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Falscher Hase

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01.01.2015
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Falscher Hase

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei. Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops und springt, einige Blätter abreißend, durch die Himbeeren. Nachdem er drei Rosenkohlpflanzen geköpft hat, durchschlägt er, mit lautem Klirren das Frühbeetfenster. Jochen steht mit offenem Mund vor seiner Gartenlaube, holt ganz tief Luft, in einer Hand frisch geerntete Radieschen, in der anderen sein Lieblingsmesser.

„Ihr Scheißgören!“ Spucke fliegt aus seinem Mund, die Ader auf der Stirn pocht und seine Gesichtsfarbe nähert sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet dem Rot der Radieschen. Sekunden später liegen die prallen Kugeln mit den weißen Spitzen wild verstreut vor dem Kasten, die sternenförmigen Zacken der Glasreste ragen drohend hervor, doch Jochen sieht nur noch den Ball. Das Geschoss weit von sich gestreckt, wirft er einen Blick auf die Ligusterhecke zum Nachbargarten. Diese Hecke bildet den Grenzwall, die letzte Verteidigungslinie gärtnerischer Kultur gegen das Chaos des Nachbargrundstückes. In seinem typischen Humpelgang stürmt Jochen auf den zentralen Hauptweg zu. Mit wenigen Schritten steht er vor dem wackeligen Drahtrahmen, den die Städter als Gartentür benutzen.

Die dünnen Haarsträhnen auf Jochens Kopf fliegen, als sein Kopf suchend von rechts nach links zuckt. Dort, wo früher seine Nachbarin mit kräftigen Schwüngen ihren Plattenweg gefegt hat, windet sich jetzt ein Pfad aus Schredder. Mittendrin eine dunkle Stelle mit tiefen Fahrradfurchen, eindeutig eine Pfütze, denkt Jochen schadenfroh. Tja, das passiert bei schön mit Gefälle verlegten Betonplatten nicht. „Kommt gefälligst raus, sonst ist der Ball im Arsch.“ Drohend schwingt Jochen seine Hippe mit der gebogenen Klinge über dem Lederball.
„Arsch sagt man nicht, das ist ein schlechtes Wort.“
Jochen schaut sich um, aber das einzige Lebewesen in Sichtweite ist ein graubraunes Tier. Jochen kneift die Augen zusammen und schaut noch einmal hin. Das ist keine Katze oder einer der vorwitzigen Waschbären. Das sind eindeutig die langen Ohren mit den schwarzen Spitzen und die unförmigen Hinterläufe eines Hasen. Das Tier sitzt aufrecht, legt jetzt den Kopf schräg und schaut ihn forschend an. Jochen macht einen zögerlichen Schritt zur Gartenlaube und schon schießt das Tier los, macht aber, wie aus Übermut, noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden.

Jochen kneift einmal fest die Augen zu, schüttelt den Kopf und dreht sich langsam im Kreis. Nichts erinnert ihn mehr an den Schrebergarten der alten Else. Keine schnurgeraden Erdbeerbeete mehr, kein Apfelspalier und auch keine sauber gegrubberten Salatbeete. Überall in dem viel zu hohen Rasen stehen Gänseblümchen und Gundermann. Sogar Löwenzahn kann er erkennen und über allem brummt und summt es. Da steht tatsächlich ein Bienenstock, grün gestrichen mit einer dicken gelben Blume am Einflugloch. Neugierig pirscht sich Jochen heran, blickt immer wieder in alle Ecken des Gartens. Ein anerkennendes Lächeln huscht über sein Gesicht, das wird die Obsternte in seinem Garten sicherlich gleich mitsteigern, nicht schlecht. Hinter ihm knackt es. Er packt den fast vergessenen Fußball wieder fester und fährt mit blitzenden Augen herum.
Vor ihm steht ein dürres Mädchen in einem rot-weißen Trikot und streckt die Hände nach dem Ball aus.
„Nein!“
„Aber er gehört mir.“ Die dürre Kleine stampft tatsächlich mit einem Fuß auf.
„Wie heißt du?“
„Annemarie und ich bin schon sechs.“ Stolz tänzelt das Mädchen auf den Zehenspitzen und reckt sich.
„Und wer hat den Ball geschossen? Wo sind deine Brüder?“
„Die Jungs schlafen noch und der Fußball gehört mir. Ich werde nämlich Kapitän in der Fußballliga.“
„Quatsch, du bist ein Mädel.“
„Na und?“
„Und wenn du geschossen hast, ist sowieso Schluss mit lustig, das gibt Ärger, aber richtig!“
„War keine Absicht.“ Die Stimme des Mädchens zittert ganz leicht, trotzdem schiebt sie das Kinn vor.
„Wo sind deine Eltern?“
„Beim Yoga im Vereinshaus, wir sollen artig sein.“

„Na, hat wohl nicht geklappt. Komm mit!“ Ohne sich noch einmal umzudrehen, geht Jochen zurück in seinen Garten. Hinter sich hört er ein gemurmeltes ‚Man muss bitte sagen‘, und als er am Haselstrauch vorbeikommt, sitzt dort der Hase. Nach einem langen Blick in Jochens Augen dreht sich das Langohr ruhig um und streckt ihm sein Hinterteil mit dem länglichen Schwanz entgegen. Jochen tut, als hätte er es nicht gesehen.
„Was habt ihr nur mit den schönen Erdbeerbeeten gemacht?“ Er schüttelt den Kopf und zeigt auf den Holzkasten in der Ecke des Gartens. „Und dort auf dem Kompost wuchs bei Else immer ein dicker Kürbis, manchmal war er sogar ein ganz bisschen größer als meiner.“
Das Mädchen reißt die Augen auf, leckt sich über die Lippen und fragt: „Könnten hier wirklich Erdbeeren wachsen?“
„Natürlich.“ Mittlerweile waren sie in Jochens Garten angekommen und er zeigt auf seine eigene Reihe Erdbeerpflanzen. „Und Möhren, Salat und Bohnen, aber das dauert noch ein bisschen, ist noch zu kalt.“ Als Jochens Blick auf die Splitter des Frühbeetfensters fallen, erinnert er sich schlagartig, warum ihm das Mädchen in seinen Garten hinterherläuft. Ohne Wort zeigt er auf den Schaden, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
„Aber, es war doch keine Absicht. Es tut mir wirklich ganz doll leid, ehrlich.“
„Nee, so läuft das nicht. Der Ball bleibt hier und du sagst deinen Eltern, dass du Schaden angerichtet hast!“
„Zu Hause muss ich zur Strafe aufräumen, aber hier ist ja gar nichts.“ Verwirrt schaut sich Annemarie in dem wie geleckt wirkenden Garten um. „Wo wohnen denn deine Bienen?“
„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich!“

Mühsam kniet sich Jochen hin und versucht all die Glassplitter aus dem Frühbeet zu pulen. Die meisten Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, es ist eine Schande. Sein Blick wandert immer wieder zu der auf seiner Seite exakt beschnittenen Ligusterhecke. War da wirklich ein Hase? Mit der flachen Hand schlägt er sich mehrmals an die Stirn, sicher, dass sein Gehirn ihm in all der Aufregung nur Trugbilder vorgegaukelt hat.
Da ertönt von seiner Gartentür ein vorsichtiges „Hallo?“
Zwei Knirpse stehen davor, und während einer versucht, die hochliegende Klinke zu erreichen, späht der andere durch die Holzlatten und ruft zaghaft.
„Was wollt ihr?“
„Guten Tag!“ Das Zwillingspaar legt die Köpfe in den Nacken und schaut zu ihm auf. Sie lächeln, nein, eigentlich wandern nur ihre Mundwinkel hinauf, der Rest sieht eher nach Heulen aus.
„Was wollt ihr, mein Bedarf an Rotzlöffeln ist für heute gedeckt.“
Die Jungs fassen sich an den Händen, lassen Jochen aber nicht aus den Augen. „Annemie sagt, du bist böse auf sie, aber sie hat sich entschuldigt.“
„Ja, hat sie, aber die Scheibe ist trotzdem kaputt.“
„Sollen wir beim Reparieren helfen, wir haben einen Reparierkasten.“
„Was habt ihr? Ach, egal. Verschwindet in euer Chaos. Los!“ Jochens Stimme wird immer lauter.
Die Jungs taumeln einen Schritt zurück und schieben einen Eimer zu Jochens Tür. „Die haben wir dir mitgebracht. Annemie sagt, deine Bienen haben gar kein Zuhause und auf diesem Veroni-dingsda wohnen ganz viele, später, im Sommer.“ Ohne sich umzuschauen, laufen die beiden Hand in Hand zurück zum Nachbargarten. Dann kommen sie zwei Schritte zurück und wispern: „Aber du musst sie gießen, nicht vergessen.“

Jochen steht hinter seiner Gartenpforte und schaut auf den Eimer voller Erde. Nur ein paar grüne Spitzen sind zu erkennen und ein dicker Regenwurm. Na, der könnte vielleicht am Samstag beim Angeln ganz nützlich werden, geht es Jochen durch den Kopf. Er holt den Eimer in den Garten und versucht, sich vorzustellen, was daraus wohl mal wird. Aus dem Nachbargarten klingt Kinderlachen zu ihm herüber.
„Nein, so einfach kommt ihr nicht davon.“ Energisch stellt Jochen den Eimer wieder vor die Gartentür. Er will nichts von den Ökos nebenan, basta. Unruhig stapft er zum Geräteschuppen, er muss dringend etwas tun, sonst kann er für nichts garantieren. Er braucht eine Arbeit, die Kraft fordert und ihn zum Schwitzen bringt. Jochen greift sich eine Grabeforke und beginnt das geplante Kartoffelbeet umzugraben, direkt an der Ligusterhecke. Doch egal, mit wie viel Schwung er die Forke einsticht, die Erde umwirft und auf die groben Schollen eindrischt – er kann die Stimmen hinter der Hecke hören.

