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Fellatio

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14.07.2019
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Anmerkungen zum Text

Ich hatte diesen Text ,,Blowjob'' genannt, offensichtlich wegen des Bezugs zum Inhalt. Er erscheint mir nicht passend, mir will aber auch nichts anderes einfallen. Deshalb wird es vorerst dabei bleiben. Ich hoffe, das findet hier niemand anstößig.

Fellatio

Als ich mich auf den kratzigen Teppich kniete, zumindest ist es in meinen Erinnerungen ein Teppich, vielleicht hat er eigentlich Holzboden in seinem Schlafzimmer oder kalte, graue Fliesen, eigentlich auch egal, ich kniete mich auf den kratzigen Teppich und öffnete den Mund. Die Zunge ließ ich leicht raushängen, aber ich habe mich nicht getraut nach oben zu sehen, oder besser, ich tat so als würde ich mich nicht trauen, weil ich wusste, dass er es so wollte, er, der vor mir stand, nackt, seinen Penis in der Hand. Als ich da so kniete und die Zunge raushängen ließ, fragte ich mich, wie ich dorthin gekommen bin, also wie der Moment, in dem ich mich befand, sich aufgebaut hat, wo er anfing, wo wurde Moment Moment, also Realität? Fing er schon mit unserem Telefonat an, als ich die Frage stellte, auf die du die Antwort gabst, die dann dazu führte, auf direkte indirekte Weise, dass ich zu ihm fuhr, nicht ausstieg, sondern eine Station weiterfuhr und dann noch in einen Bus stieg und dann zu seiner Haustür lief und klingelte, alles wie im Traum, so als wäre das nicht ich, vielleicht fing es damit an.
Aber das Telefonat war doch erst später, würdest du jetzt einwenden, wenn du davon wüsstest und wenn ich mich mit dir darüber unterhalten würde. Ja, stimmt. Stimmt, das Telefonat war ja erst später, also was war es? War es die Vorahnung des Ganzen? Die Vorahnung, dass du mich nicht mehr liebst? Hat damit alles angefangen und hat der Moment dann nicht damit begonnen, dass du die Gefühle für mich verloren hast, unabhängig davon, wann es durch deine Worte Realität wurde?
Ich verstehe dich nicht, würdest du jetzt sagen, weil warum stelle ich diese ganzen Fragen, es war ja nur ein Moment, etwas, wofür ich mich bewusst entschieden habe und etwas, dass dann passiert ist und Moment wurde, weil es passiert ist, nicht wegen mir. Nicht weil ich etwas getan habe oder nicht getan habe. Und ich würde dann fortfahren, so als hätte ich dich nicht gehört, ich würde fortfahren und erzählen, wie ich auf diesen kratzigen Teppich kniete, der vielleicht nur in meinen Erinnerungen ein Teppich ist. Ich schaute dann doch zu ihm hoch, weil er mit seiner Hand, die nicht seinen Schwanz hielt, unter mein Kinn packte, und ich wusste, dass ich zu ihm hochschauen sollte. Seine Eichel war Millimeter von meinem Gesicht entfernt und ich dachte über die Unterschiede zwischen euren Penissen nach. Und dann dachte ich an meine Mutter und dachte darüber nach, was sie wohl denken würde, wenn sie wüsste, dass ich gerade nicht mit meinem Gepäck bei mir Zuhause angekommen bin und mir noch was zu Abend koche. Kurz hörte ich deine Stimme, ich schwöre, dass ich kurz deine Stimme hörte, die mich fragte, warum ich denn wieder bei meiner Mutter war. Und dann dachte ich darüber nach, warum mir das egal war und warum es mir egal war, dass ich kniete und nach etwas lechzte, scheinbar, was ich gar nicht wollte. Jedenfalls machte ich weiter, von mir aus, dachte ich, warum denn auch nicht, und ich nahm seinen Schwanz in den Mund und es schmeckte nach Nichts und ich fand das passte. Ein Haufen von Nichts in meinem Mund, quasi.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich mich öfters davon abhalten musste, einfach loszulachen. Es klappte, indem ich daran dachte, dass ich mich mit dir nicht davon hätte abhalten müssen. Mit dir hätte ich lachen dürfen. Das klappte, weil mir das Lachen dann im Hals stecken blieb.
Als ich wieder aus der Wohnungstür trat und die Treppen nach unten ging und dann raus auf die Straße, mitten in der Nacht, weil er neben mir eingeschlafen ist, mit seinen Armen um mich, und ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte und am nächsten Tag arbeiten musste, eigentlich war es fast morgens, es war schon hell, denn du hast im Sommer Schluss gemacht, erinnerst du dich? Als ich wieder aus der Wohnungstür trat und dann draußen war, als ich bemerkte, dass es hell war oder wurde und die Leute schon wach waren, jedenfalls die auf den Straßen, und alles so war wie immer, jedenfalls fast, fragte ich mich wieder, wie bin ich hierhin gekommen? Und erst dachte ich, durch dich. Du hast mir das angetan. Und dann dachte ich, durch ihn, er war es.
Und in dem Moment, als ich dort aufrecht stand, noch vor der Türschwelle, schloss ich kurz die Augen, ich fühlte, dass ich ich war, ich hob meine Hand und dachte ,,ich hebe jetzt meine Hand'' und hob meine Hand. Und dann dachte ich ,,Durch mich''.

