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Für den Mann, der den Rauch erfand

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28.12.2009
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Für den Mann, der den Rauch erfand

Meine Pfeifen reinige ich immer in einer bestimmten Reihenfolge. Die Brebbias, die Savinellis, dann die Dunhills. Ich besitze über siebzig Pfeifen. Regelmäßig rauche ich nur zwei, vielleicht drei. Sie haben sich in Jahren der Routine durchgesetzt. Ich mag sie aus unterschiedlichen Gründen. Die Form schmeichelt der Hand oder das Holz hat eine besondere Maserung. Drüben im Wohnzimmer stehen Dutzende Einmachgläser voller unterschiedlicher Tabaksorten. Ich habe jedes davon sorgfältig beschriftet. Vor einiger Zeit habe ich es dran gegeben, die Gläser leeren zu wollen. Ich rauche nur noch den Motzek Strang, eine Mischung aus Kentucky, Burley und hellen Virginias, die zu einem dunklem, daumendicken Tabakseil zusammengedreht werden. Ich schneide mit einem scharfen Buckknife dünne Scheiben davon ab, lasse sie eine halbe Stunde lang trocknen und zerteile sie danach in kleine Quadrate.

Meine Frau hatte eine sehr empfindliche Nase, deswegen habe ich schon immer in der Küche geraucht. Ich setze mich jeden Abend mit einem frisch aufgebrühten Kaffee an das Fenster und rauche eine Füllung Motzek. Das Fenster kippe ich an, damit der Rauch abziehen kann, außerdem mag ich die kühle, klare Luft. Für einen mittelgroßen Kopf brauche ich anderthalb Stunden, ich rauche langsam, atme mit der Pfeife. Währenddessen höre ich auf einem Weltempfänger einen Radiosender aus Lubbock, der Cool Jazz und akustischen Blues spielt. Lubbock liegt in Texas. Ich war noch nie in den Vereinigten Staaten, aber ich stelle mir Texas als heiße und leere Wüstenlandschaft vor, flach, braun und ausgedörrt. Ich habe immer davon geträumt mit einem alten Cadillac den Highway entlang zu fahren, Dave Brubeck tönt aus den Boxen und Lina sitzt mit einer Dose Budweiser in der Hand neben mir. Wir fahren einfach so in die Nacht hinein, bis wir nicht mehr können, dann halten wir an irgendeinem billigen Motel an, essen fettige Burger und schlafen in Kingsize-Betten ein.

Die Schicht in der Klinik gegenüber wechselt. Ein paar der Krankenschwestern stehen noch im Hof zusammen und rauchen, die Glut leuchtet im Halbdunkel. Dem Küchenfenster gegenüber liegt ein langer, grauer Balkon, auf dem manchmal ein Arzt steht und dünne Zigarillos pafft. Ich glaube, der Mann ist Kardiologe. Wir nicken uns stumm zu, wenn sich unsere Blicke kreuzen. Die Wohnung ist zu groß für mich allein, das weiß ich, aber es ist mir egal.

Es ist ein altes Haus, im Jahr 1895 gebaut. Es hat zwei Weltkriege unbeschadet überstanden. Vier Parteien und ein großer Garten. Letzten Sommer ist die Familie unter mir ausgezogen. Sie haben über zehn Jahre hier gewohnt und dann noch einmal Nachwuchs bekommen. Drei Zimmer reichten ihnen nicht mehr. Die Wohnung ging an einen jungen Mann, der die Räume allein bezog und die meiste Zeit zu Hause arbeitete. Ich habe ihn in den ersten Monaten so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Er machte kaum Geräusche im Treppenhaus oder in der Wohnung. Manchmal leerte er tagelang seinen Briefkasten nicht. Umschläge und Zeitungen wurden vom Regen durchnässt, bis ich sie aus dem Schlitz zog und zum Trocknen auf die Treppen legte.

Ich schlafe kaum noch. Ich wache meistens gegen zwei, halb drei auf, liege für eine Weile im dunklen Zimmer und stehe dann auf. Es ist eine schöne Zeit, vielleicht die schönste. Kaum Verkehr unten auf der Straße, das Krankenhaus liegt im kalten Licht still da und die Luft erholt sich langsam. Ich öffne die Küchenfenster so weit es geht und lehne mich hinaus, die Hände auf dem Sims, atme ein, atme aus. Dann setze ich frisches Kaffeewasser auf und stelle leise den Weltempfänger an. In Lubbock ist es jetzt nachmittags. Ich höre ein paar Songs und trinke in aller Ruhe eine große Tasse schwarzen Kaffee.

Ich kratzte gerade Tabakreste aus einer Dunhill Cumberland, ein Geschenk von Lina zu meinem sechzigsten Geburtstag, als ich die Geräusche vor der Wohnungstür hörte. Ein mechanisches Klicken, unterbrochen von kurzen Pausen, dann setzte es wieder ein. Ich griff nach dem Zigarrenmesser, das auf dem Tisch neben der Tabakdose lag. Vom Ende des Flurs aus konnte ich Schemen vor dem Milchglas erkennen. Immer noch waren da diese Geräusche. Ich klappte das Messer auf, machte einen Schritt auf die Tür zu und rief: “Wer ist da?”
Das mechanische Geräusch stoppte. Dann ein tiefes Brummen. Jemand klopfte gegen den Türrahmen.
“Wer ist da?”, wiederholte ich und drehte die Klinge in meiner Faust nach unten. Ein Körper sackte gegen die Wand des Hausflurs, ein schweres, dumpfes Geräusch, das Parkett vibrierte kurz. Danach ein langgezogenes Seufzen und eine Stimme, die leise Nein, Nein sagte. Ich kann nicht genau sagen, warum ich die Haustür geöffnet habe.

Er lehnte am Treppengeländer - groß, schlank, mit vollen, lockigen Haaren. Ich roch den stechend scharfen Geruch von hochprozentigem Alkohol an ihm.
“Ich glaube, Sie haben sich im Stockwerk geirrt.”
Er sah mich nicht an. Er nickte und steckte den Schlüsselbund in seine Jackentasche.
“Sie sind eins zu weit oben.”
“Ja”, sagte er und wischte sich mit der Hand über den Mund. “Ich weiß, ich … Tut mir leid.” Er richtete sich auf. “Ich wollte Sie wirklich nicht aufwecken, es ist nur … keine Ahnung, das mit den Stockwerken, ich wohne noch nicht lange hier, und na ja …”
“Sie haben mich nicht aufgeweckt, alles gut.”
Er zeigte auf das Messer in meiner Hand. “Ich mach’ schon keinen Ärger.”
“Es ist drei Uhr morgens”, sagte ich und klappte das Messer zu.
Er holte tief Luft und sagte: “Ja, na klar, klar, verstehe ich.”
“Sie sollten sich vielleicht öfter um ihre Post kümmern.”
“Ach so, Sie waren das immer. Wirklich nett von Ihnen. Ich hab’ zur Zeit einfach viel um die Ohren, und …” Er zuckte mit den Schultern. Er hatte sich bereits umgedreht und einen Schritt in den dunklen Hausflur gemacht, als ich ihn fragte, ob er nicht einen Kaffee wolle. Ich hatte seit Wochen mit niemandem ein Wort gewechselt.