Immer wieder vernimmt er die beiden Jungs mit ihren zarten Stimmen Dinge wie: „Lieb sein!“ und „Nochmal entschuldigen!“ flüstern. Aber sie kommen anscheinend gar nicht zu Wort, denn ihre große Schwester wettert in einer Lautstärke und mit einem Ideenreichtum an Beleidigungen, dass Jochen irgendwann nur noch lauschend stehenbleibt.
„Himmel, Po und Strick“, „Arm im Geiste“ und „Trüber Altbürger“ gefallen ihm am besten. Nur bei „Langohrignorant“ kommt er kurz ins Stutzen. Aber dann grinst er doch weiter still vor sich hin, erinnert sich an die Schimpfwort-Olympiade in seiner Jugend. Und auch heute noch sind seine Schimpftiraden gefürchtet. Er muss zugeben, dass die kleine Kröte schon gut mithalten kann. Darüber vergisst er fast, dass die wenig schmeichelhaften Wörter eindeutig ihm gelten. Irgendwann geht das Geflüster in eindringliches Zischen über und das Fluchen in leises Schniefen. Jochen bleibt ruckartig stehen und legt seinen Kopf schief, um besser lauschen zu können.
„Ich hab's verbockt, das gibt garantiert Fußballverbot.“ Der Rest von Annemaries Weinen geht in Schluchzen unter.
Die Stimmen der Jungs kommen kaum dagegen an: „Entschuldige dich nochmal, er wird schon zuhören.“
„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“

Jochens kurzfristige Entspannung verfliegt. Unentschlossen tritt er von einem Bein aufs andere. Da spürt er ein Zerren am rechten Hosenbein. Ein Blick nach unten und mit einem sehr unmännlichen Quiekser springt er mitten in das frisch beackerte Beet. Vor ihm sitzt ein Hase. Der Hase! Jochen verdreht sein Bein und sucht nach einem Loch. Bestimmt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen. Der Hase blickt ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an und leckt sich das Maul. Ungläubig, aber auch ein wenig fragend, schaut Jochen auf das graubraune Tier. Der Hase hoppelt auf die Gartentür zu, dreht sich um, hoppelt wieder auf ihn zu. Was soll das? Nein, das verdammte Langohr will ihm nichts sagen. Stur setzt sich Jochen mit untergeschlagenen Armen auf die Bank vor der Laube. Mit Anlauf kommt der Hase auf ihn zu, springt einen guten Meter in die Höhe, verdreht sich schraubenförmig und landet direkt vor Jochens Füßen. Der schnappt nach Luft, nickt zaghaft und steht mit leicht wackeligen Beinen auf.

„Okay! Das war eindeutig.“ Jochen greift sich seine Saatgutkiste und geht energisch los. Den Blick geradeaus brummelt er die ganze Zeit: „Nicht real!“ und „Nur die Nerven!“
Vorsichtig betritt er das Nachbargrundstück und macht sich mit einem etwas zittrigen „Hallo“ bemerkbar. Hinter dem Haselstrauch schauen drei Gesichter hervor. Annemarie wischt mit ihrem Trikot schnell über das verheulte Gesicht, die Zwillinge fassen sich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an den Händen.
„Ich habe einen Vorschlag!“ Jochen räuspert sich und stellt dann seine Saatgutkiste auf einen umgedrehten Eimer am Wegesrand.
Die Kinder kommen langsam näher.
Jochen greift in die Kiste und zieht einige der bunten Saattüten hervor. Jetzt sind die drei nicht mehr zu bremsen, neugierig schauen sie auf die Tüten mit Salat, Gurken und Möhrensaat.
„Mir entgeht ja ein Teil meiner Gemüseernte, weil du nicht zielen kannst.“ Mit einem Finger zeigt er auf Annemarie.
Gerade will diese aufbrausen, aber ein Tritt von ihrem Bruder lässt sie nur die Schultern hochziehen und ganz vorsichtig lächeln.
„Also werdet ihr auch Gemüse anbauen und mir etwas abgeben, sozusagen als Ausgleich.“
„Wir wissen doch gar nicht wie.“ Fast gleichzeitig kommt es von den drei Kindern.
„Na, dann muss ich euch wohl helfen, aber darüber spreche ich wohl besser mit euren Eltern. Kommt nachher rüber.“

Mit verwirrten Gesichtsausdrücken schauen ihm die drei hinterher. An dem Gitter vorm Gartentor dreht sich Jochen noch einmal um und zeigt auf den wackeligen Drahtrahmen. „Ich glaube ja nicht, dass dieses Ding sicher genug für euren Hasen ist.“
Annemarie zieht die Augenbrauen hoch und schüttelt den Kopf. „Welcher Hase?“

 
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Moin, moin liebe @wegen,
da hatte ich doch glatt gedacht, ich käme endlich zum verbessern und polieren der Geschichte - und da schneien doch noch hilfreiche Kommentare herein - hab Dank!

mit großer Analyse der Geschichtenstruktur kann ich leider nicht aufwarten. Von mir bekommst du Gedanken und Vorschläge zu einzelnen Textstellen, Bilder, die für mich schief klingen und aufgelesene Flusen. Hoffe, du kannst was davon gebrauchen :)
Am Großen und ganzen kann ich wohl auch nicht mehr viel ändern, das Kind liegt im Brunne, siehe späterer Kommentar an Teddymarie. Also her mit der Hilfe ...

Falscher Hase
Der Titel mit seiner Deutungsmöglichkeit zum Hackbraten gefällt mir nicht so. Damit führst du den Leser an der Nase rum.
Dann folgt ein guter Einstieg – ich bin sofort im Geschehen und habe ein konkretes Bild vom Mustergärtner Jochen.
Da bin ich ganz bei Dir, der Titel leitete fehl, ich hab jetzt mal den Schwerpunkt auf die "Einbildung, Halluzination" gesetzt - schon schimpft die Nächste ...
Schön, das der Einstieg klappt.

„Richtung“ kommt 9 Mal im Text vor. Das könntest du vllt. reduzieren.
Die habe ich echt erst hier nach dem Einstellen gesehen und für größerer Aktionen hat mein Zeitfenster noch nicht gereicht

:/ Partizipien. Ich muss leider meine Portion Salz mit in die Wunde streuen.
Tja, wir sind halt bei den Wortkriegern - wenn es nicht wehtut, war es nicht gut :-(

Überall in dem viel zu hohen Rasen stehen Gänseblümchen und Gundermann. Sogar Löwenzahn kann er erkennen und über allem brummt und summt es. Da steht tatsächlich ein Bienenstock, grün gestrichen mit einer dicken gelben Blume am Einflugloch.
Klingt fantastisch. Nen bisschen wie bei Peter Lustig. :)
Daher umso dickeren Dank, das Du mir ein paar Stellen herausgesucht hast, die gefallen haben.

Die Rechtschreib und Grammatik-Fussel sammle ich heute noch auf, Danke für die Hilfe!

Nein, der verdammte Vierbeiner will ihm nichts sagen.
'Vierbeiner' verbinde ich mit Hunden, vielleicht noch mit Katzen.
oh man, Du bist schon die Zweite. Dann muss da wohl ein 'Langohr' draus werden

„Mir entgeht ja ein Teil meiner Gemüseernte, weil du nicht zielen kannst.“ Mit einem Finger zeigt er in Annemaries Richtung.
Gerade will diese aufbrausen, aber ein Tritt von ihrem Bruder lässt sie nur die Schultern hochziehen und ganz vorsichtig lächeln.
„Also werdet ihr auch Gemüse anbauen und mir etwas abgeben, sozusagen als Ausgleich.“
Hach, schöne Wendung.
Ja, ich mag heile Welt, hab aber nun natürlich wiedermal das Problem, das den Lesern es einfach nur zu nett ist ...

Danke für die kleine Reise in die Schrebergartenkolonie. Ich finds schön, dass du Vokabeln aus dem gärtnerischen Fachjargon in den Text eingearbeitet(pun intended ;)) hast. Die Dosis stimmt für mich auch.
Dann danke ich sehr für das insgesamt gute Fazit und Deine Zeit für den Kommentar
Liebe Grüße
witch

Leider ist aus meiner Sicht unser Berlin-Treffen in Gefahr, denn so wie es aussieht, läuft die Veranstaltung Gefahr, wegen Corona-Virus abgesagt zu werden (bzw. der Senat verbietet sie). Ich hoffe, Ihr macht dann trotzdem einen Berliner Stammtisch und ich bin in Gedanken dabei ...

Liebe @TeddyMaria da hast Du mir nun aber eine schlaflose Nacht beschert (und das meine ich positiv)- Dankeschön, ein wirklich guter Wortkrieger-Komm, nur als Hilfe reicht er für mich trotzdem noch nicht, dazu später.

Mensch, Du hast ja den Titel der Geschichte geändert. Habe die anderen Kommentare allerhöchstens überflogen und bin mir deshalb nicht sicher, ob das hier angeregt wurde. Ich find's nicht so toll. Den früheren Titel fand ich VIEL cooler.
Tja, wie mans macht ... Für mich passt er jetzt eher zu der Illusion, dem Auslöser durch den Ärger und auch zu dem Seltsam, aber schauen wir mal ...


Das nur zur Einstimmung. Über das große Ganze habe ich gar nicht viel Konstruktives beizutragen. Für mich funktioniert die Geschichte gut, vor allem hat sie zauberhafte Figuren. Diese grummligen Gärtner/innen und die frechen Kinder, das beherrschst Du wirklich hervorragend. Hier liegt für mich auch gleich das Aber.
Danke für die lobenden Worte und noch dickeres Danke für den Tritt. Aber wie? Ja, ich traue mich nicht ist korrekt, aber es liegt glaube ich noch eher im 'ich hab keine Idee, wie?" Natürlich will ich mir nicht anhören, das es eine "nette" Kindergeschichte sei und alles ganz knuffelig. Aber dann liegt es ja wohl an meiner Themenwahl. Aber die Kombination von Alter brummeliger Opa versus süße Göre in Kombi mit (mal aus dem Bauch geschossen) Kriegserinnerungen, Demenz oder Einsamkeit erscheint mir als an den Haaren herbeigezogen bzw. von meinem schreiberischen Ich auch nicht glaubhaft rüberbringbar. Da höre ich das Wortkrieger-Geheul schön deutlich - konzentrier Dich auf ein Thema, zuviel gewollt, Schwerpunkt ....


Denn eigentlich hast Du ja mit "Seltsam" getaggt, und es gibt da diesen Hasen, der eigentlich einen Schritt aus Deiner Komfortzone darstellen könnte. Aber dieses Element ist auch ... nett halt.

