich stelle nur eine Frage: „Bist du alleine?“. Die Antwort erreicht mich ziemlich schnell und lautet: „Dumme Frage, wir befinden uns im Lockdown“. Ich frage, ob sie aktuell bei ihrem Vater wohnt. Sie antwortet mit einem einfachen „Ja“ und fragt nach wo ich mich derzeitig aufhalte. Kurz daraufhin schicke ich ihr meine Adresse und erwähne in der Sprachnotiz, dass ich alleine bin und es Simon nicht stört, wenn sie hier ist. „Alles klar, ich bin in 20 Minuten da“...
18:40 Uhr. Ich öffne die Tür und sehe die lächelnde Paulina vor mir. Ihr ansteckendes Lächeln sorgt intuitiv dafür, dass ich sie umarmen will. Wir beide sitzen auf der Terrasse und trinken Gin Tonic. „Wie geht’s Carlo?“ frage ich im versöhnlichen Ton. „Gut, er besucht gerade seine Schwester in Berlin“. Unsere Gläser sind leer, doch wir unterhalten uns weiter, reißen Witze, bis ich Paulina erzähle, weshalb ich Köln bin. „Ich fühle mich auch unerfüllt. Was wollen wir dagegen machen?“ fragt sie mich. „Glitzergrün in die Papes, um das Gedankenkarussell zu ordnen?“. Paulina nickt und dreht daraufhin einen Joint. Nach der Hälfte des Joints konnten wir beide uns darauf einigen, dass wir ein erfüllendes Abenteuer brauchen...Nur was?
„Wir sind in Köln, uns wird bestimmt was einfallen“, sagte ich zuversichtlich. Die Frage „Was willst du noch ausprobieren?“ war der richtige Ansatz, weil dadurch viele Geistesblitze entstanden sind, die unser Vorstellungsvermögen entfachten. Einer dieser Einfälle enthielt ein Erlebnis, welches den Titel „Einfach glücklich sein“ trägt. Den Titel haben Paulina und ich zusammen ausgesucht. Immerhin waren wir im Verlauf des ganzen Gesprächs high. Da uns beiden diese Idee am besten gefiel, nahm ich mein Telefon und habe einen Anruf an Simon getätigt, um mich zu vergewissern, ob er in einer guten Verfassung ist. Sobald das Telefonat beendet war, haben Paulina und ich uns zum Rewe begeben. Ich habe neben den richtigen Zutaten für das Abendessen, selbstverständlich auch noch die Haribo Cherries, Goldbären und Schlümpfe in den Einkaufswagen hineingeworfen. Wir beide brauchten wegen unserer bereits bestehenden Mampf-Attacken unverzüglich Süßigkeiten, die wir vertilgen konnten. An der Kasse erhielt ich die Nachricht vom Dealer, dass er vorm Rewe sei. Wir bezahlen alles, packen es geordnet in die von Carhartt produzierte Duffel-Tasche und gehen durch die Eingangstür. Gegenüber vom Rewe ist eine Bank, auf der Santiago saß. Dort saß ein braunhaariger 1,80 m großer und 20-jähriger Student, der eine braune Stiglmaier Brille trug, einen hellblauen gestrickten Pullover von Ralph Lauren, eine schwarze Levis Jeans und die Margiela Replica in einem gebrochenen Weiß an seinen Füßen trug. Ich bin Santiago erst zwei Mal begegnet. Die Jungs mussten einiges für die Uni-Partys besorgen und haben sich da an Santiago gewandt. Er war unfassbar nett und schien sehr kompetent zu sein. Soweit ich weiß studierte er Psychologie und verkaufte die Drogen nur um finanziell unabhängig von seinen Eltern zu sein. Er hat vorher im Rewe gearbeitet, bis er im ersten Semester realisiert hat, dass man als Kellner ein größeres soziales Netzwerk aufbauen kann. Ich finde das genial, denn Studenten gehen liebend gerne trinken und selbstverständlich auch essen. Auf Touristen oder Menschen, die nur übers Wochenende in der Stadt sind, trifft das genauso zu. Santiago begrüßt uns freundlich und überreicht Paulina eine Zigarettenschachtel, in der die Uppers drinnen sind. Ich habe ihm die 18 Euro per Paypal überwiesen und damit war der Deal abgeschlossen.
20:30 Uhr. Paulina und ich sitzen uns gegenüber, grinsen für einen Moment... legen dann beide eine Hälfte von der 100mg Ecstasy Tablette auf unsere Zungen und führen sie in den Mund ein.