Als er sich ans Ende des Tischs setzte, auf Linas Stuhl, stand ich einen Moment lang vor der Anrichte und wusste nicht weiter. Ich wollte etwas sagen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Vielleicht erinnerte er mich an sie, wie er da so betrunken und verloren am Tisch saß, ohne Hoffnung und uneins mit dem Leben. Dann fragte er auf einmal: “Gutes Mahlwerk?” und blickte an mir vorbei auf die Küchenzeile.
Ich nickte. “Aus der Schweiz.”
“Die machen auch gute Schokolade. Hab’ einen Onkel, der lebt in Zweisimmen, ist ein kleines Dorf in den Bergen. Er ist Zahnarzt und verdient ‘n Menge Kohle.” Er schüttelte den Kopf. “In der Schweiz ist es so, dass man einfach auf ein Amt gehen kann und da nachsehen, was der Nachbar verdient.”
“Ja?”
Er nickte.
“Schwarz?”
“Schuss Milch, wenn Sie haben.”
Ich reichte ihm das Milchkännchen und setzte mich wieder. Er nahm die Tasse mit beiden Händen, nippte einmal vorsichtig, setzte sie wieder ab und goss einen Schluck Milch dazu. “Schmeckt gut.”
“Danke”, sagte ich. “Ist das einzige, wofür ich noch Geld ausgebe.”
“Mein Opa hat auch Pfeife geraucht”, sagte er und strich über den Holm der Dunhill. Danach nahm er meinen Blick auf und sagte schnell: “Entschuldigung, das wollte ich nicht.”
Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann räusperte er sich, setzte sich aufrecht auf den Stuhl und sagte: “Ist schon seltsam, oder? Hier zu sitzen, morgens um was, drei Uhr? Und ich meine, wir kannten uns vorher ja nicht, obwohl wir eigentlich …” Er hob seine Hand und ließ sie langsam wieder sinken.
“Ich schlafe selten durch”, sagte ich. “Eines der schönen Dinge des Alters.”
Er lachte und trank einen Schluck Kaffee. “Mein Opa meinte immer, Pfeife rauchen sei eine Kunst.”
“Ist was dran.”
“Wohnen Sie schon lange hier?”
“Dreißig Jahre.”
“Dreißig Jahre”, wiederholte er und hob die Augenbrauen.
“Fast ein halbes Leben.”
“Wenn das hier der dritte Stock ist, dann müssten Sie Herr Ippendorf sein?”
Ich nickte.
“Hans und Katharina Ippendorf”, sagte er und lehnte sich zurück. “Steht jedenfalls unten auf dem Klingelschild, das habe ich mir gerade noch merken können.” Dann beugte er sich über den Tisch, legte seinen Zeigefinger über die Lippen und redete leise weiter. “Hoffentlich wecken wir hier ihre Frau nicht auf, sorry.”
“Nein, sie hat einen tiefen Schlaf. Keine Sorge.”
Er lächelte und nahm die Tasse vom Tisch.
“Was gab es zu feiern?”, fragte ich ihn und drehte den Holm von der Dunhill.
“Nichts zu feiern … manchmal brauch ich das einfach, Festplatte löschen, so nenne ich das. Immer wenn man nicht weiterkommt, dann … na ja.” Er pustete auf den Kaffee. “Nur ein paar Bier und ein paar Schnaps, ich vertrage nicht mehr so viel wie früher.”
“Ja, das kenne ich auch.”
Wir lachten.
“Wie lange wohnen Sie jetzt hier?”
“Ich glaube, schon seit März, ja, im März bin ich eingezogen.”
“Vier Monate … habe ich gar nicht richtig mitbekommen, ich meine, man hört und sieht Sie kaum. Die Familie, die vor Ihnen in der Wohnung gelebt hat, die hatten zwei Jungs, da war immer was los.”
“Kannten Sie die Familie gut, ich meine …”
“Haben etwas über zehn Jahre hier gelebt. Was heißt kennen? Man hat sich gegrüßt.”
“Ich hör’ Sie manchmal, wenn Sie den Jazz aufdrehen.”
“Oh”, sagte ich und rührte mit einem Löffel in meiner Tasse schwarzen Kaffee. “Und ich dachte, es ist noch Zimmerlautstärke.”
Er winkte ab. “Nein, das ist ja gut so, sehr gut sogar. Dann weiß ich, dass noch jemand da ist.”
Ich musste lachen. Dann nahm ich einen Schluck Kaffee und sah ihn mir genauer an. “Was machen Sie - ich meine, beruflich, ihr Beruf. Wenn ich fragen darf?”
“Natürlich dürfen Sie fragen”, antwortete er und schüttelte den Kopf. “Ich bin Übersetzer, ich übersetze Texte aus verschiedenen Sprachen, meistens Italienisch oder Englisch.”
“Texte, was für Texte?”
“Von uns verlange nicht die Formel, die dir die Welten erschließt, eher schon eine krumme Silbe, trocken wie ein Zweig.” Er sah mich an und lachte. “Ossi di seppia - Die Knochen des Tintenfisches. Das erste Buch eines italienischen Dichters, der eigentlich Opernsänger werden wollte, aber festgestellt hat, dass er Publikum hasst.”
“Vermutlich ist dann Dichter tatsächlich die bessere Berufswahl”, sagte ich und schob den Holm zurück in den Pfeifenkopf. “Sind es denn gute Gedichte?”
“Der Mann hat mal geschrieben, dass man einen großen Dichter daran erkennt, dass er früh gestorben ist, deswegen sei er eben nur ein kleiner Dichter.”
“Wie alt ist er geworden?”
“Vierundachtzig.”
Für einen Moment sahen wir schweigend auf die glänzende Oberfläche des Kaffees. Dann sagte er: “Ja, es sind gute Gedichte. Sie sind so gut, dass ich nachts nicht mehr schlafen kann … weil ich nach dem Wort suche, dem einen, richtigen Wort. Es ist, ich weiß auch nicht …”, er zuckte mit der Schulter und beugte seinen Oberkörper zur Seite, “man will dem Mann gerecht werden, man will dem Werk gerecht werden, und das ist nicht so einfach, wie man denkt.”
“Ich verstehe.”
“Manchmal denke ich, ich habe das Wort gefunden, dann weiß ich, ja, es stimmt, es passt, der richtige Klang, die richtige Bedeutung, alles fügt sich zusammen und ich bin mir sicher, aber eine Stunde später kommen die Zweifel. Es ist wie ein Kartenhaus, das in sich zusammenfällt, ein kleiner Luftstoß reicht schon, das reicht vollkommen, und …” Er klatschte in die Hände. “Ist schwer zu erklären. Und heute, heute hat es einfach gereicht, da musste ich raus.”
“Die Festplatte löschen.”
Er nickte. “Hier in der Kneipe um die Ecke. Musste sein.”
“Wird das gut bezahlt, ihre Arbeit, meine ich?”
“Das letzte Filet Mignon ist schon was länger her.”
“Ich war Uhrmacher”, sagte ich. “Ich habe auch nie viel verdient. Geld ist nicht alles, oder? Zumindest war ich immer der Meinung.”
“Aber ohne Geld ist alles nichts.” Er trank einen Schluck Kaffee. “Letztes Jahr habe ich von ‘nem Stipendium gelebt, die Kulturstiftung war mal großzügig. Nennt sich dann Exzellenzstipendium, weil man sich angeblich mit so anspruchsvollen Sachen beschäftigt.” Er winkte ab. “Da habe ich noch in Berlin gewohnt, ist auch nicht mehr wie früher, billige Mieten und all das, gibt’s nicht mehr. Und, na ja, Sie wissen, wie das ist, ist halt ‘ne große Stadt, man lässt sich ablenken, hier hin, da hin, und am Ende … aber muss ja irgendwie weitergehen.”
“Jetzt sind Sie in der Provinz, da gibt es keine Ablenkung.” Ich lehnte mich zurück. “Doch, diese eine Eckkneipe gibt’s.”
“Es ist so, man sitzt monatelang da, monatelang alleine, man denkt über jedes Wort nach, zerdenkt alles und fängt von vorne an, und wenn man es dann hat …” Er sah mich an und hob langsam die Augenbraue. “Wenn ich bei der Post ein Einschreiben abgebe, dann hat mich noch niemals jemand angesehen, wenn er meinen Namen gelesen hat, verstehen Sie?”
Wir tranken den Kaffee. Ein paar Krankenschwestern redeten auf dem Balkon miteinander, ihre Stimmen gedämpft und undeutlich, dann ein lautes Lachen.
“Mein Opa hat immer Tabak geraucht, der nach Vanille gerochen hat … haben Sie so was auch? Ich weiß nicht, ich habe wirklich lange gedacht, alle Pfeifenraucher rauchen denselben Tabak, ist natürlich Blödsinn, aber als Kind … ich erinner’ mich da gerne dran, er saß immer auf dem Balkon, meine Oma hatte ihm das Rauchen im Haus verboten, und na ja, dann saß er eben da und hat gelesen.”
Ich drückte die Dunhill in das Pfeifenkissen und stand auf. “Warten Sie einen Moment.”
Im Wohnzimmer machte ich das Licht am Regal an. In der hintersten Reihe entdeckte ich das Glas mit dem Roll-Cake. Der Tabak roch immer noch nach warmem Gebäck.

Ich stellte das Glas auf den Tisch. Im Radio lief ein Stück von Charlie Haden. “Lebt ihr Großvater noch?", fragte ich und nahm ein paar Coins aus dem Glas.
Er schüttelte den Kopf. “Krebs.”
“Ein guter Freund von mir ist auch an Krebs gestorben. Leber. Kein schöner Tod.”
“Mein Großvater lag die letzten Wochen im Hospiz, bis oben hin voll mit Morphium. Irgendwann ist er einfach eingeschlafen. Ich war die ganze Zeit bei ihm.”
“Dann müssen Sie ihn gemocht haben.”
“Ja”, sagte er. “Ja, ich habe ihn sehr gemocht.”
Ich stapelte die Coins übereinander, legte sie in den Pfeifenkopf und verteilte ein paar Tabakreste auf der obersten Schicht. Er beobachtete mich die ganze Zeit über, jede einzelne Bewegung. Wie ich das Feuerzeug mit dem langen Hals vom Tisch nahm, wie der Tabak sich nach dem Anzünden ausdehnte, und dann, nachdem ich die erste Glut mit dem Stopfer geglättet hatte, atmete er tief ein und schloss die Augen.
“Ja, genau”, sagte er. “Genau so, wirklich.”
Ich lehnte mich zurück, streckte die Beine aus und schob mir die Pfeife in den Mundwinkel.

Den Tabak hatte ich bei Peter Heinrichs in Köln gekauft, ich erinnerte mich genau an den Tag, es war ein Freitag. Lina liebte es, in den Secondhand-Läden am Hansaring nach Schallplatten zu stöbern. Sie mochte George Brassens und obskurere Musiker wie John Fahey. An diesem Abend überraschte sie mich mit einer neuen Ausgabe der Anthology of American Folk Music. Mein eigenes Exemplar hatte ich vor langer Zeit einem guten Freund ausgeliehen, dann war es über die Jahre in Vergessenheit geraten, wie es so oft der Fall ist. Doch an diesem Abend legte ich die erste der Scheiben auf, stopfte mir eine Pfeife, und wir saßen zusammen am Küchentisch und hörten der Musik zu, den alten Melodien, die ungeschliffen von einer anderen Welt erzählen, von einem anderen Leben, das mir immer näher, echter, größer vorkam. Und auf einmal war alles wieder da. Als stünde Lina in einer dunklen Ecke des Raumes und würde nur darauf warten, dass ich meinen Kopf hebe und wir uns endlich wieder ansehen, ein kurzer, wissender Blick.
“Ich glaube, ich gehe jetzt besser”, sagte er dann und räusperte sich. Ich nickte schweigend. Er stand auf, schob den Stuhl unter den Tisch und blieb in der Tür stehen.
“Danke”, sagte er leise. “Danke nochmal.”

Kurz nach dem Sommer, ein paar Monate später, zog er wieder aus. Ich habe ihn in dieser Zeit weder gesehen noch etwas von ihm gehört. Er lebte dort unten wie ein Geist. Im späten Frühjahr lag ein an Hans und Katharina Ippendorf adressierter Umschlag im Briefkasten. Es war ein Buch mit dem Titel Die Knochen des Tintenfisches. Auf der ersten Seite eine kurze Widmung. Ich habe alle Gedichte gelesen und ich lese sie immer wieder. Bevor ich abends meine Pfeife anzünde, lege ich das Buch auf den Tisch und beschwere die Seiten mit dem Zigarrenmesser. Dann lese ich Wort für Wort und erinnere mich an diese Nacht.

 
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Hallo @jimmysalaryman,

Meine Frau hatte eine sehr empfindliche Nase
Steht jedenfalls unten auf dem Klingelschild,
Nein, sie hat einen tiefen Schlaf.