Vielleicht, wenn der Hase irgendwie mächtiger wäre, Jochen mehr an seinem Verstand zweifeln lässt, wenn er Jochen in größere Verwirrung stürzen würde.

Okay, bleiben wir mal bei dem Hasen. Ja, ich wollte mehr, hab aber keinen blassen Schimmer, wie ich es verknüpfen soll. Der Hase als Erinnerungsauslöser an Jochens verstorbene Frau, also mit Rückblenden - so als Tritt - zurück aus dem Eigenbrödlerleben und wieder mehr Teilnehmen am Leben. Oder der Hase als magisches Wesen, das Jochen hilft, Gutes zu tun, heimlich, also Doppelleben - ne, das sehe ich einfach nicht, das ich es rüber bekomme, Danke für Dein Vertrauen in mein "Können", aber ich sehe es einfach nicht. Oder denkst Du in völlig andere Richtungen, was mache ich falsch? Eher die Inhalte oder der Aufbau? Oder ganz was Anderes. Mist, das der nächste Stammtisch für mich absolut nicht geht. Und Berlin ist auch im Schwanken, hierbei würde mir echt eine Diskussion Auge in Auge helfen


Nach dem ersten Lesen war ich mir unsicher, was genau Jochens Sinneswandel herbeigeführt hat. Der Hase schien es mir nicht zu sein, denn der winkt Jochen ja eigentlich nur zu, wenn er sowieso schon vorhat, rüberzugehen. Jochens Wandel, sein Entschluss, sich mit den Kindern zu versöhnen, erschien mir im ersten Lesedurchgang eigentlich zu plötzlich.

Da belauscht Jochen die Kinder und findet sie so nett und sieht sich selbst in Annemarie und bemerkt, wie sie ihn jetzt sehen, und DAS verursacht die Wandlung. So lese ich es zumindest. Ja. Nett. Und auch total sinnvoll. Jochen geht das Herz auf, angesichts seiner Identifikation mit Annemarie. Ich behaupte mal: Den Hasen hätte es nicht gebraucht. Und vielleicht hast Du ihn deshalb aus dem Titel entfernt?

Die Kritik ist absolut berechtigt, aber ich stehe total auf dem Schlauch, wie ich es ändere. Vielleicht wirklich in der nächsten Geschichte, ich war nämlich schon verdammt froh, überhaupt eine geschrieben zu haben

Kleinscheiß habe ich aber:

Ich gehe jetzt gleich mal an den Text und bügle den Kleinscheiß aus, die Dialoge werde ich erstmal so lassen, eigentlich gefallen sie mir nämlich wirklich gut.

Jochen schaut sich um, aber das einzige Lebewesen in Sichtweite ist ein Hase. Jochen kneift die Augen zusammen und schaut noch einmal hin. Ja, das sind eindeutig die langen Ohren mit den schwarzen Spitzen und die unförmigen Hinterläufe eines Hasen.
Das finde ich seltsam. Jochen schaut erst hin und sieht: Das ist ein Hase. Und dann guckt er nochmal sehr genau hin, bestimmt detailliert die Hasenmerkmale und ja: Ist ein Hase. Entweder identifiziert er den Hasen auf einen Blick, oder er erkennt das Tier erst nicht und muss nochmal genauer hinsehen. Aber nicht beides.
Gut beobachteter Logikfehler, Danke

Jochen bleibt ruckartig stehen und legt seinen Kopf schief, um besser lauschen zu können.
Wessen Kopf auch sonst, wenn nicht seinen eigenen?
Die blöden Possessivpronomen habe ich immer auf dem Kieker, aber ab und an rutscht mal eines durch. Hier fand ich aber wirklich, das "legt den Kopf schief" sich nach einem lose herumliegenden Extrakopf anhört, das lass ich also lieber so :-)

Gefühlt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen.
I
Dieses Wort ist ja eine Relativierung, zeigt also die Subjektivität des Sprechers an. Aber da wir es mit einem personalen Erzähler zu tun haben, sind wir ja schon in einer subjektiven, einer "gefühlten" Realität. Jochen muss nicht den Leserinnen zeigen: Ich dummschwätze bloß, bitte nagle mich nicht drauf fest. Diese Relativierung ist doch unauthentisch. Viel besser fände ich: "Bestimmt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen!" Das wäre eine reine, unrelativierende, authentische Empfindung Jochens.
Das mag ich wirklich an Deinen Kommentaren, keine halben Sachen! Im Prinzip hast DU recht, aber es ist schon sehr genau gedacht. Ich ändere es trotzdem :-)

Das war's auch schon von mir. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen. Wie gesagt, für mich eine gelungene Geschichte, in der Du gekonnt Deine Stärken ausspielst. Ich würde mir nur wünschen, Du würdest ein paar Schritte aus Deiner Komfortzone heraus wagen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Tja, der toll herausgesuchte Kleinkram hilft auf alle Fälle, aber das Hauptprobem - ich hab keine Ahnung. Falls es hier einen Wortkrieger gibt (m/w/d :-) der eine Idee hätte, was ich als diesen besagten Schritt tun müsste - her mit der Ansage/Idee/Aufgabe - alleine komme ich wohl nicht weiter. So toll finde ich es nämlich nicht, für nette Geschichte gelobt zu werden ...
Schönen Sonntag
witch

 
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Hallo greenwitch,
ich glaub, ich hab noch nie einen deiner Texte kommentiert. Gelesen natürlich schon, allein wegen des Jahrbuchs. Aber kommentiert? Also jetzt wirds dann auch mal Zeit.

Ich hab ein bisschen in den Kommentaren geschnüffelt, von daher kann auch ich sagen, dass du UNBEDINGT mal die Partizipien mit einer Korrekturschere bearbeiten solltest. Ich gehe mal so weit, zu sagen, dass du dir an bestimmten Stellen durch diese Partizipialbremsklötze richtig die Stimmung versaust. Aber dazu später.

Was den Hasen betrifft, finde ich den sehr cool. Ein personifiziertes Jochengewissen. Ich mag solche mythischen Elemente in Geschichten. Wobei ich einigen anderen aber dennoch Recht geben muss, so richtig nachvollziehbar finde ich den Stimmungsumschwung des alten Grantlers immer noch nicht. Da haben weder der Hase noch die Parallelhandlung mit Jochens zunehmender Einfühlsamkeit dem Mädchen gegenüber genügend Raum, Tiefe und Gewicht.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich es auch ein wenig schade finde, dass die Kinder alle doch sehr brav sind. Gut, vielleicht ist deine Geschichte auch wirklich nur für einen bestimmten Adressatenkreis gedacht, aber ich finde das trotzdem schade, wie verdammt gut erzogen und moralisch diese Kinder sind. Ein Beispiel dafür:

„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“
Die Schimpfkanonade ist eine süße Idee, aber die gewählten Schimpfwörter, naja, zum Teil auch ein bisschen brav. Da dürftest du ruhig ein bisschen deftiger werden. Ich hab mich richtig gefreut, als Jochen sagt:
„Kommt gefälligst raus, sonst ist der Ball im Arsch.“ Drohend schwingt Jochen seine Hippe mit der gebogenen Klinge über dem Lederball.
Auch die Dialoge könntest du noch ein wenig zuspitzen. Besonders wenn die Kinder was sagen. Das ist zum teil einerseits sehr goldig, zum Teil aber könnte man es der echten Sprache noch ein wenig mehr angleichen.

Trotz all meines Gemeckers. Ich mag deinen Ansatz, die Idee und den Inhalt vom Prinzip her, viele Stellen, wie zum Beispiel, dass du den Jochen ausgerechnet in der Nähe der Ligusterhecke arbeiten lässt, das ist so wunderbar durchsichtig, ich mag die taffe Kleine, ach so viel.
Ich würde nur mal wirklich richtig durchfegen, all die Formulierungen prüfen, von denen du meinst, die wären doch eigentlich notwendig. Auch die, von denen du meinst, die stünden da, , weil die Geschichte ursprünglich mal für eine Gartengeschichtenausschreibung geschrieben wurde. Damit meine ich nicht die Fachausdrücke, die kann man sich alle erschließen, nee, ich meine damit, wie und wo du manche Garteneindrücke einstreust. Auch wenn ich ein Obergartensuperfuzzy und Ausrichter der Ausschreibung wäre, wäre, so manche Beschreibung passt einfach nicht und haut dem Leser aufs Auge. Aber auch dazu später mehr bei dem Beispiel mit den radieschen. .

Nur die Nerven
Okay, ich verstehe ja, dass du den ursprünglichen Titel verändert hast, der hätte zu viel verraten. Aber klasse war der schon. Vor allem, weil man immer an den Hackbraten namens Falscher Hase denken musste, weiß gar nicht, obs den heute noch gibt.
Aber den aktuellen Titel finde ich auch nicht so wirklich prickelnd. Der nimmt den Gehalt deiner Geschichte gar nicht ernst.

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei. Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops und springt, einige Blätter abreißend, durch die Himbeeren. Nachdem er drei Rosenkohlpflanzen geköpft hat, durchschlägt er, mit lautem Klirren das Frühbeetfenster.
Gleich vorweg, ich weiß, ich hör mich vermutlich arg streng an, es ist echt nicht böse gemeint, sondern ich geh einfach nur sprachlich mit und merke, wie du die Atmosphäre durch bestimmte sprachliche Eigenheiten echt zum Stocken bringst, sie schwerfällig und betulich machst. Ich hätte es auch nicht geschrieben, wenn dir das nicht immer wieder mal passiert.
Du schreibst ja hier Genre, da meine ich, dass man den Leseprozess berücksichtigen muss, sich Klarheit verschaffen muss, wie Punkte, Kommas, Satzkonstruktionen unterschiedlicher Art sich auf Rezeption und Stimmung auswirken.
Der Beginn ist so ein Paradebeispiel. Wir haben eine Szene, die eigentlich sehr actionreich ist, da muss man drauf achten, dass der Leser reingesaugt wird, keine Luft kriegt, unbedingt weiterlesen will, nicht den Faden verliert. Und du bahnst das auch genau so an, und zwar durch einen atmosphärisch guten ersten Satz, dann folgen die Aufzählungen, auch gut, aber mittendrin unterbricht ein Partizip die Handlung, reißt raus, diese Unterbrechung muss der Leser erst mal mitmachen. Dann folgt der Abschluss des Satzes, das ist wieder eine Unterbrechung, weil der Leser den Flug des Balles wieder aufnehmen muss, dann unterbrichst du die Handlung erneut durch einen Punkt. Auch in gewisser Weise ein Bremsklotz. Dann unterbricht ein Satzgefüge und versaut dir den Abschluss und Höhepunkt für den schönen bösen Flug des Balles. Die Landung im Frühbeetfenster.
Was ich damit sagen will, trau dich doch ruhig mal, deine Sprache der Handlung folgen zu lassen, also ruhig mal bei den Aufzählungen zu bleiben, nicht akribisch danach zu gucken, dass du auch ja genug Abwechslung in den Satzkonstruktionen hast, da mal ein Partizipchen, dort mal einen netten kleinen Temporalsatz. Diese Sprachvielfalt, die ja wichtig ist, kannst du später (nach dem Bild, wie der Ball alles niederpflügt) ja immer noch walten lassen. Vielleicht versteht man meine Meinung besser, wenn du dir das mit einem Film verglichen vorstellst. Da wird beim Flug des Balles doch auch nicht auf eine Detailaufnahme der Blätter gezoomt und darauf verweilt, das tust du aber mit dem Partizip im übertragenen Sinn.