Paulina trinkt ein Glas Rotwein. Gleichzeitig schneidet sie die Paprika, Tomaten und grünen Bohnen zurecht. In der Zeit werden von mir bereits die weißen Champignons zusammen mit dem Hähnchenfilet angebraten. Paulina steht mittlerweile neben mir und gibt das Gemüse dazu. Es sind 15° draußen, also setzen wir uns wieder auf den Anbau. „Ich liebe die Champignon-Pfanne“ sagt sie ganz zärtlich. Mittlerweile waren 20 Minuten vergangen seit- dem wir die Tabletten eingenommen haben. „Diese...diese Paprika ist so wundervoll.“ Paulina lachte bestimmt zwei Minuten ohne Unterbrechung vor sich hin, nachdem ich diesen Satz von mir gegeben habe. Meine Pupillen haben sich jetzt erst richtig geweitet und ich starrte den gelben Paprika Streifen, welcher auf meiner Gabel war, grinsend an. Da ich auch noch etwas langsamer als sonst sprach, war das eine sehr lustige Szene. Paulina hat sich nach dem Essen erstmal eine Zigarette genehmigt und ein weiteres Glas Rotwein getrunken. Ich habe mich währenddessen mit der Sound-Bar im Wohnzimmer verbunden. Das erste Lied, das ich abspielen lies war „I Think“ by Tyler, The Creator. Die Musik verändert direkt alles und befördert einen in eine andere Dimension. Ich ging wieder auf Paulina zu und in dieser kurzen Zeit schwirrten mir tausende Gedanken zugleich im Kopf herum. „Schmeckt der Wein?“. Paulina hat fast die ganze Flasche alleine getrunken. „Ja! Willst du auch mal probieren?“. Ich nickte mit einem breiten Lächeln und ehe ich mich versah, waren meine Lippen für eine gefühlte Ewigkeit auf Paulina’s Lippen gepresst. Jetzt merkte ich wieder durch einen meiner anderen Sinne wie geschärft und intensiv ich alles spüren konnte. „Mmmh... köstlich“. Paulina lachte und sagte: „Ja sehr angenehm“. Ich dachte für ein paar Sekunden an Carlo, aber es störte mich nicht im Geringsten. Paulina ebenso wenig. Ein Telefon auf dem Esstisch vibrierte und bewegte sich leicht hin und her. Das Banner zeigte den Namen Simon an. Ich nahm den Anruf an und tippte auf das Lautsprecher Symbol. „Was gibt’s Bro?“. „Kommt zur Enya. Wir springen in den Pool“, sagte Simon euphorisch. Paulina rief: „Auf jeden Fall!“ dazwischen. „Ok cool, ich schicke euch die Adresse. Ihr braucht mit dem Taxi 15 Minuten“. „Alles klar, dann bis gleich Brosky“ sagte ich ganz fröhlich und beendete das Gespräch. „Dann sollten wir jetzt die zweite Hälfte nehmen“ sagte Paulina ganz begeistert. Sie holte direkt die nächste pinke 100mg Tablette und wir beide nahmen die zweite Hälfte ein.
Ich schaute zur Paulina, die in ihrer Liege versunken war und den Himmel betrachtete. Nachdem ich mir eine Zigarette angezündet habe und einen großen Schluck von Paulina’s Glas genehmigt habe, versank ich in der Liege neben ihr. Mittlerweile lief auch wieder die Musik, Boys and Girls by Jaden. Wir schauten einfach nur in den Himmel und sprachen über die Welt, uns, die Menschheit und ob uns andere Lebewesen kontrollierten. Ich fragte: „Willst du jetzt mal probieren?“. Paulina drehte sich mit ihrem Kopf in meine Richtung, schaute mir verträumt in die Augen und ich küsste sie. Der Kuss schien mir so intim vorzukommen und da spürte ich ganz deutlich die Zweisamkeit. Ich schaute Paulina an, sah ihre funkelnden grünen Augen und sagte nur: „Wunderschön“. Sie nahm meine Hand und führte mich auf die Couch während sie leidenschaftlich den Songtext mitsang: „Baby kommst du mit jetzt?. Ich sag‘: „Baby kommst du mit jetzt?“. Das Gitarrenriff ließ die Zeit stehen bleiben. Wir liegen auf dem Sofa eng nebeneinander und sehen uns ein animiertes Musikvideo: Frank Ocean- Blonde
Tribute. Das hübsche braunhaarige Mädchen ist aufgestanden und hat ihre schwarze Jacke ausgezogen und trug nun nur noch ein rotes langärmliges Shirt. Das Video im Hintergrund schien plötzlich so unwichtig, denn er war einfach von ihrem roten Shirt fasziniert. Sie sitzt wieder neben ihm und spielt mit dem Kragen seines rosanen Polo Shirts. „Ich liebe diese Farbe“ sagt sie. Sie gleitet mit ihrer Hand sanft über seinen Hals bis zu seiner Wange, dieses Mal sagt sie: „Ich liebe dich“. Der Kontrast zwischen ihrer hellen und seiner dunklen Haut ist dermaßen intensiv! „Ich verliebe mich gerade an dich. Lass uns duschen gehen... Ich will deine Wärme spüren während das Wasser auf meinen Körper prasselt“, sagte er.
Ab dem Zeitpunkt, in dem wir die Dusche betreten haben, wurde daraus durch unser Einfühlungsvermögen, Musik und der Liebe, eine unvergessliche Erfahrung. Die restliche Nacht war von Empfindlichkeit, Wärme und Intimität geprägt.