Da ist so Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, auch handwerklich. Die Frau ist tot und es wird nicht ein einziges Mal explizit gesagt (wurde es den Kommentaren zufolge zuvor durchaus, so ist es auf jeden Fall besser). Ich habe auch über die Möglichkeit nachgedacht, sie könnte ihn ja verlassen haben, aber da schwingt etwas mit, das mir sagt, sie ist tot. Sonst würde vielleicht auch mal Groll anklingen, zumindest kurz. Spätestens dann der „tiefe Schlaf“. Wie soll ich sagen? Mindestens zweimal habe ich hier die Interpretation gelesen, er lüge. Für mich tut er das nicht.

Was nicht eindeutig ist und ich aber auch gut so finde, ist, wie lange es her ist. Er könnte ja jetzt rauchen, wo er will, tut es aber nicht. Gewohnheit sitzt zu tief. Das Klingelschild deutet auf frischen Verlust hin, ich sag mal, zu so 80 Prozent, aber es wäre möglich, dass er es nach drei Jahren immer noch nicht über sich bringt, es zu wechseln.


King Size Betten
Koppeln.

Ich glaube, der Mann ist Kardiologe.
Vielleicht die einzige Stelle, an der ich mich gefragt habe: Was ist das jetzt für eine Information? Wofür brauche ich die? Warum geht dem Prot das durch den Kopf? Was ist der Anlass? Warum kann der nicht genauso Kniespezialist sein? Wegen Herz irgendwas?

leerte er Tage lang seinen
tagelang

Ich hatte ihn bis zu dieser Nacht fast vergessen.
Dann lese ich Wort für Wort und erinnere mich an diese seltsame Nacht.
Ich hatte nie etwas Verrücktes gemacht bis zu diesem Abend. :) Das ist eine Art zu erzählen, aber ich finde, das passt vom Ton nicht zum Rest der Geschichte.

Ich griff nach dem Zigarrenmesser, dass auf dem Tisch
das

es ist nur … keine Ahnung, dass mit den Stockwerken,
das

und klappte das Messer zu, und er holte tief Luft
Für mich könnte das zweite „und“ weg und neuer Satz.

Er zuckte mit der Schulter.
Plural? Mit einer Schulter zuckt doch keiner …

Vielleicht erinnerte er mich an sie, wie er da so betrunken und verloren am Tisch saß, ohne Hoffnung und uneins mit dem Leben.
Finde ich gut, dass ein Mann an eine Frau erinnert, weil’s um etwas geht, das tiefer sitzt als Geschlecht.

Eine der schönen Dinge
Eines

noch in Berlin gewohnt, ist auch nicht mehr wie früher, billige Mieten und all das, gibt’s nicht mehr.
Hier habe ich mich kurz gefragt, wie alt der Übersetzer ist oder wann die Geschichte spielt. 2004 Verkauf der ganzen kommunalen Wohnungen (ja, zumindest in der Genauigkeit habe ich’s auch nur schnell gegoogelt), 2008 Finanz- und anschließende Wirtschaftskrise und Immobilien als Investitionsobjekt sind auf einmal der Shit. An billige Mieten denkt doch bei Berlin wohl schon eine ganze Weile keiner mehr.

er saß immer auf dem Balkon, auf einem alten Schaukelstuhl, ein richtiges Klischee
Da bin ich nicht so ein Fan von. Diese andere Stelle, über die alle sprechen, da ist das für mich völlig einleuchtend, dass es eher um den Mythos USA geht, als um das tatsächliche Land, und dass das auch mit Absicht so gemacht ist. Wenn innerhalb des Textes darauf hingewiesen wird, wenn das Wort Klischee auch benutzt wird, da habe ich immer das Gefühl, der Autor will nachweisen, dass er sich des Klischees bewusst ist, benutzt es aber trotzdem, weil er Arbeit vermeiden will. Mich haut das immer raus.

Second hand Läden
Second-Hand-Läden oder Secondhand-Läden

wie etwas, das sich tief im Inneren regt, eine große Sehnsucht, ein Versprechen, nach dessen Erfüllung wir vergeblich suchen.
Das davor top, hierüber dachte ich: Unnötig noch hinten drangepappt. Davor ist auch schön spezifisch, dagegen die vergebliche Suche nach der Erfüllung der großen Sehnsucht, das ist so … Rauch. Da bekomme ich nichts zu packen.

Saudade
Musste ich nochmal googeln, so viel dann auch zur Sehnsucht, und jo, er ist so ein intellektueller Typ, ich kann mir das schon vorstellen. Aber ich fänd’s trotzdem besser, wenn er stattdessen in seiner Widmung das Thema Rauchen aufnehmen würde. Nur so ein Gedanke.

Titel ist gut, hat aber was von „Klingt einfach cool“. Für mich jedenfalls, aktuell noch, weil ich bis dato nicht verstehe, warum er den Rauch „erfunden“ hat.

Am Anfang hatte ich befürchtet, der erzählt jetzt die komplette Geschichte, wie er sich welche Pfeife ansteckt. Trotzdem zieht einen der erste Absatz in seiner schnieken Schlichtheit rein, gerade vielleicht, wenn man sich da nicht auskennt und das Gefühl hat, was Neues lernen zu können. Dass es dann auch so eine tolle Story gibt, mit Figuren und Interaktion, gern gelesen. Echt schön.


Viele Grüße
JC

 

Spätestens dann der „tiefe Schlaf“. Wie soll ich sagen? Mindestens zweimal habe ich hier die Interpretation gelesen, er lüge. Für mich tut er das nicht.

Hallo Proof und danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar. Ich verstehe, was du meinst, technisch lügt er sicherlich, aber ob das auch intuitiv so ist, ist eine andere Sache, vielleicht auch subjektiv, je nach Lesart.
Warum geht dem Prot das durch den Kopf? Was ist der Anlass? Warum kann der nicht genauso Kniespezialist sein?
Der könnte auch Proktologe sein, stimmt. Ich dachte, Kardiologe könnte als Hint funktionieren, oder auch einfach, dass er ihn schon so oft gesehen hat auf dem Balkon, es ist ja immerhin auch nur eine Vermutung.
Hier habe ich mich kurz gefragt, wie alt der Übersetzer ist oder wann die Geschichte spielt. 2004 Verkauf der ganzen kommunalen Wohnungen (ja, zumindest in der Genauigkeit habe ich’s auch nur schnell gegoogelt), 2008 Finanz- und anschließende Wirtschaftskrise und Immobilien als Investitionsobjekt sind auf einmal der Shit. An billige Mieten denkt doch bei Berlin wohl schon eine ganze Weile keiner mehr.
Ich glaube, Berlin ist doch schon so eine Trope geworden, früher mal total in und hip, jetzt eher so Auslaufmodell weil es schon drölfzig Berlin-Romane und Serien gibt und alles etwas ausgelutscht wirkt. Keine Ahnung, so als Small-talk Anfang dachte ich, ist über Mietpreise oder Wucher reden okay und unverfänglich.

enn innerhalb des Textes darauf hingewiesen wird, wenn das Wort Klischee auch benutzt wird, da habe ich immer das Gefühl, der Autor will nachweisen, dass er sich des Klischees bewusst ist, es aber trotzdem verwendet, weil er Arbeit vermeiden will.
Hab ich noch nie so gesehen, aber ist was dran, stimmt. Ist auch so eine Meta-Ebene, die dem Text eigentlich nicht so zuträglich ist, wird getilgt.

Das davor top, hierüber dachte ich: Unnötig noch hinten drangepappt. Davor ist auch schön spezifisch, dagegen die vergebliche Suche nach der Erfüllung der großen Sehnsucht, das ist so … Rauch. Da bekomme ich nichts zu packen.
Ja, ich bin da auch am rätseln, ich denke, es ist vor allem nicht die Sprache des Prot, das wirkt schon recht autor-esque, das liest sich gut, wenn man es schnell liest, aber dann bröselt es auseinander. Kill your darlings, ne?

Musste ich nochmal googeln, so viel dann auch zur Sehnsucht, und jo, er ist so ein intellektueller Typ, ich kann mir das schon vorstellen. Aber ich fänd’s trotzdem besser, wenn er stattdessen in seiner Widmung das Thema Rauchen aufnehmen würde. Nur so ein Gedanke.
Ja, das würde auch besser zum Titel passen. Da lasse ich NICHT mit mir reden, der Titel bleibt so, egal was passiert! :D

Danke dir nochmals! Ist ein guter Kommentar, geht tief rein, hat den Text weitergebracht.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @jimmysalaryman ,

eine wirklich schöne Geschichte, von Anfang bis Ende.

Der gesamte erste Absatz - und vor allem auch der erste Satz - sind für meine Lesevorliebe der ideale Einstieg.

Meine Pfeifen reinige ich immer in einer bestimmten Reihenfolge.
Das ist nicht nur eine sehr schöne indirekte Charakterisierung, sondern verortet mich ohne Worte sofort: Mann (okay, da mag ich in Klischees denken, aber what the heck), Innenraum (vermutlich die Wohnung des Erzählers), und die Ruhe in dem Statement lässt mich daran denken, dass er allein ist - eher im Sinne von 'ungestört', aber das widerspricht dem weiteren Verlauf eigentlich nicht. Das ist schon viel, das mich in der Geschichte verankert, ohne, dass du explizit was zum Setting gesagt hast.

Mich fasziniert immer, wenn jemand in etwas total versunken ist - Arbeit / Handwerk oder eben so eine Leidenschaft / Tradition. Ich denke, Menschen geben eine Menge von sich preis, wenn sie in das versunken sind, womit sie sich gern beschäftigen. Und weil das nichts eigentlich Intimes ist, lässt es noch genug Abstand.

Und das sehe ich her auch als absolutes Plus: Gleich vom ersten Satz an weiß ich, dass mich der Erzähler nicht mit dem Gezeigten bedrängt, mir nicht den Prota oder dessen Sicht aufdrägt - ich werde nicht gezwungen, Stellung zu nehmen, sondern stehe quasi unsichtbar in einer Zimmerecke und habe alle Zeit, mir das aus einer angenehmen Ferne zu betrachten. Und eben weil mir der Prota nicht aufgedrängt wird, bin ich neugierig und er ist mir sympathisch, ohne, dass ich selbst im RL eine Verbindung zu seiner Leidenschaft hätte.