Jochen steht mit offenem Mund vor seiner Gartenlaube, holt ganz tief Luft, in einer Hand frisch geerntete Radieschen, in der anderen sein Lieblingsmesser.
Nur kurz, was sollen die Sachen in seiner Hand? Die rauben dem eigentlichen Satz und dem Bild, das darin steckt, dem Zoom auf den fassungslosen Jochen mit seinem Fluch richtig die Kraft. Mit den Radieschen passiert wenigstens noch was, das Messer aber kommt später überhaupt nicht mehr vor. Du könntest das wirklich weglassen, dass die die Radieschen in seiner Hand sind, das kannst du zur Not mit etwas Angleichung später wieder aufgreifen, wenn er sie vor das Frühbeetfenster wirft.

„Ihr Scheißgören!“ Spucke fliegt aus seinem Mund, die Ader auf der Stirn pocht und seine Gesichtsfarbe nähert sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet dem Rot der Radieschen.
Der erste Teil ist klasse, da sehe ich seinen Zorn. Womit ich ein wenig Schwierigkeiten habe, das ist der kursiv gesetzte Teil, weil du ihn dadurch der Lächerlichkeit preisgibst.

Sekunden später liegen die prallen Kugeln mit den weißen Spitzen
Mal davon abgesehen, dass man echt für einen Moment überlegen muss, dass das die Radieschen sein sollen, ich finde das klingt wirklich furchtbar. Du willst lustig sein, aber es klingt nach dem angestrengten Bemühen stets für alles ein Synonym zu finden. Und bei Nomen wird das nun mal oft gar nicht gut.

Das Geschoss weit von sich gestreckt, wirft er einen Blick auf die Ligusterhecke zum Nachbargarten.
Auch hier ... Situation und Bild nicht genügend ausgekostet. Das hättest du zelebrieren können, wie er den Ball hochnimmt, ihn anstarrt, aber das sparst du leider aus, dabei ist der Ball doch für ihn die Inkarnation der Anarchie.

In seinem typischen Humpelgang stürmt Jochen auf den zentralen Hauptweg zu.
Keine gute Perspektive. So denkt niemand über sich, zumindest nicht in dieser Situation. Und was bringt das auch, wenn der Leser weiß, dass J. öfters humpelt.

So ... hier mach ich mal Schluss.
Trotz Gemeckers gern gelesen, weil man das Liebevolle in der Sichtweise spürt.

Alles Gute für dich und viele Grüße von hier nach dort
Novak

@greenwitch
Nachträglich noch, weil ich gerade das hier gelesen habe:

Tja, der toll herausgesuchte Kleinkram hilft auf alle Fälle, aber das Hauptprobem - ich hab keine Ahnung. Falls es hier einen Wortkrieger gibt (m/w/d :-) der eine Idee hätte, was ich als diesen besagten Schritt tun müsste - her mit der Ansage/Idee/Aufgabe - alleine komme ich wohl nicht weiter. So toll finde ich es nämlich nicht, für nette Geschichte gelobt zu werden ...
Die Idee habe ich jetzt auch nicht, aber für dein Problem würde es schon ein bisschen helfen, wenn du an der Stelle, wo Jochen gefühlsmäßig ins Schwanken gerät, weil er die Kinder hört, ein wenig nachlegst. Hier meine ich:
Jochens kurzfristige Entspannung verfliegt. Unentschlossen tritt er von einem Bein aufs andere. Da spürt er ein Zerren am rechten Hosenbein.
Da tritt der Hase zu schnell in Aktion. Irgendwas an dem Reden des kleinen Mädchens muss Jochen doch hier schon beeindruckt haben. warum gehst du dem nicht nach? Oder betonst noch einmal sein Missempfinden. Dann sind die beiden Handlungen ein bisschen besser verzahnt.

Dann bei der Beschreibung, wo der Hase seine Kapriolen schlägt, würde ich erst mal gründlich alle Adjektive und Übergenauigkeiten und Einschübe rausschmeißen. So viele sind das nicht, aber meine Güte, da macht Hase Harvey sich über Jochens Hose her und du hast nur Augen für frisch beackerte Beete. Lass den Jochen doch durch den Hasen in ein Beet fallen, die Erde an den Händen oder in der Frese haben, den Hasen doch ein bisschen fieser und immer nachdrücklicher werden, dieser Hasensalto ist ja cool, aber ich hab nicht verstanden, wieso Jochen dadurch versteht, dass er rübergehen muss, ich würd den Has viel stärker, als du das machst, in Richtung des Nachbargarten zerren. Die Spannung steigern. Ich weiß schon, dann werden vermutlich viele kommen und das auch wieder nicht gut finden, dann halt aus anderen Gründen. Aber ich würde jetzt einfach mal, wär ich du, meiner Idee nachgehen, dieses mythische Element einzuführen.

Hier hab ich jetzt erst mal alles gestrichen, was ich störend fand.

Ein Blick nach unten und mit einem sehr unmännlichen Quiekser springt er mitten in das frisch beackerte Beet. Vor ihm sitzt ein Hase. Der Hase! Jochen verdreht sein Bein und sucht nach einem Loch. Bestimmt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen. Der Hase blickt ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an und leckt sich das Maul. Ungläubig, aber auch ein wenig fragend, schaut Jochen auf das graubraune Tier. Der Hase hoppelt auf die Gartentür zu, dreht sich um, hoppelt wieder auf ihn zu. Was soll das? Nein, das verdammte Langohr will ihm nichts sagen. Stur setzt sich Jochen mit untergeschlagenen Armen auf die Bank vor der Laube. Mit Anlauf kommt der Hase auf ihn zu, springt einen guten Meter in die Höhe, verdreht sich schraubenförmig und landet direkt vor Jochens Füßen. Der schnappt nach Luft, nickt zaghaft und steht mit leicht wackeligen Beinen auf.

„Okay! Das war eindeutig.“ Jochen greift sich seine Saatgutkiste und geht energisch los. Den Blick geradeaus brummelt er die ganze Zeit: „Nicht real!“ und „Nur die Nerven!“
So, da ist der Jochen jetzt schon überzeugt. Wegen eines Salto? Würd Jochen viel stärker von dem Hasen führen lassen, Richtung Nachbargarten wie gesagt, Jochen verstohlene Blicke nach dem Hasen werfen lassen, der sich hinter ihm aufbaut, ihn nicht zurücklässt in den eigenen Garten keine Ahnung, aber der Hase muss ihn schon stärker hintreiben. Lass ihn doch auch ein bisschen Angst vor dem Hasen kriegen.
Und dann müsste der Blick auf die Kinder, wenn er dann im Nachbargarten ist, eine Empfindung erzeugen, die ihn einlenken lässt. Mitgefühl, die Erkenntnis, dass sie Angst vor ihm haben. Du hast das ja ansatzweise schon alles drin mit den verweinten Gesichtern und den Zwillingen, du müsstest es nur doller betonen und auskosten.

Naja und dann wollte ich noch ganz allgemein sagen, dass der Begriff "nett" oft sehr negativ ankommt. Es steckt manchmal eine Wertung drin. Mag sein. Es ist aber überhaupt nichts Schlechtes daran, Leser einfach nur zu unterhalten. Ich weiß noch nicht mal, ob deine Leser das überhaupt so meinen mit der Wertung, sondern die Geschichte nur einsortieren wollen und vielleicht einen Tipp geben wollen. Oft ist es ja man selbst, die zusammenzuckt, wenn etwas, was man macht, als "nett" bezeichnet wird. Aber ich würde das gar nicht so streng sehen. Ich wüsst nicht, was jetzt besser ist, eine nette Geschichte klug und spannend durchplanen und schreiben und gelungen an das Mitgefühl der Leser appellieren oder einem verwegenen literarischen Stil zu frönen, die eine Hälfte des Personals in Schwermut dahinsiechen zu lassen und die andere Hälfte gleich mit dem Hackemesser zu killen. Mal davon abgesehen, dass ich es es echt blöd fände, wenn es nur nette Geschichten gibt oder nur die anderen, meine ich, dass "nette, gute Geschichten" zu schreiben schon einiges an Handwerk und guten Einfällen braucht. Das ist hohe Kunst, um die man sich kümmern muss.

 

Liebe @Novak ,
schön das Du reinschaust ...

ich glaub, ich hab noch nie einen deiner Texte kommentiert. Gelesen natürlich schon, allein wegen des Jahrbuchs. Aber kommentiert? Also jetzt wirds dann auch mal Zeit.
ganz liebe Dank für den ausführlichen Kommentar, so viele Gelegenheiten hattest Du ja auch noch nicht - ich bin nicht sonderlich produktiv

dass du UNBEDINGT mal die Partizipien mit einer Korrekturschere bearbeiten solltest.
oh man, ich war schon einmal dran und hab umgebaut - auch wieder nicht so recht gelungen. Ich schau mal wie diese Woche ausschaut - dann kommt die Heckenschere zum Einsatz.