 

Hallo @lichtdebakel
und ein herzliches Willkommen hier!

Bei Debüttexten in Ich-Form bin ich oft etwas skeptisch, und ich stelle deshalb voran, dass meine Komentare ausschließlich dem Text als Text gewidmet sind und keine Kritik an deiner Person ist!
Wenn ich also zum Beispiel schreiben würde "Was für eine Tussi!", dann meine ich damit, dass der Text mir diesen Eindruck deines Protagonisten vermittelt, und nicht, dass, falls der Text autobiografische Züge haben sollte, Du eine Tussi bist!
Ich merke gerade beim Schreiben des Kommentars mal wieder, dass ich Züge eines Kamelions habe, denn ich versuche im Kommentar Deinen Schreibstil zu übernehmen und baue verschachtelte Sätze und habe wirre Gedanken im Kopf. Das mag nicht schlimm sein, aber soll und darf Dich in die Lage des Lesers Deines Textes versetzen, wenn Du meinen Kommmentar hier liest. Und zwar vom Stil her, der schon ein wenig anstrengend ist, allerdings passt der Stil auch zu den Wirrungen im Kopf des Protagonisten. Insofern ist das vielleicht gar kein "Kritik"-Punkt, sondern nur eine Feststellung, wie der Text wirkt.
Eigentlich mag ich ja in die Köpfe anderer Leute gucken, dass soll heißen, dass mir die Grundidee Deines Textes gefällt. Besonders als Mann will man ja endlich mal wissen, was "dabei" im Kopf einer Frau vorgeht - und ja, wenn ich das so lese, bin ich dann doch froh, dass ich es eigentlich nicht weiß. Und ja, es bestätigt auch noch das allgemeine Klischee, dass Frauen so viel quasseln, wenn mann liest, was da im Kopf abgeht.
Ich hatte erst Schwierigkeiten, "er" und "du" auseinanderzuhalten, beziehungsweise zu begreifen, wer mit was gemeint sein könnte, aber im nachhinein finde ich den inneren Dialog mit ihm gelungen.

Und dann dachte ich ,,Durch mich''.
Danke für diesen Schluß - jemand, der nach vielen Wirrungen doch Selbstreflexion hinbekommt - ein schöner Schluß für mich.