Finde ich ein sehr schönes Spiel mit Erzählzeit vs erzähler Zeit: nicht gehetzt, sehr souverän. Ich mag es lieber, wenn der Erzähler (bzw. Autor) erzählt, was er möchte, ohne dabei überhaupt an mich als Leser zu denken.

Vor einiger Zeit habe ich es dran gegeben
Das mag regional sein, ich kenne nur 'etwas dafür gegeben'. Drangeben kenne ich nur als 'zufügen' (Butter in die Suppe oder so). Keine Kritik, nur ne Bemerkung, es ist ja verständlich.
Meine Frau hatte eine sehr empfindliche Nase, deswegen habe ich schon immer in der Küche geraucht.
Da wird klar, dass sie tot ist - im Nachhinein stellt sich mir die Frage, ob sie das nicht auch schon zu dem Zeitpunkt des Gespräches mit dem Nachbarn ist. Ich las den 'meine Frau hat einen leichten Schlaf' als kleine Lüge, mag aber falsch liegen ... Ich gucke noch mal.
Für einen mittelgroßen Kopf brauche ich anderthalb Stunden
Irgendwo in den Komms las ich, dass vorgeschlagen wurde, das zu ersetzen. Ich freue mich, dass es noch da steht. Du sprichst ja weiter oben schon von Pfeifenköpfen und obwohl ich nicht rauche, bin ich nicht gestolpert. In solchen Texten braucht es auch etwas "Fachsprache", weil der Prota das sicher nicht anders sagen würde.
Lubbock liegt in Texas. Ich war noch nie in den Vereinigten Staaten, aber ich stelle mir Texas als heiße und leere Wüstenlandschaft vor, flach, braun und ausgedörrt.
Ich könnte gut ohne den fetten Teil leben. Weil ich nicht höre, wie der Prot sich grad das selbst erklärt. Alles andere nehme als Gedankengang gerne mit.
Wir fahren einfach so in die Nacht hinein, bis wir nicht mehr können,
Ist nicht falsch, weil Leute ja wirklich bis zur Erschöpfung durchfahren. Irgendwie verbinde ich 'nicht mehr können' aber eher mit Rennen. Wie wäre ein Satz mit 'übermüdet / erschöpft' o.ä.?

Das

Ein paar der Krankenschwestern stehen noch im Hof zusammen und rauchen, die Glut leuchtet im Halbdunkel.
und das
auf dem manchmal ein Arzt steht und dünne Zigarillos pafft.
ist schon großes Kino, weil die gesamte Beobachtung des Erzählers am Rauchen entlangläuft. Das zeigt nicht nur toll die Figur, sondern bringt durch das stets mitlaufende Motiv auch eine angenehme Ruhe in den Text.
Die Wohnung ist zu groß für mich alleine, das weiß ich, aber es ist mir egal.
allein
Das Wort gibt es laut Duden nicht mit -e. Da viele - mich eingeschlossen - es mit einem -e sprechen, kannst du das in wörtlicher Rede verwenden. Aber nicht im Erzählteil.
und dann noch einmal unverhofft Nachwuchs bekommen.
Keine Kritik, nur Beobachtung: Ich habe bei dem Erzähler nicht den Eindruck, er sei so stark an Familienleben interessiert, als dass ihn 'erwartet' vs 'unverhofft' jucken oder überhaupt auffallen würde. Mit 'noch einmal' sagst du das eigentlich schon. ImA entbehrlich.
Räume alleine bezog
s. o.
meiste Zeit von zu Hause arbeitete
... zu Hause arbeitete (nur im Englischen als work from home, nicht at home).
Umschläge und Zeitungen wurden vom Regen durchnässt, bis ich sie aus dem Schlitz zog und auf die Treppen ins Trockene legte.
Wie gefiele dir: ... zum Trocknen auf die Treppen legte. ?
Ich wache meistens gegen zwei, halb drei auf, liege für eine Weile im dunklen Zimmer und stehe dann auf.
Mir gefällt es, dass ich Zeit im Text verbringen kann, wobei mir der Erzähler einfach nur kleine Statements gibt, kleine Selbstanalysen. Weil mir das auch den Eindruck vermittelt, er würde sich gut kennen, kritisch betrachten - aber mit einem Selbstverzeihen, nicht in Selbstanklage oder einem Hadern. Dabei läuft ja im Hintergrund die ganze Zeit das Thema Schmerz und Trauer mit, und nichts geht schneller, als da mit Reue / Schuld zurückzublicken. Der Erzähler kann es mit sich aushalten (möglicherweise zu einem Preis: dass er bereits gebrochen ist) - sowas finde ich sehr spannend, sehr sympathisch.
und die Luft erholt sich langsam.
Klasse beobachtet. Mir gefällt auch, wie er sich selbst gar nicht in den Fokus stellt.
Ich höre ein paar Songs, trinke in aller Ruhe eine große Tasse schwarzen Kaffee, doch dann muss ich etwas tun, mich beschäftigen und ablenken.
Ich könnte gut ohne den fetten Teil leben. Irgendwie hab ich das bereits impliziert, und es bürstet mich etwas gegen den Strich, dass der Erzähler quasi meint, ich könnte das nicht kapiert haben.
Ich kratzte gerade Tabakreste aus einer Dunhill Cumberland, ein Geschenk von Lina zu meinem sechzigsten Geburtstag,
Als ich den Text das erste Mal einfach so inhaliert hatte, war mir gar nicht aufgefallen, dass du einen Rückblick hast. Da las ich alles als eine Nacht / Morgen. Mein Flow protestierte dann beim erneuten Lesen, dass ich aus einer Situation gerissen werde, die mir grad so gut gefiel, auch wenn mir die weiteren Szenen gefallen. Ganz am Ende ist die ruhige Szene aber die Klammer und das finde ich letztlich perfekt.
“Wer ist da?”, wiederholte ich und drehte die Klinge in meiner Faust nach unten.
Vom Spannungsbogen hast du hier den Höhepunkt (bezogen auf die action - die äußere, nicht die innere Handlung), da hab ich einen Schwenk in Richtung Auseinandersetzung / Gewalt erwartet. Weil das Messer schon bissl die erwähnte Pistole ist, die dann nicht abgefeuert wird.
Ich sehe das allerdings als Stärke dieser Geschichte: die Spannung löst sich, ohne in zu starke Harmonie zu kippen. Die Gesprächspartner nähern sich an - oder vielleicht mehr ihre jeweiligen Gedanken stimmen für die kurze Zeit überein, erst ganz am Ende wird bestätigt, dass eine Verbindung entstand. Das finde ich wirklich stark aufgezogen.

Kleine Bemerkung am Rande: Der Nachbar kam mir erst ganz schön verwirrt vor, dass er sich dann fängt und ein Gespräch führen kann, hat mich erstaunt. (Keine Kritik, ich frage mich nur, ob das bewusst so angelegt war oder sich einfach in deinem 'Ohr' so entwickelte.)

Ich kann nicht genau sagen, warum ich die Haustür geöffnet habe. Ich verließ mich auf mein Bauchgefühl.
Sehr, sehr schöner Satz am Anfang, der imA durch das Fette verwässert wird. Das Thema 'Bauchgefühl' lässt mich schnell an eine 'Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus'-Sicht denken, die ich nicht so arg intessant finde. Zudem: Er sagt bereits, dass er nicht genau weiß warum, da kann man ja eh nur von einem spontanen Gefühl ausgehen.
Treppengeländer - groß
Der Strich müsste länger (irgendwas -geviertel statt einem Minus). Das macht word automatisch, aber hier im Textfeld müsste es reingecopypasted werden.
“Ja”, sagte er und wischte sich mit der Hand über den Mund. “Ich weiß, ich … Tut mir leid.” Er richtete sich auf. “Ich wollte Sie wirklich nicht aufwecken, es ist nur … keine Ahnung, dass mit den Stockwerken, ich wohne noch nicht lange hier, und na ja …”
“Sie haben mich nicht aufgeweckt, alles gut.”
Er zeigte auf das Messer in meiner Hand. “Ich mach’ schon keinen Ärger.”
“Es ist drei Uhr morgens”, sagte ich und klappte das Messer zu
Großes Kino: Erst die Aussicht auf einen Konflikt, weil da jemand Verwirrtes Entschuldigungen vorbringt, die auch Ausreden sein könnten. Dann der Moment, in dem man nicht weiß, in welche Situation das kippt und dann löst du es auf, so in einem ganz kurzen Satz wörtlicher Rede plus Schlusspunkt (Messer zuklappen). Das kann man geradezu hören, wie es zuschnappt und bestimmt, wohin die Richtung geht. Wirklich toll gemacht auf so kurzer Strecke.
Als er sich ans Ende des Tischs setzte, auf Linas Stuhl, stand ich einen Moment lang vor der Anrichte und wusste nicht weiter.
Ich mag ja sehr, wenn Erzähler ein Statement abgeben: das Ergebnis einer kurzen Selbstanalyse, eine Einsicht, ein Sich-Eingestehen. Anstatt dess man als Leser (in einer Übergewichtung von show vs tell) durch das ganze Kleinteilige geschleift wird. Letztlich mag so ein Statement tell sein, aber es ist dennoch eine sehr starke indirekte Charakterisierung.
Sowas war der Grund, aus dem ich woanders sagte: Du hast hier eine andere Erzählhaltung als in vielen anderen Geschichten.
Die machen auch gute Schokolade.
Ist imA entbehrlich, weil das so oft gesagt wird.
“Steht jedenfalls unten auf dem Klingelschild
Darauf könnte ich auch verzichten, weil es doch stark den Blick drauf richtet, dass die Frau da vermutlich nicht mehr wohnt. Ich finde, das brauchst du nicht.
Ich hör’ Sie
Ich bin auch bissl unsicher, was diese Auslassungsapostrophe angeht, weil ich die Regeln nicht so logisch finde. Hab aber gelesen, dass man se weglassen soll, wenn das Wort ohne schnell erkennbar ist. Das wäre es hier auf jeden Fall.
“Oh”, sagte ich und rührte mit einem Löffel in meiner Tasse schwarzen Kaffee. “Und ich dachte, es ist noch Zimmerlautstärke.”
Da ist kein Zucker drin, oder? Das finde ich so genial. Eine meiner Lieblingsgstellen.
Es ist so, man sitzt monatelang da, monatelang alleine
Hier ist das -e korrekt, weil er das so ausgesprochen haben kann.
ich erinner’ mich da gerne dran, er saß immer auf dem Balkon, auf einem alten Schaukelstuhl, ein richtiges Klischee
Würde ich kicken. Das hat einen unpassenden Beinahe-Zynismus. Schöner, wenn er sich bei der Erinnerung nicht selbst zensieren würde.
Klischee - meine
Nochmal ein Minus, wo dies – nötig wäre.
“Ein guter Freund von mir ist auch an Krebs gestorben. Leber. Kein schöner Tod.”
Das ist die Trauervariante von asking for a friend, nehme ich an.
Ich stapelte die Coins übereinander, legte sie in den Pfeifenkopf und verteilte ein paar Tabakreste auf der obersten Schicht. Er beobachtete mich die ganze Zeit über, jede einzelne Bewegung.
Das ist eine tolle Spiegelung des Intros, wo ja der Leser auf die genau gleiche Weise dem Erzähler zuschaut. Nur hier eben einmal gebrochen, durch die Augen einer Figur.
dann war es über die Jahre in Vergessenheit geraten, wie es so oft der Fall ist.
wie so oft. Könntest du auch sagen, ist aber eine Frage, wie man das im Ohr hat.
Es war das Buch mit dem Titel Die Knochen des Tintenfisches.
ein, weil du es vorher nicht erwähnt hast (auch, wenn das Buch letztlich ein bestimmtes, kein unbestimmtes ist).