Was den Hasen betrifft, finde ich den sehr cool. Ein personifiziertes Jochengewissen. Ich mag solche mythischen Elemente in Geschichten. Wobei ich einigen anderen aber dennoch Recht geben muss, so richtig nachvollziehbar finde ich den Stimmungsumschwung des alten Grantlers immer noch nicht.
Ja, da ist wohl ein grundlegendes Problem, aber Deine späteren Tipps helfen mir das schon beträchtlich weiter, Danke.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich es auch ein wenig schade finde, dass die Kinder alle doch sehr brav sind.
Grins! Ich höre Fliege geradezu antworten 'Ja, sie mag Ihren Prots nicht weh tun' - schon wieder zu brav das Ganze. Ich plane mal im Kopf eine Geschichte mit richtig bösen Gören - ob ich das kann?
Doch diese bleiben jetzt eher so, sie sollen ja auch der Kontrast zu Jochen sein ...

aber die gewählten Schimpfwörter, naja, zum Teil auch ein bisschen brav. Da dürftest du ruhig ein bisschen deftiger werden.
nö, diesmal nicht!

Okay, ich verstehe ja, dass du den ursprünglichen Titel verändert hast, der hätte zu viel verraten. Aber klasse war der schon. Vor allem, weil man immer an den Hackbraten namens Falscher Hase denken
Wie man`s macht , macht man`s verkehrt! Ich war/bin mir sicher, das diese Fehlinterpretation auf den Braten auch Ärger bringt ... ich suche weiter. Da wir die Titel ja selbständig ändern dürfen, muss ich zumindest keinen Mod damit belasten. Vielleicht gehe ich erstmal auf den alten Titel zurück und denke in Ruhe drüber nach.

Gleich vorweg, ich weiß, ich hör mich vermutlich arg streng an, es ist echt nicht böse gemeint, sondern ich geh einfach nur sprachlich mit und merke, wie du die Atmosphäre durch bestimmte sprachliche Eigenheiten echt zum Stocken bringst, sie schwerfällig und betulich machst. Ich hätte es auch nicht geschrieben, wenn dir das nicht immer wieder mal passiert.
Keine Bange, ich kann mit klaren Ansagen ganz ordentlich umgehen. Und Deine Begründung leuchtet mir total ein. Und wenn es so krass auffällt, dann ist der Hinweis ja doppelt soviel wert.
Nun muss ich nur schauen, wie ich es ändere ...

Was ich damit sagen will, trau dich doch ruhig mal, deine Sprache der Handlung folgen zu lassen, also ruhig mal bei den Aufzählungen zu bleiben, nicht akribisch danach zu gucken, dass du auch ja genug Abwechslung in den Satzkonstruktionen hast, da mal ein Partizipchen, dort mal einen netten kleinen Temporalsatz.
Erwischt! Aber ich weiß nun mal, das ich nicht unbedingt die schönste Schreibsprache habe, also versuche ich da immer besonders aufzupassen - und bums - es geht schief.

Nur kurz, was sollen die Sachen in seiner Hand? Die rauben dem eigentlichen Satz und dem Bild, das darin steckt, dem Zoom auf den fassungslosen Jochen mit seinem Fluch richtig die Kraft. Mit den Radieschen passiert wenigstens noch was, das Messer aber kommt später überhaupt nicht mehr vor.
Öhm! Hier hat die Wortkriegererziehung gewirkt. Ich wollte Jochen das Messer über den Ball schwingen lassen und hörte in meinem Ohr viele Kritiker monieren - Wo kommt das Messer mit einem mal her? Also hab ich es ihm gleich in die Hand gedrückt. Aber das lässt sich sicherlich auch anders lösen. Ich merke jetzt, das ich bei dieser Geschichte versuch habe kurz zu bleiben. Nicht wegen der Ausschreibung, die war ziemlich offen, sondern weil ich oft zu lang bin, eher 7-9 Seiten, ich rede halt auch viel, das schlägt wohl durch ...

Der erste Teil ist klasse, da sehe ich seinen Zorn. Womit ich ein wenig Schwierigkeiten habe, das ist der kursiv gesetzte Teil, weil du ihn dadurch der Lächerlichkeit preisgibst.
ne, so soll es natürlich nicht rüberkommen, da fehlt mir wohl noch das Gefühl für die richtige Balance.

Du willst lustig sein, aber es klingt nach dem angestrengten Bemühen stets für alles ein Synonym zu finden.
Auch hier, nein, ich wollte nicht lustig, aber halt keine Wortwiederholung. Gar nicht so einfach , das Ganze!

Auch hier ... Situation und Bild nicht genügend ausgekostet. Das hättest du zelebrieren können, wie er den Ball hochnimmt, ihn anstarrt, aber das sparst du leider aus, dabei ist der Ball doch für ihn die Inkarnation der Anarchie.
Der Hinweis ist prima, stimmt, da geht mehr und macht es dann vielleicht auch deutlicher.

Keine gute Perspektive. So denkt niemand über sich, zumindest nicht in dieser Situation. Und was bringt das auch, wenn der Leser weiß, dass J. öfters humpelt.
Mist, das hatte Meuvind oder Linktofink schon angemerkt, hab ich verschusselt. Und irgendwie ja auch wieder Balance, was brauche ich, was ist too much! Ich arbeite dran.

Trotz Gemeckers gern gelesen, weil man das Liebevolle in der Sichtweise spürt.
Das Lob nehme ich zur Entspannung aber trotzdem gerne an, Freut mich!

Nachträglich noch, weil ich gerade das hier gelesen habe:
Oh, das ist leb von Dir! Ich lauf wirklich im Hamsterrad, aber hier sind ein paar gute Hinweise drin ...

aber für dein Problem würde es schon ein bisschen helfen, wenn du an der Stelle, wo Jochen gefühlsmäßig ins Schwanken gerät, weil er die Kinder hört, ein wenig nachlegst. Hier meine ich:
Ja, die Stelle hinter der Hecke, wo ja eigentlich der Umschwung erfolgt, da hatte ich es wohl zu eilig.
Da tritt der Hase zu schnell in Aktion. Irgendwas an dem Reden des kleinen Mädchens muss Jochen doch hier schon beeindruckt haben. warum gehst du dem nicht nach? Oder betonst noch einmal sein Missempfinden. Dann sind die beiden Handlungen ein bisschen besser verzahnt.
Ich glaueb, die Verzahnung ist das Zauberwort! Es kam ja von mehreren Lesern die Rückmeldung, das es auch ohne den Hasen ginge - also muss er fester integriert werden.

Die Spannung steigern. Ich weiß schon, dann werden vermutlich viele kommen und das auch wieder nicht gut finden, dann halt aus anderen Gründen. Aber ich würde jetzt einfach mal, wär ich du, meiner Idee nachgehen, dieses mythische Element einzuführen.
Ja, das gibt garantiert Ärger von der anderen Front, würde aber meine Absicht, den Hasen als seltsam, mystisch dabei zu haben unterstützen. Ich versuche es!

Und dann müsste der Blick auf die Kinder, wenn er dann im Nachbargarten ist, eine Empfindung erzeugen, die ihn einlenken lässt. Mitgefühl, die Erkenntnis, dass sie Angst vor ihm haben. Du hast das ja ansatzweise schon alles drin mit den verweinten Gesichtern und den Zwillingen, du müsstest es nur doller betonen und auskosten.
Das hört sich so einfach an. Ich sehe das Ganze schon ins Groteske umschlagen ... Aber noch gebe ich nicht auf.

Leser einfach nur zu unterhalten. Ich weiß noch nicht mal, ob deine Leser das überhaupt so meinen mit der Wertung, sondern die Geschichte nur einsortieren wollen und vielleicht einen Tipp geben wollen.
Es ist wohl beides, es kam definitiv als Wertung und das ist dann auch in Ordnung, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ich habe einfach für mich noch nicht den richtigen Themenbereich gefunden. Mit ist Alltag auch zu "nett", das liegt aber wohl daran, das ich die heile Welt bevorzuge, es meist recht optimistisch angehe. Aber ist suche weiter, will ja gar nicht in meiner Wohlfühlecke bleiben, ich weiß wohl einfach noch nicht, wie ich die Tür aufkriege.

Liebe Novak, ganz lieben Dank für Deine Hilfe, da war vieles zum Bedenken und sehr gute Ansätze um meiner Geschichte doch noch einen anderen Dreh zu geben. Nun schauen wir mal, was die Umsetzung so zulässt ...

 
Zuletzt bearbeitet:

@greenwitch

Liebe Witch,

gebongt, keine Details vor deiner Überarbeitung, aber hier ein paar Anregungen. Ich hoffe, dass du damit etwas anfangen kannst. :)

Ich gebe mal zu bedenken, ob es für deine Aussage sinnvoll ist oder nicht, dich als Autor zur Frage "ist der Hase Realität oder Halluzination?" zu positionieren. Der Titel (den ich absolut witzig und genial finde, bitte nicht nochmal ändern) ist ein nett dezenter Hinweis, mAn brauchst du das im Text selbst nicht nochmal zu betonen. Ambivalenz ist meist spannender.

Eine andere Möglichkeit wäre die in Alice in Wonderland genutzte: Carroll lässt das Weiße Kaninchen in Weste auftreten, aus der es eine Taschenuhr zieht und murmelt, dass es zu spät käme. Sofort ist klar, dass es nicht real ist (am Ende ist alles ja leider ein Traum, überraschend simpel für das tolle Buch). Das ginge ja auch weniger drastisch phantastisch - ich sehe es momentan aber wie einer oder einige der Vorredner hier, dass der Hase bei dir kein Verhalten zeigt, das ganz dezidiert unhasig wäre. Damit finde ich nicht nachvollziehbar, wie der Prot aus dem Verhalten des Tieres davon ganz unabhängige Schlüsse auf sein eigenen Verhalten zieht.

