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Falscher Hase

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01.01.2015
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Falscher Hase

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei. Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops und springt, einige Blätter abreißend, durch die Himbeeren. Nachdem er drei Rosenkohlpflanzen geköpft hat, durchschlägt er, mit lautem Klirren das Frühbeetfenster. Jochen steht mit offenem Mund vor seiner Gartenlaube, holt ganz tief Luft, in einer Hand frisch geerntete Radieschen, in der anderen sein Lieblingsmesser.

„Ihr Scheißgören!“ Spucke fliegt aus seinem Mund, die Ader auf der Stirn pocht und seine Gesichtsfarbe nähert sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet dem Rot der Radieschen. Sekunden später liegen die prallen Kugeln mit den weißen Spitzen wild verstreut vor dem Kasten, die sternenförmigen Zacken der Glasreste ragen drohend hervor, doch Jochen sieht nur noch den Ball. Das Geschoss weit von sich gestreckt, wirft er einen Blick auf die Ligusterhecke zum Nachbargarten. Diese Hecke bildet den Grenzwall, die letzte Verteidigungslinie gärtnerischer Kultur gegen das Chaos des Nachbargrundstückes. In seinem typischen Humpelgang stürmt Jochen auf den zentralen Hauptweg zu. Mit wenigen Schritten steht er vor dem wackeligen Drahtrahmen, den die Städter als Gartentür benutzen.

Die dünnen Haarsträhnen auf Jochens Kopf fliegen, als sein Kopf suchend von rechts nach links zuckt. Dort, wo früher seine Nachbarin mit kräftigen Schwüngen ihren Plattenweg gefegt hat, windet sich jetzt ein Pfad aus Schredder. Mittendrin eine dunkle Stelle mit tiefen Fahrradfurchen, eindeutig eine Pfütze, denkt Jochen schadenfroh. Tja, das passiert bei schön mit Gefälle verlegten Betonplatten nicht. „Kommt gefälligst raus, sonst ist der Ball im Arsch.“ Drohend schwingt Jochen seine Hippe mit der gebogenen Klinge über dem Lederball.
„Arsch sagt man nicht, das ist ein schlechtes Wort.“
Jochen schaut sich um, aber das einzige Lebewesen in Sichtweite ist ein graubraunes Tier. Jochen kneift die Augen zusammen und schaut noch einmal hin. Das ist keine Katze oder einer der vorwitzigen Waschbären. Das sind eindeutig die langen Ohren mit den schwarzen Spitzen und die unförmigen Hinterläufe eines Hasen. Das Tier sitzt aufrecht, legt jetzt den Kopf schräg und schaut ihn forschend an. Jochen macht einen zögerlichen Schritt zur Gartenlaube und schon schießt das Tier los, macht aber, wie aus Übermut, noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden.

Jochen kneift einmal fest die Augen zu, schüttelt den Kopf und dreht sich langsam im Kreis. Nichts erinnert ihn mehr an den Schrebergarten der alten Else. Keine schnurgeraden Erdbeerbeete mehr, kein Apfelspalier und auch keine sauber gegrubberten Salatbeete. Überall in dem viel zu hohen Rasen stehen Gänseblümchen und Gundermann. Sogar Löwenzahn kann er erkennen und über allem brummt und summt es. Da steht tatsächlich ein Bienenstock, grün gestrichen mit einer dicken gelben Blume am Einflugloch. Neugierig pirscht sich Jochen heran, blickt immer wieder in alle Ecken des Gartens. Ein anerkennendes Lächeln huscht über sein Gesicht, das wird die Obsternte in seinem Garten sicherlich gleich mitsteigern, nicht schlecht. Hinter ihm knackt es. Er packt den fast vergessenen Fußball wieder fester und fährt mit blitzenden Augen herum.
Vor ihm steht ein dürres Mädchen in einem rot-weißen Trikot und streckt die Hände nach dem Ball aus.
„Nein!“
„Aber er gehört mir.“ Die dürre Kleine stampft tatsächlich mit einem Fuß auf.
„Wie heißt du?“
„Annemarie und ich bin schon sechs.“ Stolz tänzelt das Mädchen auf den Zehenspitzen und reckt sich.
„Und wer hat den Ball geschossen? Wo sind deine Brüder?“
„Die Jungs schlafen noch und der Fußball gehört mir. Ich werde nämlich Kapitän in der Fußballliga.“
„Quatsch, du bist ein Mädel.“
„Na und?“
„Und wenn du geschossen hast, ist sowieso Schluss mit lustig, das gibt Ärger, aber richtig!“
„War keine Absicht.“ Die Stimme des Mädchens zittert ganz leicht, trotzdem schiebt sie das Kinn vor.
„Wo sind deine Eltern?“
„Beim Yoga im Vereinshaus, wir sollen artig sein.“

„Na, hat wohl nicht geklappt. Komm mit!“ Ohne sich noch einmal umzudrehen, geht Jochen zurück in seinen Garten. Hinter sich hört er ein gemurmeltes ‚Man muss bitte sagen‘, und als er am Haselstrauch vorbeikommt, sitzt dort der Hase. Nach einem langen Blick in Jochens Augen dreht sich das Langohr ruhig um und streckt ihm sein Hinterteil mit dem länglichen Schwanz entgegen. Jochen tut, als hätte er es nicht gesehen.
„Was habt ihr nur mit den schönen Erdbeerbeeten gemacht?“ Er schüttelt den Kopf und zeigt auf den Holzkasten in der Ecke des Gartens. „Und dort auf dem Kompost wuchs bei Else immer ein dicker Kürbis, manchmal war er sogar ein ganz bisschen größer als meiner.“
Das Mädchen reißt die Augen auf, leckt sich über die Lippen und fragt: „Könnten hier wirklich Erdbeeren wachsen?“
„Natürlich.“ Mittlerweile waren sie in Jochens Garten angekommen und er zeigt auf seine eigene Reihe Erdbeerpflanzen. „Und Möhren, Salat und Bohnen, aber das dauert noch ein bisschen, ist noch zu kalt.“ Als Jochens Blick auf die Splitter des Frühbeetfensters fallen, erinnert er sich schlagartig, warum ihm das Mädchen in seinen Garten hinterherläuft. Ohne Wort zeigt er auf den Schaden, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
„Aber, es war doch keine Absicht. Es tut mir wirklich ganz doll leid, ehrlich.“
„Nee, so läuft das nicht. Der Ball bleibt hier und du sagst deinen Eltern, dass du Schaden angerichtet hast!“
„Zu Hause muss ich zur Strafe aufräumen, aber hier ist ja gar nichts.“ Verwirrt schaut sich Annemarie in dem wie geleckt wirkenden Garten um. „Wo wohnen denn deine Bienen?“
„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich!“

Mühsam kniet sich Jochen hin und versucht all die Glassplitter aus dem Frühbeet zu pulen. Die meisten Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, es ist eine Schande. Sein Blick wandert immer wieder zu der auf seiner Seite exakt beschnittenen Ligusterhecke. War da wirklich ein Hase? Mit der flachen Hand schlägt er sich mehrmals an die Stirn, sicher, dass sein Gehirn ihm in all der Aufregung nur Trugbilder vorgegaukelt hat.
Da ertönt von seiner Gartentür ein vorsichtiges „Hallo?“
Zwei Knirpse stehen davor, und während einer versucht, die hochliegende Klinke zu erreichen, späht der andere durch die Holzlatten und ruft zaghaft.
„Was wollt ihr?“
„Guten Tag!“ Das Zwillingspaar legt die Köpfe in den Nacken und schaut zu ihm auf. Sie lächeln, nein, eigentlich wandern nur ihre Mundwinkel hinauf, der Rest sieht eher nach Heulen aus.
„Was wollt ihr, mein Bedarf an Rotzlöffeln ist für heute gedeckt.“
Die Jungs fassen sich an den Händen, lassen Jochen aber nicht aus den Augen. „Annemie sagt, du bist böse auf sie, aber sie hat sich entschuldigt.“
„Ja, hat sie, aber die Scheibe ist trotzdem kaputt.“
„Sollen wir beim Reparieren helfen, wir haben einen Reparierkasten.“
„Was habt ihr? Ach, egal. Verschwindet in euer Chaos. Los!“ Jochens Stimme wird immer lauter.
Die Jungs taumeln einen Schritt zurück und schieben einen Eimer zu Jochens Tür. „Die haben wir dir mitgebracht. Annemie sagt, deine Bienen haben gar kein Zuhause und auf diesem Veroni-dingsda wohnen ganz viele, später, im Sommer.“ Ohne sich umzuschauen, laufen die beiden Hand in Hand zurück zum Nachbargarten. Dann kommen sie zwei Schritte zurück und wispern: „Aber du musst sie gießen, nicht vergessen.“

Jochen steht hinter seiner Gartenpforte und schaut auf den Eimer voller Erde. Nur ein paar grüne Spitzen sind zu erkennen und ein dicker Regenwurm. Na, der könnte vielleicht am Samstag beim Angeln ganz nützlich werden, geht es Jochen durch den Kopf. Er holt den Eimer in den Garten und versucht, sich vorzustellen, was daraus wohl mal wird. Aus dem Nachbargarten klingt Kinderlachen zu ihm herüber.
„Nein, so einfach kommt ihr nicht davon.“ Energisch stellt Jochen den Eimer wieder vor die Gartentür. Er will nichts von den Ökos nebenan, basta. Unruhig stapft er zum Geräteschuppen, er muss dringend etwas tun, sonst kann er für nichts garantieren. Er braucht eine Arbeit, die Kraft fordert und ihn zum Schwitzen bringt. Jochen greift sich eine Grabeforke und beginnt das geplante Kartoffelbeet umzugraben, direkt an der Ligusterhecke. Doch egal, mit wie viel Schwung er die Forke einsticht, die Erde umwirft und auf die groben Schollen eindrischt – er kann die Stimmen hinter der Hecke hören.

Immer wieder vernimmt er die beiden Jungs mit ihren zarten Stimmen Dinge wie: „Lieb sein!“ und „Nochmal entschuldigen!“ flüstern. Aber sie kommen anscheinend gar nicht zu Wort, denn ihre große Schwester wettert in einer Lautstärke und mit einem Ideenreichtum an Beleidigungen, dass Jochen irgendwann nur noch lauschend stehenbleibt.
„Himmel, Po und Strick“, „Arm im Geiste“ und „Trüber Altbürger“ gefallen ihm am besten. Nur bei „Langohrignorant“ kommt er kurz ins Stutzen. Aber dann grinst er doch weiter still vor sich hin, erinnert sich an die Schimpfwort-Olympiade in seiner Jugend. Und auch heute noch sind seine Schimpftiraden gefürchtet. Er muss zugeben, dass die kleine Kröte schon gut mithalten kann. Darüber vergisst er fast, dass die wenig schmeichelhaften Wörter eindeutig ihm gelten. Irgendwann geht das Geflüster in eindringliches Zischen über und das Fluchen in leises Schniefen. Jochen bleibt ruckartig stehen und legt seinen Kopf schief, um besser lauschen zu können.
„Ich hab's verbockt, das gibt garantiert Fußballverbot.“ Der Rest von Annemaries Weinen geht in Schluchzen unter.
Die Stimmen der Jungs kommen kaum dagegen an: „Entschuldige dich nochmal, er wird schon zuhören.“
„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“

Jochens kurzfristige Entspannung verfliegt. Unentschlossen tritt er von einem Bein aufs andere. Da spürt er ein Zerren am rechten Hosenbein. Ein Blick nach unten und mit einem sehr unmännlichen Quiekser springt er mitten in das frisch beackerte Beet. Vor ihm sitzt ein Hase. Der Hase! Jochen verdreht sein Bein und sucht nach einem Loch. Bestimmt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen. Der Hase blickt ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an und leckt sich das Maul. Ungläubig, aber auch ein wenig fragend, schaut Jochen auf das graubraune Tier. Der Hase hoppelt auf die Gartentür zu, dreht sich um, hoppelt wieder auf ihn zu. Was soll das? Nein, das verdammte Langohr will ihm nichts sagen. Stur setzt sich Jochen mit untergeschlagenen Armen auf die Bank vor der Laube. Mit Anlauf kommt der Hase auf ihn zu, springt einen guten Meter in die Höhe, verdreht sich schraubenförmig und landet direkt vor Jochens Füßen. Der schnappt nach Luft, nickt zaghaft und steht mit leicht wackeligen Beinen auf.