Drei mal sehr gern gelesen und wirklich die Tage jetzt ganz intensiv in Erinnerung behalten - das Intro sogar noch viel mehr als die Dialogpassagen.
Ich finde in diesem Text gut, dass du hier quasi mit dem Schmerz nicht so stark reinhaust - ich hab schon Geschichten von dir in Rollenprosa gelesen, in denen ich zu sehr in den Kopf des Erzählers gezwungen wurde, und sehr auch in den Schmerz und die Wut, ohne Konsequenzen, nur das Erlebte. Das ist nicht so meine Lesevorliebe. Klasse, dass du viele Partituren spielst - und ich finde diesen vordergründig ruhigen Text sogar wesentlich intensiver, als das Auserzählen eines ganz akuten, 'heißen' Konfliktes. Hätte ich sicher auch empfohlen, wenn Lakita nicht schneller gewesen wäre.

Herzliche Grüße,
Katla

 

Der gesamte erste Absatz - und vor allem auch der erste Satz - sind für meine Lesevorliebe der ideale Einstieg.

Moin @Katla und danke für deine Zeit und deinen Kommentar.

Ich weiß, du magst eher einen etwas "telligeren" Erzählton, den ich in der letzten Zeit auch etwas für mich entdeckt habe, ich kann gar nicht sagen, warum. Ich schreibe ziemlich filmisch, denke ich, also ich denke in meinen Texten so, und habe mir natürlich auch ohne Ende David Mamet reingezogen, wegen den Dialogen, aber man sollte ab und zu mal Abstand nehmen von seinem eigenen, bisherigen Schaffen und dann nach einem neuen Ansatz gucken, das schärft die Sinne, es hebt auch den eigenen Anspruch finde ich, sonst wiederholt man alles immer wieder und irgendwann haben sich die Spielarten erschöpft, dann klingt alles fade.

Mich fasziniert immer, wenn jemand in etwas total versunken ist - Arbeit / Handwerk oder eben so eine Leidenschaft / Tradition. Ich denke, Menschen geben eine Menge von sich preis, wenn sie in das versunken sind, womit sie sich gern beschäftigen. Und weil das nichts eigentlich Intimes ist, lässt es noch genug Abstand.

Bin ich total bei dir. So etwas, Handwerken, kleine ritualisierte Dinge, das sind eigene Welten, in die man den anderen, bzw einen "Fremden", oft nur sehr selten einlädt, es sind also Seiten an einem, die man nicht sieht oder eben nur sehr selten. Deswegen mag ich auch extentrische Charaktere in Stories, sie dürfen eben nur nicht aufgesetzt sein, und das ist oft der Fall, das ich merke, mir möchte der Autor seinen Charakter als besonders verrückt verkaufen, so offensichtlich, und dies ist mir zu aufdringlich.
Finde ich ein sehr schönes Spiel mit Erzählzeit vs erzähler Zeit: nicht gehetzt, sehr souverän. Ich mag es lieber, wenn der Erzähler (bzw. Autor) erzählt, was er möchte, ohne dabei überhaupt an mich als Leser zu denken.

Finde ich auch, aber ist auch ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite finde ich, ein Text sollte dann nach der vielen Arbeit auch gelesen werden, auf der anderen Seite sehe ich es wie du, schreiben sollte man ohne den intendierten Leser im Kopf, weil man ansonsten immer niederschwelliger wird, sich immer an anderen und nicht den eigenen Ansprüchen ausrichtet.

Dabei läuft ja im Hintergrund die ganze Zeit das Thema Schmerz und Trauer mit, und nichts geht schneller, als da mit Reue / Schuld zurückzublicken. Der Erzähler kann es mit sich aushalten (möglicherweise zu einem Preis: dass er bereits gebrochen ist) - sowas finde ich sehr spannend, sehr sympathisch.
Ja, finde ich selbst in Texten gut, wenn der größte Teil einer Erzählung eigentlich Subtext ist, und ich nur eine vage Ahnung bekomme. Chekhov war ein Meister darin. Dinge einfach nicht erwähnen, sondern sie in den Hintergrund schieben und lauern lassen.

Ganz am Ende ist die ruhige Szene aber die Klammer und das finde ich letztlich perfekt.
Ich habe damit auch gehadert, aber ich dachte, ich schiebe das ganz hinterlistig ein, weil er eben solche Nächte immer noch hat, er befindet sich in einer solchen und erzählt über eine andere, wie so ein erzählerischer Loop.
Weil das Messer schon bissl die erwähnte Pistole ist, die dann nicht abgefeuert wird.
Ich sehe das allerdings als Stärke dieser Geschichte: die Spannung löst sich, ohne in zu starke Harmonie zu kippen. Die Gesprächspartner nähern sich an - oder vielleicht mehr ihre jeweiligen Gedanken stimmen für die kurze Zeit überein, erst ganz am Ende wird bestätigt, dass eine Verbindung entstand. Das finde ich wirklich stark aufgezogen.
Absolut. Das Messer wird nicht mehr erwähnt, vielleicht drehe ich es noch so, dass er das Buch ganz am Ende mit eben diesem Messer öffnet oder so, dann hätten wir das Messer jedenfalls noch sinngemäß eingesetzt. Aber ich weiß, was du meinst, ich wollte den Text nicht eskalieren lassen, sondern nur andeuten, dass der Mann sich gewehrt hätte; bzw dass er sich zu wehren gewusst hätte. Ist immer die Frage, wie realistisch das ist, weil man das für sich wahrscheinlich erst beantworten kann, wenn man selbst in einer solchen Situation gewesen ist, vorher ist das alles Theorie. Mir kam es für diesen Charakter aber irgendwie passend und auch echt vor.

Kleine Bemerkung am Rande: Der Nachbar kam mir erst ganz schön verwirrt vor, dass er sich dann fängt und ein Gespräch führen kann, hat mich erstaunt. (Keine Kritik, ich frage mich nur, ob das bewusst so angelegt war oder sich einfach in deinem 'Ohr' so entwickelte.)
Ist etws gefährlich, die Konstellation, weil hier droht, alles auseinanderzubröseln. Man kann das schon kaufen, weil man auch nicht weiß, ist er wirklich so betrunken?, oder tut er nur so, weil er eigentlich mit jemandem reden möchte; so würde es in meiner Lesart aussehen, aber vielleicht muss man das nur anders gewichten, gar nicht so sehr den Fokus auf das Betrunkensein legen, dann wirkt eventuell diese Differenz nicht ganz so hart und krass.
Anstatt dess man als Leser (in einer Übergewichtung von show vs tell) durch das ganze Kleinteilige geschleift wird.

Ich arbeite gerne mit show, weil sich einige Narrativen einfach so besser erzählen lassen. Man kann mit Überraschungsmomenten arbeiten und ich denke, auch die Sensorik lässt sich so besser bedienen; das sind natürlich alles subjektive Ansichten und ich würde mich davor hüten, dass kategorisch zu sehen, da es eben einfach Gründe hat, bestimmte Ästethiken für bestimmte Texte zu etablieren.
Da ist kein Zucker drin, oder? Das finde ich so genial. Eine meiner Lieblingsgstellen.
Ja, toll, wenn du das so liest. Da ist in der Tat kein Zucker drin, er rührt einfach in seinem schwarzen Kaffee, auch eine kleine Geste mit großer Suggestion, denke ich.
Das ist eine tolle Spiegelung des Intros, wo ja der Leser auf die genau gleiche Weise dem Erzähler zuschaut. Nur hier eben einmal gebrochen, durch die Augen einer Figur.
Genau, es ist ein bleibendes Ritual, im Grunde hat sich für den Prot nichts verändert, er erinnert sich einfach an diese eine Nacht, die ein wenig aus dem Takt geraten ist.
Ich finde in diesem Text gut, dass du hier quasi mit dem Schmerz nicht so stark reinhaust - ich hab schon Geschichten von dir in Rollenprosa gelesen, in denen ich zu sehr in den Kopf des Erzählers gezwungen wurde, und sehr auch in den Schmerz und die Wut, ohne Konsequenzen, nur das Erlebte.
Ja, das sind andere Texte, die können auch schnell intensiv aufdringlich wirken. Das hat natürlich auch mehr oder weniger erzähltaktische Gründe, die dann manchmal aufgehen, weil sie den Leser ranholen, oder eben nicht, wenn der Leser keinen Zugang bekommt, das ist halt auch abhängig von Leseerwartungen und Vorlieben. Ich bastel da schon an anderen Sachen, die ähnlich gelagert sind wie dieser Text hier, ruhiger und fließender, mit einer anderen Erzählhaltung.