Die beiden Interpretationen Magischer Realismus (ich finde, der tag 'Seltsam' führt momentan auch zu falschen Erwartungen) und Realismus (= Halluzination) haben mAn beide kleine Probleme:

- Variante MR:
Wenn du es nicht grundsätzlich surrealistisch aufziehst (wie Carroll), würde ich zu einer Art "Geisterlogik" aus dem klassischen Horror raten, nämlich: Was will das Gespenst, das die Leute heimsucht? Jeder Geist - wie auch andere Symboltiere/-figuren - haben nicht nur eine thematische Funktion, wie z.B. Schuld & Sühne, sondern sie wollen konkret etwas von den Lebenden. Meist ist das, den Mord an ihnen aufzuklären, Gerechtigkeit zu bekommen und/oder ihre Leiche zu finden. Es gibt noch die Form der Parabel, die vor Übertretungen oder Maßlosigkeit warnen, was - "Die Affenpfote" ist da eine subtile Ausnahme - heute meist konservativ oder gar reaktionär wirkt.

Dieses Prinzip hat in mir die Frage geweckt, was denn dein übernatürlicher Hase (ein Wildtier) davon hat, dass der Prot freundlicher zu Kindern würde. Zwischen dem Hasen, der Haltung des Prots bzw. dem Hasen und den Kindern besteht im Moment aber eigentlich überhaupt kein symbolisch nachvollziehbarer Zusammenhang. Es wäre da sinnvoll, wenn dein übernatürlicher Hase irgendwie einen Vorteil aus dem Verhalten des Prots ziehen könnte, irgendwas, das sein Auftauchen rechtfertigen würde. (Da fiele mir bei der Figurenkombi aber nur was ganz anderes ein: Die Kinder haben einen Hasen gequält und der Prota muss die Kinder dazu bekommen, mehr Empathie zu entwickeln, obwohl ihn sowas bislang nicht gejuckt hat.)

- Variante Halluzination:
Damit muss der Hase quasi das "Unterbewusste" des Prots sein, das ihn zu einem Verhalten entgegen seiner Überzeugung zwingt. Aber: wenn er sich so sicher ist, dass diese "Rotzblagen" (wie meine Oma gesagt hätte :D) nervig sind, und das nur Nachbarskinder sind, also nicht mit ihm in einem Haushalt leben, wo liegt der Vorteil, die jetzt doch niedlich zu finden? Ich sehe keinen. Woher kommt diese Halluzination - was ja auf einen recht krassen psychischen Druck schließen lässt, wieso ist das überhaupt ein Problem für ihn?

Da gibt es nur eine Erklärung, die ich eigentlich für dich als viel zu reaktionär empfinden würde: Die Aussage der Autorin und/oder des Erzählers, dass es widernatürlich sei, Kinder nicht zu mögen; und deine Halluzination wäre eine logische, naturgemässe Hinführung zu mehr Zuneigung. Ich sehe in der Haltung deines Protas (und ich verleugne gar nicht, dass ich die teile) aber absolut keinen Ansatz, dass er eigentlich gerne Kinder mögen wollte. Er findet sie nervig, die Kinder sind als nervig und vorlaut beschrieben, und dann kommt der Hase und will das 'einrenken' - wozu?

Ich sehe schon - durch den Text mit den Teenies und dem kaputten Gewächshaus - dass du irgendwie was transportieren willst; und ich gebe gern zu, dass ich dieses Verständnis so wenig teilen kann, dass ich evt. was in deinem Text übersehe - aber sollte nicht grad jemand wie ich deinen Twist verstehen müssen?

Entweder also zeichnest du den Prot Kindern gegenüber als grundsätzlich ambivalenter und gibst ihm noch einen guten Grund, sich ihnen annähern zu müssen. Oder du belässt seine Haltung so dezidiert ablehnend, dann ... tja ... verstehe ich nicht, warum er aus den Sprüngen des Hasen schließt, dass er netter zu den Kids sein soll. Die sind quasi in seinen Bereich eingedrungen, er ist nicht zu ihnen gegangen, um seinen Kinderhass auszuleben. Ich sehe ihn so, dass er Kindern nix tut, sondern die nur nervig findet. Was hat er oder die Gesellschaft davon, dass er mehr Verständnis zeigt? Eigentlich haben nur die Kinder was von der ganzen Sache, und Plot-technisch finde ich das schief.

Ich sehe in der Frage, ob du Realismus oder Magischen Realismus schreiben willst, nicht das Hauptproblem, sondern die Bezüge zwischen a) deinen menschlichen Figuren und b) dem symbolischen Tier: Was bedeuten diese Beziehungen, ist der Symbolismus konsequent und aussagekräftig? Was genau willst du aussagen, was ist die Prämisse?

Ist es, Kindern gegenüber toleranter zu sein, müsstest du deinem Prot ein Incentiv dafür in Aussicht stellen. Z.B. Seine Partnerin ist ungeplant schwanger, sie will nicht abtreiben, er sich nicht trennen, und damit ist er gezwungen, sich Kindern anzunähern, will er, dass sein Nachwuchs in positiver Atmosphäre aufwächst. Also, nur ein Beispiel ...

Außerdem gebe ich zu bedenken, dass dieses Griesgrämige, Freudlose, diese kleingeistige Beamtenmentalität das krasse Klischee eines "Kinderfeindes" ist. Das ist aber - und dazu hab ich mich genug unter Antinatalisten und 'Kinderfreien' umgesehen - unrealistisch und wie ich finde, ärgerlich. Wenn ich mir die Kommentare hier ansehe, stehe ich wohl mit der Meinung allein da, und ich bin beim besten Willen nicht für pc-ness und stets realistische "Repräsentation" irgendwelcher Gruppen, aber Kurzgeschichten sollten mAn nach innovativ sein, nicht lediglich falsche Stereotypen reproduzieren. Damit führst du deinen Prot ja auch vor.

Oder du nimmst 'Seltsam' und 'Gesellschaft' raus und taggst mit 'Humor'. (Ein Gesellschaftsthema sehe ich eh nicht gegeben, dafür passiert nicht genug bzw. sind dafür die Konsequenzen nicht harsch genug.)

Was ich witzigerweise anfangs erwartet hatte, war ein Hase als 'Familiar' eines Hexers. Wir sehen zwar heute die Katze als das Hexentier, in der Frühen Neuzeit kamen aber weitaus mehr Hasen auf die Scheiterhaufen. Da hat mich wohl auch dein Nick auf die falsche Fährte geführt. ;-)

Weil mein Komm länger geworden ist als geplant: all deine Gartenwörter und der 'Blick aufs Grüne' finde ich toll, ein definitiver Pluspunkt, der die story auch abhebt.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken etwas anfangen, und es liegt mir vollkommen fern, dir eine bestimmte Richtung aufzuschwatzen, mir geht es mehr um Konsequenz und einen folgerichtigen Symbolismus/Plot. Ich meine, das wäre mit ein paar kleinen Änderungen wirklich leicht zu erreichen, egal, was du erzählen willst.

Ganz liebe Grüße aus dem sonnigen Norden,
Katla

 

Hallo @Katla ,

bevor Du mit Schnee oder Steinen nach mir wirfst, will ich doch lieber endlich deinen hilfreichen Komm beantworten. Ich hatte eigentlich geplant, erst an der Geschichte zu arbeiten, um dann noch ein paar Fragen klären zu können - aber es ist trotz allem Frühling in einer Gärtnerei - Chaos Plus sozusagen.

keine Details vor deiner Überarbeitung, aber hier ein paar Anregungen.
Das ist super, meist arbeite ich ja genauso viele Fehler neu ein, wie ich behebe ...

"ist der Hase Realität oder Halluzination?" zu positionieren. Der Titel (den ich absolut witzig und genial finde, bitte nicht nochmal ändern) ist ein nett dezenter Hinweis
Das war der Grund, warum ich den Titel (der mir gut gefiel) geändert hatte - ich empfand den Hinweis mit einem mal als zu deutlich, zu wenig dezent. Ich lasse ihn jetzt, stiftet ja auch nur Verwirrung.

Carroll lässt das Weiße Kaninchen in Weste auftreten, aus der es eine Taschenuhr zieht und murmelt, dass es zu spät käme. Sofort ist klar, dass es nicht real ist
okay, dann kriegt mein Hase jetzt die roten Strümpfe oder die Pudelmütze von Jochens Frau an! Ich verstehe was Du meinst, eine eindeutige Zuordnung für den Leser wäre besser.

der Hase bei dir kein Verhalten zeigt, das ganz dezidiert unhasig wäre. Damit finde ich nicht nachvollziehbar, wie der Prot aus dem Verhalten des Tieres davon ganz unabhängige Schlüsse auf sein eigenen Verhalten zieht.
Das schlägt natürlich in die selbe Richtung, schwierig, aber ich bin im Denkmodus, was passen könnte.

Variante MR:
Wenn du es nicht grundsätzlich surrealistisch aufziehst (wie Carroll), würde ich zu einer Art "Geisterlogik" aus dem klassischen Horror raten, nämlich: Was will das Gespenst, das die Leute heimsucht?
Vielleicht doch eher dieser Ansatz! Aber mit einem klitzekleinen Detail aus dem Surealismus, vielleicht ein Halskettchen. Ich hab im Kopf so die Richtung, das Jochens Frau eine ganz gesellige war, Menschen mochte und verband. Er, alter Stoffel, der er ist, vereinsamt. Es geht also gar nicht um Kinderhass, sondern um Menschenhass, und die Konsequenz Einsamkeit. Hab ich aber eindeutig nicht so umgesetzt, den Leser können bekanntlich keine Gedanken lesen.

Frage geweckt, was denn dein übernatürlicher Hase (ein Wildtier) davon hat, dass der Prot freundlicher zu Kindern würde.
Jochen (in Erinnerung an seine Frau) soll nicht einsam sein, soll mit Menschen umgehen.

Variante Halluzination:
Damit muss der Hase quasi das "Unterbewusste" des Prots sein, das ihn zu einem Verhalten entgegen seiner Überzeugung zwingt.
Ich sehe den Hasen eher als Verkörperung seiner verstorbenen Frau,

aber absolut keinen Ansatz, dass er eigentlich gerne Kinder mögen wollte. Er findet sie nervig,
Wie gesagt, da hab ich Kurzgeschichtenmäßig zusehr reduziert und nur die Geschichte mit den Kids erzählt, reicht hier nicht fürs Gesamtbild

aber sollte nicht grad jemand wie ich deinen Twist verstehen müssen?
hehe, so einseitig bis Du doch gar nicht!