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Kommentar etwas anfangen ;)
viele Grüße
pantoholli

 

Mir gefällt der Text auch, ich mag diesen Stil des verschachtelten Monologs. Das ist aber eine schwierige Kunst. Hier verliert mich dieser in der Mitte etwas, ohne dies jetzt direkt an eine Stelle festmachen zu können (ähnlich wie bei @pantoholli kommt das mit dem Ich & Du dazu).
Ein paar Absätze würden dem Text daher vielleicht gut tun und vielleicht auch mal ein Moment des Verschnaufens. Außerdem finde ich es immer sinnvoll, die sinnliche Erfahrung von Figuren zu schildern. Wir erleben hier vornehmlich Gedankenwelt. Diese kann sehr einnehmend sein. Aber vielleicht wäre nochmal auf den Teppich zurückzukommen, das Tasten, das Hören (gedämpfte Atmosphäre drum herum) und, ja, auch das Schmecken.

Ansonsten herzlich willkommen und viel Spaß!

 

Hallo @lichtdebakel,
das ist ja ein einziges Gedankengebrabbel. Aber das ist ok. So geht es nun mal ab und an zu in Köpfen.
Die Story ist klein. A wurde verlassen und bläst in ihrer Verletztheit den nächstbesten Schwanz. Fertig. Das ist auch ok. Wenn das die Geschichte ist...

Nur darfst du dieses Gebrabbel nicht unterbrechen mit Erklärungen, auch nicht wenn du sie brabbelnd gibst.
"er, der vor mir stand...": Unnötig! Wer denn sonst?

"Die Vorahnung, dass du mich nicht mehr liebst?" Das stört mich wirklich beim Lesen. Da springst du in eine Ebene, die hier gar nichts verloren hat. Das Wort" Liebe" ist hier tabu. Lass doch den Leser selbst irgendwie kapieren, warum sie das tut, was sie tut.

"...lechzte, scheinbar, was ich gar nicht wollte..." Hier wirfst du mich ab. Sie lechzte danach? Wirklich? Das Ganze liest sich aber gar nicht so. Und wenn doch, wäre es ein Konflikt und eine ganz andere Geschichte.

Aber ansonsten...Das passt schon. Auch, dass du keine Absätze machst. Der Wechsel zwischen "Du" und "Er". Der Text darf und soll das Durcheinander im Kopf ja spiegeln. Finde ich stimmig.
Das "Unerotische" dieses Blowjobs hättest du ruhig noch etwas drastischer zeigen können, wenn der Leser spüren soll, dass sie wirklich in diesem Moment "von allen guten Geistern verlassen" ist. Vor allem von sich selbst. Der Schluss ist ja fast so etwas wie ein Happy End. Sie kommt zu sich und nimmt die Verantwortung an. Geschmackssache! Hätte ich mir vielleicht geschenkt.
Willkommen bei den Kriegern, Lichtdebakel.
wander

 

Also meine Vorredner gehen ganz selbstverständlich von einer Frau aus, kann ja auch ein Kerl sein, denke ich... aber egal. Bei einem Gedankenfluss wie du ihn gemacht hast, sind Absätze zwar nett, weil sie das Lesen erleichtern, aber es geht ja nicht immer darum, es dem Leser leicht zu machen. Im Kopf machen wir auch keine Absätze. Da fließen halt die Gedanken, da geht es drunter und drüber. Ich finde, da passt auch eine Form ganz ohne Absätze, auch wenn es eben beim Lesen "störend" ist. Andererseits rutscht man so gewissermaßen durch den Text. Ich finde Form und Inhalt passen zusammen.

 

Hallo @lichtdebakel,
Ich finde deinen Text leicht verwirrend geschrieben, obwohl der Inhalt recht einfach ist. Dennoch finde ich, dass die Ich-perspektive gut zu der Geschichte passt. Der eigentliche Akt hätte (meiner Meinung nach) etwas expliziter beschrieben sein können, denn das hätte die Situation besser dargestellt. Aber das ist nur meine persönliche Ansicht.
Mit freundlichen Grüßen

 

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