Toller Kommentar, muss ich sagen, sehr tiefgehend und konstruktiv, die Grammatiksachen ändere ich alsbald mit der nächsten Version. Vielen Dank!

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmy,

es freut mich, wenn du etwas damit anfangen konntest.

Das Messer wird nicht mehr erwähnt, vielleicht drehe ich es noch so, dass er das Buch ganz am Ende mit eben diesem Messer öffnet oder so, dann hätten wir das Messer jedenfalls noch sinngemäß eingesetzt.
Das wäre eine Idee, ich finde es aber durchaus gut so, genau wie es jetzt ist. Es besteht ja auch immer die Möglichkeit, eine Geschichte zu eng 'zu verschnüren', eine tatsächlich zu saubere Konzeption zu haben, was dann auf Kosten der Lebendigkeit gehen kann.
Ich arbeite gerne mit show, weil sich einige Narrativen einfach so besser erzählen lassen. Man kann mit Überraschungsmomenten arbeiten und ich denke, auch die Sensorik lässt sich so besser bedienen; das sind natürlich alles subjektive Ansichten und ich würde mich davor hüten, dass kategorisch zu sehen, da es eben einfach Gründe hat, bestimmte Ästethiken für bestimmte Texte zu etablieren.
Ja, und letztlich geht meine Kritik sonst auch gar nicht gegen Show allgemein, sondern gegen diese Stummfilmgestikulierei /-mimik, die in manchen Texten beschrieben werden, um ja kein Gefühl zu tellen.
Diese Geschichte ist ja ein best practice Beispiel für gutes, absolut sinnvolles Show (vielleicht eben etwas mehr aus einer ruhigen Halbdistanz, obwohl hier 'Distanz' ebenfalls nicht ungebrochen zutrifft, da man den Figuren ja sehr nah kommt): Das ganze Intro, das nasse-Post-auf-die-Treppe-Legen, das Rühren im schwarzen Kaffee sind ja alles wunderbare, starke Show-Momente. Auch der Dialog, der Ausgesprochenes und Unausgesprochenes verhandelt.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Jimmy,
Du hast ja die traurigste Geschichte von der Welt geschrieben. Das sollten Depressive besser nicht lesen. Langsam überlege ich schon, ob besetzte Häuser und Wohnprojekte nicht doch die Lösung sind. Diese Einsamkeit, die Du beschreibst, ist ja zum Heulen, so nach dem Motto: "Jeder ist allein auf dem Highway". Es ist schon irgendwie ein Drama, dass die beiden Männer sich kennenlernen und sich aus ihrer Bekanntschaft nichts ergibt. Leider beschreibst Du die Realität in unserem Land. Mir fehlt da irgendwie ein positiver Funken am Schluss Deiner Story, der Hoffnung verströmt.
Gruß Frieda

 

Ja, und letztlich geht meine Kritik sonst auch gar nicht gegen Show allgemein, sondern gegen diese Stummfilmgestikulierei /-mimik, die in manchen Texten beschrieben werden, um ja kein Gefühl zu tellen.

Moin @Katla,

ich weiß, was du meinst. Ich denke, es liegt auch daran, dass wir angelernt wurden, sehr filmisch zu denken insgesamt. Also wir denken in schnellen Sequenzen, und vieles, was im Film Regelwerk ist - man kann keine Gefühle zeigen in der Bildsprache - das sind Mantras, die schlussendlich auch in die Literatur eingesickert sind. Das ist, wie gesagt, für mich einfach ein Tool, um Texte zu gestalten. Ich habe mich teilweise sehr genau an dieses Regelwerk gehalten, weil ich eine gewisse filmische Qualität haben wollte, aber als ich dann ältere Literatur wiedergelesen habe, Puschkin, Checkhov etc, da habe ich gesehen, dass man auch knapp und klar schreiben kann, ohne auf einen tieferes tell verzichten zu müssen. Vor allem ist es ja auch wichtig, wie du schreibst, dass vor allem involvierte Erzähler in der Lage sind zu analysieren, Fazit zu ziehen über das Geschehen und ihr eigenes Handeln. Dadurch bekommt die Erzählung auch etwas Bleibendes, der Erzähler wird zu einer immanenten Instanz, das ist eben auch eine Art Handwerkszeug, um einen gewisse Aura zu erzeugen. Gute Gedanken so weit dazu, ich finde, man sollte sich von zu Zeit zu Zeit immer wieder diese Fragen stellen, weil man sich sonst zu sehr ausruht auf einem Niveau, wie ich finde.

Du hast ja die traurigste Geschichte von der Welt geschrieben.

Vielen Dank @Frieda Kreuz

tja, wenn ich dafür mal Geld bekommen würde, ne? Aber so ist es ja auch schön.

Es ist schon irgendwie ein Drama, dass die beiden Männer sich kennenlernen und sich aus ihrer Bekanntschaft nichts ergibt.
Das ist so der Kern der Geschichte. Ob das eine Drama ist? Ich denke, es ist, wie es ist.

Leider beschreibst Du die Realität in unserem Land. Mir fehlt da irgendwie ein positiver Funken am Schluss Deiner Story, der Hoffnung verströmt.
Wieso leider? Ich beschreibe nichts, ich habe eine Geschichte geschrieben, in der die Dinge so sind, wie sie sind. Das ist weder gut noch schlecht. Ich denke, sie ist vielleicht realistisch. Happy Ends gibt es bei mir nicht. Außer mich bezahlt jemand fürstlich dafür!

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy,

schreiben und auch lesen ist Kunst ... die Stimmung wird sichtbar, die Charaktere lebendig und die Zeit dehnt sich wie ein dickes Buch. Da ist es egal, ob ein Satz zu kurz oder zu lang gerät ... ich lasse mich auf diese Stimmung, diese kurze Spanne der Begegnung ein und Deine Worte entfesseln in meiner Phantasie eine vollkommene Realität. That´s it! Tat´s art! Vielen Dank für den Genuss.
Grüße - Detlev

 

Hallo @jimmysalaryman ,

ich finde deinen Stil atmosphärisch, gemütlich und gefällig, aber die Handlung deiner Geschichte kann man m.E. - verzeih mir die sich aufdrängende Metapher - in der Pfeife rauchen.

Denn ich bin nicht bis zu ihrem Ende vorgedrungen. Einfach weil du mich vorher zu Tode gelangweilt hast. Was passiert denn in deiner Geschichte?

Ein Cooljazz-Pfeifentabakexperte bekommt einen nächtlichen Zufallsbesucher und beide tauschen sich über diverse Meinungen und Memoiren aus.

Das ist keine viel versprechende Storyline wenn du mich fragst.

Da geht noch viel viel mehr, wenn du deinen Stil weiterhin so schön pflegst, aber auch mal an den Leser denkst, an Konflikt / Spannungsaufbau, Dramaturgie im Allgemeinen.

Beste Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

- in der Pfeife rauchen.

Pfeife ist schon mal immer gut! Für nach dem Frühstück empfehle ich den Old Gowrie von Rattrays, nicht zu stark und sehr bekömmlich.

Denn ich bin nicht bis zu ihrem Ende vorgedrungen.

Na, du bist mir einer, hahaha. Wie soll ich denn deinen Kommentar auch nur ein wenig ernst nehmen können, wenn du den zugrundeliegenden Text nicht einmal zuende gelesen hast?
Was passiert denn in deiner Geschichte?
Ich sage es mal mit deinen eigenen Worten: Jeder wie er kann. Falls deine Lesekompetenz noch nicht geschult genug ist, um komplexere Texte in ihren Variablen erfassen zu können, sei es das Oszillieren (wie ich es nenne!) zwischen den Zeilen oder, um es profaner auszudrücken, die eigentliche "Seele" einer Erzählung, dann macht das ja erstmal nichts. Der Mensch bleibt bis in hohe Alter lernfähig! Ich empfehle dir für den Anfang Puschkin oder Chekhov, gerade da vielleicht den Text "Die Austern", er ist auch recht kurz und fordert die Aufmerksamkeitsspanne nicht zu sehr.

Da geht noch viel viel mehr, wenn du deinen Stil weiterhin so schön pflegst, aber auch mal an den Leser denkst, an Konflikt / Spannungsaufbau, Dramaturgie im Allgemeinen.
Danke für deinen großväterlichen Rat. Wenn du dich intensiv genug mit Literatur, Erzähltheorie und Erzählhaltungen auseinandersetzt, verlieren diese Begriffe immer mehr an Bedeutung und werden zu leeren Worthülsen. Konflikt, Spannung, Plot, Drama, all das klingt in meinen Ohren schon lange wie die Werbung für dieses Schokoei, "Spiel, Spass, Spannung", und seien wir ehrlich, das sind doch Slogans, die viel eher Kinder zum Jauchzen bringen sollten. Und an einen intendierten Leser denke ich aber wirklich niemals, denn das würde mich ja korrumpieren, wenn ich wie ein braver Hund nach den Häppchen des anerkennenden Publikums schnappen wollen würde. So kann keine gute Literatur entstehen.

Besten Gruß an die Renterenklave Mallorca!

 

Hallo @jimmysalaryman ,

Tschechov lese ich sehr gerne, da muss ich auch keine Zeilen überfliegen, weil er mich bei der Stange hält, weil er eben an den Rezipienten und seine Bedürfnisse denkt...

wenn du glaubst, mit diesem Text, gute Literatur abgeliefert zu haben, dann beneide ich dich fast schon um deine verzerrte Wahrnehmung. Ich habe das Gespräch mit dem nächtlichen Suffi jetzt noch eimal überflogen, um mir auch sicher sein, dass ich da nichts übersehen habe...aber nein, es ist wirklich nur belanglos, denn es sind nur Meinungen/Erinnerungen, die nichts zur Handlung beitragen...

Rentnerenklave Mallorca? Mit Kritik kannst du wohl nicht so gut umgehen...

N.