Entweder also zeichnest du den Prot Kindern gegenüber als grundsätzlich ambivalenter und gibst ihm noch einen guten Grund, sich ihnen annähern zu müssen. Oder du belässt seine Haltung so dezidiert ablehnend, dann ... tja ... verstehe ich nicht, warum er aus den Sprüngen des Hasen schließt, dass er netter zu den Kids sein soll.
ich muss noch etwas Entscheidendes einbauen, damit das deutlicher wird, warum, aber noch zündet bei mir nix.

Ich sehe in der Frage, ob du Realismus oder Magischen Realismus schreiben willst, nicht das Hauptproblem, sondern die Bezüge zwischen a) deinen menschlichen Figuren und b) dem symbolischen Tier: Was bedeuten diese Beziehungen, ist der Symbolismus konsequent und aussagekräftig? Was genau willst du aussagen, was ist die Prämisse?
Ja, das habe ich verstanden. In etwas: Die Erinnerung an seine verstorbene Frau (in Form eines Hasens mit Kettchen) ruft Jochen zurück in die Gesellschaft der anderen Kleingärtner.

Das ist aber - und dazu hab ich mich genug unter Antinatalisten und 'Kinderfreien' umgesehen - unrealistisch und wie ich finde, ärgerlich.
Wie gesagt, es ging nicht um Kinderhass, ich kann Deine Lesweise aber verstehen, nur so wäre es wirklich platt und eindimensional. Wollte ich zumindest nicht ausdrücken.

Da hat mich wohl auch dein Nick auf die falsche Fährte geführt. ;-)
Na, solange es nicht mein generelles Verhalten ist, was diesen Trugschluss zuließ ...

all deine Gartenwörter und der 'Blick aufs Grüne' finde ich toll, ein definitiver Pluspunkt, der die story auch abhebt.
Dankeschön!

Also, ich denke, dass ich Deinen Kritikansatz verstanden habe, in die Richtung gab es ja auch schon einzelne Einwende davor. Nun muss ich nur noch an der Umsetzung feilen. Wahrscheinlich denke ich aber erstmal über den Copywrite nach und nehme den Hasen als Ablenkung, wenn ich hoffnungslos feststecke.
Liebe Dank und bis demnächst
witch

 
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Hallo liebe Witch,

Ich hab im Kopf so die Richtung, das Jochens Frau eine ganz gesellige war, Menschen mochte und verband. Er, alter Stoffel, der er ist, vereinsamt. Es geht also gar nicht um Kinderhass, sondern um Menschenhass, und die Konsequenz Einsamkeit.
Ah okay, dass der Hase was mit seiner verstorbenen Frau zu tun hat, ist tatsächlich komplett an mir vorbeigegangen. Meine Kritik mit dem Klischee steht dennoch, denn Misantropen werden ebenso stereotyp verbittert dargestellt wie 'Kinderfeinde'. Es gibt aber durchaus Misantropen, die glücklich sind, solange sie wenig mit Leuten zu tun haben (5,5 Millionen Finnen können sich nicht irren! :lol:)

Ich meine, da fehlte ein Grundgerüst und einige Informationen für den Leser, durch die man deinen Prot (und seine Tragik, gewissermaßen) einordnen kann. Es gibt hier immer mal wieder den Rat, man solle fiktionale Biographien für seine Prots schreiben, und ich finde das durchaus hilfreich. Davon muss sich nix in dem Text wiederfinden lassen, aber wenn man sich eine Kindheit/Jugend, Lieblingsbücher etc. ausdenkt, kommt man oft auf ein paar gute Gedanken, die die Figuren runder wirken lassen (nicht, dass ich das immer hinbekomme, klar).

Jochen (in Erinnerung an seine Frau) soll nicht einsam sein, soll mit Menschen umgehen.
Da fehlt mir der Kontext, aus dem das entstand: Ist er durch die Trauer verbittert (und wie kommt es zu diesem eher negativen Weg? Manche reisen, lenken sich mit der Überbetonung eines 'normalen Alltags' ab, beginnen vielleicht zu trinken ... da gibt es wohl so viele - positive wie negative - Möglichkeiten, wie es Menschen gibt). Dann frage ich mich jetzt, ob er durch den Todesfall so verbittert wurde, oder ob er schon immer Gesellschaft mied: wenn ja, war das in der Ehe eine als angenehm empfundene 'diversity', oder war das für die beiden schon lange ein Konflikt? Das ist wichtig: gibt er dem Hasen nach und kehrt damit zu seinem alten (prä-Trauer) Selbst zurück, oder gibt er aus Nostalghie an die geliebte Frau einen Teil seiner Selbst auf? Ich denke, die Story braucht eine ganze Menge Unterfütterung (und wenn du sie hast, müsste sie im Text selbst klarer werden).
da hab ich Kurzgeschichtenmäßig zusehr reduziert und nur die Geschichte mit den Kids erzählt, reicht hier nicht fürs Gesamtbild
Ja, ganz vor allem, weil hier der Sozialkontakt eher negativ ist: die Kids machen ihm was kaputt, was ihm sehr wichtig ist und dann ist er noch zur Auseinandersetzung mit denen gezwungen. Was, wenn der Außenkontakt postiv wäre? Die Schrebergarten-Nachbarn verstehen sich gut, er beobachtet das, dann laden sie ihn ein - somit wär er mehr im Konflikt: er will dann beides, die Harmonie, die er (momentan) nicht haben kann, da er noch trauert, und die Abgeschiedenheit, die ihm wohl auch teils guttun wird. Das sind jetzt alles nur Anstöße, aber vielleicht hilft es dir, mal in solche Richtungen nachzudenken.

So, ich tue ich mal selbst was Textmässiges ... :-)
Sonnige Grüße in den Süden,
Katla

 

Liebe greenwitch,

ich weiß, Dir schwirrt der Kopf. Es ist Frühling und da hat ein Gärtner niemals Zeit, das CW von jimmy sitzt Dir im Nacken und nun auch noch diese Geschichte, oder besser gesagt, noch ein Kommentar, aber liebe witch, lass liegen, was liegen gelassen werden muss. Und wenn Dir hier gerade vor lauter Komms der Faden abhanden gekommen ist, dann lass recht lange liegen und guck in sechs Monaten noch mal drauf. Ich würde Dir das nicht verübeln ;).

Ich will auch gar nicht viel schreiben, haben ja schon viele viel schlaues von sich gegeben, dem ich mich anschließen kann. Deshalb habe ich mir ein paar Dinge raus gepickt, die ich Dir doch noch mit auf den Weg geben möchte (wo und wann auch immer der endet, vielleicht hat er auch schon geendet). Ich mag die Idee hinter der Story. Mann zieht sich nach Tod seiner Frau als Einsiedler in seine Parzelle zurück, seine Welt beschränkt sich auf die paar Quadratmeter, mehr Welt kann er nicht ertragen, die Zeit blieb mit dem Tod der Frau einfach für ihn stehen. Dann diese Nachbarn! Oh, wie herrlich deutsch er doch ist. Und den Hasen, den finde ich ja Klasse, der schubst ihn ins Leben zurück, zumindest sehe ich darin seine Funktion. Das ist doch eine ganz solider Faden, wirklich hübsch ausgedacht.

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei. Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops und springt, einige Blätter abreißend, durch die Himbeeren. Nachdem er drei Rosenkohlpflanzen geköpft hat, durchschlägt er, mit lautem Klirren das Frühbeetfenster. Jochen steht mit offenem Mund vor seiner Gartenlaube, holt ganz tief Luft, in einer Hand frisch geerntete Radieschen, in der anderen sein Lieblingsmesser.

Alter Schwede! Was für ein Monster an Satz. Du nimmst das Tempo raus, wenn da noch eine Drehung, noch eine Schraube, noch ein Wörtchen, ... so fliegen Bälle nicht. Der Schuss ist linear, schnell und kraftvoll:

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei; prallt gegen den Stamm des Boskops, schießt durch die Himbeeren, köpft den Rosenkohl und zerdeppert final die Scheibe des Frühbeetes. Jochen steht mit offenem Mund vor seiner Gartenlaube. In einer Hand die frisch geerntete Radieschen, in der anderen sein Lieblingsmesser.
So mal zum Vergleich.

Die dünnen Haarsträhnen auf Jochens Kopf fliegen, als sein Kopf suchend von rechts nach links zuckt.
Den ersten Kopf braucht es gar nicht. Ich mein, kein Leser würde diese Leerstelle wie folgt ersetzen: Die dünnen Haarsträhnen unter Jochens Achseln fliegen, ...
Ganz klar was da fliegt und wo sich das befindet, auch, wenn man es nicht benennt.

Nichts erinnert ihn mehr an den Schrebergarten der alten Else. Keine schnurgeraden Erdbeerbeete mehr, kein Apfelspalier und auch keine sauber gegrubberten Salatbeete.
Brauchst Du wirklich noch eine Else? Die hält ja doch nur als Platzhalter her. Kann ja ne Brache gewesen sein, bis diese Stadthippies daherkamen. Fakt ist doch, die machen alles falsch! Was die da machen, passt so gar nicht zu seiner Vorstellung von Garten und die kennen wir ja bereits aus seinem eigenen.

„Wo sind deine Eltern?“
„Beim Yoga im Vereinshaus, wir sollen artig sein.“
:lol:

Oder der Hase als magisches Wesen, das Jochen hilft, Gutes zu tun, heimlich, also Doppelleben - ne, das sehe ich einfach nicht, das ich es rüber bekomme, Danke für Dein Vertrauen in mein "Können", aber ich sehe es einfach nicht.
Ich sehe das aber doch. Und Katla hat Dir ja wirklich viel Input zum Thema Hasen gegeben. Das geht ja in mehrere Richtungen, wie Du das anpacken könntest.
Nur mal angenommen, Du denkst Dir (nur du denkst dir das, schreiben tust du das nicht), der Hase wäre seine verstorbene Frau. Also, wie bekommt die Hasenfrau ihren verbitterten Mann wieder auf Spur? Was kann sie als Hasenfrau tun? Welche Mittel stehen einem Hasen zur Verfügung, einen Gärtner in die Verzweiflung zu stürzen? Sie könnte als Strafe für sein Geschimpfe an den frischen Sprößlingen nagen? Sie könnte ihm in die Schuhe kacken, sie könnte die Stangenbohnen kappen, die Erdbeeren ausbudeln ... vielleicht sieht er den Hasen irgendwann doppelt, dreifach ... hundert Hasen die seinen Garten auseinandernehmen. Irgendwann fragt er sich, ob das Illusion ist und braucht! die Kinder, weil die ihm sagen müssen, ob das real ist oder er gerade einfach nur durchdreht. Er muss auf die Kinder zugehen, zu ihnen rüber gehen, er muss nett sein, damit sie ihm helfen. Ich bin mir ganz sicher, das bekommst Du hin.