„Okay! Das war eindeutig.“ Jochen greift sich seine Saatgutkiste und geht energisch los. Den Blick geradeaus brummelt er die ganze Zeit: „Nicht real!“ und „Nur die Nerven!“
Vorsichtig betritt er das Nachbargrundstück und macht sich mit einem etwas zittrigen „Hallo“ bemerkbar. Hinter dem Haselstrauch schauen drei Gesichter hervor. Annemarie wischt mit ihrem Trikot schnell über das verheulte Gesicht, die Zwillinge fassen sich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an den Händen.
„Ich habe einen Vorschlag!“ Jochen räuspert sich und stellt dann seine Saatgutkiste auf einen umgedrehten Eimer am Wegesrand.
Die Kinder kommen langsam näher.
Jochen greift in die Kiste und zieht einige der bunten Saattüten hervor. Jetzt sind die drei nicht mehr zu bremsen, neugierig schauen sie auf die Tüten mit Salat, Gurken und Möhrensaat.
„Mir entgeht ja ein Teil meiner Gemüseernte, weil du nicht zielen kannst.“ Mit einem Finger zeigt er auf Annemarie.
Gerade will diese aufbrausen, aber ein Tritt von ihrem Bruder lässt sie nur die Schultern hochziehen und ganz vorsichtig lächeln.
„Also werdet ihr auch Gemüse anbauen und mir etwas abgeben, sozusagen als Ausgleich.“
„Wir wissen doch gar nicht wie.“ Fast gleichzeitig kommt es von den drei Kindern.
„Na, dann muss ich euch wohl helfen, aber darüber spreche ich wohl besser mit euren Eltern. Kommt nachher rüber.“

Mit verwirrten Gesichtsausdrücken schauen ihm die drei hinterher. An dem Gitter vorm Gartentor dreht sich Jochen noch einmal um und zeigt auf den wackeligen Drahtrahmen. „Ich glaube ja nicht, dass dieses Ding sicher genug für euren Hasen ist.“
Annemarie zieht die Augenbrauen hoch und schüttelt den Kopf. „Welcher Hase?“

 

Hey Witch,

ne neue Geschichte von dir, ich freue mich. Dann schreibe ich mal den erlösenden ersten Kommentar. Hab den Text bereits kurz nach dem Reinstellen gelesen und kommentiere jetzt beim zweiten Durchlesen.

Textkram vorweg:

Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops

Willst du nicht Boskop-Baum schreiben? Ich weiß, was das ist. Haben auch so einen im Garten. Für manche Städter aber ist das vielleicht verwirrend, wenn man den Namen nicht kennt.

springt, einige Blätter abreißend durch die Himbeeren,

Du benutzt echt viele Partizipen, weißt du das? Oft finde ich das cool, aber manchmal stören mich die, weil ich denke, dass es du dir damit nur kompliziert machst. Hier z.B. direkt am Anfang.

Eine Minute später liegen die prallen Kugeln mit den weißen Spitzen wild verstreut vor dem Kasten,

Hab mehrmals lesen müssen, um zu verstehen, dass du mit den Kugeln Radieschen meinst. Pralle Kugeln mit weißen Spitzen ist eine total auffendige Beschreibung für ein Bild, das ich bereits im Kopf habe. Und ich hatte mir Radieschen auch nicht prall vorgestellt.

Ligusterhecke

Ist das nicht die Hecke aus Harry Potter?

In seinem typischen Humpelgang stürmt Jochen Richtung des zentralen Hauptweges.

Ich glaube, du vermischst hier Perspektiven. Den Rest des Textes über guckst du in Jochens Kopf rein, gibst seine Gedanken personal wieder. "Typischer Humpelgang" klingt für mich nicht nach einem Ausdruck, mit dem jemand sich selbst beschreibt. Das ist ist eher eine Feststellung von außen.

Kurz überlegt er, ob er wirklich freiwillig seine Ruhe aufgeben soll, aber dies geht wirklich zu weit.

Zweimal wirklich.

Jochen macht einen zögerlichen Schritt Richtung der Gartenlaube

In Richtung der Gartenlaube? Alternativ geht auch zur Gartenlaube hin, du hast ja bereits im Vorsatz das Wort Richtung benutzt.

„Annemarie und ich bin schon Sechs.“

Warum erzählt sie mir ihr Alter? Hier redet mMn. mehr der Autor und nicht das Kind.

„Und wenn du geschossen hast ist sowieso Schluss mit Lustig,

Komma nach hast.

„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich.“

:lol:

Auch ein paar Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, Schade drum.

Das kaufe ich Jochen nicht ab. Der macht eben noch wegen einer kaputten Scheibe und den Radieschen einen Mordsaufstand, und jetzt ist alles, womit er die Salatkeimlinge kommentiert, ein "Schade drum?"

„Sollen wir beim Reparieren helfen, wir haben einen Zeugkasten.“

Bin mir nicht sicher, aber der erste Teil des Satzes ist eine Frage. Kommt dann ein Fragezeichen nach Zeugkasten?

Er will nichts von den Ökos nebenan, pasta.

Pasta habe ich auf dem Teller. Basta meinst du, glaube ich.

„Okay! Das war eindeutig.“ Jochen greift sich seine Saatgutkiste und geht energisch Richtung Gartentür. Den Blick geradeaus brummelt er die ganze Zeit: „Nicht real!“ und „Nur die Nerven!“.
Vorsichtig betritt er das Nachbargrundstück und macht sich mit einem etwas zitterigen „Hallo“ bemerkbar. Hinter dem Haselstrauch schauen drei Gesichter hervor. Annemarie wischt mit ihrem Trikot schnell über das verheulte Gesicht, die Zwillingen fassen sich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an die Hände.
„Ich habe einen Vorschlag!“ Jochen räuspert sich und stellt dann seine Saatgutkiste auf einen umgedrehten Eimer am Wegesrand.

Ich mag deinen Text, der ist unterhaltsam und fein geschrieben, richtiges WK-Niveau. Die Stelle schmeißt das mMn aber hin, weil Jochen sich in meinen Augen unlogisch verhällt. Er schiebt total den Dampf, muss sich sogar was zum Abreagieren suchen, als ihm der Hase vor die Füße huppelt. Und aus irgendeinem Grund verbindet er den Hasen mit den Kindern. Ich lese das so, dass der Hase rein imaginär ist. Ob jetzt ein Produkt reiner Fantasie, Schuldgefühle wegen seinem Umgang mit den Kindern oder einfach nur der Stress, der Hase existiert nur für Jochen. Warum aber vollführt der bei Jochen einen Sinneswandel? Mit dem Angebot, das Gemüse zu teilen, macht Jochen für mich einen Zug, den ich ihm nicht zuschreiben kann. Vielleicht gibt es eine Stelle im Text, die das deutlich macht, aber die muss ich überlesen haben.

Was mir sehr gefällt, sind die Dialoge. Einfach, weil sie nicht ewig lang und ausschweifend sind, sondern immer auf den Punkt. Jochen hat auch seinen ganz eigenen Verschrobener-Gärtner-Typus, der mault und flucht und benutzt Wörter, die die Kinder nicht benutzen. Bestes Beispiel mit "Arsch".

So viel von mir. Schön, wieder was von dir gelesen zu haben.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @greenwitch,

Ich schreib mal mit ...

und seine Gesichtsfarbe nährt sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet dem Rot der Radieschen
meinst du nähert?

die letzte Verteidigungslinie (Leerschlag weg) gärtnerischer

windet sich jetzt ein Pfad aus Schredder
Hä? Gärtnerinnen-Latein? Sind das Häcksel-Schnitze oder sowas? Auch später … Hippe, gegrubbert, Gundermann, tse. :D

Mitten drin prangt eine dunkle Stelle
Mittendrin.

Mitten drin prangt eine dunkle Stelle
Finde prangen als Verb unpassend, weil zu stark.

um dann hakenschlagend hinter dem Haselstrauch zu verschwinden.
Hehe, der Hase verschwindet hinterm Haselstrauch.

Überall (Leerschlag weg) in dem viel

in seinem Garten sicherlich gleich mit steigern
mitsteigern.

sowieso Schluss mit Lustig, das gibt Ärger
lustig klein.

dass (Leerschlag weg) du Schaden gemacht hast?“
Da er es nicht als Frage meint, würde ich ein Ausrufezeichen nehmen. Schaden machen kenn ich nicht, nur Schaden anrichten, oder simpler, " … dass du etwas kaputt gemacht hast."

Verwirrt schaut sich Annemarie in dem, wie geleckt wirkenden Garten um.
Das Komma kann weg, da es ein Vergleich ist.

Sich mühsam hinkniend (Komma) versucht Jochen all die Glassplitte
Glassplitter

zu der auf seiner Seite exakt beschnittenen Ligusterhecke. War da wirklich ein Hase?
Hm? Ich denke, der Hase sitzt im Haselstrauch?

Sie Lächeln, nein,
lächeln klein.

Die Jungs fassen sich an die Hände
an den Händen.

ganz viele, später, (Leerschlag weg) im Sommer.“ (Leerschlag weg) Ohne sich

Mit der flachen Hand schlägt er sich mehrmals an die Stirn, sicher, dass sein Gehirn ihm in all der Aufregung nur Trugbilder vorgegaukelt hat.
Einige Sätze könnten begradigt werden, der hier ist einer davon. Vorschlag: Mit der flachen Hand schlägt er sich mehrmals an die Stirn. Wegen der Aufregung sieht er sicher nur Trugbilder.

schaut auf den Eimer voll Erde
voller

Nur ein paar grüne Spitze
Spitzen

und versucht(Komma) sich vorzustellen, was (Leerschlag weg) daraus

Er will nichts von den Ökos nebenan, pasta
Nudeln oder basta?

und mit einem Ideenreichtum an Schimpfwörtern, das Jochen irgendwann nur noch lauschend stehen bleibt
dass, stehenbleibt.

Altbürger“ (Leerschlag weg) gefallen

Nur bei „“Langohrignorant“
Gänsefüßchen zuviel.

Ich habs verbockt
hab's

Jochens kurzfristige Entspannung verfliegt, unentschlossen tritt er von einem Bein aufs andere.
Zwei Sätze, die du ruhig mit Punkt trennen kannst.

Ungläubig, aber auch ein wenig fragend(Komma) schaut Jochen auf das graubraune Tier

schauen drei Gesichter (Leerschlag weg) hervor

fassen sich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an die Hände.
den Händen.

Mit einem Finger piekst er in Annemaries Richtung.
würde ein einfaches zeigt bevorzugen, das piekst passt für mich hier nicht.

Stilistisch fallen die vielen Partizipien auf, die ich fast immer störend finde, weil sie eine Gleichzeitigkeit vermitteln, die anstrengt, weil ich mir zwei (oder mehr) Aktionen parallel oder ineinander verschachtelt vorstellen muss, z.B. der Ball springt Blätter abreißend und durchschlägt klirrend die Scheibe.
Schöne Geschichte, die du auch mit Kinder taggen könntest. Jochen, der noch die Kurve kriegt, weil ein Fata-Morgana-Hase ihm zeigt, wo es langgeht. Das macht ihn final sympathisch, denn zwischendurch dachte ich nur: was für ein Abziehbild eines Kleingärtners! Und damit bekommt auch deine Geschichte die Kurve, denn mehr an Kleingärtnerlichkeit hätte ich auch nicht ertragen. Denn, hey, es sind Kinder, kleine Fuzzies und denen kann man nicht ernsthaft böse sein, oder? Auch wenn die Eltern Ökos sind … :D

Peace, linktofink

 

Hallo Ihr Lieben @Meuvind ,@linktofink und @Rob F ,

ganz lieben Dank für die Kommentare, vor allem Dir Meuvind für die Erlösung, der erste Komm ist wirklich immer wichtig :huldig:
Die dummen Kleinigkeiten habe ich versucht schnell einzuändern, Dank Euch für die Nachhilfe. Die größeren Hinweise (Partizipien, Ablauf und mein Hasen-Darling) lasse ich mir schon mal durch den Kopf gehen.

Ich komme hoffentlich heute Abend zu ausführlichen Kommentaren an Euch, ist halt für eine Gärtnerin ein ziemlich schlechtes Timing für eine Geschichte im Forum, aber ich war so froh, endlich mal was zum Einstellen zu haben. Die Geschichte war mein erster Versuch, mich zu trauen, an einer Ausschreibung teilzunehmen. Die erwartetet Ablehnung kam, aber immerhin behauptet das nette Abschreiben, dass sie unter den zwanzig Besten von 120 war, das hat mich doch motiviert.

Schönen Sonntag erstmal für alle, ich hol die ordentlichen Komms nach, versprochen
witch, die Grüne

 
Zuletzt bearbeitet:

An einen Hackbraten denk ich zunächst bei dem Titel,

liebe witch,

dann an den „Etappenhasen“, eine Theaterklamotte mit dem poltrigen Willi Millowitsch, den ich als Kind sehen durfte und der tatsächlich satte sechzig Jahre sich‘s in meiner Birne gemütlich machte, und nun Deine kleine Erzählung, bei der ich tatsächlich über die Partizipienreiterei nachdenken muss und die mir dann doch gefällt. Du wirst sie nicht grundlos gewählt haben. Dass das Patizip II nicht nur zusammengesetzte Zeiten krönt, Passivphrasen bildet, sondern auch in eine Adjektivphrase
(

frisch geerntete Radieschen … von sich gestreckt … der gebogenen Klinge
usw.) übergehn kann, sollte bekannt sein (zum „Reichtum“ des Partizips siehe die über 200 Seiten starke Magisterarbeit „Die Partizipialkonstruktionen in der deutschen dichterischen Prosa von heute“ von Nada Filipović (https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor...FB+32_Partizipialkonstruktionen_Filipovic.pdf). Aber warum verfällstu in die Schreibweise vorreformatorischer Zeit
Das Geschoß weit von sich gestreckt, …
übrigens ein substantiviertes Partizip von „schießen“ …
wie zuletzt auch die „Gesichtsausdrücke“ mit einer Partizpbildung beginnen ...