 

wenn du glaubst, mit diesem Text, gute Literatur abgeliefert zu haben, dann beneide ich dich fast schon um deine verzerrte Wahrnehmung.
Ach, ich glaube gar nichts. Aber vielleicht solltest du wirklich mal beginnen, tatsächlich zu lesen, was da steht. Da steht nicht: Ich habe gute Literatur verfasst. Da steht: So kann keine gute Literatur entstehen. Ich habe also lediglich die Bedingungen aufgezeigt, die ich persönlich dafür unablässig finde und nicht über die Qualität des Ergebnisses spekuliert. SO anmaßend bin selbst ich nicht! Was ich schon glaube ist allerdings, dass das mit dem Neid und der verzerrten Wahrnehmung eine Projektion deinerseits ist. Kann man was dran machen. Vielleicht weniger kiffen?
Ich habe das Gespräch mit dem nächtlichen Suffi jetzt noch eimal überflogen,
Normalerweise wiederhole ich mich ungerne, aber da ich dich drollig finde, mache ich mal eine Ausnahme. Wer Texte überfliegt, wird niemals in der Lage sein, die sensiblen Zwischenebenen wahrzunehmen, die ihm inneliegen, die in ihm Kern ausmachen. Die Belanglosigkeiten, wie du sie nennst, sind nicht Teil einer (deiner Meinung nach kaum vorhandenen) Handlung, sie sind die Handlung. Wenn du nicht erkennen kannst oder magst, worum es in diesem Text eigentlich geht, wenn du ihn nicht durchdringen kannst, dann macht das ja auch gar nichts, denn fast alle anderen Leser haben ihn auf eine andere Art und Weise rezipiert, haben das Zwischenmenschliche, die verhandelte Trauer, die leisen, subtilen Töne verstanden, das ist immerhin eine Tendenz. Und wenn du eben eher derjenige bist, der nach Drama und Spannung und Konflikt als Indikator für deiner Meinung nach guter Literatur suchst und wie ein kleines Kind unterhalten werden möchtest, ist das ja gar nicht schlimm, ich will das ja auch ab und zu, nur bist du bei diesem Text dann halt ganz falsch. Ich kann mit so einem Dissens gut leben. Einfach unterschiedliche Erwartungen.

Rentnerenklave Mallorca? Mit Kritik kannst du wohl nicht so gut umgehen...
Nee, hat mit Kritik nix zu tun. Ich hab beruflich viel mit Leuten zu tun, die auf Mallorca leben, und das sind in der Regel alles gut betuchte Renter, die nun auf dieser Insel ihren kleinen Imperialistentraum ausleben möchten. Was ich eigentlich sagen will: mit ernst gemeinter Kritik kann ich in der Tat sehr gut umgehen.

Gruss, Jimmy

 

Moin Jimmy,

mit 70+ Pfeifen und Dutzenden Tabak-Gläsern kann ich zwar nicht mithalten (sofern das stimmt), aber da ich auch Pfeife rauche, hattest du mich gleich mit dem Anfang - schöner kleiner Nerd-Talk. (Den Motzek-Strang muss ich mal probieren, irgendwie dachte ich immer, der sei sehr stark, aber scheint er ja laut offizieller Beschreibung gar nicht zu sein..) ?

Ansonsten kann ich nicht allzuviel Neues zu dem Text sagen. Generell: Das ist natürlich hohes Niveau, man merkt, dass da Können dahintersteckt - von daher sehr schön, man kann sich ganz auf den Fluss konzentrieren, hat Spaß gemacht zu lesen.

Ab und zu waren mir die Sätze etwas zu kurz, z.B. im ersten und vierten („Es ist ein altes Haus..“) Absatz, das wirkte dann etwas abgehackt auf mich.

Ich habe immer davon geträumt mit einem alten Cadillac den Highway entlang zu fahren
geträumt, mit

Die Schicht in der Klinik gegenüber wechselt. Ein paar der Krankenschwestern stehen noch im Hof zusammen und rauchen, die Glut leuchtet im Halbdunkel. Dem Küchenfenster gegenüber liegt ein langer, grauer Balkon, auf dem manchmal ein Arzt steht und dünne Zigarillos pafft. Ich glaube, der Mann ist Kardiologe. Wir nicken uns stumm zu, wenn sich unsere Blicke kreuzen.
Hier hatte ich den Eindruck, dass das Rauchen eine Art Leitmotiv der Geschichte wird/ist, und vielleicht irgendwie mit den verschiedenen Arten (Pfeife, Zigarette, Zigarillo..) gearbeitet wird (entwickelt sich ja dann aber nicht so sehr in diese Richtung).

Ich griff nach dem Zigarrenmesser, das auf dem Tisch neben der Tabakdose lag.
Hier hatte ich erst kein konkretes Bild so eines Messers vor Augen, mir ist dieser Begriff so noch nicht begegnet, und ich habe erstmal an so einen Cutter gedacht, aber das ist ja kein Messer. Ich bin dann natürlich davon ausgegangen, dass es halt eine Art kleines Messer ist, aber da bin ich kurz hängengeblieben.

Sonst was die anderen schon gesagt haben: Schön mit dem Messer gearbeitet: nehmen, aufklappen, zuklappen..

eine Stimme, die leise Nein, Nein sagte.
Du hast kursiv vorher für den Markennamen Budweiser benutzt, daher würde ich hier schon auch Anführungszeichen verwenden

Während ihres Dialogs vor seiner Tür könntest du m.E. ruhig erwähnen, dass seine Aussprache etwas mühsam zu sein schien oder schleppend, oder er etwas lallte oder so, denn der scheint ja schon ziemlich hacke zu sein.

“Die machen auch gute Schokolade.
Allgemeinplatziger geht’s kaum, daher würde ich wenigstens ein Ja einfügen: „Die machen ja auch gute Schokolade.“

Er ist Zahnarzt und verdient ‘n Menge Kohle.”
‘ne

Dass das etwas komisch ist, dass er so betrunken ist und die sich dann da so normal unterhalten, haben ja schon andere angemerkt, ich habe das beim Lesen auch so empfunden (ist jetzt aber kein Riesen-Kritikpunkt). Du könntest einflechten, dass er sich am Tisch zusammenreißt und der Kaffee auch etwas wirkt. Z.B. hier könntest du so was einbauen, nach dem Schluck Kaffee:

“Ich schlafe selten durch”, sagte ich. “Eines der schönen Dinge des Alters.”
Er lachte und trank einen Schluck Kaffee. “Mein Opa meinte immer, Pfeife rauchen sei eine Kunst.”

“Mein Opa meinte immer, Pfeife rauchen sei eine Kunst.”
Hm, wahrscheinlich unwichtig, aber das macht mir den Opa etwas unsympathisch, weil das so elitär klingt - als würde sich da jemand durch sein Hobby wichtig machen wollen. „Ist was dran“ sehe ich auch so, aber ich finde es so zu stark. Vielleicht könntest du „Mein Opa meinte immer halb im Spaß, Pfeife rauchen sei eine Kunst“ oder so schreiben. (Ich persönlich finde ja, es ist eine Kombi aus Genuss und Geschicklichkeitsspiel.)

“Hoffentlich wecken wir hier ihre Frau nicht auf, sorry.”
Ihre

“Nein, sie hat einen tiefen Schlaf. Keine Sorge.”
Das ist natürlich ein Schlag in den Magen – sehr gut.

“Was machen Sie - ich meine, beruflich, ihr Beruf.
Ihr

Das erste Buch eines italienischen Dichters, der eigentlich Opernsänger werden wollte, aber festgestellt hat, dass er Publikum hasst.”
Hehe.

“Mein Opa hat auch Pfeife geraucht”, sagte er und strich über den Holm der Dunhill.
“Was gab es zu feiern?”, fragte ich ihn und drehte den Holm von der Dunhill.
“Vermutlich ist dann Dichter tatsächlich die bessere Berufswahl”, sagte ich und schob den Holm zurück in den Pfeifenkopf.
Ich glaube, mit „Holm“ meinst du hier jeweils das Mundstück? Der Holm ist ja Bestandteil des Kopfes (das kleine Stück ‚Holzrohr‘)..

“Das letzte Filet Mignon ist schon was länger her.”
Sehr gut, aber er wirkt schon echt ziemlich nüchtern. ?

ich habe wirklich lange gedacht, alle Pfeifenraucher rauchen denselben Tabak
Haha, lustige Vorstellung. ?

Der Tabak roch immer noch nach warmem Gebäck.
Schön getroffen.

“Lebt ihr Großvater noch?", fragte ich und nahm ein paar Coins aus dem Glas.
Ihr

wie der Tabak sich nach dem Anzünden ausdehnte,
Vielleicht aufbäumte? (Klingt für mich weniger technisch..)

Den Tabak hatte ich bei Peter Heinrichs in Köln gekauft,
Schön, wie ihn der Geschmack gleich auf so eine kleine Erinnerungsreise schickt..

“Ich glaube, ich gehe jetzt besser”, sagte er dann und räusperte sich.
Hier fände ich „der Mann“ oder so statt „er“ besser, ich bin da kurz hängengeblieben, weil du davor beim Prot. und seiner Frau und so warst..

Er stand auf, schob den Stuhl unter den Tisch
An den Tisch, würde ich sagen, ich hatte kurz das Bild vor Augen, wie er den Stuhl samt Lehne unter den Tisch schiebt, was ja ein komischer Tisch/Stuhl wäre.. ?

Ich habe alle Gedichte gelesen und ich lese sie immer wieder. Bevor ich abends meine Pfeife anzünde, lege ich das Buch auf den Tisch und beschwere die Seiten mit dem Zigarrenmesser. Dann lese ich Wort für Wort und erinnere mich an diese Nacht.
Ja, hier würde ich zu meinem Fazit überleiten: Wie gesagt ist die Geschichte sehr gut; wie die anderen bereits angemerkt haben, sind da viele gute und feine und leise Sachen drin. Wenn ich etwas kritisieren sollte, wäre es neben der kleineren Nüchtern/betrunken-Sache wohl, dass es für mich nicht völlig ein rundes Ganzes ergibt. Also für mich sind das eher so einzelne, sehr gute Szenen, die natürlich auch zusammen etwas ergeben, aber das ist für mich hier nicht unbedingt mehr als die Summe der Einzelteile. Oder anders ausgedrückt habe ich am Ende ein bisschen das Gefühl, dass mir diese ja schon tiefere Bedeutung, die der Prot. aus diesem Erlebnis zieht (wie man an der Behandlung des Buchs ja sieht) ein kleines Stück weit verborgen/unverständlich bleibt.
Aber das ist Kritik auf hohem Niveau und ziemlich subjektiv, und es ist ja auch Alltag, da läuft eben nicht alles nach Schema F und steuert auf einen Höhepunkt zu, der dann eine dolle Moral eröffnet oder so..