Vielleicht doch eher dieser Ansatz! Aber mit einem klitzekleinen Detail aus dem Surealismus, vielleicht ein Halskettchen. Ich hab im Kopf so die Richtung, das Jochens Frau eine ganz gesellige war, Menschen mochte und verband. Er, alter Stoffel, der er ist, vereinsamt. Es geht also gar nicht um Kinderhass, sondern um Menschenhass, und die Konsequenz Einsamkeit. Hab ich aber eindeutig nicht so umgesetzt, den Leser können bekanntlich keine Gedanken lesen.
Genau. Aber Du hast Dir hier den Weg bereitet. Du musst ihn nur viel konsequenter gehen ;).

Liebe Grüße, bleib gesund und lass die Hasen nicht in die Nähe deiner Gärtnerei!
Fliege

 
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Ach Du liebe @Fliege,
@Katla - Dich hab ich nicht überlesen, aber momentan ..., na, weißt Du schon, ich schaff das!

Ne, so geht das nicht! Also doch brav der Reihenfolge nach und für heute Feierabend in der Gärtnerei!
Liebe @Katla,

Ah okay, dass der Hase was mit seiner verstorbenen Frau zu tun hat, ist tatsächlich komplett an mir vorbeigegangen.
Dann habe ich es auch nicht eindeutig rausgearbeitet, das sehe ich jetzt auch.

Es gibt aber durchaus Misantropen, die glücklich sind, solange sie wenig mit Leuten zu tun haben
Aber er eben nicht, er mag keine Menschen. Aber in einer Gemeinschaft kommt man sich nun mal nahe, man kann nicht immer ausweichen (außer man hat soviel Platz wie die Finnen). Ich denke, seine Frau war da früher der Puffer ...

Es gibt hier immer mal wieder den Rat, man solle fiktionale Biographien für seine Prots schreiben, und ich finde das durchaus hilfreich.
ich hab so eine Biographie immer in meinem Kopf, denn irgendwie sind bei meinen Geschichten immer erst die Prots da und dann passiert etwas (wenn denn was passiert). Wie bereist eingesehen, habe ich bisher doch etwas blauäugig drauflos geschrieben. Das gepaart mit meiner verkopften Bodenständigkeit (sag da keiner absolute Fantasielosigkeit dazu), ergibt dann wohl die fehlende Tiefe. Aber ich denke, so allmählich verstehe ich, was ich ändern kann. Den zugrunde liegenden Konflikt herauskitzeln, nicht auf dem Tablett, aber spürbar. Danke an Euch alle für das Hinführen zu der Erkenntnis. Ich brauche nur wirklich etwas Zeit für die Umsetzung.

Ich denke, die Story braucht eine ganze Menge Unterfütterung (und wenn du sie hast, müsste sie im Text selbst klarer werden
Ja, das traue ich mir jetzt allmählich auch zu, vielleicht noch nicht perfekt, aber besser sollte das hinzubekommen sein.

Was, wenn der Außenkontakt postiv wäre? Die Schrebergarten-Nachbarn verstehen sich gut, er beobachtet das, dann laden sie ihn ein - somit wär er mehr im Konflikt: er will dann beides
nette Version, aber ich glaube, ich bin genug mit dem Einbauen der Hinter/Untergrund-Infos ausgelastet, da lasse ich das Grundkonzept lieber in Ruhe. Ich kann ja bei der nächsten Geschichte einen neuen Versuch starten.

Das sind jetzt alles nur Anstöße, aber vielleicht hilft es dir, mal in solche Richtungen nachzudenken.
Da war eine Menge an Anstößen und konkreten Hinweisen dabei. Und nun noch den achten Tag ...

So, ich tue ich mal selbst was Textmässiges ... :-
Oh ja, ich bin gespannt!
Vielen Dank für Deine Hilfe
Beste Grüße in den noch echteren Norden
witch


Liebe @Fliege, da wollte ich doch aus lauter Freude über Deinen Kommentar glatt sofort Antworten, hab gerade noch die Kurve zur guten Erziehung und Einhaltung von Regeln gekriegt. Wer weiß, ob es in Finnland nicht noch genug Schnee für einen harten Schneeball gegeben hätte ...

ich weiß, Dir schwirrt der Kopf. Es ist Frühling und da hat ein Gärtner niemals Zeit, das CW von jimmy sitzt Dir im Nacken und nun auch noch diese Geschichte
Ja, im Moment schwirrt mir hier von dem tollen Input wirklich ein wenig der Kopf, aber absolut im positiven Sinne. Ich hab noch kein etwas größeres Zeitfenster gefunden, um mich einmal komplett in die Kommentare und damit die zu verändernde Geschichte hineinzudenken. Ist ja beruhigend, das so viele Stammkunden versuchen uns zu unterstützen, indem sie auf Teufel komm raus Bestellen.
Und CW, Jimmy - kann mich nicht erinnern das da was war - ich finde ja Verdrängung ist ein toller Mechanismus.

lass liegen, was liegen gelassen werden muss
ja, im Moment wohl, aber im Kopf arbeitet es, also gerne her mit Deinen Anmerkungen

haben ja schon viele viel schlaues von sich gegeben
Ist schon super, dieses Forum! Danke an alle! Und sorry, für meine derzeit nicht erfolgenden Kommentare, das wird wieder besser!

wo und wann auch immer der endet, vielleicht hat er auch schon geendet
Die Geschichte liegt mir sehr am Herzen, schon, weil ich Dank Eurer Hilfe endlich dichter ran komme, ans Problem - Nett, platt, lala. Ich nehme die auf alle Fälle nochmal in die Hände.

Dann diese Nachbarn! Oh, wie herrlich deutsch er doch ist. Und den Hasen, den finde ich ja Klasse, der schubst ihn ins Leben zurück, zumindest sehe ich darin seine Funktion. Das ist doch eine ganz solider Faden, wirklich hübsch ausgedacht.
Schön, das die Grundidee für Dich funktioniert, ich versuche es dann auch so rüber zu bringen

Alter Schwede! Was für ein Monster an Satz. Du nimmst das Tempo raus,
Stimmt! Nun hatte ich mich so auf die Beseitigung der Partizipien konzentriert, das ich die Gesamtwirkung der Sätze völlig vernachlässigt habe. Danke!

Den ersten Kopf braucht es gar nicht. Ich mein, kein Leser würde diese Leerstelle wie folgt ersetzen: Die dünnen Haarsträhnen unter Jochens Achseln fliegen, ...
:Pfeif:
wird geändert

Brauchst Du wirklich noch eine Else? Die hält ja doch nur als Platzhalter her. Kann ja ne Brache gewesen sein, bis diese Stadthippies daherkamen. Fakt ist doch, die machen alles falsch! Was die da machen, passt so gar nicht zu seiner Vorstellung von Garten
Ich mag die Else! Mal schauen ...

Ich sehe das aber doch. Und Katla hat Dir ja wirklich viel Input zum Thema Hasen gegeben.
Okay! Ich werde es ja versuchen, und dann schauen wir uns halt alle das Ergebnis an!

Also, wie bekommt die Hasenfrau ihren verbitterten Mann wieder auf Spur? Was kann sie als Hasenfrau tun? Welche Mittel stehen einem Hasen zur Verfügung, einen Gärtner in die Verzweiflung zu stürzen? Sie könnte als Strafe für sein Geschimpfe an den frischen Sprößlingen nagen? Sie könnte ihm in die Schuhe kacken, sie könnte die Stangenbohnen kappen, die Erdbeeren ausbuddeln ...
Super, da werde ich wohl Ideenklau begehen müssen.

lass die Hasen nicht in die Nähe deiner Gärtnerei!
Ich hab mal einen Feldhasen mit der Flasche aufgezogen und auf unserm Land sind immer ein, zwei Hasen zu Hause - das sind tolle Tier. Manchmal muss man Prioritäten setzen, dann sind die Nelken halt wieder nicht verkaufbar (aber der Hase satt).
Hab Dank für das nochmalige Hinschupsen. Ich konzentriere mich jetzt erstmal auf die Gärtnerei und das Verdrängungsthema. Mit ein bisschen Konzentration kann ich ja bei der nächsten Geschichte schon mal etwas von dem dazugelernten anwenden.
Beste Wünsche für alle Lebenslagen
witch

 

Hallo @greenwitch,

alte Geschichte heißt ja nicht, dass sie vergessen ist. Gerne gelesen, weil ich nach etwas Seltsamem suchte. D
en Hasen beschreibst Du sehr lustig und wenn er spricht, kann das ja auch in den Bereich der Fabel wandern. Erinnert mich ein wenig an die 50er oder 60er Jahre - da spielten die Kinder tatsächlich noch im Garten - allerdings macht das Mädchen mit ihrer Bundesligaattitüde und die Ökos schnell Schluss mit der Vorstellung. Ja, und die Verwendung von Adverbien ist auch so ein Anfängersyndrom - hab ich drunter gelitten und rutscht mir heute noch in den Satzbau. Man will es ganz deutlich und genau beschreiben und vergisst die Phantasie des Lesers, der sehr wohl den Satz zu Ende denken kann.
Aber eine eher lustige als seltsame Geschichte - da macht es auch nichts, wenn der ordentliche Gärtner einen radikalen Sinneswandel erfährt. Zumindest ist er lernfähig.
Liebe Grüße
Detlev

 

Hallo @Detlev, ja, seltsam sollte sie sein, ich taste mich immer noch an dieses Thema heran, mag es sehr.

Zu den Adverbien habe ich mittlerweile eine etwas selbstbewusstere Einstellung - ich mag sie! Also dürfen welche in meinen Text, natürlich in Maßen, dann gelte ich halt mein Leben lang als Anfängerin, da kann ich, denke ich, mit umgehen.

Vielen Dank fürs Vorbeischauen, ich stürze mich wieder in die Challenge, da gibt es noch viel zu entdecken.
witch

 

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