... und schon schießt das Tier los, macht aber, wie aus Übermut[,] noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, …
Überall in dem viel zu hohe[n] Rasen stehen Gänseblümchen …
„Annemarie und ich bin schon sechs.“
... ‚Man muss Bitte sagen‘ und als er am Haselstrauch [vorbeikommt], sitzt dort der Hase.

„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich.“
Selbst wenn‘s ruhig und bedächtig dahergesagt wird, ist „troll“ Imperativ und der Satz mehr als ein Aussagesatz!

Zwei Knirpse stehen davor und während einer versucht die hochliegende Klinke zu erreichen, spä[h]t der andere durch die Holzlatten und ruft zaghaft.
Jochen greift sich eine Grabeforke und beginnt das geplante Kartoffelbeet umzugraben[…] direkt an der Ligusterhecke.
„Lieb sein!“ und „[n]ochmal [e]ntschuldigen!“ flüstern.
Vor ihm sitzt ein Hase. Der Hase[!]

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @greenwitch

wir kennen uns glaube ich noch nicht. Ich habe den Text jetzt einmal gelesen und kommentiere ihn jetzt bei zweitem Durchlauf.

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei.
Das empfinde ich als einen gelungenen Einstieg. Dadurch kann ich seinen Ärger schnell nachempfinden. Immerhin hätte der Ball ja auch ihn treffen können.
Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops, springt, einige Blätter abreißend durch die Himbeeren, köpft drei Rosenkohlpflanzen, um dann klirrend das Frühbeetfenster zu durchschlagen.
Das hat mir nicht so gut gefallen. Da versucht mein Kopf sich zusammenzureimen, wie es dort aussieht und wie der Ball sinnvoll so fliegt. Ist wahrscheinlich nur mein Empfinden, aber ich komme da mehr ins "denken", als ich eigentlich will.
in der anderen sein Lieblingsmesser
Das gefällt mir. Dadurch, dass er überhaupt ein Lieblingsmesser hat, deute ich es so, dass ihm die Gartenarbeit und der Garten am Herzen liegt.
Schritt Richtung Frühbeet dem Rot der Radieschen.
gelungener Vergleich
Eine Minute später liegen die prallen Kugeln
Was meinst du mit "prallen Kugeln"?
Und wieso "eine Minute" später? Der Ball schlägt ein und der Schaden entsteht erst ne Minute später?
Hippe mit der gebogenen Klinge
Hippe kenn ich gar nicht. Interessant.
„Arsch sagt man nicht, das ist ein schlechtes Wort.“
Das verwirrt mich. Wer sagt das? Das Mädchen, der Hase?
Wenn, das Mädchen, warum sieht er sie dann nicht?
Hinter sich hört er ein gemurmeltes ‚Man muss Bitte sagen‘
Da musste ich schmunzeln.
mit dem länglichen Schwanz entgegen.
Hasen haben doch ganz kurze Schwänze, oder nicht?
Als Jochens Blick auf die Splitter des Frühbeetfensters fallen, erinnert er sich schlagartig, warum ihm das Mädchen in seinen Garten hinterherläuft.
Find ich gut gemacht, dass er seinen Ärger kurz vergisst, wenn sich jemand für seinen Garten interessiert. Zeigt wieder, dass ihm das so am Herzen liegt.
„Was wollt ihr, mein Bedarf an Rotzlöffeln ist für heute gedeckt.“
Da würde ich nach "Was wollt ihr" ein Fragezeichen machen.
Annemie
Annemarie. Oder ist das bewusst, weil die Zwillinge den Namen ihrer Schwester nicht richtig aussprechen können oder wollen?
Annemie sagt,
Ok, scheinbar bewusst.
Gerade will diese aufbrausen, aber ein Tritt von ihrem Bruder lässt sie nur die Schultern hochziehen und ganz vorsichtig lächeln.
Das find ich auch gut geschrieben.
„Wir wissen doch gar nicht wie.“ Fast gleichzeitig kommt es von den drei Kindern.
Der Begleitsatz wirkt auf mich ungeschickt. Zumindest hört es sich ungeschickt an.
„Welcher Hase?“
Das frag ich mich auch. Das mit dem Hasen habe ich nicht ganz gerafft.

Mir gefällt der Text gut. Ich finde Jochen sehr gelungen. Auch Annemarie kann ich mir vor meinem geistigen Auge gut verbildlichen. Das mit dem Hasen habe ich nicht ganz verstanden, wäre cool, wenn du das noch erklären könntest. Ich lese mir jetzt mal die anderen Kommentare noch durch, bin gespannt, was die schreiben.

Danke für den Text, war mir 'ne Freude.
Man liest sich!

Gruß aufdemWeg

 

. Dann schreibe ich mal den erlösenden ersten Kommentar.
Ja, der erste wird immer mit Bibbern erwartet ... Danke Dir also sehr!

Schauen wir mal, was sich trotz viele, vielen Bearbeitungen so versteckt hat. Kleinkram ändere ich sofort, Dankeschön.

Willst du nicht Boskop-Baum schreiben? Ich weiß, was das ist. Haben auch so einen im Garten. Für manche Städter aber ist das vielleicht verwirrend, wenn man den Namen nicht kennt.
Du hast ja recht, aber ein bisschen Bildung schadet ja niemandem, oder. Ich behalte es im Auge

Du benutzt echt viele Partizipen, weißt du das? Oft finde ich das cool, aber manchmal stören mich die, weil ich denke, dass es du dir damit nur kompliziert machst. Hier z.B. direkt am Anfang.
Da fühle ich mich jetzt total erwischt, wenn es auch nicht, wie von @Friedrichard "unterstellt" wohlüberlegte Absicht war, so passt diese Sprache für mich einfach zu meinem Kleingärtner. Aber stören soll es natürlich nicht, also muss ich nochmal ran.

Hab mehrmals lesen müssen, um zu verstehen, dass du mit den Kugeln Radieschen meinst. Pralle Kugeln mit weißen Spitzen ist eine total auffendige Beschreibung für ein Bild, das ich bereits im Kopf habe. Und ich hatte mir Radieschen auch nicht prall vorgestellt.
Da bist Du nicht der Einzige, dem es zu viel ist und nicht gleich sauber erkennbar. Ich glaube, weil die Ausschreibung, für die der Text entstand ja "Geschichten aus dem Garten" hieß, bin ich sehr auf mein grünes Zubehör bezogen - muss ich also entschärfen.

Ligusterhecke
Ist das nicht die Hecke aus Harry Potter?
Tja, man schaue und staune - die gibt es nun mal wirklich im normalen Muggel-Leben!

In seinem typischen Humpelgang stürmt Jochen Richtung des zentralen Hauptweges.
Ich glaube, du vermischst hier Perspektiven. Den Rest des Textes über guckst du in Jochens Kopf rein, gibst seine Gedanken personal wieder. "Typischer Humpelgang" klingt für mich nicht nach einem Ausdruck, mit dem jemand sich selbst beschreibt. Das ist ist eher eine Feststellung von außen.
Uff! Das stimm wohl, aber wie ändere ich es? Kommt auf den Zettel!


Jochen macht einen zögerlichen Schritt Richtung der Gartenlaube

In Richtung der Gartenlaube? Alternativ geht auch zur Gartenlaube hin, du hast ja bereits im Vorsatz das Wort Richtung benutzt.
Und irgendwie kommt das Wort Richtung auch sonst recht häufig vor - was man alles so übersieht.

„Annemarie und ich bin schon Sechs.“
Warum erzählt sie mir ihr Alter? Hier redet mMn. mehr der Autor und nicht das Kind.
Mh! Das ist etwas, was ich bei Kindern oft beobachte, dieses Stolz sein und "Angeben" mit ihrem Alter

Auch ein paar Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, Schade drum.
Das kaufe ich Jochen nicht ab. Der macht eben noch wegen einer kaputten Scheibe und den Radieschen einen Mordsaufstand, und jetzt ist alles, womit er die Salatkeimlinge kommentiert, ein "Schade drum?"
Stimmt schon, ich wollte es nicht alzusehr escalieren lassen, aber hier muss er wohl etwas mehr meckern, ich frag ihn mal ...

„Sollen wir beim Reparieren helfen, wir haben einen Zeugkasten.“
Bin mir nicht sicher, aber der erste Teil des Satzes ist eine Frage. Kommt dann ein Fragezeichen nach Zeugkasten?
Da war ich auch schon am Rätseln! Die sicherste Methode wären wohl zwei Sätze. @Friedrichard falls Du nochmal schauen magst, gibt es bei sowas eine Regel?

Pasta habe ich auf dem Teller. Basta meinst du, glaube ich.
Ups

Ich mag deinen Text, der ist unterhaltsam und fein geschrieben, richtiges WK-Niveau.
sorry, aber das musste ich jetzt nochmal aus dem Zusammenhang reißen und genießen - Dankeschön!

Die Stelle schmeißt das mMn aber hin, weil Jochen sich in meinen Augen unlogisch verhällt. Er schiebt total den Dampf, muss sich sogar was zum Abreagieren suchen, als ihm der Hase vor die Füße huppelt.
Ja, genauso wollte ich den Kerl haben, bärbeißig, leicht reizbar, aber im Grunde nicht böse, da reicht ein ungewöhnlicher Anstoß und er kippt (zum Netteren). Aber wenn es so nicht ankommt, nicht nachvollziehbar ist - stimmt es halt noch nicht.

Und aus irgendeinem Grund verbindet er den Hasen mit den Kindern. Ich lese das so, dass der Hase rein imaginär ist. Ob jetzt ein Produkt reiner Fantasie, Schuldgefühle wegen seinem Umgang mit den Kindern oder einfach nur der Stress, der Hase existiert nur für Jochen. Warum aber vollführt der bei Jochen einen Sinneswandel? Mit dem Angebot, das Gemüse zu teilen, macht Jochen für mich einen Zug, den ich ihm nicht zuschreiben kann. Vielleicht gibt es eine Stelle im Text, die das deutlich macht, aber die muss ich überlesen haben.
also zumindest bei Dir ist der Hase so angekommen, wie von mir gedacht - reine Einbildung! Ich hatte einfach Lust auf sowas "anormales", bisschen verwirrendes, unreales - habs aber anscheinend noch nicht gut eingebaut, war der erste Versuch für sowas. Und ja, er soll der Auslöser sein, das "schlechte Gewissen/Unterbewusstsein" - aber da hapert es anscheinend an der Umsetzung. Leider sehe ich auch noch keinen Lösungsansatz ...

Was mir sehr gefällt, sind die Dialoge. Einfach, weil sie nicht ewig lang und ausschweifend sind, sondern immer auf den Punkt. Jochen hat auch seinen ganz eigenen Verschrobener-Gärtner-Typus, der mault und flucht und benutzt Wörter, die die Kinder nicht benutzen. Bestes Beispiel mit "Arsch".
Na, dann hat die Wortkrieger-Schule ja zumindest auf der Strecke wirklich was gebracht - da gab es auch beim letzten Mal wenig Ärger zu ...
Lieber Meuvind, nochmals Danke fürs Erlösen aus dem Anspannungszustand und die Hilfe beim Text polieren. Wenn Du eine Idee hättest, wie der Hase seine Aufgabe besser erfüllen könnte - ich bin ganz Ohr (lang, graubraun und an der Spitze mit schwarzer Färbung)
witch


wird fortgesetzt

 

Hallo @greenwitch!

Eine nette, kleine Geschichte und "nett" ist keine Allegorie zur Teilnehmerurkunde. Mir gefällt diese Idee mit dem falschen Hasen. Die Atmosphäre des Schrebergartens deiner Geschichte erinnert mich an "Löwenzahn". Jochen, der brummige Einzelgärtner, eine Hasen-Halluzination, Fußbälle und aus blöde Kinder werden gute Kinder. Könnte im Kinderkanal laufen.

Ich schreibe dir ein paar Anmerkungen und Ideen auf, nicht chronologisch dem Text folgend.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die älteste und noch in Gebrauch befindliche wissenschaftliche Methode - möglicherweise - die Vegetationsaufnahme der Botanik sei: Spanne von Nord nach Süd und Ost nach West Bindfäden über deine Wiese. Bestimme in jedem Quadrat alle Pflanzen, die du bestimmen kannst. Eine gefundene Art heißt ein markiertes Quadrat. Sei sorgfältig und vorsichtig. Arbeite gut.

Deine kleine Geschichte beginnt mit einer solchen Vegetationsaufnahme. Boskop, Gundermann, Rosenkohl, Himbeeren. Sie listet auf. Man ahnt, es geht hier um Gärtnerei und das Milieu scheint in einem kleingeistigen Schrebergarten angesiedelt zu sein. Aber eigentlich lebt ja deine Geschichte nicht von der Aufzählung nutzgärtnerischer Bepflanzungen. Hier oder besser so entsteht keine Atmosphäre. Sie lebt vom Dialog, der Art und Weise über was in dem Schrebergarten gesprochen wird:

„Beim Yoga im Vereinshaus, wir sollen artig sein.“

„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich.“

Für mich sind das die stärksten Sätze. Sie beenden einen Abschnitt, sie stehen für sich. Vor allem der erstere. "Wir sollen artig sein", ach so wirklich? Könnte ja auch anders gemeint sein, im Sinne von, wir sollen artig sein, sind es aber nicht, freches Hehe. Jochen wiederum sehe ich in diesem Dialog charakterisiert:

„Ja, hat sie, aber die Scheibe ist trotzdem kaputt.“
„Sollen wir beim Reparieren helfen, wir haben einen Zeugkasten.“
„Was habt ihr? Ach, egal. Verschwindet in euer Chaos. Los!“

Naja, einen Preis für empathische Kinderpädagogik wird der Jochen eher nicht gewinnen. Ziemlich unsympathischer Kunde. Nie zufrieden. Zum zweiten Mal kommt Team Reue und Schuld und er akzeptiert die Entschuldigung nicht. Nach der Gartenarbeit prüft er die Müllsäcke der Nachbarn auf korrekte Mülltrennung. Und die Ampelphasen an der Kreuzung Marktstraße/Wilhelmstraße dauern auch immer länger, da macht die Stadt seit Jahren, ja - JAHREN - nichts. Schlimm. Und der geplante Bau der Umgehungsstraße? Nichts! Pustekuchen! So einer, oder?