Also, sehr gut, und gerne gelesen.

Viele Grüße
Maruser

 

Motzek-Strang

Hallo @Maeuser

die Sachen von TAK sind alle gut, den Strang musst du halt mal locker einen Monat trocknen und am besten auch in Coins rauchen, was ja viele nicht so beherrschen.

Hier hatte ich erst kein konkretes Bild so eines Messers vor Augen, mir ist dieser Begriff so noch nicht begegnet, und ich habe erstmal an so einen Cutter gedacht, aber das ist ja kein Messer. Ich bin dann natürlich davon ausgegangen, dass es halt eine Art kleines Messer ist, aber da bin ich kurz hängengeblieben.
Jau, Zigarrenmesser gibt es tatsächlich. Messer mit schmaler, langer Klinge, extrem scharf. Kosten auch richtig Geld. War halt so eine Sache um im Thema Rauchen zu bleiben, Pfeife, Zigarillo, Zigarrenmesser, so diese Assoziationskette.
Während ihres Dialogs vor seiner Tür könntest du m.E. ruhig erwähnen, dass seine Aussprache etwas mühsam zu sein schien oder schleppend, oder er etwas lallte oder so, denn der scheint ja schon ziemlich hacke zu sein.
Ich verstehe das. Die Frage ist eben, wie zuverlässig der Erzähler ist. Wie betrunken ist der Übersetzer wirklich? Ist er wirklich so betrunken? Vielleicht hat er sich auch gar nicht im Stockwerk geirrt, sondern steht bewusst vor der falschen Tür?
Ich glaube, mit „Holm“ meinst du hier jeweils das Mundstück? Der Holm ist ja Bestandteil des Kopfes (das kleine Stück ‚Holzrohr‘)..
Ich meine Holm, sonst würde da schon Mundstück stehen. Er streicht über den noch hölzernen Teil, nicht das Mundstück, das wäre ja schon ein Affront. Beziehungsweise ist er ja kurz davor und bemerkt seinen faux pas ja auch noch schnell genug.

Hm, wahrscheinlich unwichtig, aber das macht mir den Opa etwas unsympathisch, weil das so elitär klingt - als würde sich da jemand durch sein Hobby wichtig machen wollen. „Ist was dran“ sehe ich auch so, aber ich finde es so zu stark. Vielleicht könntest du „Mein Opa meinte immer halb im Spaß, Pfeife rauchen sei eine Kunst“ oder so schreiben. (Ich persönlich finde ja, es ist eine Kombi aus Genuss und Geschicklichkeitsspiel.)
Finde ich jetzt nicht. Breath smoking zum Beispiel ist, wie ich finde, tatsächlich eine Kunst, das muss man schon lernen wollen, man muss Pfeife rauchen wollen. Es ist ein schwierig zu bedienendes Rauchgerät, und wenn du dir nicht nur billige Vanille-Aros reinballerst, sondern auch mal einen Fayyum Cake, dann muss man eben mit unterschiedlichen Strategien rauchen, wie bei einem Handwerk, spezielle Pfeifen, spezielle Tabake, wie lange muss der trocken, wie bereite ich den plug/cake/coin/flake vor? So war das gemeint, gar nicht elitär, obwohl das natürlich so wirkt auf Außenstehende, klar.

Also für mich sind das eher so einzelne, sehr gute Szenen, die natürlich auch zusammen etwas ergeben, aber das ist für mich hier nicht unbedingt mehr als die Summe der Einzelteile. Oder anders ausgedrückt habe ich am Ende ein bisschen das Gefühl, dass mir diese ja schon tiefere Bedeutung, die der Prot. aus diesem Erlebnis zieht (wie man an der Behandlung des Buchs ja sieht) ein kleines Stück weit verborgen/unverständlich bleibt.

Ich bin ja so ein Freund von Texten, die keine eindeutige Antwort liefern. Ich glaube auch nicht, dass es speziell in diesem Text eine tiefere Bedeutung gibt. Es ist das vielleicht zufällige Zusammentreffen zweier Verlorener, die sich beide etwas Zeit schenken, die beide Zeit sich nehmen füreinander, die am Ende einer Verkettung von Dingen stehen und sich Gehör schenken, ein wenig Licht in viel Schatten. Das ist natürlich keine Heldenreise im übersprünglichen Sinne, aber ich mag es, wenn Texte oszillieren, wenn es da eine gewisse Bewegung gibt, aber eben nicht dieser klassische Klimax oder Plot, das halte ich für legitime Strategien des Erzählens, nicht falsch verstehen, aber es ist eben auch als das erkennbar oft genug, nämlich als Konstrukt. Das Leben ist ja eben oft nicht so, es läuft nicht ab in Akten oder so. Ich kann aber deinen Punkt natürlich verstehen.
Also, sehr gut, und gerne gelesen.
Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut.

Gruss, Jimmy

 

Moin nochmal Jimmy,

danke für die Erläuterungen, kann ich alles nachvollziehen.

Ich meine Holm, sonst würde da schon Mundstück stehen.
Allerdings bleibe ich dabei, dass das hier Quatsch ist:
“Vermutlich ist dann Dichter tatsächlich die bessere Berufswahl”, sagte ich und schob den Holm zurück in den Pfeifenkopf.
Der Holm ist Teil des Kopfes. ;)

Breath smoking zum Beispiel ist, wie ich finde, tatsächlich eine Kunst, das muss man schon lernen wollen, man muss Pfeife rauchen wollen. Es ist ein schwierig zu bedienendes Rauchgerät, und wenn du dir nicht nur billige Vanille-Aros reinballerst, sondern auch mal einen Fayyum Cake, dann muss man eben mit unterschiedlichen Strategien rauchen, wie bei einem Handwerk, spezielle Pfeifen, spezielle Tabake, wie lange muss der trocken, wie bereite ich den plug/cake/coin/flake vor? So war das gemeint, gar nicht elitär, obwohl das natürlich so wirkt auf Außenstehende, klar.
Hmja, das ist für mich alles eher Handwerk als Kunst. Aber ok, ich weiß, was du meinst.

Und der Strang ist geordert. ;)

Viele Grüße
Maeuser

 

Der Holm ist Teil des Kopfes. ;)
Mensch, hast natürlich Recht! :D

Hmja, das ist für mich alles eher Handwerk als Kunst. Aber ok, ich weiß, was du meinst.
Ich sag mal so: Pfeife rauchen hat in der heutigen Zeit naturgemäß auch etwas Elitäres, auch wenn das so nicht beabsichtigt ist. Viele Hipster rauchen Pfeife, eben weil sie sich distinguieren. Mein Alter hat Pfeife geraucht, so bin ich da dran gekommen; aber auch da gab es diese Hochachtung vor der Pfeife als Rauchwerkzeug. Und unter Pfeiferauchern ist es schon so, wer Tabaksreste übrig hat und nicht nur weiße Asche, macht was falsch. Da gibt es schon auch eine kleine Hierarchie, das meinte ich damit. Ist im Endeffekt natürlich Handwerk, aber es wird schon gerne auch betont.

Der Strang ist empfehlenswert, gute Wahl!

Gruss, Jimmy

 

Die Geschichte ist einfach gelungen, tolle Atmosphäre. wirklich gut 🙏
😊

 

Hallo @nin_shady und herzlich Willkommen hier im Forum. Viel Spaß beim Lesen und Kommentieren. Danke dir für deinen Kommentar und deine Zeit.

Gruß, Jimmy

 

@jimmysalaryman Hey, ich bin mir nicht sicher, wie ich in meinem Feedback die einzelnen Stellen in deiner Geschichte markieren kann. Deswegen bekommst du meine Bewertung in einem Text.

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass deine Geschichte wirklich eine beeindruckende Atmosphäre schafft. Die Beschreibungen der Pfeifenrituale, des Rauchens und der Musik erzeugen eine eindringliche Stimmung, die den Leser in die Welt des Protagonisten eintauchen lässt. Besonders gelungen ist die Verbindung zwischen den Charakteren und ihrer Umgebung, was die Geschichte authentisch macht.

Die Tiefe des Protagonisten wird gut dargestellt, insbesondere durch seine Pfeifenrituale, Erinnerungen und die Trauer um seine Frau. Die Einführung des neuen Nachbarn verleiht der Handlung eine interessante Wendung und fügt eine weitere Ebene hinzu. Der Dialog zwischen den Charakteren ist realistisch und trägt zur Entwicklung ihrer Beziehung bei. Die subtilen Gesten und Bemerkungen verleihen der Geschichte eine Authentizität, die das Lesen angenehm macht.

Obwohl die Geschichte eine ruhige und reflektierende Atmosphäre hat, könnte eine leichte Spannung eingeführt werden, um den Leser weiter zu fesseln. Dies könnte durch subtile Andeutungen oder Entwicklungen in der Beziehung zwischen den Charakteren geschehen. Der neue Nachbar bleibt etwas vage und undurchsichtig. Einblick in seine Persönlichkeit, Hintergrundgeschichte oder aktuelle Probleme würden die Neugier der Leser wecken.

Der Protagonist könnte mehr innere Gedanken und Emotionen teilen, um den Lesern einen tieferen Einblick in seine Gefühlswelt zu ermöglichen. Insgesamt ist die Geschichte jedoch gut geschrieben und bietet fesselnde Einblicke in das Leben des Protagonisten und seine Begegnung mit dem neuen Nachbarn.

Ich habe es wirklich sehr gemocht, dies zu lesen.

-Scorpia

 

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