Tja, das passiert bei schön mit Gefälle verlegten Betonplatten nicht.

exakt beschnittenen Ligusterhecke.

beim Angeln ganz nützlich werden, geht es Jochen durch den Kopf.

Er will nichts von den Ökos nebenan

Aus irgendwelchen Gründen sind ja Schrebergärten das Beispiel für kleinbürgerliche Piefigkeit. Einerseits gefällt mir der verschrobene, angelnde Jochen, andererseits sind exakt beschnittene Ligusterhecken und geländenivellierte Waschbetonplatten (sind doch Waschbetonplatten, oder?) arg klischeebildend. Wiederum andererseits entsprechen derartige Hinweise dem realen Bild eines Schrebergartens: Hecke auf 1,30m. 30% der Anbaufläche mit Nutzpflanzen. Gemeindestunden. Und irgendwo gibt es immer Ökos, die aus Wellblechpappe vom Sperrmüll Gewächs"hütten" zusammenbasteln. Konservativ-ökologischer Konflikt (Elses alter Garten vs. neuer Öko-Garten). Ach so etwas eben.

Mich hätte mehr die gärtnerische Leidenschaft Jochens interessiert. Und warum er alleine ist. Ein Mann alleine im Schrebergarten. Vielleicht nicht in dieser kleinen Geschichte, die einen solchen verschrobenen Jochen samt falschen Hasen und den Kindern benötigt. Aber der eigene Garten? Der über mehrere Jahrzehnte gepflegt wird? Für viele ältere Menschen ist die Abgabe eines Gartens, auf Grund pflegerischer Bedürftigkeit zB, ein tiefer Einschnitt. Hier endet etwas. Okay, ich gehe gerade von deiner Geschichte weg. Aber verstehst du, was ich meine? Ich schreibe nicht vom netten Gärtnern und der Installation eines Frühbeets. Ich schreibe von der täglichen Hingabe, sich zu bücken, Unkraut zu zupfen, Pflanzen beim Keimen, Wachsen und Verwelken zu helfen, der Geruch frischer Erde an dreckigen Händen, und hinter dir springen die Kinder, hinter denen zwei Jahrzehnte später ihre Kinder springen. Rückzugsort im Sommer. Das ist Schrebergarten. Ich hoffe, ich übertreibe hier nicht und sonderlich gelenk ist das ganze nicht formuliert.
Vor diesem Hintergrund einer möglichen gärtnerischen Leidenschaft Jochens halte ich das

Auch ein paar Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, Schade drum.

für unpassend. Vielleicht einfach streichen? Er regt sich doch so auf und dann sterben seine Salatkeimlinge im Frühbeet durch einen blöden Fußball.

Sich mühsam hinkniend versucht Jochen all die Glassplitter aus dem Frühbeet zu pulen.

Vielleicht ein simples "aufsammeln"?

Jochen macht einen zögerlichen Schritt zur Gartenlaube und schon schießt das Tier los, macht aber, wie aus Übermut noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden.

Dem Hinweis mit den vielen Partizipien schließe ich mich an, stimmt, es sind etwas zu viele. Hakenschlagend klingt ganz nett, aber jetzt ist das "nett" eine Allegorie zur Teilnehmerurkunde.

Einmal fest die Augen zukneifend schüttelt Jochen den Kopf

Erbsenzählerei, aber er kneift erst die Augen zu, öffnet sie wieder und schüttelt dann den Kopf oder er kneift die Augen erst zu und schüttelt dann den Kopf?

„Was habt ihr? Ach, egal. Verschwindet in euer Chaos. Los!“ Jochens Stimme wird immer lauter.

Erbsenzählerei im Kleingartenmilieu, haha, das ist ja ein flacher Witz! Egal. Auch hier Erbsenzählerei: Jochens Stimme wird immer lauter, aber du beendest den Dialog mit diesem Satz.

***

Liebe @greenwitch, ich hoffe, du konntest mit meinen Anmerkungen und Ideen etwas anfangen. Oder kannst, wird bleiben mal ganz brav in der Gegenwart

Lg aus Leipzig (Stadt des Deutschen Kleingartenmuseums, Heimat des ältesten Schrebergartens der Welt),
kiroly

 

Hey Witch,

Wenn Du eine Idee hättest, wie der Hase seine Aufgabe besser erfüllen könnte - ich bin ganz Ohr (lang, graubraun und an der Spitze mit schwarzer Färbung)

Nur zum besseren Verständnis, weil ich das Gefühl habe, mich nicht genug erklärt zu haben: Ich finde gut, dass es den Hasen gibt. Was mich stört, ist die Einführung. Wieso schließt Jochen, dass der Hase mit etwas mit den Nachbarskinder und insbesondere mit seinem Verhalten zu tun hat? Der macht ja nicht viel außer durch die Luft zu springen und sich im Kreis zu drehen und ab und zu mal zu den Kindern zu flitzen. Das reicht mir nicht als Grund, dass Jochen sein Fehlverhalten einsieht.

Ideen habe ich keine, tut mir leid :D außer, dass der Hase doch noch sein Solo bekommt und mit Karotte in der Pfote und Zylinderhut auf dem Kopf über das Leben singt.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @greenwitch,

ich lese sehr selten in Kindergeschichten rein, da ich mich sehr schlecht in dieses Genre reinfühlen kann. Da ich nun doch hier gelandet bin, muss ich sagen, dass es eine sehr nette Geschichte für die Kinder ist. Der grummelige (aber nicht zu böse) Gärtner und die süße, (nicht zu) freche Annemarie.
Ganz herzig ist natürlich auch das knuffelige Häschen.
Die Geschichte kann man sicher schön zu Ostern vorlesen.
Aber nur für die ganz Kleinen.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Moin, moin @linktofink ,

vielen herzlichen Dank für den hilfreichen Kommentar. Den peinlichen Kleinkram habe ich zeitnah aufgeräumt, unglaublich, was da immer so übrig bleibt ...

meinst du nähert?
das ist echt ein Standardfehler, passiert schon zum dritten Mal - mal schauen, ob es jetzt hängen bleibt

Hä? Gärtnerinnen-Latein? Sind das Häcksel-Schnitze oder sowas? Auch später … Hippe, gegrubbert, Gundermann, tse. :D
Ja, Genau! Ein bisschen Fachkauderwelsch muss sein, wo bleibt denn sonst die Bildung ...

Einige Sätze könnten begradigt werden, der hier ist einer davon. Vorschlag: Mit der flachen Hand schlägt er sich mehrmals an die Stirn. Wegen der Aufregung sieht er sicher nur Trugbilder.
Da gehe ich nochmal in Ruhe durch. Für mich passten halt die umständlichen Sätze auch zu dem verdrehten Kerl, er hat ja ein paar Seiten mehr.

Stilistisch fallen die vielen Partizipien auf, die ich fast immer störend finde, weil sie eine Gleichzeitigkeit vermitteln, die anstrengt, weil ich mir zwei (oder mehr) Aktionen parallel oder ineinander verschachtelt vorstellen muss, z.B. der Ball springt Blätter abreißend und durchschlägt klirrend die Scheibe.
Wie schon in meiner ersten Antwort an Meuvind gesagt, es war rein intuitiv, keine bewusste Entscheidung (und somit wohl auch nicht die Klügste). Ich entschärfe das etwas, macht es ja dann auch wieder aktiver, mal schauen.
Zumindest sollte ich aufpassen, dass es keine Gewohnheit wird, hier stören sich ja fast alle dran.

Schöne Geschichte, die du auch mit Kinder taggen könntest. Jochen, der noch die Kurve kriegt, weil ein Fata-Morgana-Hase ihm zeigt, wo es langgeht. Das macht ihn final sympathisch, denn zwischendurch dachte ich nur: was für ein Abziehbild eines Kleingärtners!
Ups, das ich tatsächlich eine Kindergeschichte geschrieben haben könnte - traue ich mir eigentlich gar nicht zu. Das ich das Klischee "Schrebbergärtner" gut hingekriegt habe ist ja prima - immerhin war es original eine Ausschreibung zum Thema "Kleingarten"

Danke für die Hilfe beim Feinschliff
Beste Wünsch witch


Moin @Rob F ,

Dankeschön, dass Du mir einen Kommentar dagelassen hast und somit am Feinschliff der Geschichte mitwirkst.

es ist bestimmt nicht so leicht, aus einer einfachen Situation (meine ich nicht negativ) eine unterhaltsame Geschichte zu machen. Aber ich finde, es ist dir auf jeden Fall gelungen!
Prima! Ich mag Geschichte über alltägliches, es liegt mir auf alle Fälle eher, als herrliche Fantasie oder spannende Thriller. Auch wenn ich zugegeben immer neidisch auf die Texte schaue und mich manchmal belächelt fühle.

Obwohl es von der Art her ja keine "Spannungsgeschichte" ist, wie z.B. ein Krimi, wollte ich nach jedem Absatz wissen, wie es weitergeht. Und war gespannt, welchen Kompromiss die Kinder und Jochen am Ende finden. Ich kenne zwar persönlich keinen Kleingärtner, aber so ungefähr würde ich ihn mir vorstellen, sobald jemand etwas in seinem Garten durcheinander bringt...
He, dass hört ja dann von Aufbau der Geschichte her für Dich genau richtig an, prima

Und noch zu dem Hasen:
Also er ist im Prinzip Jochens Gewissen, das ihm als Hase erscheint und ihn auf den "richtigen" Weg bringt (?).
Ich habe beim Lesen halt immer wieder überlegt, warum ein Hase, hat das eine bestimmte Bedeutung? Oder könnte es statt einem Hasen auf irgendetwas anderes sein. dass ihm den Weg zeigt?
Wenn ich zugebe, dass ich gerne Alltag schrieb und für anderes es oft auch nicht reicht, heißt das ja nicht, das ich keinen Ehrgeiz oder Lust auf mehr/anderes habe. Nur das Können steht noch in keinem Verhältnis dazu.
Die Geschichte ist für eine Ausschreibung mit dem Titel "Geschichten aus dem Garten" entstanden. Zu der Idee einer relativ "realen" Gartenszene wollte ich gerne etwas mystisches, magisches, geheimnisvolles einbauen. Du siehst, ich bin sehr Boden verhaftet, denn der Hase ist wohl einfach zu real, zu normal, zu eindeutig in seinem Auftreten. Noch mangelt es mir aber an einer Idee, wie ich es anders machen könne, doch ich bleibe dran.
Also ja, der Hase ist hier Jochens "Gewissen", so eine Art äußerer Druckpunkt, Erinnerung "es geht auch anders"
Und natürlich könnte es alles mögliche sein - mit Hasen kenne ich mich halt ganz gut aus, nachdem mich mal einen mit der Falsche aufgezogen habe ...
Ich bleib dran, an meiner Idee, hier ist er erstmal nur ein weiterer Prot und scheint zumindest nicht zu stören.

Danke Dir für Deine Zeit
Beste Wünsche
witch

PS ja, der Titel ist noch nicht mein Darling, vielleicht steht er mir bei meiner Idee zum geheimnisvollen Hasen auch im Weg

 

„Sollen wir beim Reparieren helfen, wir haben einen Zeugkasten."
Ich nochmals, der erste Teil klingt wie eine Frage, wenn Ihr aber die zehn Gebote kennt ("Du sollst ..."), dann kommt durchs "sollen" auch ein An-Gebot zustande.
Fazit: Der Satz ist korrekt! (mein J, ich gewöhn mir langsam den Jargon der Theorie kommunikativen Handelns" an ...

Tschüss& bis bald,

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @greenwitch ,

mit dieser Geschichte machst du deinem Namen ja nun wirklich alle Ehre. Ich finde, dieser Text kann was. Da steckt sehr viel (auch handwerklich) Gutes drin. Zunächst ist da für mich das Gärtnervokabular zu nennen, mit dem du offensichtlich umgehen kannst. Trotz der vielen mir unbekannten Begriffe hilft es, in die Welt und Sprache Jochens einzutauchen.
Was mir weiter gut gefällt, ist die Sache mit dem Hasen; auch wenn ich mit der Umsetzung noch nicht ganz zufrieden bin. Einerseits mag ich so etwas einfach: wenn da so zwei Geschichten erzählt werden und bei dir sind es ja sogar drei (erstens der Fehlschuss, zweitens der Hase im Garten und drittens – das Besondere – die eventuelle Wahnvorstellung Jochens). Es ist eigentlich nur eine Stelle die mich da stört. Und zwar als der Hase ihm einen Fetzen von der Hose beißt. Da ist für mich dieser schmale Grad überschritten. Es ist jetzt im Prinzip nicht mehr denkbar, dass der Hase keine Wahnvorstellung Jochens ist. Damit fällt für mich dieses mehrschichtige Konstrukt in sich zusammen. Das würde ich so gestalten, dass da trotz des merkwürdigen Verhaltens des Hasens immer noch die Frage bleibt, ob der nicht wirklich einfach real ist.
Als Hindernis dieser Geschichte empfinde ich (ähnlich wie @kiroly ) das Klischeehafte. Das ist nicht für jeden Leser ein Problem, aber sobald es in den Bereich von Literatur und Kunst geht, kann das regelrecht zum Ausschlusskriterium werden. Natürlich ist es sehr schwer, da nachträglich rauszukommen. Hier im Text sehe ich da die Möglichkeit, das Jochen reflektieren zu lassen. Zum Beispiel kennt er dieses Klischee sehr gut, aber er fühlt sich wohl darin, oder besser, er orientiert sich förmlich daran, er will genau so sein wie ein Gartenzwerg und er hat nie verstanden, wie man die Gartenordnung und -kultur nur so verbrähmen kann. Was andere für kleingeistig halten, hält er für genau usw.
Mit den vielen Partizip-Konstruktionen geht es mir wie @linktofink. Man muss sich solche Konstruktionen ja nicht verbieten, aber sie zumindest schon sparsam und dann auch wirkungsvoll einsetzen.

springt, einige Blätter abreißend durch die Himbeeren
Die Stirn in Falten legend, zeigt er ohne Wort auf den Schaden.
Sich mühsam hinkniend versucht Jochen
immer wieder den Blick in alle Richtungen schweifen lassend

das mal als Beispiele. So etwas kann man eigentlich gut in Nebensätzen mit richtigen Verben auflösen. Natürlich haben Partizipien in der Dichte, die sie erzeugen, auch ihren Reiz. Hier wird das aber für mein Empfinden nicht genutzt und so steht die schöne Sprache nur im Weg herum.

Ligusterhecke Richtung Nachbargarten
stürmt Jochen Richtung des zentralen

nähert sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet
Mit wenigen Schritten steht er

Mit wenigen Schritten steht er vor dem wackeligen Drahtrahmen, den die Städter als Gartentür benutzen. Kurz überlegt er, ob er wirklich freiwillig seine Ruhe aufgeben soll, aber dies geht wirklich zu weit.

den ersten Satz finde ich gut. Da steckt viel drin und das ist irgendwie subtil. Den zweiten würde ich streichen, weil er für mich nicht wirklich zu der emotionalen, an Gesten gezeigten Reaktion Jochens passt. Da müsste der Gedankengang schon etwas krasser sein, das käme dann schon einer starken Selbstkontrolle gleich, nach so einer offenbar emotionalen Reaktion die Fassung für so einen Gedanken zurückzuerlangen.

windet sich jetzt ein Pfad aus Schredder

finde ich natürlich super, was du hier für ein Vokabular gebrauchst.

Tja, das passiert bei schön mit Gefälle verlegten Betonplatten nicht

Idee finde ich gut. Würde das aber nicht so als Verneinung schreiben, das wirkt verkomplizierend. Lieber: Tja, das passiert eben, wenn die Betonplatten kein Gefälle haben.

macht aber, wie aus Übermut, noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden

fand ich super. Hier funktioniert auch die Partizip-Konstruktion. Du beschreibst ganz viel Geste in einem Satz. Also keine General-Kritik an den Partizipien!

Keine schnurgeraden Erdbeerbeete mehr, kein Apfelspalier und auch keine sauber gegrubberten Salatbeete. Überall in dem viel zu hohen Rasen stehen Gänseblümchen und Gundermann

wieder super. Das ganze Vokabular. Obwohl ich gar nicht genau weiß, wie das alles aussieht, entsteht da ein Gartenkopfkino bei mir. Gerade sehe ich diese ganzen Sachen, für die ich keine Namen habe. Und, was man ja auch mal sagen muss, Worte wie 'Apfelspalier' und 'Gundermann' haben auch einfach einen schönen, ungewohnten Klang.

Ein anerkennendes Lächeln huscht über sein Gesicht, das wird die Obsternte in seinem Garten sicherlich gleich mitsteigern

würde hier statt Komma ein Semikolon setzen. Da wird ja zwischen außen und innen geswitcht. Da bietet sich das, finde ich, an.

„Annemarie und ich bin schon Sechs.“ Stolz tänzelt das Mädchen auf den Zehenspitzen und reckt sich.

Ich weiß nicht. Würde sie das wirklich in der Situation so sagen? Klar vom Inhalt passt das schon zu einer Sechsjährigen. Aber in der Situation? Da ist sie doch eher auch etwas unsicher, oder? Da würde ich sie auch ganz einsilbig antworten lassen und in den Gesten vorsichtiger.

„Und wer hat den Ball geschossen? Wo sind deine Brüder?“
„Die Jungs schlafen noch und der Fußball gehört mir. Ich werde nämlich Kapitän in der Fußballliga.“
„Quatsch, du bist ein Mädel.“
„Na und?“

hier wird die Informationsvergabe offensichtlich. Vielleicht einfach etwas kürzer, das würde schon helfen.
„Und wer hat den Ball geschossen? Wo sind deine Brüder?“
„Die schlafen. Aber der Fußball gehört mir.“
"Quatsch, du bist ein Mädel."
"Aber er gehört wirklich mir!"

„Wo sind deine Eltern?“
„Beim Yoga im Vereinshaus, wir sollen artig sein.“

da frage ich mich auch, ob sie das so mit dieser auf Information zielenden Präzision sagen würde. Ich sehe das so: Kleine Kinder werden ja oft viel zu präzise oder setzen Informationen voraus, weil sie denken, dass die anderen schon wüssten, was sie meinen oder weil sie auch ein Stück weit zu sich selbst sprechen, Gelerntes aufrufen, (schwierige) Situationen prozessieren, was ihnen oft schwer fällt (Lachen und Weinen als Reaktionen auf nicht einordbare Situationen).

Ich würde das in etwas so gestalten:

"Wo sind deine Eltern?"
"Bei der Yoga-Ute."
"So so. Und wo soll das sein?"
"Na im Haus im Dorf." Sie streckt einen Finger Richtung Kirchturm aus.
"Also im Gemeindehaus ..."

„Und dort auf dem Kompost wuchs bei Else immer ein dicker Kürbis, manchmal war er sogar ein ganz bisschen größer als meiner.“

ich finde diesen Abwärtsvergleich gut, weil er Jochen so schön als jemanden charakterisiert, dessen Weltbild sich auch auf diese Selbstüberhöhung stützt (weil er ein Selbstwertproblem hat?, denk ich beim Lesen).
Gleichsam scheint auch der schmerzliche Verlust seiner ehemaligen, so ordnungsgerechten Nachbarin, Else, durch.

„Nee, so läuft das nicht. Der Ball bleibt hier und du sagst deinen Eltern, dass du Schaden angerichtet hast!“

gemeiner (wenn du das willst) wäre, ihn drohen zu lassen, selbst mit den Eltern zu sprechen.

„Zu Hause muss ich zur Strafe aufräumen, aber hier ist ja gar nichts.“ Verwirrt schaut sich Annemarie in dem wie geleckt wirkenden Garten um. „Wo wohnen denn deine Bienen?“
„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich.“

Das letzte finde ich irgendwie merkwürdig. Das wirkt so jäh und so offensichtlich grantig charakterisiert. Fänd es nicht schlecht auf "Wo wohnen denn deine Bienen?" zu enden oder auf eine erstaunte Reaktion Jochens. Weil das ist ja schon eine ungewöhnliche Frage, die ja auch etwas anstößt.

Das Zwillingspaar legt die Köpfe in den Nacken und schaut zu ihm auf

Dieses Simultane, das die Zwillinge hier haben, gefällt mir. Später wird es mir dann zu viel. Als würden die da eine Choreo abziehen, alles gleichzeitig. Da wirkt es irgendwann künstlich.

Annemie sagt

Hierüber bin ich ebenfalls gestolpert. Wolltest du das wegen englisch Enemy, weil sie in Distanz zu ihr stehen? Das wäre mir zu konstruiert. Ansonsten finde ich die Idee gut, dass sie einen Spitznamen für sie haben. Aber dann eher etwas Kürzeres, Prägnanteres. Annemie würde ein ganz kleines Kind (zwei, drei Jahre) vielleicht seine Tante nennen, die es nur gelegentlich sieht.

Zeugkasten

Verstehe schon, dass hier gezeigt wird, wie der Junge auf kindliche Weise das Wort Werk- verschluckt. Aber Zeugkasten kommt mir dann doch wieder sehr präzise vor, weil ich an das Wort Zeug (Kleidung, Zeughaus) denke. Andersherum ist Werkzeug ein Wort mit dem Kinder aus verschiedenen Gründen sehr früh in Berührung kommen.

und auf diesem Veroni-dingsda

Das hat mir gut gefallen :lol:

Mit drohenden Blicken stellt Jochen den Eimer energisch vor die Gartentür.

Adjektivitis :D

„Himmel, Po und Strick“

schön

die kleine Kröte

mag ich auch

„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“

das kaufe ich ihr nicht ab. Das passt irgendwie zu gut. Da wird es für mich wieder Klischee, weil ich da dieses heile Bild vom guten, einsichtigen Kind vor Augen habe, dass für mich auch nicht wirklich zu der Kleinen passt.

Er hat offensichtlich in Jochens Hose gebissen, denn nun hängt ihm ein Fetzen der alten Trainingshose aus dem Maul.

das war die Stelle, die ich im Bezug auf die doppelte Erzählweise problematisch finde.

Vierbeiner

für einen Hasen? :hmm:

landet direkt vor Jochens Füßen. Der schnappt nach Luft

Das Pronomen 'der' scheint sich wegen der Stellung von 'Füßen' am Ende des letzten Satzes auf diese zu beziehen.

die Zwillingen fassen sich

Zwillinge (ein n zu viel)

Liebe Witch,
nimm, was du gebrauchen kannst und den Rest als Dünger.
Bis bald!
Carlo

 

Moin, moin Du treue Seele @Friedrichard

dann an den „Etappenhasen“, eine Theaterklamotte mit dem poltrigen Willi Millowitsch,
das Stück ist mir in meiner Kindheit in einer Fernsehaufzeichnug auch mal untergekommen - hatte aber nicht die beschriebene Langzeitwirkung :-) Aber mit dem Titel hadere ich auch noch etwas.

Dass das Patizip II nicht nur zusammengesetzte Zeiten krönt, Passivphrasen bildet, sondern auch in eine Adjektivphrase
Wie gesagt, Absicht war es keine, meine grammatikalischen Fähigkeiten sind eher intuitiv, aber ich werde es mir garantiert merken und hier am Wochenende auch mal aufräumen. Danke für die Nachhilfe.

übrigens ein substantiviertes Partizip von „schießen“ …
wie zuletzt auch die „Gesichtsausdrücke“ mit einer Partizpbildung beginnen ...
Peinlich. peinlich ...
Was den zweiten Teil angeht, da stehe ich wohl auf dem Schlauch, ich kann den Fehler nicht finden :bonk:

Selbst wenn‘s ruhig und bedächtig dahergesagt wird, ist „troll“ Imperativ und der Satz mehr als ein Aussagesatz!
also "trolle" Dich? Aber umgangssprachlich sollte es in der wörtlichen Rede doch so durchgehen, oder?

Jochen greift sich eine Grabeforke und beginnt das geplante Kartoffelbeet umzugraben[…] direkt an der Ligusterhecke.
Leider will auch hier mein Gehirn einfach nicht sehen, was Du mir sagen willst, Hilfe!

Fazit: Der Satz ist korrekt! (mein J, ich gewöhn mir langsam den Jargon der Theorie kommunikativen Handelns" an ...
Dankeschön fürs nochmal reinschauen, das beruhigt mich sehr.

Lieber Friedel, hab Dank fürs Lesen und kommentieren. Beruhigenderweise war Deine Fehlerliste nicht mehr ganz so lang (Dank der Vorkommentatoren und ein wenig Gehirnschmalz meinerseits).
Wünsche Dir einen wunderschönen Tag
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

... das Stück ist mir in meiner Kindheit in einer Fernsehaufzeichnug auch mal untergekommen - hatte aber nicht die beschriebene Langzeitwirkung :-) Aber mit dem Titel hadere ich auch noch etwas.

witch,

haderstu mit dem Etappenhasen?, spielt Ende des Ersten Weltkrieges in der „Truppe“ und ist ein Kater, der vom Kompaniekoch dem Oberst, der standesgemäß besseres Essen bekommt als der gemeine Soldat, als „Hase“ untergeschoben wird.
Ob ich heute noch lachen würde, weiß ich nicht , aber als noch nicht mal zehnjähriger Volksschüler schon. Rumalbern kann ich übrigens auch ganz gut ... nicht nur zu Enkels Wohle ...

übrigens ein substantiviertes Partizip von „schießen“ …
wie zuletzt auch die „Gesichtsausdrücke“ mit einer Partizpbildung beginnen ..
Peinlich. Peinlich …
Quatsch, „Geschichte“ ist übrigens auch ein substantiviertes Partizip, wobei Nominativ/Infinitiv und Partizip II von geschehen identisch sind, Partizip I „geschehend“ wird dagegen wie üblichdurchs angehänte d gebildet.

Das nächste Problem

Was den zweiten Teil angeht, da stehe ich wohl auf dem Schlauch, ich kann den Fehler nicht finden
Selbst wenn‘s ruhig und bedächtig dahergesagt wird, ist „troll“ Imperativ und der Satz mehr als ein Aussagesatz!
also "trolle" Dich? Aber umgangssprachlich sollte es in der wörtlichen Rede doch so durchgehen, oder?

Nein, der Satz „Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich.“ ist schlicht aufgrund des Imperativs mehr als eine bloße Aussage und verdiente m. E. ein Ausrufezeichen

Jochen greift sich eine Grabeforke und beginnt das geplante Kartoffelbeet umzugraben[…] direkt an der Ligusterhecke.
Du: Leider will auch hier mein Gehirn einfach nicht sehen, was Du mir sagen willst, Hilfe!
Du hast (oder hattest, wenn Du‘s schon abgeändert haben solltest, ein Komma vor „direkt“, also da, wo keines hingehört ...

Jetzt bitte wieder ENTSPANNEN, gelassen bleiben und auch in einen leckren Boskop beißen ...

Tschüss

Friedel,
der die Architektur dieses Beitrages bewundert ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, moin @aufdemWeg ,
lieben Dank für deinen Kommentar.

wir kennen uns glaube ich noch nicht. Ich habe den Text jetzt einmal gelesen und kommentiere ihn jetzt bei zweitem Durchlauf.
Ja, stimmt, also ein Hallo zurück! Ich handhabe es auch so, einmal "Normal"-Lesen und dann ein Wortkrieger-Durchlauf

Das empfinde ich als einen gelungenen Einstieg.
schön! Mir sind Einstiegssätze sehr wichtig, was aber natürlich nicht heißt, das sie dann auch immer funktionieren.

Das hat mir nicht so gut gefallen. Da versucht mein Kopf sich zusammenzureimen, wie es dort aussieht und wie der Ball sinnvoll so fliegt. Ist wahrscheinlich nur mein Empfinden, aber ich komme da mehr ins "denken", als ich eigentlich will.
Dann störst Du Dich offensichtlich auch an der durch die Partizipien entstehende Gleichzeitigkeit. Ich fand dieses Ping-Pong-Bild im Kopf ganz gut, nur wenn es den Leser rauswirft, bringt es nix. Ich gehe am Wochenende nochmal an die Geschichte im Ganzen, bisher habe ich nur Kleinkram eingeändert

Und wieso "eine Minute" später? Der Ball schlägt ein und der Schaden entsteht erst ne Minute später?
Schaue ich mir an, aber hier ging es denke ich um den Weg zum Gartentor und Nachbarn.

Das verwirrt mich. Wer sagt das? Das Mädchen, der Hase?
Tja, bei Dir funktioniert der imaginäre Hase wirklich nicht! Da fehlt mir wohl noch ein Stückchen handwerkliches Geschick, um es richtiger zu machen.

Hasen haben doch ganz kurze Schwänze, oder nicht?
ne, ca 10 cm lange schmale Puschel.

Der Begleitsatz wirkt auf mich ungeschickt. Zumindest hört es sich ungeschickt an.
Danke, hast recht, ist auch schon woanders als störende "Synchronbewegung" bemängelt, steht also jetzt auf der Liste.

Das frag ich mich auch. Das mit dem Hasen habe ich nicht ganz gerafft.
Ich wollte etwas seltsames, magisches, unreales einbauen, a) um zu schauen, ob ich es kann und b) um der doch recht biederen Alltagsgeschichte eine zweite Ebene zu verschaffen. Aber wie gesagt, ich übe noch.

Mir gefällt der Text gut. Ich finde Jochen sehr gelungen. Auch Annemarie kann ich mir vor meinem geistigen Auge gut verbildlichen. Das mit dem Hasen habe ich nicht ganz verstanden, wäre cool, wenn du das noch erklären könntest.
Also nochmal Dankeschön für Deinen hilfreichen Kommentar, Lieb, das Du nochmal aufzählst, was Dir gefallen hat und wo es hakt. ich bleibe dran!
Beste Wünsche
witch

Moin @Meuvind ,

Nur zum besseren Verständnis, weil ich das Gefühl habe, mich nicht genug erklärt zu haben: Ich finde gut, dass es den Hasen gibt. Was mich stört, ist die Einführung.
alles gut, so hatte ich es auch verstanden!

Ideen habe ich keine, tut mir leid :D außer, dass der Hase doch noch sein Solo bekommt und mit Karotte in der Pfote und Zylinderhut auf dem Kopf über das Leben singt.
Die Form von Solo wird es definitiv nicht, aber wahrscheinlich muss ich mal bei anderen Autoren genauer hinschauen, wie die sowas einbauen, ist ja kein neues Rad. Zumindest hat @Carlo Zwei schon mal weiter hinten eine Stelle aufgezeigt, die ich verbockt hatte. Die Einführung schaue ich mir am Wochenende nochmal an, zur Zeit bin ich froh, wenn ich morgens wenigstens eine Antwort hin bekomme, von Geben und Nehmen ganz zu schweigen.

Lass es Dir gut gehen
witch

Lieber Friedel @Friedrichard ,
Danke für die Nachhilfe, das ist bei Deinen Kommentaren immer der Klassiker - ich erwarte ganz schlimme Verstöße gegen allbekannte, aber hochkomplizierte Regeln und dann ist es nur ein Ausrufzeichen! Lieb, dass Du Dir nochmal die Zeit genommen hast.

Jetzt bitte wieder ENTSPANNEN, gelassen bleiben und auch in einen leckren Boskop beißen ...
Bei Boskop bin ich altmodisch, der gehört zur Ente oder Rippenbraten, das Apfelessen hat man mir in meiner Jugend durch Überfütterung eh abgewöhnt

der die Architektur dieses Beitrages bewundert ...
Das tue ich auch, denn für das Zitieren des Ausgangszitates muss ich mir irgendwann mal auf einem Stammtisch Nachhilfe holen, das will einfach nicht klappen - aber wie sagst Du immer so schön: Wird schon!
Schönen Tag wünscht
witch

 

Moin,moin @kiroly ,
liebe Dank für Deinen netten Kommentar (okay, so gemeint, ist auch nett ein durchaus gutes Wort)

Eine nette, kleine Geschichte ... Mir gefällt diese Idee mit dem falschen Hasen. Die Atmosphäre des Schrebergartens deiner Geschichte erinnert mich an "Löwenzahn".
Das ist doch schon mal was.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die älteste und noch in Gebrauch befindliche wissenschaftliche Methode - möglicherweise - die Vegetationsaufnahme der Botanik sei:
Ja, das gehört mit zur Bonitur. Aber so eine penible Aufnahme ist natürlich nochmal was ganz anderes, als ein schweifender Blick durch den Garten mit Aufzählung. Aber mir fällt bei den Kommentaren sehr doch auf, wie oft man Fachwissen voraussetzt. Zumindest klappt bei Dir ja die Verknüpfung der Pflanzen als Verortung im Schrebergarten.

Hier oder besser so entsteht keine Atmosphäre. Sie lebt vom Dialog, der Art und Weise über was in dem Schrebergarten gesprochen wird
Hier bin ich noch am Überlegen. Meinst Du es so, das schon die Beschreibung (jetzt Aufzählung) Atmosphäre schaffen müsste/sollte/könnte - also lieber ein Satz mehr als "nette" oder typische Beschreibung?

„Beim Yoga im Vereinshaus, wir sollen artig sein.“
„Bienen wohnen in der Natur und jetzt troll dich.“
Für mich sind das die stärksten Sätze. Sie beenden einen Abschnitt, sie stehen für sich.

Naja, einen Preis für empathische Kinderpädagogik wird der Jochen eher nicht gewinnen. Ziemlich unsympathischer Kunde. Nie zufrieden. Zum zweiten Mal kommt Team Reue und Schuld und er akzeptiert die Entschuldigung nicht. ... dauern auch immer länger, da macht die Stadt seit Jahren, ja - JAHREN - nichts. Schlimm. Und der geplante Bau der Umgehungsstraße? Nichts! Pustekuchen! So einer, oder?
Ja, der ist schon ein Typ. Den habe ich so ziemlich ein zu eins aus meinem Leben geborgt, ich liebe ihn heiß und innig, aber als Kind ... Na, wenn man Mist baute, musste man da halt durch.

Aus irgendwelchen Gründen sind ja Schrebergärten das Beispiel für kleinbürgerliche Piefigkeit.
Ich bin hier, gerade nach Euren hilfreichen Kommentaren auch immer noch am Grübeln. Ja, Schrebergarten ist einfach extrem Klischee - da gibt es so viele Vorschriften, da sind so viele ähnlich denkende Menschen auf dem Haufen - wenn man das zeigt, schreibt man Klischee. Wenn sich mit einem mal einer anders verhält, heißt es "nicht glaubhaft". Ich muss nochmal in Ruhe nachdenken, ob ich den Klischeeanteil hier so lasse oder nochmal umdenke.

Mich hätte mehr die gärtnerische Leidenschaft Jochens interessiert. Und warum er alleine ist. Ein Mann alleine im Schrebergarten. Vielleicht nicht in dieser kleinen Geschichte, die einen solchen verschrobenen Jochen samt falschen Hasen und den Kindern benötigt. Aber der eigene Garten?
Lustig, Du hast jetzt ziemlich treffsicher meine Themenliste zusammengestellt, die mit zu der Ausschreibung "Geschichten aus dem Garten" so einfielen. Aber mich sprach halt der Generationenkonflikt und die schrägen Charaktere dieser Idee spontan am meisten an. Es gab zwischendurch noch einen Absatz, der Jochens verstorbene Frau und ihre Leidenschaft für das retten weggeworfener Pflanzen beinhaltete.
Viele Ideen- vielleicht taucht der gute Jochen ja nochmal auf ...

Vor diesem Hintergrund einer möglichen gärtnerischen Leidenschaft Jochens halte ich das
Auch ein paar Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, Schade drum.
für unpassend. Vielleicht einfach streichen? Er regt sich doch so auf und dann sterben seine Salatkeimlinge im Frühbeet durch einen blöden Fußball.
ja, das bist Du nicht der einzige, ich gehe am Wochenende nochmal richtig in den Text - in der Hoffnung, das wirklich schlechteste Wetter ist und ich nicht in den Garten soll :D

Sich mühsam hinkniend versucht Jochen all die Glassplitter aus dem Frühbeet zu pulen.
Vielleicht ein simples "aufsammeln"?
oh man, ich mag das Wort aber so gerne

Jochen macht einen zögerlichen Schritt zur Gartenlaube und schon schießt das Tier los, macht aber, wie aus Übermut noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden.
Dem Hinweis mit den vielen Partizipien schließe ich mich an, stimmt, es sind etwas zu viele.
Ja, da muss ich dringend auslichten. Da merkt man, wenn sich ein bestimmter Ton für eine Geschichte eingespielt hat, zieht man sie durch, leider auch die weniger gute Version.

Ich schaue mir auch die genannten "Erbsen" nochmal an. Oft bringt der Kleinkram ganz, ganz viel für die Geschichte. Dein Kommentar hat mir geholfen, das manchmal erkennbare Lob erst recht und am Rest muss ich noch schrauben.

Lg aus Leipzig (Stadt des Deutschen Kleingartenmuseums, Heimat des ältesten Schrebergartens der Welt),
kiroly
Haha, deshalb gibt es ja diese Geschichte, es war eine Leipziger Ausschreibung und ich habe mich sogar um die "richtigen" Farben für Annemaries Fußballtrikot bemüht.
Liebe Grüße aus dem wiedermal nassgrauen Norden
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, moin @Kellerkind ,
Freitag Abend, da hab ich hoffentlich endlich eine Chance die noch ausstehenden Kommentare zu beantworten. Du hast mir mit Deinem erstmal eine dicken Schrecken eingejagt - ich mag zwar deutliche Ansagen, aber oft lese ich unter Alltagsgeschichten von Dir doch eher einen Verriss - so scharf war ich da nicht drauf :Pfeif:
Aber da bin ich ja glimpflich davon gekommen - Danke!

ich lese sehr selten in Kindergeschichten rein, da ich mich sehr schlecht in dieses Genre reinfühlen kann. Da ich nun doch hier gelandet bin, muss ich sagen, dass es eine sehr nette Geschichte für die Kinder ist. Der grummelige (aber nicht zu böse) Gärtner und die süße, (nicht zu) freche Annemarie.
Ganz herzig ist natürlich auch das knuffelige Häschen.

Okay, es sollte natürlich keine reine Kindergeschichte sein und so schlicht, dass sie nur für die ganz kleinen geeignet ist, möchte ich auch nicht schreiben. Aber ein wenig Geschmackssache spielt da sicherlich mit und ein paar Stellschrauben habe ich ja noch. Also Danke für den Hinweis ...

Wünsche ein schönes Wochenende
witch

Lieber @Carlo Zwei und ein nordisches Moin, moin!

Was für ein schöner Kommentar, da habe ich viel Spaß dran gehabt, gut Ideen bekommen und gehe nun am Wochenende hoffentlich gewappnet an die Überarbeitung - Dankeschön!

mit dieser Geschichte machst du deinem Namen ja nun wirklich alle Ehre. Ich finde, dieser Text kann was. Da steckt sehr viel (auch handwerklich) Gutes drin. Zunächst ist da für mich das Gärtnervokabular zu nennen, mit dem du offensichtlich umgehen kannst.
Dankeschön! Ja, ich will auch die nächsten Geschichten versuchen, mein "Fachwissen" zu nutzen. Warum mühsam recherchieren und trotzdem ja nur Halbwissen zu erreichen, wenn ich mich doch in einem interessantes Gebiet gut auskenne. Hat natürlich Grenzen und manchmal ist ja gerade das über den Tellerrand schauen wichtig. Außerdem laufe ich ja Gefahr, den Leser mit Infodumping zu verjagen, aber momentan reizt es mich.

Was mir weiter gut gefällt, ist die Sache mit dem Hasen; auch wenn ich mit der Umsetzung noch nicht ganz zufrieden bin. Einerseits mag ich so etwas einfach: wenn da so zwei Geschichten erzählt werden und bei dir sind es ja sogar drei (erstens der Fehlschuss, zweitens der Hase im Garten und drittens – das Besondere – die eventuelle Wahnvorstellung Jochens).
Okay, ich erkläre Dich hiermit zu meinem Lieblingsleser - Du hast genau erkannt, wo ich hinwollte, und das, obwohl die handwerkliche Umsetzung eindeutig noch in der Lernphase steckt.


Es ist eigentlich nur eine Stelle die mich da stört. Und zwar als der Hase ihm einen Fetzen von der Hose beißt. Da ist für mich dieser schmale Grad überschritten. Es ist jetzt im Prinzip nicht mehr denkbar, dass der Hase keine Wahnvorstellung Jochens ist. Damit fällt für mich dieses mehrschichtige Konstrukt in sich zusammen.
:bonk: oh man, na klar, das geht gar nicht! Hab ich schon mal kurz geändert und werde im ganzen Text versuche, nochmal nach zu deutlichen Hinweisen zu schauen. Aber die Stelle war auf alle Fälle doof, Dankschön!

Als Hindernis dieser Geschichte empfinde ich das Klischeehafte. ... Hier im Text sehe ich da die Möglichkeit, das Jochen reflektieren zu lassen. Zum Beispiel kennt er dieses Klischee sehr gut, aber er fühlt sich wohl darin, oder besser, er orientiert sich förmlich daran, er will genau so sein wie ein Gartenzwerg und er hat nie verstanden, wie man die Gartenordnung und -kultur nur so verbrähmen kann.
Ich bin noch zwiegespaltem mit dem Klischee-Problem, da ist ja auch dieses typische Bild beim Leser, der Erkennungswert, das interne Nicken (ja, so ist das). Ich fürchte, das ich beim Versuch die Klischeepunkte rauszunehmen ins Gegenteil rutsche, es also unglaubhaft wird. Aber ich versuche es, die Idee mit der Selbstreflexion gefällt mir, mal schauen, was ich hinbekommen.

Mit den vielen Partizip-Konstruktionen geht es mir wie @linktofink. Man muss sich solche Konstruktionen ja nicht verbieten, aber sie zumindest schon sparsam und dann auch wirkungsvoll einsetzen.
Ja, wie schon in anderen antworten zugestanden - das habe ich eindeutig übertrieben, ich nehme meine Hippe (ist eher ein altes Taschenmesser von Opa) und schnipple mal dran rum.

Auch die viele Richtungen sind mir im Nachhinein ins Auge gefallen, Danke fürs nochmal aufzeigen. Immer wieder spannend (oder oberdämlich) was sich so einschleicht.

windet sich jetzt ein Pfad aus Schredder
finde ich natürlich super, was du hier für ein Vokabular gebrauchst.
Tja, das passiert bei schön mit Gefälle verlegten Betonplatten nicht

Idee finde ich gut. Würde das aber nicht so als Verneinung schreiben, das wirkt verkomplizierend. Lieber: Tja, das passiert eben, wenn die Betonplatten kein Gefälle haben.
Tja, aber der Weg besteht ja nicht aus Betonplatten, ich guck trotzdem mal ...

macht aber, wie aus Übermut, noch einen senkrechten Sprung mit Drehung, um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden

fand ich super. Hier funktioniert auch die Partizip-Konstruktion. Du beschreibst ganz viel Geste in einem Satz. Also keine General-Kritik an den Partizipien!
Schön, denn den Satz mag ich schon recht gerne ...

wieder super. Das ganze Vokabular. Obwohl ich gar nicht genau weiß, wie das alles aussieht, entsteht da ein Gartenkopfkino bei mir. Gerade sehe ich diese ganzen Sachen, für die ich keine Namen habe. Und, was man ja auch mal sagen muss, Worte wie 'Apfelspalier' und 'Gundermann' haben auch einfach einen schönen, ungewohnten Klang.
Wie gesagt, Lieblingsleser, genauso viele werden die Wörter doof und einfach nur fremd finden.

Ein anerkennendes Lächeln huscht über sein Gesicht, das wird die Obsternte in seinem Garten sicherlich gleich mitsteigern
würde hier statt Komma ein Semikolon setzen. Da wird ja zwischen außen und innen geswitcht. Da bietet sich das, finde ich, an.
Ha, wieder was gelernt, ich hätte nicht sagen können, wo den ein Semikolon sinnvoll wäre

„Annemarie und ich bin schon Sechs.“ Stolz tänzelt das Mädchen auf den Zehenspitzen und reckt sich.
Ich weiß nicht. Würde sie das wirklich in der Situation so sagen? Klar vom Inhalt passt das schon zu einer Sechsjährigen. Aber in der Situation? Da ist sie doch eher auch etwas unsicher, oder? Da würde ich sie auch ganz einsilbig antworten lassen und in den Gesten vorsichtiger.
Okay, das kann ich nachvollziehen, ein wenig mehr Unsicherheit muss da wohl rein, immerhin ist Jochen ja als Brummelkopp bekannt und strahlt das auch aus.

da frage ich mich auch, ob sie das so mit dieser auf Information zielenden Präzision sagen würde. Ich sehe das so: Kleine Kinder werden ja oft viel zu präzise oder setzen Informationen voraus, weil sie denken, dass die anderen schon wüssten, was sie meinen oder weil sie auch ein Stück weit zu sich selbst sprechen, Gelerntes aufrufen, (schwierige) Situationen prozessieren, was ihnen oft schwer fällt (Lachen und Weinen als Reaktionen auf nicht einordbare Situationen).
Ich schaue mir die Dialoge nochmal an, aber die Knirpse in dem Alter sind halt sehr unterschiedlich, mein lebendes Vorbild für die Annemarie ist ja auch nur eine von Vielen ...

Das Zwillingspaar legt die Köpfe in den Nacken und schaut zu ihm auf

Dieses Simultane, das die Zwillinge hier haben, gefällt mir. Später wird es mir dann zu viel. Als würden die da eine Choreo abziehen, alles gleichzeitig. Da wirkt es irgendwann künstlich.
und dabei hatte ich die ganz genauso vor Augen ...


Annemie sagt

Hierüber bin ich ebenfalls gestolpert. Wolltest du das wegen englisch Enemy, weil sie in Distanz zu ihr stehen? Das wäre mir zu konstruiert. Ansonsten finde ich die Idee gut, dass sie einen Spitznamen für sie haben. Aber dann eher etwas Kürzeres, Prägnanteres. Annemie würde ein ganz kleines Kind (zwei, drei Jahre) vielleicht seine Tante nennen, die es nur gelegentlich sieht.
nö, ich glaub die Namenssache kann so bleiben, mit englisch hat das bei dreijährigen Knirpsen nichts zu tun, ich einfach die leichter aussprechbare Version mit ein bisschen Nuscheln

Zeugkasten

Verstehe schon, dass hier gezeigt wird, wie der Junge auf kindliche Weise das Wort Werk- verschluckt. Aber Zeugkasten kommt mir dann doch wieder sehr präzise vor, weil ich an das Wort Zeug (Kleidung, Zeughaus) denke. Andersherum ist Werkzeug ein Wort mit dem Kinder aus verschiedenen Gründen sehr früh in Berührung kommen.
Tja, Heilmachkasten fand ich albern, bei Werkkasten höre ich schon die nachfragen im Kopf und noch will mir nichts einfallen. Achja, eine Idee war noch, ein Bruder sagt den Anfang und der andere den Rest, kriege ich aber nicht ordentlich beschrieben. Weitergrübeln!

Mit drohenden Blicken stellt Jochen den Eimer energisch vor die Gartentür.

Adjektivitis :D
ach komm schon, das sind zwei! Aber ich achte drauf beim überarbeiten.

„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“
das kaufe ich ihr nicht ab. Das passt irgendwie zu gut. Da wird es für mich wieder Klischee, weil ich da dieses heile Bild vom guten, einsichtigen Kind vor Augen habe, dass für mich auch nicht wirklich zu der Kleinen passt.
Ja, sehe ich auch, aber wenn ich sie noch aufbegehren lasse, muss ich noch eine Runde drehen und ich wollte diesmal keine sieben Seiten und mehr schreiben ...

Vierbeiner

für einen Hasen? :hmm:
Brauchst Du ein Bild?

Okay, den Kleinkram habe ich ohne Kommentar übernommen, da waren viel gute Dinge drin. Und nochmal ein dickes Dankeschön für das Aufzeigen bereits ganz guter Stellen, das hilft auch immer wieder sehr, vor allem gegen Selbstzweifel.
Ich wünsche ein schönes Wochenende
Beste Wünsche
witch

 

Liebe @greenwitch,
mit großer Analyse der Geschichtenstruktur kann ich leider nicht aufwarten. Von mir bekommst du Gedanken und Vorschläge zu einzelnen Textstellen, Bilder, die für mich schief klingen und aufgelesene Flusen. Hoffe, du kannst was davon gebrauchen :)


Falscher Hase
Der Titel mit seiner Deutungsmöglichkeit zum Hackbraten gefällt mir nicht so. Damit führst du den Leser an der Nase rum.
Dann folgt ein guter Einstieg – ich bin sofort im Geschehen und habe ein konkretes Bild vom Mustergärtner Jochen.


und seine Gesichtsfarbe nähert sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet
wirft er einen Blick auf die Ligusterhecke Richtung Nachbargarten.
stürmt Jochen Richtung des zentralen Hauptweges.
WW auf relativ kurzem Raum; „Richtung“ kommt 9 Mal im Text vor. Das könntest du vllt. reduzieren.

um dann hakenschlagend hinterm Haselstrauch zu verschwinden.
Der Hase verschwindet hakenschlagend hinterm Haselstrauch.
Hihi. Ich find’s gut. :lol:


Einmal fest die Augen zukneifend
Kopfschüttelnd zeigt er
Die Stirn in Falten legend
Sich mühsam hinkniend
Suchend schaut er sich nach
Anerkennend muss er zugeben
(Ich habe nicht gezielt danach gesucht. Nur notiert, wenn sie mir aufgefallen sind.)

:/ Partizipien. Ich muss leider meine Portion Salz mit in die Wunde streuen.


Überall in dem viel zu hohen Rasen stehen Gänseblümchen und Gundermann. Sogar Löwenzahn kann er erkennen und über allem brummt und summt es. Da steht tatsächlich ein Bienenstock, grün gestrichen mit einer dicken gelben Blume am Einflugloch.
Klingt fantastisch. Nen bisschen wie bei Peter Lustig. :)


„Annemarie und ich bin schon Sechs.“
Wird das „Sechs“ echt großgeschrieben? Ich habe leider keine Regel dafür gefunden.


„Und wer hat den Ball geschossen? Wo sind deine Brüder?“
„Die Jungs schlafen noch und der Fußball gehört mir. Ich werde nämlich Kapitän in der Fußballliga.“
„Quatsch, du bist ein Mädel.“
„Na und?“

„Und wenn du geschossen hast, ist sowieso Schluss mit lustig, das gibt Ärger, aber richtig!“
Hier könntest du für meinen Geschmack etwas zurückschrauben.


„Na, hat wohl nicht geklappt. Komm mit!“ Ohne sich noch einmal umzudrehen[Komma nach Infinitivgruppe ?] geht Jochen zurück in seinen Garten.

Auch ein paar Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, Schade drum.
schade drum oder Schande drum?


Zwei Knirpse stehen davor und während einer versucht die hochliegende Klinke zu erreichen,
Die Klinke ist nicht „hochgelegt“, sondern sie liegt hoch. Deshalb getrennt, oder? :schiel:
Ich würde einen Punkt nach „davor“ machen.


Sie lächeln, nein, eigentlich wandern nur ihre Mundwinkel hinauf, der Rest sieht eher nach Heulen aus.
Haha. Gefällt mir. Ach, die kleinen Scheißgören sind schon süß.


Die Jungs taumeln eine Schritt zurück
einen


Ohne sich umzuschauen[Komma nach Infinitivgruppe?] laufen die beiden Hand in Hand zurück zum Nachbarsgarten.
Die anderen Male schreibst du Nachbargarten, ohne „s“. Ich denke, hier kann es auch weg.


„Nein, so einfach kommt ihr MIR? nicht davon.“

die beiden Jungs mit ihren zarten Stimmen Wörter wie: „Lieb sein!“ und „nochmal entschuldigen!“ flüstern. Aber sie kommen anscheinend gar nicht zu Wort, denn ihre große Schwester wettert in einer Lautstärke und mit einem Ideenreichtum an Schimpfwörtern,
vllt. das Erste gegen „Dinge“ austauschen?


„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“
"recht haben/geben" empfiehlt Duden. Großgeschrieben ist es aber nicht falsch.


Nein, der verdammte Vierbeiner will ihm nichts sagen.
'Vierbeiner' verbinde ich mit Hunden, vielleicht noch mit Katzen.

Mit Anlauf kommt der Hase auf ihn zu, springt einen guten Meter in die Höhe, verdreht sich schraubenförmig und landet direkt vor Jochens Füßen. Der schnappt nach Luft, nickt zaghaft und steht mit leicht wackeligen Beinen auf.
„Okay! Das war eindeutig.“
Achso? Für mich nicht. :Pfeif:

macht sich mit einem etwas zitterigen „Hallo“ bemerkbar.
zittrigen, ohne "e"?

die Zwillingen fassen sich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an den Händen.
Zwillinge

„Mir entgeht ja ein Teil meiner Gemüseernte, weil du nicht zielen kannst.“ Mit einem Finger zeigt er in Annemaries Richtung.
Gerade will diese aufbrausen, aber ein Tritt von ihrem Bruder lässt sie nur die Schultern hochziehen und ganz vorsichtig lächeln.
„Also werdet ihr auch Gemüse anbauen und mir etwas abgeben, sozusagen als Ausgleich.“
Hach, schöne Wendung.

Danke für die kleine Reise in die Schrebergartenkolonie. Ich finds schön, dass du Vokabeln aus dem gärtnerischen Fachjargon in den Text eingearbeitet(pun intended ;)) hast. Die Dosis stimmt für mich auch.

Liebe Grüße
wegen

 

Hi @greenwitch

Mensch, Du hast ja den Titel der Geschichte geändert. Habe die anderen Kommentare allerhöchstens überflogen und bin mir deshalb nicht sicher, ob das hier angeregt wurde. Ich find's nicht so toll. Den früheren Titel fand ich VIEL cooler.

Das nur zur Einstimmung. Über das große Ganze habe ich gar nicht viel Konstruktives beizutragen. Für mich funktioniert die Geschichte gut, vor allem hat sie zauberhafte Figuren. Diese grummligen Gärtner/innen und die frechen Kinder, das beherrschst Du wirklich hervorragend. Hier liegt für mich auch gleich das Aber.

Ich finde, Du traust Dich wenig. Du zeigst hier das, von dem ich weiß, dass Du es gut kannst, dass Du's schon gemacht hast. Ich würde sagen: Die Geschichte ist wirklich nett. Sehr nett. Und ich finde es ein bisschen schade, dass ich mehr darüber gar nicht denke. Denn eigentlich hast Du ja mit "Seltsam" getaggt, und es gibt da diesen Hasen, der eigentlich einen Schritt aus Deiner Komfortzone darstellen könnte. Aber dieses Element ist auch ... nett halt.

Ich hoffe, es ist nicht fies von mir, das so zu schreiben. Ich habe konkret für diese Geschichte auch keine Verbesserungsvorschläge, die sie von "nett" zu "hervorragend, spannend, gerne gelesen" erheben würde. Vielleicht, wenn der Hase irgendwie mächtiger wäre, Jochen mehr an seinem Verstand zweifeln lässt, wenn er Jochen in größere Verwirrung stürzen würde.

Nach dem ersten Lesen war ich mir unsicher, was genau Jochens Sinneswandel herbeigeführt hat. Der Hase schien es mir nicht zu sein, denn der winkt Jochen ja eigentlich nur zu, wenn er sowieso schon vorhat, rüberzugehen. Jochens Wandel, sein Entschluss, sich mit den Kindern zu versöhnen, erschien mir im ersten Lesedurchgang eigentlich zu plötzlich. Beim zweiten Lesen, glaube ich, das hier ist die Stelle:

„Ich hab's verbockt, das gibt garantiert Fußballverbot.“ Der Rest von Annemaries Weinen geht in Schluchzen unter.
Die Stimmen der Jungs kommen kaum dagegen an: „Entschuldige dich nochmal, er wird schon zuhören.“
„Nein, er ist ein sturer Brummkopf und Recht hat er auch noch.“

Da belauscht Jochen die Kinder und findet sie so nett und sieht sich selbst in Annemarie und bemerkt, wie sie ihn jetzt sehen, und DAS verursacht die Wandlung. So lese ich es zumindest. Ja. Nett. Und auch total sinnvoll. Jochen geht das Herz auf, angesichts seiner Identifikation mit Annemarie. Ich behaupte mal: Den Hasen hätte es nicht gebraucht. Und vielleicht hast Du ihn deshalb aus dem Titel entfernt?

Aber sicher bin ich mir mit meiner Kritik nicht. Vielleicht nimmst Du es eher als Wunsch für eine neue Geschichte: Wir beide wissen jetzt, dass Du mit wenigen Wörtern tolle, authentische, liebenswerte Figuren erschaffen kannst. Jetzt, wo Du weißt, dass Du Dich auf diese Fähigkeit verlassen kannst, kannst Du sie verwenden, um Dich auf eine neue Stufe, in unbekanntes Terrain zu wagen. Nur so eine Idee für die nächste, wenn ich schon jetzt nichts Konstruktives beizutragen habe. ;)

Kleinscheiß habe ich aber:

Haarscharf zischt der Ball an Jochens Kopf vorbei.

Sehr hübscher erster Satz, wie ich finde.

Er prallt gegen den Stamm des alten Boskops, springt, einige Blätter abreißend durch die Himbeeren, köpft drei Rosenkohlpflanzen, um dann klirrend das Frühbeetfenster zu durchschlagen.

Ich denke, da fehlt ein Komma vor "durch die Himbeeren". Dann hättest Du das "einige Blätter abreißend" sinnvoll von Kommata umgeben. Ich finde es gut, dass Du dieses Gärtnervokabular verwendest. Ich muss nicht jedes Wort verstehen. Was ich verstehe, ist, dass der Prot ein Experte ist. Und darum geht es schließlich.

Jochen steht mit offenem Mund vor seiner Gartenlaube, holt ganz tief Luft, in einer Hand frisch geerntete Radieschen, in der anderen sein Lieblingsmesser.
„Ihr Scheißgören!“ Spucke fliegt aus seinem Mund, die Ader auf der Stirn pocht und seine Gesichtsfarbe nähert sich mit jedem Schritt Richtung Frühbeet dem Rot der Radieschen.

In den ersten Sätzen eine ganz starke Figurenzeichnung. Wow! Ich habe ein klares Bild vor Augen.

Eine Minute später liegen die prallen Kugeln mit den weißen Spitzen wild verstreut vor dem Kasten, die sternenförmigen Zacken der Glasreste ragen drohend hervor, doch Jochen sieht nur noch den Ball.

Was passiert in der Minute? Steht er so lange mit offenem Mund rum? Glaube ich nicht.

Das Geschoss weit von sich gestreckt, wirft er einen Blick auf die Ligusterhecke Richtung Nachbargarten.

@Meuvind hat's im ersten Kommentar geschrieben: JKR verwendet in "Harry Potter" die Ligusterhecke als Inbegriff der Spießigkeit. So wie Du auch. Sehr hübsch! Insgesamt fällt mir aber auf, dass am Anfang sehr oft ein Wort auftaucht:

In seinem typischen Humpelgang stürmt Jochen Richtung des zentralen Hauptweges.
Das Tier sitzt aufrecht, legt jetzt den Kopf schräg und schaut forschend in seine Richtung.
Neugierig pirscht sich Jochen heran, immer wieder den Blick in alle Richtungen schweifen lassend.

Und später noch ein paarmal:

Der Hase hoppelt Richtung Gartentür, dreht sich um, hoppelt wieder auf ihn zu.
Jochen greift sich seine Saatgutkiste und geht energisch Richtung Gartentür.

Ich persönlich versuche, das Wort "Richtung" in literarischen Texten möglichst zu vermeiden. Klar, ganz ohne wird man selten auskommen, vor allem, wenn sich die Figuren ständig zwischen zwei Gärten hin und herbewegen. Aber es hat so etwas Technisierendes, etwas sehr Genaues, Objektives, das missfällt mir aus literarischer Sicht, wo wir uns in Jochens subjektiver Realität befinden (über die werde ich mich unten nochmal auslassen). Vielleicht kommst Du ein paarmal ohne explizite Richtungsangaben aus?

Jochen schaut sich um, aber das einzige Lebewesen in Sichtweite ist ein Hase. Jochen kneift die Augen zusammen und schaut noch einmal hin. Ja, das sind eindeutig die langen Ohren mit den schwarzen Spitzen und die unförmigen Hinterläufe eines Hasen.

Das finde ich seltsam. Jochen schaut erst hin und sieht: Das ist ein Hase. Und dann guckt er nochmal sehr genau hin, bestimmt detailliert die Hasenmerkmale und ja: Ist ein Hase. Entweder identifiziert er den Hasen auf einen Blick, oder er erkennt das Tier erst nicht und muss nochmal genauer hinsehen. Aber nicht beides.

„Annemarie und ich bin schon Sechs.“

Finde ich süß. "sechs" wird hier aber kleingeschrieben.

„Die Jungs schlafen noch und der Fußball gehört mir. Ich werde nämlich Kapitän in der Fußballliga.“
„Quatsch, du bist ein Mädel.“
„Na und?“

Wieder ein paar Wörter und zack: Ich habe ein klares Bild im Kopf. Das hast Du wirklich drauf!

Die Stimme des Mädchens zittert ganz leicht, trotzdem schiebt sie ihr Kinn vor.

Wessen Kinn auch sonst, wenn nicht ihrs? "das Kinn" würd's auch tun.

Ohne sich noch einmal umzudrehen geht Jochen zurück in seinen Garten.

Komma vor "geht".

Hinter sich hört er ein gemurmeltes ‚Man muss Bitte sagen‘ und als er am Haselstrauch vorbeikommt, sitzt dort der Hase.

Ich würde "bitte" hier klein schreiben, schließlich geht es nicht um die Bitte. Komma vor "und", da hier ein Nebensatz beginnt.

Auch ein paar Salatkeimlinge haben den Aufprall nicht überlebt, Schade drum.

"schade" klein.

Zwei Knirpse stehen davor und während einer versucht die hochliegende Klinke zu erreichen, späht der andere durch die Holzlatten und ruft zaghaft.

Komma vor "und während" und vor "die hochliegende".

Ohne sich umzuschauen laufen die beiden Hand in Hand zurück zum Nachbarsgarten.

Komma vor "laufen".

Immer wieder vernimmt er die beiden Jungs mit ihren zarten Stimmen Wörter wie: „Lieb sein!“ und „nochmal entschuldigen!“ flüstern.

Würde "Nochmal" auch groß schreiben.

Jochen bleibt ruckartig stehen und legt seinen Kopf schief, um besser lauschen zu können.

Wessen Kopf auch sonst, wenn nicht seinen eigenen?

Gefühlt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen.

Ich verdrehe immer die Augen, wenn jemand das Wort "gefühlt" benutzt. Da bin ich wahrscheinlich eine Extremistin, aber für mich ist das ein häufig überflüssiges Wort. Leute, die es verwenden, versuchen doch, sich von ihren Aussagen zu distanzieren. Häufig entlarven sie sich damit selbst und markieren, dass sie einen Fakt nennen, der überhaupt kein Fakt ist: "Gefühlt sind's vierzig Grad." – "Ja, aber Du bist kein Thermometer und kannst keine Gradzahlen spüren! Sag doch einfach, es ist heiß! Oder benutz ein Thermometer!"

Dieses Wort ist ja eine Relativierung, zeigt also die Subjektivität des Sprechers an. Aber da wir es mit einem personalen Erzähler zu tun haben, sind wir ja schon in einer subjektiven, einer "gefühlten" Realität. Jochen muss nicht den Leserinnen zeigen: Ich dummschwätze bloß, bitte nagle mich nicht drauf fest. Diese Relativierung ist doch unauthentisch. Viel besser fände ich: "Bestimmt hat das Mistvieh ein Stück aus seiner Hose gerissen!" Das wäre eine reine, unrelativierende, authentische Empfindung Jochens.

Der Hase blickt ihn, mit zur Seite geneigtem Kopf an und leckt sich das Maul.

Komma weg vor "mit".

Den Blick geradeaus brummelt er die ganze Zeit: „Nicht real!“ und „Nur die Nerven!“.

Würde den Punkt am Satzende wegmachen.

Annemarie wischt mit ihrem Trikot schnell über das verheulte Gesicht, die Zwillingen fassen sich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an den Händen.

"die Zwillinge" statt "die Zwillingen".

Das war's auch schon von mir. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen. Wie gesagt, für mich eine gelungene Geschichte, in der Du gekonnt Deine Stärken ausspielst. Ich würde mir nur wünschen, Du würdest ein paar Schritte aus Deiner Komfortzone heraus wagen. Vielleicht beim nächsten Mal.

Make it work!

Cheers,
Maria

 

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